Nr. 242. 28. Jahrgang.
Tn Erwartung des Parteitages.
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Die große Mehrheit der Parteigenossen ist in Italien zweifel- Der Erfolg dieser Taktik wird im wesentlichen davon abhängen, Ios gegen den Eintritt eines Sozialisten in ein Ministerium. ob die Parteigenossen gelernt haben, zwischen Worten und Taten Obwohl nun dieser Eintritt jedem folgerichtigen Reformismus als zu scheiden. Haben sie das nicht, so werden sie natürlich dem zuein erstrebenswertes Ziel erscheinen muß, finden wir trotzdem jubeln, der ihre Ansicht ausspricht, um so mehr zujubeln, wenn sie unter den Reformisten eine starke Strömung gegen den Ministeria- auf einen Konflikt mit dem bisherigen Führer, auf ein Brechen Am 15. Oftober tritt in Modena die italienische Partei bilismus", wie man der Kürze halber die Möglichkeit des Eintritts mit der bisherigen Richtung gefaßt waren und nun erfahren, daß zu einem außerordentlichen Parteitag zusammen. Ursprünglich in ein Ministerium zu nennen anfängt. Dieses Bestreben des die von ihnen vollzogene Wandlung auch von den Führern längst sollte diese Zusammenkunft im Frühjahr dieses Jahres stattfinden Reformismus , wohl A aber nicht B zu sagen, gereicht zwar seiner vollzogen ist und unter dem Namen des Festhaltens an den beund auf ihr sollte Nachlese zum Mailänder Kongreß gehalten wer- Folgerichtigkeit nicht zur Ehre, zeugt aber um so mehr für seinen währten Leitfäßen des Reformismus " ihnen angeboten wird. Die den. Was dort unerledigt blieb, wegen der langen Diskussion über oft bewährten praktischen Sinn und seine schier unbegrenzte An- Prognose ist für die gemäßigten Reformisten also fehr günstig, die Taktik und politische Aktion der Partei, dem sollte ein Partei- passungsfähigkeit. Je mehr die Partei sich von ihren Methoden um so günstiger, wenn ihr praktischer Widerpart und theoretischer tag mit beschränkter Vertretung in Modena gerecht werden. Die abzuwenden beginnt, um so mehr konzentrieren sich die Reformisten Zwillingsbruder, der echte Reformismus, mit seinen Stimmen zu Ereignisse der jüngsten Ministerkrise, der Appell Giolittis an nach links, wobei ihre Hauptsorge darin besteht, glauben zu machen, ihm stößt. Bissolati und deffen zeitweilige Einwilligung, in das Kabinett zu fie hätten keinerlei Wandlung erfahren und siegten weiter unter Die dritte Richtung wird durch die Ueberreste der Integra treten, bewog dann einen Teil der Parteigenossen, die Einberufung derselben Fahne, die sie längst mit einer anderen vertauscht haben. I ist en vertreten, die sich durch das Bestreben charakterisieren, ihrer cines außerordentlichen Parteitages zu fordern. So wurde die Auf diese Weise laufen die Reformisten der Masse, die sich von ihnen gemäßigt reformistischen Praxis sozialistische Leitfäße zu geben Zusammenkunft von Modena - bei der Unmöglichkeit, zwei Bar- entfernt, immer nach und beeilen sich, deren jeweiligen Standpunkt und den Klassenkampfcharakter der Partei zu wahren, bei aller Beteitage in einem Jahre zu halten aus einem Kongreß über prat- fofort mit reformistischen Grenzpfählen zu umsteden. Es genügt tonung der Notwendigkeit augenblicklicher Reformen und der Betische Fragen wieder zu einem solchen über die eine große Brin- nicht, daß die Mehrheit der Parteigenossen den Ministeriabilismus, rechtigung, um dieser Reformen willen Zugeständnisse zu machen. zipienfrage gestempelt, ob die Sozialisten einem bürgerlichen Ka- oder selbst den Ministerialismus verwerfe: sofort findet sich das Der Integralismus hat sich nie von dem Boden des Klassenkampfes binett angehören können, und ob die Parteifraktion einem Gros der Reformisten bereit, dies auch zu tun und die Mehrheit entfernt; er steht deshalb den Reformisten viel