Die Teuerung, die Regierung und das Voll von Berlin.Kein Mensch wagt, die ungeheure Teuerung, die alsFolge der agrarischen Grenzzollpolitik über uns hereinge-krochen ist, zu leugnen. Man versucht, diese Teuerung derganz besonders anormalen Witterung dieses Jahres zuzu-schreiben, um die Politik unserer herrschenden Klassen wenigerzu diskreditieren! die Tatsache der Verteuerung aller Lebens-mittel in einem Maße, wie das nie früher der Fall war, kannmau aber nicht aus der Welt reden. Das Schlimme ist, daßdie Regierung dieser Kalamität gegenüber Gewehr bei Fußsteht. Tut sie etwas, dann nur, um allzu üble Folgen derjetzigen Entwickelung der Tinge vom Agrariertum fernzu-halten, das diese doch verschuldet hat. Man interessiert sichfür die Verbilligung der Futtermittel, für die Verschaffungvon Rohmaterial für die Spiritusbrenner: für die Verbilli-gung der Volksnahrungsmittel interessiert man sich nicht.Das hätte ja zur notwendigen Folge, daß man in Deutschlanddie Zollschranken einmal nach innen aufschlagen müßte: aberder Getreidetransport an unseren Grenzen funktioniert nurglatt, wenn man Brotgetreide über die Zollschranken nachdraußen, nicht, wenn man solches nach innen führen will.Die Liebesgabenpolitik der Junker und der ihnen gehorsamenRegierung duldet auch in Hungerjahren keine Einfuhr vonFleisch und Brot. Am gestrigen Abend, am Abend desselbenTages, an dem der Jammer-Reichstag noch einmal zum Ster-den zusammentrat, der dem deutschen Volke den Zollschmacht-riemen noch enger gezogen hat, als je einer vor ihm, trat des-wegen das Volk auf den Plan, um die Stellung zu nehmen,die Reichstag und Regierung vermissen ließen. 78 Volks-Versammlungen tagten in Berlin. Und wir fanden nichteine, in der das Lokal zu groß gewesen wäre für die Masseder Andringenden. Zirka 80 000 Männer und Frauen hatteder Ruf der sozialdemokratischen Partei in Groß-Berlin aufdie Beine gebracht zum Protest gegen Zollwucher und Re-gierungsuntätigkeit den Folgen dieses Wuchers gegenüber.Besonders großen Massenbesuch wiesen, wie immer, dieVersammlungen in Rixdorf und der Hasenheide auf. KlremsFestsäle hatten unsere Genossen schon zeitig selbst abgesperrt,um ein Tagen überhaupt möglich zu machen. Die späterhinzukommenden Ueberzähligen mußten sich mit einem Auf-enthalt auf der Straße vor dem Versammlungslokalbegnügen. Besonders überfüllt war das Lokal vonGraumann in der Naunynstraße. Hier versuchte mansich zu helfen. indem eine zweite Versammlung ineinem benachbarten Lokale eröffnet wurde; aber auch dieserAusweg schaffte nur unzulänglich Unterkommen für die Er-schtenenen. Ueberfüllt war auch das Gewerkschaftshaus. Porden„Andreassälen" in der Andreasstraße wogten großeMcnschenmassen auf und ab. Der„Schweizergarten" amFriedrichshain wurde schon sehr zeittg polizeilich ab-gesperrt. Auch dort fanden Ansammlungen vor demLokale statt, das übrigens von mehreren Polizei-offizieren mit diversen Mannschaften und„Geheimen" sorg-fältig bewacht wurde. Ganz eigenartig war der Anblick derSchönhauser Allee. Dort ist man mitten im Bau der Hoch-bahn begriffen. Und zwischen den ragenden Pfeilern, aufdem breiten Trottoir, auf dem Damm, soweit der Verkehrvon Straßenbahnen und Fuhrwerken dies zuließ, überallbewegten sich Männer und Frauen, bewegten sichin dichten Massen Versammlungsbesucher, die wegenUeberfüllung keinen Zutritt mehr gefunden hatten.Wohin auch unser flinker Vierzylinder uns führte, ob weiternach dem Gesundbrunnen, nach dem Wedding, nach