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aus der Smnttcnfir. 193. Die Kleine wollte aus dem Brunnen bor dem Hause Brunneustr. 4 trinken, während ihr achtjähriger Bruder pumpte. Bei der Nässe glitt sie aus und fiel auf den Strafiendamm, als gerade ein Omnibus der Linie 23 vom Nosenihaler Platz her gefahren kam. Ein Hinterrad ging ihr über den Leib. Man brachte die Verunglückte nach dem Lazaruskrankenhause, als sie aber dort ankam, war sie schon tot._ Explosion in der Rummelsburger Anilinfabrik. Eine gewaltige Erplosion erfolgte gestern nach mittag in der Anilinfabrik der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in der Hauptstraße 9/lll zu B o x h a g e n Rummelsburg. Es explodierte aus bisher nicht ermittelter llrsackle ein großer O l e u m b e h ä l t c r, der im dritten Ätock aufgestellt war. Die Wirkung der Explosion war sehr verheerend. Der Kessel durchschlug die Decke nach dem Obergeschoß und das Dach und stürzte dann krachend wieder in das Gebäude zurück. Fünf Arbeiter kamen dabei zu Schade». Drei von den Verunglückten, die Arbeiter Bach mann, Rieß und G e i f e I e r wurden so schwer ver letzt, daß sie nach dem Rummelsburger Krankenhaus bezw nach dem Krankenhaus am Friedrichshain geschafft werden mußten. Zwei Arbeiter kamen mit leichteren Wunden davon. Die Rummelsburger Feuerwehr war bald zur Stelle, brauchte aber nur kurze Zeit in Tätigkeit zu treten, da Feuer weiter nicht entstanden war._ Seinen Verletzungen erlegen ist der 54 Jahre alte Arbeiter Julius Füring aus der Jablonskistr. 24. Füriug versuchte vorgestern nachmittag 1>/g Uhr an der Straßenkreuzung Bernauer - Ecke Strelitzer Straße auf einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahn- wagen der Linie 22 zu springen. Hierbei geriet er unter den Anhängewagen und zog sich einen Beckenbruch zu. Er wurde sofort nach dem Lazarus-Krankenhause gebracht, starb jedoch bald an den erlittenen Verletzungen. Der Brand eines Kesselhauses alarmierte Montagabend die Berliner Feuerwehr nach der Anklamer Str. 33. Bei Ankunft der Löschzüge standen in dem auf dem Hofe befindlichen Kesselhause der Dampfschneidemühle und Kehlleistenfabrik von Reinhold Haberer Späne, Brennhölzer, Holzteile und das Dach in Flammen. Der Brand meister ließ sofort mit einer Schlauchleitung Wasser geben und be seitigte dadurch die Gefahr innerhalb einer halben Stunde. Das Kesselhaus ist fast vollständig zerstört, doch tritt bei der Firma keine Betriebsstörung ein, da die Maschinen intakt geblieben find. Die Ursache des FeuerS ist nicht ermittelt. Zeugengesuch. Im Zuge Lohmühlenstraße, Treptow (Bau einer neuen Straße) spielten dieser Tage Kinder mit einer Lore. Als Kinder über die Schienen hinweg nach den Wiesen der anderen Seite der Straße gehen wollten, wurde ein Kind von einer Lore erfaßt und verunglückte schwer. Die beiden Herren, welche den Vorgang bemerkt und das verunglückte Kind in die elterliche Wohnung brachten, werden ersucht, ihre Adressen bei Krüger, Graetzstr. 3, Ouergeb. 