riss«nsten Wahlmacher, den Oberdürgermeister Dr. Max Mül be r g e r von Eßlingen , haben die Nationalliberalen auf den Schild erhoben. Herr Mülberger soll die politisch Unentschiedenen lodern ein Geschäft, das er allerdings ausgezeichnet versteht. Mit Ver sprechungen weitgehendster Art ist der liberale Kandidat stets sehr freigebig gewesen. Ihm kann nur begegnet werden mit einer klaren prinzipiellen Agitation, die den Gegensatz zwischen proletarischer und bürgerlicher Politik scharf herausarbeitet. Im L. Wahlkreis(Tannstatt-Ludwigsburg> müssen wir uns gleichfalls mit einem Nationalliberalen herumzuschlagen. Im Jahre lS07 siegte hier mit dolksparteilicher Hilfe der national liberale Führer Dr. Hicber mit 18 787 Stimmen über den sozial demokratischen Kandidaten, der 1SS46 Stimmen erhielt. Der Rück. tritt HieberS machte eine Nachwahl notwendig. Die Blockpolitik .eug bittere Früchte für die bürgerlichen Parteien: am 3». Juli 1910 gaben 18 70S Wähler den sozialdemokratischen Zettel ab, SS28 Wähler unterstützten den gemeinsamen Kandidaten der Deutschen (uationalliberalen) Partei und der Fortschrittlichen Volkspartei , 4330 Wähler votierten für den Baucrnbund. Mit einer Mehrheit von 4244 Stimmen eroberte unsere Partei den Wahlkreis zum ersten Male. Die industrielle Eniwickelung dcS Kreises und die Zuwanderung zahlreicher Arbeiter, die zwar im 1. Wahlkreis ar- beiten, im 2. Kreis aber ihren Wohnsitz aufschlagen, lassen diesen Kreis als festen Besitzstand der Partei erscheinen. Der 5. Wahlkreis(Eßlingen-Kirchheim), der einzige, den die nationalliberale Partei in Württemberg noch besitzt, dürfte von der Sozialdemokratie wieder zurückerobert werden. 1907 nahmen die verbündeten Nationalliberalen und Volksparteiler uns den Wahlkreis mit 15 864 Stimmen, die der nationalliberale Kandidat Wetzel erhielt. Der bisherige Inhaber des Mandats, Genosse Schlegel, brachte es auf 12253 Stimmen(1903: 10168). Gerade in diesem Wahlkreis ist aber die Blockbegeisterung gründlich ver» flogen. Der nationalliberale Inhaber des Mandats hat auf die Kandidatur verzichtet. Der 3. Wahlkreis(Heilbronn) gehärt zum Besitzstand der Fortschrittlichen Volkspartei . 1907 wurde mit sozial demokratischer Hilfe Pfarrer Naumann gewählt. Schon damals war die Sozialdemokratie der Volkpartei hart auf den Fersen lSoz. 9467 St., Volksp. 9713 St.. Bauernbund 11529 St.). Um den Wahlkreis nicht in bauernbündlerische Hände fallen zu lassen, stimmte die Sozialdemokratie für Naumann. Diesmal wird sich wohl der EnkscheidungSkampf zwischen Bauernbund und Sozial- demokratie abspielen. Die Zahl der organisierten Parteigenossen hat sich seit 1907 von 1398 auf 2467 erhöht, die Zahl der Leser der sozialdemokratischen Presse von 1319 aus rund 6000. Der 6. Wahlkreis(Tübingen -Reutlingen ), die„Hochburg" des Führers der Volkspartei, des Herrn v. Payer, Kammerpräsi- dcnt usw., wird diesmal einen scharfen Ansturm der Sozialdemo- kratie auszuhalten haben. Zwar siegte Payer 1907 mit 11 797 libe- raleu und volksparteiltchen Stimmen über seine Gegner(Soz. 6040, Zentr. 