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Hartleib- Hannover :

Sa haben wir in Ser lebten Zeit Symptome, die auf die Möglich-] Bedingung stellen, daß das Wahlrecht nicht geändert wird. Wer keit des Aufstandes hindeuten. Und daß eine teilweise Erwerbung diese Bedingung nicht unterschreibt oder nicht in anderer Weise Bei dem Wahlkampf werden ungeheure Massen von Flugblät von Marokko in den Verhandlungen mit Frankreich auch nicht Gewähr gibt, darf nicht unterstübt werden. Dann muß er sich tern von allen Parteien verteilt, aber diese Flugblätter werden sehr zur Beruhigung beitragen würde, steht fest. Es wird jetzt erklären gegen eine Beschränkung des Vereins- und Ver meist nicht gelesen. Wir sollten deshalb einmal dazu übergehen, und des schon geschrien, daß Marokko den Franzosen nur 10 Millionen fammlungsrechtes Koalitionsrechtes. ähnlich wie es bereits im Jahre 1893, 1907 und auch bei dem Frant fostet. Das sei eine Kleinigkeit. Aber wenn wir erst Was auf diesem Gebiete vorliegt an Klagen, ist so deutlich, daß wis preußischen Wahlrechtskampf geschehen ist, illustrierte& lug­da eingerückt sind, werden sich ganz andere Summen zeigen. froh sein müssen, wenn wir das, was wir haben, aufrechterhalten. blätter zu verbreiten. Wir könnten z. B. Elendsbilder auf Weiter ist es selbstverständlich, daß wir die Denn leider ist nicht daran zu denken, daß wir mehr verlangen diese Weise darstellen und Vergleiche mit dem Ueberfluß, in dem Frage des Dreiklaffenwahlrechts fönnen. Wenn wir mehr verlangen fönnien, so würde gewiß die Reichen leben.( Bravo !) jeder tun, was er tann.

Düwell- Berlin :

im Wahlkampfe au erörtern haben. Wir wissen ja, wie die bürgerlichen Parteien dazu stehen, wie insbesondere das Zentrum Dann muß der betreffende Kandidat sich erklären gegen eine Ich unterstreiche die Warnung von Bebel , man möge sich den auch hier Heuchelei treibt. In den siebziger Jahren unter Berschärfung der sogenannten politischen Paragraphen Windthorst, trat das Zentrum noch offen für das allgemeine, des Strafrechts, gegen ein wie immer geartetes Kampf gegen Sas Zentrum nicht leicht vorstellen. Mit der Theorie gegen jede Erhöhung der der dummen Kerle kommen wir beim Zentrum nicht aus, der Kul­gleiche, direkte und geheime Wahlrecht im preußischen Landtag Ausnahmegefeb. ein. Heute ist es längst davon abgekommen. Man 3ölle auf die Verbrauchsartikel der großen Masse, gegen jede turkampf hat ein ganz besonders festes Band um das Zentrum ge­oder Erhöhung indirekter schlungen. Das Bolt glaubt an das, was der Ultramontanismus, fagt im Zentrum, wir geben das allgemeine Wahlrecht nicht Neueinführung preis, wir wollen es, aber wir können es nicht haben, und des- Steuern auf Verbrauchsartikel der großen Masse. Eine Herab- was die katholische Kirche lehrt, und diesen Glauben dem Volke halb verzichten wir darauf. Das ist doch keine Stellung für sehung zu verlangen, würde uns nicht in allen Fällen gelingen. durch einen Wahlkampf aus dem Herzen zu reißen, ist gar nicht Nun treiben auf der anderen Seite die wirtschaftlichen eine Partei, die etwas erreichen will. Wo fämen wir hin, wenn wir müssen froh sein, wenn sie nicht erhöht werden. Das gilt möglich. wir so reden wollten! Erreichen kann man etivas nur, wenn nicht nur für die Zölle, sondern auch für die indirekten Steuern. und die sozialen Verhältnisse die Massen mehr und mehr in die man agitiert, wenn man die Massen aufklärt, sie in Bewegung Also, Parteigenossen, ich kann Ihnen dringend raten: Be- Arme der Sozialdemokratie. Gine Volkspolitik fann das Zentrum bringt, sie zwingt, auch ihrerseits die Forderungen zu stellen, und scheiden Sie sich in dieser Richtung. Und dann kommt schließlich nicht betreiben, weil dann die besigenden Kreise dieser Partei da die Frage: Wie handeln wir, wenn von zwei Kandidaten beide gegen Revolution machen würden, das Zentrum muß also große Boltsbewegung die aufgestellten Bedingungen erfüllen? Da sage ich, daß wir reaktionär werden, die Industriellen liefern ihm die Schule den liberalen Kandidaten dem nichtliberalen vorziehen würden. aus und zum Dank dafür liefert es diesen die Arbeiter als Was ich damit sagen will, das weiß jeder deutlich nach meinen wehrlose Ausbeutungsobjette aus. Wir müssen den Ausführungen. Kampf gegen das Zentrum avar energisch, aber auch vorsichtig füh­ren, wir dürfen nicht mit dem Knüppel auf die Religion los­schlagen, wir müssen den katholischen Arbeitern zeigen, daß das Zentrum mit der Religion gar nichts zu tun hat und daß es mehr und mehr eine reaktionäre, voltsfeindliche Partei wird.( Sehr richtig!)

wenn man eine

entfacht. Es ist doch ein Widersinn, daß die Preußen ein fchlechteres Wahlrecht haben sollen, als unsere Süd­deutschen in Bayern , Württemberg, Baden und neuerdings auch in Eljak- Lothringen , wo das allgemeine Wahlrecht mit unserer Hilfe eingeführt ist. Die elende Rolle, die das Zentrum und die liberalen Parteien hierbei spielen, ist ja allen bekannt, so gut wie die Haltung des Zentrums zum Fortbildungsschulgeset, zum Leichenverbrennungsgeseh, zur Borromäusenzyflifa, furz, seine wachsende Intoleranz auf allen Gebieten. Wir haben abso bei dem nächsten Wahlkampf Zähne und Nägel daran zu jezen, um möglichst große Erfolge

Wenn

zu erzielen. Ich habe schon am Sonntag auf Lebers Bemerkungen geantwortet, seid nicht zu optimistisch.( Sehr richtig!) einer Optimist ist, so bin ich es. Wenn es aber zum Kampfe tommt, da bin ich es vielleicht auch was ich im Inneren dente, sage ich nicht, das soll keiner von Euch sagen- wir müssen viel mehr den Kampf so führen, als unterlägen wir. Wir müssen natürlich den Gedanken an Sieg erweden in den Massen, aber wir dürfen uns nicht mit Siegeshoffnungen vollsaugen.( Schr richtig!) und neben einer möglichst großen Zahl von Mandaten müssen wir möglichst viel Stimmen

erwerben; insbesondere gilt das für die Wahlkreise, in denen wir ficher find. Gerade diese Wahlkreise müssen den ungeheuren Zu­wachs an Stimmen, den der Bevölkerungszuwachs gebracht hat, gründlich ausnüßen. Wir müssen den Wahlkampf auch benüßen, um der Parteipresse auf die Strümpfe zu helfen; wir müssen neue Kreise erobern, nene Genoffen erwerben. Wenn man da die Frauen zum Vergleich heranzieht, so haben sie prozentual ganz anders gearbeitet wie die Männer. 120 000 Ge­nossen mehr haben wir im letzten Jahre bekommen; das ist eine sehr respettable Zahl, mehr als doppelt soviel als die Süddeutsche Bolkspartei bei den Wahlen 1907 bekommen hat, und die bürger­liche Bresse ist ganz entsetzt über diesen Zuwachs. Ich bin aber gar nicht zufrieden damit; es ist viel zu wenig; es heißt, daß von den 700 000 Genossen, die wir hatten, nur je Wann im ganzen Jahre einen Genossen gewonnen haben. Das ist doch nicht in der Ordnung.( Seiterkeit.) Bringen wir es zunächst mal dahin, daß je zwei Genossen einen neuen im nächsten Jahr bringen; dann haben wir wenigstens 200 000 neue und rücken über die Million hinaus, und dann müssen wir verlangen, daß jeder Ge­noffe einen neuen bringt, dann geht es vorwärts.( Lebhafter Beifall.) Dann fällt den Gegnern das Herz in die Hosen. Und das können wir erreichen. Nur wollen müssen wir, wollen muß der Mensch!

