Gewerkschaftliches.
Das dreieckige Gewerkschaftsverhältnis.
Tarifbrüche im Maßschuhmachergewerbe.
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Aus Induftrie und Bandel.
Die Handelsinteressen Italiens in der Türkei . Aus Konstantinopel schreibt uns Genoffe Parvus: Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, wenn dieser andauert,
In einer gutbesuchten Versammlung der Maßschuhmacher_beschäftigte man sich mit der Frage, wie der im Frühjahr 1909 abge Die kürzlich vollzogene Koalition zwischen den christlichen Dallh ausführte und im übrigen auch die Diskussion deutlich fchloffene Tarifvertrag innegehalten wird. Wie der Referent Gewerkschaften und den Hirsch- Dunckerschen erhält einen sehr zeigte, versuchen die Arbeitgeber in einigen Werkstätten die Löhne werden für Italien viel schwieriger sein, als es sich die italienischen pikanten Reiz durch den Kampf zwischen kohlschwarzen Fach- zu verschlechtern, was als ein grober Berstoß gegen den geltenden Imperialisten haben träumen lassen. Die Aeußerungen, die der abteilern und den schwarz- blau- schmuddeligen christlichen Tarifvertrag bezeichnet werden muß. Besonders wurde hier, neben Abgeordnete de Felice an den Korrespondenten des Temps" ge Gewerkschaften. In guter Erinnerung ist noch die Romfahrt anderen Geschäften, die Firma Prieslap, Unter den Bin- macht hatte, wonach die Türkei die italienische Zufuhr nicht entder Macher auf beiden Seiten, die München - Gladbacher hatten den, genannt, wo einem Arbeiter für ein Paar Herrenstiefel statt behren lönne, während für Italien der Handel mit der Türkei nur natürlich die Renommierführer von der anderen Couleur zu 7 M. geboten wurden. Der Arbeitgeber suchte sich damit zu recht- in Italien von den wirtschaftlichen Gefahren des Krieges Rechen8,75 m. nur 6,50 M., für ein Paar braune Stiefel ftatt 9,25 m. nur eine unbedeutende Rolle spiele, beweisen nur, wie wenig man sich Hause gelaffen. Sowohl die unverfälschten Konfessionellen?. als auch die Interfonfessionellen unter der christlichen Flagge fertigen, daß er sagte, es feien Dienerstiefel, und die müßte er sehr schaft abgelegt hat. De Felice verweist z. B. auf die Einfuhr von als auch die Interfonfessionellen unter der christlichen Flagge billig liefern. Dergleichen Unterschiede zwischen Herrschafts- und Bitronen und Apfelfinen aus Italien , die angeblich für die Türkei fehrten mit dem Segen des Papstes beladen von der Wall Dienerstiefel sind aber bisher in feiner Weise gemacht worden, und unentbehrlich sei, und sieht sogar schlimme Folgen für die Volksgefahrt zurüď. Allerdings, die Berliner von den allein- es muß doch auch als selbstverständlich gelten, daß die Herrschaft, fundheit voraus, wenn die Zürfen auf diese Zufuhr verzichten. feligmachenden Fachabteilungen fonnten größerer größerer 8u- die verlangt, daß ihre Diener in eleganten Stiefel daherkommen, Wie stehen aber in Wirklichkeit die Dinge? Die Türkei bezieht aus neigung des Heiligen Vaters " sich rühmen. Der trop wie fie jene Firma liefert, auch dafür sorgen muß, daß der übliche Italien 5% Millionen Kilogramm Zitronen und Orangen jährlich des päpstlichen Segens auf beide Häupter in unverminderter Preis dafür bezahlt werden kann. Fühlt sich die Firma aber im die Türkei exportiert aber selber mehr als 25 Millionen NiloSchärfe fortgesetzte Kampf zwischen den Brüdern in Christo, wobei Geschäftsinteresse veranlaßt, den Dienern die Stiefel billiger zu gramm dieser Ware. Italien ist eben nicht das einzige Land, wo der gute Ton strenge verpönt ward, man sich gegenseitig die liefern, so muß sie das auf Geschäftsuntoften tun, darf jedoch nicht Sie Zitronen blühen." dem Schuhmacher, der die Arbeit ausführt, von den so wie so zu liebreichsten Roseworte an den Kopf warf, die teuflischesten geringen Affordlöhnen noch Abzüge machen. Bei derselben Firma sind Textilwaren. Italien