gevni» zu erreichen unv Frankreich eines solchen Kräftezuwachses teilhaftig werden zu lassen, hätte eS möglich sein miissen zu handeln— und das ist daS Moment. daS gewisse Leute leicht oder allzu flink aus dem Auge verloren haben—. wie wenn wir allein auf der Welt wären. Man mußte sich mit anderen auseinandersetzen und über ihre Zustimmung unterhandeln. Damit auch Deutschland seinerseits uns in Marokko freie Hand laste, und damit eS auf die Borteile verzichte, die es sich geschaffen zu haben glaubte, haben wir ihm gewisse Entschädigungen eingeräumt. ES ist nicht meine Absicht, diese herabzusetzen, aber ich bin berechtig« zu sagen, daß sie Frankreich in keinem seiner zum Leben unbedingt nötigen Teile treffen, daß sie seine wesentlichen Interessen nicht berühren. In Zentral- afrika köune» die Stellungen nicht als endgültig betrachtet werden. Es wird Aufgabe einer klugen, voraussehenden Politik für viele euro« pöische Mäch'e sein, eine Abrechnung vorzubereiten, in der jeder der verschiedenen vertragschließenden Teile seinen Vorteil zu finden hat. Um zu schließen, so erscheint mir der Charakter des Ver- trageS, den wir soeben unterzeichneten, und der so glücklich zur Aufrechterhaltung des Friedens führt, dahinzugehen, daß er keiner der beiden in Betracht kommenden großen Nationen schadet, und daß er vollkommen befriedigend ist für die eine wie für die andere." Die Rede, die als Gesetz der historischen Entwlckelung ausgeben möchte, was nur ein Gesetz der kapitalistischen Entwickelung ist, die eben deshalb durch den Sozialismus überwunden werden muß, ist namentlich darum beachtenswert, weil sie die Zu- stände in Zentralafrika ausdrücklich als provisorisch bezeichnet. Die-Z bestätigt unsere Voraussage, daß der Marokko - vertrag nur eine Episode und nichts weniger als eine endgültige Regelung bedeutet oder um mit dem.Journal des DebatS" zu sprechen.kein Abschluß, sondern nur ein Bor- wort" ist. Neue Kolonialabenteuer in Sick»», das ist'S, waS diese Rede dem deutschen und französischen Volke an- kündigt._ Die CandlagswalsleD in festen. AuS Darmstadt wird uns geschrieben: Von 33 Wahlen wurden im Haupttreffen 21 bereits entschieden; für 12 Kreise hat Stichwahl stattzufinden. Zu dem vorliegenden Resultat darf man sagen: Kautelen und Plural- stimmen haben gesiegt. Tie schwarzblaue Koalition hatte ihre Positionen durch Wahlgesetz und WahlkreiSgeometrie zu gut ver- schanzt, als daß es uns durch Anhieb hätte möglich sein können. einen glänzenden Sieg zu erringen. Immerhin gelang eS uns doch, ihre Bastionen empfindsam zu treffen, so daß unser Bor- marsch gesichert ist. Wenn man aber berücksichtigt, wie durch die .Kautelen" Tausende und aber Tausende des werktägigen Volkes ihres Wahlrechts in der niederträchtigsten Weise beraubt worden sind, dann dokumentieren die in den 83 Wahlkreisen erzielten Wahlziffern einen glänzenden Ausgang dieses Vorpostengefechts für die nächsten ReichstagSwahlen. Und Herr v. Bethmann mag noch so eifrig unser verschandeltes ungleiches Wahlrecht auf seine Brauchbarkeit hin für Preußen studieren. eS gibt kein Mittel, um den Vormarsch der Sozialdemokratie aufzuhalten. Das bestätigt die Hessenwahl. Die Sozialdemokratie hat gestern ihre drei erledigten Mandate nicht nur behauptet, sondern dazu noch daS zweite Offenbachcr Mandat neu erobert. Weiter stehen wir in acht Stichwahlen; nämlich viermal gegen den Bauernbund, dreimal gegen die ej Nationalliberalen und in Darmstadt gegen den Freisinn. Davon müßten uns mindestens fünf Kreise zufallen, wenn der Freisinn seine Schuldigkeit tun, wenn er