3484, Bauernbund 1209 St.). Diesmal dürfte ihm eine Stichwahl kaum erspart bleiben. Den 7. Wahlkreis(Calw -Herrenberg ) konnte auch 1907 die Volks Partei erst in der Stichwahl holen. Zwar stehen hier den 7894 volksparteilichen und 7086 Bauernbundsstimmen nur 8439 sozialdemokratische Stimmen gegenüber. Die politische Eni- Wickelung hat aber auch vor diesem Wahlkreis nicht Hmlt gemacht. Auf den 8. Wahlkreis(Freudenstadt -Horb ) trifft das gleiche zu. Den 8536 volkSparteilich-nationalliberalen Stimmen stehen 4204 sozialdemokratische, 6455 Zentrumsstimmen und 568 Bauernbundsstimmen gegenüber. Die Volkspartei rechnet auch hier auf sozialdemokratische Wahlhilfe gegen das Zentrum, in anderen Kreisen auf Zentrumshilfe gegen die Sozialdemokratie. Das ist so nationalliberal-volkSparteilicher Brauch in Württemberg . Heiß umstritten wird der 9. Wahlkreis(Balingen-Rott- weil) deS volksparteilichen Führers Konrad Hautzmann, des Zweifronten-TaktikerS. Den 10 426 volkSparteilich-nationallibe- ralcn Stimmen stehen 7082 sozialdemokratische und 8306 Zentrums- stimmen gegenüber. Die treulose Taktik des Herrn Haußmann, Eugen Richters sel. Erben, gegen die Sozialdemokratie hatte schon 1907 den Beschlug der zuständigen Partciinstanzen gezeitigt, diesem volksparteilichen Politiker zum wohlverdienten Durchfall zu ver- helfen. Man hat aber von einer kraftvollen Durchführung des Beschlusses Abstand genommen und es bei der Warnung bewenden lassen. Herr Haußmann rutschte noch einmal in den Reichstag hinein. Kaum fühlte er wieder Boden unter den Füßen, da über- schüttete er auch schon die Sozialdemokratie mit Hohn und Spott, der ihm allerdings noch nachträglich bitter aufstoßen dürfte. Den 10. Wahlkreis(Göppingen -Glwünd) hat die Sozial- demokratie bereits in Besitz gehabt; er wurde ihr 1907 durch einen in allen Farben schillernden Volksparteiler entrissen. Diesmal dürfte ihn die Sozialdemokratie mit Glanz zurückerobern. Der 14. Wahlkreis(Ulm�Heidenheim ) ist zurzeit auch noch volksparteilicher Besitz. Das Wahlabkommen zwischen Volks- Partei und Nationalliberalen, das den 3., 6., 7* 8., 9., 10., 11., 15. und 16. Wahlkreis der BolkSpartei. den 1., 2., 6.. 12., 13. und 17. Wahlkreis den Nationallibcralcn zuspricht, hat auch den 14. Wahlkreis der Vvlkspartei reserviert, aber nur für den Fall, daß sich der bisherige Inhaber des Mandats. Rechtsanwalt Storz, ein Nationalliberaler, der sich merkwürdigerweise als Volksparteiler bezeichnet, wieder aufstellen läßt. Herr Storz ist aber ein vorsich- tiger Mann, der sich einem Durchfall nicht gern aussetzt. Er hat die Kandidatur abgelehnt. Die Folge war ein monaielange» Geraufe der verbündeten Parteien. Gegenkandidaten wurden aufgestellt, die voltsparteiliche und liberale Presse vollführte ein homerisches Kriegsgeschrei. Da keine Partei nachgeben wollte, schien das ganze Wahlabkommen bedroht. Nun endlich hat man sich dahin geeinigt. eine politische Null aufzustellen, an der die Parteien glücklicherweise überreich sind. Ob dieser„Sammclkandidat" in die Verlegenheit kommen wird, im Reichstag den Politiker mimen zu müssen, ist jedoch fraglich. Die Sozialdemokratie mit ihren 7283 Stimmen, die seit 1907 sicherlich nicht weniger geworden sind, wird auch noch ein ernstes Wörtchen mitreden. Ten 10 932 Stimmen der verbün- dcten Parteien standen außerdem noch 4543 Zentrumsstimmen und 2486 bauernbündlerische Stimmen gegenüber. Ter 13., 15., 16., 17. Wahlkreis und Hohenzollern sind sicherer Besitz des Zentrum s. Schlimmer ist der B a u e r n b u n d daran, der seinen 4. Wahlkreis(Böblingen -Leonbcrg) stark bedroht sieht. Die nationalliberale Partei, die mit 6281 gegen 6965 bauernbündlerische Stimmen steht, hofft ihn zu erobern. Die So- zialdemokratie ist ihr mit 5813 Stimmen aber sehr nahe gerückt