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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volfsblatt.

Nr. 208.

Parteinachrichten.

Dienstag, den 5. September 1893.

10. Jahrg.

tung der deutschen Sozialdemokratie zu fennzeichnen". Nach geliefert wurden 10( 7 männliche, 3 weibliche), entlassen sind Werner sprachen noch mehrere Redner für die Beschickung, weil 3 männliche Personen. Es bleibt somit ein Bestand von 23 Per­Falsche Nachrichten find aus Anlaß der letzten Partei- andernfalls" die revolutionären Vertreter anderer Länder, wie sonen( 17 männliche, 6 weibliche), darunter 5 Fälle von asiatischer versammlung am 30. August in der Konkordia" aus der bürger- Holland, Italien , Spanien hilflos dastehen und der große An. Cholera( 2 männliche, 3 weibliche). Im Krankenhause Friedrichs­lichen Bresse auch in unsere Parteiblätter übergegangen. Aus denen anwesend wäre, die noch in Wahrheit den Klaffenkampf 1 weibliche), darunter 3 Fälle von asiatischer Cholera( 1 männ archistentödter Liebknecht freies Spiel hätte, wenn niemand von hain war der Bestand am Sonnabend 4 Personen( 3 männliche, der" Frants. 3tg." ist folgender Paffus in verschiedene Partei- wollen".( Siehe Nr. 33 des Sozialist".) blätter übergegangen: licher, 2 weibliche). Neu eingeliefert ist 1 männliche Berfon. Hier wird also offen als Zweck des Besuches des Kongresses Es bleibt somit ein Bestand vou 5 Personen, darunter 3 Fälle ausgesprochen, das Geschäft der Verleumdung und Berdächtigung von asiatischer Cholera( 1 männl., 2 weibl. Perfonen. Im Kranken­fortzusehen. In welcher Weise dies aber geschehen sollte, das hause am Urban find feine Cholerafälle gemeldet. Es war somit ersehen wir aus dem Bericht über die Arbeiterbewegung in der Bestand am Sonnabend 20 Personen, darunter Fälle an asiatischer Deutschland ", den Herr Landauer an den Kongreß erstatten Cholera 5( 2 männl. 3 weibl.). Neu eingeliefert wurden 11 Per­wollte und der sich in den Nrn. 31 und 32 des" Sozialist" ab- sonen( 8 männl. 3 weibl.), entlassen 3 männliche Personen. Es gedruckt findet. In diesem Bericht, der von seiner ersten bis bleibt somit ein Bestand von 28 Personen( 20 männl. 8 weibl.), zur letzten Zeile eine einzige Sudelschrift gegen unsere Partei ist, darunter 8 Fälle von asiatischer Cholera( 3 männl. 5 weibl.) heißt es u. a.: Jm Krankenhause Moabit hat sich der Bestand an Fälten wirk­Die Maffen, die der Sozialdemokratie folgen, find licher Cholera um 3 vermehrt. Dieselben betreffen einen Knaben über alle Beschreibung unselbständig, und diese Un- und zwei Mädchen aus der in der Andreasstr. 42 wohnhaften selbständigkeit wird von den Parteiführern noch fünftlich Schuster'schen Familie, von welcher brei andere an aftatischer gezüchtet. Cholera erkrankte Mitglieder bereits im Krankenhause Friedrichs­ hain behandelt werden. Leßtgenannte Anstalt hat keinen neuen Fall echter Cholera gemeldet.