den„Kampf gegen recht»", - den er so gern im Munde führt, auch in die Tat umsetzen würde. Ja, wenn—! Vornehmlich müssen wir für die Stichwahlen auf die eigene Kraft vertrauen. DaS muß besonders betont werden gegenüber einer auch bei uns in Hessen hier und da bc» triebenen liebevollen Pflege des.Großblock"gedankenS. Ist uns da» Wahlglück auch nur einigermaßen günstig, dann beschert eS uns mindestens noch, infolge der Gunst der Situation, die beiden Kreise Vilbel(Busold) und Pfungstadt (Raab). Der letztere wäre dann zweimal gewählt.� Die Freisinnigen, die mit so großen Prätensionen in den Wahlkampf zogen, wurden namentlich von unseren bisherigen Kreisen arg zerschundcn nach Hause geschickt. Jetzt weiß man wenigsten?, wie.stark" der Freisinn ist. Nur besonderen Glücks- zufällen hat er einen Mandatsgewinn zu verdanken. Der frei- sinnige tzauptagitator Korell.eroberte" den von den schwarzblauen WahlkreiSgeometern eigens für den Freisinn als Trosthäppchen zu» geschnittenen KreiS Wörrstadt . Und das neue Mandat von Mainz erhielt der Freisinn unter dem Segen des Mainzer Domkapitels . Beinahe wäre es ihm trotzdem entgangen, denn Genosse Adelung blieb hinter dem Aufgebot der sämtlichen vereinigten bürgerlichen Parteien nur mit 180 Stimmen zurück I Auch in Tarmstadt sind die Freisinnigen mit einer kleinen Zufallsmehrheit gegen den feindlichen liberalen Bruder in die Stichwahl gerutscht. Ebenso lammen sie in Gießen nur mit Nasenlänge vor uns auf den zweiten Platz. Diese beiden Stichwahlen dürften ihnen indessen sicher sein. Dagegen werden sie wohl den bisher innegehabten rheinhessischcn Kreis Wöllstein , wo sie mit dem Zentrum in Stich. Wahl sind, einbüßen. Am besten abgeschnitten hat daS Zentrum. ES behauptete nicht nur seine fünf zur Wahl stehenden Kreise, sondern gewann, ebenfalls im ersten Gang, auch den neuen Starkcnburger Land- kreis. Außerdem kommt es in dem bisher freisinnigen Wahlkreis Wöllstein in eine Stichwahl, die die Nationalliberalen zu ent- scheiden haben; wahrscheinlich zu seinen Gunsten, denn eS handelt sich hier um die bekannten Dingen-Alzeyer Nationalliberalen. DaS Zentrum könnte dann also einen Gewinn von zwei Mandaten buchen. Auch der Bauernbund, der acht Sitze zu verteidigen hatte. ' brachte nicht weniger als sechs schon im ersten Treffen ein. Außer- dem steht er in sechs Kreisen zur engeren Entscheidung: viermal mit un» und zweimal mit den Nationalliberalen. Wenn auf die Liberalen ein Verlaß wäre, dann dürste dem Bauernbund höchstens noch ein Mandat zufallen, das ihm von Zentrumsgnaden sicher ist. Die Rationalliberalen haben die Zeche der kleinen Ver- schiebung nach links zu zahlen. Die Strafe ist wohlverdient. Acht Mandate hatten die um Osann zu verteidigen, davon verloren sie ein?, gewannen dafür aber das neue Mandat des heiligen Worms, freilich nur mit einer Mehrheit von einem Dutzend Stimmen! Sie behaupteten indessen nur zwei Wahlkreise; in weiteren sechs müssen sie zur Stichtvahl: dreimal gegen uns, zweimal gegen den Bauernbund und einmal gegen den Freisinn. Auch hier hängt es vom Freisinn ab, ob die Nationalmiserablen mehr als zwei Stichwahlerfolge zu verzeichnen haben werden. Infolge der zur.hälftigen Erneuerung" der Kammer ver- blieben darin: 11 NationaUiberale, 4 Bauernbündler. 