ferner, als den Ministerium ein Vertrauensvotum gewähren darf. wieder in einer reformistischen" Tagesordnung einzufangen. Des- Intransigenten. Eine Berständigung zwischen diesen lezten und den Der Charakter eines ergänzenden Parteitages haftet übrigens halb wird es für die italienische Partei nicht genügen, daß sie aus- Integralisten würde eine normale Linie der Parteispaltung be dem Kongreß von Modena noch immer an, denn es fehlt auf ihm drücklich gegen den Eintritt in ein Kabinett und gegen dessen Unter- zeichnen, insofern hüben und drüben zwei grundverschiedene Aufder für jeden ordentlichen Parteitag an erster Stelle kommende stützung stimmt: fie muß, um mit der reformistischen Etikette zu fassungen blieben: bei den Reformisten die des gemeinsamen und Rechenschaftsbericht des Vorstandes und der Fraktion, wie ihm die brechen, ausdrücklich erklären, daß sie nicht nur antiministeriell harmonischen Erstarkens von Proletariat und Bourgeoisie, bei dem Wahl des Parteivorstandes fehlt, die sonst die Kongreffe zu be- ist, denn das können die Reformisten auch, sondern daß sie anti- wachsende Bildung und Gesittung die Bourgeoisie zu Zugeständnissen schließen pflegt. ministeriell und antireformistisch ist. Mit einem geneigter und das Proletariat dieser Zugeständnisse würdiger In Sachen des Ministerialismus und der Teilnahme der Wandel der taktischen Ueberzeugung, der sich unter dem Einfluß der machen; bei den Jntegralisten und Intransigenten die Ueberzeugung Sozialisten an der Regierung seien kurz die Beschlußfassungen der Tagesereignisse schnell ausreift, ist es nicht getan. Man muß eines unheilbaren Interessenkonflikts von Proletariat und Bouritalienischen Parteitage ins Gedächtnis gerufen. In Imola dahin kommen, zwischen reformistischem und intransigentem Anti- geoisie, die den Machtzuwachs des einen nur auf Kosten der anderen ( 1903) wurde ausdrücklich das Recht sanktioniert, ein Ministerium ministerialismus zu scheiden, zwischen der opportunistischen und der für möglich hält und in den Zugeständnissen der Bourgeoisie nur die zu unterstützen, und diese Beschlußfassung muß als ein Rückschlag prinzipiellen Ablehnung, zwischen zwei verschiedenen Auffassungen gezwungene Anpassung an die wirtschaftliche Entwickelung und an der Blüteperiode des Reformismus angesehen werden, die in die des Sozialismus, die verschieden bleiben, auch wenn die eine ge- die automatische Umgestaltung der kapitalistischen Produktion sehen. Zeit des Ministeriums Zanardelli- Giolitti fällt, als mit dem legentlich das tattische Verhalten der anderen anzunehmen für gut Die Intransigenten, die seit dem Mailänder Kongre Thronwechsel ein Wechsel in der inneren Politik eingetreten war findet. Aus diesen Gründen ist in Italien die Verdrängung der eine große Rührigkeit an den Tag gelegt haben, sind natürlich und die sozialistische Fraktion sich zum Ministerium und gegen die Reaktion hielt. Schon Bologna ( 1904) brachte den Umschlag, Reformisten aus ihrer numerischen Machtstellung so schwer, und keineswegs Gegner der Reformen. Sie streiten nur den im Parindem hier das Recht, ein Ministerium zu unterstützen, ausdrücklich es ist sehr gut denkbar, daß die Reformisten siegen, nach Preisgabe lament erschlichenen oder erhandelten Reformen die Bedeutung ab, abgelehnt wurde. In Rom ( 1906) fiel die Mehrheit den Inte. all der Forderungen, die die logische Krönung ihres Gedanken- weil diesen der Wert des Errungenen fehlt, weil man sie keinem Kraftaufwand der Massen zu danfen hat, weil die Massen durch gralisten zu, in deren Resolution es hieß, daß die Parlaments- gebäudes darstellen. Aus diesen Darlegungen ergibt sich, daß man in Modena mit den Kampf um sie nicht erzogen und gestählt wurden, für ihre fraktion kein