|r. 254. 28. IchMg. 6. Deilagt des Jonöätts" Kcrlim Sonntag, 29. Mlober 1911 parte!- Hngclegenbciten» Erster Wahlkreis. Dienstag, den 31. Oktober, abends SM Uhr. findet für die Do r o t h e e n stad t eine Versa mm- lung, die sich mit der bevorstehenden Stadtverordnetenwahl be- schäftigt, im„Bayrischen tziesel", Weidcndamm 1, statt. Dritter Wahlkreis. Montag, den M. Oktober, abends 8'/, Uhr, findet für den 13. Kommunalwahlbeeirk bei Gliesing, Wassertorstr. 68, eine Versammlung statt, in welcher der Stadtverordnete Bruns und der Kandidat Dr. Zadel über: „Unsere Kommunalforderungen" sprechen werden. Am selben Tage werden im 14. Bezirk der Stadtverordnete Dr. Wehl und der Kandidat, Kaufmann Alexander Fröhlich, im Köpenickcr Vereinshaus, Köpenicker Str. 62, über dasselbe Thema sprechen. Vierter Wahlkreis. Heute im 13. Kommunalwahlbezirk: Flugblattverbreitung. Ferner findet im 23. Kommunallvahl- bezirk am Montag, den 36. d. MtS., 7 Uhr abends, eine Flugblattverbreitung statt. Schöneberg . Heute Sonntag früh: Wichtige Flugblattderbreihmg zu den bevor st ehenden Stadtverordnetenwahlen. Es ist Ehrenpflicht jedes Genossen, sich an bestimmter Stelle zur Arbeit einzufinden. Wilmersdorf -Hnlensee. Dienstagabend 8l/ä Uhr im Gefellschafts- hause, WithelmSaue 112: Generalversammlung des Wahl- Vereins. Auf der Tagesordnung stehen Abrechnungen, ein Vor- trag des Genossen Dr. Moses und wichtige Bereinsangelegenheiten. Der Vorstand. Groß-Lichtcrfclde. DienStag, den 31. Oktober, abends 8l/j Uhr, bei Erpel, Osten, Berliner Straße 129, Mitgliederversammlung. Vortrag des Genofien Eugen Brückner über:„Die Reichs- versi'cherungsordnung". Vereinsangelegenheiten. Aufnahme neuer Mitglieder. Steglitz-Friedenau . Der VortragSkursuZ über Theorien und Programme der bürgerlichen Parteien beginnt Montag, den SO. Oktober, abends pünktlich 8'/« Uhr, bei Schellhase, Ahornstr. 13a. An Stelle des erkrankten Genofien Borchardt hat ReichStagSabgeord- neter, Genosse Emil Eichhorn den Kursus übernommen. Ein- trittskarten für alle vier Vorträge sind zum Preise von 30 Pf. im BortragSlokale zu haben. Der BildungSauSschuß. Schmargendorf . Am Dienstag, 31. Oktober, abends 8>/, Uhr, im„Wirtshaus Schmargendorf", Warnemünder Str. 6: General- Versammlung, verbunden mit Vortrag. Der Vorstand. Steglitz . Dienstag, den 31. Oktober, abends 8'/, Uhr, bei Schellhase, Ahornstr. Iba: Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag: Dem Sozialismus entgegen. Referent: Genosse Max Grunwald . 2. DiSlnsston. 3. Geschäftliche Angelegenheiten. Treptow - Bamnschnlenweg. Am Dienstag, den 31. Oktober, abends 7 Uhr, beginnt die„Vorwärts"-Agitation für die Bezirke 3, 8a. 4. S. 7 und 8. Die Genofien treffen sich pünklich in den be- treffenden Bezirkslokalen. Der Borstand. Pankow . Am Dienstag, den 81. Oktober, abends 8 Uhr, spricht Reichsiagsabgeordneter Artur Stadthagen über:„Teuerung, Kriegshetze und die Reichstagswahlen" in der bei Ebersbach, Berliner Straße 102, statlfindenden öffentlichen Versammlung. Parreigenofieul Sorgt für Massenbesuch dieser Versammlung. Ztcinickeildorf-Ost. Dienstag, den 31. Oktober, abends 8 Uhr: Mitgliederversammlung im Restaurant Sadau, Restdenzstraße l24. Tagesordnung: Vortrag des Genossen Rud. B ü h l e r- Lichtenberg: »Welche Aufgaben harren unserer im Wahlkampfe?" Niederschöiihausen-Nordcud. Die am DienStag, den 31. Oktober, angesetzte Mitgliederversammlung deS Wahlvereins fällt aus. _. Die Bezirksleitung. Berliner Nachrichtens Arbeiterfrage« im