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Bählen zufammen über 2, Millionen Einwohner, 36,7 Broz. der eignungsgefes ist nämlich so gedacht, baß der Industrie das Recht| Fortschrittliche Volkspartei 6( 1241) und Bentrum 4( 1200 Stimmen). Gesamtbevölkerung. In Bezirken mit großen Industrieorten ist der eingeräumt werden soll, Grundstücke usw. zwangsweise erwerben zu Eine Sondergruppe bürgerlicher Mieter brachte es mit 530 Stimmen Prozentjazz weit höher; so beträgt er in dem industriellen fönnen, wenn sich dies zur Ausbreitung industrieller auf zwei Mandate. Mittelfranken mit. Nürnberg als Hauptort 53,9 Prozent. nlagen oder zur Hebung von Bodenschäzen nötig machen sollte. 1908 trat die Sozialdemokratie im rechtsrheinischen Bayern Prügelnde Hüter der Ordnung. ( die Pfalz , die eine eigene Gemeindeverfaffung hat, scheidet hierbei aus) in 42 Gemeinden mit über 4000 Einwohnern in den Wahl- in Kampf ein und kam auf eine Zahl von 242 Vertretern, wovon allein

208 auf den Gau Nordbayern entfallen.

Die Wahlen haben auch dadurch größere Bedeutung, daß dies­mal nicht nur in den Gemeinden mit städtischer Verfassung, die nur einen fleinen Teil der 8000 bayerischen Gemeinden bilden, gewählt wird, sondern auch in den Landgemeinden, so daß also die Bes wegung ein viel weiteres Gebiet umfaßt und höhere Wogen schlägt. In den Gemeinden mit ländlicher Verfaffung wird nicht alle brei sondern alle sechs Jahre gewählt, und zwar wird dabei die ganze Verwaltung, einschließlich des Bürgermeisters, erneuert. Diesmal haben wir auch in zahlreichen Landgemeinden Aussicht auf erfreu liche Erfolge, namentlich in der Nachbarschaft von größeren Städten. Die Hauptaufmerksamkeit tonzentriert sich natürlich auf die großen Industrieorte, namentlich München in Südbayern und Nürn berg in Nordbayern. In Nürnberg haben wir bei den letzten Wahlen mit einem Schlage die Hälfte aller erledigten Size er. obert, so daß wir diesmal auf 20 Size tommen und damit ein bolles Drittel der Kollegiumssige einnehmen werden.

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Gegen die Maßregelung der Eisenbahner.

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In einer dem Reichstage zugegangenen Interpellation verlangt die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages von der Regierung Auskunft über die wiederholte Maßregelung von Eisenbahnarbeitern. Die Interpellation hat folgenden Wortlaut:

Ist es dem Herrn Reichetangler bekannt, daß Arbeiter der Reichs eisenbahu nach langjähriger, durchaus zufriedenstellender Arbeit aus ihrer Arbeitsstelle entlassen wurden, weil sie zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen Interessen im Rahmen der bestehenden Reichsgefeße tätig waren? Was gedenkt der Herr Reichstanzler zu tun, um solch willtür liches, der Gleichberechtigung der Staatsbürger widersprechendes Vorgehen der Reichseisenbahnverwaltung für die Zukunft unmöglich au machen?"

Amtlich festgestelltes 28ahlergebnis in Ratibor . Bei der Reichstagswahl im T. Statiborer Wahlkreise am 27. Dftober wurden insgesamt 18 351 gültige Stimmen abgegeben; davon erhielt Grundbefizer Sapletta in Ratibor ( Sentrum) 8682, Pfarrer Banas in Lubowis( Bole) 4399, Regierungsrat Lübke in Ratibor ( Reichspartei) 3467, Getverkschaftssekretär Schwoob in Kattowig( Sozialbemotrat) 1800 Stimmen. Beriplittert find drei Stimmen. Es ist somit Stichwahl zwischen Sapletta und Banas erforderlich, die am 8. November stattfinden wird.

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Der Prozeß der Sittlichen ".