und wird sie wohl überflügeln. Der Bauernbund muß dann„das Vaterland retten". Den 11. Wahlkreis, der sich zurzeit noch einen Bauernbündlcr gefallen lassen mutz, beansprucht die Volks» partei, die 1907 den 10 450 baucrnbündlerischen Stimmen 4528 ent- gegenstellte. Die Sozialdemokratie erhielt 2947 Stimmen. Den 12. Wahlkreis(Crailsheim ) möchte die liberale Partei dem Bauernbund abnehmen. Das Stimmenverhältnis ist: Baucrnbund 8332, Naiionalliberale 5351, Zentrum 4472. Sozialdemokratie 1241. Bruder Zentrum wird jedoch den Bauernbund nicht im Stiche lassen. Man sieht, Volkspartei und NationaNiberake haben im Schwa- benlantzc alle Dinge weislich geordnet und das Bärenfell brüderlich geteilt. Das Wahlabkommen weist nur noch den einen SchönheitS- 1 genommen, so daß der Versuch mißlang. Gegen Einbruch der Nacht fehler auf, daß nämlich der Bär noch nicht erlegt ist. Die'Sozialdemokratie, die 1907 nur einen Wahlkreis (Stuttgart ) behaupten konnte, den 4., 5. und 10. Wahlkreis verlor, wird am 12. Januar 1912 nicht nur die Schlappe auswetzen, sondern aller Voraussicht nach weitere Fortschritte machen. Unsere Wahl- Versammlungen find fast stets überfüllt, und unsere Genossen lassen es an Arbeit, Eifer und Opfcrwilligkeit nicht fehlen, um den Wahl- tag zu einem Gerichtstag für alle offenen und verkappten Volks- feinde zu machen. ».» Eine nattonale Einigungskandidatur ist in Hannover aufgestellt worden und zwar in der Person deS Obermeisters Harry Plate , der bekanntlich vor gar nicht langer Zeit auf„allerhöchstes" Vertrauen als Vertreter des Mittelstandes ins Herrenhaus berufen wurde. GS sind hauptsächlich die konservativen Elemente der Stadt Hannover , die diese Kandidatur proklamiert haben. Am unangenehmsten überrascht werden davon die koalierten Rationalliberalen und Freifinnigen sein, die in der Person des Volksparteilers Lenzberg, der einst als demokratisch galt, mittlerweile fich aber zum Nationalliberalen mit freisinnigem Aushängeschild durchgemcmfert hat, den geeigneten Sammclkandidaten gegen die Sozialdemokratie gesunden zu haben glaubten. Unsere Genossen werden jedenfalls das ihrige tun, um das Erbe Meisters der Partei zu erhalten. « Graf PosadowSky als Hansnbündlcr. Auf eine Anfrage der Bielefelder Ortsgruppe des Hansabundes hat Graf PosadowSky erklärt, daß er mit den Grundzügen deS HansabundeS vollkommen einverstanden sei. Eine zustimmende Erklärung deS einstigen Staatssekretärs zu der ihm angetragenen Kandidatur ist noch nicht erfolgt. ver Krieg. Italien fühlt sich, wie aus der Proklamation der Annexion und aus dem Rundschreiben an die Botschafter hervorging. als siegreicher Eroberer. Nur schade, daß seine Taten ntit seiner Großsprecherei nicht übereinstimmen wollen. Der„Avanti" meldet nämlich, daß auch die Reserven der Jahres- klaffen 1886 und 1887 einberufen und daß auS diesen das t r i p o lit a n i sch e Expeditionskorps auf 100 660 Mann gebracht werden soll. Ferner kann die Regierung immer weniger die Wahrheit über die tatsächlich erlittenen Verluste vertuschen, ebenso wenig wie die unverschämte Sprache der italienischen Tripolispresse die an den Arabern begangenen Greueltaten aus der Welt schaffen kann. Freilich braucht sich die deutsche, österreichische, englische usw. Vourgeoispresse über die freche Verlogenheit der italienischen nattonalistischen Zeitungen nicht sittlich zu entrüsten. Sie haben es alle nicht besser gemacht, als ihre eigenen Regierungen auf kolonialen Raub ausgingen. Wie haben zmu Beispiel die deutschen bürgerlichen Blätter über die sozialdemokratischen Zeitungen geschimpft, als diese von Greueltaten während des Hunnenzuges und des Herero aufstandes berichteten, Greueltaten, die im Laufe der Zeit von einwandfreien Zeugen bestätigt worden sind. Und wie hat die englische Presse über die gekeift, die zur Zeit des Burenkrieges von den Abscheulichkeiten der Konzentrations lager berichteten. Sie sind allzumal Sünder und Pharisäer, und die italienischen Blätter, die jetzt die Arabermetzeleien in Tripolis frech ableugnen, handeln nur nach berühmten Mustem. Ferner will es sehr wenig zu den italienischen Sieges- berichten stimmen, daß jetzt General C a n e v a als Sünden- bock hingestellt und abberufen werden soll. Der Mann, der die Verantwortung für das viele unschuldig vergossene Blut zu tragen hat, ist aber weniger schuldig als die, die n frevelhafter und gewinnsüchtiger Absicht zu dem Aben teuer getrieben und über die Situation in Tripolis , besonders über die Stimmung der Araber, verlogene Berichte in die Welt posaunt und dem italienischen Volk den Korsareuzug als einen„militärischen Spaziergang" dargestellt haben. Die Folge davon war, daß die militärische Aktion höchst leichtfertig vorbereitet war und infolge der klugen Taktik der türkischen Truppenleitung sich nur auf eine verlustreiche Verteidigung von Tripolis und einiger anderer Küstenstädte deschränken konnte. All das muß auch jetzt die Nachrichten von Zwistigkeiten zwischen Türken und Arabern, die von den italienischen Offiziösen niit großer Geschäftigkeit verbreitet werden, höchst verdächtig erscheinen lassen. Die Geschichte der nord aftikanischen Kriege zeigt zwar, daß es immer schwer war, größere Aufgebote von verschiedenen Stämmen angehörenden Arabern und Berbern für eine einheitliche Aktion zttsamnicn zuhalten, aber vorläufig liegt kein Grzmd zur Annahnte vor, zaß es den türkischen Offizieren nicht gelingen soll, die arabischen HilfStruppen auch weiterhin zu gemeinsamen Aktionen mit verwenden, wie sie es bisher Mit den italienischen offiziösen und von Mangel im türkisch auch sehr wenig die vom Kriegs korrespondcnten des„Avanti" mitgeteilte Erzählung eines Bersagliere übcrcin, der in türkische Kriegsgefangeiischaft ge- raten war und wieder entfliehen konnte. Danach befanden sich im türkischen Lager vor Tripolis mindestens 7000 Araber und 2000 türkische Soldaten, ferner aber auch reiche Vorräte an Lebensmitteln und Munition. In den letzten Tagen ist es bei Tripolis und Dern a wieder zu ernsteren Kämpfen gekommen. Wi� immer, stehen die türkischen und italienischen Meldungen darüber im schärfsten Widerspruch, jede der beiden Parteien will gesiegt haben. Die Wahrheit wird sich wohl auch erst in einigen Tagen feststellen lassen. Die Kämpfe vor Tripolis . Italienische Darstellung. Tripolis , 7. November. (Meldung der Agenzia Stefani.) Der vorgestrige Angriff hatte keine weiteren Folgen. Diese einzelnen kleinen und unaufhörlichen Angriffe bezwecken dielleicht auch, die italienischen Arbeiten sllr eine endgültige feste Stellung zu hindern. Die Ankunft der neuen Verstärknitgen ließ eS opportun erscheinen, eine weiter vorgeschobene Linie in der östlichen Oase zu besetzen, um die tn der westlichen Oase verborgenen Feinde zurück- zutreiben. Um 2 llhr nachmittags ging dir 5. Brigade unter dem Befehl dcS Generals