3 Tr., abzugeben._ Vorort- JVacbnchtem Nixdorf. Im Zeichen der Teuerung. Die am Donnerstag, den 28. Sep tember, stattfindende Stadtverordnetenversammlung hat sich mit zwei Anträgen um Maßnahmen wegen der LebenSmittelteuerung zu be« schäsligen. Die Neue bürgerliche Fraktion beantragt:.Angesichts der bereits eingetretenen und noch mehr zu erwartenden Verteuerung der Lebensmittel halten wir Maßnahmen seitens der städtischen Körperschaften für dringend geboten. Wir empfehlen, zunächst eine gemischte Kommission einzusetzen, die über die zu ergreifenden Ab wehrmaßregeln zu beraten und Vorschläge zu machen hat.' Die sozialdemokratische Fraktion beantragt:Die Stadtverordnetenversammlung ersucht den Magistrat, unverzüglich Schritte zu tun zur Linderung der verhängnisvollen Lebensmittel- Verteuerung durch Eingaben au die zuständigen Stellen um Auf- Hebung der die Nahrungsmittel verteuernden Matznahmen als auch durch städtische Einrichtungen zur Versorgung NirdorfS mit Lebens- mittel» aller Art.* Schöneberg . Ans der Stadtverordnetenversammlung. Einer sozialdemokra- tischen Anregung folgend hatte der Magistrat eine Uebersicht über die Zunahme der Ausgaben infolge der Verteuerung der not- wendigsten Lebensbedürfiusse in den Iahte« 1905 Bis 1910 zusammen­stellen lassen. Das Ergebnis war, daß an laufenden Unterstützungen im Armenetat im Jahre 1905 insgesamt 105,60 M. pro Kopf gezahlt wurde, in, Jahre 1910 jedoch 126.75 M. An laufenden Pflege- geldern für die in Siechen- und Pflegeanstalten untergebrachten Er- wachsenen wurden 1905 pro Kopf 248,41 M. und 1910 277,26 M. gezahlt! für außerhalb in Pflege gegebene Kinder einschließlich der in Anstalten im Jahre 1905 117,35 M. und 1910 162,18 M. Zur Unterbringung Armer in gemieteten Wohnungen wurden 1905 pro Wohnung und Jahr 235 M.»gezahlt, 1910 295 M. Das ist die Wirkung, die der Hottentottenblock durch seine Lebensmittelverteuerung auf die Kommunen auslöste. Die wirklichen Betriebsausgaben für die Untergrundbahn sind um 46 507 M. zu gering veranschlagt worden, die sich allerdings durch Mehreinnahmen decken sollen, so daß der Betrag nachbewilligt werden mußte. Der Umgestaltung der Knabenmittelschule und Neueinrichtung einer Mädchenmittelschule wurde mit der Maßgabe zugestimmt, daß Kinder, die aufgenommen werden aus der Gemeinde- oder einer höhereu Schule, erst einer Prüfung unterzogen werden. Ebenfalls kann über Kinder, die sitzen bleiben, nur auf Beschluß einer Lehrerkonferenz entschieden werden. Die Klassenfrequenz der Mittelschule soll in der Regel nicht mehr als 40 Kinder, höchstens jedoch 45 betragen. Auswärtige Schüler können ausgenommen werden, wenn bei Beginn des Semesters sich herausstellt, daß noch Platz vorhanden. Damit durch Einrichtung dieser Schule die Gemeindeschule nicht ganz und gar zu einer Armen- schule herabsinkt, wurde folgende Resolution angenommen:Der Magistrat wird ersucht, SchrUte zu unternehmen, die dahin zielen, daß recht bald eine Revision des Lehrplanes der Volksschulen und eine llmgestaltung unseres siebenstufigen Volksschulsystems in ein achtstufiges erfolgt.* Damit wurde der gesamten Vorlage zu- gestimmt. Im März 1909 wurde der Beschluß gefaßt, eine obligatorische Fortbildungsschule für Mädchen vorzubereiten, im Dezember 1910 hatte auch der Magistrat die Berechtigung eines derartigen Verlangens anerkannt. Nach der geltenden Rechtslage soll es jedoch nicht möglich sein, eine derartige allgemeine Schule zu errichten. Um nun die kaufmännische sowie hauswirtschaftliche Fort- bildung der schulentlassenen Mädchen zu ermöglichen, soll mit der Viktoria-FortbildungS- und Fachschule in Berlin . Kurfürstenstr. 