Moabit:überall dasselbe Bild eines Massenaufgebotes von Männernund Frauen der Arbeiterklasse, die ihre Stimme erhebenwollten gegen die Politik, die das Volk dem Hungertumentgegenführt um einiger weniger Besitzenden willen.In den„Pharussälen" auf dem Wedding glaubte manvorbeugend alles getan zu haben, einer Ueberfüllung ent-gegenzutteten, wenn man von vornherein mehrere Säle desLokals für die Versammlungen vorsah. Auch das nutztenichts. Straße und Garten waren dennoch von Menschenüberfüllt.Ein besonderes Gepräge gewannen die Versammlungendadurch, daß unter den Referierenden die Zahl der Fraueneine ungewöhnlich große war. Das Thema hatte aber auf deranderen Seite auch viele Frauen als ZuHörerinnen angelockt.Kein Wunder, sind es doch die Arbeiterfrauen in allerersterLinie, die als Hausmütter die Folgen der Teuerung zu spürenbekommen. So stießen die Redner denn bei ihrer Kritik aufein gern zur Zustimmung geneigtes Publikum und einstimmigfand überall die nachstehende Protestresolution Annahme:„Die ungeheuerliche Verteuerung aller Lebensmittel und Be-dürfnisse des arbeitenden Volkes ist eine Folge der durch die Re-gierungen und die herrschenden Klassen betriebenen Politik inReich. Staat und Gemeinde.Die ins Maßlose gesteigerten Anforderungen für Militaris-mus, Marinismus und Kolonialpolitik drängen mit unfehlbarerSicherheit nicht nur zum Weltkriege, sie führen auch zur Ver-elendung der breiten Massen der arbeitenden und minderbe-mittelten Bevölkerung.Die heutigen 73 Volksversammlungen verlangen daher ge-bieterischt. die Beseitigung und sofortige Aufl,tbung aller Zölle aufLebensmittel;L. die Aufhebung der nur dem Nutzen des raffgierigenAgrariertums dienenden Einfuhrschcine;L. die Aushebung der Grenzsperren für Fleisch und Lieh;4. die Organisation des Massenbezuges unentbehrlicher Nah-rungsmittel. wie Kartoffeln, Seesische und Nährgemüsedurch die Kommunen.Die heutigen Volksversammlungen versprechen chrerseits,durch Eintritt in die Konsumvereine die auf wirtschaftliche Be-freiung vom kapitalistischen Joch gerichteten Bestrebungen derKonsumenten zu unterstützen, sie geloben aber auch, mit den Ver-teucrern der unentbehrlichsten Volksbedürfnisse gründliche Ab-rechnung zu halten und bei den nächsten Reichstagswahlen durchdie Wahl sozialdemokratischer Abgeordneter den volksverräterischenschwarzblauen Block aus der Gesetzgebung zu entfernen.Die Anwesenden verpflichten sich den nächsten Wahltag zueinem Siegestage des Volkes über all seine Dränger zu gestaltenund werden in diesem Sinne unckblässig wirken und agitieren.der sozialdemokratischen Presse neue Leser, der Organisation derArbeiterschaft in Partei und Gewerlschaft neue Anhänger zuwerben."Ueber den Verlauf der einzelnen Versammlungen erhaltenwir folgende Berichte:Erster Wahlkreis.zfn der sehr gut besuchten Versammlung in D r ä s e l s Festsälenreferierte der Kandidat des Kreises, Genosse Düwell, der mitseinen Ausführungen stürmischen Beifall erntete. Die Resolutionwurde von den(300—700 Bersammlungsbcsuchern mit einstimmigerBegeisterung angenommen.Zweiter Wahlkreis.Im„Urbock"-Etablissement auf dem Tempelhofer Berg zählteman 2000 Besucher. Dort sprach der Abgeordnete des Kreises,Genosse Richard Fischer.Die Versammlung bei Kliem in der Hasenheide wurde schonvor der Eröffnung abgesperrt. Die Polizei überließ die Aufsichtvor dem Lokal wie schon öfter unseren Genossen. Die Besucherzahlbetrug etwa 2200. Referent war Genosse Dr. Moses.lleber 1000 