2. überall, wo es möglich ist, die Gewerkschaften desselbenBerufes, welche dieselben Interessen haben, zu nationalen Ver-bänden zu vereinigen;3. durch Verständigung unter den nationalen Gewerkschasts-verbänden einen internationalen Gewerkschaftsverband zu bilden,um in einem großen Bunde die Gewerkschaftsorganisationender verschiedenen Länder zu vereinigen;4. überall, wo es möglich ist, regional, national undinternational die Gewerkschaften aller Berufe zu organisiren,um im Lohnkampfe den nöthigen Zusammenhang und dieVerständigung unter den Arbeitern aller Berufsgruppen zu be»sitzen;5. durch die vom Brüsseler Kongreß beschlossenen nationalenArbeitersekretariate(nationale Gewerkschaftssekretariate), derenThätigkeit gesichert werden muß, und wenn nöthig, durch diedamit beauftragten internationalen Sekretariate von Landzu Land den nationalen Verbänden die Nachrichten undAufschlüsse mitzuthellen, welche ihre Gewerkschaften speziell be-treffen;6. überall, wo sie noch nicht bestehen, durch die Initiativeder Arbeiter oder durch die Vermittelung der BehördenArbeitsbörsen zu errichten, wo die Arbeiter leichter Arbeitfinden oder wo sie sich leichter den Gewerkschaften anschließenkönnen;7. für jeden Beruf internationale Kongresse zu halten, umdie besonderen Fragen der verschiedenen Verbände besprechenzu können;8. ohne Unterschied der Rasse und des Gewerbes in einergeschlossenen Masse die Arbeiter aller Organisationen zugruppiren, um für die politische Thätigkeit im Kampfe gegendie Kapilalisten eine Macht zu besitzen, die genügend ist, dievollständige Befreiung des arbeitenden Volkes zu sichern�Auch mit der Lupe wird man keinen prinzipiellenUnterschied entdecken.—Belgien. Das„Revisionswerk� ist nun voll-endet, und die Kammer, welche sich vertagt hat, wird imOktober zusammentreten, um die nöthigen Vorbereitungensur die Neuwahlen zu treffen. Das Revisionswerk ist Pfusch-werk im vollsten Sinne des Wortes. Immerhin ist einFortschritt zu verzeichnen. Statt wie bisher blos von138 000 Bürgern wird die zweite Kammer künftig vonI 400 000 Bürgern gewählt, die allerdings zwar sämmtlichdas Stimmrecht, jedoch nicht das gleiche Stimmrechthaben, indem die Stimme des Reichen doppelt und dreimalso viel gilt als die des Armen. Während für die zweiteKammer die Ausübung des Stimmrechts mit dem 25. Jahrebeginnt, ist für den Senat ein Alterszensns von 30 Jahreneingeführt worden, was die Zahl der Wähler um 220 000vernnndert. Auch sonst ist der Eintritt in den Senat denArbeitern erschwert, ja fast unmöglich gemacht. Das wirdsie aber nicht hindern, mit aller Macht den Wahlkampfaufzunehmen.—In Belgien ist durch das am 31. Mai 1388 erlasseneGesetz die bedingte Verurtheilung und die be-dingte Haftentlassung eingeführt worden. Der bel-gischen Kaminer ist ein amtlicher Bericht über die Ausführungund die Erfolge dieses Gesetzes zugegangen. Im Jahre 1892 haben,wie wir einem Brüsseler Berichte der„Vossischen Zeitung" ent-nehmen, die Zuchtpolizeigerichle des Landes 51 876 Vernrthei-lungen ausgesprochen, darunter 15 719 bedingte; bei diesen be-dingten Verurlheilungen wurden 1106 Rückfälle, welche somitdie Vollstreckung der Verurtheilung erheischten, festgestellt. DiePolizeigerichte sprachen 143 584 Verurlheilungen aus, davon21 791 bedingte; bei den letzleren nur 220 Rückfälle. Die Rückfälle waren in den größten Städten am zahlreichsten, so inBrüssel bei 6210 bedingten Verurlheilungen 292 Rückfälle, inAntwerpen bei 2376 bedingten Verurlheilungen 305 Rückfälle,aber auch