geschehen hätte, habe ich tn senem Zwesten Artikel vom 9. Sepiemver Wörtlich ausgeführt: „Die Ueberbürdung der gegenwärtigen Vorstandsmitglieder Wird ja allgemein anerkannt. Der Parteitag wird voraussichtlich dazu schreiten, die Zahl der Parteisekretäre um zwei oder drei zu vermehren. Damit ist es aber nicht genug. Der Haupt- schaden des Parteivorstandes rührt meiner Ansicht»ach her von seiner bureaukratischen Verknöchern ng. Es ist ein Unding, dast die politische Leitung einer großen Partei, der revolutionären Partei des Proletariats obendrein, in den Händen einer fast rein bureaukratisch zusammengesetzten Be- Hörde liegt. Bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des Vor- standes gehört eigentlich nur Bebel nicht der Parteibureau- kratie an. Und so hoch»ir seine außerordentliche Begaäung, seinen Charakter, seine reiche Erfahrung zu schätzen haben— durch persönliche Verhältnisse wird er leider mehr und mehr verhindert, regelmäßig sein gereiftes Urteil in die Wagschale zu werfen. Auch das reicht zur Sanierung des Vorstandes nicht aus, daß der Parteitag ihm einen zweiten Vorsitzenden an die Seite geben wird. Es bleibt doch im Vorstand immer das bureaukratische Element entschieden überwiegend. Je mehr aber die Partei wächst, je zahlreicher einerseits die angestellten Bureaubeamten werden, die als Vorstandsmitglieder fungieren, je größer und wichtiger die Aufgaben sind, die ihnen zufallen, um so bedenklicher wird dieser Zustand. Wenn ich von den Gefahren der bureaukratischen Verknöche- rung des Vorstandes rede, so ist die Schuld daran nicht in einer etwaigen mangelhaften Veranlagung der amtierenden Vorstands- Mitglieder zu suchen, sondern in den Verhältnissen. Es ist die unausbleibliche Wirkung jedes Zusammenwirkens in einer Behörde, daß unter den Beamten der bureaukratische Geist stch entwickelt. Allmählich gewinnen da Anschauungen die Ober- Hand, die die Mitglieder mit dem besonderen bureaukratischen Bewußtsein erfüllen und ihnen den weiteren Blick einschränken. Bureaukratische Ueberhebung gegenüber gewöhnlichen Menschen- lindern pflegt dann gerade bei solchen Mitgliedern der Behörde in Erscheinung zu treten, die auf das geringste Matz von wertvollen Leistungen für eine große Sache zurückzublicken haben. Der Uebe4stand der bureaukratischen Verkuöcherung des Vor« standes läßt sich nun in keiner Weise durch weitere Verstärkung des bureaukratischen Elements heben, da es sich nicht um eine bloße Personenfrage, sondern um die Nachwirkung von Einrichtungen handelt. Wir müsien also irgend eine s�orm finden, um dem bureaukratischen Element in den Vorstandsfitzungen eine Anzahl sonst außerhalb des Vorstandes tätiger und in der Hauptsache politisch tätiger Persönlichkeiten gegen« überzustellen.... Ich möchte deshalb den Vorschlag machen, daß der Vorstand durch sieben bis neun Beisitzer vennehrt wird, die nicht an den eigentlichen Verwaltungsgeschästen teilnehmen, aber doch jederzeit zu allen Sitzungen zugezogen werden können und zu- gezogen werden müssen, sobaldBeschlüsse politischen Charakters zu fassen sind. Ich nehme an, daß dieser Beirat durchschnittlich alle Woche an einer Vorstandssitzung teil« nehmen würde." Ich hatte dann weiter in jenem Artikel die Anregung gegeben, da eine Statutenänderung im Sinne jener Forderung so rasch nicht zu erreichen sei, provisorisch einen politischen Beirat des Vorstandes von neun Personen zu wählen, dem tatsächlich die nämlichen Funktionen zu übertragen seien, wie den im nächsten Jahre einzusetzenden Beisitzern, hatte aber auf Anraten anderer Genossen von der Befürwortung eines solchen Provisoriums