Nr. 226. 28. Jahrgang.
Schweizerischer Gewerkschaftskongreß.
die nach kurzer Diskussion Annahme fand, wird an den schon früher aufgestellten Forderungen der Arbeiterschaft an die Revision des Fabrifgesetzes festgehalten.
In der Nachmittagssigung referierte zunächst Genosse Eugster, Präsident des Textilarbeiterverbandes, über Partei und Gewerkschaften".
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b) durch öffentliche Sympathiebezeugungen und ausgiebige der Revision des Fabrikgesetzes zu schaffen. In einer Resolution, materielle Hilfe bei allen gewerkschaftlichen Kämpfen. Die Thesen wurden nach kurzer Diskussion einstimmig an St. Gallen , 24. September. ( Eig. Ber.) genommen. Bertreten sind die St. Galler Kantonsregierung durch ihr In der Nachmittagsfizung referierte Gewerkschaftssekretär Mitglied, unsern Genossen Scherrer, der St. Galler Stadtrat Suggler über die burch sein Mitglied Zweifel, die sozialdemokratische Partei durch allgemeine Situation der schweizerischen Gewerkschaftsbewegung. ihren Sekretär Fähndrich, der Schweizer Arbeiterinnenbund durch Einleitend erörterte er den Gedanken der Solidarität und gegen. Es sei vorausgeschickt, daß der Vortrag schriftlich ausgearbeitet die Genossen Lang und Lorenz, der Arbeiterinnenverband durch Genoffin Binner, die Generalfommission der Gewerkschaften feitigen Hilfe. Sodann konstatierte er, daß heute dem Schweize- wurde und bom Gewerkschaftsbund als Broschüre herausgegeben Deutschlands durch die Genossen Cohen und Sabath- Berlin , der rischen Gewerkschaftsbund 75 000 Mitglieder angehören, 13 Proz. werden soll. Der Referent schilderte die Entstehung der sozialfranzöfifche Arbeiferbund durch Lefèvre- Paris , die Umanitaria der 560 000 organisationsfähigen Arbeiter, so daß 87 Proz. un- demokratischen Partei und der Gewerkschaften, ihre besonderen Mailand durch Professor Cafassi und außerdem 16 schweizerische organisiert sind. In den verschiedenen Verbänden sind die Ver- und gemeinsamen Aufgaben und er lehnte sich dabei auch an auf Arbeiterunionen. Genosse Schneeberger erinnert sodann daran, daß hältnisse natürlich sehr verschieden; in den einen sind 90 Proz., die im Entwurf vorliegende Resolution über die Beziehungen der Gewerkschaftsbund sein 25- oder 30jähriges Jubiläum feiert, in andern nur wenige Prozente der Berufsgenossen organisiert. zwischen Partei und Gewerkschaften, die er zur Annahme empfahl. je nach der Auffassung und durchging in furzen Zügen dessen Es gilt, einen möglichst großen Prozentsaz der Arbeiter gewerk. Die vorgeschlagene Vereinbarung geht von dem Beschluß des interGeschichte. Daraufhin entboten die Genossen Scherrer, Cohen, schaftlich zu organisieren. Dazu drängen auch die Unternehmer- nationalen Sozialistentongresses in Stuttgart über die Beziehungen Rüdigkeit namens der Arbeiterinnen St. Gallens, Lefèvre und organisationen, die herrschende Teuerung und die Notwendigkeit zwischen der politischen Partei und den Gewerkschaften aus, betont Cafaffi sowie des demokratischen Stadtrates Zweifel ihre Grüße. der weiteren fortschrittlichen Entwickelung. Der Referent besprach die Arbeitsteilung der beiden Arbeiterorganisationen, aber auch Recht schnell wurden die ersten materiellen Punkte der Tages auch die mancherlei Hindernisse, die bestehen und zu überwinden die gemeinsamen Aufgaben, so daß sie beide in ihren Erfolgen ordnung erledigt. Der Sekretär des Gewerkschaftsbundes, sind und zog damit in Vergleich die vielerlei Vorteile, die in und Niederlagen von einander abhängig find, weshalb sie bei ihren Huggler, verzichtete auf die mündliche Berichterstattung und Deutschland der Arbeiterbewegung zugute kommen: einheitliche Aktionen innerhalb ihrer Grenzen aufeinander Rücksicht nehmen verwies auf den vorliegenden gedruckten Bericht. Es wurde je. Sprache, einheitliche Auffassung, große Verhältnisse usw. Huggler müssen, um einen möglichst großen Fortschritt der gesamten Arverwies auf den vorliegenden gedruckten Bericht. Es wurde je- befürwortet auch die Pflege der Bildungs- und Unterrichtsturse beiterschaft im Klaffenkampf zu erzielen. doch keinerlei Diskussion beliebt.