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Es entstand wiederholt großer Tumult und zulegt eine heftige Schlägerei, bei der es blutige Köpfe gab. Die Versamm lung wurde aufgelöst; die von der Revierwache verstärkte Polizei räumte mit Mühe den Saal." An dieser Darstellung ist kein wahres Wort. Zunächst war es mit dem Tumult" lange nicht so schlimm. Gewiß gab es einige, durch Zwischenrufe veranlaßte, etwas laute Szenen, wer aber die Versammlungen der hiesigen Antisemiten und den dort aufgeführten Radau kennt, der kann sich nur über die Empfindlich­teit der Polizei in sozialdemokratischen Versammlungen wundern. Würden die Abgesandten des Herrn von Richthofen in den Ver= sammlungen der Herren Ahlwardt , Förster und Stöcker auch nur ben zehnten Theil der Feinfühligkeit entwickeln, die ihnen in den fozialdemokratischen Versammlungen eigen ist, seit den letzten Reichstagswahlen hätte nicht eine einzige Antisemiten Versammlung getagt, ohne dem Schicksal der polizeilichen Auf­lösung zu verfallen. Abgesehen aber von zeitweiliger Unruhe in der Konkordia- Bersammlung, sind alle weiteren Angaben über heftige Schlägerei", blutige Röpfe", polizeiliche Räumung des Saales" 2c. freie Erfindungen irgend eines Reportergehirns. Nicht ein Schlag ist in der betreffenden Versammlung gefallen und so konnte es auch keine blutigen Röpfe geben, ebenso vollzog fich die Räumung des großen Saales in bester Ordnung und ohne jeden Zwischenfall. Der ganze sensationell zugespitzte Ver­fammlungsbericht verdankt seine Entstehung nur dem Bedürfniß eines Reporters, Geld zu verdienen. Berichte aber, in denen die Sozialdemokraten nicht als eine Bande von Rowdies, blut­dürftigen Narren oder abgefeimten Schurken dargestellt werden, haben für die Mehrzahl der bürgerlichen Blätter feinen Werth. Deshalb muß jede Mücke zu einem Elephanten aufgebauscht und wenn gar nichts vorgefallen ist aus Freiem erfunden werden. Wir möchten deshalb besonders unsere Bruderorgane im Reiche ersuchen, den Berichten über unsere Versammlungen in gegnerischen Blättern gegenüber sich sehr steptisch zu ver­halten. Neun Zehntel dieser Berichte sind in der Regel erlogen und das letzte Zehntel nicht selten auch noch gefälscht. Die Ver­sammlungen der Berliner sozialdemokratischen Arbeiter unter­scheiden sich in bezug auf den dort herrschenden Geist nicht von den Versammlungen unserer Genossen in der Provinz, nur daß hier, bei der größeren sozialen Unabhängigkeit, deren sich der großstädtische Arbeiter naturgemäß gegenüber dem Arbeiter der Kleinstädte erfreut, die Betheiligung an der Diskussion in der Regel eine stärkere und lebhaftere ift. Jedes bei solchen Gelegen­heiten fallende Wort des Tadels, der Kritik oder der Unzufrieden­heit wird nun von den Reportern sorgfältig notirt, dazu etwas " unabhängige" Sauce gemischt, und die durch ihr Alter bereits ehrwürdig gewordenen Redensarten von Spaltungen und Gährung im sozialdemokratischen Lager beigefügt und ein Bericht über fozialdemokratische Bersammlungen", wie ihn die gegnerische Presse vom Leipziger Tageblatt " bis zur Frankfurter 3tg." bezahlt und gebrauchen kann, ist fertig. Unsere Genossen in der Provinz mögen aber ruhig sein; der unabhängige Sput ist heute, nachdem die Herren sich in zwei Gruppen gespalten haben, in eine anarchistische( Werner- Landauer) und in eine radikal fozialdemokratische"( Wildberger- Ernst- Buhr) womöglich noch bedeutungsloser als er von Anfang an gewesen ist.

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Die Führer der sozialdemokratischen Partei, über alle Maßen vergöttert von den gläubigen, immer nach oben blickenden Schaaren der Parteigenossen, haben es ver­standen, die ursprünglich proletarische Massenbewegung fo einzudämmen und zu zügeln, daß sie, vollständig seicht und flach geworden, in das parlamentarische Fahrwasser ein­gemündet ist." Ueber die sozialdemokratischen Wähler giebt Herr Landauer folgendes Urtheil ab:

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Es sind Unzufriedene, wirthschaftlich gedrückte Philister, ganz und gar unfelbständig und ohne Energie zu eigenem Vorgehen, zu selbständiger Erhebung, die aber bei der ge­heimen Wahl, wo sie nichts ristiren, immer bereit sind, für die Partei zu stimmen, die am lautesten schreit." Der überwiegende Theil der Wähler der Sozialdemokratie unterscheidet sich weder in seinen Gedanken noch in seinen Bestrebungen von den Wählern anderer Oppositions: parteien: fie wollen Reformen im Rahmen des bürger­lichen Staates und der bürgerlichen Gesellschaft; sie find alles andere eher als Sozialisten."