3 Ultra- montane, 2 Sozialdemokraten and 4 Jreiiinnig«. Dazu kommen nun au» der Hauptwahl s Nationallibcrale, K Dauerndllndler, 6 Jentrumoleutr, 2 Irrsinnige und 4 Sozialdemokraten. An. genommen e» erhielten noch au» den Stichwahlen die National- liberalen 4, die Bauernbündler 3. da» Zentrum 1, Freisinn und Sozialdemokratie je 2 Mandate, so würde die Parteigruppierung im neuen Landtage so sein, daß 41 Reaktionären auf der rechten Seite gegenüberstehen(außer dem in der Kammer verbliebenen Wilden) 8 Freisinnige und 8 Sozialdemokraten. Der ReaktwnSblock hätte also immer noch unbestritten die Zweidrittelmajorität. Die würde er aber verlieren, wenn der Freisinn bei der Stichwahl seine Schuldigkeit täte, daß nicht zwei, sondern fünf Sozialdemo- kraten gewählt werden. Hier ist das Rhades für den ent- schiedenen Liberalismus in Hessen ! Warten wir ab, ob er springen wird! Die Stichwahlen sollen am 17. November stattfinden. Zugleich erhielten wir von anderer Seite folgende Zuschrift: Nicht nur in bezug auf die Stimmenzahl, sondern auch waS die im ersten Wahlgang erlangten Mandate anbetrifft, können wir mit der Wahl vom 3. November zufrieden sein. Ent- gegen den ersten Nachrichten, daß daS Mandat des Kreises BischofSheim -RüsselSheim uns vom Freisinn abgenommen sei, hat sich herausgestellt, daß der bisherige Inhaber des Mandats, Ge- nosse Berthold-Darmstadt. mit über 800Stimmen Mehr- heit wiedergewählt worden ist. Dagegen bestätigt sich, daß Genosse Busold in Vilbel nicht gewählt worden, sondern nur in die Stichwahl ge- langt ist. Wir haben also unsere drei Mandate im ersten Wahlgang wiedergeholt und ein Mandat neu hinzugewonnen. Von den acht Stichwahlen, die wir am 17. November auSzufechten haben, bieten dazu zwei oder drei gute Aussichten auf Sieg, ins- besondere dürften wir den oberhessischen Wahlkreis Vilbel, zu dessen Gewinnung dem Genossen Busold nur 40 Stimmen im ersten Wahlgang fehlten, erobern. Auch ein anderer oberhessischer Wahl- kreis, Büdingen , bietet gute Aussichten und ebenso der unter den Toren DarmstadtS liegende Wahlkreis Pfungstadt , in dem der bis- herige Abg. Genosse Raab mit erheblichem Stimmenvorsprung mit dem Bündler in Stichwahl kommt. Genosse Raab ist übrigens schon in dem neugewonnenen Wahlkreis Griesheim , ebenfalls bei Darmstadt gelegen, gewählt, so daß im Falle seines Sieges in Pfungstadt eine Nachwahl erforderlich sein würde. Die Ab. rechnung mit dem schwarzblauen Block, zu dem in Hessen auch die Nationalliberalen zählen— die hessische Spezies Nationalliberaler ist bekanntlich besonders reaktionär und ganz vom Zentrum und von Bauernbündler» beherrscht—, würde sich in Hessen ebenso kräftig gestaltet haben, wie in anderen Bundesstaaten bei Landtags- wählen und im Reiche bei allen Nachwahlen der letzten Jahre, wenn nicht daS reaktionäre neue Wahlgesetz die hessischen Block- Parteien geschützt hätte. Während die Doppelstimme der über b0 Jahre alten Wähler den bürgerlichen Parteien besonders in den ländlichen Kreisen mindestens noch einmal soviel Stimmen brachte wie den Sozialdemokraten, verloren diese insbesondere in den größeren Städten durch die verschärfte Steuerrückstandsbestimmung, die in der gegenwärtigen Teuerung besonder? stark wirkte, Tausende von Wählern. In Offenbach z. B. betrug die Ziffer der Steuerrestanten in Arbeiter- Wahlbezirken durchgehendS 25 bis 30 Proz. der eingeschriebenen Wählerl Bestände diese Bestimmung im hessischen Wahlgesetz nicht— sie ist bekanntlich bei der Reform noch auf die Ge- me indesteuer ausgedehnt worden—, dann hätten wir Mainz mit großer Mehrheit zurückgewonnen. Offenbach mit viel größerer Mehrheit genommen. Vilbel und zwei bis drei andere Wahlkreise noch im ersten Rennen erobert. Nach einer Zusammenstellung der.Frankfurter Zeitung " sind bei'den Hauptwahlen zum hessischen Landtage für die einzelnen Parteien folgende Stimmen