it. 261. 28. Iahrgns.t KcilU!>» Joimirtö" ßtrlinet WsdlM. s»..»«Parteitag der deutschen Sozialdemokratiein Oesterreich.Innsbruck, 2. November.Vormittagsitzung.Zum Punkt 5 der TagesordnungDie Teuerungreferiert Dr. Otto Bauer. Er führt in groben Zügen aus: Dieerste Ursache der Teuerung ist. dah der Staat die Lebensmittelver«sorgung Privatleuten überläßt. In der Teuerung erweist sich dervöllige Bankerott der bürgerlichen Gesellschaft, die nie und nimmerdem Elend, das die Teuerung mit sich bringt, steuern kann. Dashat ja Gautsch selbst erklärt, seine Hevreden waren Umsturzreden,waren der Satz des kommunistischen Manifest?:.Die bürgerlicheGesellschaft kann nicht mehr regieren, weil sie ihre Sklaven nichtmehr ernähren kannl"(Stürmischer Beifall.) Die Preisediktieren die Kartelle. Die Gesetzgebung versagt gegen fie,erfaßt sie nicht, fie sind zu tief verankert im Kapitalis-muS. Die breiten Masten des Volkes stehen hier gegendas ganze komplizierte System der Auswucherung des Volkes, ftütunsere Zollgesetzgebung im Jahre 1917 wird vielleicht der Ausfallder deutschen Reichstogswahlen von höchster Bedeutung sein, denndie österreichische Zollpolitik ist lange schon ein Abklatsch derdeutschen. Der Redner bespricht dann die Wohnungsnot, die miteine Folge des volksfeindlichen Steuersystems ist, das den Wohnungs»bau einschränkt. Nicht als hoffnungslos will ich unsere Aktion hm.stellen, aber sorgen Sie dafür, daß sich die Arbeiter nicht einschläfernlasten von der bürgerlichen Demagogie, sorgen Sie für richtige Ein-scdäyung unserer Konsumvereine I(Sehr richtig 1) Der Referentschließt mit einem feurigen Appell zur vereinigten kraftvollen Aktionvon Partei, Gewerkschaft und Genossenschast und für den BefreiungS-kämpf des Proletariats. Er beantragt unter stürmischem Beifall eineResolution, in der u. a. ausgeführt wird:.Die Teuerung ist eine Wirkung der kapitalisti-fchen, auf dem Privateigentum an Produkttons-mittel» beruhenden Produktionsweise. DerKapitalismus ist nicht denkbar ohne Perioden der Teuerung, wieer nicht denkbar ist ohne Ausbeutung, ohne Arbeitslosigkeit, ohnedie Zerstörung deS Handwerks durch das Kapital, ohne die Ver-schuldung der Bauern, ohne das Verbrechen und ohne dieProstitution. Die Teuerung kann nicht beseitigt werden, ohne daßihre Ursache beseitigt wird. Die Sushebung des Mastenelendssetzt alio voraus: die Eroberung der politischenMacht durch daS Proletariat, die Expropriationder Expropriateur», die Verwandlung derkapitalistischen in die sozialistische ProdultionS-weite.Die Teuerung wird verschärft durch die Schutzzölle undEinfuhrverbote.Die Teuerung wird weiter verschärft durch die hohen in»direkten Steuern.Die Linderung der Not setzt also voraus: die Befreiungde» Staates von dem Tribut an das Finanz-kapital; die Befreiung der Völker von denLasten de» Militarismus, deS DiariniSmuS undder Großmachtspolitik; die Befreiung deS Ge-meinwesenS von derHerrschaft der besitzendenKlassen.Dann werden die bekannten Forderungen nach sofort wirk-samen Mitteln aufgestellt und die Resolution schließt:Die Arbeiterklasse muß den politischen Kampf gegen die Ursachender Teuerung und ihre Nutznießer in der Erkennmis führen, daßsie in diesem Kampfe aus den erbittertsten Widerstand der ihreProfite verteidigenden herrschenden Klassen stößt und stoßen muß.Diese Erkenntnis darf die Arbeiterklasse nicht entmutigen; dieKraft deS Widerstande» der Klasten, die die Nutznießer derTeuerung find, muß vielmehr die Arbeiterklaste anspornen, ihreBemühungen zu verdoppeln, ihre