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Nr. 214. 28. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 13. September 1911.

3. Deutscher Städtetag.

Posen, 12. September 1911. Telegraphischer Bericht.

Als ersten Gegenstand enthält die zweite und lehte Sigung des Deutschen Städtetages die

Stellungnahme zur Frage der Arbeitslosenversicherung. Die beiden Referenten sind die Oberbürgermeister Wa II= raf Köln und Dr. Adickes- Frankfurt a. M., die der Versamm­lung folgende Leitfäße unterbreiten:

1. Von starter menschlicher Teilnahme für die Nöte der un­verschuldet Arbeitslosen erfüllt, sind viele Stadtverwaltungen seit geraumer Zeit bemüht gewesen, Hilfe zu bringen, aber die Erfolge waren nur bescheiden. Das Verlangen nach einer umfassenden Arbeitslosenversicherung macht sich daher immer wieder geltend, und die Stadtverwaltungen haben um so mehr Anlaß zum Stu­dium dieser Fragen, als neuerdings die bayerische und badische Staatsregierung bersucht haben, den Städten in erster Linie die Verantwortung für die Organisation der Arbeitslosenversicherung zuzuweisen.

2. Den sichersten Ausgangspunkt der Untersuchungen bildet die auf Anregung des Reichstags vom Kaiserlich Statistischen Amt, Abteilung für Arbeiterstatistik( Regierungsrat Dr. Leo), herausgegebene große Denkschrift über die Versicherung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit im Ausland und in Deutschland ( 1906). Und zwar ist es vor allem wichtig, die Ausführungen dieser Denkschrift über Umfang und Ursachen der Arbeitslosigkeit, gegen welche die Versicherung geplant ist, d. H. der Arbeitslosigkeit cines arbeitswilligen und arbeitsfähigen Arbeiters, der eine an­gemessene Beschäftigung nicht finden kann, scharf und bestimmt zu erfassen.

3. Soweit die bisherigen Erfahrungen und Ermittlungen reichen, sind Gründe und Umfang der Arbeitslosigkeit und auch das Versicherungsbedürfnis in den einzelnen Gewerben äußerst verschieden. Ein großer Unterschied ist vor allem dadurch ge= geben, daß in den Wetter- Saisongewerben, namentlich Land­wirtschaft, Binnenschiffahrt und Baugewerbe mit Hilfsgewerben, alljährlich an einer nach dem Jahresdurchschnitt in weitem Um­fang feststellbaren Zahl von Tagen die Arbeit im Gewerbe aus Hlimatischen Gründen mit Sicherheit ausgeschlossen ist, während im übrigen die Arbeitslosigkeit durch Geschäftsstockungen, Aende­rungen im Gewerbebetrieb, Ueberfüllung des Berufes und andere ungewisse Umstände verursacht wird. Ganz besonders geartet ist außerdem die Arbeitslosigkeit der sogenannten Gelegenheits­arbeiter. Das Versicherungsbedürfnis ist überdies in den ein­zelnen Berufen auch deshalb sehr verschieden, weil die Möglich­feit von Rebenerwerb und Nebenbeschäftigung in der arbeits­losen Zeit außerordentlich verschieden ist. Eine sorgfältige Unter­scheidung und eine gesonderte, den eigentümlichen Verhältnissen der einzelnen Arbeiterklassen angepaßte Behandlung der ber= schiedenen Fälle und die Herausarbeitung der in den einzelnen Fällen ratsamen und verwendbaren Versicherungseinrichtungen ist um so mehr geboten, als eine allgemeine Arbeiterversicherung zurzeit schon deshalb ausgeschlossen erscheint, weil ihre Voraus­febung ein allgemeiner Arbeitsnachweis nicht vorhanden ist und voraussichtlich auch in naher Zeit nicht vorhanden sein wird. 4. Die Grundfrage jeder Organisation für Arbeitslosen= versicherung ist die Frage: ob und in welchem Umfang ein staat­licher Zwang angewandt werden soll? Für ihre Beantwortung ist der Umstand, daß im Deutschen Reich die Gewöhnung an Zwang auf diesem Gebiete weiter verbreitet ist, als in den meisten anderen Ländern, deren Arbeiterversicherung auf Freiwilligkeit 190 beruht, bei Bezugnahme auf Maßnahmen des Auslandes sorgsam zu beachten. Jedenfalls sind bei uns hervorragende Kenner der Ansicht, daß durchgreifende Erfolge nur bei Zwang erreichbar find, und auch wir müssen nach unseren Erfahrungen bestätigen, daß die bisherigen Versuche freiwilliger Versicherung( sogenanntes Genter und Kölner System) gerade da, wo nach ziemlich all­

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Arbeitermöbel.