Wir erhalten folgendes Schreiben: Ich ersuche Sie um Aufnahme nachstehender Berichtigung: Es ist nicht wahr, daß meinem Manne, dem Tapezirer Ernst Biester, 3 Monate feiner Strafe geschenkt wurden. Ein dahingehender Antrag ist veder von meinem Manne, noch von mir, oder einer dritten Person an die Behörde gestellt worden. Nach der Notiz im Borwärts", wonach meinem Manne 3 Monate geschenkt sein follten sah ich mich veranlaßt, in der Strafanstalt Erkundi­gungen einzuziehen und ist mir dort gesagt worden, daß von einem Erlaß der Strafe gar keine Rede sein könne.

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Ich werde aber, da mein Mann lungenleidend ist, den An­trag auf eine Beurlaubung desselben stellen.

Jede andere Darstellung ist aus der Luft gegriffen. Mein Mann wird die gewiffenlosen Berichterstatter zu finden wiffen, die ihn sogar im Gefängniß verunglimpfen. Frau Bertha Biester. Katharinenstr. 3 H. 4.

Dies ein paar Stichproben aus den zahllosen Pöbeleien, deren Die Behandlung weiblicher Arbeiter in Fabriken wird sich die Herren Landauer- Werner und ihr Anhang noch in aller- wieder einmal in greller Weise beleuchtet durch eine Untersuchung, legter Zeit gegen unsere Partei und meist mit direttem welche gegenwärtig beim Landgericht I schwebt und demnächst Bezug auf den internationalen Arbeiterkongreß geleistet haben, zur Hauptverhandlung kommen wird. In der B.'schen Hutfabrit und diese Burschen hatten nachher die Frechheit, in der Mitte in der Greifswalderstraße hat der im Jahre 1860 zu Reichenbach unserer Delegirten zu erscheinen und das Verlangen zu stellen, in Sachsen geborene Spinnmeister Eduard S. einen richtigen als gleichberechtigte Vertreter anerkannt zu werden. Wahrlich, Harem unterhalten. Das Vergnügen wurde ihm nicht theuer, denn hätten unsere Genossen nicht eine geradezu himmlische Geduld die jungen Mädchen, die seinen Gelüsten dienen mußten, arbeiteten besessen, Herr Landauer wäre schon aus der Delegirtenkonferenz um das tägliche Brot und erhielten für die Nebenleistungen", welche hinausgeflogen. der Werkmeister von ihnen verlangte, feine besondere Entschädis gung neben dem wohlverdienten Arbeitslohne. Der Krug ist in Für die am 5. September im Wahlkreise Kattowi diesem Falle aber auch nur so lange zum Brunnen gegangen, bis Zabrze stattfindende Reichstagserfazwahl stellen die Sozial- er den Henkel verlor. Im Monat Juni hat S. ein unbescholtenes demokraten den Tischler Franz Merkomsti aus Berlin als Kan- Mädchen, die neunzehnjährige Tochter der Wittwe K. in der didaten auf. Die Sozialisten entfalten eine rege Agitation und Pappelallee, mit Gewalt seinen sinnlichen Neigungen dienstbar vertheilen Wahlaufrufe, Stimmzettel u. f. w. Seitens des Benzu machen gewußt, indem er die gebräuchliche Methode zur An­trums kandidirt bekanntlich wiederum Amtsgerichtsrath Letocha, wendung brachte, daß er das junge Mädchen, wie vorher und nachher der bisherige Vertreter des Wahlkreises. verschiedene andere, in einen Fabrikraum schickte, wo dieselbe völlig isolirt war. In diesem Falle ist er aber von anderen Mädchen überrascht worden, die Zeuge geworden find, wie er das Opfer festhielt und am Schreien verhinderte. Die eingeleitete Unter­suchung hat haarsträubende Details ergeben, in welcher Art S. die Arbeiterinnen verfolgte, und geradezu drastisch sind die Mittel, die ein Theil der Arbeiterinnen zur Anwendung gebracht hat, um dem Verfolger zu entgehen, ohne wegen ihrer Sprödig­feit die Arbeit und das tägliche Brot zu verlieren. Merkwür­digerweise ist S. auf freiem Fuße geblieben und soll sich noch heute als wohlbestellter Werkmeister an der Stätte seiner Triumphe befinden.