Magistrat. Aus dem Nathause wird berichtet:„Der Magistrat be- schäftigte sich gestern auf Grund des Berichts einer Magistrats- konlmission mit einer Reihe von Arbeiterfragen. Während bis- her den Arbeitern nach fünf Dienstjahren ein Urlaub von sieben Tagen bewilligt wurde, sollen ihnen in Zukunft nach drei Zähren drei Tage, nach fünf Jahren sieben und nach zehn Jahren 10 Tage gewährt werden. Des weiteren wurde beschlossen, dem Pflege- und Hauspersonal der städtischen An- stalten, welches von der Verwaltung beköstigt wird, sür die Tauer des Urlaubs eine Gntschüdigung für entgangene Be- köstigung zu zahlen. Die aus diesen Beschlüssen erwachsenden Mehrkosten in Höhe von etwa 130000 Mark sollen von den einzelnen Verwaltungen im nächsten Etat angefordert werden. Weiterhin wurde die Zahlung der Lohndifferenz zwischen Wöchnrrinnenunterstüynng der Betricbskrankenkasse und Arbeits- lohn sür die Zeit der Niederkunft von städtischen Arbeiterinnen und die Gewährung von sonstigen Unterstützungen an Arbeiter während eines von der Versicherungsanstalt oder der Berufs- genossenschaft eingeleiteten Heilverfahrens beschlossen." Die Beschlüsse des Magistrats stützen sich in, wesentlichen auf Stadtverordnetenbeschlüsse, die bei Beratung der Arbeiter- fragen in der Stadtverordnetenversammlung zur Beschluß- fassung gelangten. Unsere Genofien hatten weitergehende Anträge gestellt, die aber von der Mehrheit im Rathause recht verwässert ivurden. Was den letztgenannten Beschluß bctrifit, so ist er nur ein Akt der Gerechtigkeit. Lange genug hat übrigens die Beratung gedauert. Allgemein halt? man ge- hofft, daß die städtischen Arbeiter den erst jetzt beschlossenen Urlaub schon i>n verflossenen Sommer hätten erhalten können. Ein Farbenerlaß JagowS. Der Berliner Polizeipräsident macht wieder von sich reden. Diesmal handelt es sich um eine Verordnung, in der befohlen wird, den Kraftdroschken bestimmte Farbenanstriche zu geben. Der Erlaß lautet: �< „Bei der demnächstigen Revision der<.roschkcnordnung beabsichtige ich. für Kraftdroschken einen bestimmten Farbenanstrich vorzuschreiben, und zwar für Kraft- drosckiken mit Benzinantrieb m a r st a l l b r a u n mit schmalen hellroten Streifen abgesetzt, für Kraftdroschken mit elektrischem Antrieb e l f e n b e i n mit schmalen schivarze» Streifen ab- gesetzt, die Räder sollen in derselben Farbe wie die Wagen gehalten werden. Es liegt daher im Interesse der Besitzer dieser Kraftfahrzeuge, daß sie ihre Wagen schon jetzt bei einer Neulackicrung mit diesem Ansttich versehen. Mllsteran striche liegen bei dem hiesigen Verkehrskoininifsariat und den Kom- Missariaten der Vorortpräsidien zur Ansicht aus. Wagen, deren Scheiben nicht aus glattem Spiegelglas bestehen. werden schon jetzt nicht mehr zugelassen." Ein Ledigenheim in Berlin . Im Norden von Berlin an der Schönstedter Straße, gegenüber dem Brmmenplatz, beabsichtigt der„Verein zur Verbesse- rung der kleinen Wohnungen in Berlin " A.-G. mit Unterstützung des Berliner Magistrats in unmittelbarer Nähe des Amtsgerichts auf dem Wedding und der Panke ein großes Ledigenheim für 800 Personen zu errichten. Dieses Heim soll im wesentlichen nur Zimmer mit einem Bett haben und mit allen erforderlichen hygienischen, sowie sozialen Einrichtungen, wie Bädern usw., Speisewirtschaft, Bibliothek, Lesezimmer, Ver- sammlungSräume usw. ausgestattet sein. Die Preise sollen niedrig bemessen werden, teils sollen die Einrichtungen umsonst benutzt werden können. Die Kosten sind auf insgesamt 