Die Frage der Arbeitermöbel hat in den letzten Wochen im er­höhten Maße die Oeffentlichkeit beschäftigt. Anlaß dazu gaben die Ausstellungen im Gewerkschaftshause und die gelegentlich der

Möbelmesse im 300; die eine von Konsumenten-, die andere von Produzentenseite hervorgerufen.

gemeiner Auffassung am dringendsten Hilfe nottut, bei den Bau­arbeitern und den ungelernten Gelegenheitsarbeitern, nur ganz unzureichende Hilfe gebracht haben. Diese Erfahrung zeigt zu gleich, daß die Frage des Zwanges keineswegs einheitlich behan­delt werden kann, daß vielmehr für die einzelnen Arbeiterklassen eine Untersuchung unerläßlich ist, ob für sie mit Rücksicht auf die Stärke des Versicherungsbedürfnisses ein Versicherungszwang irgendwelcher Art im allgemeinen Interesse nötig und möglich ist, wobei auch der für einzelne Gewerbe mancherlei Vorteile bie­tende Sparzwang mit zu berücksichtigen sein würde.

pflichtung, die über die Armenpflege hinausgeht, für uns zurzeit nicht vor.

Der britische Gewerkschaftskongreẞ.

6. Tag.

London , 9. September 1911.

5. Eine fernere wichtige Frage betrifft die Aufbringung der Beiträge durch die zunächst Beteiligten, d. h. die Arbeiter und Arbeitgeber, und kann gleichfalls nur für die einzelnen Gewerbe erfolgreich untersucht und beantwortet werden. Die Lage und Leistungsfähigkeit des Gewerbes, seine Konkurrenzfähigkeit gegen­über den Gewerben des Auslandes, die Gründe der Arbeitslosig- Den Hauptpunkt der Verhandlungen bildete die von Will feit im Gewerbe( klimatische und andere) spielen hierbei eine ent- Thorne begründete Resolution über die Verschmelzung der Ar­scheidende Rolle; ebenso die Höhe der Löhne, die für viele Ge- beiterorganisationen, die folgenden Wortlaut hatte: werbe jetzt durch Tarifverträge einheitlich geregelt sind.

Mit der heutigen furzen Vormittagssißung nahm der 44. Ge­werkschaftskongreß ein Ende. Die Sizung wurde eröffnet mit einer Beileidskundgebung für den Führer der parlamentarischen Arbei­terpartei, dessen Frau, eine unermüdliche und wackere Kämpferin in der Arbeiterbewegung, die sich besonders große Verdienste um die Organisation der Arbeiterinnen erworben, soeben einer schwc­ren Krankheit unterlegen ist.

6. Noch schwieriger liegt die prinzipiell wie praktisch außer ordentlich wichtige, und trotzdem oft leichthin behandelte Frage der Zuschüsse aus öffentlchen Kaffen, welche gleichfalls ohne Rück­sicht auf die Verhältnisse in den einzelnen Gewerben nicht zu treffend beantwortet werden kann. Es ist z. B. kein Grund er­sichtlich, warum eine öffentliche Beihilfe für Fälle gegeben werden soll, in denen die Arbeitslosigkeit nur aus klimatischen Gründen eintritt.

7. Ferner kann die Vorausseßung jeder Arbeitslosenversiche­rung: nämlich ein gut geordneter Arbeitsnachweis für die beruf­lich geschulten Arbeiter nur für die einzelnen Gewerbe geregelt werden.

" Dieser Kongreß ist der Ansicht, daß es höchst wünschenswert ist, Schritte zu tun, um die verschiedenen Gewerkschaften und Gesellschaften, die augenblicklich dem Gewerkschaftskongreß und der Arbeiterpartei angehören, zu einer wirksamen Zentralorga­nisation zu vereinigen, und zwar zu dem Zweck derselben Ge­legenheit zur Diskussion gewerkschaftlicher und Arbeiterange= Tegenheiten zu verschaffen, die augenblicklich existiert. Dieser Kongreß beauftragt daher das Parlamentarische Komitee mit dem Exekutivausschuß der Arbeiterpartei zusammen einen Plan auszuarbeiten, der sich mit der Gründung einer Zentralförper­schaft, die den obigen Zweck hat, befaßt."