Greulich referierte hierauf über die Intereffengemeinschaft der Eisenbahner, der Staats- und Gemeindearbeiter und der Arbeiter in Privatbetrieben. Der Referent faßte seine Ausführungen in folgende Thesen zusammen:
Jedes Mitglied der
Präsident Greulich teilt hier mit, daß heute das Inter. aur Seranbildung der nötigen geistigen Kräfte für die Gewert- Partei soll seiner Gewerkschaft angehören und umgekehrt jeder nationale fozialistische Bureau in Zürich Sizung schaftsbewegung. Schließlich hob er auch noch die Schwierigkeiten sozialdemokratisch gesinnte Berufsgenosse politisch organisiert sein. hält und wird auf seinen Vorschlag an dasselbe ein Begrüßungs- hervor, die in der Schweiz die Behörden den Arbeitern in ihren Schließlich wird gesagt:„ Um die politische und gewerkschaftliche hält und wird auf seinen Vorschlag an dasselbe ein Begrüßungs- Lohnfämpfen bereiten. Algemein, meinte er noch, kann sich die Einheit des Handelns der Arbeiter in der Schweiz zu fördern, telegramm abgesandt, in dem der Kongreß dem in Zürich verfammelten Internationalen sozialistschen Bureau seinen Bruder- schweizerische Gewerkschaftsbewegung in der gewerkschaftlichen wird die sozialdemokratische Partei mit dem Schweizerischen Gegruß entbietet. Auch an die in Oelsberg tagende Delegierten- Internationale noch sehen lassen, da sie nicht in der letzten Linie werkschaftsbund, als Vertreter der auf dem Boden des Klassen= fteht. tampfes stehenden Gewerkschaftsorganisationen, ständige Bebersammlung des Schalenmacherverbandes ging ein Begrüßungs Daran knüpfte sich eine lebhafte Diskussion, in der sich die all- ziehungen aufrechterhalten. Ebenso ist die Zusammenfassung der telegramm ab. seitige Einigkeit über die Förderung der Bildungsbestrebungen gewerkschaftlichen und politischen Vereine eines Ortes in einer Arbeiterunion auf das dringendste zu empfehlen." ergab. Der Bauarbeiterverband stellte dazu den Antrag, im Hinblic Die darüber gepflogene lebhafte Diskussion, in der manche auf die die gesamte schweizerische Gewerkschaftsbewegung schwer Differenzen zwischen Gewerkschaften und lokaler politischer Partei schädigenden Quertreibereien der italienischen Syndikalisten in und verschiedene Auffassungen zum Ausdrud gelangten, brehten der Schweiz ein italienisches Gewerkschaftsblatt herauszugeben. fich in der Hauptsache um die Frage der Gleichberechtigung der 1. In Arbeitszeit und Löhnung stehen die im öffentlichen Der Antrag wurde dem Bundeskomitee überwiesen in dem Sinne, ausländischen mit den schweizerischen Genossen in der Partei, die vom Gewerkschaftsbund zur Bedingung der Annahme der vorDienst Beschäftigten unter dem gleichen kapitalistischen System ihm möglichst zu entsprechen. wie die in Privatbetrieben. Die gewöhnliche Handarbeit erhält Diskussionslose Zustimmung fand der Appell des Friseur- geschlagenen Vereinbarung mit der Partei gemacht werden sollte, da wie dort ungenügenden, oft Hungerlohn. Auch die besser- gehilfenverbandes: die Organisationsbestrebungen der Friseur, in welchem Sinne die Züricher Arbeiterunion einen Antrag stellte. gestellten" Arbeiter, Angestellten und Unterbeamten erhalten gehilfen durch Aufklärung der Unorganisierten in den Friseur. In namentlicher Abstimmung wurde er mit 39 gegen 34 Stimmen nur Besoldung, die mehr oder weniger zur Ernährung, Be- geschäften und ihre Veranlassung zum Beitritt in die Organi - abgelehnt. Dem vorgeschlagenen Uebereinkommen selbst aber zugestimmt. Kleidung und Wohnung hinreichen, aber doch nur ein Leben von fation zu unterstützen. der Hand in den Mund ermöglichen. Die Verhandlungen des zweiten Tages begannen mit der Be2. Unter dem Kapitalismus der auch den Staat regiert, handlung des Antrages der Arbeiterunion Zürich betreffend die solange die Arbeiterklasse nicht ihrer Zahl gemäß vertreten ist- herrscht ein Gesetz der Solidarität für alle Lohnarbeiter, welcher lautet: zu den auch die Unterbeamten und Lehrer gehören. Solange noch eine große Masse Arbeiter Hungerlöhne erhält, solange bleiben auch die Besoldungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf das Notdürftigste beschränkt.