politischen Organt-sationen zu kräftigen, die sozialistische Er-kenntniS in den Volksmassen zu verbreitenund in dieser Weise den Um stürz der die Teue-rung verursachenden politischen Machtverhält«nisse vorzubereiten.kleines feuiUetonDeutfch-Kongo. Bleigrauer, dunstgeschwängerter Himmel, eineheiße, entnervende lähmende Feuchtigkeit, menschenleere Einöde, soweit da» Luge blickt, wohin auch immer man siebt, kein eßbaresWild, keine Früchte außer Bananen, undurchdringliche Wälder undFiebersümpfe. auS denen giftige Miasmen aufsteigen, dazu dieunheilbringende Tsetsefliege, die die Schlafkrankheit überträgt—da? ist unser neuer Gebietszuwachs östlich und südlich von Kamerum.Nicht Unverstand und Mißgunst sind es, die dieses Gebiet, dasein wahre» Höllenland ist. deran geschildert haben. Ein Franzose,ein Begleiter de BrazzaS. der IVOS jene große Expedition zur Er«forichung des LandeSinnem unternahm, die ihm das Leben kostete, hatdiese» für die Kolonie vernichtende Urteil in einem Werk abgegeben,daS die Ergebniffe jener Reise enthält und den Titel.Le CongoFranyaiS' führt. Feiicien C h alla y e. so heißt der Autor, hatmit offenem Blick die mühsame Expedition mitgemacht, hat gesehen,wie da» Land infolge der grenzenlosen Mißwirtschaft der Kautschuk-gesellschaften ausgesogen, verwüstet, niiniert wird. Er hat gesehen,wie die nur spärlich über da» Riesengebiet vexteilten Eingeborenenin der unmenschlichsten Weise mißhandelt, ja, verstümmelt wurden,wenn sie nicht da» genügende Quantum Kautschuk ablieferten; erhat auch gesehen, wie diese Schwarzen, die auf der niedrigsten Stufealler Regerrasten stehen, in ihrer Verzweiflung der angeborenen Wild-yei, die Zügel schießen ließen, die Weißen in Haufen abschlachteten.ste verspeisten— denn sie alle sind Kannibalen— und. ein gräßliches.aber treffendes Symbol, die Hirnschalen der Gemordeten mit Kügelchenvon Kautschuk füllten. Kautschuk, und zwar Lianenkaütschuk,bildet überhaupt den einzigen Reichtum deS Lande»; aber auch ermuß bei dem seit fast zwe, Jahrzehnten schamlos betriebenen Raubbau einmal ein Ende nehmen, und al» Ackerbauland hat FranzösischKongo für unabsehbare Zeiten keine Zukunft. Die Schlafkrankheithaust fürchterlicher als irgendwo in Aequatorialafrika: jede Vieh-hallung macht sie unmöglich; so gibt eS auch weder Antilopen nochwilde Rinderarten; höchsten», daß gelegentlich noch Büffel vor-kommen. Im übrigen besteht die Fauna de» Lande« au» Leoparden.Wildiidweinen. Krokodilen und Flußpferden. Wohl ist die Vegetationin einzelnen Gegenden von tropischer Ueppigkeit; Genießbares aberbringt der Boden, wie schon gesagt, kaum hervor,«parliche KokoS-Palmen von geringem Werte sind sehr dürftig vertreten, und d»eEingeborenen züchten, um ihr Leben zu fristen, mit Muhe Bananen.Maniok. Hirse und Mai».Früher befaß das Land, besonder» der an Kamerun grenzende.letzt deutsch gewordene Teil, viel Elfenbein. Aber dre rücksichtsloseVerfolgung der Elefantenherden hat diese zum Teil ausgerottet.teil» in die unzugänglichsten Gebiete vertrieben. Einige europäischeFaktoreien betre,ben auch Plantagenbau. und neben Kaffee. Kakaound Vanille wird auS Zuckerrohr gebaut. Aber dieser Plantagen-bau ist dürftig, unbedeutend und durch den Mangel an schwarzenArbeitern sehr erschwert. Man hat früher auch versucht. Holz zuexportieren; aber der Mangel an Wegen und die Schwierigkeit derSchiffahrt haben dazu geführt, daß der Versuch als unlohnend wiederaufgegeben werden mußte. Sowohl der Kongo wie der SanghaSolange die Kraft der Arbeiterklasse nicht zureicht, die