160, ein Vertrag abgeschlossen werden, wonach bereits vom 1. Oktober d. I. bei dieser Schule ein Kursus für haus- wirtschaftliche Ausbildung eingerichtet wird. Der Vorstand der Schule verpflichtet sich, entlassene ehemalige Schülerinnen der Stadt Schöneberg , die zurzeit ihren Wohnsitz in Schöneberg haben, bis zum Maximum von 32 Schülerinnen für einen Kursus auf- zunehmen. Die Anmeldung erfolgt bei dem Vorstande der Schule. Dieser ist verpflichtet, dem Magistrat von jeder Aufnahme unverzüg- lich Mitteilung zu machen. Die Schülerinnen werden unterrichtet im ersten Halbjahr vier Stunden in Kochen und Hausarbeit, je drei Stunden in Maschiuennäheu, Handnähen und Ausbessern, Schneidern, Plätten, Deutsch , eine Stunde in hauswirtschaftlichen. Rechnen und hauswirtschaftlicher Buchführung und zwei Stunden Turnen. Ins- gesamt 22 Stunden wöchentlich. In, zweiten Halbjahr: vier Stunden Kochen, drei Stunden Hausarbeit, je zwei Stunden AuS- bessern mit Hand und Maschine und Plätten, Deutsch , Rechnen und hauSlvirtjchaflliche Buchführung, Gesuitdheils- und Nahrungsmittel- lehre. Tumen, für Schneidern und Wäschenähen find ebenfalls je drei Stunden angesetzt. Der Unterricht wird mit Ausnahme des Unterrichts in Hausarbeit(2. Halbjahr) nur an Nachmittagen ab gehalten. Die Schule erhält von der Stadt insgesamt 3700 Mark, für Heizung, Kochmaterial, allgemeine Unkosten werden außerdem 1000 M. vergütet. Die Stadt Schöneberg erhebt für den Besuch eines jeden Kursus ein Schulgeld von je 10 M. für das erste und zweite Halbjahr. 25 Prozent der Schüle- rinnen können unter der Bedingung regelmäßigen Besuchs der Klasse F r e i st e l l e n erhalten. Nehmen nicht mehr als 16 Schüle rinnen an dem Unterricht teil, so wird der Zuschuß der Stadt aul 2300 M., bei nicht mehr als 24 Schülerinnen auf 3300 M. begrenzt. Wird der Vertrag nicht 6 Wochen vor Ablauf des Endtermins erst- malig bis 15. August 1912 schriftlich gekündigt, so gilt derselbe stets für weitere 3 Jahre. Für die kaufmännische Mädchenfortbildungsschule ist mit dem L e t t e- V e r e i n ein Vertrag vereinbart. Es wird Versuchs- weise vom 1. Oktober d. I. ab eine Klasse zur Ausbildung zukünftiger Verkäuferinnen und am 1. April 1912 eine Klasse zur Aus- bildung zukünftiger Buchhalterinnen eingerichtet. Die Zahl der Schülerinnen für eine Klosse beträgt 35 und zu den Prüfungen ist ebenfalls ein Vertreter hinzuzuziehen. Die Verkäuferinnenklasse erhält Unterricht: 4 Stunden Englisch , je 3 Stunden Deutsch Rechnen, je 2 Stunden Schreiben, Geographie und Waren künde, Anstandslehre, Geschmacksbildung, Buchführung, Turnen spezielle Kenntnisse für Verkäuferinnen. Die Stadt gewährt 2560 M. Zuschuß und an sächlichen Ausgaben 400 M. Der Letteverein ist berechtigt, für elf Monate 33 M., pro Monat 3 M. von de» Schülerinnen zu erheben und ist verpflichtet, gemäß den Vorschlägen der Stadt bis zu 25 Proz. Freistellen zu ge- währen. Das Kllndigungsverhältnis ist dasselbe wie bei der Haus- wirtschaftlichen Schule. Ferner wurde beschlossen, daß der Magistrat ersucht wird, unbeschadet der Verträge mit dem Letteverein und der Viktoria-Fortbildungsschule Vorbereitungen für die Einrichtung einer Mädchen-Fortbildungsschule in eigener Verwaltung zu treffen. Der Betriebsbahnhof der Untergrundbahn muß zur Unterbringung neuer Motorwagen wesentlich erweitert werden, hierzu wurden 18 000 M. bewilligt. In den Ausschuß für Verpachtung von Land sind die Genossen O b st und H o f f m a n n delegiert. I Auf zur Ersatzwahl! Heute. Mittwoch, den 27. d. M.. findet von vormittags 9 Uhr bis abends 8 Uhr die Ersatzwahl im ersten Bezirk imNollendorfhost, Bülowstr. 