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verhüten, daß bei einer Indiskretion gleich die ganze uner- hörte Gcmeingefährlichkeit ihrer Pläne an den Tag kommt. Nur so viel sei für heute mitgeteilt, daß Vethmann H o l l w e g wieder auf das Ziel des M e h r st i m m e n- rechts unter Aufrechterhaltung der Klassen- einteilung lossteuert. Er verfolgt persönlich mit größter Spannung den Wahlausfall in Hessen und hat im ver- trauten Kreise geäußert, er hoffe unter Anlehnung an das hessische Systeni eine Wahlreform zu­stande bringen zu k ö n n c z,. die unter dem Anschein einer gewissen Libcralilät eine sichere..Kontin gen- tierung" der sozialdemokratischen Stimmen und Mandate ermögliche. Diese Ausdeckung volksfeindlicher Pläne wird der Regie rung, die ohnehin schon die gewaltige Mehrheit des Volkes gegen sich hat die letzten Wahlen waren doch wahrhaftig ein deutliches Zeichen! recht unbequem sein. Aber kein Dementi, mag es auch noch so bestimmt gefaßt sein, schafft die Tatsachen aus der Welt, auf die wir oben him wiesen. DieFrankfurter Volksstiinnw" äußert sich zu diesen lichtscheuen Wahlrechtsplänen in folgender Weise:Jedem Versuche, ihn zu einem gerade vom Standpunkte derstaats erhaltenden� Politik verständigen Vorgehen in Sachen der preußischen Wahlrechtsreform zu bewegen, setzt der Minister- Präsident die störrische Bemerkung entgegen, daß er nach dem voraussehbaren Ausgang der Reichstagswahlen am 12. Januar 1912 die besondere Pflicht zu haben glaube, Preußen vor einer Radikalisierung" zu schützen, das heißt, die Vorrechte des Geldsacks im allgemeinen und der Junkerclique im besonderen weiterhin aufrecht zu erhalten. Ilm so sicherer wird der neue Anschlag auf die Volks- rechte vereitelt werden, je entschiedener die Wähler am 12. Januar ihrer Meinung Ausdruck geben. Mit dem Beschützer des Brotwuchertariss, dem Organisator der Präfektenwahlen. mit dem Staatsmann der Volksentrechtung muß am Wahltage Fraktur geredet werden. Nieder mit der VolkSauSplünderung, nieder mit den Ent- rechtern der breiten Maffen! Auf Preußen kommt für die EntWickelung Deutschlands außerordentlich viel an. Wir hoffen, daß die Aufdeckung des gemeinschädlichen Anschlages genügen wird, um unsere preußischen Kampsesbrüder zu den äußersten Anstrengungen zu entflammen." Die Meldung derFrankfurter Volkssiimme" klingt in der Tat gar nicht unwahrscheinlich. Die Regierung hält es ja seit Jahren mit Ueberraschungen. Sie hat ein so schlechtes Gewissen, daß sie sich aus ihren Verlegenheiten nur durch Ueberrumpelungen retten zu können glaubt. Schon die letzte Wahlrechtsvorlage war ja eine solche Ueberrumpelung. Zwar hatte die Thron- rede im Herbst 1903 die Wahlrcform feierlichst versprochen. allein dann verging wieder mehr als ein Jahr, bevor man von der Wahlresorm wieder etwas hörte. Erst Ende Dezember 1909 sickerte das Gerücht durch, daß dieErwägungen" und «Vorarbeiten" der Regierung ihrem Abschluß nahe seien, so daß dem Landtag in der nächsten Session vermutlich der Entwurf zugehen werde. Um Neujahr kam die berüchtigte Denkschrift heraus, aber erst am 11. Januar 1910 erfuhr man aus der Thronrede, daß dem Landtag nun faktisch demnächst die Wahlrechtsvorlage vorgelegt werden solle. Und am 5. Februar ging dann die Spottgeburt tat- sächlich dem Landtag zu. Sechs, sieben Wochen vor- h S r hatte die Oeffentlichkeit noch keine Ahnung von den Absichten der Regierung! Daß man aber die Sache mit argem Vorbedacht so heimlich betrieben hatte, daß eine Ueberrumpelung beabsichtigt war. bewies klärlich der Inhalt der Vor- läge, bewies obendrein auch die skandalöse H a st, mit der die Vorlage in den Kommissionen und dem Plenum durch- gepeitscht wurde. Die schnöde betrogenen Wähler sollten gar nicht erst zur Besinnung kommen, damit die Empörung der Massen gegen die unerhörte Täuschung des Volkes nicht in voller Stärke zun: Ausdruck käme l Deshalb liegt der Verdacht nur-zu nahe, daß die Regierung auch diesmal dieselbe Ueberrumpelungstaktik versuche» möchte. Aber die Maffen sind nun gewarnt. Sie wissen, was auf dem Spiele steht. Sie werden nun der Regierung des Lebens- mittelwuchers und der Wahlentrechtung bei der Reichstags- wähl de» nötigen Denkzettel geben! Zum igzhltzzmpf In 5chIeswig HoIllein. Aus Kiel wird uns geschrieben: Mit Ungeduld sehen unsere Genoffen in der meerumschlungenen Provinz dem Wahlkampfe entgegen, gilt eS doch für sie, die 1907 davongetragenen Verluste wieder welt zu machen und darüber hin- aus neue Erfolge zu erringen. Die Wahl nach der Annahme des rigorosen Zolltarifs, die Wahl im Jahre 1903, brachte der fchleSwig- holsteinischen Sozialdemokratie fünf Mandate von den zehn, die die Provinz im ganzen zu vergeben hat. In Altona -Stormarn . Kiel - Neuinünster- Rendsburg und Pinneberg- Elmshorn wurden die sozialdemokratischen Kandidaten im ersten Wahlgange glatt gewählt, in der Stichwahl fielen unS die Kreise Flensburg - Apenrade unh Lauen- bürg zu. Diese Vertretung der Sozialdemokratie war etwas mehr, als ihr nach der für sie abgegebenen Stimmen- zahl zukam. Von insgesamt 247 931 bei der Hauptwahl in der Provinz abgegebenen Stimmen waren 109 319 auf die sozialdemo- kratischen Kandidaten entfallen. Die Stichwahlsiege im FlenZburger und Lauenburger Kreise waren der Hilfe der Freisinnigen zu ver- danken und zwar hauptsächlich deshalb, weil in beiden Kreisen der mit der Sozialdemokratie in Stichwahl stehende Kandidat der wider- lichsten antisemitischen Couleur angehörte. Bei der Wahl im Jahre 1907 änderte sich das Bild. Die beispiellose Wahlmache des Hotten- tottenblocks brachte auch in SchleSwig-Holstein Tausende von bürgerlichen Wählern auf die Beine, die sonst hinterm Ofen sitzen bleiben. Die Sozialdemokratie konnte im ersten Wahlgange nur die Kreise Altona und Kiel behaupten. In ElmShorn-Pinne- b e r g wurde sie in die Stichwahl gedrängt. Aufcerdcm stand sie wieder in Stichwahl in Flensburg und Lauenburg und dazu noch im Wahlkreise Jtzehoe-Steinburg. Die Kreise Lauenburg und Elmshorn -Pinneberg fielen in der Stich­wahl mit Hilfe der rechtsstehenden Parteien an den Freisinn. Die Kreise in Flensburg und Itzehoe hätten der Sozialdemokratie gewonnen werden können, wenn der Freisinn in der Stichwahl für die sozial demokratischen Kaydidatcn gestimmt hätte; er zog es aber vor, beiden Kreisen für ausgesprochen büudlerisch-nationalliberale Kandl baten zu stimmen. Ein Verhalten des Freisinns, das um so be- merkenswerter ist. als er drei von seinen fünf ReichStagssitzen in der Provinz nur der sozialdemokratischen Stichivahlhilfe verdankt: Die Kreise Husum - T andern, Schleswig-Eckernförde und Plön -Oldenburg . Aufgabe der Sozialdemokratie ist es also zunächst, ihren Besitz. stand von 1903 wiederzurückzuerobern. Der Altonaer Wahlkreis ist bombensicher. Auch der Kieler Wahlkreis wird der Sozialdemo kratie nicht wieder entrissen werden, trotz der schon an amerika - nische Verhältnisse erinnernden Reklame, die die Fortschrittler nicht für ihre programmatischen Forderungen, sondern für die Person ihres Kandidaten machen. Verstieg sich doch das in Neu- Münster erscheinende FreisinnSblatt sogar soweit, den als Politiker wie als Sozialpoliliker recht unbedeutenden Theologieprofessor T i t i u s- Göttingen, den fortschrittlichen Kandidaten, den Heros der Gegenwart und Zukunft zu nennen. Für die Wiedereroberung des Kreises ElmShorn-Pinne- b e r g und zwar im ersten Wahlgange ist die beste Hoffnung vorhanden. Dieser Kreis hat übrigens von einer Nachwahl 1894 an bis 1907 der Sozialdemokratie gehört. Der jetzige Vertreter des Kreises, der reaktionäre, schutzzöllnerisch gesinnte und arbeiter feindliche freisinnige Reichstagsabgeordnete Carstens, hat erst vor wenigen Wochen ganz plötzlich seine Kandidatur zurückgezogen An seiner Stelle hat die Fortschrittspartei den Führer der Ham- burger Liberalen, das Bürgerschaftsmitglied Dr. B r a b a n d auf- gestellt. Man ist dabei gleich ins andere Extrem verfallen, denn Dr. Braband gilt als wirklich liberal. Damit ist nur bewiesen, wie sehr den Freisinnigen das Feuer auf die Nägel brennt. Wahlen wie 1907 lassen sich 1912 nicht wieder machen. Aber auch ein Liberaler wie Dr. Braband dürfte die Wahl unseres Genossen A. v. Elm nicht verhindern. D Bedeutend schwieriger liegen die Verhältnisse im Fbcnsburgcr Kreise. Hier dürfte das Stimmenverhältnis von 1907 zugrunde gelegt der Freisinnige oder der Nationalliberale mit dem Sozialdemokraten in die Stichwahl gebangen. Der Flensburger Freisinn schleppt das Schandmal des freifinnig-bündlerischen Ver­trages mit sich herum. Der Bund der Landwirte hat sich verpflichtet und diese PflicBt auch erfüllt, bei der preußischen Landtagswahl 1809 den Freisinn zu unterstützen. Der Freisinnige Dr. DuuS ist auf bündlerische Krücken in das Preußische Abgeordnetenhaus gekommen. Dafür hat sich die freisinnige Parteileitung im Kreise verpflichtet, falls bei der Reichstagswahl der Kandidat des Bundes der Landwirte mit einem dritten Kandidaten, einerlei welcher Partei, in die Stickwahl kommt, öffentlich und privatim die frei- sinnigen Wähler aufzufordern, für den Kandidaten des Bundes der Landwirte einzutreten. Wenn eS der Sozialdemokratie gelingt, ihre Stimmenzahl so zu steigern, daß die Stichwahlhilfe der Dänen zur Wahl des sozialdemokratischen Kandidaten genügt, ist die Ge- winnung des Wahlkreises nicht ausgeschlossen. Da die Flensburger Genossen seit dem 1. April 1911 ein eigenes Organ haben, darf man das Beste hoffen. Allerdings, außerordentliche Anstrengungen sind nötig. Außerordentlich verworren liegen die Verhältnisse im Kreise Lauenburg . Hier stehen sich nicht weniger als fünf Kandidaten gegenüber. Neben dem Sozialdemokraten kandidieren ein Frei- sinniger, Nationalliberaler, Konservativer und Antisemit. Die Fortschrittler sind um ihren Kandidaten, dem 1907 mit antisemiti - scher Stichwahlhikfe gewählten Blockjünglin« Dr. Heckscher, einen der reaktionärsten FreisinnSmannen, sehr besorgt. Bezeich- nend für dürfen Freisinnskandidaten fft eS, daß selbst der Kreis- vorstand des ReichSverbandeS zur Bekämpfung der Sozialdemo- kratie seit Wochen schon den Nationalliberalen in den Ohren liegt, sie sollen ihre Kandidatur zurückziehen, damit die Stimmenger- splittcrung nicht letzten Ende? zu einer Wahl des vaterlandsfeind­lichen Sozialdemokraten führt, sondern der Freisinnige wieder- gewählt wird. Die Chancen der Sozialdemokratie stehen in diesem Kreise nicht ungünstig. Ob eS schon bei der nächsten Wahl im Kreise Itzehoe- Steinburg gelingt, die Gegner schon im ersten Wahlgange zu schlagen, ist sehr fraglich, wenn auch nicht unter allen Um- ständen ausgeschlossen. Da» Resultat der Hauptwahl 1903, das zur Beurteilung- der Dahlchancen jedenfalls zuverlässiger ist als da? von 1907, ist folgendes: Sozialdemokrat 10 901. Reickspartei 2880, Freisinnige Vereinigung 2904, Nationalsozial 3220 Stimmen. 1907 wurde der nationalliberal-bündlerische Dr. Görck gewählt, der auch diesmal wieder kandidiert. In der Stichwahl ist auf einen Sieg der Sozialdemokratie wohl nur zu rechnen, wenn der sozial- demokratische Kandidat mit dem Nationalliberalen in die Stichwahl kommt und die an der absoluten Mehrheit fehlende Stimmenzahl nicht allzu groß ist. Noch in einem Wahlkreise wäre mit einem Erfolge der Sozial- demokratie zu rechnen, wenn der Freisinn wirklich liberal wäre, nämlich im Wahlkreise Schleswig-Eckernförde. Hier wird der Sozialdemokrat in Stichwahl kommen und aller Voraussicht vack mit dem nationalliberalen Kandidaten, einem Agrarier, der sich voll und ganz dem Bunde der Landwirte verschrieben hat. In den übrigen drei Wahlkreisen der Provinz sind positive Erfolge der Sozialdemokratie vollständig ausgeschlossen. Im_ Kreise Hadersleben-Sonderburg ist die Wahl des dänischen Kandidaten sicher, in Husum -Tondern und P l ö n- O l d e n- bürg werden wir nach freiheitlicher Richtung hin in der Stichwahl den Ausschlag geben können. Interessant ist. daß der Bund der Landwirte in fünf Kreisen Sonderkandidaturen aufgestellt hat, von denen sich vier speziell gegen die Nationalliberalen richten. In den übrigen Kreisen bietet der nationalliberale resp. konservative Kandidat dem Bunde Gewähr genug, daß er für seine Forderungen eintritt. Wie schroff der Bund der Landwirte den Nationalliberalcn gpgenübertritt und immer bestrebt ist, sie unter seinen Willen zu beugen, geht daraus hervor, daß er von den nationalliberalen Kandidaten die Zusicherung verlangt, daß sie sich einer gleichgearteten Führung wie der jetzigen Führung der nationalliberalen Reichstagsfraktion nicht unter- werfen wollen. Und dabei sind die schleswig-holsteinischen National- liberalen die reaktionärsten im ganzen Reiche. Es gibt kaum noch eine Grenzlinie zwischen Nationalliberale und Konservative in der Provinz, sind doch die nationallibcralen RcichStagSwähler bei der preußischen Landtagswahl die freikonservativen Wühler. ES bedarf gewaltiger Anstrengungen, um die Gegner au» ihren Schanzen hinauszuwerfen, aber bei der günstigen EntWickelung unserer Organisation in der Provinz darf man zu unseren schleSwig. holsteinischen Genossen das Zutrauen haben» daß sie das menschen. möglichste im Wahlkampfe leisten. »Durch die Kopflosigkeit der italienischen Offiziere wurde eine wilde Menschenjagd eröffnet. Den Truppen wurde befohlen, auch auf Frauen und Kinder zu schießen. Bisher sind mindestens 3000 Eingeborene füsiliert oder auf der Stelle nieder- geknallt worden. Die Italiener erschossen einen Malteser und einen Griechen, weil sie sie für Eingeborene hielten. Der Kor- respondent sah mit eigenen Augen unerhörte Grausamkeiten. Hunderte von Arabcrlcichen liegen in den Gassen umher. Die all- gemeine Unsicherheit nimmt infolgedessen in der Stadt zu." Aber selbst italienische Blätter, obwohl die meisten die Schandtaten frech ableugnen, enthalten einzelne Schilde- rungen der Grausamkeit und Brutalität der italienischen Kriegsführung. So gibt der Berichterstatter der k o n s e r- vativenStampa" eine Schilderung, wonach die italienischen Soldaten die arabischen Greise. Frauen und Kinder splitternackt ausgezogen und in diesem Zu stände fest aneinander- ebunden durch die ganze Stadt bis in die efängnisse getrieben hätten. Die unglücklichen Menschen hätten mehr vor Scham als vor Furcht gezittert. DerStampa"-Korrcspondent erzählt, daß er sich selbst ins Mittel gelegt habe, um diese unmenschliche Behandlung, die von de nr Vorgesetzten befohlen w.o r d e n war, zu verhindern. Eine gewisse Entschuldigung der fürchterlichen Erbitterung der Italiener könne in dem Umstände gesehen iverden, daß ihre Kameraden von den Arabern in ebenso grau- samer Weise hinterrücks niedergemetzelt wurden. Dieselben Grausamkeiten werden auch von englischen Berichterstattern bestätigt. Drei Tage lang schössen diesen Berichten zufolge die Italiener alles nieder,>vaS ihnen gerade vor die Flinte kam. Nichtkombattanten, Frauen und Kinder sind dabei nicht geschont worden. Die Opfer dieses Gemetzels werden mit viertausend an- gegeben. Der Korrespondent derTimes" sagt: »Selbst wenn man die besonderen Gebote der Kriegslage in Betracht zieht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Abscheulichkeiten auch Grund zu einem blutigen Kriege und zu erbarmungsloser Wiedervergelrung geben müssen. Ich habe Grausamkeiten erlebt, die im zwanzigsten Jahrhundert kaum durch militärische Gründe gerecht- fertigt werden können." So sieht kapitalistische Kolonialpolitik in Wirklichkeit aus l Die Lage der Italiener in Tripolis ist nach wie vor r i t i s ch. Trotz aller Dementis scheint soviel sicher zu sein, daß die Italiener sich in die Stadt haben zurückziehen müssen und sich hier nur mit Mühe gegen die türkisch-arabischcn An- griffe halten können. Eine Verbesserung ihrer Position können ie nur von rechtzeitiger Ankunft der erbetenen Verstärkungen erwarten. Und noch ein unheimlicher Feind bedroht sie. Die Cholera anfangs abgeleugnet, wie die Sffederlagcn greift noch um sich und fordert zahlreiche Opfer unter den Italienern wie unter den Arabern. Und Hunderte von Leichen liegen umher und verpesten die Luft. Und um das Bild noch zu vervollständigen, wird be- richtet, daß die Italiener zu ihrer militärischen Sicherheit mit ihren Schiffskanonen die Oliven- und Dattelpalmen- Pflanzungen, die den Feinden als Deckung dienten, nieder- gelegt haben. Sie haben damit ans Jahre hinaus das einzig wirklich Wertvolle, das in Tripolis zu finden ist, vernichtet. Ein neuer Angriff. Tripolis , 2. November. Meldung derSgenzia Stekani".) Der gestrige Tag sowie die Nacht sind, abgesehen von einem An- griffsversuck, der abends gegen 2 Uhr vorgenommen wurde, bis jetzt ruhig verlaufen. Die Witterungsverhältnisse haben keine radio- telegraphischen Rachrichten auS Tobcuk, Derna, Benghafl und HomS