in denpolitischen Machtverhältuisien gelegenen Ursachen der Teuerungauszurotten, kann sie ihre Lage nur durch die Kräftigung ihrerwirtschaftlichen Organisation verbessern. Die Ar-beiterklaste muß die Konsumgenossenschaften stärken.damit ihr Einfluß auf die Warenpreise wachse. Die Arbeiterklassemuß ihre Gewerkschaften kräftigen, damit sie stark genugwerden, die Höhe der Arbeitslöhne der ver-ringelten Kaufkraft des Geldes anzupassen. Inden Lohnkämpfen, zu oenen die Teuerung unvermeidlich führenmuß. wird die Arbeiterklasse auf den erbitterten Widerstand des inden Unternehmerverbänden organisierten Kapitals stoßen.Nur starke Organisationen des Proletariats werden die Kraft deSorganisierten Kapitals zu brechen vermögen. Der Parteitag ver-pflichtet daher alle Organe und alle Organisationen der Partei,ihre ganze Kraft und alle Mittel ihrer Propa-ganda in den Dienst der Ausdehnung und Kräfti-gung der Gewerkschaften zu stellen."Nachmittagsitzung.Der zweite Referent, der Abg. Genoste Reumann-Wien,meint, daß die ostentative Betonung, daß die Teuerung mit demKapitalismus untrennbar verbunden sei, deplaziert sei. Er besprichteingehend die Grundwertsteigerung, die den Gemeinden zu dankenist. an der aber die Gemeinden gar keinen Anteil beanspruchen.(Lebhafter Beifall.)In der Debatte führt Dr. Ellenbogen au», daß doch auchin der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung Abhilfemaßregeln möglichund erreichbar sind. Wir muffen gesetzgeberisch den Kartellen an denLeib rücken. ES wäre doch schon viel, wenn die Kartelle z. B. ver-pflichtet würden, die Arbeitslosenversicherung zn übernehmen für dieArbeiter der von den Kartellen aufgelassenen Werke.Abg. Dr. Renner stimmt Reumaun zu. Einer BemerkungEllenbogens ist zu entgegnen, daß sich 1917 schon Agrarier und In-dustrielle für ihre Zölle zusammenfinden werden. Die.Konsumenten-Politik", die an ein Zusammengehen aller Konsumenten ohne Klasten-unterschiede glaubt, kann in letzter Linie doch nur zu kleinerenparlamentarischen Erfolgen führen. Unter der.direkten Aktion"können wir nur verstehen die organisierte Selbsthilfe de» Proletariats.Die Eruptionen vom 17. September lehren uns,daß die neu in die Partei Gekommenen so belehrt werden müsten,daß sie die kleinbürgerlich-anarchistischen Revolutionsmethoden seinlassen. Der Redner tritt energisch für die so notwendige Ausbreitungder viel zu geringen Konsumentenorganisation ein. Wir Genossen-schaster bitten, in der Resolution stärker für die Genossenschaften ein-zutreten.F i l z e r- Kitzbübel, ein Tiroler Bauer, der mit lebhaftem Bei-fall begrüßt wird, schildert in ausgezeichneter, klarer Rede, wie nurwenige Großbauern etwa» von der Teuerung haben. Die Boden-kultur ist furchtbar rückuändig; sonst müßte der Boden das Doppeltebringen. Die Herrschenden sind ratlos und lasten da» Volk ratlos,darum wird der Sozialismus immer stärker. Er wird siegen.(Stürmischer Beifall.)Preußler- Salzburg schildert die erregte Stimmung derMasten, die zu der Parole kommen: Drauf- und Loshauen lWilhelm- Wien(Zentralsekretär der Konsumgenostenschaften):Es soll nächstens eine Werbeaktion für die Ausbreitung der Ge-noffenschaften unternommen werden.In seinem Schlußwort paßt Bauer seine Resolutton dem An-trag Renner an. Wenn ich wenig von gesetzgeberischer Bekämpfungder Kartelle erwarte, so wegen unserer bisherigen Erfahrungen mitder Bekämpfung der Kartelle. Auf die Bürgerlichen kann nur dergroße Optimismus des ObmanneS de» volkswirtschaftlichen AuSschusseS deS Abgeordnetenhauses(Ellenbogen) hoffen.