750 000 M. veranschlagt. Der Magistrat hat beschlossen, ein passendes Grundstück am Brunnenplatz k o st e n l o s herzugeben, da» zurückgegeben werden muß, sobald es dein Zweck, zu dem eS hergegeben, nicht mehr dient._ Eine halbe Million erschwindelt. Ein großer Schwindel, der in seiner Art in der Kriminal- statistik wohl einzig dasteht, ist von der Kriminalpolizei aufgedeckt worden. Der Täter, ein 34 Jahre alter Gerichtsschreiber Hans Möller, ist verhaftet. Möller, der bei einem hiesigen Gericht als Bogenschreiber beschäftigt, aber wegen Krankheit seit längerer Zeit beurlaubt war, machte einen vertrauenerweckenden Eindruck und verschaffte sich dadurch, daß er sich Dr. H. Mertini nannte, und sich für einen Gcrichtsaffessor, einen Stabsarzt a. D. oder einen früheren Arzt der Charit« ausgab, Eintritt in alle Gesell- schaftskreise. Ueberall fand er auch feine Opfer, die er zum Teil um sehr erhebliche Summen betrog. Er spiegelte den Leuten bor , daß er sehr gute Beziehungen zu einem Geheimrat im Kaiserlichen Patentamt habe. Nach dem Namen dieses Geheimrats fragte ihn selten jemand, und wenn es doch geschah, so tat er geheimnisvoll und redete sich damit heraus, daß er Diskretion wahren müsse. Von seinem Gönner, so erzählte der Schwindler, erhalte er die Prospekte zu den Patentanmeldungen, die bei dem Amte eingingen. Er setze sich dann mit großen Firmen in Verbindung und arbeite für diese, weil er patent-tcchnisch völlig ausgebildet sei, die Patente durch. Hierbei springe für ihn ein sehr großer Gewinn heraus, aber nicht bloß er selbst verdiene viel, sondern auch jedermann� der ihm für seine Zwecke mit Kapital beispringe. Der Verdienst sei so hoch, daß sich auch für diese Kapitalisten nach Abzug seiner Spesen und Auslagen das hineingesteckte Kapital immer noch mit 100—300 Prozent verzinse. Merkwürdig ist, daß sich die Leute, die sich zur„Beteiligung" überreden ließen, nicht nach dem Namen des„befreundeten Gcheimrats" und nach der Art des Patentes und des Geschäftes weiter erkundigten.„Dr. Mertini" machte sie schon allein dadurch sicher, daß er ihnen erzählte, die mit ihm in Verbindung stehenden Firmen hätten große Summen bei der De- potkasse des Kaiserlichen Patentamtes hinterlegt, und dieses Geld sei sein Verdienst, wenn das von ihm bearbeitete Patent durchgehe. Um diese Vorspiegelung glaubhast zu machen, ließ sich der Schwindler Formulare mit der Aufschrift: Depotstelle des Kaisen lichcn Patentamtes drucken. Er füllte sie dann sorgfältig aus, setzte eine beliebige Journalnummer darauf, versah sie mit einem unleserlichen Namen und steckte sie in ein„amtliches" Kuvert, auf dem er ebenfalls den Kopf des Kaiserlichen Patentamtes fälschte und das er dann mit nachgebildeten Siegeln versah. Diese Depot- formulare stellte auf 4000 bis 80 000 Mark auS. Auf die Rück- feite der Kuverts schrieb er dann die Namen und Wohnungen detz „Beteiligten" und die Höhe der Zahlungen, die ihm die Be» schwindelten als Kapitalbeteiligung hergaben. Er erzählte dann den Leuten, daß sie durch die Hinterlegung dieser Briefe selbst für den Fall, daß er plötzlich sterben sollte, vollkommen gesichert seien. Nach den bisherigen Ermittelungen hat Möller in Jahresfrist über 400 000 Mark ergaunert. Wahrscheinlich ist es aber noch viel mehr. Denn vermutlich hat er noch weit mehr Leute geschädigt, als bisher Anzeige gemacht haben. Es wäre erwünscht, daß auch diese sich umgehend bei der Kriminalpolizei meldeten. Die großen Betrügereien kamen dadurch an den Tag, daß einer der Kapita- listen an dem„Dr. Mertini" doch etwas zweifelte und seine Be» denken einem ihm bekannten Kriminalkommissar mitteilte. Dieser entlarvte den angeblichen Gerichtsassessor, Stabsarzt usw. alsbald als den Bogenschreiber HanS Möller, der bis vor kurzem bei seiner Mutter in der Weißenburgerstr. 38 wohnte und von dort mit ihr nach der Göhrenerstr. 8 verzog. Möller führte ein Doppelleben. Während er zu Sause, im Kreise seiner Opfer und ftühcr auch auf dem Gericht, den einfachen soliden Mann spielte, war er außer Sichtweite dieser Kreise Lebemann, der das Geld mit vollen Händen ausgab. Reisen, die er angeblich im Interesse seiner Kapitalisten machte, waren reine Vergnügungsfahrten. Er fuhr nur erster Klasse, trug die feinsten Kleidungen und wohnte in den vornehmsten Hotels, deren beste Zimmer ihm gerade gut genug waren. In den teuersten Plätzen machte er auch vornehme Be- kanntschaften, die ihm wiederum Zutritt zu den besten Vereinen verschafften. Nach Aufdeckung dieses Doppellebens und der Schwindeleien verhaftete die Polizei den„Dr. Mertini" in dem Augenblick, als er eine vornehme Weinstube in der Friedrichstadt verlassen hatte, in der Leipziger Straße . Man fand in seiner Westentasche nicht weniger als 107 000 Mark in braunen und blauen Lappen. Sie wurden ihm sofort abgenommen. Auch sein Guthaben von 20 000 Mk. bei einer hiesigen Großbank wurde be- schlagnahmt. Möller hatte die Absicht, am 1. Januar eine junge Tarne aus der Möckernstraße zu heiraten. In der Wohnung dieser Braut fand man für 13 000 Mark Kostbarkeiten, die Möller mit dem erschwindelten Gelde gekauft und ihr geschenkt hatte: Bril- lauten, Oelgemälde . Pelze usw. Möller erklärte sich beim Ver« hör bereit, alle Kapitalien zurückzuzahlen. Dieser Vorschlag zur Güte hatte aber wenig Wert, weil er keinen Weg zeigen konnte, ihn auszuführen. Wie die weiteren Ermittelungen ergaben, war eS die höchste Zeit, daß man den Gauner faßte. Man fand dir Beweise, daß er die Absicht hatte, in der nächsten Zeit den Boden Berlins zu verlassen. Er mußte wohl gemerkt haben, daß er ihm ungastlich zu werden drohte. Der Schwindler hatte bereits Ver- bindungen mit Paris angeknüpft und sich über die dortigen Ver. hältnijsc genau unterrichtet. Wahrscheinlich hatte er die Absicht, seine Schwindelunternehmungen in Berlin abzubrechen und in Paris in dieser oder jener Form fortzusetzen. Auch seine Glau- biger bereitete er auf das Ende der glänzenden Geschäfte schonend vor, indem er ihnen erzählte, daß sein„befreundeter Geheimrat" die Absicht habe, sich demnächst zur Ruhe zu setzen. Daß der „Gcheimrat" ebenso wie alle seine Geschäfte nur in der Phantasie des Gauners bestand, bedarf keiner besonderen EK�ihnung. Ein Handtaschenraub wird schon wieder auS dem Tiergarten gemeldet. Diesmal ist er von zwei' Kerlen verübt worden. Als eine Frau aus der Apostel Paulusstraße zu Schäncberg gestern abend Uhr durch die Hofjägerallce ging, kamen in der Nähe des großen Sterns zlvei Männer hinter ihr her. Einer von ihnen ging dann dicht an ihr vorüber, quer über den Weg, diesen Augen- blick benutzte der andere, ihr die Handtasche zu entreißen. Dann verschwanden beide im Gebüsch. Die Beraubte kann nur den einen beschreiben, der ihr die Tasche entriß. Er ist etwa 20 bis 23 Jahre alt. groß und schlank und trug einen hellgrauen Ueber- zieher und einen schwarzen Hut. Spaziergänger fanden die Tasche bald wieder. Sie enthält noch alles, was an Kleinigkeiten darin gewesen war. bis auf 20 Mark bares Geld, die der entkommene Räuber herausgenommen hat. I Vom Tode ereilt wurde gestern bei einer Vernehmung als Zeuge der 38jährige Tischler Kuhnke aus der Langestr. 