GewerhfcbaftUcbea. Hn der Ceuerung find die Hrbeitcr fchutdl In einer nur zu bekannten Zeitschrift kann man über die Ursachen der Teuerung jetzt das Folgende nachlesen: „Eine bessere Preisbildung für die Landwirt- schaft war erst möglich durch unsere neuzeitliche Wirtschaftspolitik. Erst nachdem die deutsches Land- Wirtschaft gegen die Konkurrenz des Auslandes einigermatzen gesckiützt war, konnte sie sich mit mehr Jntensivität auf die Be- wirtschaftung des Bodens und auf die Viehzucht werfen. Die intensivere Wirtschaft bedingt größeres Betriebskapital zur Be- schaffung von Maschinen, Erbauung von Stallungen und Ein- richtungcn, die den neuesten Erfahrungen insbesondere auf dem Gebiete der Hygiene, entsprechen; ferner zur Beschaffung von Kunstdünger und Kraftfutter. Verteuernd für die landwirtschaftliche Produktion wirken alsdann der Seuchenschutz sowie die Veterinär - polizeilichen Vorschriften für Vieh und Fleisch, nicht zuletzt jedoch auch die Erhöhung der landwirtschaftlichen Arbeiterlöhne. Intensivere Wirtschaft und Viehzucht ist nur möglich mit geschultem Personal.... Ganz besonders in der Viehhaltung hat sich ein vollständiger Umschwung vollzogen. Während früher dieselbe fast ausschließlich durch weibliches Personal be» sorgt� wurde, liegt sie jetzt in den größeren Betrieben in den Händen der Viehschweizer, die immerhin ganz er- heblich höhere Löhne beanspruchen als die früheren Dicnstmäg de." Diese Ursachenfeststellung der jetzigen, Teuerung, die darauf hinausläuft,„nicht zuletzt" die gestiegenen Land- arbeiterlöhne an der Preisverschiebung mit verantwortlich zu machen, steht nicht in einem agrarischen Landwirtschaftsdlatte, auch nicht in einer konservativen Zeitung oder Zeitschrift, svn- dern in der Nummer 21 des„Zentralblattes der christlichen Gewerkschaften"! � Es ist das führende Organ der christlichen Gewerkschaften, die heute 360 000 Mitglieder besitzen. daS so über die Ursachen der Teuerung spricht. Nach ihm sind die das Gebiet der Hygiene betreffenden Aenderungen in der deutschen Landwirt- schaft, die so äußerst notwendigen Vorschriften zum Seuchen- schütz, ebenso wie die gestiegenen' landwirtschaftlichen Arbeiter- löhne Mitursache der Preissteigerung! Davon, daß die Löhne der Landarbeiter, der Stall- schweizer usw., die heute nach dem„Zentralblatt" die viel billigere Stallniagd verdrängt haben, gerade im agrikolen Produktionsprozeß nur einen Bruchteil der Wirtschafts- ausgaben darstellen, dessen Umfang dabei noch ständig in der schmählichsten Weise zu verringern versucht wird, davon spricht das christliche„Zentralblatt" nicht. Von den�w i r k l i ch e n Ursachen der Teuerung, der un- glaublichen Schutzzollpolitik, dem Einfuhrscheinunwesen, der Flciscbeinfuhrsperre usw.. findet sich in dem Artikel, der acht Spalten lang ist, kein Wörtchen! Der christlichen Gewerkschaftsleitung obliegt die Aufgabe, ihren Anhängern die agrarfreundliche Politik des Zentrums, deren Schleppenträger sie ist, plausibel zu machen. Zumal wegen der kommenden Wahlen gilt es, eifrigst in entsprechen- der Aufkläning arbeiten. Damit soll die Gefolgschaft der christlichen Arbeiter gesichert werden. Deswegen sind die Leiter der vom-Zentrum bekanntlich„völlig unabhängigen" christlichen Gewerkschaften eifrigst dabei, ihre zentrümliche Meinung offiziell auf die gewerkschaftlichen Anhänger zu über- tragen. Im zentrllmlichen Jargon ist das der Kampf um Wahr- heit und Recht, in einfacher deutscher Sprache nennt man's Schuftigkeit._ Berlin und Umgegend* Die Zigarrenarbeiterbeivegung in Groh-Berli«. Wenn auch zugegeben werden kann, daß die Lohn« und Tarif- bewegung der Zigarrenarbeiler bis jetzt ganz günstige Resultate ge- zeitigt hat, so macht es sich