Abstand genommen. WaS ferner die Wiederwahl oder NichtWiederwahl der bisher amtierenden Vorstandsmitglieder an- betrifft, so habe ich auch da mich ganz unzweideutig, und zwar i n der Gegenwart des Genossen Wels, in einer Sitzung der Berlin -Brandenburger Landsmannschaft ausgesprochen, indem ich erklärte, daß ich die beiden in den Vorjahren zuletzt hinzugewählten Sekretäre nicht geeignet halte für ihr Amt und ihnen deshalb meine Stimme nicht geben würde. Das zu tun, war mein gutes Recht, denn ich stehe durchaus nicht auf dem Standpunkte, daß man ver- pflichtet ist, jedes Vorstandsmitglied ein für allemal wiederzuwählen auch gegen bessere Ueberzeugung. Sie sollen gewählte und jederzeit der Kritik bei der Wiederwahl unterstehende Geschäftssührer der Partei sein, nicht aber eine unantastbare Stellung haben gleich den Kardinälen der römischen Kirche. Niemand konnte offener und deutlicher seine Stellung gegenüber dem Parteivorstand darlegen, als ich. Wenn trotzdem der Genosse Wels mir hinterhältige Pläne zur Abmurksung fast des gesamten Parteivoistandes andichtet, so beweist das nur, daß er in seiner persönlichen Voreingenommenheit mir gegenüber völlig verblendet ist. G. Ledebour. » Erklärung. Genosse Bloch ersucht um Aufnahme folgender Be- richtiguag: Der Bericht über meine Rede in der Versammlung im ersten Berliner Wahlkreise enthält mehrere grobe Irrtümer. 1. Der Satz:„Die Revisionisten haben die Radikalen ver- gewaltigt" ist natürlich unsinnig, wenn man annimmt, daß ich von dem Jenaer Parteitag spreche. Tatsächlich sagte ich:„In Württemberg haben die Revisionisten die Radikalen vergewal- tigt, und zwar dank eines Vertretungssystems, das in seiner Wirkung dem preußischen Dreiklassensystem ähnelt. Trotzdem finde ich eS richtig, daß der Parteitag sich damit nicht selbst beschäs- tigte, sondern den Parteivorstand beauftragte, dort geordnete Ver- Hältnisse zu schaffen." 2. Ferner habe ich nicht gesagt:„Alle Konservativen können die Stichwahlbedingungen unterschreiben", sondern:„Die Stich- Wahlbedingungen sind derart zahm, daß sie sogar viele Konser- vative, wäre nicht der Schutzzollparagraph, unter- schreiben könnten. Denn nur einzelne Konservative, niemals aber die konservative Partei selbst, hat sich für Abschaffung des allge- meinen Wahlrechts erklärt. Die Konservativen werden uns sicher das Wahlrecht zu nehmen versuchen, Ebenso werden sie Ausnahme- gesetze machen, wenn sie die Zeit für gekommen erachten, sie sind aber nicht so dumm, dieses vorher auszuposaunen. Ist eS aber so weit, mit Ausnahmegesetzen und Wahlentrechtungen vorzugehen, dann werden die Konservativen nicht nur die Hilfe des Zentrums, sondern besonders auch die Hilfe der Liberalen finden. Man braucht nur an den Zolltarif und die Reichsversicherungsordnung zu denken. 3. Was die„genannten Klubs" anbetrifft(auch diese Aeuße- rung muß dem Leser völlig unverständlich sein), so handelt es sich um den„Karl Marx -Klub" in Baden und um einen Revisionisten- Klub in Hamburg . Es ist meiner Meinung nach durchaus kein Verstoß gegen das Parteistatut, wenn Leute zu dem Zwecke zu» sammcnkommen, um ihrer Meinung innerhalb der Partei zum Siege zu verhelfen. 4. Eine Auslassung des Genossen Rechtsanwalts Heinemann ist im„Vorwärts" wiedergegeben, nicht aber meine Entgegnung hierauf. Heiaemann hat auch nicht den Schatten eines Beweises für seine Behauptung gebracht. 