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Polizeiliches, Gerichtliches ufw. Auf ein falsches Gleis geraten, so berichtet man uns unterm Eine schwere, aber gerechte Strafe verhängte die Straffammer 31. Oktober aus Halle a. S., war der Staatsanwalt mit einer Meiningen über zwei Schugleute, namens Krauß und Müller Anklage gegen den Redakteur Genossen Kasparek vom" Volks­aus Hildburghausen, die einen zwölfjährigen Jungen mißhandelt blatt".. sollte nach einer, gelegentlich des Jugendtages im Saale hatten. Der Junge sollte einem Tecnifer eine Uhr gestohlen haben; des" Wolfsparts" aufgelösten Bersammlung unbefugt im Haus­später stellte sich aber heraus, daß die Uhr überhaupt nicht gestohlen flur" verweilt haben. Die Polizei schleppte ihn es war damals war, da sie sich in einer Rocktasche des Technikers vorfand. Unter Pfingsten nach der Wache und sandte ihm zu seiner Ueber­dem Drud der Mißhandlungen hatte der Junge den angeblichen raschung ein Strafmandat höher ging es nicht über 150 m. Diebstahl geftanden, dann aber widerrufen. Wegen Mißbrauch im Das Schöffengericht tam zur Freisprechung, da eine Uebertretung Amte nnd Erpressung erkannte die Straffammer gegen den Schutz des Reichsvereinsgesetzes nicht vorlag und die Polizei rechtswidrig mann Strauß auf ein Jahr 8uchthaus und bei seinem Kollegen gehandelt habe. In seiner Berufung versuchte der Staatsanwalt Müller auf vier Monate Gefängnis. nun die Sache so zu deichseln, als liege ein Vergehen gegen§ 110 des Strafgesetzbuchs vor, da S. aufgefordert habe, die" Bersamm­Ein Stellvertreter Gottes als Erzieher. lung" nicht zu verlassen. Erstens stimmte das gar nicht, zweitens kam die Sache an die verkehrte" Straffammer, und drittens hat Bu dieser Spikmarte lieferte eine Verhandlung vor dem Ober- das Gericht im Falle des Genossen Peters- Berlin bereits festgestellt, friegsgericht des 9. Armeekorps in Altona eine bemerkenswerte daß die Polizeimaßnahmen ungefehlich waren. Die vom Staats­Illustration. Am 15. April d. J. unternahm der Musketier Georgianwalt gewiß gutgemeinte Berufung war erfolglos. Es blieb bei in Bremen einen Selbstmordversuch. Er lud sein Dienstgewehr mit der Freisprechung. einer Blappatrone und jagte sich die Ladung in die Mundhöhle. Der Obertiefer wurde vollständig zerrissen. G. fam jofort ins Lazarett und wurde hier wieder geheilt, doch ist das Gesicht schreck­lich entstellt. Die aus diesem Anlaß angestellten Grmittelungen ergaben, daß G. fich durch Drangsalierungen des Unteroffiziers Breske von der 2. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 75 in Bremen zu dem verhängnisvollen Schritt entschlossen hatte. Freien ärgerte sich der Unteroffizier über das angeblich dumme Die Boruntersuchung ergab folgendes: Bei einer Uebung im Gesicht des Musketiers. Um diesen Arger hinwegzuräumen, ließ er G. mit bepadtem" Affen" einen steilen, 10 Meter hohen Sandberg so oft stürmen, bis der Soldat völlig ermattet war. G. war Barbier. Deshalb mußte er dem Herrn" Unteroffizier Preste häufig die Haare schneiden und auch brennen. Bezahlung erhielt er dafür nicht. Darüber befragt, gab Br. an, das erstemal habe G. nichts verlangt, darum habe er auch später nichts gegeben. Nach einem langen Marsch hatte G. wunde Füße. Ihm war deshalb Schonung bewilligt, und er lag zu Bett. Preske ließ ihm zweimal den Befehl übermitteln, er solle tommen und ihm die Haare schneiden. G. ließ daraufhin sagen, feine Maschine sei defekt, auch habe er Schonung. B. befahl dann, G. folle mit der Scheere fommen. Dieser ließ sagen, er schneide dem Unteroffizier die Haare über­haupt nicht. Diese Antwort meldete Preste dem Feldwebel. Dieser entschied aber, der Unteroffizier habe kein Recht, von dem Musketier das Saarschneiden zu verlangen. Wenn aber der Befehl erteilt jei, müsse G. ihn ausführen; er fönne sich ja später beschweren. Jetzt ging G. mit seiner Scheere zu dem Unteroffizier. Dieser schrie ihn an: Sie Sau, Sie Dredspaß! Jest sollen Sie mir die Haare überhaupt nicht schneiden. Ich bin schon mit vielen dummen Jungen fertig geworden, und mit Ihnen werde ich auch fertig." G., eine weiche Natur, schritt nach dieser Episode zu dem Selbst­mordversuch.ints

