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Nr. 239. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 12. Oktober 1911.

Aus Industrie und Handel.

Die Montanproduktion der Welt.

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gestellten Grundsäße Bedenken trage." Man muß sich deshalb wun- Um die private Wohltätigkeit zu reformieren, wurde beschlossen, dern, daß man die Frauenrechtlerinnen durch den Reisbreiwall des sich allen Aufrufen für Blumentage, Bazare und Wohltätigkeits­braunschweigischen Schlaraffenlandes hindurch und in die Eulen- feste gegenüber ablehnend zu verhalten. Ein Vortrag für den Kul­spiegelstadt hineinließ. Aber sie sind ja so zahm, so unendlich zahm tureinfluß der Frau als Konsumentin hielt sich zunächst in einem In dem soeben erschienenen statistischen Teil des Jahresberichts und anspruchslos, diese bürgerlichen Damenrechtsdamen, daß sie die östhetisierenden Rahmen, beleuchtete aber dann auch die Schäden des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamis- Herzogin, die Frau eines Obotritenfürsten, mit ihrem Besuch be- der Heimarbeit.  bezirk Dortmund   für das Jahr 1910 sind zahlenmäßige Angaben ehrte" und der braunschweigische Staats- und Polizeiminister Hart- Der letzte Tag des Kongresses war der weiblichen Jugend ge­über die Montanförderung der Welt enthalten. Der Verein ver- wieg, derselbe, dessen Polizei am 26. Januar 1910 die Arbeiter widmet. Es wurde in einem Vortrage von Fräulein Lilly anschlagt die gesamte Kohlengewinnung der Erde für 1910 auf niedersäbelte, ihnen eine Begrüßungsrede hielt. Auch derselbe Dröscher ein staatliches Jugendpflegeamt, als Zentralstelle, mit 1,152 Millionen Tonnen. Das bedeutet gegenüber dem Jahre 1909 Bürgermeister Meyer, der den ablehnenden Bescheid an den Frei- städtischen Klubhäusern für Mädchen verlangt. Alle Bestres eine Förderungszunahme um 42 Millionen Tonnen. An dieser denkerverein geschrieben hatte, hielt den Frauenrechtlerinnen eine bungen müßten von politischen Einflüssen frei. Rohlengewinnung sind die Vereinigten Staaten   von Amerika   mit Begrüßungsrede. Die bürgerliche Frauenbewegung hätte sich gar bleiben. Das heißt: der Arbeiterjugendbewegung soll ein Bein 39,5 Proz., Großbritannien   mit 23,3 Proz. und Deutschland   mit nicht schwerer kompromittieren fönnen, als dadurch, daß sie sich von gestellt werden. Man will sie für politisch erklären, die jungen 19,3 Broz. beteiligt. Auf die anderen Teile der Erde entfallen solchen Finsterlingen und Voltsfeinden bewillkommnen ließ. Arbeiterinnen in die städtischen Klubhäuser einfangen und dort damit nur 18 Proz. der gesamten Kohlengewinnung. Die Koks- Das Milieu färbte denn auch stark auf den Kongreß ab. Fräu- bürgerlich" erziehen. erzeugung der Welt ist für das Jahr 1909 angegeben. Sie beträgt lein Dr. Gertrud Bäumer, die über die staatsbürgerliche Er. 91 Millionen Tonnen gegen 77 Millionen Tonnen im Jahre 1908. ziehung des Mädchens sprach, forderte zwar staatsbürgerliche Er­Daran waren beteiligt die Vereinigten Staaten   von Amerika   mit ziehung der Mädchen, wobei die Teilnahme an der praktischen fo­35 Millionen, Deutschland   mit 21½ Millionen und Groß- zialen Arbeit unentbehrlich sei, aber die Frau solle nicht neue Rechte britannien mit 19 Millionen Tonnen. Nach den bisher vorliegenden beanspruchen, auch nicht solche laut fordern oder gar dafür demon­Mitteilungen ist für das Jahr 1910 wieder eine Zunahme der Koks- strieren; die stille Arbeit für die Frauenbewegung, die praktische erzeugung zu verzeichnen, die nach der Veranschlagung des