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Nr. 248. 28. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 2. Oktober 1911.

194. Sigung. Sonnabend, den 21. Dltober, bormittags 11 Uhr.

handelt, müssen auch Seeleute und nicht nur gelehrte Richter in der obersten Instanz fizen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Dr. Heckscher( Vp.) befürwortet einen Antrag, wonach der Siz in Hamburg sein soll. Die Regierung hat in der Kommission Abg. Dove( Vp.): Ich kann nicht finden, daß die beiden Staats- eine bei dieser Gelegenheit ganz unangebrachte Energie bewiesen, in sekretäre hinreichend die vorgeschlagene Abweichung von der Norm dem sie die Vorlage für unannehmbar erklärte, wenn für den Siz in der Besetzung des Kolonialgerichtshofes begründet haben. Gerade Hamburg beschlossen würde. Wie der Reichstag Unannehm die Deutschen im Auslande legen das höchste Gewicht auf die volle barkeitserklärungen der Regierung einschäßt, Garantie richterlicher Unabhängigkeit der obersten Justanz. Nehmen hat ja die eben erfolgte Abstimmung bewiesen. wir den Antrag Müller- Meiningen an und überlassen wir es den Materielle Gründe liegen für den Wunsch Hamburg nicht vor; im Verbündeten Regierungen, wie sie sich zu dem Beschluß stellen Gegenteil die Verlegung des Gerichtshofes nach Hamburg werden.( Bravo ! links.) würde eine Belastung für Hamburg bedeuten. Hamburg ist

Am Bundesratstische: v. Lindequist. Der erste Gegenstand der Tagesordnung ist die zweite Beratung des Gesezentwurfs über die Errichtung eines Kolonial- und Konsulargerichtshofes. Abg. Dr. Jund( natl.): Ich gebe zu, daß man geteilter Meinung für jeden Deutschen und auch für die Ausländer das Zentrum § 1, der den Namen des neu zu errichtenden Gerichts nach dem über diese Frage sein kann. Auch in unserer Fraktion ist man gegen- maritimer und kolonialer Bestrebungen. Aus diesen Gründen bitte Vorschlage der Kommission als Oberstes Kolonial- und Konsular- über dem Kommissionsbeschluß geteilter Meinung. Die Mehrheit ich Sie, unserem Antrag auzustimmen. gericht" festfest, wird in dieser Fassung debattelos ange- unabhängigkeit der obersten Kolonialinstanz und ist somit gegen falls die Sigverlegung nach Hamburg wünscht. der nationalliberalen Fraktion wünscht allerdings ebenfalls die völlige Es läuft ein Antrag Bebel( Soz.) und Genossen ein, der eben­die Zuziehung von Verwaltungsbeamten.

nommen.

Die Debatte über die§§ 3-7, welche die Zusammensetzung des Gerichts behandeln, werden gemeinsam diskutiert.

Abg. Dr. Müller- Meiningen ( Bp.) wendet sich dagegen, daß auch Verwaltungsbeamte zu Mitgliedern dieses höchsten Gerichtshofes ernannt werden können. Zum Schluß empfiehlt Redner einen An­trag, wonach der fünfte Richter nicht Verwaltungsbeamter fein darf, aber statt deſſen bei allen Fragen, in welchem es das Interesse des Reichs oder eines Bundesstaats erfordert, bei der Verhandlung als Anwalt des Staates ein Beamter des Auswärtigen Amtes, des Reichskolonial- oder Reichsmarineamtes zugezogen werden soll, der das Wort zur Aeußerung verlangen kann.

Staatssekretär des Reichskolonialamts v. Lindequist legt ein­gehend die Verhältnisse der Rechtsprechung in den Kolonien dar. Der Wunsch nach einer obersten Instanz zur Nachprüfung der Recht sprechung ist aus der Bevölkerung in den Kolonien selbst hervor­gegangen. Mit der Annahme des Antrages Müller- Meiningen würde die Vorlage für die Regierung unannehmbar werden.

