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stark besucht waren vnv in denen eine Resolution, ine energische Abhilssmittel fordert, einstimmig angenommen wurde. Die Ver- sammlungen dienten gleichzeitig als Einleitung der Wahl- bewegung. ,* Die LebenSmittelteuerung in Bayern  , Das Gemeindekollegium in Kempten   im Algau beschloß, den Magistrat aufzufordern, im Hinblick auf die bestehende Teue- rung aller Lebensmittel den Einkauf von Kartoffeln in die Hand zu nehmen und solche zu billigen Preisen an die Konsumenlen ab- zugeben. In Augsburg   hat das Gemeindekollegium wiederholt ein- stimmig den Magistrat ersucht. Maßnahmen gegen die Teuerung zu ergreifen. Der Magistrat fürchtet aber den Zorn der Händler und sucht jede Aktion zu verschleppen. Jetzt hat er gebührenfreie Kartoffelmärkte auf den 24. Oktober und 14. November angesetzt, wobei aber die Händler den Verkauf selbst besorgen. Die Maß- nähme nimmt sich wie eine Verhöhnung der unter der Teuerung Leidenden aus. Sie chinesische Revolution. Die gewaltigen Zuckungen, von denen das riesige Reich der Mitte geschüttelt wird, haben ungeahnt schnell für Deutschland   ernsteste Bedeutung gewonnen. Amtlich wird gemeldet: Bon den vor Hankau   befindlichen deutschen   See- fireitkrSftrn ist funkentelegraphisch nach Tsingtau   gemeldet: Die Landungskorp«Leipzig  ",Tiger  ",Saterland  " zu- sammen mit der aus Deutschen   Hankaus bestehenden Frei- willige nkompag nie stehe» im Straßenkawpf mit chinesischem Pöbel. Der Handel liegt stark danieder. Die unliebsame Nachricht kommt überraschend. Stimmten doch bisher alle Nachrichten darin überein. daß die Revolutio- näre gute Ordnung halten und die fremden Niederlassungen selbst schützen wollen. Allerdings besagen die neuesten De- peschcn. daß die Feuersbrünste andauern und auch die deutsche Niederlassung bedrohen. Man muß also bis auf weiteres an- nehmen. daß die deutschen   Truppen in einem Akt der Notwehr eingegriffen haben und darf hoffen, daß ihre Aktion in den dadurch ge st eckten Grenzen bleiben wird. Denn es Ware daS Unsinnig st e. was unsere auswärtige Politik tun könnte, wenn sie sich auch noch im fernen Osten in ein kriegerisches Abenteuer einlassen würde, dessen Folgen ganz unabsehbar wären. Die Politik streng st er Nichtintervention und Neutralität gegenüber den revolutionären Ereignissen ist die einzige, die den Interessen Teutschlands entspricht. Jede andere Politik wäre Wahnwitz und um so größerer Wahn- lvitz. als noch niemand die Kräfte abzuschätzen vermag, die bie nationale Erhebung in China   entfesseln kann. Denn man muß sich hüten, mit den uns geläufigen Maß- stäben zu messen. Das chinesische Reich hat eine Million Quadratkilometer mehr als ganz Europa   samt Rußland  , und selbst die 18 Provinzen des eigentlichen China   sind noch siebenmal so groß wie das Deutsche Reich und zählen etwa sechsmal soviel Einwohner ldie Schätzungen schwanken, da eine richtige Volkszählung erst in diesem Jahre stattfinden sollte, zwischen 820 und 430 Millionen). Dazu die Fremdheit der Sprache und der Sitten, der Mangel an ausreichendem Material über die inneren Triebkräfte der Volksbewegungen: so muß schon die Feststellung der Tatsachen mit Vorsicht erfolgen und jedes Urteil über Wert und Aussichten mit dem Vorbehalt weiterer Nachprüfung abgegeben werden. Immerhin ist klar zu ersehen, daß hier eine starke nationale Unab- hängigkeitsbewegung Hand in Hand geht mit politischen Reformbestrebungen und mannigfachen sozialen Beschwerden, nicht minder, daß sie mit großer Energie und nicht geringer Zielklarheit ein politisches Ziel von größter geschichtlicher Be- beutung verfolgt. Die nationale Bewegung, die vor etwa zehn Jahren im Boxeraufstand und seitdem in manchen Krawallen und Boykotts sich gegen die Ausländer gewandt hat, richtet sich diesmal gegen den inneren Feind des chinesischen Volkes: die abgesonderte Herrcnkaste des M a n d s ch u» Volkes. dem