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Wilhelm II. , die Schwarzen und der Islam . Wilhelm II. hat es für erfprießlich gehalten, gerade jetzt, da in Gegen den Unteroffizier Breske wurde die Anklage verfügt. Tripolis eine islamitische Bevölkerung gegen einen europäischen Die Verhandlung vor dem Divisionsgericht endele mit seiner Ber: Eroberer fämpft, ſeine Meinung über den Islam und über Beurteilung wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt, Beleidigung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener zu 35 Tagen Mittel­handlung der Neger zum besten zu geben. Am 30. Ottober empfing arrest. Gegen dieses Urteil wurde von beiden Berechtigten Be­der Kaiser den Bischof Munsch, den apostolischen Bilar von Stili rufung eingelegt. Der Gerichtsherr will die Strafe erhöht, der mandscharo( Deutsch - Dstaftita) und einen anderen Missionar. Bei Angeklagte herabgemindert wissen. Die Verhandlung zeigt das dem Empfange wurden selbstverständlich Missionsangelegenheiten frühere Bild. Ein als Sachverständiger geladener Militärarzt fagt besprochen. Wilhelm II. entwidelte nach der Germania " dabei ein aus, G. sei sehr empfindlich. Auf seine Empfindlichkeit sei der ebenso furzes wie anfechtbares Kolonialprogramm, das in den Worten hält eine Erhöhung der Strafe am Blaze. Den Unteroffizieren Selbstmordversuch zurückzuführen.(?) Der Vertreter der Anklage gipfelte: den Regern muß Religion beigebra müsse durch ein abschredendes Beispiel beigebracht werden, daß fie werden", sie müssen aber auch arbeiten. Es bedurfte nicht tein Recht häften, Untergebene in der Weise, wie hier gefchehen, zu erst dieser kaiserlichen Meinungsäußerung. Unsere Rolonial trattieren. Das Oberfriegsgericht verwirft die Berufung des Ge­Kapitalisten haben die Neger schon lange als Freiwild für richtsherrn und gibt derjenigen des Angeklagten zum Teil statt, ihre Ausbeutungsgelüfte angesehen und fich allen Bestrebungen, ben indem es die Strafe erster Instanz auf 4 Wochen Mittelarrest Schwarzen ein menschenwürdigeres Dasein zu verschaffen, widersetzt, herabsetzt. Und was die Neger bei ihren Ausbeutern an Betätigung der christ­lichen Religion, gesehen haben, ist nicht dazu angetan, ihnen be sonderen Refpekt vor dieser Religion beizubringen.

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Frankreich .

Vergebliche Scharfmacherei.

Die Verhandlungen mit, Spanien .

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Ferner hat Wilhelm II. den J& I am als eine Gefahr be Paris , 1. November. Das Verfahren gegen die aus zeichnet, der entschieden entgegengetreten werden müsse. Diese Anlaß des Eisenbahnerausstandes bom vorigen Aeußerungen werden zwar dementiert, wenigstens follen sie nicht Jahre strafrechtlich verfolgten Leiter des Eisenbahner in dieser scharfen Form gefallen sein. Dem Sinne nach hat fich fyndikats ist durch Entscheidung der Anklagekammer ein der Kaiser aber auch nach dem Dementi so ausgesprochen. Dabei gestellt worden. In dem Erkenntnis heißt es, ein 3u galt Wilhelm II. bisher in der islamitischen Welt als eine Art fammenhang zwischen der Streitbewegung, den Sabotage­Schutzherr des Islam. Und er selbst hat seinen redlichen Teil dazu fällen und den gewaltsamen Arbeitsstörungen könnte nicht getan, um diese Meinung aufrecht zu erhalten; man braucht nur an festgestellt werden. seine Jerusalemreise im Jahre 1898 mit ihren romantischen Begleit­erscheinungen und an seine Tangerfahrt im Jahre 1905 zu erinnern. Und jetzt, wo durch die islamitische Welt eine gefährliche Gärung Baris, 31. Dftober. Der Temps" meldet aus Madrid , die geht, wo die Feindschaft gegen die christlich europäische Kultur französische Regierung habe bisher an Spanien feineswegs ein überall, wo es Mohammedaner gibt, die schärfsten Formen annimmt, bestimmtes Ansuchen betr. ein: Gebietsrüderstattung an Kommt diese Brüstierung des Islam durch seinen einstigen Schuß- den Sultan gerichtet. Man wisse nur, daß der spanische Herrn". Die Rolle, die Deutschland im italienisch- türlischen Kriege Minister des Aeußern nach einem Gedankenaustausch mit dem fran­spielt, hat es in der europäischen Türkei schon um allen Kredit ge- zöfifchen Botschafter Geoffray den Grundfaz einer Ent. bracht, die Aeußerungen des Raisers werden auch die übrige fchädigung zugestanden habe. Die spanischen Anerbieten islamitische Welt gegen Deutschland aufbringen und die schon ge- erschienen in Paris nicht einmal einer eingehenden spannte Weltlage noch verschärfen. Wilhelm II. hat eben bei allen Prüfung wert, und man warte annehmbarere Vor­feinen Ausflügen in das Gebiet der Weltpolitik fein Glüd. ichläge ab.