doch notwendig, an dieser Stelle darauf hinzuweise», daß es leider noch Unternehmer gibt, die angesichts der teueren Berliner Lebensverhältnisse den Mut haben, ihren Arbeitern Löhne zu zahlen, die noch nicht einmal den, ach, so be- scheidenen Tarifsatz von 1896 erreichen. Es zahlen unter 6 M. für 1009 Stück Zigarren Rollerlohn noch die Firmen: A hrendt, SO., Köpenicker Straße 165, Krumhauer, N., Neue Hochstraße 9 und W i e g a'n d. N., Lychener Straße 13 IV. Bei einer ganzen Anzahl von Kleinfirmen sollen die Löhne ähnlich liegen. So unglaublich oben mitgeteiltes erscheint, fast noch unglaub- licher scheint es daß eS Arbeiter gibt, die, ohne sich zu rühren, in dieser Zeit und ohne daß sie das Bestreben hätten, sich rhren Arbeits- kollegen als organisierte Kollegen anzuschließen, solches Elend, solche Zustände schweigend dulden. Allerdings, die Frau duldet leichter, und so ist eS wohl kein Zufall, daß einzelne Firmen, so z. B. Wiegand, mit Vorliebe, ja ausschließlich Frauen beschäftigen. Aber auch diese müsien doch leben l Ihre erste und heiligste Pflicht wäre eS, der Organisation. dem Deutschen Tabakarbeiterverbaud. beizutreten. Beinahe wäre eS notwendig, ein schwarze» Buch über diese Verbältnisse anzulegen, damit man in Deutschland sieht, damit man in Berlin sieht, unter welch jämmerlichen Verhältnissen die Zigarren, die doch zum menschlichen Genuß bestimmt sind, hier und dort noch hergestellt werden. Ihr, die es angeht, zieht die Lehre daraus; werf» Eure Apathie ab, tut, waS Ihr schon lange hättet tun sollen. tretet in die Organisation ein, tretet ein in den Deutschen Tabak- arbeiter-Verband I Arbeiter! Raucherl Kaust nur dort, wo da« grüne Plakat, unterzeichnet mit Alwin Sckmlze. aushängt. Beachtet die Veröffentlichungen l Deutscher Tabakarbeiter-Verband. Zahlstelle Berlin . Zur Tarifbewegung in der Herrenstapelkoufektion. Die Zwischenmeister der Herrenstapelkonfektion hatten sich am Montag bei Schulz in der Münzstraße versammelt, um zu den Forderungen der Gesellen Stellung zu nehmen. Die Forderungen lagen der Versammlung gedruckt vor. Die täg- liche Arbeitszeit soll auf 10 Stunden festgesetzt werden, und als Minimallohn werden verlangt: für erste Bügler 42 M., für zweite Bügler 34. für erste Stepper 44, zweite Stepper 38, Taschenmacher 36. Futtermacher 32. erste Handnäher 34. zweite Handnäher 30 und Ausfertigerinnen 21 M. Wochenlohn. Für Ueberstunden bis 10 Uhr abends sind 25 Proz., für Nacht- und Sanntagsarbeit 50 Proz. Aufschlag zu zahlen. Die Forderung des Arbeitgebers auf Leistung eines bestimmten Pensums ist untersagt. Wo bisher höhere Löhne gezahlt wurden, müssen sie weiter bezahlt- werden. Zur Schlichtung von Streitigkeiten aus dem Tarifvertrag ist als höchste Instanz das Eini�... zcamt des Eewerbegerichts vorgesehen. Wie der Referent Zydower ausführte, ist eS zwischen den Kam» Missionen der Zwischenmcister und der Gesellen zu eigentlichen Verhandlungen noch nicht gekommen. Die Gesellen hatten ihre Forderungen fertig formuliert, und die Vertreter der Zwischen- meister hielten es unter diesen Umständen für notwendig, zunächst mit ihren Mandatgebern darüber Rücksprache zu nehmen. AIS Vertreter deS Schneiderverbandes bemerkte Krienke, daß die Forderungen der Gesellen bereits im vorigen Fahre aufgestellt Lerantv. Redakt.: Richard Barth . Berlin . Inseratenteil verantw.i worden sind, als eine Bewegung in der Stapelkonfektion«ingelektek war, die jedoch damals nicht zum Ziele kam. In diesem Jahre ist nun die Bewegung bekanntlich in der Weise vor sich gegangen, daß zunächst der Tarif der Zwischenmeister mit den Konfektionären abgeschlossen wurde, und nunmehr die jungen Leute ihren Anteil an den erreichten Vorteilen verlangen. Es ist sehr zu wünschen, daß es auf friedlichem Wege zur Regelung der Verhältnisse kommt, und das wird, wenn beide Teile den guten Willen haben, auch leine großen Schwierigkeiten bieten.