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dem Sortierraum. Der Luftdruck hat nicht nur alle Fenster zer » trümmert, sondern auch eiserne Träger verbogen. Sogar im dritten Stock sind noch die Fenster gesprungen. Eine Sendung von L. ist, wie festgestellt wurde, kürzlich schon in Rußland explodiert. Gegen ihn schwebt in dieser Angelegenheit bereis ein Strafverfahren. Die 276. Gemcindeschule, Schöningstr. 17, ist wegen Scharlachs bis zu den Ferien geschlossen worden. Sämtliche Räume einschlietz lich der Aula, Turnhalle, Aborte und des Brausebades werden in­zwischen desinfiziert werden. Bei einer Kesselexplofion schwer verbrüht. In der Heizungs anlage desHauptrestaurants im ZoologischenGarten kam Sonntag früh aus bisher nicht ermittelter Ursache ein Kessel zur Explosion. Die ausströmenden heißen Dämpfe trafen den Maschinisten Ernst G ü n t b n e r und verbrühten ihn im Gesicht und an den Armen. Der Verunglückte mußte mit einem Kranken- wagen nach dem Krankenhaus Moabit gebracht werden. Ein bedauerlicher Todesfall ereignete sich am Sonntagabend gegen 7 Uhr in Tegel . Vor dem Schloßpavillon in dem ge- nannten Vororte hatte sich an der Endhaltestelle der Straßenbahn wie allsonntäglich eine große Menschenmenge angesammelt, welche die ankommenden nach Berlin führenden Straßenbahnwagen be- stürmte. Etwa 250 Personen standen an der Endhaltestelle und rannten dem langsam einfahrenden Zuge entgegen, um sich einen Platz zn sichern. Bei dem entstehenden großen Gedränge wurde die 61 jährige Frau Klara Krebs, Kruppstraße 11, bei Verwandten wohnhaft, von der nachdrängenden Menge gegen den ersten Anhängewagen des Zuges gedrückt. Obwohl die Frtrn auS Leibeskräften die hinter ihr stehenden Personen zurück- zudrängen versuchte und rief, man möge doch ein wenig Raum geben, da sie sonst unter den Wagen gerate, wurde die Unglückliche so heftig bedrängt, daß sie den Halt verlor und zwischen den zweiten und dritten Anhängewagen geschleudert wurde. Die Bedauerns- werte stürzte so unglücklich, daß sie unter den Schutzrahmen kam und, da das Straßenbahnpersonal in dem furchtbaren Durch- einander den Unfall nicht sogleich bemerket konnte, zu Tode ge- quetscht wurde. Als der Wagen angehoben wurde, konnte Frau Krebs nur noch sterbend hervorgezogen werden. Die Verunglückte wurde zu einem in der Nähe wohnenden Arzt geschafft, unter dessen Händen sie jedoch an inneren Verblutungen verstarb. Die Verwandten schafften die Leiche nach Berlin . Ein Betriebsunfall ereignete sich gestern mittag 12 Uhr in dem Bnchdruckereibetriebe der Firma Liebheit u. Thiesen, Niederwallstr. 16> Dort geriet der 16 Jahre alte Buchdruckerlehrling Willi Nebeling beim Bogenfangen mit dem rechten Arm in die Maschine, wobei der Arm völlig zerfleischt wurde. Der Verunglückte wurde von der herbeigerufenen Feuerwehr auS seiner qualvollen Loge befreit und zunächst nach der Unfallstation und von dort nach dem Krankenhaus gebracht.. Bauunfall im Metropolpalast. Im Metropolpalast hat sich gestern nachmittag ein Bauunfoll zugetragen. Dort stürzte der Vergolder Stcffenbock aus der Alten Jakobstr. 