Staatssekretär v. Kiderlen- Waechter bittet im Interesse der im Auslande lebenden Deutschen den Entwurf in einer der Regierung genehmen Form anzunehmen.

Abg. Wagner( f.) beantragt, die§§ 3-7 an die Kommission zurückzuverweisen.

Die Abgg. Jund( natl.) und Müller- Meiningen( Vp.) wenden fich dagegen, weil die strittigen Fragen in der Kommission genügend

geklärt seien.

Der Antrag Wagner wird gegen die Stimmen der Rechten und des schlecht besetzten Zentrums abgelehnt.

Abg. Gröber( 8.) wendet sich ebenfalls dagegen, daß ein Ver­waltungsbeamter als fünfter Richter zugezogen werden fann; ein Verwaltungsbeamter gehört nicht als Richter in einen Gerichtshof.

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Abg. Stadthagen( Soz.):

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Auch ich bitte gleich den Vorrednern, diesen Teil der Vorlage abzulehnen und nicht Verwaltungsbeamte, sondern nur unabhängige Richter soweit sie unabhängig sein können zu Mitgliedern des neuen höchsten Gerichtshofes zu machen. Eine nähere Begründung hierfür fann ich mir nach den Ausführungen der Vorredner wohl sparen. Der Verwaltungsbeamte soll ja doch nur letzten Endes der Meinung der Regierung zum Siege verhelfen, und daß diese nicht immer die richtige ist, hat deutlich die Besprechung, die wir vor wenigen Tagen hatten, ergeben.

Abg. Frohme( S03.):

Abg. Dr. Höffel( Rp.): Selbstredend find auch wir für die möglichst große Unabhängigkeit der Justizinstanzen. Hier aber auch mir ist es völlig unverständlich, weshalb die Vertreter der Re­Ich kann den Ausführungen des Abg. Heckscher nur zustimmen. handelt es sich um die Notwendigkeit, Leute hinzuzuziehen, die über auch mir ist es völlig unverständlich, weshalb die Vertreter der Re­ein Maß von folonialer Sachkenntnis verfügen, das den Richtern im gierung in der Kommission erklärt haben, sie könnten Hamburg nicht allgemeinen nicht zur Verfügung steht. Man darf sich nicht zu sehr annehmen. Irgendwelche stichhaltigen Gründe sind dafür nicht an­von bloßen Theorien leiten lassen. Aus diesen Erwägungen heraus geführt worden. Als es sich um die Errichtung des Kolonialinstituts find wir für den Kommissionsbeschluß und gegen den Antrag Müller- in Hamburg handelte, hat dieselbe Regierung erklärt, daß Hams burg als Haupthandelsplaz ganz besonders geeignet Meiningen.( Bravo ! rechts.) Abg. Dr. Müller- Meiningen ( Bp.): Selbstredend wünschen dafür erscheine. In der Hauptversammlung der Deutschen auch wir, daß Kolonialfachverständige im obersten Kolonial- Kolonialgesellschaft hat sich auch der hanseatische Gesandte sehr leb­gerichtshof ſizen; haft und eingehend für Hamburg als Sig des Kolonialgerichtshofes der Meinung, daß sich ausgesprochen. Ich bin überzeugt, daß das Justitut in Hamburg immerhin gewisse Einflüsse, die unerwünscht sind, fich geltend machen viel erfolgreicher wird wirken können, als in Berlin , wo doch immerhin gewisse Einflüsse, die unerwünscht sind, sich geltend machen tönnen. Ich erinnere daran, von welchen Erwägungen aus man zur Zeit das Reichsgericht nicht nach Berlin , sondern nach Leipzig önnen. Ich erinnere daran, von welchen Erwägungen aus man