43 im Moabiter Justizpalast. K.. der anscheinend einem Herzschlage erlegen war, wurde auf den Korridor gebracht und auf eine Bank gelegt. Es wurde nach einem Arzt geschickt, es war aber keiner zu finden, auch der Gesängnisarzt war nicht zugegen. Wohl hängen Plakate aus mit der Aufschrift: Für erste Hilfe bei Unglücksfällen ist im Erdgxschoß das Zimmer 183 eingerichtet. Der Schlüssel ist beim Portier zu haben. Allein das nützte nichts. Der Unfall passierte um 11 Uhr 33 Minuten. Um 1 Uhr war noch kein Arzt zur Stelle. Darauf erschien die Polizei, um den Mann fortschaffen zu lassen. Ein Liebesdrama hat Freitagabend in der Nähe von Bernau seinen Abschluß gefunden. In einem Chausseegraben an der Chaussee zwischen Bernau und Börnicke wurde ein jugendliches Liebespaar erschossen aufgefunden. Die Toten sind der 19 Jahre alte Buchdrucker Johannes Kroll aus der Gotenstraße 19 zu Schöne- berg und die 16 Jahre alte Kontoristin Gertrud Schulze aus der Hauptstraße 28 in Schöneberg . Die jungen Leute unterhielten seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis, das zur Verlobung führen sollte. Nur wollten die Eltern jetzt noch nicht die Einwilligung hierzu geben, da das Paar noch zu jung war. Das Paar war indes mit der Hinausschiebung der Verlobung nicht einvcr» standen. Gestern mittag erhielten die Eltern plötzlich Abschieds- bliese von ihren Kindern. Sie gaben darin an. daß sie Selbst- mord verüben würden, nannten jedoch nicht den Ort. Noch am selben Abend sollte die Tragödie geschehen. Das junge Paar fuhr nach Bernau und ging von dort die Chaussee nach Börnicke entlang. Nicht weit von dem Gut Börnicke legten sie sich in den Chaussee- graben, um die Tat auszuführen. Zuerst richtete Kroll die Waffe gegen seine Braut. Das junge Mädchen erhielt einen Schuß in die linke Schläfe und war offenbar sofort tot. Dann jagte sich der junge Mann eine zweite Kugel in die Schläfe, die gleichfalls zum Tode führte. Die beiden Leichen wurden von Arbeitern des Gutes aufgefunden und nach der Leichenhalle in Börnicke gebracht. Dort trafen gestern vormittag die unglücklichen Eltern deS Paare« ein. Die Leichen sollen nach Schöneberg zur Beerdigung überge- führt werden, sobald die Freigabe durch die Staatsanwaltschaft erfolgt ist. Ein schweres»randunglSck ereignete sich gestern nachmittag 6 Uhr in der Lefsingstraße 83.«IS dort ein Fräulein Klara Fiegel aus der Eindener Straße 37 damit beschäftigt war. unter Benutzung eine» SpirituSplätteisenS Wäsche zu plätten, kam daS Plätteisen plötzlich zur Erploston. Die sich entwickelnde Stichflamme setzte Gardinen in Brand und traf auch die Plätterin, sodaß diese schwere Verbrennungen im Gesicht davontrug. Die Unglückliche wurde von den Samaritern der Feuerwehr verbunden. Der Wohnungsbrand konnte bald gelöscht werden. Gefunden vom Bahnhof Rummelsburg bis Schönhauser Allee ein blaugestreiftes Hemd mit Werkzeug. Abzuholen: Spedition Greifen- Hagener Str. 27. Vorort- Nachrichten. Lichtenberg . 