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3. Das einzige Mittel, die Arbeitszeit zeitgemäß zu vera fürzen und den Lohn entsprechend zu erhöhen, ist der gewerkschaftliche Kampf. Die Arbeiter in Privatbetrieben sind darin bie Pioniere. Ihren gewerkschaftlichen Kämpfen ist zu verdanken, wenn die Fortschritte dann trot dem Widerstande fapitalistisch gefinnter Behörden auch den Beschäftigten im öffentlichen Dienst zugute tamen.
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4. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst stehen nach öffentlichem Recht( Gesetz oder Verordnung) meist in Anstellung auf längere Dauer. Das Mittel des Streits kann nur in Fällen äußerster Aufregung zur Anwendung kommen. Da ein Tarifbertragsverhältnis nicht besteht, können sie auch nicht die Freiheit eines Sympathiestreits ausbedingen.
Solidaritätsaktionen,
Parteitag.
Genosse Horlik schreibt uns:
" In Anbetracht der Tatsache, daß die wirtschaftlichen Kämpfe durch die Haltung des organisierten Unternehmertums immer schärfer und darum auch Solidaritätsaktionen der Arbeiterschaft immer notwendiger werden, fordert der Schweizerische GewertDer Resolutionsfabrikant an Dr. Müller, Hamburg . schaftskongreß die dem Gewerkschaftsbunde angeschlossenen Or In der Nr. 38 der Konsumgenossenschaftlichen Rundschau" ganisationen auf, Solidaritätsattionen inbezug auf die finanzielle Unterstüßung den normalen Streits gleichzustellen und bom 23. d. m. veröffentlicht Herr Dr. Müller, Hamburg , einen auch darauf hinzuwirken, daß neuabschließende Tarifverträge Artikel mit der Ueberschrift:" Die Konsumvereine und der sozialteine Bestimmungen enthalten, wonach die Beteiligung an Soli- demokratische Parteitag in Jena ". daritätsaktionen die Tarifgültigkeit aufhebt."
wie materiellen Gründen einstimmig abgelehnt, worauf Greulich Der Antrag wurde nach lebhafter Diskussion aus formellen die Ziffer 4 seiner gestern angenommenen Thesen zurückzieht. Es folgt das Referat des Genossen Dr. Studer über die Revision des Fabrikgesebes,
Soweit sich der gelahrte Herr Doktor mit dem in den weitesten mich zu folgenden Ausführungen: Areisen unbekannten Herrn aus Adlershof " beschäftigt, nötigt er
Der Herr Doktor, ben die von mir verfaßte Resolution sehr in Harnisch gebracht zu haben scheint, teilt seinen Lesern vollkommen richtig mit, daß dieselbe zum erstenmal am 15. August d. J. im Vorwärts" auftauchte, und zwar innerhalb des Berichtes über die Generalversammlung des Zentral- Wahlvereins bon Teltow- Beeskow . Dr. Müller fügt hinzu: Mitteilungen über die Begründung enthält der Bericht nicht.
