sondern die„unerhörten Kritisierereien" von„denenda"(Sozialdemokraten) sich verbat und dem Aorsitzenden StadtratJakobi den Rat gab. doch die Rcvisionsberichtc der Sozialdemo-traten immer am Schluß der Sitzung zu behandeln, dann könnteman wenigstens weggehen und„die da"(Sazialdemo-traten) könnten sich dann hier„Kopf stellen". Darauf habe er,voffmann, erwidert, das„Kopfstellen" kleide den Herrn Witt«towsky viel besser und habe noch den Vorteil, daß dabei der„ver-n unf tigere Teil" auch mal nach oben komme.(StürmischeHeiterkeit und Beifall.)In der Diskussion teilte ein Redner mit, daß der Herr Kan-didat Ebeling ein Gastlokal besitze, wo die Hausdiener unter demEilgutschuppen schlafen müßten, wo morgens um 2 Uhr schon verladen werde. Ein anderer Hausdiener schlafe unter dem Stadt-dahnbogen._Hue der Partei.Waffen für den Wahlkampf.Im Verlage der Buchhandlung Vorwärts sind soebenzwei bedeutsame Bücher erschienen, die für den ReichstagSwahlkampsunseren Genossen eine Fülle wertvollen Materials bieten. Das«ineist das Handbuch für sozialdemokratische Wähler(Der ReichstagISO?— ISIl), herausgegeben vom Vorst ande der sozial«demokratischen Partei. Dieses Handbuch beleuchtet auf781 Seiten alle Tat- und Unterlasiungssünden des sterbenden Reichs-tageS auf allen Gebieten der Politik und gibt Klarheit über dieStellungnahme und die Forderungen der sozialdemokratischen Parteizu allen politischen Fragen. Ganz besondere Berücksichtigunghabe» in dieser imperialistischen Epoche die Kapitel überHeer» und Flottenwesen, über Kolonialpolitik,über die Marokko- Affäre, über VerfassungS-kämpfe u. dergl. erfahren. Ebenso ausführlich ist die Zoll-und Steuerpolitik, vor allem die Reichsfinanzreformvon 1 g 0 9 behandelt. Einen breiten Raum nehmen ferner dieverschiedenen Abhandlungen über Sozialpolitik und dieReichsversicherungsordnung ein. Wir können hier nurdie wichtigsten Abschnitte dieser reichhaltigen Materialsainmlungherausgreifen, die als Anhang noch Winke für die Agitation und dieWahlen gibt. Das Werk hat trotz seiner hohen Seitenzahl ein rechthandliches Format, guten Druck und praktischen und geschmackvollenEinband. Der Buchhandelpreis beträgt 6 M.Das zweite Buch ist betitelt Wahllügcn der bürgerliche» Parteienund einhält eine Sammlung und Widerlegung der von den bürger-lichen Parteien zur Verleumdung der Sozialdemokratie und dersozialdemokratischen Vertreter verbreiteten Lügen. Die erste Auf-läge dieses Buches erschien 1907 und ist jetzt um die neueren Lügenvermehrt worden. Es ist eine Ergänzung des auch im Vorwärts-Verlage erschienenen Büches von A. Erdmann»Die Sozial-demotratie im Urteile der Gegner". Die»Wahl-lügen" umfassen 305 Seiten und kosten in guter Ausstattung 3 M.Kommunalwahlerfolge.Bei der am Freitag in Cronenberg(Kreis Lennep-Remscheid-Mettmann) stattgefundenen Stadtverordnetenwahl der dritten Ab-teilung habeil unsere Genosien trotz der schäbigsten Machenschaftender Gegner einen glänzenden Sieg errungen. Der bürgerlicheOrdnungsbrei erhielt 138. 153 und 210 Stimmen, die Christlichen92 und 99 Stimmen, während unsere Genossen 671 Stimmenerhielten. Damit ziehen zu den schon vorhandenen drei Sozial-demokraten noch drei wettere in das dortige Stadtverordneten-kollegiun, ein.Bei der S t a d t v e r o r d n e t e n«v a h l in dem kleinen Land-�flndtcheu Leichlingen(Kreis Solingen) erhielten die beidenfeMlididoUli der Sozialdemokratie 2Ö3, das Zentrum 187 und die�Evangelisten" 96 Stimmen. Es ist Stichtvahl zwischen Zentrumund Sozialdemokratie erforderlich, jedoch ist der Sieg unsererGenossen sicher._Zur englischen Einigungsaktion.Auf die Entgegnung unseres Londoner Korrespondenten sendetuns Genosse Sachse-London die folgende Erwiderung:Ich denke, die beiderseitige Auseinandersetzung wird genügthaben, den Lesern des„Vorwärts" ein eigenes Urteil über dieBedeutung und den Wert der sogenannten Einigungskonferenz vonManchester zu ermöglichen. Die bequeme Art der Polemik, wiesie von Ihrem Londoner Korrespondenten geübt wird, meine Be-bauptungen und Feststellungen zu bloßen„Vermutungen" zu stem-peln und diesen seine„persönliche Anschauung" gegenüberzustellen,läßt jedoch einige Richtigstellungen notwendig erscheinen.Daß die Frage der Arbeiterpartei die Vereinigung derI. P. mit der S. D. P. verhindert, ist nicht meine„Vermutung",sondern das ist die offizielle Begründung, mit der der° r st a n d d e r I. L. P. alle bisherigen Einigungsvorschläge ab-gelehnt hat. Es liegt ja auch auf der Hand, daß eine Vereinigungvon Organisationen, von denen die eine der Arbeiterpartei an-gehören, die andere ihr fernbleiben, ja, sie bekämpfen will, tech-n» s ch u n möglich ist. Angesichts dieser Sachlage ist es durchausungerechtfertigt' die verkehrte und abgeschmackte Argumentationeines Urtikels des„Labour Leader" ohne weiteres als offizielleStellungnahme der I. L. P. hinzustellen. Man weiß, daß der„�.avour Leader" noch nicht gänzlich der Kontrolle der Opportunistencmrtffen ist, und daß es in der I. L. P. Leute gibt, die nichts mehr�.�n Eintritt neuer revolutionärer Elemente in dieArbeiterpartei. Das zeigt aber nur, wie segensreich dieser für dieEntwickelung des Sozialismus und der Arbeiterpartei wäre.??..�in„Komplott aufgedeckt",, sondern nur auf einganz durchsichtiges Manöver hingewiesen, Ortsgruppen der I. L. P-gegen deren Vorstand und Parteitag auszuspielen, und zwar dasnicht erst jetzt, fondern schon vor„sechs Monaten", in nieiner Be-sprechung der Eoventryer Konferenz. Ob ich das Vorgehen derS. D. P. richtig qualifiziert habe, kann nun, da die diesbezüglichenTatsachen nicht bestritten werden, jeder Sozialdemokrat für sichselber enischeiden. Ich bin aber keineswegs„so ziemlich der einzige".der darüber„Entrüstung empfunden" hat, wie sich jeder überzeugenkann, der imt I. L. P.-Kreiscn persönlich Fühlung nimmt. Daßder Vorstand der I. L. P. aus Gründen, über die ich allerdings nureine Vermutung äußern kann, es nicht für angebracht hielt, ösfent-lich Protest zu erheben, ändert an der Tatsache gar nichts.Ihr Korrespondent glaubt nicht, daß die Elemente, die sich inManchester mit der S. D. P. vereinigt haben, zum Teil aus imperia-listischen Wirrköpfen, zum Teil aus impossibilistischen Eigenbrödlernbestehen. Nun, man weiß ja, wen man vor sich hat, und die De-datten in Manchester waren gewiß nicht geeignet,„Besürchtungcnzu zerstreuen". Hoffen wir, daß Ihr Korrespondent m dieser Be-Ziehung recht behält, aber dazu bedarf es jedenfalls mehr alseiner Resolution über den tripolitanischen Raubzug oder des Sta»tutcntwurfs des Provisorischen Komitees. Wollte man personlichwerden, dann könnte man Leute namhaft machen, die an dergeisterten Annahme jener Resolution auch durch das feierlicheGelöbnis nicht gehindert wurden, den„Pozisismus" bis anS Ende'hrer Tage zu bekämpfen. B l a t ch f o r d. der an der ganzen Aktionkernen Anteil genommen haben soll, iit der Redakteur und Eigen-tumer de»„Clarion", durch welchen die„B. S. P. vonfflratjfon und unter der begeisterten Befürwortung Blatch-ford» selber. ,nZ Leben gerufen worden ist und der l'ch.Sumoffiziellen Organ der„neuen Partei" machen zu wollen scheint.Ä der anerkannte Führer der Clarion-KlubS. die in Manchester durch 32 Delegierte vertreten waren.schließlich habe ich die S. D. P. nicht als„Prügelknaben füralle Sunden und Gebrechen der sozialistischen Bewegung" in Eng-land behandelt, wenn ,ch auch der Ansicht bin. daß ihre verfehlteund starrköpfige Politik ein gut Teil der Schuld an dem hiesigenElend zu tragen hat. Ich meine allerdings auch, daß die Fehl-tritt« und llnterlaffungen einer Organisation, die der ganzen Bewegung als theoretischer Leitstern dienen will und schon seit Jahrzehnten„feriig" ist, sirenger beurteilt werden müssen als die derI. L. P. oder gar der Arbeiterpartei, die noch im Werden find odererst am Anfang ihrer Entwickelung stehen und sich instinktiv ihrenWeg entlangtasten muffen.parlamentarUcbee«Kommission für die Angestelltenversichernng.(Sitzung vom Sonnabend, den 4. November.)Die Kommission erledigte heute den Abschnitt über die Zuschuß-und Ersatzkassen und den Rest des Gesetzes in erster Lesung. Zu-schutzkassen sollen nach der Borlage zugelassen werden, wenn siefür ihre Mitglieder die nach diesem Gesetz geforderten Beiträge indie Reichsversicherungsanstalt abführen. Auf Antrag der Volks-Partei wird diese Stellung nicht nur deu Werkspensionskaffen.sondern auch den Versicherungs- oder Wohlfahrtseinrichtungen derBetriebe zugebilligt: man hat dabei an Fonds gedacht, die vonUnternehmern für Unterstützungszwecke gestiftet sind. Von unserenGenossen wurde beantragt, daß solche Pensionskassen, die nebenAngestellten auch Arbeiter als Mitglieder ausnehmen, ihr Ver-mögen für die Angesielltenversicherung besonders verwalten müssen.Es soll damit verhindert werden, daß in einer WerkspensionskasseMittel, die die Arbeiter ausbringen, für die Angestelltenversicherungverwendet werden.Zu z 369 wird ein Antrag der Volkspartei angenommen, derden Wierkspensionskassen die Verpflichtung auferlegt, daß sie fürZwecke des Heilverfahrens prozentual mindestens die gleichen Auf-Wendungen machen muffen, als die staatliche Versicherung.Die Kommission entscheidet sich sodann für die Zulassung derE r s a tz k a s s e n. Dagegen stimmen nur die Sozialdemokraten,der Abg. Potthoff und der Abg. Raab. Die Erfatzkasscn sollen nachder Vorlage die Mitglieder von der staatlichen Versicherung befreien.Beim Ausscheiden aus der Kasse wird den Mitgliedern aber dieZeit ihrer Mitgliedschaft in der Werkspensionskasse als Wartezeitfür die staatliche Versicherung angerechnet. Nach einem Beschlußder Kommission werden nur Versicherungseinrichtungen als Ersatz-lassen zugelassen, nicht etwa Unterstützungseinrichtungen, die nuraus freiwilligen Fonds bestehen. Bei der Wichtigkeit, die dieserBeschlutz beansprucht, geben wir den§ 367 im Wortlaut wieder:„Der Bundesrat bestimmt auf Antrag, daß Versicherungs-cinrichtungen der im§ 362 bezeichneten Art als Ersatzkaffen zu-gelassen werden. Die Kassen müssen vor dem 15. Oktober 1911vorhanden und bei Stellung des Antrages rechtsfähig sein. DerAntrag ist vom Vorstand der Versicherungseinrichtung oder derMehrheit der versicherten Angestellten vor dem I. Januar 1913beim Bundesrat zu stellen. Zur Sicherstellung der reichsgesetz-lichen Beitragsleistungen für den Fall der Nichtzulassung habendie Versicherungseinrichtungen am 1. Januar 1913 eine vomBundesrat nach Anhörung der Reichsversichcrungsanstalt zu be-messende Sicherheit bei der Reichsversicherungsanstalt zu hinter-legen. Wird der Antrag auf Zulassung abgelehnt, so sind dieseit Inkrafttreten des Gesetzes rückständigen Beiträge unter An-rechnung von 3)4 Proz. Zinsen und ZinseSzinsen nachzuzahlen.Bei Streit über die Höhe des nachzuzahlenden Betrages entscheidetdas Oberschiedsgericht. Die Beteiligung bei einer zugelassenenErsatzkasse gilt der Versicherung bei der Reichsversicherungsanstaltgleich. Das Gleiche gilt, solange das Verfahren über die Zulassungschwebt. Die Ersatzkaffen müssen den§§ 368— 371 genügen."Zu g 371 wurde ein Antrag unserer Genossen angenommen,der bestimmt, daß für die Mitglieder der Werkspensionskassen dieInstanzen über Rentengewährung entscheiden, die dieses Gesetz vor-steht. Es ist damit verhindert, daß eine Werkspensionskasse denordentlichen Rechtsweg zur Verfolgung der Ansprüche ausschließenkann, wie es heute vielfach geschieht. Gegen diesen Antrag stimmtennur die Konservativen und die Nationalliberalen. Im§ 372 wurdeauf Antrag der Volkspartei eingefügt, daß ein Viertel des Ver-mögens der Werkspensionskassen in Reichs- und Staatsanleihen an-gelegt sei» muß.Die Stellung der Knappschastskassen wurde durch einen Antragdes Abg. Behrens dahin geändert, daß diese Kassen die Renten nachdiesem Gesetz auf ihre Leistungen anrechnen können. Die Vor-läge sah den Zwang der Anrechnung vor, während es nun in dasBelieben der Kassen gestellt ist. Kommt ein dahingehender Beschlußüber die Satzungsänderung nicht zustande, so kann auf Antrag derMehrheit der Unternehmer oder der Mitglieder der Kasse die obersteVerwaltungsbehörde bestimmen, inwieweit die Unterstützungen zuermäßigen sind.Nach§ 331 befreit von der Versicherungspflicht der Abschlußeiner Lebensversicherung. Diese Vorschrift wurde in derKommission dahin ergänzt, daß nur die Versicherungen ii, Betrachtkommen, die vor dem 16. Oktober 1911 abgeschlossen sind. Fernersoll entsprechend einem Antrag Raab die freiwillige Ver-sicher ung für diejenigen gestattet sein, die bei Knlrasttretendes Gesetzes ein Gehalt von fünf- bis zehntausend Mark bezogen.Nach dem Gesetz sind diese Personen von der Zwangsversicherungausgeschaltet.Die zweite Beratung der Vorlage wird in der Kommission vor-auSsichtlich am Mittwoch, den 8. November, erfolgen können.£Iiis Industrie und ftandelTer Scmtenstand in Preuße»zu Anfang November war. wenn 2 gut. 3 mittel. 4 gering und5 sehr gering bedeutet, für Weizen 2,7, Spelz 2,0, Roggen2,7, Raps und Rübsen 2,9 und junger Klee 4.0.In den Bemerkungen der Statistischen Korrespondenz heißt es:Obgleich sich die Niederschlagsmengen sehr ungleich auf das Siaats-gebiet verteilten, waren sie doch fast überall gerade hinreichendzur Bestellung der Aecker zur Wintersaat, di» nun mit allen Kräftengefördert und bei dem'Roggen so gut wie zu Ende geführt wurde.Andere Schädlinge als Mäuse haben sich kaum bemerkbar gemacht.Vorläufig läßt sich über den Stand der jungen Saaten nochnicht viel und auch kaum Nachteiliges berichten. Eine Be-urteilung des Winteriveizenö