Personen waren in der überfüllten Versammlunganwesend, die in Nißles Festsälen in der Dennewitzstraße stattfand.Dort sprach Genosse Eugen Brückner.Dritter Wahlkreis.In den A r m i n h a l l e n referierte Genosse O t t o W e l S borüber 1200 Personen. Die total überfüllte Versammlung unterbrachden Redner oft mit tosendem Beifall.Im Gewerkschaftshaus sprach vor 1600 PersonenGenosse D ä u m i g. Saal und Galerie sowie die Treppenaufgängewaren überfüllt. Hunderte mußten umkehren-Vierter Wahlkreis.Im Lokal S ü d- O st in der Waldemarstraße zählte man 800Personen, darunter 360 Frauen. Referent war Genosse Grauer.Die Stimmung der Versammlung war die denkbar beste.Die Versammlung bei Graumann war derart überfüllt, daßdie organisierten Genossen und Genossinnen aufgefordert wurden,das Lokal zu verlassen. Sie begaben sich nach den Naunhn-Festsälen, wo Genosse Reese ein Referat hielt. Bei Graumannselbst sprach Genosse-Theodor Fischer.Die Versammlung in den A n d r e a s- F est s ä l e n war überfüllt. Sämtliche Tische waren entfernt worden, obgleich die Ver-sammlung schon lange vor der Eröffnung polizeilich gesperrt wordenwar. Die Frauen wurden bis zuletzt von der Polizei durchgelassen.während die Männer zurückgewiesen wurden. Zahl der Versammlungsbesucher zirka 1800— 2000. Referent war Genosse Hugo Heimann.Die Versammlung bei Litfin, Memeler Straße, war soüberfüllt, daß erst die Tische aus dem Saale entfernt wurden. Danngingen die Parteigenossen noch nach dem Tunnel, damit die FrauenPlatz bekamen. Anwesend waren zirka 1000 Personen bei 400Fassungsgehalt des Saales. Ebensoviel kehrten wohl wieder um,weil kein Platz mehr vorhanden. Referent war Genosse K a l i s k i.Im unteren Saale sprach Genosse Rufs. Im Tunnel wurde eineweitere Versammlung abgehalten, welche ebenfalls überfüllt war.Die Polizei sperrte schon vor 8 Uhr ab. Eine Ueberwachung derVersammlungen fand jedoch nicht statt.Auch die Versammlung bei Boeker, Weberstraße, war überfüllt. Referent war Genosse Büchner.Im E l y s i u m, Landsberger Allee, mußte schon vor 8 Uhr dergroße Saal abgesperrt werden. Auch wurden, die Männer auf-gefordert, den Saal zu verlassen. Genosse P o e tz s ch referierte vorzirka 2600 Besuchern, fast nur Frauen. Im Garten wurde nochrasch eine zweite Versammlung für die immer noch nachströmendenMassen abgehalten. Hier referierte Genosse Melle vor zirka2000 Personen. Auf der Straße wogten noch Hunderte vonPersonen auf und ab, welche auch im Garten, keinen Platz mehrfanden. Die Polizei verhielt sich den riesigen Menschenmassengegenüber reserviert.Fünfter WahlkreiHDie Versammlung im„S ch w e i z e r g a r t e n" war von 1200Personen besucht. Der Saal wurde von der Polizei wegen Ueber-füllung geschlossen. Referent war der Abgeordnete des Kreises,Genosse Robert Schmidt.Auch die Versammlung in den Sophiensälen, wo GenosseWurm referierte, war überfüllt. Anwesend waren 1600 Personen.Sechster Wahlkreis. �Zu der Versammlung im früheren Puhlmannschcn Lokalewar der Andrang so groß, daß unsere Genossen um'AS Uhr bereitsden Saal absperren mußten. Zu Beginn und am Ende der Ver-sammlung trug der Gesangverein der Bauarbeiter Lieder vor. Ge-nosse Heine referierte. Seine Ausführungen wurden oft vonlebhaftem Beifall unterbrochen. Vor dem Versammlungslokal wogteunterdessen eine große Menge auf und ab, die keinen Einlaß mehrgefunden hatte und deren Personenzahl aus über 2000 geschätztwird.Die Versammlung bei Obiglo in der Schwedter Straße