(Heiterkeit.)Unsere Aktion habe ich in keiner Weise kritisiert. Die sozialistischeWahrheit aber muß immer wieder gesagt werden, denn die Lügender Gegner, die Irreführung der Arbeiter werden auch immerwiederholt.(Sehr wahr l) Gefährliche Illusion wäre eS, zu glauben,daß inehr als begrenzte Reformen, die natürlich mit aller Kraftangestrebt werden muffen, von dieser Gesellschaftsordnung zu erreichensind, deren Todfeinde wir bleiben.(Großer Beifall.)Die Resolution wird in der abgeänderten Form angenommen.Ein Antrag, daS Referat Bauers zu erweitern und al» Broschürzu derbreiten, wird der Parteivellretung überwiesen.Der obligatorische Wahlfondsbeitrag.Referent ist Abg. David« Wien. Er begründet folgendenund der Ubanghi sind reich an Stromschnellen, und so gewaltigdiese Ströme auch sind— eine nutzbringende Schiffahrt ist durchdie Schnellen außerordentlich erschwert.Da» Neupferd. Die Bezeichnung Pferdestärke(?. 8.) ist infolgeder Verbreitung der Kraftmaschinen allgemein bekannt. Man verstehtdarunter die Leistung von 75 Meterkilogramm in der Sekunde. Da»ist freilich bei weitem mehr, al» ein Pferd dauernd zu leisten vermag. WeSholb man dem Pferde eine so hohe Leistung zuschreibt unddiese Pferdestärke al» Einheit bei der Beurteilung der Leistung»-fähigkeit der Maschinen zugrunde legt, hat in ökonomischen Er>wägungen seinen Grund. Seinerzeit stand man bekanntlich der Eiwsührung von Krastmafchinen in die Landwirtschaft und in den Straßen-verkehr äußerst skeptisch gegenüber. Und e» hätte sich wohl nichtmancher gefunden, der eine Maschine von 3?. 8. gekauft hätte, wennsie nur das leistete, was drei Pferde leisten. Da ober bei der über-großen Annahme der Pferdestärken eine Maschine von 3 P. S. ganzbedeutend mehr leistet al» drei Pferde dauernd leisten können, sowurde auf diese raffinierte Weise mancher Skeptiker zu einem Kaufbewegt. Nun soll der P. S. das Todesurteil gesprochen werden. Inder Elektrotechnik bedient man sich als Leistungseinheit de» Kilo-wattS(100 Meterkilogramm in der Sekunde). Da die Elektrotechnikeinen ganz hervorragenden Aufschwung genommen hat und wohlauch, weil da» Kilowatt besser in unser Dezimalsystem hineinpaßt.will man daS Kilowatt als UniversaleinheitSmaß erklären, dem manaber aus Pietät gegenüber der alten Pferdestärke, den seltsamen Namen.Neupferd" mit der Abkürzung 17. P. geben will.Der erste transatlantische Dampfer. Wenn man den gegen-wärtigen, riesenhaft zu nennenden Weltverkehr zur See betrachtet.so wird eS einem schwer, zu glauben, daß der erste von Amerikanach Europa fahrende Personendampfer die Reise ohne— Paffagieremachen mußte. Und doch verhielt e» sich so. Vor jetzt fast hundertJahren ließ der amerikanische Schiffsreeder Scarborough einesTage» an den Stadtmauern von New Jork folgende Ankündigunganschlagen:.Der Steamer.Savannah" unter dem Befehl des KapitänsRoger wird pünktlich nach Liverpool abfahren am 20. Mai 1819.Die Passagiere, fall» sich solche einstellen sollten, können sichersein, allen erdenklichen Komfort zu finden. Auskunft an Bord. Esstehen zur Verfügung: zwei prachtige Kabinen, eine für Dameneine für Herren, sowie 32 elegante Einzelbetten."Die.Savannah", ein Segelschiff, da» zum Dampfer umgebautworden war. wurde zwar im Hasen mit der nötigen Neugier an-gestaunt, aber Vertrauen brachte man ihr nicht entgegen. Undwie die Fahrt bewies, mit Recht. Der famose Ozeandampferbrauchte nämlich einen vollen Monat für die Ueberfahrt vonNew York nach Liverpool. Unterwegs gingen ihm natürlich dieKohlen aus, und