war diesmal noch nicht überall mög-lich. Ueber den Wintcrspelz liegen Bemerkungen überhaupt nichtvor. Für den Winterroggcn ist wohl kaum eine Note ausgeblieben,da er zum beträchtlichen Teile schon zeitig eingesät wurde unddaher in jedem Berichtsbezirk ziemlich gut aufgelaufen war. Nichtselten werden die Oelfrüchte. Winterraps und-Rübsen, ungünstigbeurteilt, deren Einsaat im August, diesmal also gerade in dertrockenen Zeit, zu erfolgen hat. Ter junge Klee hat sich stellen.weise zwar etwas erholt, zum großen Teile soll er aber doch ver-dorrt oder von den Mäusen vernichtet sein, so daß er in sehr vielenBerichtsbezirkcn nicht zu beurteilen war; hier und da wird er auchvon Erdflöhen heimgesucht.Das Glück von Luxcmbura.Kaum hat die Teutsch-Luxcmburgische Bergwerksgesellschastsich die Dortmunder Ilnion angegliedert, da wird das Schmerzcns-kind der Ilnion. die Zeche Adolf von Haniemann, zu einem Quellder Freude für die Aktionäre. Vor 28 Jahren ersoff die Zeche;verschiedene Versuche, sie wieder vollständig betriebsfähig zu machen,blieben erfolglos; die Wassereinbrüche wiederholten sich. JetztPlötzlich wird bekannt, daß die Trockenlegung des Hauptschachtcsbis zur Sohle erfolgt fei und die weiteren Aufbrucharbeiten vor-genommen werden können. Diese Nachricht beantwortete die Börsemit einem Hinaussehe» der Kurse von Deutsch-Luxcmburg um5—6 Proz. Das Glück von Luxemburg läßt die Erinnerung andie Geschichte der Zeche Adolf von Hansemann wieder lebendigwerden. Sie liefert ein Schulbeispiel kapitalistischer Kniffe undPfiffe. Die Zeche, an der Adolf von Hansemann, Direktor derDiskontogesellschaft, stark interessiert war. gelangte in den Besitzeines von dieser Gesellschaft gebildeten Konsortiuilis. Bisher ge-hörte sie unter der Firma„Mengeder Bcrgwcrksvcrein" zum Besitz-stand der Gelsenkirchener Bergwcrksgesellschaft. Als sich heraus-stellte, daß der Erwerb der Zeche eine Fehlspekulation war, packteHansemann sie im Jahre 1899 einfach der von ihm beherrschten. Dortmunder Union auf. Der Kaufpreis war auf 9 Millionen Markj berechnet, aber die Union mußte dasiir 9 Millionen Mark ihrerAktien zum Nenniverie hergeben, obwohl diese damals 130 nolierlcn.In den nächsten Jahren hatte die Union noch zirka 2Vj MillionenMark auszuwenden, um die Schäden des Wvsscreinbruches zu be-heben. Die Diskontogesellschast machte bei der Abstotzung einBombengeschäft. Die Porbesitzcr hatten für das gesamte Unter-nehmen übr 12 Millionen Mark aufgewendet. Das Konsortium derDiskontogesellschaft erwarb die Kuxe für 2,3 Millionen Mark, esverbrauchte dann allerdings noch einige Millionen Mark für dieAbteufung eines zweite» Schachtes, aber die Union mutzte auch die3)-! Millionen Mark bezahlen, die der ersoffene Schacht gekostethatte. Hansemann verstand es. sein Privatinteresse mit dem derBank schön zu vereinigen; die Aktionäre der Union konnten dafürin den Beutel greifen. Trotzdem glauben manche Leute immernoch, die von einem Unternehmen gezahlten Dividenden könntenimmer als Matzstab für die Rentabilität industrieller Werke gelten.Die Union war weiter von Pech verfolgt. Im Jahre 1901, alsman glaubte, bald mit einer bedeutenden Förderung aus der Nachtder Zubußen an das Licht der Ueberschüsse treten zu können, machteein neuer Wassereinbruch die Anlage zum Teil erneut betriebs-unfähig. Wiederum waren bedeutende Mittel für Abteufungs-arbeiten erforderlich. Nun, nachdem Deutsch-Luxemburg mit derUnion auch die Zeche Adolf von Hansemann übernommen, scheinenihre glücklichen Tage angebrochen zu sein. Die Wasserförderul?»auf der der Hansemann benachbarten fiskalischen Zeche Waltropbat die Zuflüsse abgezogen und die Trockenlegung des ersoffenenSchachtes ermöglicht.