5. Bei Annahme des Antrages hat sich ein Teil der Anwesen- den der Stimme enthalten. Ich und andere Genossen stimmten nur deswegen mJji gegen den Antrag, weil wir wohl mit der Haltung des Delegierten Düwell zufrieoen, keineswegs aber mit allen Be- schlüssen des Parteitages einverstanden waren. AlexanderBloch. Em der Partei. Die Generalstreikbewegung in Italien . Rom , 27. September. (Eig. Ber.) Der für Mittwoch von tier Konföderation der Arbeit proklamierte 24stündige Proteststreik gegen das tripolitanische Abenteuer stellte kaum etwas anderes dar, als die offizielle Kenntnisnahme eines Tatbestandes durch Sie gelverkschaftliche Zenlralisattoik. Der Generalstreik tvak in Mailand , Rom und vielen kleineren Orten bereits proklamiert, als die Konföderation ihn zu beschließen für richtig fand. Be- merkenswert dabei sind vor allem zwei Dinge: die völlige Stimm- enthaltung des Parteivorstandes und die Tatsache, daß die Parlamentsfraktion sich mit dem Generalstreik abgefunden hat, obwohl die Mehrheit der Abgeordneten durchaus gegen ihn war. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Entscheidung über einen politischen Generalstreik nicht der Konföderation der Arbeit, oder doch nicht dieser allein zufallen sollte. Es muß sehr be- fremden, daß der Parteivorstand in einer so ungeheuer wichtigen Frage seine Führerrechte ganz und gar an die Konföderation ab- getreten hat. Dieses Verhalten steht in offenem Widerspruch zu der bisherigen Gepflogenheit der italienischen Partei. Was die Haltung der Parlamentsfraktion betrifft, so waren, dem Bericht des„Avanti" zufolge, die Genossen Turati, Bissolati, Calda, Bertesi, Bonomi, Zerboglio, Nofri, Berinini, Treves und C a b r i n i in der Dis- kussion gegen den Generalstreik, während Marangoni, Pieraccini, Giacomo Ferri, Musatti, Bocconi , Prampolini, Bentini und P e s c e t t i aus verschiedenen Gründen für den Streik eintraten. Nichtsdestoweniger wurde, nach Kenntnisnahme des Beschlusses der Konföderation der Arbeit. einstimmig eine Tagesordnung angenommen, die die Arbeiterschaft auffordert, den Streik nicht über die vorgesehenen 24 Stunden auszudehnen und ihn diszipliniert durchzuführen. Weiter fordert die Tagesordnung, deren Verfasser Turati ist, die sofortige Ein- berufung der Kammer und protestiert energisch gegen die militärische Besetzung Tripolitaniens. Von einem Uebergang der Parteifraktion zur Opposition ist in der Tagesordnung nicht die Rede: die Fraktion protestiert gegen das afrikanische Abenteuer, als ob es sich lediglich um eine Episode im Leben des Ministeriums handele, aber sie hört darum nicht auf, ministeriell zu sein. Der Grund für dieses eigenartige Verhalten ist in der geradezu panischen Angst zu suchen, Giolitti könnte die Wahlrechtserweite- rung zurückziehen, falls die Sozialisten aufhörten, ihm um den Bart zu gehen. So kostet diese Wahlrechtserweiterung, die aller- dings keinen Kraftaufwand des Proletariats verkörpert, die Parlamentsfrartion ein Zugeständnis nach dem anderen. Schließ- lich wird man sich fragen, ob sie, die als Gnadengeschenk Giolittis den Massen in den Schoß geworfen werden sollte, dem Prole- tariat nicht doch zu teuer zu stehen kommt. Was den Generalstreik betrifft, so hat er den Charakter des Protestes und nicht den der Drohung. Immerhin stellt er eine feierliche Trennung der Verantwortlichkeit für das tripolitanische Abenteuer dar: die herrschende Klasse hat es gewollt, und das Proletariat hat es nicht gewollt. Ueber Einzelheiten der Generalstreikbewegung gingen uns folgende Mitteilungen zu: Da die römischen Buchdrucker auf die Order der Arbeiter- kammer hin für 24 Stunden in den Ausstand getreten sind, fehlt es an Nachrichten über den Verlauf des Generalstreiks in den Provinzen. In Rom war der Streik unvollständig, da Tram- bahner und Droschkenkutscher weiter gearbeitet haben und auch auf