'Stadtverorbnetensitzung. Zunächst nahm bke verfammlmtg Kenntnis von einer Resolution der am 13. Oktober stattgefundenen Versammlung der städtischen Arbeiter, in welcher um die baldige Gewährung einer Teuerungszulage ersucht wird. DeS weiteren gab der Magistrat Kenntnis von einer in Ausführung eines Beschlusses der Staidtverordnetenversammlung vom 3. Januar dieses Jahres gehaltenen Umfrage, betreffend Bildung von Schulkommis- s i o n e n. Von 32 befragten Gemeinden sind nur in 3, und zwar in Berlin , Bielefeld , Coblenz, München-Gladbach und Münster i. W. solche Kommissionen gebildet worden. Von diesen sollen sich nur die in Berlin und Coblenz gut bewährt haben. Der Magistrat und die Schuldeputation sind nun zu der Ansicht gekommen, daß sich auch � für Lichtenberg diese Einrichtung nicht empfehle. Unsere Genossen ! L i n k e und D ü w e l l wiesen demgegenüber daraus hin, daß wir Anhängex dieser Kommissionen sind und ersuchten den Magistrat, sich zu erkundigen, welche Gründe eigentlich gegen die Kam- Mission sprächen, da bisher keinerlei Begründung hierfür erfolgt sei. Vom Oberbürgermeister wurde zugesagt, weitere Auskunst einzu- holen. Alsdann erstattete Genosse Grauer Bericht vom Petitions - ausschuß und beantragte eine Petition, betreffend Errichtung einer kaufmännischen Fortbildungsschule, dem Magistrat als Material zu überweisen. Redner wies nach, wie dringend notwendig eine solche Schule ist. Die Versammlung beschloß gemäß dem Antrag« des Petitionsausschusses. Der Gemeindevorstand von Stralau ist an den Magistrat mit dem Ersuchen herangetreten, ebenso wie für die Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg auch für Stralau in der Lichten» berger Desinfektionsanstalt die Dampfdesinfeltion auszuführen, desgleichen auch den Stralauer Hebammen die Desinfektion ihres ihres Körpers in der Anstalt zu gestatten. Es wurde beschlossen, zu den gleichen Bedingungen wie für Rummelsburg dem Vertrage zu» zustimmen.- Hierbei frug Genosse Spieckermann an, ob die Mißstände, welche seinerzeit in der Anstalt festgestellt wurden, nun- mehr beseitigt sind, was von dem Vertreter des Magistrats bejaht wurde.— Eine recht interessante Debatte entwickelte sich bei der Vorlage betreffs Anlegung und Ausschmückung des Löperplatzes. Während unsere Genossen der Vorlage zustimmten, brachten die Bürgerlichen dieselbe zur Ablehnung. Auf diesem Platze befindet sich auch eine alte Schule, die sich baulich in einem so schlechten Zu- stand bcsindet, daß sich die Versammlung schon wiederholt damit be- schäftigcn mußte. Da dieses Grundstück der Kirchengemeinde ge- hört, verlangt dieselbe, falls sie es abtreten soll, als Ausgleichs. objekt einen Teil des Traveplatzes zum Bau einer Kirche, sowie ein Areal an der Sophien- und Eitelstraße, und zwar wüvde sie bereit sein, letzteres käuflich zu erwerben. Da keine Einigung zu erzielen ist. der Magistrat hat u. a. bereits vom Traveplatz eine größere Fläche in Vorschlag gebracht, weigert sich das Konsistorium, die Schule abbrechen zu lassen. Demgegenüber schlug Herr Rott Selbsthilfe vor, und zwar soll die Stadt, nachdem in der Schule kein Unterricht mehr erteilt wird, sämtliche Türen und Fenster derselben herausnehmen und da? Gebäude verfallen lassen, bis— die Polizei einschreitet und das Gebäude abreißen läßt.— Endlich hat unsere Stadtverwaltung auch die Wahrnehmung gemacht, daß es notwendig ist, für die Jugend, vom 14. Jahr auswärts, etwas zu tun, und zwar sollen sie vor den sittlichen Gefahren der Großstadt behütet werden. Tics soll durch Jugendklubs, die von Schulentlassenen der Knabenschulen unter Hinzuziehung der Lehrer und Rektoren zu bilden sind, erreicht werden. WaS ein Teil der Bürgerlichen hierunter versteht, zeigte sich, als Genosse Spieckermann namens unserer Genossen den Antrag stellte» den Jugendlichen solle
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