hätte er nicht eine Reservetakelage zum Segelnbehalten, so wäre ver„Dampfer" wohl überhaupt nie in Europaangelangt. Um da» Mißgeschick voll zu machen, erregte er unter«wegS den Verdacht der auf der Hochsee kreuzenden englischen Flotte.deren Offiziere der irrigen Meinung waren, daß da« neue Schifden Versuch machen wollte, Napoleon auf St. Helena zu befreien.Erst nach mehrtägiger Verfolgung von feiten der englischen KreuzerAntrag der AntragsprüfungS-Kommission, die sehr schwere Arbeithatte:1. Zum Zwecke der Schaffung eines Wahlfonds sind obligatorischeinzuheven:a) Von den männlichen Parteimitgliedern der Wiener Organi-sationen 2 Heller wöchentlich;b) Von denen aller anderen Organisationen 8 Heller monatlich.Von diesem Beitrage ist die Hälfte an den Wahlfonds derReicksparteivertretung abzuliefern.Ueber die andere Hälfte entscheidet die Landesorganisation.Die Einhebung der WablfondSbeiträge erfolgt gleichzeitig mitdem Parteibeitrage und wird mit der bisherigen Wochen- undMonatsmarke quittiert.Dieser Beschluß tritt spätestens am t. Juli 1912 in Kraft.2. Durch vorstehenden Beschluß werden etwaige in den Bezirkenoder Ländern bereits eingeführte Wahlfondsbeiträge nicht aufgehoben.Desgleichen haben die Landes- oder Bezirks orgamsationen das Recht,wo eS die Verhältnisse erfordern, auch einen höheren Wahlfonds-beitrag einzugeben.3. Die BeitragsleistungS der weiblichen Parteimitglieder sollvom Frauen-ReichSkomitee im Einvernehmen mit der Reichspartei-Vertretung und der einzelnen Landesorganisationen in analoger Weisegeregelt werden.In der Debatte sprechen nur Schlager- Leoben undSchioager« Wien, und zwar gegen den Antrag. Schwager stelltden Antrag, die Sache noch einmal an die Landesparteivertretungeuzurückzuverweisen. Dieser Antrag wird nach dem SchlußwortDavids abgelehnt. Der Kommissionsantrag wird mit sehrgroßer Mehrheit angenommen.UeberDie Wehrrefor«referiert Genoste Hugo Schukz-Wien, Redakteur der.Arveiterztg.":Er verweist darauf, daß schon 1903 Adler zur großen VerwunderungdeS Parteitages erflärt hat, der Militarismus sei. bei all unserer prin-zipiellen. unerbittlichen Gegnerschaft, doch eine Schule, ja selbst eine Orga-nisation des Volkes. Wie der Kapitalismus arbeitet auch der Militarismusfür uns, erzieht er doch das Volk zur Wehrhaftigkeit für demokratischeGemeinwe)en. Der Militarismus spürt sehr wohl, daß ihn dasGift' der allgemeinen Wehrpflicht von innen heraus zu demokrati-sieren droht. Die Abrüstung kann, wie der Zarismus bewiesen hat.sehr reaktionären Inhalt haben; unsere Volkswehrsorderung dagegenist Aufrüstung und sie sickert dabei den Weltfrieden viel wirksamer.als der„friedensfreundlerische" Promilitarismus. Unser Strebennach Miliz will die Waffengewalt dem Volke wieder erobern.von der eS der Kapitalismus ebenso getrennt hat wie von denProduktionsmitteln. Wie der Arbeiter zum Bedienungsmann ander Maschine wurde, so auch der Soldat. Wir wollen ihnzum Herrn der Waffe machen, auf der Grundlage der ver-vollkommneten Technik.