7 von einem Bau> gerüst ab. Der Vernnglückte erlitt eine leichte Gehirnerschütterung und erhielt von dem Arzt der Unfallstation in der Kronenstraße die erste Hilfe. Dann wurde er nach seiner Wohnung geschafft. der Berliner Feuerwehr lange Zeit. teils aus. Das Gebäude brannte größtem Das Metropol-Theater hatte am Sonnabend einen großen Tag. Die Erstaufführung der neuen Jahre�revue hatte Wut- Berlin nach der Behrenstraße geführt, um. zu sehen und zu hören, was Julius Freund als Verfasser und Viktor Holländer als Vertaner der Revue bieten würden. Unter dem Titel.Die Nacht von Berlin ' hat der Verfasser so ziemlich alles, was sich im letzten Jahre er- eignet hat, in Versen glossiert und lose aneinandergereiht. Gute und schlechte Witze jagen einander. Den einzelnen Künstlern und Künstlerinnen sind die Rollen von vornherein auf den Leib ge schrieben. Die Darsteller sind es. die aus dem Ganzen erst etwas Rechtes machen: Der Giampietro als Modekönig Poiret und als Danziger Leutnant undFaust'-Besuchcr, Guido Tielscher als AllerweltSzeitungsleser, Sophokles , Präsident Matiske und König OedipuS, I o s e p h I o s e p h i, der wiedergekehrt ist, als Nacht Wächter, Sieger im.,B.-Z."-PreiS und besserer älterer Herr. Von den Damen zeigtp Fräulein Kupfer vom Deutschen Theater an Stelle der ausgeschiedenen Fritzi Massary als Nacht von Berlin , Fräulein Kientopp, als Helene, Heimarbeiterin sich als talentvolle Soubrette, während Magde Lessing als Gaby mit Fräulein G u s s y Holl als Manuel, als Fürstin Warbenberg und als Margaretenmädel sich aufs neue als reizende Vortrags- und Tanz künstlerin erweist. Nennen wir noch die Damen Fräulein Leux und Ly Winter, so haben wir die Namen des in der Hauptsache mit- wirkenden Künstlerpersonals wiedergegeben. Daß wie früher auch diesmal auf Ausstattung, Kostüme und glänzende Lichteffekte, die vor allem im 6. Bilde.Im Palais der Träume' wirksam zum Ausdnuk gelangten, entscheidendes Gewicht gelegt wurde, ist von der Direktion des Metropoltheaters selbstverständlich. Das bis auf den letzten Platz besetzte Haus, in dem die neuesten Moden wieder zu Schau getragen wurden, klatschte starken Beifall, der sich bei dem Vortrage �ofcphis, in dem von der Zaghaftigkeit der deutschen Regierung in der Marokkoaffäre unter Anspielung auf den Blut- und Elsenmenschen Bismarck die Rede war, zu einer wider- lichen politischen Demonstration steigerte. Vorort- JVadmebten« Ein schwerer Unfall venirsachte in der letzten Nacht einen großen Menschenauflauf an der Ecke der Oranien- und Brandenburgstraße. Dort war der 18 jährige Fritz Steinkopf aus der Ritterstraße 103 von einer Automobildroschke überfahren worden und tonnte an- fänglich nicht befreit werden. Der Körper des jungen ManneS war zwischen der Steuerung fest eingeklemmt. daS linke Bein um ein Rad gewickelt und mehrere Male gebrochen. Auch die Feuerwehr konnte den Aermsten nicht sofort befreien. Schließlich faßten hundert Hände mit an. DaS Auto wurde vollständig in die Höhe gehoben und so lange in der Schwebe gehalten, bis der junge Mann, der bei voller Besinnung war, ans seiner qualvollen Lage befreit werden konnte. Die Feuerwehr brachte den Schwerverletzten nach dem Krankenhause am Urban, wo man außer einem Ober- schenkelbruch, einem Bruch des Schienenbeins, eine Verletzung des Knies, des Hinterkopfes, noch vier Rippenbrüche feststellte. Ein Arzt legte sofort Verbände an. Bou einem Privatantouiobil überfahre» und auf der Stelle ge- rötet wurde gestern nachlnittag gegen 