Ein heißer Empfang

Klaffenjuftiz.

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wurde dem Reichsverbandsgeneral Exzellenz v. Liebert bei seinem Quimper , 1. November. Das Schwurgericht verurteilte den ersten Debut in Stuttgart zuteil. Der Saal, in dem er seine Rede Generalsekretär Syndikat& berbandes in gegen die Sozialdemokratie am Montag, den 80. Oftober, vom Finistere Roullier wegen Anstiftung zum Diebstahl, Aufreizung Stapel ließ, war etwa zur Hälfte von Sozialdemokraten besetzt. bon Soldaten zum Ungehorsam und Beleidigung von Beamten zu Liebert konnte seine Rede trop schärfster Brovokationen der Sozial- drei Jahren Gefängnis und 1000 Fr. Geldstrafe. Roullier demokratie- so bedauerte er, daß das Sozialistengefeß nicht noch hat die Straftaten zur Zeit der Teuerungskundgebungen

England.

mals 12 Jahre verlängert worden sei, dann wäre die Sozialdemo- begangen, tratie wahrscheinlich vernichtet gewesen usw. ohne außergewöhn liche Unterbrechungen beenden. Als aber ein Parteigenosse dem Herrn General erwidern wollte und ihm etliche derbe Wahrheiten Handelsvertragsfreiheit für die englischen Kolonien. London , 1. November. Sir Edward Grey gibt bekannt, die fagte, machten die Herren Nationalen" Mordsradau. Und als der britische Regierung sei im Begriff, mit Kolumbien , Dänemark , reichsverbändlerische Vorfigende der Versammlung gegen den un­bequemen Diskussionsredner gar noch das Hausrecht zur An- Frankreich , Merilo, Maroffo, Norwegen , Rußland , Schweden , der wendung bringen wollte, war es vorbei mit der Geduld der Anti- Schweiz und Venezuela wegen der Stellung der überseeischen Reichsverbändler. Kraftvoll brausten die klänge der Marseillaise Befigungen mit Selbstverwaltung zu den Handels durch den Saal. Die Nationalen" versuchten es mit Deutschland , berträgen in Berbindung zu treten. Grey erklärt, es sei nicht Deutschland ", fonnten aber gegen das Kampflied der Sozialdemo- beabsichtigt, über neue britische Verträge zu berhandeln, sondern fratie nicht aufkommen. Schließlich erschien die vom Versammlungs- lediglich den Befizungen das Recht zu sichern, von den leiter zitierte Bolizei auf dem Plan. Die Versammlung wurde ge- bestehenden britischen Handelsverträgen, wenn sie es schlossen. In Zukunft wollen die Reichsverbändler unter Ausschluß wünschten, zurü dzutreten. der Deffentlichkeit tagen.

