br
Nr. 239. 28. Jahrgang.
Aus Industrie und Handel.
Die Montanproduktion der Welt.
-
-
gestellten Grundsäße Bedenken trage." Man muß sich deshalb wun- Um die private Wohltätigkeit zu reformieren, wurde beschlossen, dern, daß man die Frauenrechtlerinnen durch den Reisbreiwall des sich allen Aufrufen für Blumentage, Bazare und Wohltätigkeitsbraunschweigischen Schlaraffenlandes hindurch und in die Eulen- feste gegenüber ablehnend zu verhalten. Ein Vortrag für den Kulspiegelstadt hineinließ. Aber sie sind ja so zahm, so unendlich zahm tureinfluß der Frau als Konsumentin hielt sich zunächst in einem In dem soeben erschienenen statistischen Teil des Jahresberichts und anspruchslos, diese bürgerlichen Damenrechtsdamen, daß sie die östhetisierenden Rahmen, beleuchtete aber dann auch die Schäden des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamis- Herzogin, die Frau eines Obotritenfürsten, mit ihrem Besuch be- der Heimarbeit. bezirk Dortmund für das Jahr 1910 sind zahlenmäßige Angaben ehrte" und der braunschweigische Staats- und Polizeiminister Hart- Der letzte Tag des Kongresses war der weiblichen Jugend geüber die Montanförderung der Welt enthalten. Der Verein ver- wieg, derselbe, dessen Polizei am 26. Januar 1910 die Arbeiter widmet. Es wurde in einem Vortrage von Fräulein Lilly anschlagt die gesamte Kohlengewinnung der Erde für 1910 auf niedersäbelte, ihnen eine Begrüßungsrede hielt. Auch derselbe Dröscher ein staatliches Jugendpflegeamt, als Zentralstelle, mit 1,152 Millionen Tonnen. Das bedeutet gegenüber dem Jahre 1909 Bürgermeister Meyer, der den ablehnenden Bescheid an den Frei- städtischen Klubhäusern für Mädchen verlangt. Alle Bestres eine Förderungszunahme um 42 Millionen Tonnen. An dieser denkerverein geschrieben hatte, hielt den Frauenrechtlerinnen eine bungen müßten von politischen Einflüssen frei. Rohlengewinnung sind die Vereinigten Staaten von Amerika mit Begrüßungsrede. Die bürgerliche Frauenbewegung hätte sich gar bleiben. Das heißt: der Arbeiterjugendbewegung soll ein Bein 39,5 Proz., Großbritannien mit 23,3 Proz. und Deutschland mit nicht schwerer kompromittieren fönnen, als dadurch, daß sie sich von gestellt werden. Man will sie für politisch erklären, die jungen 19,3 Broz. beteiligt. Auf die anderen Teile der Erde entfallen solchen Finsterlingen und Voltsfeinden bewillkommnen ließ. Arbeiterinnen in die städtischen Klubhäuser einfangen und dort damit nur 18 Proz. der gesamten Kohlengewinnung. Die Koks- Das Milieu färbte denn auch stark auf den Kongreß ab. Fräu- bürgerlich" erziehen. erzeugung der Welt ist für das Jahr 1909 angegeben. Sie beträgt lein Dr. Gertrud Bäumer, die über die staatsbürgerliche Er. 91 Millionen Tonnen gegen 77 Millionen Tonnen im Jahre 1908. ziehung des Mädchens sprach, forderte zwar staatsbürgerliche ErDaran waren beteiligt die Vereinigten Staaten von Amerika mit ziehung der Mädchen, wobei die Teilnahme an der praktischen fo35 Millionen, Deutschland mit 21½ Millionen und Groß- zialen Arbeit unentbehrlich sei, aber die Frau solle nicht neue Rechte britannien mit 19 Millionen Tonnen. Nach den bisher vorliegenden beanspruchen, auch nicht solche laut fordern oder gar dafür demonMitteilungen ist für das Jahr 1910 wieder eine Zunahme der Koks- strieren; die stille Arbeit für die Frauenbewegung, die praktische erzeugung zu verzeichnen, die nach der Veranschlagung des Vereins soziale Betätigung sei ihr Arbeitsfeld. In der Hauptsache verfür Amerika und Deutschland je 