— In der regen Diskussion sprach man sich allgemein für die tarifliche Regelung aus; mehrere Redner meinten jedoch, daß die Löhne für die minder tücbtigen Arbeits- kräfte doch wohl zu hoch angesetzt seien, und außerdem waren einzelne auch mit der gänzlichen Abschaffung der Pensumarbeit nicht einverstanden.— Die Versammlung wählte noch weitere drei Mitglieder in die Kommission, um gegenüber der Vorlage der Gesellen einen Tarifentwurs auszuarbeiten, der den Wünschen der Zivischenmeister Rechnung tragen soll. Außerdem wurde eine Re- solution angenommen, in der der Tarif in der vorliegenden Form abgelehnt und die Kommission beauftragt wird, nochmals mit der der Gesellen in Verhandlung zu treten, um einen für beide Teile annehmbaren Tarif zustande zu bringen und die Löhne so zu regeln, daß die Beschäftigung minder befähigter Kräfte nicht aus- geschaltet wird. Außerdem wünscht die Versammlung, daß der Punkt 4 des Tarifvertrages, der vom Verbot der Pensumarbeit handelt, in der vorliegenden Form gestrichen wird.— Bei den weiteren Verhandlungen werden sest-ftverständlich wie bisher nur vier Mitglieder der jetzt siebengliedrigen Kommission der Zivischen- meister teilnehmen, da ja auch auf Seiten der Gesellen nur vier Vertreter vorhanden sind._ Achtung, Tapezierer! Die Firma Rudolph H e r tz o g, Breite- straße 12—19, ist wegen Nichtanerkennung deS Tarifs für Polsterer. Dekorateure und Näherinnen gesperrt. Die Schlichtungskommission. veutfehes Reich. Achtung, Glasmacher! In Altenfeld in Thüringen haben die Flaconglasmacher der Firma Wiegand u. Bulle eine zebnprozentige Lohnforderung gestellt und um Abänderung einiger unangenehmer Arbeitsbedingungen gebeten. Die Firma erklärte sich bereit, einige Verbesierungen durchzuführen, dagegen lehnte sie es entschieden ab, eine Lohnerhöhung zu bewilligen. Die Arbeiter beschlossen darauf. die Kündigung am 21. Oktober einzureichen. Die eingeleiteten Ver- Handlungen find völltg gescheitert. In Betracht kommen rund 200 Ar- beiter. ES werden alle Flaconglasmacher und Schleifer ersucht, die Firma Wiegand u. Bulle in Alrenfeld zu meiden. Zum Streik auf der Carlshütte iu Rendsburg. Nachdem ein nochmaliger Versuch, durch Verhandlungen den Ausstand der Former und Gießereiarbeiter beizulegen, durch das Verhalten der Direktion vereitelt worden ist, haben weitere Ab- teilungen des Betriebes ihre Kündigung eingereicht. Die Direktion bat darauf einer weiteren Anzahl Arbeitern gekündigt, denen sie in einem Schreiben mitteilte, daß sie durch die Kündigungen der Arbeiter genötigt sei, auch in den anderen Abteilungen die Arbeit einzuichränkeit. Durch diese Maßnahmen der Direktion dürfte der ganze Betrieb zum Stillstehen kommen. Auch diesen von der Carls- Hütte gekündigten Arbeitern find die Werkswohnungen sofort durch Einschreibsendung gekündigt worden. Von der Einwohnerschaft Rendsburgs werden Anstalten getroffen, um auch diese Arbeiter- familie» in anderen Behausungen unterzubringen. Die lieben Arbeitswilligen, die sich die Direktion unter Auf- Wendung ungeheurer Mittel hat kommen lasten, machen ihr wenig Freude. Nicht nur, daß ein Teil nach Verlebung einiger guter Tage die Carlshütte wieder verließ, die Direktion sah sich auch veranlaßt, eine größere Anzahl dieser Arbeitswilligen wieder zu entlasten, weil sie nur Schaden anrichteten und Unfug im Betrieb verübten. Die Direktion der Carlshütte sieht somit alle ihre Berechnungen fehlschlagen. Die Einschüchterung der Arbeiter durch ihre rücksichtS- losen Maßnahmen ist nicht eingetreten, sondern hat die Arbeiter noch mehr erbittert._ Zur Buchdruckerbewegung. Die weitere Stellungnahme der Buchdrucker zu dem neuen Tarif findet der„Korrespondent", speziell in Süddeutschland , weniger befriedigend. In Karlsruhe , Heilbronn a. N., Eßlingen , Freiburg i. Br., Augsburg und Mannheim fanden lebhafte De - batten statt. In Stuttgart wurde in zwei stark besuchten Versammlungen, denen auch Vertreter einer Anzahl anderer Orte beiwohnten, an den Gehilfenvertretern und am Verbands- organ sehr scharfe Kritik geübt.