Nr. 238.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.
Mittwoch, den 11. Oftober 1911.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.
fragen sollten an diese Adresse, und zwar zu Händen des Abg. Anklage zu erheben wagt! Vorläufig mag dieser niedliche Müller- Fulda gefandt werden." Auch die Antwort Singers auf Beitrag zur Charakteristik des Zentrums genügen; weiteres
Zum Kampf des Zentrums für einen Brief vom 27. Januar 1907 hatte sich Herr Müller- später..
Chron und Altar.
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Der Krieg.
Fulda nach: Köln , Altenberger Straße Nr. 4, Generalsekretariat der rheinischen Zentrums= partei, erbeten, und an diese Adresse hat denn auch Bebel seinen Brief vom 28. Januar 1907 gerichtet. Auf dem Parteitag in Jena hat Bebel das Zentrum die Zweitens ist es nach unseren Informationen und wir von italienischer Seite erfährt man nur, daß der erste Teil Neue Meldungen vom Kriegsschauplatz liegen nicht vor. grundsatzloseste aller Parteien genannt. Diese Kennzeichnung haben keinen Anlaß, an deren Richtigkeit zu zweifeln ist zweifellos richtig. Aber das Zentrum ist nicht nur die durchaus unrichtig, daß alle Mitglieder des Ausschusses wichtigen Hafen von Tabruk Bewachungsmannschaften des Expeditionstorps abgegangen und in dem strategisch grundsatzloseste, sondern zugleich auch die verlogenste gegen den Abschluß eines Stichwahlabkommens mit der zurückgelassen habe. Im übrigen unterdrückt die italienische aller Parteien; eine Partei, der nach dem bekannten jesuitischen Sozialdemokratie waren. Erst nach langen Hin- und Her Benjur alle privaten Mitteilungen. Grundsatz jedes Mittel recht ist, das ihren jeweiligen Zwecken erwägungen einigte man sich darauf, formell das Das deutsche Auswärtige Amt legt Wert darauf, dient. Einen neuen Beweis dafür liefert die verlogene Taktit, Wahlabkommen abzulehnen, dafür aber in dem Stich die Italiener zu versichern, daß seine Politik im schärfsten die die Zentrumspresse befolgte, nachdem der Vorwärts" in wahlaufruf, der am 29. Januar veröffentlicht werden widerspruch zu dem Empfinden des deutschen feiner Nr. 228( vom 29. September) die im Januar 1907 zwischen sollte und tatsächlich auch an diesem Tage in Köln erschien, Blattes ist in der Wilhelmstraße mitgeteilt worden, daß die Volkes stehe. Dem Korrespondenten eines römischen dem Zentrumsführer Müller- Fulda und dem Genossen Bebel die Unterstützungsbedingungen für die Stichwahlen derart zu deutsche Presse teineswegs die Gedanken der deutschen Reüber die Abschließung eines gegenseitigen Stichwahlabkommens stellen, daß jeder sozialdemokratische Kandidat sie ohne weiteres gierung wiedergebe. Auf diesem indirekten Wege erfährt man gewechselten Briefe veröffentlicht hatte. Auch nach dieser Ver- unterschreiben könne. auch, daß das Auswärtige Amt sich zu jener berüchtigten öffentlichung hielten zunächst die leitenden Zentrumsblätter an Zu dieser formellen äußerlichen Ablehnung eines Stich- Note des Wolffschen Bureaus bekennt, in der das der Behauptung fest indem sie teilweise ihren Lesern die wahlbündnisses mit der Sozialdemokratie bestimmten aber italienische Vorgehen gebilligt worden war. Tatsache unterschlugen, daß schon am 25. Januar 1907 Herr nicht, wie heute die Zentrumspresse der Welt glauben machen Diese Zustimmung ist übrigens nicht nur eine platonische. Müller- Fulda bei dem Genossen Singer wegen der Unterstützung will, moralische Bedenken oder Rücksichten auf Thron und Der deutsche Botschafter in Rom muß getreu seiner seiner Kandidatur im Kreise Hünfeld- Hersfeld angefragt hatte. Altar den Zentrumsausschuß, sondern sehr reale Beschügerrolle der Italiener die türkische Regierung an der daß nicht der Abgeordnete Müller- Fulda, sondern der Ab- wahl politische Gründe. Zum Teil hat