Nr. 214.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertei­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Big. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Selt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pre Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Defterreich: Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingerz. in der Boft- Zeitungs- Breitslijte für 1893 unter Nr. 6708.

da fation on tungt gods

10.10. Jahrg.

Vorwärts

S

re

Inferttons- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Bfg., für Vereins: und Beriammlungs- Anzeigen 20 fg Juferate für die nachite Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochens ragen bis 7 Ubr Abends, an Sonn­und festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt I. 4186. 10 Belegramm- Adresse: sti

dozialdemokrat Berlin

fiof

$ 910 Tortis dru manis Esidrodit

Berliner Bolksblatt.

io nollo]

now bir

id us, blade d

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

1381 snde

Bu den

blissand mi

Dienstag, den 12. September 1893.

S

"

-

Jad teg

mm naby sling? dar nesladdo aivoi mi dignut

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

-

B

-

Wahlen. In seiner Empörung darüber hat das Bolt wie sich andere Blätter ausdrücken denn es giebt faum ein der Wähler die Regierungs Radikalen, ohne einen Unter einziges Bourgeoisblatt in Frankreich , das nicht den Wahlbeitrag schied unter ihnen zu machen, geschlagen, sowohl die, welche an der deutschen Genossen zu einem patriotischen Entrüstungsartikel französischen Wahlen. dem Geschäft sich betheiligt, als die, welche dem Finanzschacher benußt hätte schlechtweg preußisches Geld. Was sollte Nachstehend veröffentlichen wir zwei an den Vorwärts" fern blieben. Wie die monarchistische Partei, ist also die Partei auch aus der Bourgeoisherrschaft werden, wenn sich die Prole­der Regierungs- Radikalen ohne Führer. tarier aller Länder verständigen, was aus allen Kriegs- und geschickte Korrespondenzen, nebst einer von Vaillant an Unter dem Einfluß von Millerand, der bis zu einem gewissen Revanchegelüften, wenn sich zwischen den Dreibund und den die Redaktion der Petite Republique"( Kleinen Republik") Punkt den alten Minister Goblet mit sich gezogen hat, hatte sich weibund der französisch deutsche Sozialistenbund einschiebt? gerichteten Buschrift. Die eine der Korrespondenzen rührt eine neue Partei gebildet, die den Sozialisten die Hand bot und Mögen sie auch noch so sehr entrüstet rufen:„ Wir wollen teine von einem der Hauptvertreter der Marxisten"-Gruppe her, einen Theil ihres Programms annahm. Diese Partei, welche Vaterlandslofen im franzöfifchen Parlament," fie werden diese die andere von einem der bekanntesten Mitglieder der vor den Wahlen noch sehr wenig Mitglieder hatte, hat jetzt große Vaterlandslosen" ein solcher Greuel sie ihnen auch sein Kommune. Was wir nachstehend bieten, sind also die Ur- Erfolge zu verzeichnen. Millerand hat in Paris bei der ersten mögen ebenso sehr in der französischen Kammer erdulden Ür­theile von Männern, die zur Abgabe eines Urtheils hervor- Wahl mit verhältnißmäßigkeiner der größten Majoritäten gefiegt, müssen, wie dies die deutschen Bourgeois mit ihren im bei der Stichwahl wurden Goblet, Biviani, Sembat gewählt, Reichstage sigenden Vaterlandslosen" zu thun gezwungen sind. ragend berufen find. ihre opportunistischen und radikalen Gegner ge- Wenn diese Wadenkneifer mit ihrem Geheul über das„ preußische Paris , den 6. September. schlagen. Obgleich die Gruppe Millerand Goblet in der Geld" nichts vor den Wahlen auszurichten vermochten, was tönnen Der wichtigste und größte Erfolg der Wahlen ist der Sieg mmer nur einige dreißig Gige haben phi, so wie fte nun, nach den Wahlen, mehr damit ergoſſen, als baß fie von den der republikanischen Partei und der unaufhaltsame Verfall der nächsten Kammer nur monarchistischen Parteien. Bis jetzt hatte die monarchistische Partei sie doch die Führer für die führerloſe radikale Partei liefern, sozialistischen Wählern gründlich ausgelacht werden? Hätte all deren Zahl fich auf ungefähr 105 beläuft. Zur Linken der ihr Geheul nur im mindesten vermocht, die klassenbewußten Ar­die Waffen nicht niedergelegt, vielmehr die Hoffnung gehegt, Gruppe Goblet Millerand