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aber

wir sind genügend Sachverständige unter dem Richterpersonal finden werden. Die Gründe, die der Staatssekretär angeführt hat, sind geradezu fadenfcheinig. Wenn die Rechte nicht nur theoretisch, fondern auch praktisch für die Trennung von Verwaltung und Justiz ist, muß fie für unsere Anträge stimmen.( Bravo ! links.) Abg. Dr. Arning( natl.) wendet sich ebenfalls gegen die Zu- berlegt hat. Dieſelben Erwägungen kommen auch hier in Betracht. ziehung von Verwaltungsbeamten. Wollen wir Vertrauen in die Ich bitte daher dringend, unserem Antrag zuzustimmen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) foloniale Rechtsprechung schaffen, müssen wir den Antrag Müller­Meiningen annehmen.( Bravo ! links.)

Staatssekretär v. Lindequist: Das Vertrauen, das der oberste

Kolonialgerichtshof in den Kolonien genießen wird, wird von seinen Urteilen abhängen( Heiterfeit links), nicht von seiner Zusammen jegung. tenne leider feine Mitglieder einheimischer hoher Ich Gerichtshöfe, die in den Kolonien tätig gewesen sind. Nehmen Sie, bitte die Kommissionsbeschlüsse an.( Bravo ! rechts.)

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Abg. Dr. Becker- Köln( 3.): Aus Zweckmäßigkeitsgründen, die für mich hier allein in Betracht kommen, möchte ich für Berlin sprechen. Vor allem sprechen auch Sparsamkeitsgründe dafür. Einen Einfluß auf die Selbständigkeit der Richter befürchte ich davon nicht; dazu habe ich eine zu große Achtung vor den Richtern. der kolonialen Bestrebungen und Siz der Zentralinstanz. Abg. Dr. Höffel( Rp.) spricht für Berlin als den Mittelpunkt

Abg. Dove( Vp.) erklärt, daß auch ein großer Teil seiner Freunde für Berlin stimmen werde.

Abg. Bebel( Soz.):