Termonde weist bei 1824 bedingten Verurlheilungen112 Rückfälle auf, während in anderen Orten die Zahl der Rückfälle eine verschwindende ist. In Gent 1664 bedingte Verurthei-lungen, 45 Rückfälle, in Mecheln 871 bedingte Verurtheilungen.20 Rückfälle, in Brügge 1436 bedingte Verurtheilungen, 7 Rück-Jälle, in Audenarde 1196 bedingte Verurtheilungen, 1 Rückfall.seit dem Inkrafttreten des Gesetzes haben die Zuchtpolizei-gerichte 200 217 Verurtheilungen ausgesprochen, darunter 42 704bedingte, bei denen 2162 Rückfälle festgestellt wurden; in der-selben Zeit haben die Polizeigerichte 639 452 Verurtheilungenausgesprochen, darunter 43 503 bedingte und unter den letzterensind 447 Rückfälle festgestellt worden. Die drei Appellations-Gerichtshöfe haben 487 bedingte Verurtheilungen ausgesprochen,aber infolge eingelegter Berufung in 201 Fällen die in ersterInstanz zuerkannte Bedingtheil der Verurtheilung wieder auf-gehoben. Das Gesetz hat somit, wie die Zahl der Rückfälle er-weist, eine sehr günstige Wirkung ausgeübt. Nicht minder günstigsind die Erfolge der bedingten Haftentlassung. Im Jahre 1392sind 313 Anträge auf bedingte Haftentlassung gestellt worden;199 wurden bewilligt, 95 wurden abgelehnt und bei 19 Anträgenwurde die Dauer der Hast vermindert. Seit 1333 hat derJustizminister 647 bedingte Hastentlassungen bewilligt, davonniußten nur 17 wieder zurückgenommen werden; 415 sind end-giltige geworden; bei den übrigen Entlassenen laufen noch dieFristen. Das Gesetz hat somit im ganzen den gehegten Erwartungen entsprochen.—-Für das Milizsystem tritt die Brüsseler„Reforme"ein und verlangt dessen Einführung in Belgien. Siezeigt, daß Belgien, das ebenso wie die Schweiz durcheuropäische Verträge zum neutralen Staat gemacht ist, miteinem Milizheer seine Neutralität weit besser und billigervertheidigen kann, als mit dem stehenden Heer, über dases jetzt verfügt. Das ist unzweifelhaft richtig, wird aberdie Furcht der Bourgeoisie vor einem Wehrsystem, das demganzen Volk und also auch den Arbeitern die Flinte in dieHand giebt, nicht vermindern. Nicht Schutz des Staatesgegen auswärtige Feinde, sondern Schutz der kapitalistischenGesellschaft gegen die sozialistischen Arbeiter ist ja derZweck des modernen Militarismus. Immerhin ist es vonWerth, daß der Gedanke des Milizsystems sich Bahnbricht.—Das Gesammtergebnist der französischen Wahlenläßt sich, nachdem nun die Stichwahlen hinter uns liegen,in das Urtheil zusammenfassen: Parteiverschiebungnach links, Verdrängung des bürgerlichenRadikalismus durch den Sozialismus. Dasist für die kapitalistische Gesellschaft nicht angenehm, unddarum hat sie über den Wahlausfall des 20. Augustmethodisch gelogen und mit solchem Erfolg, daß wir selbereine Zeit lang getäuscht waren. Lassalle sagte schon: dieLüge'.st eine europäische Großmacht; bei dieser Gelegenheithat es sich recht deutlich gezeigt. Zum Glück aber sindunsere Feinde nicht mehr mächtig genug, ihr Lügenregimentdauernd zu behaupten. Die Thatsachen haben die Lügen-hülle durchbrochen, und der 20. August, der als eine Nieder-läge des Sozialismus hingestellt ivard, war ein bahn-brechender Sieg des Sozialismus, der damit auch in Frank-reich zu einem gewichtigen, nicht mehr zu ignorirenden Faktorder Regierung und Gesetzgebung geworden ist. Der3. September hat das Werk des 20. August fort-gesetzt und vollendet, und der Triumph des Sozialis-mus tritt bei den Stichwahlen naturgemäß weitschärfer hervor, als bei den Hauptwahlen. Fastdie Hälfte der Pariser Abgeordneten