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Antwort

Vor dem Schwurgericht Stuttgart fand am Dienstag, ben, 31. Oftober die Verhandlung gegen den verantwortlichen Redakteur des Wahren Jatob" B. Heymann wegen an­geblicher Verbreitung unzüchtiger Schriften und Abbildungen im ist dem Ratholikentag, besser gesagt dem Zentrumsparteitag Sinne des§ 184 Biffer 1 des Strafgesetzbuches statt. Die unter An­lage gestellte Nunimer des Wahren Jakob vom 16. Auguſt 1910 gewidmet. derb satirischer Weise Sie gibt in auf die des Angriffe Bentrums die gegen umjittliche die Schweinereien von Zentrumspfaffen, an Schulkindern und Sozialdemokratie". Die Bilder mit und ohne Text behandeln mädchen berübt, so die Affäre des Stadtpfarrers Bauer in Schramberg in Württemberg , der wegen Sittenverbrechen an noch nicht vierzehnjährigen Schulmädchen, verübt in der Kirche und im Studierzimmer, zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehr­verlust verurteilt worden ist. Ebenso wird in der inkriminierten Nummer des Wahren Jacob" die erzieherische Tätigkeit des Pfarres Scheuer von Stolbermoor gegeißelt. Dieser Pfarrer hat nicht nur ein Mädchen geschwängert, fondern die Unglückliche auch noch zum Meineid verleitet. Dann ist der geistliche Herr ins Aus­Land geflüchtet.

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Schwurgericht hatte ein eigenartiges Vorspiel. Die fonfervative Die Verhandlung gegen den, Wahren Jakob vor dem Art Kenntnis davon erlangt haben, daß vom Angeklagten die Aften Deutsche Reichspost" in Stuttgart muß auf irgend eine ber vorerwähnten Prozesse beigezogen worden find. So erschien ein paar Tage vor der Verhandlung im genannten Blatt ein wütender Schmähartitel gegen den Angeklagten und deffen Berteidiger K. Hauß­mann. In dem Artikel wird zum Schluß fategorisch Ausschluß der Deffentlichkeit während der ganzen Verhandlung erlangt. Der Chef­redakteur des frommen Organs. hat aber vorsorglicherweise beim Gerichtsvorsitzenden den Antrag gestellt, ihm die Anwesenheit bei den Berhandlungen zu geftatten. Der Staatsanwalt beantragte benn auch Ausschluß der Deffentlichkeit während der ganzen Dauer der Sollte dem nicht stattgegeben, das Gesuch des Herrn Chefredakteurs Verhandlungen. Der Verteidiger verlangte öffentliche Verhandlung. des Lonservativen Drgans aber genehmigt werden, fo müßte auch allen anderen Breßvertretern gestattet sein, im Saale anwesend zu

bleiben.

bis zur Verfündung des Spruches der Geschworenen. Die bom Das Gericht beschloß, die Deffentlichkeit vollständig auszuschließen verteidiger gestellte Frage, ob der Gegartikel des konservativen Blattes gegen den Angeklagten an sämtliche Geschworene verfandt worden sei, wurde vom Gericht nicht zugelassen. Genossen Heymann auf 300 W. Geldstrafe. Wie uns telegraphisch mitgeteilt wird, lautete das Urteil gegen

Aus der Frauenbewegung.

Christentum und Weib. a

Die Westdeutsche Arbeiter- Zeitung" hat sich in außergewöhn­liche geistige Unkosten gestürzt. Ihre lehte Vierteljahrsbeilage widmete sie der Frauenfrage. Natürlich ganz im Stile der M.- Gladbacher Plattheiten. Hätten die Leute wenigstens etwas von Pater Möbler profitiert, der bei aller Dogmatik doch des Blides für die wirtschaftlichen Umwälzungen und die daraus resul­tierenden Konsequenzen nicht entbehrt. Da liest man gleich die Behauptung, das Christentum hätte nicht nur das Weib aus der Tiefe der Verachtung zu der Höhe der Verehrung emporgehoben, es mußte auch jedes neugeborene Weib emanzipieren, d. h. aus einer gewissen Sklaverei befreien". Eingangs wird erzählt, imt Heidentum hätte man Mädchen als Ballast betrachtet und die Neu­geborenen vielfach sofort getötet. Dann läßt pfäffische Wahrheits­liebe sich so vernehmen:

Gott sei dank ist diese Roheit des Heidentums durch das Christentum überwunden. Bloß im Neuheidentum des heutigen Unglaubens kommt heutzutage der altheidnische, furchtbare Stand­punkt hier und da wieder zum Vorschein.