auch das Kaiserhaus angehört. Ein Tropfen ini Meere des ChinesenvolkeS, etwa ein Prozent der Bevölkerung. haben die Mandfchus seit ihrer um 1644 erfolgten Eroberung des Landes die wichtigsten militärischen und einen Teil der bedeutenden Zivilposten im Besitz und üben so, trotzdem sie kulturell und geistig den Chinesen nachstehen, die Herrschaft im Lande auS. Zugleich sind sie der Hort aller Reaktion. dem jeder Fortschritt nur mühsam abgekämpft werden muß. Daß daneben auch die Unfähigkeit des herrschenden Regiments. das doch aus seiner militärischen Ueberlegenheit den Anspruch aus Beherrschung der friedlich gesinnten Chinesen herleitet, das Land vor den Räubereien der fremden Mächte, in neuester Zeit namentlich den frechen Eingriffen Japans   und Rußlands  -n schützen, die Empörung genährt und dieser so auch den Zug der nationalen Verteidigimg gegeben hat, steht wohl außer Zweifel. Doch beweist der peinlich durchgeführte Schutz von Leben und Eigentum der Ausländer, wie weit man von deni wilden Wüten gegen diefremden Teufel", das frühere Volksbewegungen kennzeichnete, entfernt ist. Ein guter Teil der treibenden Elemente hat seine Bildung im Ausland, in letzter Zeit nanuntlich in Japan   geholt. Die Massen der in Japan   studierenden Chinesen haben, dank dem großen Ansehen, das die studierende Schicht in China   genießt, mit ihren..Umsturzpredigten" dem Aufstand schon lange vor- gearbeitet. Dabei ist zu beachten, daß das Studium in China  kein Vorrecht der Besitzenden ist, daß vielmehr die befähigten Kinder mit Unterstützung ihrer Gemeindeangehörigen aus­gebildet werden. Ueber die Beförderung wird dann in an sich demokratischer Weise, wenngleich oft recht unzweckmäßig. nach dem Ergebnis der Prüfungen entschieden. Doch soll es bei den niederen Prüfungen in den Provinzen ojt genug nicht mit rechten Dinge» zugehen, so daß auch hier der väterliche Geldsack zu Ehren käme. Zweifellos ist die R e f o r m a r b e i t der letzten Jahre nicht gering anzuschlagen. Die Erfahrungen mit den fremden Mächten und der Krieg mit Japan  , die Beobach- tungen im Ausland und nicht zuletzt das unaus- haltsame Eindringen dcS westlichen Kapitalismus haben eine Reihe wirtschaltlicher und politischer Fortschritte zumeist nach hartem Kampfe mit der Mandschu-Clique gezeitigt. die den überlieferten fortschrittsfeindlichen Chinesengeisl viel- fach durch völlig modernes Wesen und Streben ersetzt haben. Der Kapitalismus, der von Europa   und Amerika   her ins Land kam. fand bei den günstigsten Bedingungen: der geschästlichcn Tüchtigkeit und guten genossenschaftlichen Orga- nisation der Lkaufleute, der Bedürfnislosigkeit und Arbeits- zähigkeit der Arbeiter und dem Lerneifer der Jugend, bald gute Entwickelung im Lande selbst. Gab es Ende 1890 erst 200 Kilometer Eisenbahnen, so waren es 1909 schon 8500. Immer noch ein winziges Maß für das Riesenreich. aber doch ein Fortschritt, dem weitere immer folgen. Und waren die ersten Bahnen das Werk fremder Techniker, die auch den Betrieb leiten mußten, so hat die Regierung heute die Eisenbahnverwaltung großenteils in eigener Leitung, und die 220 Kilometer der vor zwei Jahren eröffneten Bahn Peking- Kalgan sind unter der Leitung einheimischer Ingenieure erbaut worden. An Stelle des MohnanbaueS, der durch den mustergültigen Feldzug von Staat und Gesellschaft gegen das Opiumlaster fast gänzlich verschwunden ist, ist mit Unterstützung der Regierung eine starke Förderung des An- baues von Tee und Baumwolle getreten. Bereits ist eine beachtenswerte Textilgroßinduslrie entstanden. Und in Hanyang, im Mittelpunkt des jetzigen Aufslandes, gibt es Eisenwerte. die schon vor einigen Jahren 3200 Mann brschästigten, deren Erzengnisse denen des hochzollgeschütztcn amerikanischen   Stahl- trusles auf dem amerikanischen   Markt Konkurrenz machen konnten. Viel Gewaltigeres aber ist im Werden. Im Nord- Westen hat man ergiebige Minerallager gefunden. In