2, statt. Den sogenannten Liberalen ist im Kampfe gegen die sozialdemokratische Partei aus Mangel an einwandsfreien Waffen auch diesmal kein Mittel zu chlecht. Die Arbeiterschaft muß alles daran fetzen, den von den Liberalen bisher innegehabten Bezirk zu erobern. Die Partei- genossen treffen sich zur Wahlarbeit im Restaurant Milde, Rollen dorfstraße 16. Es muß gelingen, den sozialdemokratischen Kandi baten, Genossen Albin Mohs, Gewerkschaftssekretär, zum Siege zu verHelsen. Steglitz . Eine ganze Nacht ohne ärztliche Hilfe? Uns liegt folgende Meldung vor: Der Arbeiter Karl Hanusch , Schildhornstr. 102 wohn- Haft, hatte nach Feierabend noch auf dem Grundstück des Besitzers Beseler in Groß-Lichterfelde zu tun. Er stürzte vom Wagen her- unter und zog sich schwere innere Verletzungen zu. Man schaffte den Verunglückten in den Häckselstall, wo er die ganze Nacht hin- durch ohne jegliche Hilfe verbringen mußte. Am nächsten Morgen wurde H. nach der nahe gelegenen Kegelbahn getragen, wo er eben älls hilflos liegen mußte. Die auf telephonischem Wege benach richligte Ehefrau traf dann ein und sorgte dafür, daß ihr ver unglnckter Mann nach Steglitz transportiert wurde, und erst auf Veranlassung der Frau erhielt H. ärztliche Hilfe in Steglitz . Aber nun war es bereits zu späl. Der Arzt konnte bei dem Verunglückten leider nur noch den Tod feststellen. In der befremdenden Angelegen heit ist eine Untersuchung eingeleitet worden. Die Frauenschule abermal» vertagt. Al» seinerzeit der Antrag des Gemeindevorstandes zur Beratung stand, hier eine Frauenschule zu errichten, konnte man auf Grund der Ausführungen in der Gemeindevertretung zu der Ansicht gelangen, daß ein dringendes Bedürfnis vorhanden sei, für die Töchter wohlhabender Eltern eine derartige Anstalt zu errichten. Durch eine Umfrage bei den in Betracht kommenden Eltern wurde die Bedürfnisfrage scheinbar bestätigt. Um so überraschender war das Ergebnis der zum April d. I. zu bewirkenden Anmeldungen. Soweit wir unterrichtet sind, waren nur zwei Anmeldungen eingegangen, für den mit der Frauenschule zu verbindenden Kindergarten gar keine. Die Eröffnung der Anstalt mutzte deshalb im April unterbleiben. Man hoffte, daß sich das Interesse für das geplante Institut heben werde und gedachte im Oktober mit dem Unterricht zu beginnen. Aber auch diese Hoffnung war trügerisch, da bis Ktzt erst sechs Anmeldungen für die Frauenschule und e i n e für den Kinder­garten vorliegen. Das Kuratorium für die höheren Lehranstalten hat deshalb beschlossen,die Eröffnung der Frauenschule erst dann in Angriff zu nehmen, wenn ei» wirklichesBedürfnis hier. zu borliegt und der Fortbestand der Veranstaltung»ach Zahl und Art der Anmeldungen nicht mehr in Frage gestellt ist." Diese Feststellung des Mangels eineswirklichen Bedürfnisses" für eine derartige Anstalt berechtigt zu der Annahme, daß entweder die damals Befragten nicht wußten, was eine Frauenschule ist, und deswegen bejahend antworteten, oder daß die Zahl der Zustimmenden viel kleiner gewesen sein muß als angegeben wurde, also auch damals schon kein wirkliches Bedürfnis zu erkennen war. Daß trotzdem ein solcher Antrag gestellt und von der bürgerlichen Mehr- heit angenommen wurde, kann nur aus der Eifersüchtelei der Vor- orte erklärt werden, dem Nachbar um eine Nasenlänge voraus zu sein in der Errichtung höherer Lehranstalten, die ja aus- gesprochcnermaßen