Abg. Dr. Wagner( f.): Ich für meine Person bin feineswegs besonders begeistert für den sogenannten fünften Mann". Ich er­Hamburgischer Bundesratsbevollmächtigter Senator Dr. Klug­fenne das Gewicht der Gegengründe durchaus an. Aber wenn wir mann: Im Ausland denkt man, wenn man von Deutschland spricht, etwas Positives schaffen wollen, müssen wir den Kommissions- in erster Reihe an Hamburg , und die Deutschen in unseren beschluß annehmen. In der Vorlage, wie sie Herr Dernburg ein- Solonien werden es gar nicht verstehen, warum denn das oberste brachte, war die Zuziehung von zwei Verwaltungsbeamten vor- Rolonialgericht nicht in Hamburg , sondern in Berlin sein soll. gefehen( Abg. Erzberger: Hört! hört!) und kein nationalliberaler oder freisinniger Redner hat damals prinzipielle Einwände dagegen erhoben.( hört! Hört! rechts und im Zentrum.) Jegt fagen die Herr Beder- Köln hat angedeutet, daß die Ursache, weswegen ich Herren von der Linken: man darf nicht besonderer Verhältnisse halber und verschiedene meiner Freunde beantragen, als Sig des Gerichts große Prinzipien opfern. Ja, wenn auf besondere Verhältnisse teine Hamburg statt Berlin zu wählen, in tablfreispolitischen Nücksicht genommen werden braucht, warum führen die Herren Gründen zu suchen sei. Ich muß diese Auffassung zurückweisen. denn nicht das allgemeine, gleide, geheime und Wir stimmen ungefähr aus denselben Gründen jetzt für Hamburg , dirette Wahlrecht in Berlin , Hamburg , Bremen aus denen wir früher für Leipzig als Siz des Reichs­Weiter beantrage ich, dem§ 7 den Saz anzufügen:" Die Ent- ein?( Sehr gut! rechts und bei den Sozialdemokraten.) gerichts gestimmt haben. Wenn Herr Becker das bedauert, scheidung in Straffachen erfolgt in der Besetzung von drei ernannten Die Debatte schließt. so will ich ihn an die Rede seines Parteigenossen Windt­Richtern und zwei Schöffen". Unseren Anschauungen würde es mehr Abg. Dr. Wagner( f.) bittet die Abstimmung über diesen Bara horft erinnern. Damals war freilich das ganze Zentrum für entsprechen, daß die Laien die Mehrheit hätten, wie es graphen auszusehen und stellt im anderen Falle Anzweiflung Leipzig, heute scheint es ja anders geworden zu sein. Wir haben auch bei dem Reichsmilitärgericht ist, wo vier Offiziere und nur ein der Beschlußfähigkeit in Aussicht. auch den Antrag nicht nur für unsere Personen gestellt, sondern wie Jurist entscheiden. Ich habe mich aber begnügt, den Anschauungen Es entspinnt sich eine Geschäftsordnungsdebatte, in damals bei der Abstimmung über das Reichsgericht die ganze Fraktion der Mehrheit Rechnung tragend, neben drei Richtern nur zwei beren Verlauf stellt Abg. Dr. Wagner( t.) einen Antrag auf für Leipzig stimmte, so wird sie auch heute geschlossen für Schöffen vorzuschlagen. Wird es aber beliebt, drei Schöffen namentliche Abstimmung über den Antrag Müller- Hamburg stimmen, auch die Berliner Abgeordneten werden und awei gelehrte Richter zu setzen, so haben wir nichts Meiningen , zieht aber diesen Antrag alsbald unter großer das tun, wahlkreispolitische Gründe haben uns also nicht beeinflußt. bagegen. Die Schöffen auszulosen wie Geschworene, empfiehlt Heiterkeit des Hauses zurüd. ( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Sache ist doch fich nicht und deshalb habe ich in dem Antrage noch den Satz zu Unter Ablehnung der Anträge Stadthagen gegen die fehr einfach. Jeder Gerichtshof muß in einem Wirkungsfreis gefügt: die Schöffen sind aus der Vorschlagsliste für Schöffen aus Stimmen der Sozialdemokraten werden die Anträge Miller tätig sein, der die besten Bedingungen für ihn zulosen. In der Kommission fand der Gedante des Antrages zu Meiningen gegen die Stimmen der Rechten angenommen. fchafft, und da kann gar kein Zweifel fein, daß dies stimmung, dann aber wurde der Antrag mit allen gegen meine Sodann werden die durch diese Anträge umgeänderten§§ 8-7 für den Kolonialgerichtshof Hamburg ist. In der ersten Stimme abgelehnt. Hier, hoffe ich, wird das Gegenteil eintreten. angenommen. Lesung in der Kommission hat auch die große Mehrheit für Besonders notwendig ist in Sachen, welche die Konsulargerichte be­Hamburg gestimmt, und erst auf das Unannehmbar" der Regierung schäftigen, die Mitwirkung von Laien; wo es sich um die Seeleute hin hat die Kommission sich veranlaßt gesehen, Berlin statt Ham­

Kleines feuilleton.

Es folgt§ 2 der bestimmt, daß der Siz des Gerichts in Berlin

sein soll.

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Fr. Katt.