warüberfüllt. Sämtliche Tische mußten entfernt werden, um den An-strömenden nur einigermaßen Platz zu schaffen. Hunderte mußtenwieder umkehren oder draußen bleiben. Polizei war nicht anwesend.Genossin Fahrenwald hatte das Referat übernommen.Die Versammlung im Swinemünder Gcsellschafts-Haus war von 1600 Personen besucht. Ilm 7% Uhr mutzten unsereGenossen selber absperren, weil der Andrang zu groß war. Referentwar Genosse Stück len. Auch auf der Straße war eine großeMcnschenmassc anwesend.In den Pharus-Sälen in der Müllerstraße fanden dreiVersammlungen statt. Alle waren polizeilich abgesperrt. Referentenwaren die Genossen Fr. Friedländer und Dr. Wehl. DerGarten war voll, die Straße stark bevölkert. Mindest 10 000 Personenwaren anwesend. Die beiden großen Säle waren schon um TA Uhrabgesperrt.In der Bockbrauerei, Chausseestraße, war der Besuch sehrstark. Ter Saal mußte bereits um 7% Uhr abgesperrt werden.Jeder Platz war besetzt. Sogar die Bühne wurde mit zu Hilfe ge-nommen. Referent war Genosse Ledebour.Die Versammlung in der P atzenhofer Brauerei,Turmstr. 26/27, war von über 1200 Personen besucht. Der Saalwar überfüllt. Hier sprach Genossin Martha T i e tz.In dem Etablissement Moabitcr Gesell schaftshauswaren in zwei Sälen 4000 Personen versammelt. Wegen Ueber-füllung mußten Viele der Versammlung den Rücken kehren.Im oberen Saal referierte Genosse Eduard Bern st ein undim unteren Genosse Lüpnitz. Beide Referate wurden mit großemBeifall aufgenommen.Die Versammlung der taubstummen Genosse«.In der Versammlung waren 300 Personen anwesend. GenosseBrachmann führte in leidenschaftlicher Rede die Ausbeutungund Teuerung an Beispielen an und forderte die Anwesenden aus,nur sozialdemokratisch zu wählen, damit bessere Zeitenkommen. Der spontan ausbrechende Beifall bewies, daß der Rednerallen Anwesenden aus dem Herzen gesprochen hatte und begeistertflogen alle Hände hoch wie zum Schwur. Genosse Bracke, derdanach zum Worte kam, ergänzte die Ausführungen des Vorrednersund fordorte die Anwesenden aus, in die A r b e i t e r g e n o s s e n-s ch a f t einzutreten und nur in den Konsumvereinen ihre Einkäufezu machen. Auch die folgenden Redner waren alle derselben Mei-nung. Die Resolution wurde einstimmig angenommen.Adlershof. Vor einer total überfüllten Versammlung im Saaldes Lehmgrübnerschen Lokals hielt PJenossin D i e tz e ein mit großemBeifall aufgenommenes Referat. Etiva 900 Personen beiverlei Ge-schlccht�jauschten gespannt den Ausführungen der Rcdnerin. Inder Diskussion beleuchtete Genosse Neumann die von der Gemeinde-Vertretung getroffenen Maßnahmen zur Linderung der Not.Britz. Vor einer von über 800 Personen besuchten Versamm-lung in Raddatz Festsälen sprach Genosse U ck o. Der GesangvereinBritz trug am Anfang und am Ende der Versammlung ein stim-mungsvollcs Lied vor.Eharlottcnburg. Schon vor 8 Uhr war der große Saal desVolkshauses überfüllt, so daß im Partcrresaal eine z w e i t e V e r-sammlung anberaumt wurde. Trotz der Kälte harrten imGarten noch Hunderte geduldig bis zum Schluß der Versammlung' aus. Im großen Saal referierte Genossin I u ch a cz, im zweitenSaal Genosse Zetsipelbuez. Die AuSfühikungSn ver Referentfllwurden von häufigem begeistertem Beifall unterbrochen �'-Köpenick. Beide Säle im Restaurant Wilhelmsgarten warenüberfüllt. Das Referat des Genossen Hirsch wurde mit großerBegeisterung aufgenommen. Besonders zahlreich waren die Frauenvertreten.Rixdorf. In den P a s sa g e- F e st s ä l e n sprach vor einerüberfüllten Versammlung Genosse David-Mainz, dessen Referatreichen Beifall fand. Der Saal war bereits um?