befinden sich die reinen Sozialisten in beiter von ihrem Wege abzubringen, dann wäre vor allem ficher die Macht zurück zu erobern. Damals als Mac Mahon noch Prä fident war, hatte sie auf ihn gerechnet, schließlich bildete fie das der Zahl von etlichen dreißig, die gelegentlich mit Millerand lich der Sieger von Roubaix , Genosse Jules Guesde , der Bourgeois­meute erlegen. Denn wie gegen ihn gehegt wurde, davon kann sich Gros des boulangiftischen Stabs und rechnete auf Umfturz gehen werden. Wenn auch die sozialistische Partei nur ungefähr 30 Ge der Außenstehende kaum einen Begriff machen. So zeigte uns und Revolution, um die orleanistische Monarchie wieder herzustellen. Man weiß, daß die Orleans wählte hat, so vereinigte fie doch bei dem ersten Wahlgang derselbe u. a. eine gegen ihn gerichtete Affiche, die, soweit dies denen 600 000 Stimmen auf ihre Kandidaten. Die Marristische Partei möglich, wohl verdient, getreulich wiedergegeben zu werden. Sie man Freigebigkeit nicht vorwerfen für das Abenteuer Boulanger's hergegeben haben. Als sie saben, vier ihrer Kandidaten wurden gleich gewählt, wie Guesde, und hat 91 Kandidaten in 31 Departements mit 246 660 Stimmen, lautet: shinin Woher kommt das Geld? daß die Republik sp festen Boden gefaßt hatte, daß sie dem ge- 17 tamen in Stichwahl mit Kandidaten der kapitalistischen und du Guesde , Kandidat der Preußen. In planten Gewaltfireich begegnen fonnte, versuchten fie es mit der List. Auf den Rath der Macchiavelle des Vatikans erklärte Partei. Den 3. September wurden 6 Marxisten gewählt, wodurch das horog efti uples! Wir haben immer behauptet, daß der Herr Matthäus Bafile, sich eine ganze Anzahl von Monarchisten zur Republik belehrt ihre Bahl auf 12 stieg. und nahmen den Namen Bekehrte( Ralliirte) oder wie richtiger Die Marxistische Partei hat aber einige fühlbare Verluste er genannt Jules Guesde , von den Preußen befoldet ist. Dupun sagte, der Entsagenden". Die monarchistische Partei litten, in Aude wurde Ferroul von einem Opportunisten ge­Heute sind wir in der Lage den Beweis davon zu liefern: wurde in zwei Hälften zerschnitten. Die Intransigenten schlagen, in Defazeville Duc Quercy ebenfalls von einem Der Vorwärts"( im französischen„ En avant") offisielles Organ ( Monarchisten) griffen die Bekehrten" viel heftiger an, als es Opportunisten, und im Norden ist Lafargue von einem reaktionären der deutschen Marxistischen Partei hat unter dem Datum vom die Republikaner thaten. Viele der Bekehrten, unter ihnen die Klerifalen verdrängt worden. Der Wahlkreis, der 1891 Lafargue 30. Juli 1893 folgende Beilen veröffentlicht: bedeutendsten, wie de Mun, Piou, der General v. Freschville, ver- gewählt hatte, war von der Regierung wahlkreisgeometrisch danten ihre Niederlage bei der Wahl den Angriffen dieser Ju verbessert" worden, indem man einen Theil der Stadt abschnitt transigenten, diese wurden wieder mit Hilfe der Bekehrten und 16 ländliche Gemeinden einverleibte. In der Stadt erhielt geschlagen. Im Departement Gers sah der Boulangist Caffagnac Lafargue die Mehrheit, aber die Dörfer erdrückten das Botum Jm bei der Stichwahl seinen republikanischen Gegner die Stimmen der Stadt. Auf ähnliche Weise wurden Ferroul und Delcluze der Befehrten auf sich vereinigen. zu Fall gebracht. Die Agitation auf dem Lande war leider in Hader und Krieg herrschten im monarchistischen Lager und Frankreich zu lange vernachlässigt worden sie wird erst seit führten die Niederlage herbei, die Zahl der Monarchisten- Be- dem vorjährigen Kongreß von Marseille methodisch betrieben. tehrte" und Intranjigenten ist auf etwa hundert zurück Troß dieser theilweisen Niederlagen ist das Charakteristische gegangen und sie haben wohl ihre besten Häuptlinge Piou, der Wahlen von 1893 der Sieg der republikanischen Parteien de Mun, Lamarzelle, Gaffagnac, Robert Michel zc. verloren. und der Einzug der Sozialisten in genügender Bahl, um im Die Monarchisten gehen in sehr verminderter Bahl, ohne Führer Barlament und in dem Lande erfolgreich wirken zu fönnen. Die und ohne Ansehen aus der Wahl hervor. Wahlen von 1893 künden den nahen Triumph des Sozialismus in Frankreich an.

fanu,

Millionen

Die republikanischen Parteien treten mit einer Majorität von 477 Mitgliedern in die neue Rammer ein.