in dem Bestreben geschaffen werden, steuerkräftige Einwohner heranzuziehen, die nicht nur den Gemeindefinanzen auf die Beine helfen, sondern auch daS Ansehen des OrteS heben und dje Nachfrage noch leerstehenden Wohnungen vermehren ollen. Wannsee . lieber die Bedeutung der bevorstehenden ReichstagSwahlen sprach in der an» Sonnabend ün.Fürstenhof" abgehaltenen Volksverfamin- lung Genossin Marie Juchaez- Rixdorf. Die gut besuchte Versamm- lung folgte den vortrefflichen Ausführungen der Referentin mit größter Aufmerksamkeit. Am Schluß meldeten sich siebe» Besucher zur Neuaufnahme in den Wahlverein; auch konnleu neue Leser für den.Vorwärts" gewonnen werden. Johannisthal . Hungersnot und Kriegshetze lautete das Thema, das Genosse Ucko in einer imposanten, von über 300 Männern und Frauen be- 'uchten öffentlichen Versammlung in Senftlebens Festsälen, Frieden- tratze 48, behandelte. Das Referat wurde von den Versammelten mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Genosse Schmidt forderte hierauf zum Anschluß an die gewerkschaftliche wie politische Or- ganisation sowie zum Abonnement auf denVorwärts" auf. Des weiteren teilte Redner noch mit, daß für diejenigen, die innerlich längst mit der Kirche gebrochen und aus derselben auszutreten gewillt sind, bei folgenden Genossen Auskunft erteilt wird: Pieleke. Kaiser-Wilhelmstr. 6, Schmidt. Roonstr. 9 und Steuer in der Ver- kaufshalle des Konsums, Bismarckstr. 6. Zum Schluß nahm die Versammlung noch folgende Resolution an: Die am 21. September in Senftlebens Festsälen tagende Volks- Versammlung erwartet von der Gemeindevertretung zur Linde- eung des außerordentlichen Notstandes Bereit- tellung von Mitteln zur Beschaffung von Lebens- Mitteln und Abgabe derselben an die Bevölkerung zum Selbst- kostenpreise. Ferner sieht die Versammlung der Gründung eines Wochenmarktes entgegen, um die hier meistens höheren Lebens- mittelpreise den Groß-Berliner Verhältnissen anzupassen." Diese Besolstlum soö der LkwrindeverwZÜung zugejleLt werden, Hohen- Schönhausen. -ArbeHerbertteier"...- Das Organ derFreien Vereinigung deutscher Gewerksch�f- ten:Die Einigkeit", veröffentlicht unter obiger Ueberschrist Die Zuschrift eines E. R., es handelt sich um einen ehemaligen lozuu- demokratischen Spandauer Stadtverordneten, der seit einem halben Jahre sein Domizil am hiesigen Ort aufgeschlagen hat in welchem die Tätigkeit unserer in der Gemeindevertretung sitzen.- den Genoffen als arbeiterfeindlich dargestellt wird. Da die in dem Artikel aufgestellten, von der Kenntnis der wirklichen Vorgänge im hiesigen Gemeindeparlament gerade nicht getrübten Behaup- tungen doch hier und da zu falschen Auffassungen über die Tätig­keit unserer Genossen Veranlassung geben könnten, wollen wir in Kürze auf die Darlegungen eingehen. Wie der ehemalige«lad.- verordnete und Sozialdemokrat über die Beteiligung der«ozial- demokratie<nn Parlamentarismus überhaupt deiut, kann uns gleichgültig sein.,. Zunächst stellt dieser E. R. die Behauptung auf, unsere Ge- nassen hätten, als im Frühjahr 1911 die Einwohner der bisheri- gen Gutsgemeinde Hohenschönhausen plötzlich von der Eingemenr- dung in die Dorfgemeinde überrascht worden seien, der bisherigen Gutsherrschaft ", der Hauserwerbs- und Baugesell- schaft, etwa zwei Millionen Mark Extraprofit in die Tasche fließen lassen, wodurch für die bisherigen Gutsinsassen sofort die Kommunalsteuerzuschläge von 