„Tie größte Niederlage, die der Verband je erlebt habe," nannte ein Redner den neuen Tarif. Den Gehilfenvertretern wurde zum Vorwurf gemacht, daß manche Aeußerungen vor dem Zusammentritt de? Tarifamts die Buch- drucker in falsche Sicherheit gewiegt habe. Die Zurückweisung verschiedener Anträge einzelner Orte seitens der Gehilfen- Vertreter mit der Motwierung, die Anträge gingen zu weit, sei direkt unkollegial. Die halbe Stunde Arbeitszeitverkürzung pro Woche sei lächerlich. Nach diesem Tarifabschluß hätten die Buchdrucker das Recht verwirkt, als Pioniere der Arbeiterbewegung bezeichnet zu werden. Sämtliche Redner wandten sich energisch gegen die Redaktion des„Korrespondent". Es gelangte sodann fclgende Resolution unter stürmischem Beifall zur ein» stimmigen Annahme: „Nach Würdigung der schriftlichen und mündlichen Bericht- erstattung über die Tarifverhandlungen kommt die Gehilfen- schaft zu folgenden Entschlüssen: 1. Protestiert sie gegen das reklamehafte Ausposaunen einer 10prozentigen Lohnerhöhung, da diese Erhöhung gerade die älteren und tüchtigsten Gehilfen in vollem Umfang nicht trifft; 2. er- klärt sie die Zugeständnisse in betreff der Arbeitszeit. Verkürzung als ungenügend; 3. betrachten die Gc- Hilfen die Einführung der Akkordarbeit und die Per« längerung der Arbeitszeit an den S e tz m a s ch i n e n für eine unabsehbare Schädigung der Handsetzer und ge- eignet, die Zahl der Arbeitslosen und Kranken in ge- radezu erschreckender Weise zu st e i g e r n; 4. hätte angesichts der raffinierten Setzmaschinenausnützung die Lehrlings- s k a l a in ganz bedeutender Weise reduziert werden müssen; 5. b e d a u e r t die Gehilfenschaft angesichts der zahllosen in ihrer Existenz schwer bedrohten Handsetzer die definitive Festlegung des neuen Tarifs; sie hätte unter diesen Umständen den Ab- bruch der Verhandlungen vorgezogen. Die Stutt- gartcr lehnen jede Verantwortung über die neuen „Verbesserungen" ab und überlassen sie den Gehilfenvertretern und der durck ihre Schreibweise so„hervorragenden"„Korre- spondent"-Redaktion." Die Maschinensetzer Württembergs nahmen in einer Sonderversammlung Stellung zum Tarif. Sie faßten fol- gende Resolution: „Die Versammelten sprechen ihre tiefste Entrüstung über die RückwärtSrevidierung des Maschinensetzertarifs aus. Sie protestieren aufs nachdrücklichste gegen die tägliche Verlängerung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde, die Er- höhung der Minimalleiswng und die Herabsetzung der Grund- entschädigung für 10 000 Buchstaben. Die ohnehin große Ar- beitslosigkeit wird durch diese Bestimmungen noch erheblich ver- mehrt. Insbesondere ist die Heranbildung von Streikbrechern durch die protokollarische Ergänzung des Z 40 tariflich sanktioniert und damit bisher bestandene Verbandsgrundsätze preis. gegeben und somit das Pertrauen zur Organisation ausz schwerste erschüttert. Ebenso weist die Versammlung die höhnischen Bemerkungen der„Korresponden�-Nedaktion gegen- über der Kollegenschaft im Verbandsorgan als unkollegial ent- schieden zurück. Da die vermeintlichen Verbesserungen der All- gemeinhelt noch lange nicht die Verschlechterungen der Maschinen- sctzer auszugleichen in der Lage sind, so lehnt die Versamm- lung den neuen Maschinensetzertarif mit Entrüstung ab."