Herr Müller- Führung des wirtschaftlichen Krieges gegen Italien zu hindern geordnete Bebel zuerst die Abſchließung eines gegenseitigen Fulda in seiner Antwort an Singer vom 30. Januar 1907 fuchen und in einer offiziösen Auslassung der„ Köln . Zeitung" Stichwahlabkommens angeregt habe. Als diese kuriose Aus- sie ganz richtig wiedergegeben; aber es fehlt der Hauptgrund, werde verzichten müssen. wird der Türkei bereits erklärt, daß sie auf Tripolis legung der Briefe Bebels und Müllers in der Deffentlichkeit und dieser bestand darin, daß man im rheinisch- westfälischen Deutschland ist also der Helfershelfer der Das offizielle wenig Antlang fand und nur einige fonservative Blätter vom Industrierevier bereits vielfach mit den Nationalliberalen an- italienischen Politik und da verübelt man es noch Schlage der Deutschen Tagesztg." die lächerlichen Deduktionen gebandelt und diesen in Aussicht gestellt hatte, den Jungtürken , wenn sie von der deutschen Freundschaft" der Zentrumspresse als richtig anerkannten, schlug diese eine in einigen Kreisen bei der Stich wahl für nichts wissen wollen?
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Ausfahrt des Expeditionskorps.
andere Taktik ein. Nun hieß es, der Abg. Müller- Fulda ihre Kandidaten zu stimmen, falls die National- In der Türkei selbst wächst zusehends der Gegensat möge wohl den ersten Anstoß durch seinen unvorsichtigen Brief liberalen in in anderen Wahlkreisen für die Zentrums- zwischen dem Ministerium, das nach wie vor unschlüssig vom 27. Januar 1907 gegeben haben; aber Herr Müller kandidaten gegen die Sozialdemokratie einträten. Dieses und unentschieden ist, und den Jungtürken , deren Stongreß hätte seinen Schritt ohne Kenntnis und Wissen der schöne Stichwahlkompromiß glaubte man zu stören und Durchführung des wirtschaftlichen Strieges fordert. Es scheint, den entschiedensten Widerstand und die rücksichtslose anderen Zentrumsführer, besonders des Wahlausschusses der der Unterstützung der Nationalliberalen daß der jungtürkische Einfluß im Wachsen begriffen ist und Zentrumspartei unternommen. Er wäre also auch nur allein berlustig zu gehen, sobald irgend etwas über schließlich seinen Willen durchsetzen wird. Bedenklich für die für sein Vorgehen verantwortlich. Jedenfalls hätten die den formellen Abschluß eines Wahlabkommens zwischen Italiener ist es auch, daß der Scheit der Senussi , Mitglieder des damals in Köln tagenden Wahlausschusses Sozialdemokraten und Zentrum an die Deffentlichkeit eines mächtigen mohammedanischen Ordens, der durch ganz ganz anders gedacht. Ihnen wäre das Bündnis mit einer dränge. Besonders soll es nach unseren Informationen Herr Nordafrika verbreitet ist, den Heiligen Krieg erklärt hat. revolutionären Partei, die gegen Thron und Altar fämpft, Trimborn gewesen sein, der Bedenken hatte; denn er hatte in In Italien wächst, von den Päpstlichen mit allen als eine Verlegung ihrer politischen und Köln im ersten Wahlgange nur 17 859 Stimmen erhalten Mitteln geschürt, die Striegsstimmung immer mehr. Und mit katholischen Pflichten erschienen; deshalb hätten gegen 15 661 sozialdemokratische Stimmen und brauchte da- steigender Entschiedenheit erklärt die Preſſe, daß die Türker sie das im Briefe Bebels enthaltene formelle Angebot eines her bei der Stichwahl die Unterſtügung der National auf alle Rechte in Tripolis und der Barka bedingungslos ver Stichwahlbündnisses rundweg abgehnt und zwar einstimmig. liberalen. Zwar hatten die Mitglieder des Ausschusses zu- mittelungsaktion Aussicht auf Erfolg haben tann, ist vorläufig zichten müsse. Wie unter solchen Umständen eine VerUnd Herr Müller- Fulda bestätigte in einem Briefe an die„ Köln . meist wenig Neigung dazu, die nationalliberale Fraktion des nicht recht einzusehen. Auf den Balkan aber