sind Sozialisten, unddie französischen Sozialisten können mit demselben Recht,wie wir von Berlin, jetzt von ihrer Landeshauptstadt sagen:Paris gehört uns! Wenn man die Kandidaten derMillerand-Goblet'schen Gruppe hinzurechnet, wird Paris,das im ganzen 45 Abgeordnete hat, in der neuen Kammervon 27 Sozialisten vertreten.Mit dem Fall Clsmenceau's und seiner Adjutantenhat das radikale Bürgerthum seinen fähigsten Führer ver-loren— die Führung der radikalen Opposition geht an dieSozialisten über.Unseren Genossen in Frankreich aber rufen wir einfröhliches Glückauf! zu. Ihr habt Euch wohlverdient ge-macht um unsere gemeinsame Sache, französische Brüder!—Von den französischen Grubenarbeitern. AusParis wird uns geschrieben:Der Grubenarbeiter-Verband, an dessen Spitze die beidenAbgeordneten Basly und Lamendin, ehemalige Grubenarbeiter.stehen, hat mit bezug auf den englischen Kohlengräber-Streikeinen Ausruf an die Bergleute von Pas de Calais und Norderlassen, in welchem ihnen, nach Darlegung der Ursachen desenglischen Streiks, auseinandergesetzt wird, welchen Rückschlages aus ihre eigene Lage haben würde, wenn ihre englischenKameraden in dem Kampfe gegen die ihnen aufgezwungeneLohnverkürzung unterlägen, und wie sehr sie darum ihre eigenenJnleressen verkennen würden, wenn sie den Grubenbesitzern, dieda sagen, man müsse die jetzige Gelegenheit benützen, um denenglischen Kohlenwerken die Kundschaft zu entziehen. Gehörschenkten und Ueberschichten machten. Der Aufruf schließt:„Fördert keinen Wagen Kohle mehr zu Tageals das normale Quantum. Solcherart werdet ihreuren englischen Kameraden in ihren großen Forderungen bei-stehen und euch selbst vor den perfiden Anschlägen schützen, dieeure Herren zur Stunde im Plane führen. Sähet ihr aber imGegentheil nichts als den prekären Vortheil, den man euch vor-spiegeln wird, und willigtet ihr ein, euch abzurackern, umdie durch den Streik der Engländer geschaffene Lücke aus-zufüllen, dann würdet ihr zu Verräthern an den dortigenAusgebeuteten, zu Milschuldigen eurer eigenen Ausbeuterund morgen eurerseits zu Opfern werden. Die Herabsetzung derLöhne in England wäre eine Herabsetzung der Löhne in Frank-reich. Hoch die nationale und internationale Verbindung derBergarbeiter!"Dieser Aufruf, der nebenbei bemerkt nur als der Abschlußeiner Reihe von Konferenzen zu betrachten ist, die Lamendin alsGeneralsekretär des Grubenarbeiter-Verbandes gleich nach Aus-brück des englischen Kohlengräberstreiks in den verschiedenenKohlendistrikten von Pas de Calais und Nord hielt, dürste beiden französischen Grubenarbeitern um so eher Gehör finden, alssie vielleicht bald selber in die Lage kommen werden, an dieSolidarität ihrer auswärtigen Kollegen appelliren zu müssen. ESgiebt sich nämlich unter ihnen selbst seit einiger Zeit eine Miß-stimmung über die ungenügenden Löhne kund, Mißstimmung, die,wenn sie nicht bei Zeilen behoben wird, leicht zu einem Streiksühren könnte. Einstweilen hat der Ausschuß des Grubenarbeiter-Verbandes es für angezeigt gefunden, für nächsten Sonntag,10. September, eine Delegirtenlonserenz nach Lens einzuberufen.Zu einem Streik dürfte es indessen— so viel kann jetzt schongesagt werden— nur in dem Falle kommen, wenn die Gruben-besiyer jede Unterhandlung ablehnten oder diese zu keinem Zieleführte.Unsere Behandlung der Aigues-Mortes-Ange-legenheit hat die rückhaltlose Billigung der i t a l i e n i-scheu Genossen, in deren Namen uns Professor Lrbriolaheute ausdrücklich dankt. Wir bemerken das nicht, weilwir eines Zeugnisses in einer so selbstverständlichen Sachebedürsten, sondern einzig, um den Äourgeois-Anarchistenoder Anarchisten-Bourgeois, die unsere Haltung unsozia-listisch nannten, einen Fußtritt zu versetzen.—England. Der Kohlenarbeiter-Streik dauertfort. Die Nachrichten klingen ziemlich verwirrt und wider.sprechend, was sich theils auf die Absicht, irre zu leiten,zum Theil aber auch auf den Umstand zurückführen läßt,daß der Kriegsschauplatz eine so riesige Ausdehnung hat.Gewiß ist, daß die Annahme bürgerlicher Blätter, der Streiksei dem Erlöschen nahe, den Thatsachen nicht entspricht.Das Unterhaus wird bis zum Schluß der Session,der möglichst beschleunigt werden soll, nur noch mit dring-lichen Regierungsangelegenheiten sich beschästigen, und nachkurzer Pause dann Anfangs November zu einer Herbstsessionzusammentreten. Die Opposition hat den bezüglichen Vor-schlügen der Regierung keine ernstlichen Hindernisse in denWeg gelegt. Sie will offenbar alles vermeiden, wasGladstone Anlaß geben könnte, die Auflösung des Unter-Hauses noch weiter hinauszuschieben.—In Persien sind NothstandS-Unruhen aus-gebrochen. In Mcschhed rottete sich das Volk zusammenund nöthigte den Statthalter, ihm Brot zu versprechen.—peu'lclnadiuidjfcn.Polnische Delegirte zu der am 10. d. M. hier stattfindendenKonferenz polnischer Sozialisten wurden, wie wir bürgerlichenBlättern entnehmen, am Montag Abend in einer Versammlungbei Boltz. Alte Jakobstr. 75, gewählt. Die Wahl fiel auf dieHerren Morewsky, Przwybezewsky und�Przykulsky.Nadebeul, 3. September. s5er Sozialdemokrat Moritz Kuntze,der Mitglied des hiesigen Turnvereins ist, erhielt vom Turnrathdesselben folgendes Schreiben:„Der Turnrath des Turnvereins zu Radebeul, crinächtigtdurch die Hauptversammlung vom 19. August 1893,'hat inseiner Sitzung vom 26. Anglist 1893 beschlossen, Sie wegenUnterstützung derjenigen Mitglieder, welche wegen ihrersozialistischen Umtriebe aus dem Verein ausgeschlossenwerden mußten, und weil Sie sich über Ihre vollzogeneUnterschrist, trotzdem Sie vom Turnrath dazu aufgefordertwurden, nicht gerechtfertigt haben, aus dem Turnvereinauszuschließen.Wie es scheint, wird jede Vereinigung jetzt zu politischerAgitation verwendet.Leutzsch. Am 29. August fand hier eine imposante öffent-liche Frauen- und Männerversammlung in Regel's Restaurantstatt, in der Frau Rohrlack aus Düsseldorf das Referat„ZurFrauenfrage" übernommen hatte. Die Reserentin unterzieht inerster Linie die beutigen wirthschastlichen Verhältnisse sund diedadurch bedingte Stellung der Frau einer scharfen Kritik. Sieführt an. daß die Frau als Mensch zweiter Klasse angesehenwerde. Doch schon unter den Frauen der bürgerlichen Gesell-schaft mache sich eine Strömung nach Freiheit bemerkbar, dochverschieden von den Bestrebungen der Frau des Proletariats.Unhaltbar sei die Redensart: Die Frau habe immer auf so niederemStandpunkt gestanden und so werde es auch immer bleiben,denn sie sei geistig minder beanlagt als der Mann, infolge-dessen könne sie es auch nicht zu einer höheren Stellung bringen.Das sei nicht wahr, denn in der Zeit der Gentilverfassung habedie Frau eine weit höhere Stellung eingenommen. Erst nachDurchsetzung des Patriarchats(Väterrechr und Väterherrschaft)habe man die Frau auf die Stufe herabgedrückt, auf der sieheute noch stehe. Der Frau sei es gerade so ergangen, wie allenwirthschaftlich Schwachen. Die Referentin erläuterte dann sehranschaulich die Revolution auf technischem Gebiet. Sie führtaus, daß dadurch