Auch die Presse hat sehr erfreuliche Fortschritte gemacht; wir haben eine ganze Anzahl neuer Abonnenten bekommen, aber das reicht noch lange nicht hin. Wir müssen viel mehr, viel mehr haben. In jeder Versammlung müssen Vorkehrungen getroffen verden, daß neue Mitglieder sich einschreiben können.( Sehr richtig!) In jeder Versammlung müssen neue Abonnenten ge­wonnen werden, muß dafür gesorgt werden, daß die Leute wissen, wie und wo sie sich einschreiben und abonnieren usw. usw. Bei den Tausenden von Versammlungen, die wir abhalten, können wir dann ganz Erhebliches gewinnen.

Dana fönnen wir, wie es immer geschah, in einer großen Zahl Wahlkreisen zu

-

Damit bin ich zu Ende. Sie sehen also, daß

Haupt- Magdeburg:

die nächsten Reichstagswahlen die allerwichtigsten sind, die wir jemals durchgekämpft haben, daß für die Sozial­demokratie, für die deutsche Arbeiterklasse ungeheuer viel auf dem Spiele steht, und da ist es jetzt unsere verdammte Pflicht und Der Passus in der Stichwahlresolution, daß wir, wenn atvei Schuldigkeit, den Kriegszustand zu erklären. Alle Mann auf die Posten! Alle Mann an die Arbeit!( Stürmischer Beifall.) Und Kandidaten in Frage stehen, die beide die genannten Bedingungen wenn Ihr vier Monate hindurch, Tag für Tag, Nacht für Nacht, erfüllen, dann unter allen Umständen den liberalen Kandidaten emsig arbeitet und alle Gure Schuldigkeit tut, wenn wir alle nach vorziehen scheint mir bedenklich. Es kann dann leicht vorkommen, jeder Richtung hin unsere Kraft einsehen in den Dienst der all- daß der liberale Kandidat bei der Hauptwahl uns mit den schmutzig­unserer in die Stichwahl kommt. Ich gebe Bebel doch zu be= gemeinen Sache, dann müßte es doch sehr sonderbar zugehen, ſten und niederträchtigsten Mitteln bekämpft und dadurch statt wenn wir dann nicht ein anderes Resultat zu verzeichnen denken, ob man diesen Bassus nicht streichen oder durch einen an­hätten, ein viel freundlicheres, als wir am 25. Januar 1907 erlebt beren ersehen soll, daß in solchem Fall der Kandidat vorzuziehen haben. Es besteht kein Zweifel, daß die neuen Wahlen ganz anders ist, dessen Partei Gegenseitigkeit verbürgt. ausfallen werden als damals.( Lebhafte Zustimmung.) Darum auf, Parteigenossen! Auf zum Kampfel Borwärts! Durch!

( Brausender, anhaltender Beifall.)

Zur Diskussion stehen die Resolution 70( siehe Leitartikel), der Antrag Bernstein und der Antrag 65 Dortmund*). Dazu ist ein Amendement Scheibe Bochum eingegangen. Danach soll in diesem Antrage statt der Arbeiterschaft den Mitglie­dern der sozialdemokratischen Partei die Arbeitsruhe empfohlen werden.