gezählt worden: Sozialdemokratie 54 300, Fortschrittliche VollSpartei 30 700, Nationalliberale 23 400, Zentrum 24 200, Bauernbund 23 900. Diese Zahlen zeigen, daß die große Mehrheit des Volkes gegen das elende Pluralwahl- recht ist. . Der Landesvorstand der sozialdemokra- tischen Partei Hessens beschloß gestern, bei den am 17. November stattfindenden Stichlvahlen die Fortschritt- 'er nur dann zu unterstützen, wenn die Unterstiitzung auf Gegenseitigkeit beruhe, anderenfalls würde die Sozialdemo- ratie Gewehr bei Fuß stehen. Die Fortschritt ler geben die Wahlparole auS: Bei Stichwahlen, in denen Nationalliberale mit Antisemiten und Bauernbund kämpfen, die Nationalliberalen zu unter- stützen, die Sozialdemokratie im Kampfe gegen Antisemiten und Bauernbund gleichfalls zu unterstützen, aber bei Stich- Wahlen zwischen Sozialdemokraten und Liberalen die Ab- stimniung freizugeben._ Der Krieg. Mit einer Frechheit, wie sie in der Geschichte der imperia- listischen Raubpolttik bisher noch nicht zu verzeichnen war. hat Italien zu der militaristischen Brutalität bei ihrem Korsarenzuge nach Tripolis nun noch die eiscnsttrnigste diplomatische Unverschämtheit gefügt. Sie hat einfach Tripoli- tanien als italienisches Gebiet erklärt und zwar aus Gründen. die. wie aus dem unten abgedruckten Rundschreiben an die Botschafter hervorgeht, einzig und allein durch ihre Verlogen- heit und Anmaßung imponieren können. Bis jetzt hat auch noch keine Großmacht auf diesen diplomatischen Bluff reagiert. In Wirklichkeit besteht zurzeit die Annexion von Tripolis nur auf dem Stück Papier , das der König unterzeichnet hat, und in dem ganz schmalen Streifchen der tripolitanischen Küste, wo sich die italienischen Soldaten hinter Sandwällen gegen Türken und Araber verteidigen. Und die Araber und Berber werden nach wie vor auf die völkerrechtlichen Konsequenzen der famosen Proklamation pfeifen und werden den italienischen Truppen auf lange Zeit hinaus das Leben sauer machen. Der Leidtragende aber wird daS ttaltenische Volk sein, bis eS auch ihm gelingt mit den frechen Kapitalisten und Militaristen gründlich abzurechnen. Die Notifizierung der ilunexlou. Rom , 6. November. (Meldung der.Agenzta Stefani'.) Der Minister de» Auswärtigen hat folgende Depesche an die italienischen Botschafter im Auslände gerichtet: Die Besitznahme der wichtigsten Städte von Tripolis und Cyrenaika , die andauernden Erfolge(!) unserer Waffen, die über- wälligenden Streitkräfte, die wir dort versammelt haben und die anderen, die wir unS noch anichicken. hinzusenden, haben jeden weiteren Wider st and der Türkei unwirksam gemacht. Um andererseits unnützem Blutvergietzenein Ende zu machen, ist e« dringend notwendig, jede gefährliche Unsicherheit in der Stimmung der dortigen Bevölkerung zu zerstreuen. Daher find durch ein königltches Dekret Tripolis und Tyrenaita endaültig und unwider- ruslich unter dt« voll« und gan»« Oberhoheit de» Königreichs Ytatien g e it« l t» worden. Jede andere, weniger radikale Lösung, die dem Sulian auch nur den Schatten einer nominellen Oberhoheit üver die genannlen Pro- vinzen gelassen hätte, hätte«ine dauernde Ursache für künstige Zusammenstöße zwischen Italien und der Türkei gebildet. welche später verhängnisvollerweise selbst gegen den Mllea der Re- gierenden in einem für den europäischen Frieden noch gefährlicherem Augenblick hätte ausbrechen können. Die von un» gewählte Lösung ist die einzige, welche endgültig die Interessen Italien « und Europas und selbst der Türlei schützt. Ein aus dieser Grund- läge unterzeichneter Frieden wird jede tiefe Ursache einer Meinungsverschiedenheit zwischen Italien und der Türkei beseitigen. und wir werden leichter in der Lage sein, unsere ganze Politik von dem großem Interesse geleitet sein zu lassen, daS wir an der Aufrechterhaltung des territorialen Status quo aus der Balkanhalbinsel baben. für deren Konsolidierung vaS Ottomaniiche Reich eine wesentliche Bc« dingung ist. Wir wünschen daher lebhaft, wofern das Verhalten der Türlei unS dies nicht unmöglich macht, daß die Friedensbedingungen so weit als möglich mit ihren legitimen Interessen und ihren, Prestige in Einllang stehen. Tripolis und Cyrenaika haben auf- gehört, einen Teil des Ottomanischen Reichs zu bilden, aber wir lind heute geneigt, mit weitherziger Versöhnlichkeit(!) die Mittel zu prüfen, um auf die für die Türkei zweckmäßigste und ehrenvollste Weise die Folgen von unwiderruflich vollzogencii Tatsachen zu regeln. Sicherlich würde eS uns nicht möglich sein, diese versöhnlichen Absichten aufrecht zu erhallen, wenn die Türkei hartnäckig den Krieg unnützerweise in die Länge ziehen würde. Wir haben jedoch das Vertrauen, daß die einträchtttche Arbeit der Großmächte die Türkei dazu führen wird, ohne Verzug jene vernünstigen und entscheidenden Be- schlüsie zu fassen, welche ihren wahren Interessen und denen der ganzen zivilisierten Welt entsprechen. Auf jeden Fall wird Jlolieil a» diesen Ergebnissen mitarbeiten, Italien , das ebenso geneigt ist, zu billigen Friedensbedingungen(!) als entschlossen zu den wirksainsten Mitteln, um diesen Frieden sobald als möglich auf- zunötigen. Der Protest der Pforte. Konstantinopel , 6. November. Die Pforte veröffentlicht den Text der bereits angekündigten P r o t e st n o t e, die sich gegen italienische Grausamkeiten in Tripolis wendet. Die Note ist an alle Regierungen gerichtet, die an der Haager Konferenz von 1907 beteiligt waren. Sie weist ans Arttkel 1 und 2 der Vorschriften betreffend KriegSgcbräuche hin. worin die Bevölkerung, welche vor der Okkupation eines Landes freiwillig zu den Waffen greift, als kriegführender Teil anerkannt wird. Durch seine Handlungsweise gegen die Bevölkerung von Tripolis und Benghasi hat Italien , so heißt eS in der Note, die von ihm selbst zugelassenen Grundsätze m i t Füßen getreten. Das Gewisien der Welt schreit vor Entsetzen bei den von unparteiischen Zeugen veröffentlichten Einzelheiten über die Kriegführung der Italiener, welche die Bewohner der Dörfer bei Tripolis ohne Unterschied des Alters nnd Geschlechts nnbarmherzig niedcrgcschosicu haben, weil einige patriotische Osmanen in Tripolis die um die Befreiung der Stadt kämpfende Armee hatten unterstützen wollen. Der italienische Generalstab, so fährt die Note fort, ließ Tod und Verderben unter die Einwohner säen. Unschuldige niederschießen und kranke Türken in Massen auf die Schisse bringen. Die Pforte würde sich für berechtigt halten können, die Vorschriften der Haager Akten gegenüber Italien nicht zu beachten, sie schlug diesen Weg aber nicht ein. ver- mied eS. die Massen der Italiener aus dem Lande zu weisen, gab Befehl, die in Gefangenschaft ge- ratenen Italiener gut zu behandeln und sich nicht an den u« der Türkei lebenden Italienern zu vergreifen. Die Note betont schließlich, die Pforte erfülle niit ihrem Protest gegen die Grausamkeiten und Metzeleien der Italiener nicht nur eine der Selbstverteidigung, sondern auch eine höhere Pflicht gegenüber den solidarischen Nationen, weil die Zivilisation der Gegenwart Gesahr laufe, leeres Wort zu werden. Der Senat hat beschlossen, an alle Senate der Welt Proteste