die Frau zum Theil weniger abhängig ge-worden sei. Die Männer der Sozialdemokratie seien die erstengewesen, welche für die Frau gleichen Lohn für gleiche Arbeitfordern, damit die Frau nicht als Konkurrentin gegen den Mann auf-trete, denn im Deutschen Reiche gäbe es über 5 Millionen Fabrik-arbeiterinnen. Als Gesellschaftsmitglied zweiter Klasse behandelt,müsse sie doch Steuern ebensogut bezahlen wie der Mann und steheauch unter denselben Strafgesetzen. Daher sei es auch Aufgabeder Männer, die Frau auf politischem Gebiet ausbilden zuhelfen, damit sie auch in die Reihen der Kämpfer mit eintretenkönne. Die Anschuldigung unserer Gegner, die Sozialdemokratiezerstöre die Ehe, weist die Referentin gebührend zurück. In derdem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag folgenden Dis-kusston forderten einige Redner und Rednerinnen auf, recht zahl-reich dem Frauenbildungsverein und dem Arbeiterverein beizu-treten. Gegner meldeten sich nicht zum Wort. FolgendeResolution wurde einstimmig angenommen:„Die heute imRegel'schen Restaurant zu Leutzsch tagende öffentliche Versamm-lung von Frauen und Männern(Besuch 250 Personen) ser-klärt sich mit den Ausführungen der Referentin voll undganz einverstanden und verspricht, für die Gleichberechtigung derFrauen sowie zur Erlangung des gleichen Wahlrechts und fürdie Ziele der Sozialdemokratie voll und�ganz einzutreten."Bericht der sozialistische» Arbeiterpartei RorweaenS.In den Fllnfzigerjahren erschien zum ersten Male eine radikaleArbeiterbewegung in Norwegen. Sie wurde mit Macht unter-drückt und ihre Führer verhaftet. Diese Bewegung, die eineNachwirkung der Februar-Revolution von 1843 war, bezeichnetein Durchbruch. Trotz der sogleich folgenden Reaktion, kam balddaher eine Agitation zur Befreiung des Proletariats, die denWeg für die sozialdemokratische Arbeiterbewegung bahnte, dievon 1335 datirt. Dies Jahr wurde nämlich der erste sozial-demokratische Verein in Kristiania gegründet. Eine Landes-Arbeiterpartei wurde in 1887 organistrt. Sie zählt jetzt43 Vereine, wovon 32 in der Hauptstadt. Die Sozialdemokratiein Norwegen hat unter besonderen Schwierigkeiten gearbeitetwegen der großen Ausstreckung des Landes und der dünnen Be-völkerung. Vielmehr ist die sozialdemokratische Arbeiterbewegungschwierig gemacht durch den weit vorhergeschrittenen Liberalis-muß,»mer unserer großen politischen Parteieu, die vermochthatte, viele der radikalen und mißvergnügten Elemente unter ihreFahne zu sammeln. Zugleich existirt in Norwegen eine Landes-Arbeiterorganisation:„Die vereinten norwegischen Arbeiter-bände", die ein« Reihe Vereine zählt, und der liberalen Parteiin ihre Politik folgt. Wenn gleich die Arbeit und Agitattondieser Organisation wenig bedeutend ist, so vermag sie dochMassen der Arbeiter von der Sozialdemokratie fern zu halten.Endlich und zunächst ist die Arbeit der Sozialdemokratie in Nor-wegen erschwert worden durch eine kaum alle Interessen erträn-kende Nationalitätsbewegung, deren Stärke in den gegenwär-tigen Verhältnissen nicht genügend begründet ist. Indessenmacht die ökonomische Armuth unseres Volkes die Plan-Mäßigkeit und Oekonomie in der Staatshaushaltung,die allein der Sozialismus einführen kann, in weithöherem Grade nothwendig. Diese Erkenntniß macht sich mehrund mehr geltend auch in den Nichtarbeiterklassen. Die nor-wegische Sozialdemokratie hat eine energische Agitation für den8stündigen Maximalarbeitstag entwickelt. Die Demonstrationenam 1. Mai, die in der Hauptstadt arrangirl