verschiedenen Bauten die Arbeit nicht ruhte. In Calle d'E l s a(Siena ) wurde der Zug, der die Reservisten wegführen sollte, am Abfahren verhindert, indem große Holzbalken auf die Schienen gelegt wurden. Die Reservisten wurden zu Fuß nach der nächsten Station geschickt. Zu ernsteren Szenen kam es in Poggibonzi, in derselben Provinz, wo die Demonstranten auf den Bahnhof drangen und den Reservisten den Zugang zum Zuge versperrten. Der nach Siena gerichtete Zug wurde dann zum Halten gebracht und durch über die Gleise gelegte Balken an der Abfahrt gehindert. Auf die Balken selb st legten sich Frauen mit ihren Kindern. Die im Zuge befind- lichen Reservisten wurden von den Demonstranten in die Stadt geführt. Erst als am Nachmittag Verstärkungen aus Siena ein- trafen, konnte die Abfahrt der Reservisten erfolgen. Eine klare Darstellung des Hergangs fehlt noch, aber immerhin beweist er, daß noch heute in den Massen der Geist lebt, der während des letzten afrikanischen Krieges die Schienen ausheben ließ, um die Abfahrt von Verstärkungen auf den Kriegsschauplatz zu verhüten. In Nonantola , 10 Kilometer von Modena , kam es zu einem Konflikt zwischen Demonstranten und Carabinieri, wobei ein Demonstrant durch einen Revolverschuß getötet wurde. Zwei benachbarte Orte haben die Telegraphendrähte, die sie mit Modena verbinden, durchschnitten. In Modena selbst ist es auch zu Zusammenstößen gekommen, bei denen der Sekretär der Arbeiter- kammer, ein Parteigenosse, verwundet wurde. In vielen Orten der Provinz haben sich die Trambahner am Streik beteiligt. Das Zentralkomitee der Eisenbahnerorganisation hat sich angesichts der heutigen Lage gegen die Beteiligung an dem Generalstreik aus» gesprochen, offenbar mit Recht, da ein 24stündiger Eisenbahner- streik ein Unsinn wäre. Ein rein demonstrativer Streik bedarf nicht der Mitwirkung der Eisenbahner. Im großen ganzen kann man sagen, daß der Proteststreik die Regierung 24 Stunden in Atem gehalten hat und die Konzentrierung der Truppen an der siziliamschen Küste durch die Besorgnis verzögert hat, die Be- satzungen der Städte während der Demonstration zu verringern. EIiis Industrie und Kandel . Italiens Schatz. Während die Türkei in Paris über eine neue Anleihe unterhandelt, dementiert die italienische Regierung offiziell, daß sie irgendwelche Schritte für eine neue Emission tue. Die Ressourcen des Schatzes»vären derartig, daß sich keine Notwendigkeit in diesem Sinne ergäbe. Vorläufig glauben wir das gern. Wenn aber erst die finanziellen Früchte des heutigen Unternehmens reifen, dann wird es mit den Ressourcen des Schatzes wohl etwas anders aussehen. Inzwischen hat der Schatz etwa 45 Millionen Ueberschuß, weiter hat er von seinem Recht, Staatsschatzscheine für 300 Millionen auszugeben, bis jetzt nur für die Summe von 70 Millionen Gebrauch gemacht. Schließlich verfügt die Zentralkasse über 60 Millionen in Gold außer der zur Metall- deckung des Papiergeldes nötigen Goldmenge. Die Rentabilität der chemischen Industrie. Die GeschästSergebuisse der deutschen chemischen Industrie haben sich im abgelaufenen BetriebSjahr wieder ganz wesentlich ge- hoben. In den Monaten Januar bis August 1311 haben inS- gesamt Iii Aktiengesellschafien der chemischen Industrie ihre Bilanzen für daS Geschäftsjahr 1310/11 resp. 1310 veröffentlicht. Sie reprä- sentierten am Schlüsse des Berichtsjahres ein Aktienkapital von 404,36 Mill. Mark. Gegen daS Vorjahr ist eine Erhöhung des gesamten Grundkapitals um S,06 Mill. Mark erfolgt. Für daS Geschäftsjahr 1310 konnten 64. 