der nordöstlichen Provinz Shantung hat der Stahltrust Morgans das Ausbeuterecht der zahlreichen Erzlager erworben. Und die noch wenig ausgebeuteten Steinkoylenschätze, die als die reichsten der Welt gelten und ein Gebiet fast von der AuS- dehnung des Deutschen Reiches   bedecken, machen eine weitere gewaltige Entwickelung in naher Zukunft zur Geioißheit. Der Straßenkampf in Hanka». London  , 17. Oktober. Den Führern der Republikaner  . die unbedingte Schonung aller Fremden fordern, ist es nicht geglückt, den gefürchteten chinesischen Pöbel HankauS von Ausschreitungen zurückzuhalten. Er rottete sich gerade in der Nähe der deutschen   Ansiedelung zu­sammen. Die von den deutschen   Kriegsschiffen gelandeten Mannschaften vereinigten sich mit der von den deutschen  Kolonisten gebildeten Freiwilligentruppe, und eS gelang ihnen schnell, die Angriffe des un- organisierten Pöbels zurückzuweisen. Der Pöbel rächt sich für den erfolgreichen Widerstand der Fremden durch Brandstiftungen. An verschiedenen Stellen der Stadt loderen die Flammen empor, um deren Bekämpfung sich niemand kümmert. Ankunft der RegierrnigStrnppen. Hankau, 17. Ollober. Admiral Sah ist in einem Kanonenboot hier eingetroffen und hat den fremden Konsuln die Ver- ncherung gegeben, daß er die fremden Niederlassungen nicht ge« fährdcn werde. Von Norden ist ein E i s e n b a h n z u g mit RegierungStruppen eingeiroffen und Hot nördlich von Hankau   ein Loger bezogen. Eine Abteilung von 1000 2000 Mann Truppe» der Aufständischen in Wutschong hat mit Artillerie den Iangtse überschritten und ist den Hanflutz aufwärts abmarschiert. Di« Gesellschaft vom Roten Kreuz bringt die Gefallenen aus Wutschang weg. Ein Revolutionär, der ubersührt wurde, Fondö unierschlagen zu haben, wurde hingerichtet. Das Verhalten der Revolutionäre. Hankau, 17. Oktober. Die Aufständischen haben be- schlössen. die MaudschuS nicht zu töten, wenn ste freiwillig die neue Regierung anerkennen. Man erwartet ein Gefecht zwischen MondschuS und Ausständifchen. Letztere gründeten einen Verband für Krankenpflege, der von einem Missionar geleitet wird. Frauen und Kinder reisen heute nacb S h a n g h a i ab. Der Befehlshaber der Aufständischen crllärte, ste fürchteten die Nordtruppen nicht. Die Pekingbahn würden sie s e l b st benutzen. Die Bahn ist in voller Ordnung, der Verkehr aber eingestellt. Heute ist ein neue« revolutionäres Blatt erschienen; die früheren Zeitungen erscheinen nicht. Ein Gefecht bevorstehend. Berlin  , 17. Oktober. Eine weitere Meldung des deutschen   Seebefehlshabers aus Hanka u be- sagt: H a n k a u ist ruhig. Admiral Sah und 4000 Mann regulärer Truppen sind eingetroffen. Ein Gefecht nahe der deutschen   Niederlassung ist bevorstehend. Ein deutscher  Dampfer mit Nichtkombattanten ist ausgelaufen. Die Haltung Japans  . Peking  , 16. Oktober. Gegenüber den Behauptungen der ch i n e- fischen offiziösen Presse, daß Japan   an der Revo- l u t i o n in Wutschang nicht unbeteiligt sei, worauf die auffällige augenblickliche Anwesenheit des AdmiralS Kawaschima und deS Militärattaches Obersten Soito in Wutschang hindeute, hat der japanische Gesandte in Peking   den Korrespondenten deS Reuterschen Bureaus zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Behauptungen jeder Grundlage entbehrten. Die Unruhen inSzetschuan dauern unverändert fort. Die chinesische Regierung ist geneigt, die Lage im Westen sür g e f ä h r l i ch e r zu halten als in Wutschang. da eS dort an Mitteln zur schnellen Beförderung fehlt. In Nanking   und Kanton sind verschiedene Truppen- gattungen entwaffnet. Die Stadtbewachung ist der Gendarmerie anvertraut worden. Ruhe in Schantung. Berlin  , 17. Oktober. Nach einer Depesche der Betriebsdirektion der Schantung-Eilenbahngesellschaft in Tsingtau   ist die Schantung-Eiscnbahn von der revolutionären Bewegung nicht berührt; in der Provinz Schantung   herrsch« völlige Ruhe; auch im Süden