_ Zh. Gleckk, Bttlin. Druck u. Verlig: Vorwärts Buchdr. u, Perlagsanstalt Zur Aussperrung der TaiakarSelter in Westfalen nahm eine kombinierte Versammlung der Tabakarbeiter, der Sortierer und Kistenbekleber in Bremen Stellung. Die Versammlung stimmle nach einem Referate des Vorsitzenden D e i ch in a n n und nach einer lebhaften Debatte einer Resolution zu, wonach sich die Tabakarbeiler verpflichten, die Arbeit einzustellen, wenn nicht bald eine zufrieden- stellende Einigung zustande kommt. Die Versammelten beauftragten die Vertrauensleute, diese Entschließung den Inhabern der einzelnen Betriebe mündlich mitzuteilen. Für Bremen und Umgebung kämen 22 Betriebe in Frage. _ Beendigung der Ledcrarbeiteraussperrung in Kirchhain N.-L. Nach fast dreizehnwöchiger Dauer ist die Aussperrung der Weiß- gerber in Kirchhain sNiederlausitz) beendet worden. Der Stunden- lohn wird für die Arbeiterinnen, Hilfsarbeiter und Weißgerber um einen Pfennig erhöht. Nach l'/z Jahren erhöben sich die Stunden- löhne um einen weiteren Pfennig, Die Zertrümmerung der Organi- sation, die sich die Kirchhainer Unternehmer und wohl noch mehr die treibenden Kräfte im Unternehmerverband so schön ausgemalt hotte», ist natürlich nicht möglich gewesen. Die Kirchhainer Weiß- gerber haben bis zur letzten Minute im Kampfe ausgehalten und der Lederarbeiterverband hat leine finanziellen und moralischen Ver« pflichtungen bis zum Ende des Kampfes gelreulich erfüllt. Husland. Ein Konflikt in der französischen Buchdruckerorganisation. Paris , 21. Oktober. sEig. Ber.j Die so notwendige Festigung der französischen Gewerkschafisorgainsation will sich immer noch nicht einstellen, vielmehr haben sich gerade in der jüngsten Zeit bedenkliche Unstimmigkeiten kundgegeben. Nacb den Eisenbahnern sind es nun die Buchdrucker, die relativ bcstgefügte Organisation Frankreichs . deren AktionSkroft durch einen Zivist bedroht wird. Er hat folgende Vorgeschichte: Gemäß dem Bescklnß des Marseiller GewerlschaftS- kongreiieS, der die Verschmelzung der gewerlichafiliche» Organlialioneir in nationalen Jndustrieverbänden vorschrieb, hatten die zwei Orga- nikalionen, die der„Föderation du Livre", dem Typographenveiband nicht angeschlossen waren und zwar die Korreitorengewerkschaft und der Verband der typographischen Pressen ihren Anschluß beschlossen. Als nun die Drucker ihre Vertreter für das Zentralkomilee der Föderation namhaft machen sollten, hatte kowohl der Vorstand der Drucker wie der Zentrolvorstand vier Kandidaten aufgestellt. Das hing mit dem Gegensatz der in beiden Körperschaften Perrschenden Tendenzen zusammen. Bei den Druckern hat nämlich der revolutionäre Syndikalismus, im Zeutralvorstaiid der bis zum matlherzigsten Korporal'smuS getriebene Reformismus, der namentlich durch den Föderationssekretär Keüfer, einen stark spießerlichen„Pofitivisten" der Comleschen Schule repräsentiert wird. die Oberhand. Gewählt wurden nun die Kandidaten des Zentral- komileeS, aber durch eine Mehrheit, die nickt aus Druckern, sondern hauptsächlich aus den dem Verband angehörigen Setzern bestand. Die Druckergewerkichast erhob darauf gegen den Wahlmodus und gegen die Aufstellung von Kandidaten durch den Zentralverband Protest und schloß die vier Gewählten, die gegen den Willen deS Gewerlschaftsvorstandes die Kandidatur an» genommen hatten, aus. Das Zentralkomitee antwortete auf dielen Schritt mit der Suspendierung der Drucker- g e w e r k I it> a f t bis zum nächsten Verbondslongreß. Diese Suspendierung bedeutet nun, daß die Gewerkschaft in der Zwischenzeit auch nicht der Arbeitskonföderation an» gehört, der sie gemäß dem Konföderationsstatut