wobei er sich in der Hauptsache darauf beschränkt, über die bis 5. Ist es schon Dankbarkeitspflicht der im öffentlichen Dienst herigen Beratungen der bundesrätlichen Vorlage in der national Beschäftigten, den gewerkschaftlichen Kämpfen der Arbeiter in ratlichen Kommission zu berichten. Es ist gelungen, die von den Privatbetrieben ihr volles Interesse zuzuwenden, so noch mehr Unternehmern am meisten bekämpften Neuerungen des Gesezent Auch nachdem die Resolution an die Generalversammlung des eine Pflicht der Selbsthilfe. Bei der stets steigenden Verteuerung wurfes aufrechtzuerhalten, so namentlich den Zehnstundentag Verbandes sozialdemokratischer Wahlvereine Groß- Berlins überaller Lebensbedürfnisse werden schon nach kurzer Zeit alle Lohn- gegenüber der 59 Stundentvoche, das Verbot der Bußen, der Lohn- wiesen worden, vermißt der mit Recht gespannt aufhorchende Herr berbesserungen ungenügend zur Bestreitung der Lebensnotdurft, faution usw. Die Gründe, mit denen die Unternehmer argumen- Dr. Müller in dem am 22. August d. J. im Vorwärts" erschienehat sich nach wenigen Jahren die Lage aller verschlechtert. Es tieren, find alte Ladenhüter. Tatsache ist, daß die Arbeiterschuß- nen Bericht über diese Versammlung wiederum jedes Wort der Bebedarf also immer neuer Kämpfe zum Schuße vor Verelendung. gesetze die Entwicklung der Industrie nicht gehemmt, sondern ge- gründung. Diese Kämpfe werden nach dem herrschenden Solidaritätsgefeß fördert haben, wie auch Tatsache ist, daß die ausländische Arbeiter- Wörtlich fährt dann Herr Müller in seinem Artikel fort:„ Obs auch für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst geführt. schutzgesetzgebung über die schweizerische hinausgewachsen ist. Er wohl nun der Redner in beiden Versammlungen zum Parteitage 6. Daraus ergibt sich eine Solidaritätspflicht der Be- forderte schließlich die Vertreter der Verbände auf, alles Tatsachen- delegiert worden war, wurde nicht er, sondern Herr Göhre mit der schäftigten im öffentlichen Dienst gegenüber den Arbeitern in material, das sie aus der Praxis der Durchführung des Fabrit- Vertretung der Resolution auf dem Parteitage betraut" usw. Privatbetrieben und ihren gewerkschaftlichen Kämpfen. Diese gesetzes besitzen, ihm zugänglich zu machen zur Verwertung in Der Hamburger Konsumgenossenschaftsgewaltige will mit diesen Solidaritätspflicht wird erfüllt: den Beratungen der Revisionsvorlage und ferner den Gemert- Ausführungen den Anschein erwecken, als sei die Resolution in a) durch Anerkennung des Standpunktes der fämpfenden schaftsbund, in Verbindung mit den anderen Arbeiterorganisationen beiden vorgenannten Generalversammlungen durch den unbekann Arbeiterklasse und Beitritt der Verbände der Beschäftigten und unter Mitwirkung des schweizerischen Arbeitersekretariats ten Adlershofer so nichtssagend begründet worden, daß man seine im öffentlichen Dienst in den Schweiz . Gewerkschaftsbund; die Agitation zu betreiben, um Garantien für die Durchführung Ausführungen zur Wiedergabe in der Presse nicht für geeignet hielt. tripolitanischen Hügellandes. Die Gärten in der Umgebung der Stadt völlig regenlos. Immerhin gibt es im Jahre noch 75 Regentage. machen bisweilen den Eindruck von Dasen. Aus sandigem Boden Am heißesten ist es in der Dase Dschofra, die im Innern von wachsen Dattelpalmen empor und fattgrüne, faftige Stafteengewächse. Tripolis liegt. Dort herrscht eine Jahresmitteltemperatur von Hier schon beginnt das Reich des Wüstenschiffs, und kleine Kamel- 30 Grad. Trotzdem kommt dort zuweilen auch Schnee vor, und das Italiens Anschlag auf Tripolis hat dieses nordafrikanische farawanen von Wasserträgern bringen das belebende und be- Thermometer fintt bis unter den Gefrierpunkt, wie in vielen Küstenland mit einem Schlage in den Mittelpunkt des weltpolitischen fruchtende Naß zu den Anpflanzungen, in denen zahlreiche euro- Gegenden der Sahara während der Wintermonate. Mit dem vor Interesses gerückt. Seit die Engländer Aegypten besetzt haben, seit päische Gemüsearten und Früchte für den Bedarf der Stadt gebaut wiegend steppen- und wüstenhaften