Nordhausen . Parteifinanzen. Die Abrechnung des Nordhauser Wahlfomitees weist folgende Zahlen auf: Einnahme auf Listen 442,77, durch Versammlungen 219,75, sonstige Gin­nahmen 309,83 m., in Summa 972,35 M. Die Ausgabe belief sich für Flugblätter, Agitation auf 840,44 M. 100 m. wurden dem Parteivorstand überwiesen und der Rest für Agitation am Orte behalten.

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Vor und nach dem Züricher Kongrek. Die Herren Landauer und Werner ziehen seit ihrer Rückkehr von Zürich von Versammlung zu Versammlung, in denen sie in den beweglichsten Ju Lemberg erscheint vom 1. September ab ein In Tönen darüber Klage führen, daß sie von unseren Delegirten jüdischen Lettern gedrucktes sozialdemokratisches Organ Der nicht als berechtigte Theilnehmer am internationalen Arbeiter- Arbeiter". Als Herausgeber zeichnet der Genosse Josef Wohl­Rongreß anerkannt und als sie auf die höfliche Aufforderung, mann, die Redaktion übernahm Genosse Karl Nacher. Das Blatt Eine recht gemüthliche" Sedanfeier wurde am Sonn­fich zu entfernen, nicht gingen, furzer Hand vor die Thüre erscheint zweimal, und zwar am ersten und dritten Freitag eines abend in Spandau begangen. Um 2 Uhr Nachmittags bewegten gesetzt wurden. Hier und da findet sich nun auch ein jeden Monats. sich etwa 15 000 Regenschirme mit ebenso viel Menschenkindern, Genosse, der glaubt, den Herren Landauer- Werner sei in Zürich 20 Musikkapellen und vielen Fahnen durch die Straßen nach wirklich nicht ihr Recht geschehen und in einer Reihe von dem Stadtwalde. Dort sollte das große Volksfest" der Arbeiter Städten find gelegentlich der Kongreß- Berichterstattung von Ein­und Arbeiterinnen der Militärwertstätten, sowie der Mitglieder zelnen bezügliche Bemerkungen laut geworden. Diesen Genossen der patriotischen" Vereine stattfinden. Jupiter Pluvius ließ sich gegenüber empfiehlt es sich wohl, sich daran zu erinnern, mit jedoch auch durch die frommsten Gebete nicht erbitten, so daß Am Abend wurde in den welchen Abfichten die Herren Werner und Landauer, ihren das Fest vollständig verregnete. eigenen Aeußerungen und Rundgebungen nach, nach Zürich ge- Bur Cholera. Nach den bis gestern 10 Uhr Vormittags Straßen mit Feuerwerkskörpern ein unbeschreiblicher Unfug ge gangen find. Beide Herren wurden in einer Versammlung von im Rathhause eingegangenen Meldungen aus den drei städtischen trieben. Rateten, Kanonenschläge, Frösche und viele andere unabhängigen Sozialisten und Anarchisten am 2. August in der Krankenhäusern ist der Stand der Cholera in Berlin folgender: Explosivgegenstände wurden mitten in der Menge abgefeuert, Ressource" in Berlin als Delegirte gewählt. Herr Werner als Jm Krankenhause Moabit war der Bestand am Sonnabend wobei verschiedene Personen verlegt wurden; zeitweise waren erster Redner sprach für eine Beschickung des Kongresses, weil es 16 Personen 13 männliche, 3 weibliche- darunter 2 Fälle die Hauptstraßen nur mit Lebensgefahr zu pafsiren. Die Polizei nöthig sei, vor Vertretern der ganzen Welt die jämmerliche Hal- von asiatischer Cholera( 1 männlicher, 1 weiblicher). Neu ein- nahm verschiedene Verhaftungen vor. Gegen Mitternacht ertönte

Freie Volksbühne.