Hill( Kesselschmiede) unterstützte die Resolution und führte aus, daß der Kongreß, als er beschloß, ein Arbeitervertretungs­8. Wenn hiernach sowohl die Gründe der Arbeitslosigkeit fomitee zu gründen, nicht beabsichtigt habe, eine Sonderorganisa als das Verbitterungsbedürfnis in den einzelnen Gewerben sehr tion ins Leben zu rufen. Man habe sich das Komitee ursprünglich verschieden sind, und auch die grundlegenden Fragen des als ein Komitee des Gewerkschaftskongresses gedacht. Zu dieser Zwanges, der Verteilung der Beiträge, der öffentlichen Zuschüsse Position müsse man zurückkehren. Die Mitglieder machten ein und des Arbeitsnachweises nur nach den Bedürfnissen der einzel- Geschrei über die vielen Kongresse, die im großen und ganzen die­nen Gewerbe beantwortet werden können, so ist die weitere För- felben Angelegenheiten berieten. Man rate den Gewerkschaftern, derung einer rationellen Arbeiterversicherung nur durch Unter- sich streng abseits von der Politik zu halten. Das sei unmöglich; suchung der Verhältnisse in den einzelnen Gewerben zu erzielen. Die Gewerkschaften bildeten eine politische Partei. Das hätten Diese kann aber nicht von den Stadtverwaltungen allein 181 sogar die Gerichtshöfe entschieden, als sie die Ansicht aussprachen, in Städten mit über 25 000 Einwohnern, sondern nur einheit- daß sich gewisse Gewerkschaften dem Gewerkschaftskongreß nicht an­lich von der Reichsregierung oder den Landesregierungen durch- schließen könnten, da sich der Kongreß mit politischen Fragen be= geführt werden. Die Ueberweisung der weiteren Bearbeitung der schäftige. Wenn sich die Gewerkschaften vor den Gerichten fürchte­Fragen der Arbeitslosenversicherung an die Gemeindeverwaltun- ten, so sollten sie doch gleich ihre ganze Tätigkeit einstellen. Man gen ist daher nur eine Verlegenheitsauskunft, um die eigentlich müsse den Gesetzen trogen, die den Gewerkschaften die politische verantwortlichen Stellen Regierungen wie Parlamente von Tätigkeit untersagten.

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nommen.

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Verantwortlichkeit zu befreien. Alle Gemeindeverwaltungen, auch Morris( Maurer) sprach sich für die rein gewerkschaftliche diejenigen, welche aus freiem Entschluß bisher Versicherungs- Tätigkeit des Kongresses aus. Die Szene, die gestern während der einrichtungen irgendwelcher Art für Arbeitslose geschaffen haben, Beratung der Resolution über das Schulwesen hervorgerufen wor­sowie alle wahren Freunde rationeller und wirksamer Versiche- den sei und deren Wiederholung wohl niemand wünsche, zeige, rung sollten gegen diese versuchte Verschiebung der Verantwort- wohin die politische Tätigkeit der Gewerkschaften führe. Auch lichkeiten Verwahrung einlegen und von den Regierungen for- Jones( Kesselschmiede) sprach sich gegen die Verschmelzung der dern, daß von ihnen unverzüglich die erforderlichen Untersuchun politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung aus. Die gen geleitet werden, um sowohl das Versicherungsbedürfnis, als Resolution wurde von dem nur schwach besetzten Kongreß ange­die Mittel zu seiner Befriedigung für die einzelnen Gewerbe­und Arbeiterklassen zu ermitteln und festzustellen. Soweit die Stadtverwaltungen hierbei, insbesondere bei Untersuchung der Verhältnisse der Gelegenheitsarbeiter hilfreiche Hand leisten fönnen, werden sie gern dazu bereit sein. Daß diese Unter­suchung die Verhältnisse der Bauarbeiter in erster Linie ins Auge zu fassen hätte, ergibt sich aus den Ausführungen unter Nummer 4." Bei diesen Untersuchungen wird auch zu prüfen sein, ob zur Beschaffung schneller Hilfe unter besonderen örtlichen Verhältnissen vor einer Erledigung der übrigen Fragen zu nächst für einzelne Kommunalverbände reichs- und landesgesetz­lich eine obligatorische Arbeitslosenversicherung für Lauarbeiter einzuführen wäre.

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Ein interessanter Zwischenfall war das Verlesen eines Briefes, den eine alte Dame, Besizerin von Eisenbahnaktien, an die Direk­toren einer Eisenbahngesellschaft geschickt hat. Die Aktienbesiperin, die die Chartistenbewegung mit erlebt hat, teilt den Eisenbahn­magnaten darin mit, daß sie 45 Schilling, den Betrag der halb­prozentigen Dividendenerhöhung des letzten Jahres, der Gewerk­schaft der Eisenbahnangestellten überwiesen habe, da sie mit ihrem Gewissen es nicht vereinbaren fönne, diesen auf Kosten des Lebens­blutes der schlecht bezahlten Angestellten erworbenen Profit angus nehmen. Der Kongreß schloß mit den üblichen Dankesworten. Jm nächsten Jahre wird der Kongres in Newport( Monmouthshire ) Oberbürgermeister Wallraf- Köln erörtert zunächst die abgehalten werden. Will Thorne wurde zum Vorsitzenden des Frage, ob die Deffentlichkeit verpflichtet sei, eine Fürsorge für parlamentarischen Komitees gewählt und wird daher auch im Arbeitslose einzurichten. Unzweifelhaft liegt eine gesetzliche Ver- nächsten Jahre als Vorsitzender des Kongresses fungieren.

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Der Kampf gegen die Abzahlungsgeschäfte ist nicht ein Kampf gegen die Personen der Inhaber, sondern gegen schlechte Arbeit, unverschämt hohe Preise und harte Kaufbedingungen. Wenn hier jene Produzentengruppe Abhilfe schaffen wollte, so wäre das ein Fortschritt gewesen.

Kleines feuilleton.

Herbstzeitlosen.

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Der Sommer stand abschiednehmend im Tal. Zum leßtenmal Es ist darum nicht zu verwundern, daß dieses Streben die Sympathie weiter Kreise gewonnen hat. Der Ausgang dieses sah er die Menschen, die er liebte, die Kinder und Liebenden, die Kampfes hat leider nicht gehalten, was er versprach. Beide Par- Blüten, er fing die schwirrenden Schmetterlinge, er nahm der Erde An sich ist die Veranstaltung von Ausstellungen Sache des teien, auch die bisher fiegreiche, haben ihren Frieden gemacht und den Duft und den Glanz, die glühenden Sonnentage und die Produzenten, der zeigen will, was er hat. Wenn nun in jenem zu Bedingungen, die den Freund einer Besserung trübe stimmen schwülen Nächte. Lange stand er am Rain ersten Falle die Verbraucher ausstellen, so werden sie notwendiger- müssen. abschiednehmend... Die Tischlermeister geben den Kampf auf gegen die Aus öden Felsen, aus verwittertem Gestein schritt der Herbst weise zu oberst betonen, was sie wünschen, was sie fordern. Und schlechte Arbeit und die hohen Preise der Abzahlungsgeschäfte. so sehen wir denn auch in der Musterwohnung" nicht eine restlose auf ihn zu, in langen grauen, schleppenden Gewändern. Starr Und die Abzahlungsgeschäfte? Sie werden für eine geringe waren seine Augen, und die Hände waren fahl, wie die Blätter Erfüllung all unserer Wünsche, sondern deren vielleicht etwas herbe Abfindungssumme und einige unverbindliche Versprechungen den wurden, die er im Gehen streifte... Der Sommer hob feine Betonung; nicht ein Anbiedern an alte Gewohnheiten, sondern ein sachverständigen und berufenen Mahner die Tischlerinnung Rider: absichtlicher Bruch mit manchen von ihnen. Dabei geschieht es los und dürfen noch dessen neugewonnenes Renomee für sich aus­leicht, daß man scheinbar zu puritanisch wird. schlachten. Die Tischlerinnung hindert sie nicht daran, nach wie vor für schlechte Ware hohe Preise zu nehmen.