bliden, die er Zeit hatte, spielte er dann irgendeine reizende Japanern alles in allem 474 Offiziere und 10 958 Soldaten gekostet. Kleinigkeit, man sammelte dann für das Bahnhofspersonal oder Verwundet wurden außerdem 1152 Offiziere und 31 461 Mann. für Arme, und unser Meister fuhr weiter, unter dem brausenden Die mörderischste Schlacht in diesem Kriege war die von Mukden, Der Liszt- Rummel in Berlin . Hie Thalberghie List!", Surra der Anwesenden. Liszt selbst hatte sich fabelhaft abgehärtet; die auch auf japanischer Seite rund um die Hälfte mehr Leuten das Der Liszt- Rummel in Berlin . Hie Thalberghie Liszt!", bieß es in jenen Wintertagen des Jahres 1842, als diese beiben ein Störper fchien allen Anstrengungen zu froßen, er behandelte Leben geraubt hat als alle Ereignisse vor Port Arthur, nämlich ihn geringschäßig, sagt seine Sekretärin, Janka Wohl. Wenn man 554 Offiziere und 15 850 Mann. An nächster Stelle steht der Künstler ihre Fertigkeit in der Technik des Klavierspiels in gerade ihn fragte, wie er sich befände, antwortete er leichthin:" Immer japanische Sieg bei Liaujang mit 222 Toten an Offizieren und zu faszinierender Weise befundeten.- Thalberg spielte eigentlich gut, ich beschäftige mich nicht mit Franz Liszt ." 5355 an Mannschaften. Nicht viel geringer waren die Verluste am feelenboller, während Liszt , der Wundermann, mit seiner ber­Von Liszt stammt jenes Wort her gelegentlich einer Whist- Sandfluß( Schaho) mit 179 Offizieren und 3917 Mann. blüffenden Technik alle seine Rivalen in den Hintergrund drängte. partie, bei der sein Bartner einen, wie man sagt, schlecht liegenden weiteren Schlachten und Gefechten kommen dann noch in Betracht Die Berliner , Männlein und Weiblein, von dazumal, denen bas Rönig ristierte, jemand fragt den Meister:" Was machen wir mit die bei Sandepu mit 80 Offizieren und 1754 Mann, bei Kintschou Theater und sonstige Kunstleben in der trostlosen Dürre jener diesem König?"" Nichts. Die Könige genieren heutzutage nicht mit 35 Offizieren und 663 Mann. In diesen Schlachten wurden Tage taum Entschädigung bot, waren wie verhert. Die Konzerte mehr." Ein prophetisches Wort. außerdem 141 108 Soldaten verwundet. Von besonderem Intereſſe in der Singakademie und im Jagorschen Saale waren stets zu fabelhaften Preisen ausverkauft, nach jedem Schluß drängte man Maeterlinck über das Recht, zu sterben. In einem neuen Werke, Am größten waren sie selbstverständlich bei der Infanterie, wo die find die Nachweise über die Verluste bei den einzelnen Waffen. sich vor dem Flügel, um dem Wundermann Ovationen zu bringen. das unter dem Titel Tod" soeben in London erschienen ist, spricht Bahl der Loten fast 35 auf 1000, die der Verwundeten 113 auf 1000 Liszt , lang, dünn, mit seiner Warzennase, den herabfallenden, Maeterlind, der gerade in diesen Tagen als künftiger Träger des betrug. Es wurde also jeder 30. Mann getötet und jeder 9. Mann grau gesprenkelten Haaren, nahm alle diese Huldigungen gern ent- Nobelpreises genannt wird, über das Recht des Menschen auf den verletzt. Demnächst sind die Pioniere am stärksten betroffen worden. gegen. Der Meister liebte so etwas, und die ergöglichsten Szenen Tod. Der Dichterphilosoph wendet sich dabei gegen die menschlichen An dritter Stelle folgt die Feldartillerie, dann die Kavallerie und die spielten sich dabei ab. Man riß sich um Handtüsse, Fradknöpfe, Bemühungen, das Leben über seine natürliche Grenze" hinaus