7Z Mill. Mark oder durchschnittlich 16,0 Proz. Dividende an die Aktionäre verteilt werden. Für daS Betriebsjahr 1303 waren 61,83 Mill. Mark oder IS, 6 Proz. Dividende zur Ausschüttung gelangt. Mithin haben sich die Dividendenerträg- niffe durchschnittlich um 0,5 Proz. gebeffert. Für daS Geschäfts- jähr 1308 wurde die Durchschnittsdividrnde auf 14,3 Proz. berechnet. Bei 104 Miengesellschaften läßt sich die Bewegung der Abschreibungen im letzten und im vorangegangenen Geschäftsjahr verfolgen. Das Grundkapital dieser Gesellschafte» betrug bei Aufstellung der jüngste» Bilanz 406,70 Mill. Mark, es ist gegen 1303 um 3,84 Mill. Mark gestiegen. Die Abschreibungen für 1310 beliefeo sich auf 38,12 Mill. Mark, das sind 4,6S Mill. Mark mehr als im vorangegangen-n Betriebsjahr. Im Geschäftsjahr 1310 ergab sich bei 105 Gesell- schaften mit einem Grundkapital von insgesamt 400,83 Mill. Mark ein Reingewinn von SS.SZ Mill. Mark. Fast durchweg sehr gut abgeschnitten haben die Farbwerke. Einige wichtige Gesell- schaften dieser Art verteilten in den letzten drei Jahren folgende Dividende in Prozent deS Nominalkavitals: 1303 ISi» 1310 Badische Anilin- und Sodafabriken, Ludwigshafen ....... 22 24 21 Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer u. Co.. Elberfeld..... 24 24 25 Bronzefarbwerke A.-G. vorm. Karl Schlenk, Barnsdorf b. Nürnberg S 8 S Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner u. Co., Hamburg .... 13,5 12 18 Auch die Kohlensäure Soda- und Spreng st off- fabriken hatten meist gute Ecgebniffe. Der schleckte Geschäfts- gang in der Zündholzindustrie kam auch in einem Rückgang bezw. gänzlichem Ausfall der Dividende zum Ausdruck. Sprcchmaschineniudustrie. Die Vereinigten Staaten von Nord- amerika führten nach der soeben erschienenen hlontttty summary o! comerce and finance an Sprechmaschinen und Sprechmaschineu- Material(Phonographen, Graphophone, Grammophone, Platten nebst Zubehör) aus im Jahre: 1310 1911 nach Großbritannien für.. 755 031 Dollars Tn 653 Dollars , dem übrigen Europa für 141 782. 173 080. , Kanada für..... 331 577„ 528 401, . Mexiko für..... 263 717„ 176 543 . Südamerika für.-. 374 035. 674 362 , Britisch-Ozeauien für. 256 380, 373 583» . den übrigen Ländern für 257 930„_ 880 954„ Zusammen:.. 2 381 172 Dollars 2 383 686 Dollars Da, wie den„Vorwärts'lesern bekannt, die Vereinigten Staaten von Nordamerika die größte Konkurrenz Deutschlands auf dem Ge- biete der Sprechmaschinenindustrie darstellen, dürfte eS intereffant fein, daß nach den monatlichen Nachweisungen über den aus- wältigen Handel Deutschlands in der gleichen Zeit, im Jahre 1310 von Deutschland an Sprechmaschinen, Platten und Walzen exportiert wurden 2380 250 Dollars, im Jahre 1311 4 193 750 Dollars. Nach dieser neuesten Aufstellung eineS Fachmanns kommt der Wert der amerikanischen Ausfuhr deS letzten Jahres annähernd dem Werte der deutschen Ausfuhr deS vorhergehenden Rechnungsjahres gleich, wogegen der Wert der deutschen Ausfuhr deS letzten Rechnungsjahres den amerikanischen Wert des gleichen letzten Jahres noch um reichlich 1200000 Dollars übertrifft._ Hus der f rauenbewegung» Ein Schandfleck. Ueber einen Vorstoß zur Eroberung des Frauenwahlrechts in Persien berichtete die„Times" folgendes: Während daS Par- lament gerade über die Vorbereitung zu den kommenden persischen Herbstwahlen beriet, erhob sich unerwartet der Abgeordnete von Hamadan Hadschi, Wakilel Rooh, und hielt eine leidenschaftliche Rede für das Frauenstimmrecht. Eine Woge des Entsetzens ging durch die Reihen der Volksvertreter, als der Hadschi rundweg er- klärte, die Frauen besäßen eine Seele und Rechte und sollten daher auch mitreden und mitwählen. Voll Eiser forderte dieser