nur auf dem Wege über ihren Jndustrieverband angesw losten sein kann. Dieser Umstand erweitert daS Gebiet deS Konflikts. Zunächst hat der Sekretär des GewerkschaflsverbandeS der Seine, Marie, der Mitglied der suspendirten Gewerkschaft ist, demissioniert mit der Begründung, daß er als nunmehr Nickt-Konföderierler in seinem Verband der Kon« föderation keine Funktion bekleiden könne. Der— bekanntlich durchaus revolutionSriyndikalistische— Seine-Verband lehnte indes ein» stimmig die Annahme der Demission ab. Der Konflikt wird weiter dadurch verschärst, daß die Pariser Sektion der„Födöration du Livre", die gleichfalls revolutionär- yndikalistifch ist, von früher her in einem überaus gespannten Ver» hältnis zum Zenit alvorstand ist und jetzt die Gelegenheit zu einem Vorstoß gegen diesen benützen will. Sie kündigt ein Protestmeeting aller Pariser Organisationen deS Buchdruckergewerbes an und ihr Sekretär hat erklärt, daß im Fall, daß daS Zentralkomitee eine neue Truckergewerkschaft konstituieren würde, diese als«ine.gelbe" Organi'ation angesehen werden würde.— Wie der Zwist beigelegt werden soll, ist bei der zwischen den beiden Richtungen herrschenden Verbitterung nicht abzusehen. Jedenfalls wird es dem Zentral» vorstand nicht möglich sein, die fünfjährige Frrst zwischen de» VerbandSkongresien diesmal aufrecht zu erhalten. KetzU Placbrichtcn. Die Revolution in China . Peking , 24. Oktober. (Meld. d. Reut . Dur.) Die Haupk» macht Generals Dintschang steht noch bei Eeayangt» schau. Dintschang berichtet in einer Boffchaft an die Re» gierung in Peking , daß die NevolutionSre 400 Geschütze besäßen» und daß er sich zu einem weiteren Borrücken nur verstehen könne, wenn er noch weitere Artillerie, Munition und Geld zur Bezahlung der Truppen erhalte. Die Revolutionären werden offensichtlich von Tag ,n Tag stärker. Amtliche Berichte aus Nanking . Wuhn und Riukiang besagen, daß an all diesen Orten die Bevölkerung außer» ordentlich unruhig ist. Die öffentliche Meinung in Rordchina steht im allgemeinen auf feiten der NevolutionSre. Sianfu. das als eine Hochburg der Dynastie galt, ist zu den Aufständischen über- gegangen. Die Regierung ist bemüht, der Bitte yintschangS um Artillerie und Geld nachzukommen. Ueber Feind, seligkeiten liegen weiter keine Berichte vor. Schwerer Golddiebstahl. Bern , 24. Ostober.(W. T. B.) An esner Sendunq von Barrengold von London an die Schweizerische Na» tionalbank in Bern ist unterwegs ein Diebstahl verübt worden. Von den acht Goldkisten enthielt eine bei ihrer An» kunft statt der bestellten drei Goldbarren im Werte von 139 000 Frank wertlose Bleibarren. Die Entwendung ist offenbar sorgfältig vorbereitet worden, da die Verpackung keine Spur von Gewalt zeigt und die Bleibarren für den Diebstahl besonders gegossen zu sein scheinen. Der Diebstahl ist vermutlich iy London ausgeführt worden. Absturz eines französischen Militärfliegers. Paris , 24. Oktober. (P.-E.) Aus Keim 8 wird gemeldet: Heut« stürzte der Militärflieger Dubreuil bei einem«er» suchsfluge. als er sich etwa 2 Kilometer vom Aerodrom entfern» befand, aus einer Höhe von 10 Metern herab. Ein heftiger Windstoß hatte seinen Apparat erfaßt und zu Boden geschleu» dert. Der Apparat wurde vollständig zerstört. Der Avi, atiker selbst erlitt schwere Verwundungen am Kopfe. In besorgniS, erregendem Zustande wurde er nach der Klinik gebracht. Mord? MoerS. 24. Oktober. Im benachbarten Walde wurde die Leiche des vor 14 Tagen versckstvundcnen Vorstehers Schmitz von der Westdeutschen Bank in Hombera aufgefunden. Die Leiche wie» einen Kopfschuß auf.____ jßgulSinger& Ev.,BerIin SW. Hierzu i Beilagen n. Untkrhatttmgsbl.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten