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|t. 257. 28. Zahtgavs. 1. Ütilajf des Jotmärts" f nliiet WsM Parteitag der deutichen Sozialdemokratie in Oefterreicl). Der«»mpf am die Einheit der österreichischen   Arbeiter- bewegnng. Innsbruck  , 31. Oktober. Die vormittagSsitzung des zweiten Verhandlungstages war eigentlich erfüllt von der Erwartung dessen, was folgte: der Beratung über das Verhältnis der deutschen  Sozialdemokratie in Oesterreich   zu ihren Bruderparteien. Und ein Vorspiel dazu war die Begrüßungsrede des von der P. P. S. D.  , der polnisch- österreichischen Bruder- Partei, entsandten und. als Liebling der Proletarier ganz Oesterreichs  , stürmisch willkommen geheißenen Genossen Daszynski  . Er wollte nicht vorgreifen, ließ aber doch deutlich durchblicken. daß er in der tschecho- slawischen Partei eben doch noch die Organisation des tschechischen Proletariats erblickt. Er steht mit dieser Auf- fassung auf dem Parteitag nicht allein. Er warnte eindring. lich vor der Gefahr, sich von der ausgetretenen oder aus- geschlosienen Minderheit beeinflussen zu lassen. Und als er von denen sprach, die daheim im Sozialismus nichts, anderswo aberKönige im Exil" sind, erhob Daszynski   bittere Klage. daß man sich in Berlin   tendenziös informieren lasse über die polnische Sozialdemokratie. Es muß der berufenen Stelle überlassen bleiben, sich hierzu zu äußern, wenn es für nötig erachtet wird. Immerhin ist eine solche Klage an solcher Stelle ein Ungewöhnliches. In wirksamer Rede betonte Daszynski   das ist der Wert seiner Rede daß die öfter reichische Partei, die stets im Feuer stand, jetzt endlich ihr Nationalitätenrecht konstituieren müsse. Der parlamentarische Bericht deS Genossen Seitz wurde danach mit geringerem Interesse entgegen- genommen. In der Diskussion sprach Robert Preußler   von zunehmender Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit der Arbeiter gegenüber dem Parlament. Die Reaktion auf den Ueber schwang der Erwartung und Sehnsucht deS heldenhaften Wahl rechtskampfes... Wichtig ist der Beschluß, daß von nun an. wie in Deutschland  , auch in Deutschösterreich die Kandidaten für die ReichSratswahlkreise stets, nicht erst knapp vor den Wahlen nominiert sein müssen. Das muß eine systematischere Be­arbeitung der Wahlkreise sichern. Den ganzen Nachmittag füllte Viktor AdlerS er­greifende Rede über den Bruderkrieg im öster­reichischen Proletariat aus. Die Charakteristik dieser aus der heißen Liebe Adlers für die österreichische Arbeiterschaft strömenden Darlegungen bleibt dem Leser überlassen. Nicht aus Interesse für Oesterreich, dieses jammervoll verwüstete, jenseits von Vernunft und Verantwortung stehende Land, werden die Sozialisten überall von dieser Rede Kenntnis nehmen. Sie ist lebendiger Sozialismus, in ihr lebt die Arbeit für das Proletariat, das Leben der Arbeiterklasse aller Länder, die schmerzlich bewegt nach Oesterreich   blickt, das stets eines der stärksten Armeekorps der Internationale gestellt hat. Die R e s o l u t i o n Adlers erkennt dietschechische Zentral ist enpartei an. verwirst prinzipiell den mit den sozialistischen   Grundanschauungen unvereinbaren Separa­tismus, geht aber, was er ausführlich begründete, nicht so weit, die Ausschließung der als Gefahr für das Proletariat erklärten tschechoflawischen Sozialdemokratie aus der Jnter- nationale zu fordern. ».» Innsbruck  , 80. Oktober. SlachmittagSfitzung. ES folgt ein kurzer Bericht des Genossen Hehdtmann über kleines feuilleton. Ort« dir Wirkung der neuen Gewehrgeschoffe, über die selbst- verständlich bei Gelegenheit jeder ernsten Erprobung reiche Er- fahrungen gesammelt und sorgfältige Beobachtungen gemacht werden. hat sich Major Pilcher vor der Aerztegesellschaft deS britischen HeereS ausgesprochen. Die neue Form der Geschosse hat ihr Hauptmerkmal dann, daß sie von der altgewohnten Kugelform abweicht und viel« mehr länglich und vorn zugespitzt ist. Der Grund für diese uenderung war die Rücksicht auf Erzielung möglichst großer Geschoßgeichwindigkeiten und einer damit gesteigerten Treffsicher- »«'amen aber auch noch andere Gesichtspunkte dabei m Betracht, namentlich die� Verringerung deS Gewichts der Patronen und die dadurch gewährte Möglichkeit, die vom einzelnen Marm mitgenommene Zahl zu erhöhen, ferner die Milderung deS Nuastoßes beim Schießen und schließlich auch die Erzielung von Wunden, die im Fall eine? Treffers die Kampfunfähigkeit ver- bürgten. Wenn man annehmen könnte, daß e«« Menschlichkeit geschehen wäre, so müßte man lobend anerkennen, daß der letzte Punkt am wenigsten berücksichtigt worden ist. Wurde doch nach der ersten Etniubrung des kteinkalibrigen GewehrgeschosseS sogar darüber Klage geführt, daß es zu wenig Schaden anrichtete. Die weitere Erfahrung zeigte dann, daß das Zehnmillimetcrgeschoß. wenn eS nur Weichteil« durchbohrt, allerdings wenig Gefahr bringt, da der kliine Schußkanal. wenn er nicht durch Verunreinigungen infisiert ist rasch zu heilen pflegt. Dagegen haben die klein- kalibrigen Geichosie ein« verstärkte' Wirkung bewiesen, wenn sie auf «inen Knoche» treffen, indem sie dann geradezu eine Sprengkraft ent- falten. Neuerdings haben dann verschiedene Großmächte noch etwa» andere Geschosse angenommen, die noch leichter, ober scharf zugespitzt sind. Ihre Wirkung scheint insofern viel verhängnisvoller zu sein. als dos Geschoß ,n der Regel innerhalb der Wunde sich umdreht und demgemäß große Verletzungen herbeiführt. Namentlich also würden die Verwundungen innerhalb weicher Gewebe durch dies Geschoß wiederum weit schwerer werden. Ei» Nicht« LudwigS XVI. über de» Prozeß, Unbekannte Doku- mente, dir uns die Stimmung erkennen lassen, in der sich die Richter Ludwig« XVI.   beianden, werden von Henri Labroue   in der.Revue­veröffentlicht. ES ffnd die Berichte de» KonventSmitgliedeS Pinet, der an seine LondSleute. die.Brüder und Freunde- des Volksvereins von Bergerae. regelmäßige Mitteilungen ,andte. in denen die Er- eigmsse der Revolution mit Besonnenheit beurteilt werden. In jenen ausgeregten Januarlagen von 1793 aber da die Siilicheidung über den Kopf Louis CapelS fallen«ollte. werden diese Briefe aufgeregter; Pinet ist sich der Verantwortung bewußt, die die Richter übernehmen: er weiß, daß die Verurteilung die Quelle von Verwickelungen für sein Vaterland werden wird, aber er hat.den Trost, meine Pflicht getan zu haben-. Interessant ist eS. daß Pinet jede Beeinflussung deS Nationalkonvents bei seinem Urteil ablehnt. Man hat von reaktionärer Seite häufig die Sache so dargestellt, als ob die Konventsmitglieder blindlings ihren drei Yührern. den, abtrünnigen Herzog von OrlöanS, Marat  und Robespierre   gefolgt leien; man hat das Todesurteil auf das ungestüme Drängen der Massen geschoben. Pinet kritisiert die Führer m schärffter Weise und lehnt jede Beeinflussung durch die Masse ab. die Volksbuchhandlung und das Parteiwitzblatt.Glühlichter-, dessen Auflage 18(XX) beträgt. Im Wahlkampf haben wir 850(XX) Exemplare der Werbeschriften abgesetzt. Unsere Filiale in Graz   wird sich hoffentlich gut entwickeln. Aber vor weiteren Filialgründungen muß entschieden abgeraten werdet,. Für die Kontrolle der Zentralorgane beantragt Witzmann-Wien  , der Verwaltung Entlastung zu erteilen. Die Frauenbewegung. Berlchterstatterin ist Genossin Pr oft- Wien  : Das Reichen- berger Parteistatut hat sich bewährt. In neun Provinzen haben wir subventionierte Landesvertrauenspersonen. Heute sind wir nicht mehr ganz auf Subventionen der Partei angewiesen, wir bringen selbst Mittel auf. Der Frauentag am 19. März hat einen imposanten Verlauf genommen. In den meisten Orten schlössen sich an die Versammlungen auch Demonstrationen an. An der in Bodenbach abgehaltenen Parteischule haben auch zwei Ge- nossinnen teilgenommen. Für Ausbildung von Rednerinnen ist viel geschehen. Wegen der Gründung einer freien politischen Frauen- organisation. wie wir deren 2<X) ungehindert errichten konnten, sind wir in St. Pölten  (Niederösterreich  ) mit 30 Kronen bestraft worden. Die vor dem Parteitag abgehaltene Frauenkonferenz hat beschlossen, daß wir, sobald der§ 30 des Vereinsgesetzes(.Frauenspersonen dürfen politischen Vereinen nicht angehören-) aufgehoben wird, mit den männlichen Genossen in gemeinsamer politischer Organisation arbeiten wollen, nicht in Sonderorganisationen.(Lebhafter Beifall.) Als Vertreter der kroatischen Partei ist Genosse Demetrowitsch- Agran, erschienen. Er wird von dem Vorsitzenden Abg. Tomschik herzlich begrüßt. Die Jugendorganisatiou. Referent I e n s ch i k- Wien: Wir haben heute 254 Organisa- tionen. Die Einnahmen stiegen von 6000 Kronen auf 22 000 Kronen. Das Verbandsorgan.Der jugendliche Arbeiter" hat 12 000 Auflage erreicht, die fast ganz als obligatorisches Mitgliedsexemplar ver- breitet wird.(Bravo  !) Aber dieser Fortschritt ist gering gegen den der politischen Partei.Der jugendliche Arbeiter" könnte wirklich durch die Lokalorganisationen noch mehr verbreitet werden. Seit der Eroberung des gleichen Wahlrechts stürzt sich die bürgerliche Agitation mit aller Kraft auf die Jugend. Das beweist die große Bedutung der Jugendorganisation. Wo sie stark ist, wie in Westböhmen, hat die Partei bei den Wahlen gut abgeschnitten. Für die christlichsoziale Jugendorganisation interessiert sich neben anderen schwerreichen Leuten auch die Schwägerin des Thronfolgers. Die Regierung organisiert den Jugend fang durch die.Jugenfürsorgestelle' im Lrbeitenministerium und ihre Jugendhorte nach preußischem Muster. 75 000 Kronen find dafür schon hergegeben. Statt Jugendfürsorge durch Jugendschutz, Arbeitszeitverkürzung und Gewerbeschulunterricht am Tage wird die.Jugendfürsorge" im politischen Interesse der Herrschenden betrieben. Fordern Sie alle Genossen auf, gemäß dem Parteistatut der Jugendorganisation alles Augenmerk zu widmen. (Lebhafter Beifall.) Die BildungSarbeit. Den Bericht über diese» neue Tätigkeitsgebiet gibt Dr. Robert Danneberg  - Wien  : Außer unserer umfassenden Tätigkeit, den Kursen, Vorträgen und der Arbeiterschule, weisen wir die Wiener  Genossen stets hin auf die neutralen Bildungsgelegenheiten, die von Bürgerlichen   gegründet sind. In der Provinz fehlen leider viele BildungSmittel. Aber unsere Genossen sind auch dort sehr tätig. Die Parteischule in Bodenbach hat nachhaltigen Erfolg er- zielt. DaS BlattDie BildungSarbeit" hat finanziell guten Er folg gehabt, aber um seine Aufgabe der Befruchtung zu er- füllen, muß es viel stärker verbreitet werden. Von manchen unserer Publikationen sind in Deutschland   mehr Exemplare ab gesetzt worden alS bei uns. Wir aber müssen ErziebungS arbeit leisten, gerade in dieser Zeit, da man nicht mehr mit Zucker brot und Peitsche uns ntederznzwingen versucht, sondern auch mit der geistigen Beeinflussung der Arbeiterschaft im antisozialistischen Sinn vom Kinderheim bis zum Veteranenverein: eine Kette I (Lebhaste Zustimmung.) Auch wir müssen Wanderredner in den Dienst unserer Sache stellen, die Nationalen haben eS längst getan. Durch planmäßige BildungSarbeit schaffen wir die Vorbedingungen unseres Sieges.(Großer Beifall.) Die Debatte. ReiSmann» Wien   begründet seinen Antrag, in der.Arbeiter- zeitung  " eigene theoretische Artikel über die Parteiprinzipien zu bringen. Gewiß behandle das Blatt alles sozialistisch. Die.Arbeiter« zeitung- sollte mehr Anlaß zu Parteidislussionen geben und die Parteisragen ruhig öffentlich behandeln. J an e t f ch e I 28,en: Der klerikalen Beeinflussung durch die Schule muffen wir entgegen« wirken durch Arbeiter-Elternvereine. Wir wollen die Kinder keineswegs der Politik zuführen, aber verhindern, daß sie der Politik unserer Gegner zugeführt werden. Der Redner beantragt eine entsprechend'e Resolution. gBitterntg» Salzburg   spricht den Wunsch aus, daß zur Hebung der Finanzen, um die Provinz vorwärts zu bringen, eine BeitragSerhichung ms Auge gefaßt werde. P ü l s l- Liesing bemängelt, daß dl« Bildungs- arbeit noch zu wenig intensiv betrieben wird. Folgender Antrag Skar et ist eingegangen: Nachdem das Organisationsstatut der deutschen   sozial» demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs   sich in den ein�lnen Bestimmungen als abänderungsbedürstig erwiesen hat, so beschließt der Parteitag: Die Parteivertretung wird beauftragt, eine Kommission zur Aenderung des Organisationsstatuts einzusetzen und den ge« änderten Entwurf vor dem nächsten Parteitag den Parteigenossen rechtzeitig zur Diskussion vorzulegen.' Dieser Antrag wurde nachher angenommen. Schleifer- Wien   verlangt, daß auck'die Gewerkschaften ihre Mitglieder auf die Bildungsarbeit aufmerksam machen, und befür» wartet eine Organisation der Kinderfreunde. 2B i n 1 1 e_r Inns­ bruck   verlangt die regelmäßige Herausgabe von Flugblättern. Saalinger- Voitsberg spricht sich gegen die Erhöhung der Partel« beitrüge aus, weil dadurch die Werbearbeit der Organisationen er« schwert wäre. P a t t e r m a nn» Wien   erklärt sich für eine Er« höhung der Beiträge. Wir dürfen keine bloße Wahlorganisation sein. Damit schließt die Debatte. Auf die Schlußworte wird verzichtet. Bei der Abstimmung wird beschlossen, den Parteitag all» jährlich abzuhalten, jedem neuen Parteimitglied womöglich die Dannebergsche Erläuterung des Parteiprogramm? einzuhandigen. Ferner wird ein Antrag Bodenbach angenommen, mehr Agitations­schriften herauszugeben und zu verbreiten.,, Ein Antrag aus Einführung von Abzeichen wird der Partei» Vertretung überwiesen, ebenso ein Antrag Zwittau  , in jedem Wahl- kreise einen Vertrauensmann anzustellen., m Abgelehnt wird die vom Bezirk Ellbogen beantragte Recht?» schutzversicherung aller Parteimitglieder. Ein Antrag Liesing   auf Herausgabe eines Kommunalblattes wird ebenfalls der Parteivertretung überwiesen. Es wird beschlossen, das Zweihellerblatt»DaS Boll* Vom Dezember angefangen herauszugeben.. Die Anträge Freiwaldau   und Dornbirn   auf Schaffung einer Unterhaltungsbeilage werden ebenfalls der Parteivertretung über» wiesen. Als Parteiblätter werden anerkannt die Blätter der Gewerbe- richter, der sozialdemokratischen Gewerbetreibenden, der Arbeiter« radfahrer und derBöhmerwald-Volksbote". Ein Antrag auf Herausgabe einer Schachbellage deS Zentral» organs wird der Parteivertretung überwiesen. Ein Antrag, eine kleine Ausgabe derArbeiterzeitung' heraus­zugeben. wird abgelehnt., Endlich wird der Parteivertretung uberwiesen ein Antrag Falkenau, daS Zentralorgan den Vertrauensmännern billiger zu geben. Beschlossen wird, daß von allen Publikationen ein Exemplar an» Parteiarchiv gesandt wird. Der Antrag, daß die.Arbeiterzeitung' mehr prinzipiell-theore» tische Artikel bringt, wird angenommen: ebenso die Anträge auf Förderung der Jugendorganisation und deS BildungSwesenS   im Vereine mit den Gewerkschaften. Der Parteivertretung überwiesen wird weiter ein Antrag auf Schaffung eines Provinzteiles in der Arbeiterzeitung" und endlich angenommen der Antrag zugunsten der Arbeiter-Elt ernvereine. Die von Genossin Prost besprochene Resolution der Frauen» konferenz wird der Parteivertretung überwiesen. Der Verwaltung der Zentralorgane wird einstimmig Entlastung erteilt. Hierauf werden die Verhandlungen gegen 6 Uhr 20 Minuten geschlossen. Innsbruck  , 31. Oktober. Vormittagssitzung. Vorsitzender Tomschik begrüßt die Vertreter der polnischen Er nennt OrlöanS einen körperlich wie geistig völlig ruinierten Menschen, Marat   einen exaltierten Narren und meint, daß RobeSpierre, der seine Achtung hat und in dem er den zukünftigen Diklator erblickt, vorläufig zu wenig Macht besitze. In völliger Un» abhängigkeit und seiner Verantwortung genau bewußt, gibt unser Kovenlsmitglied am 17. Januar seine Stimme für den Tod des schuldigen Königs" ab.Wie könnte ich euch, Brüder und Freunde", schreibt er,das majestälische Schweigen des Konvents und der Tribünen schildern, in dem Augenblick, da der Präsident da? Resultat der Abstimmung bekannt gab und das Dekret verkündigte, da» der Genehmigung de» Volkes da« Urteil unterbreitet, das wir über den früheren König gefällt? Denkt euch eine Stimme, die sich hören läßt mitten in einer ungeheuren Wüste. Denkt euch das Schweigen und die Einsamkeit der Gräber. Dann werdet ihr eine schwache Vorstellung von der ungeheuren tiefen Stille haben, die während weniger Minuten in dem Saale   herrschte, innerhalb dessen und um den herum mehr als 84000 Bürger versammelt waren" Die entscheidende Sitzung dauert 44 Stunden und in höchster Ermüdung meldet Pinet den definitiven Beschluß. Endlich, Brüder und Freunde, wird ein großes Beispiel der nationalen Gerechtigkeit gegeben werden. LouiS Capet   trägt sein schuldiges Haupt auf das Schafott. Gestern um sieben Uhr abends hat der Präsident da« Urteil gesprochen, das Ludwig ver- dämmt endlich seine Verbrechen zu sühnen. Seine Stimme wird die ganze Welt durckdringen und bis zu den entferntesten Gene- rattonen gelangen. Bürger, zum erstenmal in meinem Leben habe ich das furchtbarste der Aemt-r auf mich genommen, ich habe einen Menschen zum Tode verurteilt. Ihr habt mir diese entsetzliche Mission auferlegt. Ick habe sie erfüllt. Ich habe meine Pflicbt getan, mein Gewissen ist heiter und ruhig. Und mit derselben Ruhe würde ich alle Despoten der Welt zum Tode verdammen.' Theater. Kgl. Schauspielhaus:Die glückliche Hand  ', Lustspiel von L u b l i n e r. Hugo Lubliner der Name ruft