Vereins soziale Betätigung sei ihr Arbeitsfeld. In der Hauptsache ver­für Amerika   und Deutschland   je 2,2 Millionen Zonnen ausmacht. langte Fräulein Bäumer eigentlich nur die Abschaffung der aller­Interessant ist die Angabe, daß der Wert der gesamten deutschen ältesten Ladenhüter, der heroischen Kriegsgeschichte usw., aus dem Alles in allem könnte man das Resultat dieses Damentages Bergwerksproduktion im Berichtsjahre zum erstenmale 2 Milliarden Unterricht und dafür etwas staatsrechtliche Belehrung. Bescheidener Mart überſtieg. Genau betrug der Gesamtwert 2008,6 Millionen fönnen die Damen kaum sein. Am besten charakterisiert sich die Mart. Daran partizipierte die Steinkohle mit Milliarden Auffassung Fräulein Bäumers von der Frauenbewegung in dem Mart, die Braunkohle mit 178% Millionen Mark und das Eisenerz Saze, daß im Religionsunterricht die gewaltigen Imperative des mit 107 Millionen Mart. Insgesamt waren diese 3 Mineralien Christentums nicht nur gelehrt, federn auch innerlich begriffen mit 90,2 Proz. an dem Gesamtwert der deutschen Bergwerks- werden" müßten. Die Religion müsse das Fundament der Er produktion beteiligt. Die Roheisenerzeugung der Welt, die 67 ziehung bleiben. Praktisch soll die staatsbürgerliche Erziehung der Millionen Tonnen betrug, zeigt gegen das Jahr 1909 eine Zunahme Mädchen durch staatsrechtliche Kurse, Anschluß an andere staats­um 6 Millionen Tonnen. An der Roheisenwelterzeugung waren die bürgerliche Bildungsvereine, gemeinsame Arbeit mit den Lehre­Vereinigten Staaten von Amerika   mit 27,7 Millionen, Deutschland   rinnenvereinen und Gründung von Jugendgruppen gefördert wer­mit 14,8 Millionen und Großbritannien   mit 10,4 Millionen Tonnen den. Vom Frauenstimmrecht war nicht die Rede. beteiligt. Bemerkenswert sind die Angaben, die der Bericht über Weniger durch das Milieu beeinflußt war ein Vortrag, den den Wettbewerb fremder und einheimischer Kohle auf dem inneren Fräulein Helene Lange   über das Thema Was verstehen wir Martte macht. Nach Hamburg   gelangten im Berichtsjahre 8,4 unter der Gleichberechtigung beider Geschlechter" hielt. Fräulein Millionen Tonnen, von denen 38,1 Proz. auf rheinisch- westfälische Lange kam ganz richtig zu dem Schluß, daß Freiheit und Selbst­und 61,9 Proz. auf englische   Kohle entfielen. Im Jahre 1909 war bestimmung, die die Frau, wie der Mann, zu beanspruchen hätten, das entsprechende Verhältnis 34,1 und 65,9 Proz. Man ersieht nicht mehr persönliche, sondern follettive Faktoren seten, weshalb daraus, wie stark der englische   Wettbewerb ist, was auch aus der die Frauen das Mitbestimmungsrecht in Staat und Gemeinde for­Kohlenberbrauchsstatistik für Groß- Berlin hervorgeht. Von dem dern müßten. Diese Forderung war sehr vorsichtig umschrieben. Rohlenverbrauch Groß- Berlins entfielen nämlich im Jahre 1909 24,7 Proz. auf Großbritannien   und 44,8 Proz. auf deutsche   Stein- Auch Fräulein Lange scheute davor zurück klipp und klar das fohle. Berlin   verbrauchte in demselben Jayre 30 Proz. des Gesamt­Frauenstimmrecht zu verlangen. Frau Dr. Altmann- Gottheiner, die über die Er­tohlenquantums in Gestalt von Braunkohle. ziehung der Mädchen für das Berufsleben sprach, verlangte für die Mädchen den gleichen Fachunterricht, wie für die qualifizierten Industriearbeiter. In diesem Sinne forderte sie Pflichtfortbildungs­schulen auch für die Mädchen. Sie ist jedoch nicht für unbeschränkte Berufsfreiheit. Die Gesetze sollten bestimmen, daß die weibliche Berufsarbeit nur dort zugelassen werde, wo Frauenarbeit ohne Gefährdung der Gesundheit möglich sei.