wächst die Volksztg." diese Angaben wenn auch in einer Form, die ihm Reichstages zu verstärken, man war sich auch klar darüber, Unruhe, und trotz aller Dementis cheinen die kleinen Balkanjederzeit den Rückzug ermöglichte. Er sagte nicht, daß kein anderer daß nach dem voraufgegangenen heftigen Wahlkampf ein be- staaten zu mobilisieren. Ob auch schon Desterreich, ist Zentrumsführer etwas von seinem Schritt gewußt hätte, trächtlicher Teil des Zentrumswähler gar nicht für die zweifelhaft. auch nicht, daß das Stichwahlbündnis einstimmig bom nationalliberalen Randidaten an die Wahl. zentrumsparteilichen Wahlausschuß abgelehnt sei gehörte urne zu bringen sein würde; aber man wollte sich Rom , 10. Oftober. Die„ Agenzia Stefani" teilt mit: person an-, zusammenfekt, verließ Neapel in der Nacht vom 5. zum er doch selbst diesem Ausschuß als Haupt- doch die Möglichkeit nicht verderben, mit Hilfe der ge. Der erste Teil des Expeditionstorps, der sich aus er erklärte nur, er hätte keinen offi- täuschten Nationalliberalen einige weitere Infanterie, Artillerie und einer Kompagnie Geniesoldaten ziellen Auftrag gehabt, den Brief vom 27. Januar 1907 Mandate zu ergattern. an Singer zu schreiben. 6. Oktober und landete heute in Mersa Tobruk, um den Nicht irgendwelche patriotischen, religiösen oder moralischen Hafen in Verteidigungszustand zu setzen und hier Wir haben bisher nur auf diese Ausflüchte und Ver- Bedenken, nicht die Sorge um Thron und Altar eine Bachmannschaft zuriidzulassen. Die Landungslegenheitsausreden damit geantwortet, daß wir auf die Un- haben demnach im Januar 1907 den Wahlausschuß bestimmt, truppen gingen dann wieder an Bord und bleiben also außer wahrscheinlichkeit der von der Zentrumspresse beliebten Darstellung auf Bebels Brief ablehnend zu antworten, sondern lediglich Aftion. des Vorganges hinwiesen. Nicht deshalb, weil wir andere die Mandatssucht. Die Besetzung von Tobruk . Beweismittel nicht hatten, sondern weil wir sehen wollten, Wie wenig patriotische oder religiös- moralische Bedenken Neapel , 10. Dktober. Il Mattino" veröffentlicht über die Be wie weit die Zentrumspresse und ihre Hintermänner ihr ver- das Verhalten des Wahlausschusses bestimmten, beweist die fetzung von Tobruk am 5. d. M. folgende Einzelheiten: Sofort, Logenes Spiel treiben würden. Nachgerade wird uns das Tatsache, daß dem Brief des Abgeordneten Müller- Fulda an nachdem die Beschießung der Forts begonnen hatte, wurde eine heuchlerische Geschwätz der frommen klerikalen Blätter aber Singer vom 30. Januar alsbald ein am 31. Januar in Frank- andungskompagnie ausgefchifft, die mit aufgepflanztem ooch zu bunt, und wir fügen deshalb unserem Artikel vom furt a. M. aufgegebenes Telegramm folgte, das die Ab- Bajonett unter dem Feuer der Schiffsgeschüße das Fort er. 29. September einige kleine vorläufige Er- lehnung zum Teil wieder aufho b. Es ist nämlich Fort verjagten Türken, die sich auf die Verteidigung mit Gewehrst firmte und dort die italienische Flagge hißte. Die aus dem gänzungen zu, die deutlich zeigen, wie die Zentrums- nichts als eine bewußte Lüge, wenn die Zentrumsblätter ver- feuer beschränkt hatten, segten ihr Feuer von den umliegenden Höhen presse, die sich so oft ihrer hehren katholischen Moral rühmt, sichern, mit dem Ablehnungsbrief des Abgeordneten Müller aus fort. Die nunmehr im Fort befindlichen italienischen Matrojen selbst die offene Lüge nicht scheut, wenn sie sich davon im hätte jede Verbindung zwischen dem Zentrumsausschuß und politischen Kampf irgend einen Vorteil verspricht. dem sozialdemokratischen Parteivorstand aufgehört. Am 31. Januar lief vielmehr folgendes Telegramm bei Singer ein:
" In Offenbach , Frankfurt , Hanas, Friedberg Entgaltung, Kompromisse mit Liberalen wegen Mainz und Höchst haben wir abgelehnt."