Charakter dos Landes hängt auch Frankreich die Hand auf Tunis und Marolto gelegt hat, war Tripolis werden. Das Wasser wird in fleinen Fässern, etwa von der Art der Mangel an irgendwie bedeutenden Flüssen zusammen. Nur im mit Barka und Fessan das einzige türkische Land in Afrika , das tat- unserer Essigfässer transportiert und bleibt trotz der großen Hiße Küstengebiet und an den Abhängen der Gebirge bilden sich, außer fächlich noch unter direkter Herrschaft der Pforte stand." darin frisch und kühl. Jedes Kamel trägt zwei folcher Fäßchen und dem noch gespeist von Quellen, während der Regenzeit Bäche, die Die Stadt Tripolis , die ihren Namen mit dem ganzen Wilajet außerdem noch seinen Reiter, meist einen schwarzen Sohn der Wüste, teils nach dem Meere eilen, teils nach kurzem Lauf wieder vergemein hat, bietet schon von der Seeseite aus das Bild unverfälschten der sein weißes Gewand malerisch um den dunkelglänzenden Leib sanden. Die heftigsten Regengüsse kommen auf den Hochebenen des Drients. Ueber die flachen Dächer der weißen Häuser, die von zu drapieren weiß. Innern vor, und zwar wenn der Winter einsett. Das ist dort glühender afrikanischer Sonne bestrahlt werden, ragen die Kuppeln Die Stadt Tripolis wird auf reichlich 40 000 Einwohner ge- die einzige Zeit im Jahre, während der sich Gewitter entladen. der Moscheen und der schlanken spizzulaufenden Minarets. Auch schätzt. Vielleicht sind ihrer auch noch mehr: fest steht jedenfalls, Alles in allem ist das Kelima nicht ungesund; die Italiener, die an atvei Kreuze ragen gegen den blauen Himmel, beherbergt die Stadt daß mehr als ein Viertel der Bewohner nicht dem Jelam angehört. Hige gewöhnt sind, würden in Tripolis sehr gut leben können. Ist doch auch eine griechische und eine katholische Kirche , mit der ein Denn etwa 8000 Juden und 3000 Christen sind in der Hauptstadt das Land doch geeignet, bei rationeller Bewirtschaftung hohe ErFranziskanerkloster verbunden ist. Der Hafen zeigt stets ein leb- ansässig. Die letzteren find zum allergrößten Teile Maltesen und träge zu liefern. In den gebirgigen Gegenden wächst Mais, Weizen haftes Treiben; Barken und Ruderboote schaukeln zwischen den Italiener; die Juden haben fast den ganzen Handel in der Hand und Gerste in vorzüglicher Qualität; die nördlichen Ebenen des Seeschiffen, die meist Italiens Flagge tragen. Ganz nahe dem und bewohnen das Stadtviertel Harra ganz für sich. Allgemeine Landes eignen sich für die Viehzucht in hohem Maße, und das Hafen, hoch gelegen und über Mauern und Lagerhäufer hinaus- Verkehrssprache ist Arabisch; Türkisch wird nur mit den Behörden tripolitanische Fettschwanzschaf ist wegen der Feinheit seiner Wolle ragend, blickt das Regierungsgebäude nach der Seescite. Es ist ein gesprochen; die jüdischen Kaufleute verstehen auch meist Italienisch. berühmt. Außerdem gibt es Rindvieh, Büffel, Samele und Pferde, reichgegliederter Bau, der aber mit seinen zahlreichen schmudlosen Der Handel ist an sich recht bedeutend, nimmt aber doch schon seit diese allerdings nur in wenig ansprechender Beschaffenheit. Alle Fenstern noch etwas Safernenhaftes an sich hat. Der Lärm und längerer Zeit nicht mehr zu, und die Ein- und Ausfuhr dürfte je Arten von Südfrüchten, Datteln, Oliven, Johannisbrot, Saffran, Wein, bas bunte Gewirr des Drients umfangen den Fremden, der 8 Millionen Mark betragen. Darin ist allerdings der Gesamthandel Sennesblätter und vieles andere bringt das Land hervor; die von den mit der landesüblichen zweirädrigen die des Landes eingeschlossen; da aber die Ein- und Ausfuhr fast völlig Griechen betriebene Schwammfischerei an der Küste ist allerdings Droschke durch awar holprigen, aber ziemlich reinlichen Straßen der Stadt über die Stadt Tripolis gebt, so find deren Handelsziffern identisch mit start zurückgegangen. Der Einfuhrhandel bringt meist minderwertige in sein Hotel fährt. Wo er auch hinblickt, hat er den Ein- denen des ganzen Landes. Der Karawanenhandel, der sich über Mursut Manufakturwaren ins Land; die Ausfuhr umfaßt neben den schön brud eines regen geschäftlichen Lebens. Unter