Eduard Bernstein :

T

Ein von Difreiter- Altenburg gestellter Schlußantrag wird bon inße Berlin mit dem Hinweis befämpft, man folle doch einigen Rednern noch Gelegenheit geben, auf die Frage der Stich­wahlparole näher einzugehen und die von Haupt erhobenen Be­denten noch weiter auszuführen; Bebel habe sich wohl scharf gegen bas 8entrum, nicht aber genügend scharf gegen die Liberalen gewendet.

Der Schlußantrag wird angenommen. Bebel ( Schlußwort):

Wenn Hinge bei seiner Befürwortung der Ablehnung des Schlußantrages hervorhob, daß ich zwar das Zentrum scharf an­Die herrschenden Parteien werden bei den Wahlen das gegriffen habe, nicht aber ebenso scharf die liberalen Parteien, jo Aeußerste versuchen, um das Volk durch Grörterungen über aus ist doch hervorzuheben, daß ich wiederholt auch auf die Haltung der wärtige Politik abzulenten, hier spielt namentlich die an- liberalen Barteien bei den verschiedenen Vorlagen eingegangen bin gebliche Bedrohung Deutschlands und der deutschen Industrie durch und darauf hingewiesen habe, wie sie mit unseren übrigen Gegnern England eine große Rolle. Die verkehrtesten und verderblichsten zusammen gestimmt haben. Ich will nicht beſtriten, baß man in Ideen finden auf diesem Gebiete immer weitere Verbreitung, der einem einstündigen Vortrag nicht die ganze Situation nach allen zusammenstoß mit England wird nicht nur in der chauvinistischen Richtungen hin beleuchten kann. Aber so viel politische Erfahrungen Brise, sondern weit darüber hinaus als unvermeidlich hingestellt. haben wir ja alle, daß wir wissen, was wir von den Liberalen Es ist eine wahnsinnige Idee, die da verbreitet wird. Was würde zu erwarten haben. Noch gegen ein starkes Mißverständnis muß denn selbst eine Zerstörung des deutschen Handels durch England, ich mich wenden. Haupt und eine Reihe anderer Redner haben die ja eine Unmöglichkeit ist, ergeben? England kann die deutschen es so dargestellt, als wenn wir eo ipso für die Liberalen zu Arbeiter, die deutschen Stehlengruben, Eisenhütten und Textil- stimmen haben. Es ist nichts weiter gesagt als das: stehen in fabriken doch nicht aus der Welt schaffen und ebensowenig die der engerer Stichwahl zwei Kandidaten, die bereit sind, die aufgestellten anderen Staaten, die doch auch mit der englischen Industrie ton- Bedingungen zu erfüllen, so ist der Liberale dem Nichtliberalen furrieren. Man denkt nicht an den deutsch - englischen Handel, der vorzuziehen. Das ist doch ungeheuer flar. Sehen Sie B. den ständig steigt und heute fait zwei Milliarden Mart aus- Fall, ein Liberaler und ein Zentrumsmann stehen in Stichwahl, macht. Wir müssen also eine derartig unsinnige und gefährliche wir scheiden aus, wir bleiben natürlich außer Frage. Wo wir selbst Agitation machtvoll bekämpfen. Dazu hat das so bekämpfte Flug- in Frage kommen, bieten wir natürlich alles auf, um den Sieg blatt Sta utskys verdienstvoll beigetragen. Roja Luremburg an unsere Fahne zu heften. Aber die Frage kann ja nur möge aber ruhig sein, ganz slimme ich mit dem Flugblatt doch entstehen, wenn wir ausfallen. Nun sagte Haupt, dann wird der nicht überein.( Seiterkeit.) Aber es hat das große Verdienst, an Liberale alles aufbieten und auch die schmutzigsten Mittel anwenden, die Stelle bloßer Argumente endlich Tatsachen zu setzen. Aus Feig- um uns aus der engeren Wahl zu drängen. Glauben Sie, daß er heit, Schwäche, vielleicht auch auf Grund von offiziösen Mitteilun- das nicht sowieso tun wird?( Heiterkeit.) Die schmutzigsten Mittel gen, endlich auch infolge Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse anzuwenden, ist nicht sein gutes Recht; alles aufzubieten, um uns hat die bürgerliche Presse, auch die liberal- demokratische, mit sehr aus der Stichwahl herauszuwerfen, das ist sein gutes Recht. Da wenigen Ausnahmen in der lebten Krise durchaus versagt. Unsere hat er ebenso viel Recht wir wir. Aber ich habe die Erfahrung ge­Presse aber hätte nicht nur die Meinungen, Aeußerungen und Be- macht, daß gerade diejenigen, die die niederträchtigsten und schmubig­schlüsse unserer englischen Parteigenossen wiedergeben müssen, son- sten Mittel anwenden, sehr schlecht abschneiden.( Sehr richtig!) dern sie hätte auch der Londoner Lokalpresse Bitate aus der viel Ich glaube also in der Zat, daß der Bassus ganz gerecht ist, und daß wichtigeren Presse der großen Industriezentren Englands gegen die Befürchtungen, die dagegen erhoben werden, nicht zutreffen. überstellen müssen. Gründliche Aufklärung aber darüber, daß beide Ich habe weiter zu erklären, daß wir es als selbstverständlich Nationen ihre Interessen nur durch den Frieden wahrnehmen erachten, daß, bevor die Entscheidung in den einzelnen Wahlkreisen fönnen, ist nicht durch ein Flugblatt, sondern nur durch eine getroffen wird, man sich mit den Bezirks- und Landesorganisationen Broschüre möglich, deshalb bitte ich um Annahme unseres An- und den Parteivorstand in Verbindung zu setzen hat, und daß der Parteivorstand auch in diesem Falle als eine Art Zentralinstanz für Klupsch- Dortmund : ganz Deutschland besteht.

Stichwahlen fommen, zu solchen, wo unser Kandidat nicht in Frage steht, und zu solchen, wo unser Kandidat in Frage steht. Bei diesen leyteren wirdtäuschen wir uns darüber nicht der ganze bürgerliche Klingel gemeinsam gegen uns marschieren.( Lebhaftes Sehr richtig!) Das ist so selbstverständlich, daß wir kein Wort darüber verlieren. Aergert Euch nicht, wenn Ihr seht, daß die Liberalen den Konservativen gegen uns wählen. Liberale und Konservative trages.( Beifall.) stehen sich ja doch viel näher als die Liberalen zu uns stehen, sind sie doch alle von einem Bein und Fleisch. Sollte sich das ändern, so wäre das die erſte angenehme Erfahrung, die ich in meinem Reben auf diesem Gebiete gemacht habe. Ich würde mich darüber freuen, aber ich glaube nicht daran.

Scheibe- Bochum :

Wir haben den Antrag 65 schon bei der letzten Wahl durchge führt und hatten dadurch am Wahltage 4000 Genossen zur Wahl­arbeit in Tätigkeit. Gerade bei diesen Wahlen, wo die christlichen Gewerkschaften von vornherein erklärten, ihre ganze Arbeit gegen Nun sind die Forderungen, die ich bei diesen Wahlen den uns zu richten, wo im Osten der amtliche Apparat den Konserva Parteigenoffen empfehle, den gegnerischen Kandidaten in der tiven und im Westen die größten Kapitalien den Nationalliberalen Stichwahl vorzulegen, wenn er auf unsere Stimmen rechnet, fehr zur Verfügung stehen, müssen wir alle unsere Genossen bescheiden, vielleicht so bescheiden, daß mancher von Ihnen den zur Wahlarbeit freimachen. Kopf geschüttelt hat.( Sehr richtig!) Ja, sehr richtig! Aber ich wäre froh, wenn wir die Kandidaten überall darauf kriegten, Haltet Euch doch vor Augen, es kommt nicht darauf an, was wir Der Antrag geht in dieser Form zu weif. Wir können doch wollen, sondern was wir fönnen. Entweder stellen wir Forde nicht die gesamte Arbeiterschaft, sondern nur unsere Genossen auf rungen, die ein ehrlicher, bürgerlicher Mann noch bewilligen tann, fordern, den Wahltag arbeitsfrei zu halten. Deshalb bitten wir, oder wir verzichten ganz darauf, uns an der Stichwahl zu be- den Antrag 65 nach unserm Vorschlage abzuändern.( Zustimmung.) teiligen. Aber das nüßt nichts, die Leute laufen doch in Massen Im Ruhrrevier haben die christlichen Gewerkschafter ihren an­zur Wahl. Man muß eben die Psychologie der Massen kennen. fänglichen Widerstand gegen das Kompromiß von Zentrum und Na­An dem Wahltage geht es ihnen wie den Kavalleriepferden, wenn tionalliberalen aufgegeben, da die Nationalliberalen versprachen, fie die Trompete hören. Sie laufen dann in Massen zur Wahl. keine gelben Gewerkschaften zu gründen. Das Kompromiß ist also Wir haben die Erfahrungen gemacht, wohin wir mit unserer fertig, um so notwendiger ist, daß wir unsere Rüstung stärken. Wir Stimmenenthaltung gekommen find. Wir haben elend Echiffbruch kommen durch diese Forderung unseres Antrages auch unserer Pro­gelitten und wollen nicht abermals solche Dummheiten machen. grammforderung, daß alle Wahlen an Ruhetagen stattfinden, Wir haben schwere Forderungen gestellt und gesehen, daß man näher. in einer ganzen Anzahl von Wahlkreisen nicht folgen konnte und um jeden Preis bei der einzelnen Wahl sich beteiligen wollte. Darum stellen wir jett

sehr mäßige Forderungen. Da ist zunächst die Forderung der Aufrechterhaltung des bestehen­ben Wahlrechts. Ja, Parteigenossen, wenn die Hauptwahlen glüd­lich ausfallen, und wenn wie eine gehörige Stimmenzahl be­kommen, dann werde ich einmal das Haseurennen erleben, das bei den bürgerlichen Parteien nach rechts hin stattfindet. Das wird einen gewaltigen Schrecken absehen. Da wird die Frage sein: Können wir bei einem solchen Zustand der Dinge der Sozial­demokratie weiter das Feld überlassen? Ich betrachte diese Wahl gewissermaßen als

eine Probe auf den Wasserstand.

Darauf wird in die

eingetreten.

Diskussion über die Reichstagswahlen

König- Dortmund :

Das Zentrum bricht alle Berträge. Wir sind früher auch für das Zentrum eingetreten, aber jebt, da es an der traurigen Lage der Arbeiterschaft mit Schuld ist, würde sich eine gewaltige Oppofition erheben, wenn wir vorschlagen wür. den, das Zentrum zu unterstützen. Da die christlichen Arbeiter­sekretäre teine Erfolge mehr erzielen, machen sie kompromisse mit ben Nationalliberalen. Wir müssen den christlich- nationalen Ar­beitern llar machen, daß ihre Interessen allein pon uns vertreten

werden.

Man befindet sich auf einer Insel, die selbstverständlich von Wasser*) Der Parteivorstand möge, wenn möglich noch vor den umgeben ist. Die Wahlrechtsstimmen zeigen den Wasserstand an. Reichstagswahlen die Herausgabe einer Broschüre veranlassen, Das wächst und wächst. Die Insel wird mit jeder Wahl welche gegenüber den Bestrebungen, England und Deutschland zu fleiner und enger. Da stellt Euch mal die Situation der herr- verhetzen, die großen gemeinsamen Interessen der arbeitenden schenden Klassen vor. Sie sagen sich: wenn das so weiter geht, lassen beider Länder an der Erhaltung und Festigung der fried­extrinfen wir ja!( Heiterfeit.) Wir dürfen uns nicht dar- lichen Beziehungen zwischen ihnen darlegt und das Falschspiel der Ed. Bernstein und Gen. über täuschen, daß in einer solchen Situation sie zu den aller Heber aufdedi. über täuschen, daß in einer solchen Situation sie zu den aller verzweifeltesten Mitteln greifen werden. Darauf müffen wir gefaßt fein und darum vorbeugen. Da gehört es sich, daß wir eine solche