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Die Ausstellung der Produzenten ist notwendigerweise mehr auf den Verkauf zugeschnitten. Man produziert und stellt aus, um Der einzelne Tischlermeister, der auf solche Lieferungen ange­das Geschäft zu beleben, um die Ware abzusetzen. Daher wird wiesen ist, mag sich mit diesem mageren Vergleich begnügen; für mehr Rücksicht auf die Gewöhnung des Auges genommen: durch das Publikum aber kann damit der Kampf gegen die Auswüchse Heine Berzierungen, durch Intarsien und durch die Holzarten. Es des Abzahlungshandels nicht erledigt sein. Der Konsument darf wäre falsch, solche Nettigkeiten als Fortschritt zu betrachten. Es fich nicht mehr mit allem Schund begnügen; er muß lernen, höhere tommt nicht nur darauf an, die kleinen Wünsche des Inkonsequenten Ansprüche auch auf dem Gebiete der Wohnungseinrichtung zu zu erfüllen, sondern allein auf die Tendenz: Die Grundsäße der stellen. Ist dies heute der breiten Masse nicht ohne wetteres mög­modernen Wohnungskunst auch auf die einfache Wohnungseinrich lich, so muß es ihr ein unbedingtes Ziel werden. Deswegen sprechen tung zu übertragen, als da find: Zweckmäßigkeit, Materialechtheit wir bei diesen Bestrebungen mit Recht von Arbeitermöbeln", und Schönheit. Daß dabei dieser und jener Versuch nicht gleich solchen, in denen die Bedürfnisse einer vorwärts schreitenden Schicht alle berechtigten Anforderungen erfüllt, darf nicht Wunder nehmen. zum Ausdrud kommen sollen. Dabei ist Form und Farbe allein Während die gut bürgerliche, die vornehme Wohnung einen langen nicht einmal jeweils das Wesentlichste. Entivickelungsgang hinter sich hat und die Bedürfnisse ihrer In­fassen seit Jahren von Künstlern und Handwerkern zu erfüllen gesucht wurden, fehlt beides der Arbeiterwohnung.

Nun aber ist es anders geworden. Wie der moderne Arbeiter heute nach Kultur lechat, wie er nach Wissen dürftet, nach guten Stonzerten verlangt, sich nicht mehr mit dem Spektakelstück auf der Bühne begnügt, so wird auch das Verlangen nach einer schönen und guten Häuslichkeit in ihm wach. Er stellt höhere Lebensansprüche; und das ist ein Kulturfortschritt.

Wenn durch solche Veranstaltungen der einzelne Arbeiter an­geregt wird, seine wirklichen Bedürfnisse und Ansprüche zu erfor­schen, wird sich die Produktion nicht ablehnend verhalten können. In dem lebhaften Interesse, das diese Bestrebungen in der Deffent­lichkeit finden, spiegelt sich der kulturelle Aufstieg der Arbeiterklasse wieder. Franz Kißner.

" Ich habe an die Menschen gedacht, im Tale. Da habe ich dich nicht kommen gefühlt. Es tut mir so weh, von ihnen scheiden zu müssen, sie deinen zerstörenden Händen zu lassen." Und der Winter, junger Sommer?"

" Der Winter ist anders wie du. Der Winter ist die Aus­lösung, die Ruhe. Der Winter ist die große lautlose Stille. Du bist das Sterben, und die Menschen, die meinen Kuß auf ihrer Stirn fühlen, die kämpfen gegen dich."

alle."

Die grauen Lippen des Herbstes lächelten höhnisch:" Nicht ,, Nein, nicht alle...."

Des Sommers Trauer durchwehte das Tal mit leisen Winden. Ich lehre die Menschen, das Leben zu lieben. Ich lehre sie start zu sein wie die schaffende Erde und schön wie ihre vollste Entfaltung. Ich will mit meinem ganzen Herzen, daß alle Men­fchen glücklich sind."

Sommer, gib mir den Weg ins Tal frei!" fehlend empor. Nebel stiegen aus den Niederungen, fahle Hände hoben sich be­" Ich bitte dich, bitte dich: Gib den Menschen, die von mir träumen, ein 8eichen! Künde ihnen deinen Einzug und laß sie noch einmal lächeln, bevor deine Stürme, deine vernichtenden Stürme über sie hirbrausen!"