3 Uhr auf der Landsberger Chaussee vor der Gärtnerei Schmidt der etwa 40 Jahre alte Kutscher Gustav Bohn. Brandunglück beim Haarebrennen. Die 13 Jahre alte Ver- käuferin Margarete Giesen in der Auguststraße 41 brannte sich Sonntag nachmittag in ihrem Schlafzimmer das Haar. Mit einer unvorsichtigen Handbewegung stieß sie den Spiritusbrenner um, und eine Flamme schlug hoch, erfaßte ihre Bluse und setzte sie in Brand. tilferufend riß das Mädchen die Flurtür auf und lief auf den reppenflur hinaus. Der Lustzug entfachte die Flamme erst recht, so daß bald auch die Unterkleider brannten. Die Stiefeltern, die von dem Geschrei der Verunglückten erwachten, eilten ihr zur Hilfe und versuchten das Feuer mit den Händen auszudrücken. Haus- genossen erstickten es mit übergeworfenen Kleidungsstücken. Die ganze Familie wurde'mit einem Koppschen Wagen nach dem Hedwigs-Krankenbause gebracht. Hier liegt daS Mädchen, das an Hals, Brust und Unterleib schwer verbrannt ist, bedenklich danieder. Die Stiefeltern, die sich an Händen und Armen erhebliche Brand- wunden zugezogen hatten, wurden auf ihren Wunsch nach ihrer Wohnung entlassen, nachdem sie verbunden worden waren. Selbstmord im Hotel. In einem Hotel am Schiffbauerdamm 13 hat sich gestern ein junges Mädchen, das auS Kiel erst zugereist war, durch einen Revolverschuß getötet. Wie die polizeilichen Ermitte- lungen ergaben, handelt es sich um eine 23jährige Schneiderin Emma Horst, die den Selbstmord aus Liebeskummer verübt zu haben scheint. Die Leiche wurde beschlagnahmt. 6000 Mark Belohnung. Die städtische Feuersozietät hat nun auch 1000 M. Belohnung auf die Ermittelung der Brandstifter aus- gesetzt, die seit Mitlc Juli d. I. mehr als 200 Brände an- gelegt haben und besonders die Vororte heimsuchen. Die Privat- feuerversicbernngen haben zu demselben Zweck 2000 M. zur Ver- fügung gestellt und der Magistrat Wilmersdorf 1000 M. Dazu kommen die von dem Haus- und Grundbesitzerverein Bellevue und Hansaviertel, dem Verein Frankfurter Torbezirk usw. ausgesotzten Belohnungen und die von der Polizei in Höhe von je 500 M. Bisher hat aber die Aus- sctzung dieser Belohnungen nichts gefruchtet, es wird ruhig und in derselben Weise wie bisher gebrandstiftet. Kein Tag vergeht, an dem nicht eine oder mehrere gemeldet werden. Die böswillgen, wie die fahrlässigen werden nicht eher abnehmen nach Ansicht von Sachverständigen, bis die B a u p o l i z e i strengere B o r s ch r i f t e n über die Errichtung von Dachgeschossen erlassen hat. Großfeuer kan, am Sonntagvormittag in dem neuen Hanse Bornemannstr. 6/3 infolge Brandstiftung zum Ausbruch. Als die Gefahr von den Hausbewohnern bemerkt wurde, stand der Dachstnhl des Vorderhauses schon an mehreren Stellen in Flammen. Diese fanden an der Dachkonstruktion, dem HanSiat der vielen Mieter und Brennmaterialen usiv. so reiche Nahrung, daß die Feuerwehr auS der Pankstraße Unterstützung heranziehen mußte. Ueber die bereits verqualmten Treppen und mehrere mechanische Leitern wurde mit vier Schlauchleitungen unter Benutzung von Rauchschutzapparaten unter Leitung des Brandmeisters v. Bergen wirksam vorgegangen, der Qualm und eine enorme Hitze erschwerten die Löschung. Nach mehrstündiger Tätigkeit gelang eS den Brand auf den Dachstuhl des Vorderhauses und Seitenflügels zu beschränken. Ein Stallgebände in Flammen. Ein großer Stallvranb brach gestern nachmittag in der Seestr. 