�8 Uhr polizeilichabgesperrt worden. Die Hälfte der Anwesenden waren Frauen.Im Saal waren etwa 700 Personen versammelt, während nochviele Hunderte lnfolge der Absperrung vor dem Lokale au;und ab spazierten.Die nach den Hohen st aufen-Sälen einberufene Ver-sammlung war von über 2000 Personen besucht. Viele Hundertefanden infolge Ueberfüllung des Lokals keinen Einlaß und muhtenwieder umkehren. Nach einem mit Beifall ausgenommenen Referatedes Genossen M o l k e n b u h r fand die Resolution einstimmige An-nähme.Auch die im Feldschlößchen tagende Versammlung warsehr gut besucht. Etwa 800 Personen gaben dem Vortrage desGenossen B ö s k e reichen Beifall.Schon gegen 7 Uhr füllte sich der große Saal von Hoppe,Hermannstraße. Immer mehr und mehr strömten die Versamm-lungsbesucher herbei, und trotzdem die Tische entfernt und die Be-sucher eng zusammengerückt waren, drängten die Massen nach, sodaß kurz nach'AS Uhr der Saal polizeilich abgesperrt wurde.Hunderte von Männern und Frauen warteten auf der Straße aus-und abgehend den Schluß der Versammlung ab.Vor ungefähr 2000 Personen, fast die Hälfte Frauen, geißelteFritz Zubeil das Verhalten der Regierung und deren Vertreterzu der Teuerung, auch ging er scharf mit den Kraut- und Schlot-junkern ins Gericht, vielfach von stürmischen Zustimmungsbezeu-gungen unterbrochen.Schöneberg. 1500 Personen, zur Hälfte Frauen, hatten sich inden„Neuen Rathaussälen" eingefunden. Mit lebhaftem Beifallwurden die instruktiven Ausführungen des Genossen Braun.Parteisekretär, aufgenommen. Genossin Wickert richtete an-feuernde Worte an die Frauen und Mädchen, sich im politischenKampf an die Seite der Männer zu stellen.— Eine von den städti-sehen Arbeitern eingebrachte Resolution wurde angenommen. Ge-nosse K ü t e r wies auf die bevorstehenden Stadtverordneten-wählen hin, deren erfolgreicher Ausfall ein gutes Vorspiel fürdie Reichstagswahlen bedeuten müsse. Die Resolution der städti-schen Arbeiter drückt ihr Bedauern aus, daß der Magistrat denForderungen der Arbeiter auf Regelung der Löhne noch nicht nach-gekommen ist, nicht einmal eine Antwort für nötig befunden hat.Steglitz. Im Birkenwäldchen ernteten die vorzüglichen Aus-führungen des Genossen S ü d e k u m reichen Beifall. Die Ver-sammlung war wider Erwarten sehr gut besucht. Ueber 1200 Per-sonen füllten den Saal.Tcmpelbof. Die Volksversammlung im Wilhelmsgarten warüberfüllt. Die Tische mutzten aus dem Saale entfernt werden.Tempelhof hat solche gut besuchte Versammlung noch nicht erlebt;ein Zeichen der Erbitterung in den Massen. Frau Dr. Davidreferierte unter lebhaftem Beifall. Anwesend waren zirka 600Personen.Treptow. Im Sp o r t-R e st a u r a n t referierte vor einerüberfüllten Versammlung Genosse Karl Liebknecht, dessen Vor-trag bei den etwa 600 Besuchern stürmischen Beifall auslöste.Wilmersdorf. Die im Gescllschaftshause abgehalten« Versamm-lung hatte einen derartigen Zustrom der Bevölkerung aufzuweisen.daß Hunderte Besucher umkehren mußten, obgleich durch Hinaus-schaffen der Tische nach Möglichkeit für Platz gesorgt worden war.Das packende Referat des Genossen Konrad Hönisch wurde mitstürmischem Beifall aufgenommen; die Resolution fand einstimmigeAnnahme.Borsigwalde. In einer von zirka 800 Personen besuchten Ver-sammlung wurde nach einem Referat des Genossen Lehmanndie vorgeschlagene