Er- innerungen an die siebziger und achtziger Jahre wach, da unter der Aegide des Kgl. Schauspielhauses liebe Onkel und Tanten und aller- liebste höhere Töchter sich noch eine« heiter ungestötten Dasein« auf den Brettern freuen durften. Die Zeiten haben sich geändert. Indes die kgl. Bühne und ihr Publikum bewahren der alten Liebe ein treues Andenken. Die eingekampferten. verstaubten Püppchen werden hier von Zeit zu Zeit noch immer vorgeholt und mit unvermindertem Vergnügen akklamiert. Da gibt eS in dem neuen Lubliner eine heiratstiftende Justiz- rätin, die Dame mit der glücklichen Hand, eine, wie alle Leute in dem Stück behaupten, treffliwe Person, die aber ihre inneren Ouali- täten nur durch aufdringliche Taktlosigkeiten nach außen hin betätigt. Die schreckliche Gefahr, daß ein adliger Referendarius und eine GeheimratStochter. die beide kein Vermögen haben und sich doch ver- loben, in ihrer Ehe sich später selbst erhalten müßten, treibt diese gute Seele, beim Erbonkel des jungen Menschen Reklame für ihren Schützling zu machen. Der schrullenhafte alle Junggeselle ein Fabrikant nach der bekannten Marke: guter Kern und rauhe Schale reagiert auf diese Lobpreisungen im umgekehrten Sinne. Wenn drr Jüngling so bedacht, so vorsichtig und tüchttg wäre, wie sie be« Haupte, brauche man ihm erst recht nichts zu vermachen. Erst als der Neffe unpraktisch genug ist, dem Alten zum Trotz an seinem Mädchen festzuhalten, rührt sich am Ende sein Gemüt. Außerdem wird noch ein junger schüchterner Philologe, der auS der Art ge­schlagene Sprosse einer reichen Bäckerfirma mit der Hand einer erst« klassigen Welt- und Toilettendame beglückt. Die sehr gute Darstellung milderte in etwas die Inhaltslosigkeit der Szenen. Einen starken HeiterkeitSersolg erzielte Frau Anna Schramm  , die Unverwüstliche, mit ihrer trockenen Drollerie als resolute Lltberliner Bäckerswitwe. ät. Humor und Satire. Junkerparole. Wechsel tut den Menschen laben, Sätttgung wird leicht fatal, Hunger, den die andern haben, würzt am besten mir das Mahl. Alles ist auf Gottes Erde ja vortrefflich eingeteilt. Daß der eine fröhlich werde, ziemt sich's, daß der andere heult. Freßt Kaidaunen, faule Fische, trocken Brot und sonst»och'waS, Ich derweilen lieg' zu Tische, schwing' die Gabel, heb' das Glas. Könnt' ich wohl im Vollen schwelgen, göttlichem Gebot gemäß. wenn samt seinen schmutz'gen Bälgen satt sich auch der Pöbel fraß'? Könnt' ich wohl den Junkerhintern in dem prallen Hosensack unvermindert überwintern, Wenn nicht hungerte das Pack? Franz. Notizeu. Die Operette für versch ämte Arm«. Um dl neueste Operette.Da« Mädel von Montmartre  ' war unter den Ver legern und Vertteibeen ein urheberrechtlicher Streit auSgebrochek Der Prozeß wurde aber durch Vergleich geendigt und zwar in de Art, daß der obsiegende Verlag den Vertrieb behält, aber für di deutschen   Aufführungen 10 Proz. des Ertrages an verschämte Berline Anne abzuführen bat. Der verbilligte Wagner. 1914 werden Wagnc* Werke frei. Die Verlagsuihaber suchen deshalb vor ToreSschluj noch ein letzte? Geschäft durch eine billige Ausgabe zu machen Tannhäuser, Der fliegende Holländer   und R i e n z werden von dem Musikverlag von A. Fürftner jetzt in revidierte Ausgabe zu erheblich verbilligtem Preise abgegeben.(Klavieraus ziige mit Text zu je 3 M., Ausgabe für Pianosolo mit überlegten Text zu 2 M., Orchesterpartiture» in Taschenformat zu 8 M.), audj die" Einzelausgabe wild jetzt durchweg auf 50 Pf. ermäßigt.