So schrieb der Vorwärts", die Hauptzeitung der Sozial­demokraten, am 4. August 1909 u. a.:" Eltern fönnen nach reif­licher Erwägung zu dem Entschlusse der Abtreibung" gelangen, meil ihre wirtschaftlichen Verhältnisse es nicht erlauben, eine größere Familie zu ernähren.... Die Gesellschaft.... hat nicht das Recht, den einzelnen zu bestrafen, wenn er das von ihm gezeugte Leben zerstört, noch bevor es geboren wurde." Von diesem Standpunkt an bis zu dem, daß man auch nach der Geburt das Kind fortwerfen dürfe, wenn es einem zur Laft wird, ist nur ein ganz fleiner Schritt."

Daß Kindermord und Abtreibung oder gar Vorbeugung das

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felbe ſeien, kann nur ein mit jesuitischem Oele gesalbtes Individuum behaupten. Und es gehört die Recheit ultramontaner Demagogic dazu, just zu einer Zeit, in der infolge der Wirtschafts­politit des Zentrums die Kindersterblichteit zunimmt, so etwas zu behaupten. Wie das Zentrum das Weib emanzipiert dafür hat es wahrlich überwältigende Beweise geliefert. Vertritt es doch den Grundsak, daß der Mann der Herr des Weibes, des Auchebenbildes Gottes sei, daß das Weib zu schweigen habe, daß es minderen Rechtes sei. Solcher brutalen auffassung entspricht übrigens auch die Sozialpolitik des Zentrums. Gs verteidigt die Gesindeordnung, die einen Teil des weiblichen Geschlechts zu willigen und rechtlosen Sklaven der Gnädigen macht. Das Zentrum bewilligt Milliarden für Mordwerkzeuge, aber es lehnt die obligatorische Hebammenhilfe ab. Das Zentrum brachte es weiter fertig, einen im Reichstag schon beschlossenen Mutter­und Kinderschuß wieder am verschlechtern, durch Reduzierung der Scharfmacher und Privatbeamtenversicherung. Schwangerenunterstützung von 8 auf 4 Wochen für den größten Der Verein zur Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher Inter­Teil der erwerbstätigen Frauen. So befunden die offiziellen und effen für Rheinland und Westfalen " im Industriegebiet all offigiösen Vertreter des Christentums ihre Hochachtung vor dem gemein der Verein mit dem langen Namen genannt hat sich bei Am 31. Oktober ging in Mannheim die Bürgerausschuß- Weibe und dem Mutterberuf". In Wirklichkeit drückt die katho­feiner Tagung in Düsseldorf mit der Privatbeamtenversicherung be- wahl zur zweiten Klasse vor sich. Die in dieser Klasse zu vergebenden lische Kirche dem Beruf der Mutter den Stempel des Unheiligen, faßt. Der preußische Landtagsabgeordnete Dr. Beumer, der Syndilus 32 Size waren bisher im Besitz der Liberalen und der Fortschritt des Unsauberen auf, muß doch jede katholische Mutter nach jeder Dieses Vereins, kritisierte, daß der Reichstag die gründlichen lichen Volkspartei, von denen diesmal zwölf Size an die Sozial- Geburt von dem Geistlichen ihren unreinen Körper durch einen Untersuchungen namhafter Bersicherungsleute über das Privat demokratie abgetreten werden mußten. Unsere Partei hat bekanntlich religiösen Att aussegnen". Bevor dieses geschehen, darf die Mutter beamtengesetz zu wenig beachte. Diese Untersuchungen hätten ergeben, durch Einführung des Verhältniswahlsystems bei der am 15. Dan teinem Gottesdienst teilnehmen, sie ist dessen nicht würdig. So daß, wenn man die Privatbeamtenversicherung den bestehenden tober stattgehabten Wahl zur dritten Klasse von ihren 32 feitherigen Lebensversicherungen usw. überweise, eine jährliche Ersparnis von Sigen sechs an das Bürgertum abtreten müssen, so daß sie nun fieht es mit der Verehrung und Emanzipation des Weibes durch rund 100 Millionen Mark zu erzielen fei. Der Verein sprach sich einen Gewinn von sechs Mandaten buchen kann. das Christentum aus. Die Befreiung des Weibes von der wirt­weiter dafür aus, daß sobald als möglich ein industrielles, Die Verteilung der Mandate der zweiten Klaffe ist folgende schaftlichen und Geschlechtssklaverei kann und wird nur der Sozia­Enteignungsgefeg" geschaffen werden müsse. Dieses Ent- Sozialdemokratische Partei 12( 2818 Stimmen), Liberale 8( 1852), lismus bringen.

Hus der Partei.

Bürgerausschußwahlen in Mannheim .