sind, sind im-ponirend gewesen, und in den übrigen Städten unseres Landeshat auch die Agitation der Sozialdemokratie für den 3stündigenNormalarbeitsiag am 1. Mai Demonstrationen resultirt undunsere Reihen mit neuen Anhängern vermehrt. Durch unsereAgitation haben wir es auch dazu gebracht, daß die liberalePartei des Landes nun die Nothwendigkeit eines Normal-arbeitstages durch Gesetz festgestellt anerkennt, wenngleich diePartei als solche noch nicht die 8 Stunden als Maximumakzeptirt. In Norwegen sind die Bedingungen der Erhaltung desallgemeinen Wahlrechts eine Einnahme von 800 Kronenund 500 Kronen rücksichtlich für die Städte und dieLandesgemeinde. Von 400 000 ökonomisch selbständigen, er-wachsenen Männern hat nur die Hälfte das Wahlrecht. Durchdas energische und beständige Verlangen der Sozialdemokratiehat die liberale Partei allgemeines Wahlrecht aus ihr Wahl-Programm gesetzt; das Juteresse aber für diese Sache innerhalbder Partei ist wegen der starken nationalen Bewegung äugen-scheinlich geschwächt. Die norwegische Arbeiterpartei hat darumauch die Führerrolle in der Wahlrechtsfrage übernehmen müssen,und die norwegischen Sozialdemokraten haben gegenwärtigwesentlich ihre politische Arbeit darauf konzentrirt. Diesozialistische Arbeiterpartei Norwegens hat mehr und mehr anden kommunalen Wahlen Theil zu nehmen begonnen, und hathierbei ein Programm aufgestellt, das u. a. Aufführung vonkommunalen Arbeiterwohnungen, freie Acrztehilfe, Krankenpflegefür jedermann, eine Mahlzeit täglich für die Kinder der Volksschule,Aushebung des Lizitationssystems rücksichllich der kommunalen Ar-deiten. Auch auf dem kommunalen Gebiet hat die Sozial-demokratie einen entscheidend demokratisirenden Einfluß auf dieliberale Partei ausgeübt; denn dieselbe ist in die Nothwendig-keit gekommen, mehrere Programmpunkte der sozialistischen Ar-beiterpartei zu akzeptiren. Wenngleich die norwegische Sozial-demokratie noch in ihrem Werden ist, fängt sie doch an, einepolitische Macht zu sein, auf welche die übrigen Parteien Rück-ficht nehmen müssen, und die hoffentlich bald durch ihre Landes-wählen die entscheidende Stimme in die Wagschale des Kampfeszwischen die übrigen Parteien legen kann, und dadurch im ständeist successive ihre Forderungen durchzuzwingen. Die norwegischeSozialdemokratie ist sich selbst folglich ihres internationalenCharakters bewußt, und während des täglichen politischen Kampfesist sie immer darauf aufmerksam, daß die nothwendige Bedingungfür eine gerechtfertigte soziale Haushaltung eine absolute Um-stürzung des Privatkapitalismus und eine vollständige Revolutionder Gesellschafisverhältniffe ist. Kroger Johansen, Vertreter dersozialistischen Arbeiterpartei Norwegens.VriefksWen titv Vedeckkton.Plchuert, AndreaSplatz Kommen Sie gefl. Donnerstagoder Freitag zwischen 10 und 1 Uhr oder zwischen 5 und 7 Uhrauf die Redaktion. Ich habe verschiedene Sendungen erhaltenund weiß nicht, welche von Ihnen stammt.Arbeiter-BildungSschulo. Quittung.Beim 25jährigen Stifungsfest des Berliner Schriftgießer»Gehilienvereins gespendet von Herren Massini undGölfert................ M. 5.-Von Herrn Scklopper..... 4,97Aus der Quehls'schen Werkstatt 5,45Vom Gesangverein der Kupferschmiede 10,—Vom Lese- und Diskutirklub„Emanzipation"....„ 19,—Summe. M. 44,42Besten Dank. H. G u m p e l. Barnimstr. 42.Mache nochmals darauf aufmerksam, daß von jetzt anGelder, die für die Arbeiler-Bildungsschule bestimmt sind, nuran Herrn Königs. Diesenbachstr. 30, zu richten sind. D. O.