37 aus und beschäftigte zwei Züge Charlottenburg . Der Bau einer stäbtischen Badeanstalt auf dem Grundstück Nürnberger Straße 50/56 wird die Charlottenburger Stadtverord- netenversammlung in ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch, den 20. September, beschäftigen. Die Badeanstalt, deren Kosten auf 4,6 Millionen Mark veranschlagt sind, wird nicht nur die größte, sondern auch Wohl die modernste und schönste Badeanstalt in Deutschland werden. Sie wird enthalten ein Männcrschwimmbad mit einer Breite von 16,3 und einer Länge von 26,5 Meter, also einer Fläche von 406 Quadratmeter und einem Inhalt von 725 Kubikmeter. Während daS größte Schwimmbassin in dem be- kannten Müllerschen Volksbad in München 368 Quadratmeter groß ist. Auf Umgängen um das Schwimmbassin finden sich in zwei Galerien 66 Ausklcidezellen. dazu Doucheräume usw. Um das Schwimmbassin herum und von diesem auS unmittelbar zugänglich zieht sich im 1. Stock das Männerschwitzbad 1. und 2. Klasse mit Auskleideräumen, Ruheräumen, Dampfbad, Warmbad. Heißluft bad, Massageraum, Erfrischungsraum, Frisierraum usw. Ueber diesen Räumen im 2. Stock sind 18 Wannenbäder 1. Klasse und ein russisch-römisches Luxusbad vorgesehen, während das 3. und 4 Stockwerk Wannenbäder 2. Klaffe enthält. Im Erdgeschoß werden noch ein Volksschwitzbad und Wannenbäder 3. Klaffe eingerichtet. Die Frauenschwimmhalle enthält eine Wafferfläche von 11,7 zu 17,8 Meter also 208 Quadratmeter. Auch für Frauen werden Wannen- bäder 1., 2. und 3. Klaffe eingerichtet. Ein drittes Schwimmbad wird im Freien für die wärmere Jahreszeit eingerichtet mit einer Wasserfläche von 16,0 zu 31,3 Meter und 112 Zellen. Diese Größenausmaße des Schwimmbassins im Freien ermöglichen die Anlage einer Wellenbadeinrichtung. Schließlich find noch Sonnenbäder und medizinische Bäder vorgesehen. Die Mäne der Badeanstalt find von Stadtbaurat Seeling entworfen, Lichtenberg . Brand durch einen Trschingschuß. Ein größerer Brand, bei dem 600600 Gänse und einige Hundert Hühner umkamen, wurde in der vergangenen Nacht durch die Unvorsichtigkeit eines Schützen in Lichtenberg verursacht. In der Gänseschlächterei von Hammrot, früher Eitner, schoß ein Angestellter in der zwölften Stunde mit einem Tesching nach einer Ratte. Er traf aber nicht die Ratte, son dern schoß Heu, das in der Nähe lag, in Brand. DaS Feuer griff so rasch um sich, daß er eS selbst nicht mehr löschen konnte,' und ehe er andere Hilfe rufen konnte, war eS auch schon auf die Fachwerk gebäude und die Gänseställe übergesprungen. Die Feuerwebren von Lichtenberg und der benachbarten Ortschaften konnten nur noch daS Wohnhaus retten. Die WirtschaftSanlage wurde ein Raub der Flammen. Der größte Teil des Federviehes, von dem mehrere Tausend zur Mast gehalten werden, wurde gerettet, ebenso ein Pferd, während der Wagen verbrannte. Gegen 600 Gänse und einige Hundert Hühner kamen in den Flammen um. Rixdorf. Urber den Sachverhalt, der den Menschenansammlungen der vev gangeuen Woche bei dem Rixdorfer Fleischermeister in der Hermann- straße zugrunde liegt, hat der Arzt, in dessen Behandlung sich sowohl Fran Hilbrich als auch ihr Dienstmädchen befinden, in einem Attest folgendes mitgeteilt: Herrn Schlächtermeister Paul Hilbrich Hierselbst bescheinige ich hiermit, daß sein früheres Dienstmädchen. daS angeblich von seiner Ehefrau am 13. September er. mißhandelt sein soll, freiwillig an demselben Tage in der RachmittagSsprechftunde, also kurze Zeit nach dem qu. Vorgänge bei mir war. Das Mädchen gab mir, wie ich auf das bestimmteste zu erNären und eventuell beeidigen kann, an, daß Frau H. es lediglich an den Haaren festgehalten und ihm eine Ohrfeige gegeben hätte. Spuren irgendwelcher äußeren Verletzung, wie sie durch Schlagen mit einer Hundep'eilsche hätten vorhanden sein müssen, waren nicht zu sehen. Bei dieser Züchtigung. die ich keineswegs billige, ist indes zu berücksichtigen, daß Frau Hilbrich am Abend zuvor eine schwere Operation durchgemacht hatte und eine hochgradig nervöse Frau ist, die durch den er- wiesenen Ungehorsam des Dienstmädchens, das die ernstliw erkrankte Frau ohne Hilfe hatte liegen laffen. schwer gereizt war. Ich traf bei meinem Besuche am 13. September er., morgens zirka O'/s Uhr, also kurz nach dem Auftritt mit dem Mädchen. Frau H. in einem Zustande so hochgradiger Erregung vor, daß ärztlicherseits die An- nähme einer vorübergehenden SinneSverwirrlheit nahelag und man somir Frau H. für ihre Handlungsweise kauni verantiqprtlich niachen konnte, in einem Zustande, wie er nach solchen Operationen oft genug beobachtet wird.' Nach diesem Attest wäre das unter der Bevölkerung kursierende Gerücht, das Dienstmädchen habe wegen der erlittenen Mißhand- lungen daS Krankenhaus aufgesucht, nicht zutreffend. Leider war es uns' bisher nicht möglich, das Dienstmädchen selbst zu sprechen, um so auS eigener Anschauung ein Urteil in dieser Sache zu gewinnen. Revolverschießerei auf der Straße. Ein gefährlicher Geistes- kranker hätte gestern, Montag morgen, in Rixdorf beinahe Unheil angerichtet. Auf dem Wildenbruchplatz gab der 22jährige Heizer Anton Kulpa aus Hamburg zwei Schüsse in die Luft ab und feuerte drei weitere� Schüsse auf zufällig vorbeikommende Persouen ab. Glücklicherweise gingen sämtliche Schüsse fehl. Bei der Festnahme behauptete der junge Mann, daß er habe Selbstmord verüben wollen. ES handelt sich jedoch unzweifelhaft um einen Geisteskranken. BerantwortliAer Redakteur: Richard Barth , Berlin . Für dxiz Jnferatenteil veranttv.: Th. I�iocke.Berlm. Trucku-�erlaz: Vorwärts t? Martendorf. Als mutmaßlicher Brandstifter deS HauseS Ring- und Kaiser- straßen-Ecke ist am Sonntag früh der Besitzer des Hauses leibst verhaftet worden. Es wird angenommen, daß der Besitzer de» Brand angelegt hat, um die äußerst ungünstigen Geldverhältnisie durch die zu erwartende Versicherungssumme aufzubessern. Rummelsburg . Ein entsetzlicher Unglücksfall, dem ein KindeZleben zum Opfer fiel, ereignete sich am Sonnabend in der Neuen Bahnhofstraße 23. Der dort wohnhafte Mechaniker Sommer besitzt auf dem Lauben- gelände in der Prinz-Albert-Straße ein Stück Land mit einem Sommerhäuschen, in welchem Frau S. am Sonnabendnachmiftag große Wäsche wusch. Bei der Mutter befand sich auch die 4jährige Tochter Irmgard. Als Frau S. sich auf einen Augenblick entkernen mußte, benutzte die Kleine die Gelegenheit, um sich an der auf dem Herde stehenden, mit kochendem Wasser gefüllten Waschmaschine zu schaffen zu machen. Das Mädchen hängte sich an