Und der Sommer, der junge leuchtende Sommer, zog ein paar zartgetönte traurige Blüten aus seinem Gürtel und reichte sie schweigend dem Herbst hin. Der faßte sie mit seinen schlanken, grausamen Händen und stieg langsam ins Tal hinab. Und dann streute er die Blumen vor sich hin, die zarten, seltsamen Blumen, die ein lebtes welkendes Blühen, ein letztes Lächeln des scheidenden

Notizen.

Auf das, was neulich Gustav Reinre über die Unmöglichkeit Auch der Musterwohnung im Gewerkschaftshaus, dem Wett- eines klassenbewußten Möbels sagte, wollte ich eine theoretische Ant­bewerb der Möbelmesse und nicht minder allen früheren Versuchen, wort geben. Da kam mir der vorstehende Artikel meines Freundes Arbeitermöbel zu schaffen, einschließlich einer gegenwärtig in Köln Rißner zu Gesicht. Er scheint mir das, um was es sich zunächst bei stattfindenden Ausstellung, ist der Vorwurf gemacht worden, die dem ganzen Problem handelt, durchaus richtig zu erfassen: das Möbel seien für Arbeiter zu teuer. Es ist dabei gleichgültig, ob Praktische. Wohl bin ich der festen, aus der Geschichte abftrahierten Die Preisgrenze 800, 900 oder 1100 Mart ist. Sollen wir aber Ueberzeugung, daß die Auffassung jeder optisch wahrnehmbaren Sommers künden. Herbstzeitlosen! daraus wirklich dem Aussteller einen Vorwurf machen, der als Form als einer Materialisation von wirtschaftlichen, sozialen und Muster doch auf jeden Fall Gutes bieten will? Reineswegs! Wenn politischen Kräfteparallelogrammen der gründlichen Durchdenkung wir eine Lehre daraus ziehen wollen, so die, daß das Einkommen standhalten muß. Andererseits meine ich allerdings, daß es besser der meisten Arbeiter zu niedrig ist, um sich eine solche einigermaßen tut, die Dogmen, die Naturgeseße der geistigen Entwickelung, sich menschenwürdige Umgebung zu schaffen. Hier muß der Hebel an- or aller Augen aus den Erfahrungen des Alltages absondern zu laffen, als sie zum Ausgangspunkt der Praxis zu machen. Warten jetzen. Zum anderen haben aber die Versuche bewiesen, daß innerhalb wir ruhig ab, ob es nicht doch dahin kommt, daß das Proletariat in von Breisgrenzen, die. in der Praxis häufig noch überschritten dem Sichtbaren der Kultur eine genau so wichtige Waffe begreifen werden, sich Gutes, zum mindeſten weit Besseres leisten läßt, als wird, wie einst die Könige sie in der Pracht und nicht etwa in der der Durchschnitt der Möbellieferungen dieser Preislage heute ist. Mauerndide der Schlösser begriffen sehen wollten. Der Peters­Und gerade auf diesem Gebiet war das Unterfangen der Berliner dom war keine Geschmacksfrage, vielmehr eine Demonstration der Tischlerinnung zu begrüßen, ihren Wettbewerbswohnungen eine Macht. Daß auch das Arbeitermöbel( als ein Teil der sichtbaren landläufige Abzahlungswohnung gegenüber zu stellen. Das lag Kultur) ein Machtfaktor werde, danach laßt uns arbeiten. Diese fowohl im Intereſſe der Käufer wie der Produzenten; denn an solch Absicht ist die Seele der Kommiſſion für vorbildliche Arbeiterwoh­minderwertiger Arbeit, die zu niedersten Preisen geliefert werden, nungen im Gewerkschaftshause; ich bin nur ein Funktionär. Robert Breuer, muß, hat auch dieser kein Interesse

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Sonja Reviné.

Heftige Pflichten", die neue Komödie von Ludwig Thoma , wurde für das Wiener Hofburgtheater erworben. Herr von Hülsen, der Berliner Hoffunstleutnant, wird nie in die gleiche Lage kommen!

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-Ein Liszt Rubinstein Bülow Denkmal wirs nächstens in Wien enthüllt werden.-

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Ein Liszt Rubinstein- Bülow Denkmal wird eine meisterhafte Hebertragung von Victor Hugos Gedichten über die Legenden der Jahrhunderte" in norwegischer rhytmischer Prosa erscheinen.­