den Kolonaden der bis tief ins Innere Afritas erstredt, wird nämlich mehr und mehr erwähnten Landesprodukten Elfenbein, Straußenfedern, Gummi und Bafare figen die Händler und Kaufleute, hauptsächlich Juden; auf durch die Bestrebungen Englands und Frankreichs beeinträchtigt, Gold, alles Waren, die mit den Karawanen aus der Wüste und dem den Hauptstraßen ein Gewirr von Ausrufern und Maultiertreibern. die dahin gehen, die Güterdurchfuhr nach den eigenen Kolonial- Sudan ankommeu. Daß man sich im Reiche des Jelam befindet, zeigen, wenn man gebieten abzulenten. So wird Tripolis als Durchfuhrland allmählich Die Karthager waren dereinst die Herren dieses Landes, das Glück hat, religiöse Umzüge; Marabuts, die Derwische des nörd wohl gewiß böllig feine Bedeutung verlieren, und der Waren- von den Griechen nach den drei bedeutendsten Städten Dea, Sabrata lichen Afrita, ziehen hinter der grünen Fahne des Propheten laut austausch wird sich späterhin auf den Bedarf des eigenen Landes und Leptis feinen heute noch üblichen Namen als„ Land der drei betend und riesige Trommeln schlagend einher. Die Bauwerke der beschränken. Städte erhalten hat. Nach dem zweiten punischen Kriege verliehen Stadt zeigen die Spuren der verschiedenen Kulturepochen, die dieses Das Land, um dessentwillen sich die Italiener jegt in ein die neuen Herren, die Römer, das Land an die Könige von Numidien , Land in mehr als zwei Jahrtausenden erlebt hat, und neben dem großes koloniales Abenteuer stürzen wollen, ist zweifellos das gering- unter deren Herrschaft es in höchster Blüte gestanden haben muß. Triumphbogen des Mart Aurel, dessen prächtige weiße Marmor- wertigſte unter den nordafrikanischen Küstenstaaten. Weitaus der größte Das beweisen die wunderbaren Schäße, die man in unseren Tagen stulpturen noch heute zum Teil wohl erhalten sind, sieht man Bau- Teil der Landschaften Tripolis , Barka und Fessan hat unfruchtbaren bei den Ausgrabungen der alten Städte, wie z. B. von Ghadames, ans lichkeiten im Stil der Mauren , der Malthefer, der Araber und Sandboden oder besteht aus felfigem Hügelland; nirgendwo dringt Licht gefördert hat. Im Jahre 46 v. Chr. wurde das Gebiet als Türken. Dazwischen Einzelheiten im Charakter der Renaissance, die Sahara so weit nordwärts wie in Tripolis und in der Syrtem- tripolitanische Provinz mit der römischen Provinz Afrika vereinigt. kurz, das echte Abbild der orientalischen Stadt, um deren Befiz wüste erstreckt sie sich fast bis ans Meer. Trogdem bleibt noch ein Im Jahre 644 eroberten die Araber Tripolis und führten den Islam fich der Reihe nach die verschiedensten Völker des Mittelmeeres ge- Deutschland an Größe übertreffendes anbaufähiges Gebiet übrig, ein. Von da ab bildete Tripolis ein Chalifat, das im Laufe der das für den Bau von Getreide, für die Zucht von Obst, Gemüse Jahrhunderte den verschiedensten Herren gehörte. 1510 eroberten rissen haben. In die Reede hinaus find Batterien gebaut, den nicht sonderlich und Blumen geeignet ist. Aber nur der geringste Teil dieses Ge- die Spanier die Stadt Tripolis , die dann bis 1551 den Johannitern guten Hafen zu schützen. Vielleicht werden sie schneller als man ge- bietes ist in der Tat landwirtschaftlich ausgenugt. Dabei ist das gehörte. In diesem Jahre wurde Tripolis von dem türkischen Seeglaubt hat, zu zeigen haben, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen find. Selima keineswegs so ungeeignet für die Agrifultur, wie man früher räuber Dragut erobert und zur türkischen Provinz gemacht. Nach Man hat von diesen freiliegenden Befestigungen aus einen reizvollen glaubte, und weit weniger heiß und trocken, als man vermutete. mancherlei wechselvollen Schicksalen tam Tripolis , wo sich bis 1835 Blid über die Stadt, die dahintnr liegenden Balmengärten und die Der kältefte Monat ist der Februar, dessen Wärme etwa der unserem eine üble Seeräuberwirtschaft breit machte, endlich als Wilajet unter am Horizont in fanftgewellten Linien fich erhebenden Berge des[ Mai entspricht; der Sommer ist allerdings sehr heiß und so gut wie die direkte Herrschaft der Pforte.