(Bravo!) In allen Feldzügen desletzten Jahrhunderts hat stets die Armee gesiegt, die derMiliz um einen Schritt näher stand. DaS gilt sogar, soparadox eS erscheint, von Preußen 1868 und 1870. Der Momentmutz kommen, wo daS Volksheer die Gitterstäbe des KäfigS sprengt.Gewiß— keinen Mann und keinen Groichenl Aber auch FörderungdeS Demokratisierungsprozesses in der Armee, stets wieder dahin-gehende Forderungen stellen, wenn die Militärverwaltung Neue»fordert. ES ist möglich, die Lasten de» Volkes zu mildern, denfeudalen Geist zu demütigen, ohne die Schlagfertigkeit deS Heere»herabzusetzen. Im Augenblick ist unsere Forderung keine Mehr-belastung, allgemeine gleiche zweijährige Dienstzeit, noch richtiger,vierzehnmonatige. Heranziehung aller Waffenfähigen, nicht nur de»Kontingents. Der Wehrreformentwurf des Kriegsminister» v. Schön-aich ist eminent volksfeindlich. Gerade Oesterreich-Ungam müßte infeinem wirklicken Grpßmachtintereffe das Heer demokratisieren. DieRüstung ist unserer Körpergröße, nicht aber unserem Geldbeutelangepaßt. Die Schweiz ist so stachlig wie ein Jgeh obgleich sienur aus.Ersatzreservisten" besteht. Die k. u. k. Militärverwaltungmutet dem Parlament mit ihrer Vorlage da» Verwegenste zu. Gold«barren fordert fie. die Glasperle einer unglaublich eingeschränktenzweijährigen Dienstzeit will sie geben. 41 Millionen soll das Voltneu aufbringen, auf die Ersatzreservebegünstigung verzichten und dasRekrutenkontinent so erhöhen, daß sich das Heer um 50 000 Manngemehrt. Die reitenden Truppen sollen drei Jahre weiterdienen usw.Volksfeindliche Bestimmungen über den UnterofsizierSersatz, einS roßer Nebenprofit der Kriegsverwaltung, die man zu dunklenwecken braucht, daS ist der Inhalt der Vorlage— und keinekonnte die.Savannah' ungestört ihren Weg fortsetzen, um schließ-lich zum erstenmal den Beweis zu erbringen, daß man tatsächlichmit Hilfe von Kohlen und— Leinwand den Atlantischen Ozeanüberqueren könne.Humor und Satire.Herzliche» Beileid!—Ei sieh mal an: bei diesen Wahlenda fielen unsre Liberalennicht wenig sanft auf den Popo—selbst Rosenow! selbst Rosenow lMein Gott I wie sich die Zeiten wandeln lWer wird im Roten Haus jetzt handeln!(klug, wie ein Börsenspekulant)—und wo bleibt künftig Haberland?—.Die Politik trübt den Charatter.'so sagt ein kluger, ganz Vertrackter.Und ob er auch die Wahrheit spricht—bei diesen nicht I bei diesen nicht!Indem: sie hatten nämlich keinen!—Noch einmal leise» AbschiedSweineu,ein sehnsuchtsvoller Blick zurück...Halloh l— jetzt kommt ein neues Stück I__ Kurt.Notizen.-Im Friedrich-Wilhelmstäd tischen Schauspiel.Hause bestand am Sonnabend.Der Kaufmann vonVenedig" eine Belastungsprobe. Natürlich gelang dem neuenEnsemble, da» sich»och nicht eingespielt hat. so manches nicht. Aberdie Absicht war löblich, und vor allem bot Rudolf Letttnger alsShhlock eine fast zu groß geratene tragische Leistung.— Eine Warnung vor dem«Rosenkavalier' er-läßt das Königliche Opernbaus, indem eS die unsinnigen Preise unddie noch ungünstigeren Bedingungen für Erlangung von Plätzen zurErstaufführung am 14. November bekannt gibt. Der Vorverkaufbeginnt an» 12. November 10»/« Uhr vormittag» an Kaste 3, wo auchfür alle bis 20. d. M. stattfindenden Wiederholungen die Kartenausgegeben werden.— Ein Ferrerdenkmal, da» Freidenker aller Länderstifteten, wurde in Brüssel enthüllt.— HerrKayserwirdauSgeschifft? In der.Nordd.Sllgem. Ztg." liest man:.Den schweren Bedenken, die in derKünstlerschaft und auch in der Presse gegen da» Bauprojett(einesneuen LandeSausstellungsgebäudeS durch Herrn Kayser) geäußertworden find, läßt sich die Berechtigung nicht abstreiten. Wohl er-kennen die Künstler sehr gut die Vorteile, die ein neue» massive»Gebäude bringen würde, aber sie sind verletzt durch die Art, wieüber ihre Köpfe hinweg über ihre eigenen Angelegenheiten gehandeltwird. Da, wie wir hören, die Regierung noch nicht entschlossen ist.Segen den Willen der Künstler die Kayserschen Pläne für das neueussteliungsgebäude durchzudrücken, so sollte sich«ine Einigung dochwohl finden lasten.'