Dechaurand von der italienischen Verteidigungslinie schnell gegen die Batterie Hamidje vor, nahm sie ein und besetzte sie mit einer Batterie GebirgSschützen und einer Batterie Schnellsenerkanoiten. Die Ordnung mtd Schnelligkeit des italienischen VorrückenS machten cS dem Feinde umnöglich, be- merkenswerten Widerstand zu leisten. Die Türken und Araber be- mühten sich, mit Infanterie und Artillerie einen Gegenangriff zu machen, aber die 5. Brigade hatte bereits eine so starke Stellung«in» zog sich der überall zurückgeworfene Feind in großer Unordnung und mit nicht geringen Verlusten zurück, während die Italiener nur sieben Verwundete hatten. Die italienischen Truppen sind mit der Herrichtung der endgültigen Stellung beschäftigt. Auch die Ein- wohner bekunden nunmehr ein größeres Gefiihl der Sicherheit: sie haben mit vollem Vertrauen ihre gewohnte Beschäftigung wieder aufgenommen, so daß der Handel wieder aufzuleben beginnt, wie die Tätigkeit des Zollamtes in Tripolis ausweist. (Türkische Darstellung.) Konstantinopel , 7. November. Oberst Neschöd meldet unter dem 4. d. Mts. aus Tripolis : Wir unternahmen heute einen Sturm, welcher für die Italiener durchaus unglücklich ausgefallen. Die Italiener hatten 300 Tote und ebenso viele Verwundete. Unter den Toten befinden fich viele Offiziere. Während des ganzen Sturmes bombardierten die Kriegsschiffe unausgesetzt unsere Stellungen, so daß wir uns in die von ims eroberten Kasernen zurückziehen mußten. Die dort gefundenen Waffen sowie große Vorräte an Lebensmitteln tun uns große Dienste. Die Einnahme von Derna. Konstantmopel, 7. November. Beim KriegSministerium lief eine amtliche Meldung über die Einnahme von Derna ein. Danach hatten die Italiener einen Verlust von 500 Toten und zahlreichen Ver- wundeten. 18 Kanonen und 5000 Kisten Munition wurden erbeutet. Die Türken verloren 80 Tote und 100 Verwimdete. Eine weitere Meldung vom Major Enver Bey über den Sturm besagt:„Die Häuptlinge der Senussen verfügen mit unseren Truppen über 10 700 Mann. Der heutige Sturm kostete den Italienern 360 Tote und 167 Verwundete. Zirka 140 Gefangene wurden gemacht, 9 Kanonen erbeutet, wovon sechs unbrauchbar gemacht waren. Viele Munition und große Vorräte fielen in unsere Hände. Auf unserer Seite sind 280 Tote und 195 Verwundete zu beklagen. Darunter ein Frei- willigenleutnant." Türkische Truppcnkonzentration in Arabien . Konstantinopel , 7. November. Der dritte Teil der Truppen des AufstandSgebieieS von Afiyr wurde nach Hodeida und Umgegend zurückgezogen. Daselbst befinden fich bereits die Truppen aus dem Demen mit den beiden Kommandierenden Jzzed und Mchmed Ali Pascha . Da ein Rücktransport der über 12000 Mann starken Armee nach Konstantinopel gegenwärtig als ausgeschlossen gilt, hat die Konzentration nach Hodeida nur dann einen Zweck, wenn sie zu Operationen nach einer noch unbekannten Richtung verwendet wird. den regulären Truppen zu meisterhaft verstanden haben. Berichten von Zwistigkeiten arabischen Lager stimmt u. a. Sie Revolution in China . Die Zensur aufgehoben. Peking , 7. November. Da die Zensur für die Presse aufgehoben ist, veröffentlichen die chinesischen Zeitungen heute lange Berichte über die Metzeleien in Hankau und messen den Führern der Kaiserlichen die Schuld bei. Sie be- haupten, der Ausbruch der Revolution in Schanghai fei die direkte Folge der Metzeleien, und diese hätten die allgetneittc Beunruhigung und