Resolution einstimmig angenommen.Boxhageii-Rummelsburg. Im Restaurant Bellcvue reichte dergroße Saal für die über 1000 Personen zählende Besucherzahl nichtaus und mußte daher der kleine Saal zu Hilfe genommen werdcit.Im großen Saale referierte Genosse Adolf Hoffmann, dessenAusführungen lebhaften Beifall ernteten. Der RummelsburgerMännerchor trug zu Anfang das Lied„Dem Lenz entgegen" vor.Im kleinen Saal sprach Genosse Keppler, dem die Teilnehmerder Versammlung ebenfalls reichen Beifall spendeten. Viele Hunderte fanden in dem überfüllten Lokale keinen Einlaß mehr undmußten infolgedessen umkehren.Lichtenberg. Einen riesigen Besuch hatt die Versammlung ,m„Schwarzen Adler", in der Genosse Stadt Hagen sprach, auszu-weisen, so daß lange vor Beginn der Versammlung große Massendraußen bleiben mußten.— Die nachdrängenden Massen fanden sichin einem anderen am Orte bestehenden Saale ein, wobei sich baldherausstellte, daß auch dieser überfüllt war.— Di« Resolution wurdein beiden Lokalen von 4500 bis 5000 Versammlungsbesuchern ein-stimmig angenommen.Nieder-Schönliausen-Nordend. In einem ubcrsplltcn Saalereferierte Genosse Fendel im„Schwarzen Adler". Ter Rednerverstand es. die wahren Ursachen der vorhandenen Teuerung heraus-zusckiälen und stellte die Nutznießer der Not des Volkes gebührendan den Pranger. Rauschender Beifall erschallte, als der Rednergeschlossen hatte. Der Vorsitzende forderte aus, durch die Tat zubeweisen, daß der Beifall ernst gemeint sei und sich den Organi-sationen anschließen und die Arbeiterpresse zu abonnieren.Ober-S»öneweide. Zirka 2000 Personen lauschten hier demReferat der Genossin Bohm-Schuch. Die Resolution fand ein-stimmige Annahme. Der Gesangverein„Liedertafel" trug bei Be-ginn und am Ende der Versammlung Lieder vor.Pankow. Von über 1300 Personen war die Versammlung im„Kurfürsten" besucht. Im überfüllten Saal referierte GenosseDr. B e r n st e i n.Reinickendorf-Ost. Die Versammlung im„SchützenhauS" wie»sehr starken Besuch auf. Anwesend waren zirka 1000 Personen' Re-fcrent Genosse Ritter.. �Reinickendorf-West. Die Versammlung war von über 1000Personen, wovon die Hälfte Frauen waren, besucht. Ez n>ar diegrößte Versammlung, die bisher hier stattgefunden. Die Resolutionwurde einstimmig angenommen. Vor und nach der Versammlungtrug der Gesangverein„Einigkeit ll" einige stimmungsvolle Liedervor.___Hetzte pkackricttten.Zur Lage in Peking.Peking, 17. Oktober.(Meld. d. Reut. Äiu.) Der amerikanischeKonsul in Nanking hat telegraphiert, der Fall der Stadt stehe un-mittelbar bevor. Ter Konsul bittet um Entsendung eines Kriegs»schisfes. Die französische Gesandtschaft hat die Meldung erhalten,daß der Aufenthalt des Vizekonigz„�n Nanking unbe-kannt sei._Selbstmord.Serben a. Aller, 17. Oktober.<W. T. B.) Heute morgensprang zwischen Langwcdel und Etelsen ein Reisenderaus dem D-Zuge in dem Augenblick, als ein Eilgütcrzug vorbei-fuhr. Der Reisende war sofort tot. Es handelt sich um einenItaliener aus Castellamare, der die Gcstellungsordre erhalten hatte.Der Gerüsteinsturz in Budapest.Budapest, 17. Oktober.(W. T. B.) Der Gerüsttinsturzauf dem Nakoczyplatz wurde durch Ueberlastungdes Gerüstes verursacht. Bis 9 Uhr abends wurden weiterefünf leichtverletzte Personen geborgen.(Siehe auch„Ausaller Welt".)"derantw. Redakt.: Richard Barth. Berlin. Inseratenteil verantv.; TS- Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.a Perlagtanstalt KaulS>ngerä!Co..BerlinLW. Hierzu 3 Beilagen».UnterhaltungSbl.