gegen die Grausamkeit der Italiener zu richten. Der arabische Widerstand in Tripolis . AuS Konstantinopel schreibt uns Genosse P arvuS: Die blutige Ueberraschung. welche die Italiener in Tripolitanien erfahren haben, bedarf einer näheren Betrachtluig, denn sie birgt in sich noch weitere Uebcrrakchungen, und zwar nicht bloß für de» italienischen Imperialismus. Bekanntlich hat die italienische Regierung eine Anzahl arabischer Häuptlinge bestochen und mit ihnen förmliche LandeSverratsverträge g-schlosien. Darauf baute sie und glanbte, den Widerstand der ein- heimischen Bevölkerung von vornherein gebrochen zu haben. ES war«in Rechenfehler, daß die italienische Regierung zu wenig mit der Stimmung der arabischen Massen rechnete. Die Mach« der Häuptlinge ist groß, aber nur so lange sie in einer Richtung wirken. die der Stimmung der Massen entspricht. Da die Massen gegen die kapitalistt'che Fremdenherrschaft erbittert sind, so mußte der Verrat der Häuptlinge eine Kluft zwischen ihnen und den VolkSmasien bilden. Aber ohne Führerschaft mußten die Massen allerdings passiv bleiben. Jedoch diese Führerschaft fand sich. Da» waren zunächst die türkischen Offiziere, unter denen sich zum Teil aufrichtige Demokraten befanden, die schon in Friedenszeiten in Verbindung mit den VolkSmasien standen. Vor allem waren«» die S e n u ss i S. Di« Geschichte der letzteren ist von vornherein dir Gescbichte einer Auflehnung gegen die kapitalistische Fremdenherrschaft, die zu- gleich die Geschichte einer Klassenspaltnng ist. Um seine Herrschaft in Nordafrika zu sichern, hatte nämlich der französische Jmpe« ri a l i S muS dasselbe getan, was der italienische ihm jetzt nachzuabmen versuchte: man bestach die Häuptlinge und die Geistlichkeit,"damit sie Landesverrat üben. Diese herrschenden Cliquen habentenn auch gegen daS Gold und die sonstigen Vorteile, die ihnen die französische Regierung in Aussicht stellte, nur sehr geringen Widerstand geleistet. Sie waren schnell zu der Einsicht gelangt, daß. wenn sie sich mit den Fremden ver- bündele,,, sie au» ihrer herrschenden Stellung über ihre Stammes- genossen sogar noch mehr Vorteile ziehen werden, al» es bis dahin geschah. Der Landesverrat war stets die Taktik der herrschenden Stände und Klassen einem Mächligeren gegen- über. So haben«S die deutschen Fürsten gegenüber dem siegreichen Napoleon gemacht; so verbanden sich die herrschenden Klassen des Byzanz mit den Türken, als diese da» Land eroberten, und eS fehlt in unseren Tagen unter den Türken selbst nicht an Persönlichkeiten, die nur darauf bedacht sind, ihr Vaterland möglichst zum Vorteil ihre» Portemonnaies zu verkaufen. Jenen arabischen Häuptlingen-nd Geistlichen, die sich an Frankreich verkaust hatten, erwuchs aber eine Opposition in den Massen, die in dem GotteSmann Sidi Mohammed Ben Ali e, Senussi ihren Wortführer fanden. Dieser gründete einen Orden, dessen erklärtes Hauptziel die Bekämpfung der Fremden« Herrschaft ist. Und nunmehr zeigt dieser Orden die Macht, die er Dank dem ersolgretchen Vordringen de» kolonisierenden Kapital» übe, die Massen in Nordafrika gewonnen hat. Unter dem Tinflnf, der Wenufst haben auch viel« arabische Hänprlinge den Verlockungen der italienisiben Regierung von vornherein Widerstand geleistet. ES ist offenbar, daß mit ihrem jetzigen Erfolg der Einfluß der Eenusst erst rech» steigen muß; und eS ist nicht minder klar, daß. dieser Einfluß nicht nnr den Italienern, sondern mit der Zeit auch den Franzosen und anderen zu schaffen geben könnte.
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