den Griff der Waschmaschine an. wodurch diese umgerissen wurde. Der siedende Inhalt ergoß sich über die kleine Irmgard, die am Leibe und den Beinen schwer verbrüht wurde. In besinnungslosem Zustande wurde daö Mädchen nach dem RummelSburger Krankenhause über­geführt. wo es einige Stunden nach seiner Einlieferung unter ent- setzlichen Qualen verstarb. Stralau. Aus der Gemeindevertretung. Die erste Sitzung nach den Ferien war trotz umfangreicher Tagesordnung von nur kurzer Dauer. Die Frage des SchulbaueS bezw. Erweiterung der bestehenden Schulgebäudes bat wiederholt die Vertretung beschäftigt. Der Ge­meindevorstand empfahl die Ausführung eines Erweiterungsbaues, wofür die Projekte bereits vorlagen; danach betragen die Kosten 50000 M. Die Begründung war hier wie in ähnlichen Fällen äußerst dürftig. Die Mehrheit war indes bereit, dem Projekt ohne Dis- kussion zuzustimmen. Unser Vertreter betonte, daß geprüft werden müsse, ob ein Neubau nicht von vornherein für die Gemeinde vor- teilhaster sei. Bei der Entwickelungsmöglichkeit des OrteS fei es nicht ausgeschlossen, daß das so erweiterte Schulgebäude in abseh- barer Zeit wiederum zu klein werde und daher doch noch eine neue Schule gebaut werden müßte. Auch sei für zeitgemäße Einnchtungen in der Schule, wie Bäder usw. Sorge zu tragen; er, Redner, be« antrage daher Kommissionsberatung. Der Antrag wurde abgelebnt. Darauf verließ unser Vertreter die Sitzung, die dann wegen Bc- schlußunfähigkeit aufgehoben werden mußte. Weihensee. Einen Omnibusverkehr vom Stadtvahnhof Weißensee nach dem SäuglingS-Krankenhause in der Falkenberger Straße beabsichtigt die Gemeindevertretung einzurichten. Der Gemeindevorstand wurde be- auftragt, eine Rentabilitätsberechnung in einer der nächsten Sitzungen vorzulegen. DaS schlechte Pflaster in der Greifswalder Straße ist beseitigt, es find daher die Vorbedingungen für den schon längst beabsichtigten Omnibusverkehr gegeben. Die Große Berliner erhält hierdurch eine empfindliche Konkurrenz, was ihr weiter nicht schaden kann, da sie alle öffentliche Beschwerden und Anklagen auf schlechte Beförderung unberücksichtigt ließ. Es werden eine Reihe Fünf- pfennig-Teilstrecken eingeführt, die ganze Strecke soll 10 Pfennig kosten. Herzfelde . Wie wenig Interesse unsere bürgerlichen Gemeindevertreter am kommunalen Leben bekunden, bewies wieder einmal die le�te Gemeindevertreterfitzung. Nachdem sich mittlerweile 8 Vertreter ein- gefunden hatten und einige Beschlüsse unwesentlicher Natur gefaßt worden waren, kam ein Antrag des Ziegeleibesitzers Otto Mann zwecks Verlegung des Gemeindegrabens zur Erörterung. Als sich in der Diskussion über diesen Antrag«ine ablehnende Stimmung bemerkbar machte, stellte Herr Mann plötzlich die Frage, ob, wenn er daS Sitzungszimmer verlassen würde, die Vertretung noch beschlußfähig wäre. Diese Frage wurde vom Vorsitzenden verneint. Hierauf verließ Herr Mann den Sitzungssaal. Die Arbeiterschaft Herzfeldes mag hieraus ersehen, wie notwendig eS ist. daß sie end- lich für eine andere Vertretung sorgt. Ober-Schöneweide. Arbeitcr-Samaritcrkolonne Ober-Schöneweide und Umgegend. Da die Mitgliederversamnilung des WahlvcreinS auf den 26. September verlegt ist, findet der Vortrag über Verletzungen, Wundbehandlung und Blutstillung heute, DienSlagabend. 