-

Paris , den 7. September.

Die opportunistische Partei ist die größte, fie zählt die meisten Gewählten; fie hat überall den Sieg davongetragen. Es ist nichts ergöglicher, aber auch nichts geheuchelter, als Ihre in den Panama - Standal verwickeltsten Führer, die Rouvier, die patriotische Entrüstung, unter welcher die Bourgeoispreffe Roche , Reinach u. s. w., sind durch eine ungeheure Majorität ihren Werger über die sozialistischen Wahlerfolge zu verbergen freigesprochen worden. Die Wähler der radikalen Partei waren sucht. Da schreibt beispielsweise der Radical":" Wir können nicht so nachfichtig; fie verliert alle ihre Führer, wie Clemenceau , nicht glauben, daß es in Frankreich , selbst unter den Arbeitern, Floquet, Maujan, Mathé 2c. Sie hatten die Sünden des die sich auf die Internationale berufen, eine Gruppe giebt, die vanamitischen Ifrael auf sich zu nehmen. Wenn der Panama - fähig wäre, deutsches Geld für französische Wahlen an Skandal auch keinen wesentlichen Einfluß auf die Wahlen in den zunehmen." Ja, es ist nicht Arbeitergeld, es ist nicht sozialistisches Provinzen gehabt hat Rouvier, Reinach find in der Provinz Geld, das die deutschen Genossen zum Wahlfonds der französischen gewählt so war er dagegen bestimmend für die Pariser Genossen beitrugen, es ist ganz einfach deutsches Geld, oder

-

Feuilleton.

nivo End 90 d

dit

[ 5

Der Aufruhr in den Cevennen. find wie zuvor.

müßte."

Wähler!

Deutscher Tert. Französischer Zepto Der deutsche Parteivorstand hat La présidence du parti Alle­eingebent dieser Pflicht 2500 Fr. mand, se souvenant de ce devoir, an die französischen Brüder als a décidé d'envoyer 2500 Fr. aux Beitrag zu ihrem Wahlfonds zu frères français comme subside d pour leur fonds électoral. schicken beschlossen. Andere politischen Gruppen sind diesem Beispiele gefolgt. Franzosen!

Ein Zweifel ist nicht mehr möglich), Guesde ist der Kandidat der Preußen,

Man fragte sich, woher kommt das Geld? Heute weiß man es.

E3 tommt von den Preußen, an welche sich Guesde verkauft hat.

Hat er übrigens nicht gesagt, daß, wenn der Frieden ge brochen wäre, er sich des Kriegsministeriums bemächtigen würde, um die Aktion zu hindern?

Jani Patrioten!

Ihr werdet nicht für diesen Verräther stimmen, der nichts als ein Werkzeug im Solde unserer unversöhnlichen Feinde ist. Ihr werdet nicht für diesen Schelm stimmen, der verachtens­werth genug, sein Vaterland zu verkaufen und als Preis seiner Bwiefältigkeit das Geld jener anzunehmen, die Eure Söhne ge­tödtet, Eure Frauen und Kinder gemordet haben.