hat dabei die Konkurrenz aller Der wichtigste Posten der italienischen Ausfuhr nach der Türkei Absichten und Motive unterschob, unterrichtete die Deffentlich wird jetzt verlangt, daß die Wochenlohnarbeiter sich die Berechnung Industriestaaten auszuhalten, gegen die es auch jetzt schon nur feit, daß der Segen für den Konfessionsmischmasch, christliche nach Stundenlöhnen gefallen lassen sollen, also auf die bisher übliche schwer auffommt. Die Konkurrenten der italienischen TextilGewerkschaften genannt, nicht aus reiner Liebe, sondern aus Bezahlung der Feiertage verzichten sollen. Auch hiermit sind die fabrikanten werden diese, selbstverständlich, während des Bollkriegs, Opportunität gespendet worden war.- Hoffentlich war er Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma selbstverständlich nicht ein- der ja, wie die Beispiele Serbiens und Kanadas beweisen, jahrelang für die Blauen trotzdem nicht wirkungslos. Man hatte den verstanden, und sie brauchen es sich auch nicht bieten zu lassen, so dauern fann, nicht schonen. Sie werden dasselbe tun, was die Papst davon überzeugt, daß die politischen Verhältnisse in lange der Tarifvertrag gilt. Es ist nun gegen die Firma bereits italienischen Kapitalisten getan haben, als sie die Bollkämpfe Deutschland , speziell die Bedeutung der nächsten Reichstags- die Schlichtungskommission mit der Sache befaffen müssen. Es ist zu ersetzen. Italien führt nach der Türkei für zirka 20 Millionen Beschwerde erhoben worden, und jedenfalls wird sich demnächst auch zwischen Oesterreich und Serbien ausgenütt hatten, um Osterreich wahl, eine Aufrollung der fonfessionellen Frage nicht gestatte. Klar, daß wenn die Arbeitgeber das offenbar tarifwidrige Vorgehen France Tertilwaren aus. Das ist für die junge italienische Textil Sie hätte die Geburt des Bündnisses zwischen den Ultramon- der Firma Prieslap für berechtigt erflären sollten was aber wohl industrie nicht wenig. Sicher werden Jahrzehnte vergehen, bis das tanen und Nationalliberalen, als den Vertretern des gottlosen faum zu erwarten ist es zu ernſten Differenzen kommen muß von den italienischen Imperialisten so heiß begehrte Tripolitanien Kapitals und des wütendsten Scharfmachertums gefährden Die Versammlung ließ teinen Zweifel darüber, daß man sich irgend imstande sein wird, diesen Verlust zu ersehen. welche Tarifbrüche, sei es bei dieser oder jener Firma, nicht mehr Als notwendiges Uebel im Rampfe gegen Arbeiter- ruhig gefallen lassen wird, und daß die Unternehmer, falls sie derinteressen erhielt die christliche Gewerkschaftsbewegung vom gleichen gutheißen, und damit den Tarif außer Kraft sehen sollten, auf die Stellung neuer Forderungen gefaßt sein müssen. Der bis Papfte eine Galgenfrist. Nur um eine solche handelt es sich. in das Jahr 1914 geltende Tarif bietet ja jo wie fo allzu wenig. Das beweisen ganz unzweifelhaft Auslaffungen des aus dem nicht nur in den Löhnen, sondern auch hinsichtlich der Arbeitszeit. Vatikan inspirierten Osservatore Romano " vom 29. September während die Reparaturschuhmacher in ihrem Minimaltarif die dieses Jahres. Das Blatt reproduzierte eine Abhandlung neunstündige Arbeitszeit festgelegt haben, ist die barifmäßige Ardes P. Biederlad S. J. in der„ Civilta Catholica" über die beitszeit der Maßschuhmacher der Friedrichsstadt, die doch die größte chriftliche Gewerkschaftsbewegung und bemerkt dann zu den Kunstfertigkeit in ihrem Gewerbe entwickeln müssen und die feinste dort aufgezählten Gründen für ein schwarz- blaues Gemert- Arbeit liefern, noch 10 Stunden, und leider arbeiten manche Maßschuhmacher noch darüber hinaus und ſizen gar bei der Heimarbeit schaftsverhältnis in Deutschland folgendes: Nötige zu verdienen. bis in die Nacht, um bei den geringen Alfordpreisen das zum Leben
tönnen.
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Zur Zigarrenarbeiterbewegung.
Wir haben durch die Veröffentlichung dieser ausführlichen Busammenstellung einer Pflicht der Unparteilichkeit genügt, beeilen uns aber, hiernach zu erklären, daß wir nicht beabsichtigen, für eine weitere Auseinanderlegung unsere Spalten zu öffnen und noch weniger Bartei zu ergreifen in einer Frage, in der der Heilige Eines schönen Erfolges tann sich die Tarifbewegung der Stuhl es bisher nicht für nötig gefunden hat, sich in fategorischer Bigarrenarbeiter Deutschlands rühmen. Mit der Bigarrengroß Weise zu äußern, sondern einstweilen den Bischöfen in Deutschland firma W. Herbst, Berlin - Trebbin ( ihre hiesige Zentrale befindet es überlaffen bat, ihre Stellung nach ihrem eigenen weifen Gut sich in Berlin , Ritterstraße 83), ist es gelungen, einen annehmbaren dünken und in Rücksicht auf die örtlichen Verhältnisse zu nehmen. Tarif abzuschließen. Die erschwerten Lebensverhältnisse und die Also einstweilen" dürfen die Bischöfe noch nach mißliche Lage der Tabatarbeiter mögen diese Firma doch bewogen threm weisen Gutdünken und in Rücksicht auf örtliche Ver- haben, mehr als schöne Worte. hältnisse den konfessionellen Ruddelmuddel dulden, später wird Arbeiter, Raucher, fauft nur dort, wo die grünen Plader Papst sich in fategorischer Weise" äußern! Die fate, unterschrieben:„ Alwin Schulze" aushängen. Kurie der Fachabteiler sind nun wieder fräftig gestiegen; vorBeachtet die Veröffentlichungen. läufig aber darf der durch das Bündnis mit den Hirsch- Der Firma Schachmann, Winsstraße 12, hat man feitens der Dunderschen um eine liberale Nuance verschönte schwarz- blau- Polizei das grüne Plakat, nachdem man es erst aus dem Schauliberale Gewerkschaftsblock unter dem Segen des Herrschers fenster verwiesen hatte, eigenhändig sogar aus dem Laden entfernt auf Petri Stuhl unter dem Beifallsgeheul aller Scharfmacher und mitgenommen und Ausbeuter als Sturmbod gegen die freie Arbeiterbewegung dienen!
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Es gibt doch noch Jronie in der Weltgeschichte!
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Deutfches Reich.
supDie Tabakarbeiteraussperrung.
Eine große Bedeutung hat für Italien die Ausfuhr von Mehl und Mehlprodukten nach der Türkei . Italien bedarf bekanntlich selbst einer Getreidezufuhr. Es benützt aber die geringe Entwidfung der türkischen Mühlenindustrie, um bedeutende Quantitäten Mehl. Gries und Mehlprodukte, wie Maffaroni, Schiffszwieback usw. nach der Türkei abzusetzen. Außerdem führt Italien nach der Türkei Reis aus, das ja ein einheimisches italienisches Produkt ist, dem aber eine start überlegene Konkurrenz aus Indien und anderen tropischen Ländern entgegentritt. Auch diesen Markt für Mehl, Mehlprodukte und Reis wird also Italien in der Türkei verlieren. Ersetzen kann es ihn schon deshalb nicht, weil in anderen Ländern die Zölle auf diese Produkte viel höher sind als in der Türkei . So ist z. B. in Deutschland der Zoll auf Reis doppelt, jener auf Meht viermal so groß, als in der Türkei . Außerdem gibt es schon Dampf mühlen in Saloniki und in Konstantinopel , die nicht verfehlen werden, die Situation auszunüßen, um ihre eigene Produktion auf Kosten der italienischen Zufuhr zu erweitern.
muß schädigend auf die italienische Handelsflotte Schon eine Unterbrechung der Handelsbeziehungen zur Türkei wirken. Es ist aber flar, daß während des Krieges, ob mit italienischer oder fremder Ladung, die italienischen Handelsschiffe die türkis schen Häfen überhaupt nicht mehr anlaufen fönnen. Die italienische Sandelsflotte ist noch jung, sie zählt 448 Dampfer mit zirka 500 000 Tons Raumgehalt. Sie hat es aber berstanden. speziell mit Kon stantinopel einen bedeutenden Verkehr zu entwickeln, sie unterhielt mit diesem Hafen regelmäßige Dampferverbindungen und nahm in diesem regelmäßigen Dampferverkehr den dritten Platz unter den internationalen Reedereien ein. Das geht ihr jetzt verloren. Ebenso der Verkehr mit Saloniki, Smyrna und den Häfen der albanischen Küste. Mehr noch! Da der Eingang zum Schwarzen Meer durch die Dardanellen und den Bosporus führt, so gehen für die italienischen Schiffe auch sämtliche Säfen des Schwarzen Meeres verloren. Desgleichen wird es talien schwer fallen, seinen Schiffsverkehr im Roten Meer zu unterhalten. Es wird denn auch bereits berichtet, daß der Verkehr folgender italienischer Dampferlinien vollständig eingestellt wurde: Genua - Bombay, GenuaAlexandrien. Venedig - Alexandrien , Beyrut- Konstantinopel- Ba tum, Genua - Odessa , Venedig - Konstantinopel und Konstantinopel Braila. Das wird allerdings mit dem Bedarf der Schiffe für Truppentransporte motiviert. Aber abgesehen davon, daß dies schon icbt eine Uebertreibung ist, muß doch der Truppentransport bald ein Ende nehmen. Durch die Sperrung des Schwarzen Meeres und die Verhinderung des Verkehrs im Roten Meer bersetzt eben die Türkei die italienische Handelsflotte in vollständige Untätigkeit. Das iſt denn doch mehr, als die Zerstörung einiger Torpedoschiffe oder die Raperung einzelner Handelsschiffe, woran sich die italienische Kriegsflotte übt. Auch der Handel Italiens mit den Häfen des Schwarzen
Am Sonnabend ist die von den Bigarrenfabrikanten angedrohte Aussperrung zur Tatsache geworden. Etwa 8000 Tabat. Der Streit der Kuvertmaschinenbauer bei der Firma Bruno arbeiter in den Kreisen Herford , Minden , Lübbede, Osnabrüd und Bahlipsch in der Gneisenaustraße beschäftigte am Sonntag eine Ver. den Fürstentümern Lippe und Walded sind von dieser Maßregel besammlung der in den Kubertmaschinenfabriken Berlins beschäftigten troffen worden. Die Aussperrung wurde vollzogen, trozdem die Arbeiter. Maus vom Deutschen Metallarbeiterverband gab den Fabrikanten noch am Freitag in der Verhandlung, die sie mit den Bericht über die Entstehung und den Stand des Streiks, der jetzt Bertretern der Tabalarbeiterorganisationen führten, wenigstens schon in die sechste Woche geht. Die 24 Arbeitskollegen, die vor- für einen Teil der Arbeiter die Notwendigkeit von Lohn so handen sein sollen, genügen jedoch keineswegs den Anforderungen, auf befferungen anerkennen mußten. Dies ist um fo ein die in diesem Betriebe an die Arbeiter sonst gestellt werden. Die leuchtender, als die Tabatarbeiter nach den Berichten der BerufsFirma sucht deshalb Streikende zur Wiederaufnahme der Arbeit genossenschaft 1910 im Kreise Lübbede im Durchschnitt täglich 1,75 zu bewegen, hat aber damit keinen Erfolg. In der lebhaften Dis- Mart, im Kreise Herford 2,15 M. und im Kreise Minden 2,25 M. fussion zeigte sich daß sich die Streifenden der vollen Sympathien verdienten. War dies schon in normalen Zeiten ein Lohn zum Meeres leidet stark unter dem Kriege. Vorläufig läßt allerdings ihrer Kollegen erfreuen. In Betriebsversammlungen hat sich die Verhungern, so hat sich jetzt in den Tagen der Teuerung die Lage Arbeiterschaft bereits mit dem Streit bei Pahlitsch beschäftigt und der Arbeiter erst recht trostlos gestaltet. In dieser Erkenntnis haben die Türkei die neutralen Schiffe nach neutralen Häfen durch. Da auf die Streitarbeit bezügliche Maßnahmen getroffen. Bis jekt denn auch die drei bei der Aussperrung in Betracht kommenden durch ist die Möglichkeit gegeben, durch Fälschung der Schiffspapiere ist auch solche in den übrigen Betrieben nicht aufgetaucht und nur Organisationen, der Deutsche Tabatarbeiterverband, auch für Waren, die nach Italien bestimmt sind, die Bassage durch der fast aus allen Betrieben gemeldeten Geschäftsflaue dürfte ein der Verband der Bigarrenfortierer und Kistenbetleber den Bosporus und die Dardanellen zu erlangen. Immerhin ist das Einfluß auf die Dauer des Streits zuzuschreiben sein. der Verband christlicher Bigarren und Tabak mit Risiko verbunden, weshalb die Versicherungsprämien für Laarbeiter Deutschlands in erfreulicher Solidarität ihre Vor- bungen qus dem Schwarzen Meere nach Italien ganz enorm steigen müssen, wodurch offenbar der Handel erschwert wird. fehrungen getroffen. Damit sind die Mittel, welche der Türkei zur Verfügung stehen, um den italienischen Handel zu schädigen, noch lange nicht erschöpft. So ist z. B. die italienische Seidenindustrie auf die Zufuhr von Kofons aus der Türkei angewiesen. Sie würde recht empfindlich darunter leiden, wenn ihr diese Zukunft abgeschnitten worden wäre. Je länger der Krieg andauert, desto mehr wird Italien , in meiterer Linie aber ganz Europa die wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges zu fühlen bekommen.
Rellnerstreit im Café Nagler am Morigplak. Am vergangenen Sonnabend nachts gegen 12 Uhr legten fämt. liche 15 Kellner, die im Café Nagler beschäftigt waren, die Arbeit nieder. Die Ursachen der Arbeitseinstellung sind kurz folgende: Die Kellner erhielten bisher von ihrem Prinzipal teinen Pfennig Lohn, teine Beföstigung, furz teinerlei Entschädigung irgendwelcher Art für ihre Arbeit.
Sie dagegen mußten an Herrn Nagler noch jeden Tag je 35 Pfennige, monatlich also 10,50 Mt., zu den ReinigungsToften des Lokals aus den Trinkgeldereinnahmen zahlen. Vom letten Sonnabend ab sollte eine weitere Abgabe eingeführt werden. Herr Nagler forderte für die Zukunft von jedem Kellner für Sonnabend und Sonntag je eine Mart zur Bezahlung eines aweiten Geschäftsführers beziehentlich Placeurs", der an diesen Tagen starten Verkehrs den zuströmenden Gästen Plätze zuzuweisen hat.
Die Unzufriedenheit der Kellner herrscht in dem genannten Betriebe schon lange vor, besonders auch infolge der Behandlung, die ihnen von Herrn und Frau Nagler zuteil wurde. Die Organi sation der Kellner ist wiederholt vorstellig geworden, um die Uebelstände zu beseitigen. Vor einigen Wochen hatte Herr Nagler das Versprechen gegeben, die Wünsche der Angestellten zu berüdsichtigen. Dieses Versprechen ist von Herrn Nagler nicht gehalten worden.
Noch am Freitag zogen die Leiter der drei genannten Organifationen aus der Ergebnislosigkeit der mit den Unternehmern gepflogenen Verhandlungen die erforderlichen Schlußfolgerungen. Sie regelten die Unterstübungsfäße gemeinsam und einigten sich dann auf folgenden Beschluß:
Unter Beachtung nachfolgender Bedingungen erklären die unterzeichneten Vorstände sich bereit, die Aussperrung im westlichen Bigarrenindustriebezirk gemeinsam führen zu wollen:
1. Es wird eine Neunerfommission eingesetzt und zusammengefeßt aus drei Vertretern des Deutschen Tabafarbeiterverbandes, zwei Vertretern des Verbandes der Zigarrenfortierer und Kistenbekleber Deutschlands , einem Vertreter des Deutschen Holzarbeiterverbandes und drei Vertretern des Verbandes christlicher Bigarren und Tabafarbeiter Deutschlands .
2. Während der Dauer der Aussperrung verpflichten fich die vertragschließenden Vorstände der Organisationen, ihre Funktionäre und Mitglieder streng anzuweisen, jede Feindseligkeiten Begeneinander einzustellen; insbesondere sind Uebertritte von einer Organisation in die andere während der Dauer des Kampfes nicht gestattet.
3. Die vertragschließenden Vorstände verpflichten sich, neue Mitglieder aus den von der Aussperrung betroffenen Betrieben nur bis zum Sonntag, den 15. Ofotber 1911, aufzunehmen. Ueber Auf Wunsch der beschäftigten Kellner hatte die Organi eventuelle Neuaufnahmen von Mitgliedern aus vorstehenden Befationsleitung nochmals um Unterhandlungen nachgesucht, die trieben nach dem 15. Oftober 1911 entscheidet die Neunerfomvon Herrn Nagler aber abgelehnt wurden. Erst daraufhin griffen die Kellner zum letzten Mittel und legten sämtlich die Arbeit Jest ist es Sache der Gesamtarbeiterschaft Deutschlands . den nieder. Das anwesende Bublifum ergriff unzweideutig die Partei ausgesperrten Tababarbeitern in Westfalen ihre Sympathie zuzuder Kellner, nachdem es von den Gründen der Arbeitseinstellung wenden. unterrichtet worden war.
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Beling, 16. Oftober.( Meldung des Reut. B.) Amtlich wird bekanntgegeben, daß von morgen ab nach Abgang des fibirischen oftzuges der gesamte Personenzugverkehr zwischen Beling und Tientsin eingestellt wird. Viele chinesische Beamte schicken ihre Familien aus Peking weg. Der heute vormittag nach Tientsin gehende Bug war überfüllt.
In amtlichen Kreisen herrscht allgemeiner Optimismus, nach dem Yuanschikai den Bosten des Vizekönigs angenommen hat. Man glaubt, daß sein Name allein genügen wird, um die Aufständischen einzuschüchtern.- General 9intfang wird sein Hauptquartier 70 Meilen nördlich von Hankau aufschlagen. Die Regierung hat angeordnet, daß Reis an die Armen verteilt wird, daß die Kornspeicher von Peking geöffnet werden und das Getreide zu billigen Preisen verkauft wird.
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Profeffor Christian Kroener gestorben. Düsseldorf , 16. Oktober. ( W. T. B.) Der Landschafts. und Jagdmaler Professor Christian Kroener , Mitglied der Berliner unstakademie, ist heute hier gestorben. Giftmordproze in Chemniz.
Am Sonntag begab man sich auf die Suche nach Arbeits- Eine neue Lohnbewegung der Leipziger Bäcker. milligen, die man recht mühevoll in der Zahl von etwa 10 schließlich zusammenfand. Es sei bemerkt, daß von den etwa 1600 Als die Leipziger Bäcker vor kurzem eine Lohnbewegung durchCafétellnern, die es in Berlin gibt, zirka 1200 gewerkschaftlich führten, versprachen die Meister ihren Getreuen den Himmel auf organisiert find. Die Polizei hatte am Sonntag den ganzen Erden, wenn sie nicht den roten Hezern" folgen würden. So fam Tag und die Nacht hindurch ein starkes Aufgebot bon es denn auch, daß nicht alle Bädereibetriebe geregelte ArbeitsSchuleuten nach dem Moritzplatz entsandt. Im Lokal selbst bedingungen erhielten. Als dann der Kampf zu Ende war, dachten Chemnių, 16. Oktober. ( W. T. B.) Das Schwurgericht waren ständig drei Kriminalbeamte anwesend, um Herrn die Meister natürlich nicht daran, ihr den getreuen Gehilfen" ge- verurteilte nach siebentägiger Verhandlung die verwitwete 36 Jahre Nagler zu beschüßen. Selbstverständlich fanden diese Beamten gar gebenes Berfprechen zu halten. Das bat diefe nun zur Erkenntnis alte 8immervermieterin Martha Voigt aus Chemnitz wegen feine Arbeit, fie fonnten andererseits nicht verhindern, daß( nicht ihrer wirtschaftlichen Lage gebracht und veranlagt, in einer Ver- Mordes, begangen an ihrer 13jährigen Tochter Hertha, zum Tode bie Streifenden, wohl aber) Leute aus dem Publikum im Café fammlung unter der Führung des Verbandes an die Meister Forde und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Die Flugblätter an die Gäste verteilten, worin die Ursachen des rungen zu stellen. Eine einstimmig angenommene Resolution be- Angeklagte hatte die Tat verübt, um sich in den Besitz der hohen Streits auseinandergesetzt waren. Diese Aktion hatte zahl auftragte den Gesellenausichuß und die Verbandsleitung. Bersicherungssumme zu sehen. Das Gericht erkannte reiche Verhaftungen zur Folge. Biele von den Ber - gemeinichaftlich mit der Leipziger Bäderinnung Verhandlungen zur hafteten wurden, obwohl sie Regitimation bei sich hatten, Reuaufnahme der Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse in den außerdem wegen Brandstiftung und wegen, vollständigen und oder doch ihre feste Wohnung angeben konnten, die ganze Nacht Bäckereien Leipzigs anzubahnen, und zwar auf Grund des für einige versuchten Betrugs gegenüber Versicherungsgesellschaften auf über auf der Wache behalten. Hundert Bäckereien bestehenden Lohn- und Arbeitstarifs. zwei Jahre fünf Monate Zuchthaus .