Fußartillerie. Auffallend groß waren dann ferner die Verluste im Handschuhe von ihm. Wenn Liszt in besonders genialischer Stim- zu verlängern. Er führt dabei aus:" In dem Maße als die Wiffen- Sanitätskorps. Außerdem ist die Tatsache von Bedeutung, daß mung war, verteilte er aus einem Sad Bonbons an seine Ver- shaft fortschreitet, verlängert sie das Sterben, das der fürchterlichste mehr als drei Viertel der Verluste durch Gewehrschüsse herbeige­ehrerinnen. Was für einen Anblick mag es wohl gewährt haben, Augenblick und der steilste Gipfel menschlichen Schmerzes und führt wurden, etwa der sechste Teil durch die Artillerie und nur wenn die damaligen Berlinerinnen der Biedermeier- Epoche, in menschlichen Grauens ist. Alle Aerzte betrachten es als ihre erste ein ganz geringer Betrag durch Minen und Granaten, noch weniger ihren Falbelasröden und mächtigen Kapottschuten auf der Erde Pflicht, selbst die qualvollsten Zuckungen so lange als möglich zu durch die blanke Waffe. umherkrabbelten, um etliche dieser Süßigkeiten zu ergattern. Da berlängern. Wer hat nicht an einem Sterbebette zwanzigfach den gab es Liszt - Handschuhkästen, Liszt- Krawatten, sogenannte Liszt Drang verspürt, sich ihnen zu Füßen zu werfen und sie anzuflehen, Der neue Hamburger Luftschiffhafen. Aus Hamburg wird Almaniras, lange Radmäntel, wie sie Liszt trug. Alle Hüte flogen Gnade zu üben?" Maeterlind glaubt fest daran, daß eines Tages uns geschrieben: Die Hamburger Luftschiffballe, die bestimmt ist, bor Liszt ab, dieser Fürst der Kunst stach alle Botentaten aus. Die diese Vorurteile als barbarisch betrachtet werden, als ein Ueberrest eine der wichtigsten deutschen Luftschiffhäfen zu werden, geht ihrer Hofschranzen buhlten in eigenartiger Weise um des Meisters Gunst. der Zeiten, in denen die Menschheit glaubte, daß jede bekannte Marter Vollendung entgegen. Schon im Oktober 1909 wurde der Bau der Eine polnische Gräfin empfing ihn jedesmal in einem Boudoir, dem Unbekannten, das uns im Jenseits erwartet, vorzuziehen sei. Halle geplant, aber die Ausführung des Projektes, das erst nach das dicht mit entblätterten Rosen bestreut war, mit denen sie ihre Die Aerzte verteidigen sich mit der Behauptung, daß niemals oder dem Besuch des Grafen Zeppelin in Hamburg im März 1910 und bornenlose Liebe symbolisieren wollte. Vier bekannte hübsche fast niemals eine wirklich absolute Sicherheit besteht, ob ein Fall nach Begründung der Hamburger Luftschiff- Hallen- Gesellschaft Frauen des preußischen Hofes ließen sich als Karhatiden zeichnen, hoffnungslos ist, aber was fann in solchen verzweifelten Umständen festere Form annahm, verzögerte sich, bis der Hamburger Senat die die Büste Liszts trugen, Juminationer fanden statt. Mit eine Verlängerung des Lebens für uns bedeuten? Die Berzögerung einen 450 Hektar großen Platz hinter der bekannten Borsteler Geschenken von Frauenhänden überhäuft, ward er in Privattreifen des natürlichen Todes, so antwortet Maeterlinc, gibt uns nur Rennbahn auf dreißig Jahre zur Verfügung gestellt und zur Plas wenige Tage oder höchstens wenige Monate eines Lebens, das in nierung ca. 120 000 M. bewilligt hatte. Unvorhergesehene Schymie­gleichfalls außerordentlich gefeiert. Armer Heros Beethoven , wie existiertest Du dagegen in Deinem Wirklichkeit fein Leben ist, sondern mehr ein ausgedehntes rigkeiten bei der Fundamentierung erschwerten die Arbeit un­jämmerlichen Zimmer im Wiener