65. Dortmund . Der Parteitag wolle beschließen, der Ar­beiterschaft zu empfehlen, am Tage der Reichstagswahl die Arbeit ruhen zu lassen.

Nun möchte ich selbst eine fleine Aenderung an der Refolution vorschlagen. Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, daß es sich unter Umständen bei der Frage in Passus 5 der Resolution auch um neue Zölle handeln kann, und daß besonders der Milchzoll in Frage kommt. Deshalb schlage ich vor, den Passus 5 folgendermaßen zu fassen: gegen jede Grhöhung oder Neueinfüh­rung von Bollen auf die Verbrauchsartikel der großen Majie". Damit ist diese Lüde ausgefüllt.

Die Genossen in Dortmund haben nun beantragt, daß am Tage der Wahl die Arbeit ruhen soll. Ich bitte Sie im Namen des Parteivorstandes, diesem Antrag nicht auzustimmen. Wir sind mit dem Inhalt vollständig einverstanden. Aber wenn wir einen derartigen Beschluß fassen, dann besteht die große Gefahr, daß der Glaube erwedt wird, die Genossen müßten die Arbeit ruhen lassen. Dadurch können Konflikte mit den Arbeitgebern Herbor­gerufen werden und Ungelegenheiten aller Art entstehen, die wir in diesem Fall vermeiden möchten. Wo man glaubt, die Arbeit ruben lassen zu können, mag es geschehen. Aber wir raten davon ab, einen derartigen Beschluß zu fassen.

Gegen den Antrag Bernstein habe ich durchaus nichts einzuwenden. Nach der Begründung halte ich es für sehr nüblich, wenn eine derartige Broschüre zur Aufklärung der Beziehungen Deutschlands zu England geschrieben wird. Es wird ja möglich sein, eine solche herstellen zu lassen.

"

Nun eine Bemerkung gegen die Weimarische Beitung" ( das amtliche Nachrichtenblatt für das Großherzogtum). Sie bringt einen Artikel Der Lebensnerv des deutschen Volkes" vom heutigen Tage, dem 15. September. Da ist als Motto angegeben: Wir fordern die Beseitigung der Zölle, weil wir dem Deutschen Reiche ben Lebensnerv abschneiden wollen. August Bebel auf den Parteitag in Jena 1911."

Das Lügen, das fängt bereits sehr frühzeitig an, und das Fälschen und das Verleumden.( Lebhafte Zustimmung.) Das ist eine ganz gemeine Fälschung und Berdrehung meiner Worte. Das ist eine doppelte Schande, wenn das Blatt sich ein Amtsblatt nennt und sich zu einer solchen Fälschung herbeiläßt.( Lebhafte Zustim mung.) Ich habe gejagt, daß die Agrarzölle nicht aufrechterhalten werden können, daß sie nicht auf einmal, sondern nacheinander fallen müssen, und daß sie nach unserer Auffassung gleich fallen follten. Geschieht das, so kommt allerdings bas Reich insofern in Verlegenheit, als bisher seine Haupteinnahmequelle die Bölle waren. Da muß es für andere Einnahmequellen sorgen, da muß es nach direkten Steuern gehen. Es ist eine Schmach und Schande für den betreffenden Herrn, in solcher Weise zu bea richten.( Lebhafte Zustimmung.)

Klupsch- Dortmund zieht den Antrag Dortmund zurüd ( Schluß in der 2. Beilage.)