zugelassen. Heute gegen 2 Uhr früh unternahm die feindliche Artillerie etliche erfolglose Angriffe aus die italienischen Linien im Südosten. Um 8 Uhr hörte das Feuer auf und bis gegen 91/1 Uhr vormittags wurde kein weitere» Anzeichen einer Tätigkeit de» Feindes wahr« genommen. Gtenerpflicht der Italiener . Konstantinopel , L.November. Die Pforte veröffentlicht ein Zirkulär des Ministeriums des Innern, in dem genaue Jnstrullionen darüber gegeben werden, wie alle bisher nur von den Otlomaucn gezahlten Steuern und Abgaben auch aus die Italiener angewendet werden sollen. Die türkischen Behörden sollen die italienischen Unternehmungen wie ottomanische behandeln. Die Lage vor Tripolis . Konpantiuopel» 2. November. Nach zuverläßlichen Informationen war am 30. Oklober die Lage bei Tripolis folgende: Der türkische rechte Flügel drängte trotz der energischen Gegenwehr der Italiener . deren linken Flügel zurück, wobei die Forts MiSri und �ann' genommen wurden. DaS türkische Zentrum warf das italienische Zentrum bis hinter die Mauern von Tripolis zurück. Im Zentrum befehligte Oberst Reschat Bei. auf dem rechten Flügel Oberst«dhmed. Allein der rechte Flügel der Italiener konnte seine Stellung vier Kilometer vor Tripolis behaupten. Die Türken besetzte n wiedergewonnenen Forts. Die Stadtmauer ist die ünfzehn Meter hoch und einen Meter breit. Die türkischen Truppen befinden sich in gehobener Stimmung. Räch weiteren Meldungen ollen am nächsten Tage die Italiener aus der ganzen Linie ge» warfen und hinter die Mauern von Tripolis zurückgetrieben worden 'ein. Die Demoralisierung unter den Italienern sei sehr groß. Italienische Ablengunnge». Rom , 2. November. DieAgenzia Stefani' erklärt: Einige Blätter haben Nachrichten gebracht über Kämpfe, die am 30. und 31. Oktober bei Tripolis stattgefunden hätten und von denen die italienische Regierung der Presse keine Mineilung gemacht hätte. Diese Behauptungen entbehren jeder Begründung. Außer dem. was offiziell durch Bermittelung der.Agenzia Stefani" mitgeteilr worden ist, ist bis jetzt keine andere Nachricht von Kämpfen oder Scharmützeln von dem Generalkommando in Tripolis eingetroffen. . Abgeordnete Ircy. ob er den Einfluß Groß» um der Tötung arabischer Kinder durch die Italiener ein ver Krieg. Alle verläßlichen Nachrichten stimmen darin überein, daß die italienische Kriegöführung den Eingeborenen, die ihr Land gegen den räuberischen Ueberfall verteidigen, in geradezu bestialischer Weise gegenübertritt. So berichtet der Korrespondent der»Franks. Ztg." aus Tripolis ; Eine Anfrage über die Bestialitäten. London , 2. November. Unterhaus. Der Leach ftagte Edward( britamiienS benutzen würde. Männer. Frauen und Ende zu bereiten. G r e y erwiderte, die militärisichen Operationen der italieni - chen Regierung in Tripolis sind Angelegenheiten, in die sich die britische Regierung nicht einmischen kann, eine jede andere Haltung würde mit der Neutralitätserklärung, die wir ab» gegeben haben, unverträglich sein. Ich erfahre, daß die in Frage stehende Meldung von der höchsten Autorität in Abrede gestellt worden ist. Ich muß auf das ernstlickste bedauern, daß Anfrage» in einer Form gestellt werden, die für andere Länder verletzend sein muß. In Erwiderung auf eine andere Frage sagte Sir Edward Greh. die erste Andeutung einer Abficht, Tripolis zu besetzen, war die