erwiderten diefes mit wohlgezielten Schüssen. Allmählich hörte das Schießen der Türken auf. Währenddem hatte sich die Stadt ergeben. Den Mannschaften wurde ausdrücklich anbefohlen, sich nicht an Frauen oder Privateigentum zu vergreifen und die reli giösen Gefühle der Eingeborenen zu schonen, sodann wurden die Häuser nach Waffen und Munition durchsucht und das Gefundene beschlagnahmt. Während der Nacht feuerten die Wachen von Zeit zu Zeit auf Banden, die in räuberischer Absicht in die Stadt einzudringen versuchten. Eine Seeschlacht im Roten Meer .
Erstens ist es absolut unrichtig, wenn behauptet wird, der Abg. Müller- Fulda hätte lediglich als Privatperson gehandelt, und der in Köln tagende Wahlausschuß des Zentrums hätte sein Vorgehen nicht gebilligt. Tatsache ist vielmehr, daß Herr Müller- Fulda selbst dem Ausschuß angehörte, Vielleicht wird die Zentrumspresse wieder behaupten, und zwar als leitendes geschäftsführendes auch dieses Telegramm sei eine reine Privatangelegenheit Mitglied. Außer Müller- Fulda gehörten diesem im General- des Herrn Müller- Fulda. Tatsächlich fungierte, wie schon Parteisekretariat des rheinischen Zentrums zu Köln tagenden Aus- hervorgehoben ist, Herr Müller als Geschäftsführer des schuß noch die Herren Spahn, Karl Bachem , Cahensly, Frigen- Wahlausschusses, und in dieser Eigenschaft, nicht als PrivatRont, 10. Oftober. In der letzten Nacht lief hier das Gerücht Düsseldorf , Gröber, Herold, Jäger, Schmitt- Mainz und mann, hat er seine Briefe und sein Telegramm verfaßt, um, daß ein Kampf zwischen italienischen Schiffen und Dafür, daß tatsächlich Herr Müller der Ge- spricht er doch auch ausdrücklich von„ wir"! Zudem sollten türkischen Torpedo booten, die auf der Fehrt nach dem schäftsleiter dieses Ausschusses war und für diesen die Storre- sich doch die Zentrumsblätter reiflich überlegen, derartige Gerücht wird von der„ Bita" und dem„ Messagero" unter Borbehalt Roten Meer begriffen gewesen seien, stattgefunden habe. Dies spondenz führte, fönnen wir uns auf den Abg. Sittart. Verlegenheitsausreden zu gebrauchen, denn sie beschuldigen wiedergegeben. Eine amtliche Bestätigung dieses Gerüchtes liegt Aachen berufen, der erst jüngst in einer Dortmunder Zentrums damit Herrn Müller, hinter dem Rücken und gegen bisher nicht vor. versammlung erklärte: Am 27. Januar 1907 ging durch die den Willen des zentrumsparteilichen Wahl
Trimborn an.
Der Heilige Krieg".
Bresse die Mitteilung, daß an dem darauffolgenden Tage in ausschusses eine die Absichten dieses Aus- Ronstantinopel, 10. Oftober. Jeni Gazetta" erfährt, daß Köln auf dem Parteisekretariate in der Alten- schusses durchkreuzende Politik getrieben der im Hinterlande von Tripolitanien ansässige berger Straße der engere Parteivorstand zur Be- zu haben, das heißt ein gemeiner Parteiverräter zu sein. Scheit der Senussi den Italienern den heiligen Krieg sprechung der Stichwahltaktik zusammentreten werde. An- Wir sind wirklich neugierig, ob ein Zentrumsblatt eine solche erklärt hat. Der Sultan hat den Blättern zufolge Imam