2,2 Millionen Zonnen ausmacht. langte Fräulein Bäumer eigentlich nur die Abschaffung der allerInteressant ist die Angabe, daß der Wert der gesamten deutschen ältesten Ladenhüter, der heroischen Kriegsgeschichte usw., aus dem Alles in allem könnte man das Resultat dieses Damentages Bergwerksproduktion im Berichtsjahre zum erstenmale 2 Milliarden Unterricht und dafür etwas staatsrechtliche Belehrung. Bescheidener Mart überſtieg. Genau betrug der Gesamtwert 2008,6 Millionen fönnen die Damen kaum sein. Am besten charakterisiert sich die Mart. Daran partizipierte die Steinkohle mit 1½ Milliarden Auffassung Fräulein Bäumers von der Frauenbewegung in dem Mart, die Braunkohle mit 178% Millionen Mark und das Eisenerz Saze, daß im Religionsunterricht die gewaltigen Imperative des mit 107 Millionen Mart. Insgesamt waren diese 3 Mineralien Christentums nicht nur gelehrt, federn auch innerlich begriffen mit 90,2 Proz. an dem Gesamtwert der deutschen Bergwerks- werden" müßten. Die Religion müsse das Fundament der Er produktion beteiligt. Die Roheisenerzeugung der Welt, die 67 ziehung bleiben. Praktisch soll die staatsbürgerliche Erziehung der Millionen Tonnen betrug, zeigt gegen das Jahr 1909 eine Zunahme Mädchen durch staatsrechtliche Kurse, Anschluß an andere staatsum 6 Millionen Tonnen. An der Roheisenwelterzeugung waren die bürgerliche Bildungsvereine, gemeinsame Arbeit mit den LehreVereinigten Staaten von Amerika mit 27,7 Millionen, Deutschland rinnenvereinen und Gründung von Jugendgruppen gefördert wermit 14,8 Millionen und Großbritannien mit 10,4 Millionen Tonnen den. Vom Frauenstimmrecht war nicht die Rede. beteiligt. Bemerkenswert sind die Angaben, die der Bericht über Weniger durch das Milieu beeinflußt war ein Vortrag, den den Wettbewerb fremder und einheimischer Kohle auf dem inneren Fräulein Helene Lange über das Thema„ Was verstehen wir Martte macht. Nach Hamburg gelangten im Berichtsjahre 8,4 unter der Gleichberechtigung beider Geschlechter" hielt. Fräulein Millionen Tonnen, von denen 38,1 Proz. auf rheinisch- westfälische Lange kam ganz richtig zu dem Schluß, daß Freiheit und Selbstund 61,9 Proz. auf englische Kohle entfielen. Im Jahre 1909 war bestimmung, die die Frau, wie der Mann, zu beanspruchen hätten, das entsprechende Verhältnis 34,1 und 65,9 Proz. Man ersieht nicht mehr persönliche, sondern follettive Faktoren seten, weshalb daraus, wie stark der englische Wettbewerb ist, was auch aus der die Frauen das Mitbestimmungsrecht in Staat und Gemeinde forKohlenberbrauchsstatistik für Groß- Berlin hervorgeht. Von dem dern müßten. Diese Forderung war sehr vorsichtig umschrieben. Rohlenverbrauch Groß- Berlins entfielen nämlich im Jahre 1909 24,7 Proz. auf Großbritannien und 44,8 Proz. auf deutsche Stein- Auch Fräulein Lange scheute davor zurück klipp und klar das fohle. Berlin verbrauchte in demselben Jayre 30 Proz. des GesamtFrauenstimmrecht zu verlangen. Frau Dr. Altmann- Gottheiner, die über die Ertohlenquantums in Gestalt von Braunkohle. ziehung der Mädchen für das Berufsleben sprach, verlangte für die Mädchen den gleichen Fachunterricht, wie für die qualifizierten Industriearbeiter. In diesem Sinne forderte sie Pflichtfortbildungsschulen auch für die Mädchen. Sie ist jedoch nicht für unbeschränkte Berufsfreiheit. Die Gesetze sollten bestimmen, daß die weibliche Berufsarbeit nur dort zugelassen werde, wo Frauenarbeit ohne Gefährdung der Gesundheit möglich sei.
Aus der Frauenbewegung.
Noch ein Damentag.