8'/, Uhr, statt. Spandau . Ueber die Inhaftnahme eines Kindes hatten wir kürzlich be- richtet. Es handelt sich, wie noch erinnerlich fein wird, um ein erst dreizehnjähriges Mädchen L. Das noch schulpflichtige Kind, das des Diebstahls beschuldigt wird, wurde plötzlich aus der elterlichen Wohnung durch einen Polizisten abgeholt. Im Rathbuse, wo die L. von der Polizei' in Verwahrung gehalten wurde, bekam die Mutter ihre Tochter nur noch ein einziges Mal flüchtig zu sehen. DaS in- hastierte Kind blieb einige Tage im Gewahrsam der Po- lizei, aber der Mutter wurde eine nochmalige Zulassung nicht gewährt. Eine Verwandte fragte darauf bei der Polizeiverwaltung schrift« lich an, was auS dem Kinde geworden fei. Wir erhalten jetzt Kenntnis von dem Bescheid, der auf diese Anfrage eingegangen ist. In ihm wird gesagt, die L. sei.wegen mehrfachen Diebstahls fest- genommen und dcm Vormundschaftsgericht hier zugeführt' worden, und die vermeintliche Notwendigkeit der Festnahme wird dann sol« gendermaßen begründet: .Durch Gerichtsbeschluß vom 6. September Ivll wurde die Unterbringung der L. in einer ZwangSerziehungSanstalt und. weil Gefahr im Verzuge, die vorläufige Unterbringung verfügt. weS- halb die L. hier rm Gewahrsam bis zur Uebcrfiihrung in eine Anstalt aufgenommen wurde.' Ueber die BeschaffenheitdieseS. Gewahrsams' hatte die Mutter, nachdem sie einen Blick hatte hineinwerfen dürfen, sich allerlei Gedanken gemachr. Sie war der Meinung, daß es sich um eine gewöhnlikbe Gefangenenzelle handle, und sie empfand das uin so mehr als Härte, da sie daS Kind für schwachbefähigt hält. Hier» über sagt nun der Bericht: .Die L. befand sich nicht im Polizeigefängni». sondern in ernem Gewahriam im Erdgeschoß neben der KästellanSwobnuna. um weiblichen Schutz in der Frau de§ Kastellans zu haben.' Sehr voriorgllch, gewiß! Aber die Polizeiverwaltung hätte fich auch darüber äußern sollen, wie eS in dcm Gewahrsam aussah. Nicht darauf kommt eS an. ob der Raum, in dcm das Kiud an- scheinend mehrere Tage und Nächte zubringen mußte, sonst als Ge- fängnis dient. Die Mutter sagt, daß er auf sie den Ein druck einer Gesa ngenenzelle gemacht habe. Wenn dieser Ein- druck richtig war, so kann auch die Wirkung auf daS Kind dieselbe gewesen sein, wie wen» man es in eine regelrechte Gefangenenzelle gesteckt hätte. Die L. wurde nach einigen Tagen der Erziehungsanstalt Strausberg zugeführt, ohne daß die Mutier ihr Kind noch ein- mal gesehen hätte. Ob die vorläufige Nnterbringuiig auftecht er- halten werden soll, darüber muß nun erst noch ein Gerichtsbeschluß erfolgen. DaS Versahren, ein solches Kind vorläufig unter- zubringen, ehe eS rechtskräftig zur Fürsorgeerziehung ver- urteilt worden ist, wird oft geübt und ist nach dem Gesetz zulässig. In dem vorliegenden Falle können wir nicht ent- cheiden, ob daS Kind schuldig ist oder nicht. Denkbar ist aber, daß auch ein zu Unrecht beschuldigtes Kind einmal in die Lage kommen kann, aus der elterlichen Wohnung durch einen Poli- ziften dein.Gewahrsam' zugeführt und von da einstweilen in eine Anstalt überwiesen zu werden. Dieses Schicksal wäre nicht zu ver- gleichen mit einer Untersuchungshaft, die über eine» Schuldlosen verhängt wird, sondern mit einer schuldlos erlittenen Be» st r a f u n g._.___ clagsanstalt Paul Singer u. Co., Berlin SW,