die Feindseligkeit gegen die Mandschns vermehrt. Die britische und die amerikanische Regierung ergreisen wirksame Maßnahmen, um ihre Landesangehörigen im Falle einer für die Fremden entstehenden Gefahr zu beschützen. Doch wird eine solche immer noch für unwahrscheinlich gehalten. Räch Briefen eines Offiziers, der zum Stabe von I u a n s ch ik a i gehört, verlangt der Führer der Aufständischen Liyuanheng unter anderem, daß der kaiserliche Haushalt mit den gesamten Gefolgsleuten einschließlich der Eunuchen aus Peking entfernt werde.— Konsularberichte aus Mulden besagen, daß viele Chinesen auf daS Land Mchten, da sie glauben, daß sich die Mandichus nach Mulden zurückziehen und die chinesische» Einwohner niedermetzeln werden. I u a n s ch i k a i hat der fünften Division in Schantung den Befehl erteilt, nach Nieko vorzurücken.— Die Handelskammer in Peking ersuchte die Regierung um viertausend Gewehre und dazu- gehöriger Munition zur Bewaffnung einer von der Karifmannschaft zu bildenden Polizeitruppe. Eine Bluttat der MandschuS. Peking , 7. November. General Wu, der vor kurzem neuer- nannte Gouverneur der Provinz Schaust, wurde heute morgen in seinem Schlafzelt bei Schihkiachwang von dreißig Mandschns ermordet. Bei ihrer Verhaftung erklärten diese, daß General W u im Geheimen den Rebellen angehört habe. Es verlautet, daß der Ermordung deS Generals Wu heute einige Kämpfe zwischen MandschuS und chinesischen Soldaten folgten, bei denen verschiedene Offiziere und Mannschaften getötet wurden. Der entflohene Prinz. Peking , 7. November. („Meldung des„Reuterfchen vnrrauS'.) Prinz Tsai-hsün ein Bruder des Regenten, der im Jnhre 1910 an der Spitze der Koinntiffion für die Wicdereinrichtung der Marine Europa bereist hatte, ist seit drei Tagen nicht mehr ge- sehe» worden. Prinz Tsai-hsün war von seinem Postrn als stell- vertretender Marinentinister auf mehrere Monate beurlaubt, und es besteht die Vermutung, daß er g c f l o h e n ist. Diese Meldung mag die Veranlassung zu dem in Schanghai umlaufenden Gerücht gegeben haben, daß die H a u p t st a d t gefallen und der Hof geflohen sei. Wie es heißt, sind 250 englische Soldaten von Hongkong nach Schanghai beordert worden. Zioeihuudert russische Sol» baten sollen»ach Tienlsin gesandt werden. Fortschritte der si'wolutiou. London , 7. November. Die /.Dany Mail' meldt, an« Ran- g o o n vom 6. November: Wie ein Telegramm vom 29. Oktober ans Töngyue in der Provinz Jünnan besag», haben die dortigen Truppen am 27. Oktober gemeutert und den General Tschang getötet. Der Tnotai ist entweder getötet worden oder hat Selbstmord begange». Die Frauen des Taotai find in einem Brunnen ertränkt worocn. Nach den Berichten der Aufständischen find T a'l i f u am 23. Oktober und Jnngtschangsu sowie I ü n n a n f u am 27. Oktober eingenommen und alle dort befindlichen Beamten ermordet worden. Die Nationalversammlung für Juaiischikai. Peking , 7. November. I u a n s ch i k a i ist von der Nationalversamnilung formell zum Ministerpräsidenten gewählt worden.___ Zur cedensmitteitenei'nng. Für die Beamten eine Teiiernngsznlage— für die Arbeiter aber keine! Der Magistrat der Stadt Rostock hatte der Stadtverordneten- Versammlung eine Vorlage zugehen lassen, den Beamten, die unter 1800 M. Gehalt beziehen, eine einmalige Teuerungszulage von 100 M. zu gewähren. Unsere Genossen empfahlen die An.
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