Aus Braunschweig wird uns geschrieben: Ende der vergangenen Woche hatten sich die bürgerlichen " Frauenrechtlerinnen" hier niedergelassen. Der Allgemeine Deutsche Frauenverein, wohl der älteste derartige Verein, hielt seine 26. Generalversammlung ab. Die Stadt hatte ihm den Saal des Altstadtrathauses eingeräumt. Dem Frauenverein wurde der Rathaussaal, der ja teinem städtischen Zwed mehr dient, mit Recht, wie jedem patriotischen Klimbimberein, unbedenklich überlassen. Zu derselben Beit erhielt jedoch der Freidenkerverein vom Magistrat den Bes scheid, daß ihm der Saal zu dem am 21. November beabsichtigten Lichtbildervortrage nicht überlassen werden könne, da man angefichts der für die Benutzung des Altstadtrathauses stadtseitig auf
Eine Jugendversammlung, zu der die ehemaligen Schülerinnen der höheren Mädchenschulen eingeladen waren, war nur von höchs stens 50 jungen Mädchen besucht. Es wurde von Fräulein v. Felse berg- Leipzig die Gründung einer Jugendgruppe vorgeschlagen, in der die Angehörigen der besseren Stände sich mit sozialer Hilfs. tätigkeit vertraut machen sollen. Die Jugendgruppe soll junge Mädchen bis zu 30 Jahren umfassen. Zur Gewinnung der Kon firmandinnen soll eine Agitationstommission eingesetzt werden. dahin zusammenfassen: Die Damen haben die Ueberzeugung ge wonnen, daß die Erziehung der besseren" weiblichen Jugend ein seitig ist, was sich dadurch rächt, daß die Frauen der„ besseren" Stände jeden Einfluß auf die Proletarierfrauen verlieren. Des halb sollen der besseren" weiblichen Jugend einige staatsrechtliche Begriffe beigebracht und ihr eine soziale Betätigung empfohlen werden, die nicht, wie Blumentage und Wohltätigkeitsbazare, den Stempel der Lächerlichkeit und der Heuchelei offen zeigt, sondern, ohne nur im geringsten die sozialen Verhältnisse selbst zu ändern, der besseren" Frau das Vertrauen der Proletarierfrau wiedergewinnt. Die Damen sehen auch ein, daß es eigentlich ein Unrecht ist, ihnen das Stimmrecht vorzuenthalten, aber sie wissen sehr wohl, daß wenn sie es bekommen, es auch die Proletarierfrauen bekommen müssen, was der Anfang vom Ende der bestehenden Gesellschaftsordnung sein könnte. Deshalb wollen sie das Stimmrecht doch lieber ihren Männern allein lassen; denn diese sorgen doch schließlich mit ihrer Jagd nach Profit oder in ihren gut befoldeten Stellen so reichlich für Frau und Tochier, daß man über den Mangel der poli tischen Gleichberechtigung schon ein Auge zudrücken kann und sich nur mit schönen, aber sehr vorsichtigen Phrasen der Stimmrechtsfrage naht. Ueberhaupt, nur nicht laut fordern, nicht protestieren, nicht demonstrieren! Die fapitalistische Gegenwart ist doch schließlich auch für die kapitalistische Frau troß aller Schönheitsfehler gar zu süß. Deshalb still und sachte die Schönheitsfehler überschmin fen und still und sachte die Proletarierfrau in seine Garne loden! Die Dame die Gebieterin und Beglückerin, die Proletarierin das dankbare, gehorsame, vertrauende und leicht zu lenkende Objekt der sozialen Betätigung der Dame! Nur ja nicht zu fest zugreifen, damit das Kartenhaus der kapitalistischen Gesellschaft nicht ins Wanten kommt oder gar zusammenpurzelt!
Daß mit einer solchen Frauenbewegung der Arbeiterfrau nicht gedient ist, im Gegenteil, daß die Frauenbewegung der Damen schließlich nur den Zweck hat, die proletarische Frauenbewegung lahm zu legen, das werden die Arbeiterfrauen schon von selbst Leseabende.
Eine Resolution, die die Ausgestaltung der weiblichen Berufsbildung im Sinne der Gleichstellung der Mädchen mit den Knaben und die obligatorische Fortbildungsschule als reine Fachschule für alle gelernten Berufe verlangt, wurde angenommen. In die Debatte griff mit schmeichelnden Umwerbungen der Damen ein Rechtsanwalt Aronheim ein, der Syndikus der überaus ar- herausfinden. beiterfeindlichen Straßenbahndirektion, der von dem Straßenbahndirektor Vollmacht hat, den" Boltsfreund" bei jeder Aeußerung zu berflagen, aus der sich ein Prozeß machen läßt. Man sieht: die Mariendorf . Donnerstag, abends 8 Uhr, bei Lucas, Nachfl. Paul, Damen hatten wenig Glück mit ihren männlichen Protektoren. Königstr. 14.
.
Weltausstellung
für Gesundheitspflege
wird
endgültig am 31. Oktober geschlossen.
Besucherzahl bis 6. Oktober 4767593 Personen,