Frauen- freund die Unterstützung der Geistlichkeit, aber der oberste Vertreter der Ulemas erhob sich und erklärte, nie im Leben seien seine Ohren durch so schamlose Aeußerungen beleidigt worden. Er sprach den Frauen sowohl die Seele als alle Rechte ab und erklärte, daß solche Lehren das Ende des Islams bedeuten würden. Schließlich erhob sich der Präsident des Parlaments und forderte die Schriftführer auf, in ihren Berichten diesen entwürdigenden Zwischenfall zu unterdrücken, damit keine Erinnerung an ihn die Chronik des per- fischen Parlaments beflecke. Aus derselben Gesinnung, wenn auch etwas anders in der Ab- lehnung formuliert, kämpfen unsere Junker und deren Gefolgschaft gegen Frauenrcchte. Sie mißachten das Weib mindestens ebenso wie die Perser; man braucht nur an die famose Aeußerung des Herrn von Mottle über seine Frau als Objekt gewisser Verrich- tungen zu erinnern, um über die Anschauungen und Denkweise dieser Kreise ein Urteil zu haben. Aber trotz alledem� tzje Frauen werden das volle Staatsbürgerrecht erobernl So�iales� Gesindcsklaverei. Ein neiieS Kulturbild wurde in einer Verhandlung vor dem Jugendgericht in Dresden aufgerollt. Unser Dresdener Parteiblatt berichtet darüber: Ein 14jähriger Dienstknecht, der einen sehr intelligenten Eindruck macht, erhob Einspruch gegen eine Strafver- fügung über drei Tage Haft, die ihm wegen„böswilligen Verlaycns des Dienstes" nach K 95 der sächsischen Gcsindeordnung zugeschickt wurde. Der Strasantrag war vom Gutspächter Schneider in Strehlen mit folgendem Wortlaut gestellt: „Bitte um exemplarische, möglichst Gefängnisstrafe, da man sonst seine Leute in der Erntezeit nicht halten kann." Der Angeklagte ist zuvor schon zweimal fortgelaufen, wurde aber auf Antrag Schneiders jedesmal wieder durch die Polizei ge- holt. Als Gründe für die Lösung des Dienstverhältnisses gab er an. er sei wiederholt von den Mägden geschlagen worden und auf seine Beschwerde habe Schneider keine Abhilfe geschaffen. Als er das zweite Mal mißhandelt worden war, legten sich seine Mutter und sein Vormund ins Mittel und kündigten Schneider an, daß bei einer Wiederholung eine Aenderung geschaffen werde. Trotzdem wurde er weiter mißhandelt. Der Vorsitzende war der Ansicht, daß das alles noch nicht ihn berechtige, den Dienst sofort zu verlassen.(!) Ganz mit Recht bemerkte hierauf der Junge, er könne sich doch nicht mit der Gabel bedrohen und in das Gesicht treten lassen, wie es ge- schehen sei. Zur Rechtfertigung der Höhe der ausgeworfenen Strafe bemerkte der Staatsanwalt, daß zur gleichen Zeit auch andere Knechte von Schneider fortgelaufen wären, und daß hier anschei- nend eine Verabredung vorliege mit dem Zwecke, Schneider bei der Ernte sitzen zu lassen. Das bestritt der Angeklagte; seines Wissens wären die anderen Knechte ebenfalls wegen schlechter Behandlung fortgelaufen. In alledem erblickte daS Gericht noch kernen Grund zur Lösung deS Dienstverhältnisses und bestätigte deshalb die im Strafbesehl ausgeworfene Strafe. So sucht man die Arbeiter»an die Scholle" zu fesseln._ Zum Inkrafttreten der RcichsvcrflcherungSordnung. Die Meldung des„Zentralblatts der Reichsversicherung", daß die ReichSversichcrungSordnung statt am 1. Juli 1912 erst am 1. Januar 1313 in Kraft treten dürfte, bezieht sich selbstverständlich nicht auf die Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung, deren Inkrafttreten zum 1. Januar durch daS Gesetz selbst festgelegt ist. sondern auf die Neuorganisation sowie auf die Kranken» und Un- fallverficherung. Möglicherweiie tritt dieser Teil noch später in
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