30 auf 125 Proz. in die Höhe ge- schnellt seien. Wahrheit ist, daß der Eingemeindungsvertrag vom Landrat stipuliert worden ist mit der Verpflichtung, der Hauserwerbs- und Baugesellschaft als der Inhaberin des Gutes für die Uebernahmö des Wasserwerks, der Pumpstation mit sämtlichem Zubehör sowie der im Gutsbezirl bestehenden Kanalisation 1 700 000 M. als Ab­findung zu zahlen. Unwahr ist, daß unsere Genossen den Einge- meindungsvertrag ohne Kritik und Monikas angenommen hätten. Wohl haben sie die Eingemeindung mit aller Energie mit betreiben helfen, und zwar um mit den bisherigen elenden Zuständen am Ort so schnell wie möglich aufzuräumen. Die für die Eingemein- dung eingesetzte Eingemeindungskommission hat nach Möglichkeit die Härte des Vertrages zu beseitigen gesucht, ein Beginnen, das nach der Machtbefugnis, die ein preußischer Landrat hat, allerdings nicht von großem Erfolg begleitet war. Den erhöhten Kommunal- steuern stehen aber, was E. R. auch wissen müßte, so immense kulturelle Vorteile gegenüber, daß dieselben doch nicht außer acht gelassen werden können. Im März dieses Jahres wurden auf Antrag unseres Genossen Thiele die Gehälter sämtlicher Unterbeamten erhöht. Die Bürger- lichen stellten hierauf den Autrag, auch das Gehalt des Gemeinde- Vorstehers um 1000 M. aufzubessern. Nach der Darstellung E. Rs. ist das Gehalt des Vorstehers um 1800 M. erhöht worden und zwar, ohne den Widerspruch unserer Genossen zu finden. Es sind also 800 M. Unterschied zwischen der wirklichen und der angegebenen Zulage des jetzigen Airarchosozialisten. Dagegen habe, so behauptet E. R.. die Sozialdemokratie bei der Festsetzung der Löhne der Ge- meindearbeiter eS an der nötigen Fürsorge fehlen lassen. Ueber die nötige Verkürzung der Arbeitszeit, über Erholungsurlaub, dar- über, daß bei der gegenwärtigen Teuerung ein Maximalivochenlohn von 30 M. ein Hungerlohn sei, hätten die sozialdemokratischen Ver- treter kein Wort verloren. Außer E. R., dem Kontrolleur unserer Genossen in der Ge- meindevertrciung, hat also niemand so vernünftige Gedanken gc- habt. Wie stehen die Dinge in Wirklichkeit? Die Gemeinde- arbeiter wurden von der GutSgesellschaft übernommen mit einem Lohn bis zum Höchstbetrage von 24 M. wöchentlich. In der Etat- kommisswn, der auch Genosse Thiele angehörte, lag ein Antrag vor, den Lohn auf 25 M. zu erhöhen. Genosse Thiele plädierte dafür, daß den Arbeitern mindestens 30 M. gewährt werden müßte. Ihm wurde entgegengehalten, daß die Arbeiter ja gar nicht mehr verlangten. Nach heftiger Debatte, in welcher unser Genosse energisch seinen Standpunkt vertrat, kamen die Lohnsätze zustande, die von E. R. zum Gegenstand der Kritik unserer Genossen gemacht werden. Also ein wesentlich anderes Bild. Bemerkt werden muß, daß auf Drängen unseres Genossen Ueberstunden mit 50 Proz. Aufschlag bezahlt werden. Ueber die Verkürzung der Arbeitszeit und den Erholungsurlaub soll gesprochen werden, sobald der gesamte Bc- trieb geregelt ist, vorläufig, so betonte der Gemeindevorsteher, ließe sich eine Aenderung nicht durchführen. Unser« Vertreter gaben sich mit dem Versprechen des Gemeindevorstehers zufrieden, werden aber nicht unterlassen, denselben baldigst um die Einlösung des- selben zu ersuchen. Eine weitere Unterlassungssünde unserer Ee- Nossen soll darin bestehen, daß sie der Absicht, einen in Berlin wohnenden Arbeiter, der der Gemeinde 15 M. Kurkosten schuldet, « verklagen, nicht