Die Freie Voltsbühne" hat am Sonntag Nachmittag ihr viertes Spieljahr im Lessingtheater" mit dem vierattigen Schauspiel Heimath" von Hermann Suder mann eröffnet. Das Stück hat, obwohl es in einer Gesellschafts­schicht spielt, deren Empfinden der allergrößte Theil der Mit­glieder der Freien Voltsbühne" vollständig fremd gegenüber stehen dürfte, doch eine starke, tiefgehende Wirkung ausgeübt,- eine Wirkung, die gewiß nicht blos der Handlung und ihrer dramatischen Entwickelung, sondern noch mehr den gedanklichen Inhalt zuzuschreiben ist.

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Tokales.

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ihrer eigenen Größe zu weiden oder, wenn sie doch erkannt fordern oder zur Heirath mit der verführten Tochter zwingen soll. werden sollte, den Eltern zu zeigen, daß man auch abseits von Er will das erste, aber zum Duell ist er als Krüppel unfähig. ihrer engen Tugend etwas Echtes und Rechtes werden kann. Herr von Keller, der seine Karriere nicht durch einen Schließlich wird sie auf einer Soiree beim Oberpräsidenten von Skandal zerstören lassen möchte und sich zugleich an den er­ihrer Tante Franziska wiedererkannt. Halb freiwillig, fungenen Schäßen der Sängerin bereichern will, fommt dem Vater halb von den Eltern, auch von dem anfangs widerstrebenden, zuvor, indem er um die Hand Magda's anhält. Der Oberst­hartköpfigen Vater geholt, betritt Madga nach so langer lieutenant geht natürlich freudig darauf ein und weiß auch der Es Tochter, die der Pfarrer mit dem Hinweis darauf schreckt, daß Beit zum ersten Male wieder das elterliche Haus. soll ihr aufs Neue eine Heimath" sein, aber fie der Vater die Schande nicht überleben werde, ein" Ja" abzu­findet sich nicht mehr darin zurecht. Ihre Anschauungsweise war ringen. Aber der sittenstreng gewordene Regierungsrath will von vornherein eine andere als die ihrer Familie, und die Ent- das Kind, das sie unter Kummer und Entbehrungen durch wickelung, welche sie selber inzwischen durchgemacht hat, hat die alles Elend hindurchgerettet hat, von ihr trennen und im Aus Gegenfäße noch verschärft. Sie paßt jezt noch weniger als vorher lande erziehen lassen, wieder, weil er seine Karriere nicht ge­Da stößt Magda den ihr aufgezwungenen Heimath" hat der Dichter das Stück genannt, daß uns hinein in die engen, beschränkten und beschränkenden Verhältnisse fährden lassen mag. in die vornehmsten" Kreise einer Provinzial- Hauptstadt versetzt. des Elternhauses, und noch weniger als vorher vermag fie fich Verlobten" mit Abscheu von sich. Dem Vater, der bedingungs­In die Heimath" zurück fehrt Magda, die ältere Tochter des unter die väterliche Autorität zu beugen, die schon wieder ihr lose Unterwerfung von ihr fordert, antwortet sie, man dürfe ste Oberstlieutenant Schwarze. Sie hat das Vaterhaus vor Fangneß nach ihr ausstreckt". Der Stolz auf die Stellung, die jenem Manne überhaupt nicht auf den Hals laden, solange man zwölf Jahren verlassen, verlassen müssen, weil sie die sie sich in hartem Kampfe, aber aus eigener Kraft errungen hat, nicht wisse, ob erin ihrem Leben der Einzige war. In aus Neigung eines um sie werbenden Pfarrers Heffterdingt gestattet ihr nicht, ein Pendant zum verlorenen Sohne zu liefern". brechender Wuth greift der Alte zur Pistole, um die Tochter, nicht erwidern konnte. Der Vater, der als christlich gesinnter Darum will sie wieder fort aus dem Vaterhause, das ihr keine deren Bändigung ihm mißlungen ist, niederzuschießen. In dem Mann den Bewerber gern als seinen Schwiegersohn in die Heimath" sein