________Gerichts-Zeitung»Der Revolver gegen Arbeiter.Eine Revolverschießerei, die sehr traurige Folgen gehabt halte,lag einer Anklage wegen qualifizierter Körperverletzung zugrunde,welche den B-rschnitter Johann W-loszek vor die 5. Strafkammerdes Landgerichts III führte.Der Angeklagte war auf einem Bauerngut in Paulshof be-schäftigt. Als eines TageS der 18jährige Schnitter Boretzki 7 Mi-nuten zu früh mit der Arbeit aufgehört hatte, machte ihm der Auge-klagte Vorwürfe. ES kam zu einem Streit zwischen Beiden, indessen Verlauf Boretzki mit einem Messer auf den Angeklagten los-ging. Während dem B. von anderen Schnittern das Messer ent-wunden wurde, lief der Angeklagte in seine Kammer und holteseinen Revolver. Mit diesem stürzte er auf B. zu und gab zweiSchüsse ab. Von einem Schuß in das rechte Auge getroffen, sankB. mit einem lauten Aufschrei zu Boden. Er wurde auf schnellstemWege in das nächstliegende Krankenhaus geschafft, wo er Wochen-lang mit dem Tode kämpfte. Infolge der Verletzung ist ein Augevollständig verloren, während das linke Auge die Sehkraft fast voll-ständig verloren hat.— Vor Gericht beantragte der Staatsauwaltmit Rücksicht auf die schweren Folgen, welche die Tat des Ange-klagten gehabt hatte, eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren. DcSUrteil lautete auf nur 1 Jahr 6 Monate Gefängnis.Der Gattenmord am Tegeler Weg.In der gestrigen Beweisaufnahme bekundet ein Zeuge Preuß,der Angeklagte habe sich sehr erregt über seine Ehefrau ausgc-sprachen. Unter anderem habe er gesagt:„Wenn ich geschiedenwerde, dann schieße ich meine Frau nieder und einige anderemüssen auch noch mit! Ich bin vollständig ruiniert, verliere meineStellung, meine Pension und alles!"— Zu einem anderen Zeugenhat der Angeklagte voller Verzweiflung gesagt:„Ich habe kein StuckMöbel mehr vorgefunden; ich schieße meine Frau nieder und dieganze Bande in Potsdam und mich dann hinterher!"— Zu einemanderen Zeugen hat der Angeklagte am Tage vor der Tat überseine Frau und seine Schwiegereltern geschimpft und sich dahin gc-äußert:„Für diese Bande wäre der Revolver noch viel zu schade."Ueber die Vorgänge bei der Tat selbst am 18. November amTegeler Weg ergibt das Verhör des Angeklagten durch den Vor-sitzenden folgendes: Am Abend vor der Tat war der Angeklagte beieiner Geburtstagsfeier in Spandau. Am 18. November kaufte sichAngeklagter zunächst bei cinein Zigarrenhändler Hecht Zigarren undbenutzte dann den Zug nach der Jungfernheidc. Am Tegeler Weghat er dann zuerst die Grimm, die von einem Transporteur bc-gleitet wurde, und dann seine Frau, deren Vater und den PastorBicrbaum, die vom Termin kamen, getroffen. Dort ist die Tatgeschehen, der die Frau des Angeklagten zum Opfer gefallen ist.Von der Tat selbst und dem. was unmittelbar darauf passiert ist,will der Angeklagte keine Erinnerung haben. Der Angeklagte gibtim Laufe der Verhandlung!, in der er alle Schuld an dem Zer-würfnis mit seiner erschossenen Frau auf diese zu schieben sucht, zu,in Gegenwart seiner Kinder mit einer Prostituierten in drin che-lichen Schlafzimmer sich eingelassen zu haben. Zeugen bekunden.daß der Angeklagte über Einzelheiten der Tat mit ihnen gesprochenhabe, nachdem er anfänglich jede Erinnerung an die Tat geleugnethatte.Medizinalrat Dr. Hoffmann kommt in seinem eingehend be-gründeten Gutachten zu dem Schluß, daß der Angeklagte nicht dieWahrheit sage, wenn er behaupte, daß er das Erinnerungsvermögenan die Tat selbst verloren habe. Der Angeklagte sei ja einReurastheniker, doch sei ff 51 St.-G.-B. auf ihn nicht anwendbar.—Medizinalrat Dr. Leppmann schließt sich diesem Gutachten durchausan. Der vorliegende Fall sei gerade ein solcher, der einen Sach-verständigen von gewissen Zweifeln befreie. Die Zeugenaussagenund der ganze Mensch, der durch die Beweisaufnahme genügend ge-kennzeichnet worden, haben gezeigt, daß eS fast natürlich erscheint.daß er diese Tat beging. Psychologisch sei diese Tat bei einemnervösen, mit einem gewissen Dünkel behasteten, im übrigen tüch-tigcn Menschen, der in so tiefe eheliche Zerwürfnisse und Gerichts-Händel aller Art verwickelt sei, nicht gerade unerklärlich. Der Angeklagte habe gehandelt, wie ein aufgeregter, verzweifelter Mensch,aber nicht wie ein Geisteskranker.Staatsanwaltschaftsrat Brüning beantragt die Bejahung derFrage nach Totschlag, obwohl zahlreiche Momente darauf hinweisen.daß der Angeklagte die Tat von langer Hand geplant habe. Aberdie Uebcrlrgung bei Ausführung der Tat könne doch nicht bejahtwerden. Ter Berteidiger, Rechtsanwalt Theodor Marcus«, führtaus, daß hier eine Verzweiflungstat eines völlig niedergcbrochenenMenschen vorliege, der im höchsten Affekt gehandelt habe, ohneeigentlich zu wissen, waö er tue. Ter Angeklagte erscheine doch derZubilligung mildernder Umstände würdig.Die Geschworenen bejahten die Frage: Schuldig beS Tot-schlags? und verneinten die Zubilligung mildernder Umstände. DaSGericht erkannte auf acht Jahre Zuchthaus. Neun Monate Unter-suchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet.Der General von Afrika.Mit einem wüsten Exzeß im Gerichtssaal endete eine Ver-Handlung, welche die 5. Strafkammer des Landgerichts III beschäf-tigte. Aus dem Zuchhcmse wurde der Arbeiter BalbuSki vorgc-führt, um sich wegen eines von ihm verübten Geldschrankeinbruchszu verantworten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er der Ar-beiter BalbuSki sei, antwortete der Angeklagte:„Was wollen Sicvon mir? Ich bin der General von Afrika. Ich habe hier nichtsmit Ihnen zu tun!" Als der Angeklagte trotz gütlicher Er-Mahnungen des Vorsitzenden dabei blieb den„Verrückten" zuspielen, wurde ihm bedeutet, daß«r seine Lage durch sein törichte»Benehmen nur verschlechtere. Ter Angeklagte erwiderte hierauf:„Meine Mutter ist die Kaiserin von Afrika, wenn sie stirbt werdeich Kaiser. Ich führe jetzt Krieg, der Kaiser weiß auch davon.Wenn Sie eS mir nicht glauben, werde ich es Ihnen zeigen!"Mit diesen Worten sprang der Angeklagte über die Brüstung derAugeklagebauk und wollte sich aus das Richterkollcgium stürzen.Er wurde von einem handfesten Gerichtsdiener im rechten Augenblick zurückgehalten und nach einem heftigen Handgemenge über-wältigt. Die Verhandlung mutzte unter diesen Umständen vertagtwerden. Ob der Angeklagte, der augenblicklich eine längere Strafein dem Zuchthause in Brandenburg verbüßt, den„wilden Munn"spielt oder wirklich geisteskrank ist, mutz die Untersuchung ergeben.