widersprochen haben. Wie uns versichert wird, )at unser öledner Bedenken geäußert, daß sich der Mann in einer augenblicklichen Noilage befinden könne. Der Gemeindevorsteher meinte jedoch, daß die vom Berliner Magistrat eingeforderte Aus- kunft dahin jaute, daß der Restant zahlen könne. Unsere Genossen hätten, der Meinung sind auch wir, nicht nötig gehabt, der Klage zuzustimmen, schon des geringen Objekts wegen. Endlich erhebt der strenge Kritiker nock» den Vorwurf gegen unsere Genossen, sie hätten eine alte Bretzelfrau, die Zuckerstangeu auswürfeln läßt, von der ihr auferlegten Lustbarkeitssteuer nicht zu befreien gesucht, wie unsere Genossen überhaupt mit keinenr Wort ihre grundsätzliche Gegnerschaft gegen diese indirekte Steuer zum Ausdruck gebracht hätten. Der ehemalige sozialdemokratische Stadtverordnete weiß natürlich nicht, daß unsere Genossen im Jahre 1910, als sich die Vertretung mit der Lustbarkeitssteuer be- schäftigte, entschieden gegen diese Steuer Stellung genommen hatten, daß sie aber gegen ihren Willen beschlossen wurde. Auch hat Genosse Thiele die Frage an den Gemeindevorsteher gerichtet, was das Feilhalten von Bretzeln mit der Lustbarkeitssteuer zu tun habe, worauf ihm geantwortet wurde, daß jedes öffentliche Würfel­spiel, also auch daS Auswürfeln von Zuckerstangen, der Steuer unterliege. Der anarchosozialistische E. N. zimmert sich jedoch nach seiner Logik etwas zurecht, um die Arbeit unserer Genossen in der Gc- meinde im Kreise derer, die die Faust in der Tasche halten, aber rein gar nichts für die kulturelle Entwickelung sowie für die Um­gestaltung der Menschheit zu tun vermögen, zu diskreditieren. Was die Arbeiterschaft von diesem anarchosozialistischen Tugendhelden hält, kommt in der immer mehr erstarkenden sozialistischen Be- tvegung zum beredten Ausdruck. Nicht deshalb haben wir uns gegen das Phantasieprodukt des E. R. gewandt, um Totes noch einmal extra totzuschlagen, sondern um unsere Genossen in der Gemeindevertretung vor unwahren Behauptungen zu schütze� Kalkberge- NiiderSdorf. Mit der Bahnbauangelegenheit beschäftigte sich die letzte Ge- meindevertretersitzung. Der Antrag der Gemeinde MolterSdorf. mit derselben eine Straßenbahn von Kalkberge bezw. Woltersdorf nach Bahnhof Rahnsdorf zu bauen und von dem in Aussicht ge« nommenen Straßenbahnprojekt Kalkberge- Schöneiche abzusehen. wurde mit 13 gegen 2 Stimmen abgelehnt. Die Aufnahme eines Darlehens im Beirage von 400000 M. von der Kur- und Neu- märkischen RitterschaftS-Darlehnskasse'zu Berlin , das mit 4 Proz. verzinst und mit 1 Proz. amortisiert werden muß, wurde genehmigt Von der Summe sollen 275 000 M. zum Bahnbau und der übriae Teil zum Bau des Wasserwerks verwendet werk«». Der Dahnbau- kommifsion wurde die Genehmigung erteilt, die zum Bahnbau er- örderlichen Arbeiten und Lieferungen usw. zu vergeben resp. aus- ühren zu lassen. Der Gemeinde dürfen dadurch jedoch keine dauernden Lasten auferlegt werden. In diesen Fällen muß eine vorherige Zustimmung seitens der Gemeindevertretung erfolgen. Die Gemeinde Klein-SchSnebeck will zum Bahnbau 100 009 M. beisteuern, jedoch soll dann die Bahn normalspurig angelegt und eventl. eine Koiikurrenzlinie, die von Rahnsdorf über Fichtenau und Kalkberge nach Dorf Rüdersdorf führt, errichtet werden. Es ollen mit dem Gemeindevorsteher von Klein-Schönebeck Unterhand- lungeo hierüber angebahnt werben. MstigMig würbe jobgno