Schwarzspanierhaus! Krant, Sterben"." Auch unter den Aerzten gewinnt langsam diese Er- gemein, so daß man erst vor etwa zwei Monaten mit der Mon­schwerhörig, schlepptest Du Deine Tage dahin, wüst und verkommen fenntnis heimliche Parteigänger, und man weicht allmählich bor fierung der Halle beginnen konnte. sah dem bisher behaupteten Standpunkte zurüd." Sie beginnen einzu­jab es bei Dir aus, während das Glüdstind Liszt eigentlich seinwilligen, in völlig hoffnungslosen Fällen wenigstens die letzten Salle aufgestellt sein, die eine Spannweite von fünfzig Metern er­In wenigen Wochen werden die zehn riesigen Bogenbinder der ganzes Leben hindurch auf Rosen wandelte! Merkwürdig, wie verschiedenartig sich diese beiden Genies in Buckungen zu dämpfen und einzulullen." Aber noch zögern viele halten. Bur Montage benutt man hiesenkräne von 45 Metern Liszt von ihnen und wägen gleich dem Geizigen jeden Tropfen Barm- Höhe. Die Halle, die im Februar in Benuhung genommen werden individueller Art gaben. Beethoven ernst, melancholisch heiter, wikig, lebhaft. Seine glänzende Unterhaltung, sein splen herzigkeit und Frieden ab, die sie mit vollen Händen austeilen kann, wird eine Länge von 160, eine Breite von 50 und eine Höhe So hilft uns all unser Wissen nur dazu, mit größeren von 26 Metern erhalten und gewährt zwei Zeppelinkreuzern mo­bides Haus, das schwelgerijaje Leben, das er führt, machen ihn sollten." auch darin zu einem Ausnahmemenschen. Aber mit eiserner Zähig- Schmerzen zu sterben als die unwiſſenden Tiere." Aber der Tag dernster Konstruktion bequemen Raum, übertrifft also in ihren soit här: er an dem Grundsak fest:" Arbeit ist das Höchste, was der wird kommen", so hofft Maeterlinck , da die Wiſſenſchaft nicht mehr Dimensionen alle bisher errichteten Zuftschiffhallen. Mensch in sich aufnimmt." Er hat Ungeheueres geschaffen und zögernd vor dem Gedanken zurückweichen wird, unsere Leiden zu überwältigte, wie man sagt, spielend den Stoff.. Fein und geist- berkürzen, dann, wenn das Leben weiser geworden. still zu seiner reich wußte er die Lesitzenden zu strafen, wenn sie im Gefühl ihres Stunde scheiden wird in dem Bewußtsein, daß seine Grenze er. Autokratismus ihm gegenüber den Bramfigen, wie man sagt, her- reicht ist." ausbissen. Eine blutige Statistik. Die Ziffern, die während eines Krieges Impulsiv, wie sein ganzes Wesen sich gab, freute sich unser über die Verluste veröffentlicht werden, sind stets sehr unzuverlässig, Wundermann, wenn ihm spontane Ovationen zuteil wurden. Man selbst in einem gut disziplinierten Heere. So ist die japanische Re­erzählt, daß ihn auf den Bahnhöfen junge Mädchen empfingen und gierung auch erst jetzt in der Lage, eine ganz genaue Uebersicht über thn an ein offenes blumenbekränztes Klavier geleiteten, das man die Verluste ihrer Armee während des Krieges gegen Rußland zu auf dem Bahnhofsperron aufgestellt hatte. In den wenigen Augen- veröffentlichen. Die Belagerung von Port Arthur hat den

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Notizen.

- Die Leistungsfähigkeit der Schreibmaschine ist in der Unterhaltungsbeilage Nr. 204 durch einen Druckfehler übertrieben worden. Die beste Rekordleistung betrug 5700 Worte in der Stunde( natürlich nicht 57 000). Dabei ist aber zu berück­sichtigen, daß es fich um ganz kurze englische Worte handelte, die etwa deutschen Silben entsprechen würden, und daß ein kurzer Sazz ständig wiederholt wurde,