von China   trage die Bewegung anscheinend keinen fremden fei»»blichen Charakter. Der Krieg. Keine FriedenSauSfichteu. Köln  , 17. Okiober. Ter..Kölnischen Zeitung  " wird aus Berlin   telegraphiert: Die Nachrichten ans Konstantinopel  Weisenaus eine Verschärfung der Lage hin. Die türkischen Staatsmänner ivaren bis vor wenigen Tagen ge- neigt, zu sofortigen Unterhandlungen mit Italien   zunächst wegen der Einstellung dex Feindseligketten, dann aber auch wegen der Feststellung der endgültigen Friedensbedingungen die Hand zu bieten. Sie waren dazu bereit, obwohl sie beim Volke, bei der Presse und beiin Parlamente mit ernstem Widerstande gegen diese Politik rechnen mußten. Seitdem aber die itaUenischen Preßstimmcn bekannt geworden sind, wonach die italienische   Regierung vor der An- knüpfung von Verhandlungen die Anerkennung der bedingungslosen Annexion von Tripolis   und der Cyrcnaika durch die türkische   Regieruug fordern will, ist ein Umschlag eingetreten. Die Mitglieder des Kabinetts Said dürften voraussichtlich der Kammer die Fortsetzung des Krieges vorschlagen und würden hierfür eine sehr starke Mehrheit finden. Es hat daher zurzeit nicht den Anschein, als ob der dringende Wunsch Europas  nach baldiger Wiederherstellung des Friedens Erfüllung finden sollte. Auslaufe« der türkischen   Flotte. London  , 17. Oktober. Nach Blättermeldungen aus Gallipoli ist gestern früh eine türkische Schiffs- d i v i s i o n vom Goldenen Horn   mit unbekanntem Ziel a b- gegangen. Die türkischen Angriffe. Konstantinopel  , 16. Oktober. Wie daS Kriegsministerium auf Grund seiner Informationen aus Tripolis   der Presse mitleil:. hauen die wiederholten türkischen   Angriffe keine er- wähnenswerten Erfolge, da die italienischen Truppen durch die Artillerie der Kriegsschiffe geschützt wurden; doch erlitten die Jtatiener mehrfache V e r l u st e. Die Italiener landeten in T o b r u k 500 Mann Marineinfanterie. Aus A l V a l i k wird gemeldet, daß am 14. Oktober drei italienische Torpedoboote im Archipel einige Schüsse abfeuerten. Ein Torpedoboot schlepp-e emen Segler in der Richtung auf Mytilene  . Die übrigen be­obachten die Küste. Der Boykott. Saloniki, 16. Oktober. Wie an anderen Orten hat sich auch hier ein Komitee aus Privatpersonen zur Organisierung des wirtschaftlichen Kampfes gegen Italien   gebildet. Das Komilee fordert die ottomanische Bevölkerung zum Beitritt auf. ES bezweckt, die Ottomanen zu veraulaffe», keine GeschästSverbinduugen mit den Italienern zu unterhalten und ihre Kinder nicht in italienische Schulen zu schicken. Die Deputierten von Tripolis   haben in der Kammer einen Antrag eingebracht, in dem verlangt wird, daß gegen das frühere Kabinett A n k l a g e erhohen wird. Der Antrag wurde einer Spezialkommission überwiesen. Italienische Repressalien. Rom  , 17. Oktober. Wie in diplomatischen Kreisen verlautet. beabsichtigt Italien  , bei längerem Widerstande der Türkei   drei Inseln im Aegäischen Meere, darunter Mytilene, zu besetzen, um auf die Türkei   einen Druck auszuüben. flgrarifche Bekenntnisse. Die..Deutsch  « Tageszeitung" gibt in einem zwei Spalicn langen Leltartikel ihren Anhängern allerhand Fingerzeige und Ratschläge für den Wahlkampf. Dabei cm- schlüpfen dem Oertelblatte allerhand reizende Selbstbekenntnisse. So. wenn eS sich eingangs gegen diehäßlichen Auswüchse" des politischen Kampfes wendet. Der Kampf sei mit dererforder- lichen männlichen Entschiedenheit" zu führen. Er habe aber im Deutschen   Reiche leideretwas Weibisches" angenommen. Statt die gegnerische Auffassung sachlich scharf zu bekämpfen, spiele man die Polemik vielfach auf daS persönliche Gebiet und arbeite mit den weibischen Mitteln des Klatsches und der Ge- h ä s s i g k e i t". Beiläufig ein nettes Kompliment für die Frauen, denen doch nach deraltgcrmanischen Auffassung", in der auch noch unsere Junker zu leben vorgeben, etwasHeiliges" innewohnen sollte. Aber