-

medicum von Montpellier hinüber gemacht, jeder Doktor Kennen Sie nicht die große Esche, die da so weit und hat Kappe und Mantel mitgenommen, ja ich glaube, fie breit auf dem Felde zwischen dem Schlosse Castelnau und haben auch den uralten Mantel des Rabelais mitgeschleppt, der Stadt Alais steht? Nicht weit davon ist der alte um ihrer Kunst recht gewiß zu sein. Da haben sie nun ungeheure Delbaum, von dem sie sagen, er zähle schon drei­observirt, diskurirt, disputirt, kalkulirt, spekulirt, deduzirt, oder vierhundert Jahre, aber so viel ist gewiß, die beiden und was ist das Ende vom Liede? Daß wir so klug Bäume, besonders aber die Esche, kann man meilenweit in Für göttliche Eingebung, sagen die der Ebene und von den Bergen sehn." Eine Erzählung 9 weisen Herren, können sie es nicht halten, weil König" Ich kenne beide Bäume sehr gut," sagte Edmund. und Geistlichkeit so sehr dagegen find; weilur aber die" Nun," fuhr der Jäger fort, unter dieser Esche ist es von Ludwig Tied. Leute doch lauter geistliche Dinge sprechen und fingen, nicht geheuer. Als ich noch als ein junger Bursche bei dem Der Parlamentsrath entfernte sich mit Unwillen von für Beſigung des Teufels ebensowenig, auch kännten Vater des jetzigen Fräuleins von Castelnau diente, die fast diesem Geistlichen und sah erfreut auf, als Edmund jetzt um- sie die Art und Weise dieses Herrn noch nicht. Krämpfe immer in der Stadt Alais lebt, weil das Schloß ihr wohl gekleidet hereintrat. Das ist ein Herenwetter!" sagte dieser und und körperliche Gebrechen seien es auch nicht, sondern zu einsam sein mag, da ging ich auch, wie ich natür­füßte die Hand des Vaters, die dieser ihm freundlich es sei ihnen etwas ganz Ünerhörtes und Neues, was lich oft that, einmal aus, um Hasen zu schießen; es war hinreichte. Dann mischte er sich unter die Gesellschaft und man auch wohl neu benamen und daher wohl am gegen Abend, und ein Wetter wie das heutige überraschte hatte bald mit dem redseligen Geistlichen ein Gespräch an- besten Fanatismus und diese Leute Fanatiker nennen mich. So tret' ich unter die große Esche, unt nicht getnüpft. robora naß zu werden, und kaum hab' ich mich etwas an Wie ich sage," fing diefer wieder in seiner schreienden Es giebt auch wohl viele Dinge," sagte der Jäger den Stamm gelehnt, gnädiger Herr, so fühl ich Weise an, es ist mit diesen Mopstöpfen ein eigenes und lebhaft, die nicht zu erklären sind; ich halte die Leute ein solche Angst und Bangigkeit, folch' Herzklopfen, ein Bittern unbegreifliches Wesen. Daß Kinder, die kleinsten Krabben mal alle für verheyt, mit Ihrer Gnaden Erlaubniß. Denn befällt mich, mir grauset's ich muß fort ich von drei Jahren, sich mit Ermahnen und Bußpredigen wenn Sie nichts dagegen haben, so ist das die aller werde naß, ich tehr' wieder um, und wieder dieselbe abgeben und so vertraut von allen Sünden sprechen, als leichteste Erklärung. Drum thut man auch nicht so Angst unter dem Baum. Es litt mich nicht dort, ich mußte hätten sie schon längst das ganze Register davon durch sehr Unrecht, sie zu verbrennen immer den ins Freie, in den Regen, der so groß, als wenn der gemacht, ist eine weltbekannte Sache; oft wollen die Bliz- Herrn Cavalier ausgenommen, um den es mir leid Himmel einfallen wollte. Am andern Tage, es war heller fröten noch obenein prophezeien, sprechen meist in gutem, thun sollte und das geschieht wohl hauptsächlich, damit Mittag und Sommerwetter, sag' ich zu mir: Narr! haft flarem Franzöfifch, was sie oft wohl Beit ihres Lebens sie nicht nach und nach die ganze Gemeinde anstecken, denn Dich geängftet, weil es schon dunkel wurde, hast Dich viel noch nicht gehört haben das erklär mal einer alles, man ficht ja, wie das Uebel täglich um sich greift, und wie leicht vor dem Einschlagen gefürchtet; wirst ein herrlicher wer seine Lust am Erklären hat. Einige sagen, es sind einer die Bosheit vom andern lernt. Das Heren ist aber Jägersmann werden, wenn Du so wenig Herz haft, und Krämpfe, andere, sie sind vom Teufel besessen, die von ebensowohl etwas Körperliches wie Geistiges, etwas Gicht geh' so halb lachend unter den Baum, bildete mir ein, im ihrer Partei halten es für Inspiration. Drüben in bares wie Unsichtbares; und nicht blos Menschen, auch Schatten zu schlafen, aber nichts! noch gräß­Allais figen einige hundert, groß und klein, alt und jung, Häuser, Berge, Flüffe können verzaubert sein, und das habe lichere Angst und Graus, Zähnklappen und Frost befällt das prophezeit durcheinander, daß die Mauern des Gefäng- ich selbst in meinem Leben erfahren." mich, ich muß fort! Da erzähl' ich einem älteren nisses brechen möchten. Nun hat sich das Collegium Und wie?" fragte der Rath. Förster das Ding: Narr", sagt der zu mir, haben Dir das die

--

-

-

-