Botum abgeben kann, das die Unterstützung eines vier Strömungen rechnen muß. Am weitesten nach rechts finden Geltendmachung nicht reif und stark genug find. Was den Ministeriums bedeutet, aber daß sie, wenn sich eine ausnahms: weise Situation bietet, der gegenüber die Fraktion für nötig hält, Cabrini und Bonomi sind. Diese verteidigen mit größter die Intransigenten von allem Anfang an abgelehnt, obwohl sie es weise Situation bietet, der gegenüber die Fraktion für nötig hält, wir die echten Reformisten, deren Wortführer Bissolati, Ministerialismus und Ministeriabilismus betrifft, so haben ihn von dieser Norm abzugehen, eine Plenarsizung mit dem Parteivor- Cabrini stand halte und dem Votum der Mehrheit gemäß ihre Aktion Energie und ohne Rückhalt die theoretische und praktische Berechti- feineswegs verwerfen, unter Umständen für einen ministeriellen regele". In Florena( 1908) fiegten die Reformisten durch gung des Eintritts der Sozialisten in ein Minifterium. Die An- Gefeßentwurf zu stimmen. Seit Mailand haben die Intransigenten den bekannten Handstreich mit einer integralistischen Tagesord- hänger dieser Gruppe sind, wie bereits gesagt, nicht eben zahlreich. zweifellos an Einfluß gewonnen, einmal weil sie gearbeitet haben, nung, so daß in dieser Frage keine Aenderung eintrat. Was Während früher die Parteiorganisationen der Emilia bedingungslos fich in der Soffitta " ein eigenes Organ schufen und für die schließlich den Mailänder Parteitag( 1910) betrifft, so hat zum echten Refotmismus standen, sind sie heute nicht nur dem Propaganda sorgten, dann weil die Ereignisse der Reformisten Dieser die Frage des Ministerialismus gar nicht berührt, was die Ministeriabilismus, sondern sogar dem systematischen Ministerialis. Gelegenheit gaben, die äußersten Konsequenzen ihrer Auffassung Reformisten nicht abgehalten hat, fie als in ihrem Sinne ent- mus abhold. Eigentlich verdanken die echten Reformisten heute zu ziehen, welche Gelegenheit dem Reformismus nicht eben günstig schieden anzusehen, da der Tagesordnung Turati die Mehrheit ihren politischen Einfluß, außer der persönlichen Bedeutung ihrer war, sei es nun, daß die Reformisten diese Konsequenzen praktisch zufiel, welche Tagesordnung man stillschweigend zugunsten des Vertreter, einer Art beständigen Kunststücks, durch das die im zu ziehen wagten, sei es, daß sie vor der Logit ihrer eigenen Prä Ministerialismus auslegte. Den Parteitagsbeschlüssen nach miß- Namen des gemäßigten Reformismus erzielten Stimmen durch missen zurüdschredten und diese Konsequenzen ablehnten. Auf dem Mailänder Parteitag verteilten sich die Stimmen billigt also die italienische Partei seit dem Jahre 1904 jede syste- Fernwirkung auch auf die echten Reformisten übertragen werden, matische Unterstützung eines Kabinetts. Trotzdem hat seitdem die wie wir dies in fraffester Weise auf dem Mailänder Parteitag wie folgt: für Turati( gemäßigt reformistisch) 12 991 Stimmen, für Fraktion sich bereit erklärt, dem Ministerium Sonnino ihr gesehen haben. Von diesem Kunststüd abgesehen, führt dieser Morgari( integralistisch) 4574, für Lazzari( intranfigent) 6058, Votum zu geben und fonnte nur damals ihr Opfer nicht an den Reformismus fein Leben hauptsächlich im Parlament und in bürger- Stimmenthaltungen 932. Voraussichten über den Ausgang der Mann bringen, da das Ministerium ohne Votum demissionierte. lichen Zeitschriften und Tagesblättern, wobei ihm die auswärtige Abstimmung in Modena lassen sich nicht machen. Alles spricht dafür, daß die Mehrheit der Kongressisten sowohl den Ministeriabilismus In der Folge hat, sie für 2u33atti und jetzt für Giolitti Preffe als Reklameinstitut dient. gestimmt. Wir haben also antiministerielle Resolutionen und ministerielle Bragis.
Ueber diese Tatsache sollte schon in Mailand abgerechnet werden, was aber durch die Umstellung der Tagesordnung von den Reformisten vereitelt wurde. Die Abrechnung soll nun Modena bringen. Ihr Feld hat sich seit dem Oftober vorigen Jahres sogar noch wesentlich erweitert: neben dem Ministerialismus steht die Frage zur Diskussion, ob ein Sozialist in ein Kabinett eintreten dürfe. Der Fall Biffolati, der diese Frage aufs Tapet gebracht hat, ist noch zu sehr in aller Gedächtnis, um hier einer Darlegung zu bedürfen.
Kleines feuilleton.
Numerisch sehr beachtenswert find die gemäßigten Reals den Ministerialismus ablehnen wird, was aber nicht ausschließt, formisten, die ihre Anhänger durch die kautschukartige Dehnbar- daß sich Turati auch diesmal wieder an die Spike dieser Mehrheit feit ihrer Theorie und Pragis festhalten. Man kann sicher sein, stellt und daß das antireformistische Votum als reformistischer Sieg daß fie in Modena eine Tagesordnung gegen den Ministeriabilismus gefeiert werde. Spielverderber könnten die echten Reformisten und gegen den systematischen Ministerialismus einbringen und sie werden, indem sie ihre Ansichten scharf und klar zum Ausdruc von Turati verteidigen laffen werden. Bei dieser Verteidigung brächten und die Kluft aufdeckten, die zwischen der Theorie und der wird gegen die reformistischen Folgerungen so ziemlich alles gesagt Bragis der Teratianer besteht. Einige Anzeichen sprechen dafür, werden, was die Intransigenten fagen fönnten, aber man wird diese daß die Fraktion Bissolati nicht für die Fortdauer des bisherigen Angriffe auf die reformistischen Folgefäße aus reformistischen Kuddelmuddels begeistert ist. Bonomi tritt in einer demokratischen Prämissen abzuleiten suchen. Jeder kann das nicht, aber Turati Beitung Bolognas für die Notwendigkeit ein, über die tripolitanische Frage in Modena zu einer Auseinandersehung zu kommen, was
fann es.
mungen find hier um vieles schwerer oder überhaupt nicht mehr zu überwinden. Die Leidenschaften und Affekte tofen, aber ihre Träger bleiben Gestalten einer uns fremd gewordenen Welt. In dem monotonen Pathos der Rache geht jede andere Regung unter, das Uebermaß des Gräßlichen stumpft die Empfindung ab. Slytemnestra will die Hinrichtung ihrer Tochter Iphigenia , im Bund mit ihrem Buhlen an dem heimkehrenden Agamemnon rächen. rächen. Demütig schmeichelnd empfängt fie den Gemahl, lockt ihn in den Palast. Im Wade firedt fie den Arglofen mit einem Beilhieb nieder und ver fündet ihr Verbrechen triumphierend dem Volke. Dem Gattenmorde folgt im zweiten Teil der Trilogie( das Schlußstüd wurde fortgelassen) der Muttermord.
Humor und Satire. D, eitle Welt.
Die Grafenkrone lag in seiner Wiege, Jahrhundertstaub auf Metternich zur Gracht. Doch gar zu glitschig ist des Lebens Stiege-: Ju jungen Jahren eingelocht, verkracht! Sei froh, daß du kein Graf bist, Proletarier Und niemand dir zehn Dugend Stiebeln pumpt, Daß Wolf dich nicht beschenkt als Fetter- Arier, Und daß die Guftfe nicht mit dir gelumpt! Verschmerze, daß du nie ein Herz gerührt hast Wie Orden- Paulis, bieder, treu und wahr, Daß du Frau Dolly'n niemals nicht frisiert haft In stiller Nacht das schwarze Lockenhaar! Stannst nicht das fleinste Auto zwar verschieben; Doch sei mir dieserhalb kein neid'scher Schurt! Was ist von aller Herrlichkeit geblieben? Das Glüd ist wandelbar wie Schulenburg. Geborgten Seft einst. Ditto Liebessiege, Jept Brot und Waffer in des Kerkers Nacht.-- Die Grafentrone lag in feiner Wiege, Jahrhundertstaub auf Metternich zur Gracht.
volles, die er in der Arena vor den Stufen des Hochragenden Tilla Durieng, die im Dedipus noch als Jokaste auftrat, durfte man Königspalastes fluten ließ, verliehen dem Schicksal, das sich oben nicht denken. Nur Moisiis Dreft war eine großzügige, schauabspielte, machtvoll bewegten Widerhall. Die Vorstellung des spielerische Leistung, vor allem in dem Ausdrud des fladernd- angstEinzelleides verschmolz mit dem des Allgemeinen, die Dimensionen gepeitschten Wahnsinns in den letzten Szenen. Er und Reinhardt Die Folgen der Kinderehen in Indien . Die britische Regie- behnten sich vor der Phantasie ins Ungemessene. In jeder Einzel- wurden am Schlusse in stürmischen Ovationen gefeiert. dt. rung hat vor kurzem einen amtlichen Bericht über die Volkszäh- rolle war abgetönte Eigenart, die fich, dem wechselbollen Rhythmus lung in Indien veröffentlicht, ein stattliches Material ftolger Bah- einer den Umkreis stolzer Zuversicht und grenzenlosen Jammers Ienreihen. Eine genauere Beschäftigung mit den Ergebnissen muß durchschreitenden Handlung, in glüdlichem Zufammenhang fügte. die Aufmerksamkeit der Kulturwelt erweden, zwischen Zahlen und So wurde der Abstand der Zeiten, der unser Denken von dem Zeilen gewinnen die Folgen sozialer Mißstände in Indien Gestalt Orakelglauben der Sophokleischen Tragödie scheidet, überbrückt, der und Leben. So erfährt man aus dem Regierungsbericht, daß in Buschauer zu intensivem Miterleben fortgeriffen. Indien gegenwärtig 250 000 fleine Mädchen von weniger als fünf Bei der Dreftie kam man indessen über die Empfindung eines Jahren leben, die bereits in aller Form verheiratet sind. Die Inszenierungs- Experiments im wesentlichen nicht heraus. Die Hem Zahl der kleinen Ehefrauen unter 10 Jahren beziffert sich auf zivei Millionen, die Zahl der verheirateten Frauen im Alter von 10 bis 15 Jahren auf 6 Millionen, und die Zahl derer zwischen 15 und 20 auf 9 Millionen. Diese Heiraten sind kaufmännische Geschäfte zwischen den Eltern, denn der Brauch verlangt, daß der Vater feinem neugeborenen Mädchen so schnell als möglich einen Gatten verschafft. Wer gegen diese Tradition verstößt, seht sich der Verachtung seiner Stammesgenossen aus und wird im Jenseits von furchtbaren Strafen bedroht. Selbstverständlich werden diefe Kin. derehen nicht, wie der Jurist sagen würde, konsumiert"; nach den erledigten Heiratsformalitäten fehrt das fleine Kind in das Haus der Eltern zurück und wird dem Gatten erst ausgeliefert, wenn es das zehnte oder zwölfte Jahr erreicht hat. Die Statistik beweist Orestes , Agamemnons in der Ferne aufgetvachfener Sohn, schleicht aber, daß in Indien Millionen von Mädchen im Alter von 13 Jah- unerkannt heran, das Rachewerk, das ihm die Götter aufgetragen, ren Mutter werden und als 25jährige Frauen schon Großmütter au vollziehen. Am Grab des Vaters gibt er sich der Schwester find. Die Lage dieser jugendlichen indischen Frauen ist troftlos. Elektra beim Totenopfer, das fie mit den Mägden darbringt, zu Die Geburt eines Mädchens wird als ein schlimmes Unglüd be- erkennen und verschafft sich, von ihr unterstüßt, Einlaß ins Schloß. frachtet, weil der Vater gezwungen ist, für die Tochter eine Mitgift Man hört den Schrei von Klytemnestras Buhlen, den er erschlägt, aufzubringen. Trok strenger Geseze ist es daher auch nicht ge- man fieht den Rächer, wie er, taub gegen alle flehenden BeIungen, den Kindermord in Indien auszurotten. Die verheiratete fchwörungen, die Mutter mit dem Beil verfolgt, wie nach vollFrau führt ein wahres Slavendasein, aber sie ist noch glüdlich zu brachter Tat die furchtbare Vision der rächenden Erynnien in seinem preifen gegenüber der indischen Witwe. Es ist zwar gelungen, die Geifte aufsteigt. - Theaterchronit. Für die Drestie Aufführung Witwenverbrennung zu beseitigen, aber nicht die Gefühle, mit Auf die malerische Gestaltung der Massenszenen und der Chöre, am Montag( Anfang 8 Uhr) findet auch am Sonntag ein Vorverkauf denen das Volk die Witwe betrachtet. Je mehr die hinterlaffene deren Strophen eine stimmungsvolle, von Einar Nilson komponierte und zwar im Deutschen Theater statt. Montag wird der Vorverkauf Frau zu leiden hat, je besser ist es, denn alle Qualen der zurückge. Mujit begleitet, war große Kunst gewandt. Doch diese Momente ver- für die Vorstellungen am 16. und 20. Oktober wieder bei A. Wertbliebenen Frau sollen nach dem Volfsglauben dem Manne im Jen- woben sich nicht so organisch wie im Dedipus mit dem Gesamt heim fortgefeßt. feits zugute femmen. Die Folge ist, daß die indische Witwe schutz- bild. Manches blieb äußerlich. Der Gefang der jungen Mädchen bei Kunstabend. Der Dichter- Abend, der heute, Sonntag, Tos jeder Not und dem Hunger preisgegeben ist, ihr bleibt in der Elektras Todesopfer spann sich für mein Gefühl zu breit ins Opern- 8 Uhr, im Charlottenburger Schiller- Saal stattfindet, ist den Regel nichts anderes übrig, als Bajadere zu werden und in den hafte, und bei Agamemnons Einzug wäre der, von vier Zirkus- beiden Shrikern Mörike und Storm gewidmet. Tempeln zu tunzen. Nach den statistischen Feststellungen gibt es schimmeln gezogene Striegswagen gut und gern zu entbehren ge- Die erste juryfreie Sunstausstellung ist am in Indien nicht weniger als 26 Millionen Witwen, darunter 10 000; wesen. Daß Herr Diegelmann als Griechenfönig feine Be- Sonnabend in Berlin eröffnet worden. Die Ausstellung, die ein Die faum ihr fünftes Lebensjahr erreicht haben. grüßungsrede, und ebenso Frl. Dietrich als friegsgefangene ganzes Haus erfüllt( Potsdamer Straße 39, Gartenhaus), umfaßt Staffandra ihre Behflagen und Prophezeiungen großenteils bom weit über 1000 Nummern. schmalen Trittbrett dieses wippenden Gefährtes deklamieren mußte,-Die Dreftie Aufführung Reinhardts beruht auf der Die Dreftie im Birtus Schumann. Bon jenter störte den Eindrud ganz erheblich. Diese Partien tommen in der Bearbeitung und lebertragung von Karl Vollmöller , die in padenden Gewalt, zu der sich Reinhardts vorjährige Dedipus- Auf- einfach schmucklosen Dreſtie- Aufführung, die vor mehreren Monaten S. Fischers Verlag( Preis 1 Mark) erschienen ist. führung erhob, war in der Darstellung der Dreftie nicht viel zu im Zirkus Busch stattfand, besser und fräftiger zur Geltung. Frau bestimmung ist Aufführung, ihr Charakter Kompromiß," sagt der spüren. Die Form, in der er dort das Alte bot, schuf diesem neue& eldhammer bewältigte die starken Anforderungen, die die Bearbeiter selbst. Mit der wundervollen Verdeutschung von Wilamo Resonanzen und Wirkungsmöglichkeiten. Die Waffen des Thebaner- Alytemnestrarolle an die Straft des Organs stellt, nicht mehr. An wig läßt sich diese Theaterausgabe schlechterdings nicht vergleichen,
Theater.
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Notizen.
Pippo.
-Ihre End