darüber hinaus auch eine beißende Kennzeichnung der agrarischen, überhaupt ordnungsparteilichen Kampfeswelse. Oder ist es nicht gerade die Kampfesweise des Reichsverbandes gewesen, jener Organisation, die gerade den Junkern und den ihnen nahestehenden Reaktiv« n ä r e n am meisten zugute gekommen ist, die die Mittel des Klat- scheS und der Gehässigkeit geradezu in ein System gebracht Hai? Wenn jetzt das Oertelblatt darüber wehklagt, daß durch solch er- bärmliche Kampfcsweisefeinere Seelen zurückgeschreckt" würden, daß manden Ekel nachempfinden" könne, der anständige Men- schen packe, wenn er in einen solchen Sumpf hinabtauchen solle so mögen sich die Junker sagen: nostr» culpa, nostra ipsissima culpa, unsere ureigenste Schuld I Schon der schließlich bei den Konservativen angelangte Sozialistentöter Max Lorenz hatte sich schließlich voller Ekel von dieser ordnungsparteilichen Manier des politischen Kampfes abgewendet. Max Lorenz ist nun schon seit etlichen Jahren tot. ES hat also wirklich lange ge- dauert, bis unsere Junker von seinem Ekel angesteckt wurden! Daß unsere Junker und gar erst daS mit ihnen verbündete Zentrum diesmal während dcS Wahlkampfes sich sauberer Waffen bedienen würden, möchten wir trotz der Ermahnungen der Deutschen Tageszeitung" freilich noch sehr bezweifeln. Wie daSRüstzeug". daS daS Oertelblattjedem Kampfgenossen zur Verfügung stellen" will, aussehen wird, werden wir ,a bald genug erleben. Immerhin, je niedrigerer Mittel sich unsere Junker im Kampfe bedienen und mit-je er b ä r m l ich e re r e m Klatsche sie hausieren gehen, d e st o besser f ü r u n» k Und wenn sich unsere Junker die Auffassung derDeutschen Tages- zeitung" zu eigen machen sollten, daß dasGespenst der Teuerung" nur noch aufpolitische Kinder" wirke, und sich von der Behaup- tung, daß«unter der Not der Zeit die Landwirte weit mehr leiden als alle übrigen Stände". Wun- der versprächen, so könnten unsere Agrarier bei der Wahl in der Tat ihr blaues Wunder erleben. Sehr hübsch macht es sich auch, daß das Junkerorgan emp- fiehlt, in Versammlungen mehr durch dieEhrlichkeit der Ueber- zeugung" als durch dieKunst der Rede" zu wirken.Geschäfts- r e d n e r" seien zwardurchaus notwendig", aber man dürfe ihnen nicht die Arbeit allein überlassen. DasGewicht einer angesehenen Persönlichkeit" wirke oft weit mehr als die noch so schöne Rede einesgewerbsmäßigen Redners". Mit welcher Offenherzigkeit da das Vündlerblatt seine red- nerischen Kulis als das charakterisiert, was sie find: alsGeschäfts- redner", alsgewerbsmäßige Redner". Tie Agitatoren unsere: Junker gelten ihnen also selbst nur als Menschen, die aus der Agitation ein Geschäft machen, die gegen bare Be­zahlung ihren Speech vom Stapel lassen, ohne mit dem Herzen bei der Sache zu sein. Denn daß dieDeutsche Tageszeitung" das tatsächlich meint, geht ja auS dem �ntze hervor, daß eine an sich gute Rede eincS Geschäftsredners nur geringen Eindruck mache, wenn der Redner von dem. was er sage,nicht völlig durch- drungen und überzeugt" sei. Solche Geschäftsredner er» klärt das Blatt aber gleichwohl für durchaus notwendig? Eine netie politische Moral. Ein wundersames Armutszeugnis für uiisere blauschwarze Reaktioni Kein Wunder, daß unsere �unkex solchen Rednern gegenüber die Diskussion mit a»deren Parteien scheuen. DieDeutsche Tageszeitung" empfiehlt nämlich, Vorsorge zu treffen, daß die Versammlungen nichtunliebsame Störungen" erlitten. Stören- friede müßten kurzerhand unschädlich gemacht werden. Gegen sie böten die Bestimmungen über das HauSrecht und den Hausfriedensbruch genügende Handhaben. Und dann wird auch gleich täppisch genug verraten, worauf man damit zielt. Man w'll nämlich den Anhängern der Sozialdemokratie schlechthin den Zutritt wehren. Zwar, so versichert man in durch- sichtiger Heuchelei, scheue man selbstverständlich die Auseinander- setzung auch mit der Sozialdemokratie nicht, aber solche AuSem-