kann, das ihr fremder ist, als die Fremde. Dem selben Augenblick stürzt er, vom Schlage getroffen, nieder. Er Arme geschlossen hätte, hatte die widerspänstige Tochter vor die Pfarrer Heffterdingt, dem abgewiesenen Freund von ehedem, der stirbt, ohne der Tochter, der er unterlegen ist, zu vergeben. Dieses Ende sieht nicht gerade danách aus, als ob es eine Wahl gestellt, entweder zu pariren oder aus dem Hause zu gehen. jeßt dem Vater als uneigennüßiger Freund zur Seite steht, Lösung des dramatischen dramatischen Konfliktes bilden Die so vom eigenen Bater in die Fremde Hinausgetriebene gelingt es, fie au längerem Bleiben zu überreden. Aber sie ausreichende Lösung des ist dann, nachdem sie lange mit mancherlei Noth zu stellt eine Bedingung: niemand soll sie fragen, was sie da könnte. Und obenein wäre es zur Herbeiführung dieser unvoll­fämpfen gehabt, zum Theater gegangen und hat sich von ihrem draußen erlebt hat. Gerade diese Bedingung erweckt jedoch den kommenen Lösung ja nicht einmal nöthig gewesen, den Oberst­fie jetzt vollends ächtenden Vater losgesagt. Dem Vater hat Argwohn des Vaters. Er will wissen, ob sie wenigstens rein lieutenant sterben zu lassen. Magda kehrt nach dem Tode des biese nicht erwartete Wendung einen Schlaganfall und, da der geblieben ist an Leib und Seele". Magda ist nicht rein ge- Baters in die Fremde, ihre Heimath", zurück, wie sie es auch rechte Arm gelähmt blieb, die Verabschiedung vom Militär ge- blieben. Sie hat fich in Berlin , das sie als unerfahrenes, hilf- ohne den Tod des Vaters schließlich doch gethan haben würde, bracht. Magda ist von da an für den Vater die Jahre hindurch loses Mädchen von 17 Jahren betrat, von einem Studenten ver- wenn sie ihrem Charakter treu bleiben wollte. Und der Vater Der nimmt seinen Widerstand gegen den Geist des Ungehorsams" todt gewesen. Aber in der Ferne hat sie sich aus Hunger und führen lassen, der sie mit ihrem Kinde fißen ließ. Elend heraus unter dem Namen Maddalena dall'Orto zu einer Verführer ist kurz vor Magda's Rückkehr als jetzt sitten mit in das Grab, wie er ihn, auch wenn er am Leben geblieben gefeierten Sängerin emporgearbeitet, und jetzt fehrt sie, einer an strenger, fich für die religiösen Fragen interessirender" Re fie ergangenen Einladung zur Mitwirkung bei einem Musit- gierungsrath von Keller in das Haus des Oberst­feft folgend, unerkannt in die Vaterstadt zurück. Es ist lieutenants gekommen, um durch den Verkehr mit der Familie, halb Neugier, halb Wehmuth und auch wieder Troy, die den Mittelpunkt der Missionsbestrebungen im Orte bildet, was fie hierher lockt. Niemand ahnt, daß die stolze feine Karriere zu fördern. Ein Zusammentreffen Magda's mit Künstlerin, die in die vornehmsten Salons geladen wird, die ver- dem strebsamen Regierungsrath im elterlichen Hause führt dazu, stoßene Tochter des Oberstlieutenant a. D. ist. Unerkannt um- daß Magda dem ahnenden Vater ihre Vergangenheit enthüllt. schleicht sie im Dunkeln selbst das Vaterhaus, um sich hier an Der Alte schwankt, ob er den Verführer als Schänder seiner Ehre

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wäre, nie aufgegeben haben würde. Ein Nachgeben von seiner Seite wäre ebenso unmöglich wie von Seiten der Tochter. Aus eben dem Grunde war der dramatische Konflikt überhaupt nicht zu lösen. Die Unlösbarkeit wäre vielleicht noch deutlicher hervorgetreten, wenn Magda den lebenden Bater, sei es wider seinen Willen, sei es aufs Neue und für immer von ihm verstoßen, für immer verlassen hätte.

Ob es auch der sogenannten poetischen Gerechtigkeit widers