Aus der Frauenbewegung.

Noch ein Damentag.

Aus Braunschweig   wird uns geschrieben: Ende der vergangenen Woche hatten sich die bürgerlichen " Frauenrechtlerinnen" hier niedergelassen. Der Allgemeine Deutsche Frauenverein, wohl der älteste derartige Verein, hielt seine 26. Ge­neralversammlung ab. Die Stadt hatte ihm den Saal des Altstadt­rathauses eingeräumt. Dem Frauenverein wurde der Rathaussaal, der ja teinem städtischen Zwed mehr dient, mit Recht, wie jedem patriotischen Klimbimberein, unbedenklich überlassen. Zu derselben Beit erhielt jedoch der Freidenkerverein vom Magistrat den Bes scheid, daß ihm der Saal zu dem am 21. November beabsichtigten Lichtbildervortrage nicht überlassen werden könne, da man ange­fichts der für die Benutzung des Altstadtrathauses stadtseitig auf

Eine Jugendversammlung, zu der die ehemaligen Schülerinnen der höheren Mädchenschulen eingeladen waren, war nur von höchs stens 50 jungen Mädchen besucht. Es wurde von Fräulein v. Felse berg- Leipzig die Gründung einer Jugendgruppe vorgeschlagen, in der die Angehörigen der besseren Stände sich mit sozialer Hilfs. tätigkeit vertraut machen sollen. Die Jugendgruppe soll junge Mädchen bis zu 30 Jahren umfassen. Zur Gewinnung der Kon firmandinnen soll eine Agitationstommission eingesetzt werden. dahin zusammenfassen: Die Damen haben die Ueberzeugung ge wonnen, daß die Erziehung der besseren" weiblichen Jugend ein seitig ist, was sich dadurch rächt, daß die Frauen der besseren" Stände jeden Einfluß auf die Proletarierfrauen verlieren. Des halb sollen der besseren" weiblichen Jugend einige staatsrechtliche Begriffe beigebracht und ihr eine soziale Betätigung empfohlen werden, die nicht, wie Blumentage und Wohltätigkeitsbazare, den Stempel der Lächerlichkeit und der Heuchelei offen zeigt, sondern, ohne nur im geringsten die sozialen Verhältnisse selbst zu ändern, der besseren" Frau das Vertrauen der Proletarierfrau wieder­gewinnt. Die Damen sehen auch ein, daß es eigentlich ein Unrecht ist, ihnen das Stimmrecht vorzuenthalten, aber sie wissen sehr wohl, daß wenn sie es bekommen, es auch die Proletarierfrauen bekommen müssen, was der Anfang vom Ende der bestehenden Gesellschafts­ordnung sein könnte. Deshalb wollen sie das Stimmrecht doch lieber ihren Männern allein lassen; denn diese sorgen doch schließlich mit ihrer Jagd nach Profit oder in ihren gut befoldeten Stellen so reichlich für Frau und Tochier, daß man über den Mangel der poli tischen Gleichberechtigung schon ein Auge zudrücken kann und sich nur mit schönen, aber sehr vorsichtigen Phrasen der Stimmrechts­frage naht. Ueberhaupt, nur nicht laut fordern, nicht protestieren, nicht demonstrieren! Die fapitalistische Gegenwart ist doch schließ­lich auch für die kapitalistische Frau troß aller Schönheitsfehler gar zu süß. Deshalb still und sachte die Schönheitsfehler überschmin fen und still und sachte die Proletarierfrau in seine Garne loden! Die Dame die Gebieterin und Beglückerin, die Proletarierin das dankbare, gehorsame, vertrauende und leicht zu lenkende Objekt der sozialen Betätigung der Dame! Nur ja nicht zu fest zugreifen, damit das Kartenhaus der kapitalistischen   Gesellschaft nicht ins Wanten kommt oder gar zusammenpurzelt!

Daß mit einer solchen Frauenbewegung der Arbeiterfrau nicht gedient ist, im Gegenteil, daß die Frauenbewegung der Damen schließlich nur den Zweck hat, die proletarische Frauenbewegung lahm zu legen, das werden die Arbeiterfrauen schon von selbst Leseabende.

Eine Resolution, die die Ausgestaltung der weiblichen Berufs­bildung im Sinne der Gleichstellung der Mädchen mit den Knaben und die obligatorische Fortbildungsschule als reine Fachschule für alle gelernten Berufe verlangt, wurde angenommen. In die De­batte griff mit schmeichelnden Umwerbungen der Damen ein Rechtsanwalt Aronheim ein, der Syndikus der überaus ar- herausfinden. beiterfeindlichen Straßenbahndirektion, der von dem Straßenbahn­direktor Vollmacht hat, den" Boltsfreund" bei jeder Aeußerung zu berflagen, aus der sich ein Prozeß machen läßt. Man sieht: die Mariendorf  . Donnerstag, abends 8 Uhr, bei Lucas, Nachfl. Paul, Damen hatten wenig Glück mit ihren männlichen Protektoren. Königstr. 14.

INTERNATIONALE HYGIENE- AUSSTELLUNG DRESDEN 1911  

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Weltausstellung

für Gesundheitspflege

wird

endgültig am 31. Oktober geschlossen.

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