tolt eine gesetzliche und eine frelheltttche Reselnng des«nSNefermisS- Verfahrens beantragen. sSehr gut I bei den Sozialdemokraten.) Wie die Dinge augenblicllich liegen, mutz ich sagen: im Verkehr mit England bleibe ich einstweilen lieber bei dem, wie es ist, als dast ich' auf den Boden trete, mit dieser Regierung und dieser Mehrheit des Reichstags etwa ein neues Auslieferungsgesetz zu machen. sSehr gntl bei den Sozialdemokraten.) Denn ich weig, daß die Herren Verwaltungsjuriste» bereit? mit aller Gewalt ge�en das Privileg politisch Verfolgter auf- treten; eS ist auf juristischen Kongresse!» bereits die Ausnahme politisch Verfolgter als schreiendes Unrecht bezeichnet worden. Also in diesen, Fall bin ich mal konservativ(Heiterkeit), lasse eS lieber ivie eS ist und vertraue nicht auf ein AuSlieferungSgesetz, das unter Mitwirkung der Rationallibcralen zustande kommen würde.(Bravo I bei den Sozialdemokraten.) Der Vertrag wSrd hierauf genehmigt. Ebenso debattelos die Vorlage betreffend Regelung der Handelsbeziehungen zum britischen Reich. Aus Vorschlag deS Präsidenten wird alsdann die Vertagung beschloffeu. Der Präsident schlagt vor, die nächste Sitzung Donnerstag l Uhr abzuhalten mit folgender Tagesordnung: Interpellation Albrecht und Genosien über die Beeinträchtigung des Koalitionsrechtes der Arbeiter der Reicheise»- bahnen, 2. Besprechung des deutsch -französischrn Marokkoabkommens und der Jndrrpellntione«. Abg. Bajsermaan snvtl.)(Zur Geschäftsordnung): Ich bitte, die Debatte über die auswärtige Politik morgen stattfinden zu lassen. ES liegt kein Grund vor, von der Vereinbarung im Seniorenkonvent abzuweichen. Die Abgeordneten haben sich darauf eingerichret und überall wartet man auf unsere Verhandlungen. Auch in der fran- zösischen Kammer sollen die Verhandlungen an demselben Tage statt finden. Die Grnndzüge des Abkommens sind bereits seit Tagen be� kannt und ein geschästSordnungSmäßigeS Bedenken, die Denkschrift inorgen auf die Tagesordnung zu retzen, liegt nicht vor. Präsident Graf Schwerin -Läwitz: Geschäftsordnungsmäßige Schwierigkeiten in dieser Richtung bestehen nicht. Aber nach den Mtteilungen verschiedener Parteiführer hatte ich Grund zu der An- nähme, daß eine Einigkeit in dieser Frage eher erzielt würde, wenn ich die Beratung zu übermorgen vorschlüge. Abg. Gröber(A.): Ich halte den Vorschlag des Präsidenten für den geeigneten, einen Tag auszusetzen, damit sämtliche Fraktionen die Borlage, die heute noch nicht in unserem Besitz ist, und deren Inhalt wie man behauptet, mit privaten Kundgebungen in der Zeiwng über- einstimmt, was ich aber nicht kontrollieren kann, zu beraten. Das ist um so notwendiger, als der Vorlage, wie verlautet, ein sehr dürftiges Material beigegeben ist. weder Begründung nock Karten.(Zuruf: Schlimm genug I) Der Reichstag wird zu prüfen haben, ob eS überhaupt genügt, daß er die Vorlage nur zur Kenntnis nimmt, oder ob nicht nach dem gelteilde» Recht eine weitergehende Behandlung einzutreten hat. Wenn eS richtig ist, daß d»er Vorlage keine Begründung beigegeben ist, so ist die Desprechtinfg für uns Abgeordnete um so schwieriger. und dazu brauchen wir nicht ein paar Stunden; wir brauchen geraume Zeit für eine so wichtige Weltvorlage. Wenn eine Vorlage von so großer Tragweit« von uns in öffentliche Diskussion genommen würde, ohne daß sie in unserem Besitz ist, so wäre das ganz ungewöhnlich. Wer wissen noch nicht einnial, ob wir heute abend in ihren Besitz kommen. Selbst wenn wir die Borlage nur zur Kenntnisnahme bekommen, ist unsere politische Verantwortlichkeit eine ungeheuer große, amb für den Fall, daß wir eine juristische Berantworrlichkeit nicht haben, und deshalb wünschen wir in vor- heriger Beratung zu der Vorlage Stellung zu nehmen.(Lebhafte Zustimmung.) Abg. Wiemer(Vp.): Gewiß sollen Beschlüsse deS Senioren- konventS nach Möglichkeit«ingehalten werden. Als wir aber die Vereinbarung trafen, das Viarokkoabkommen am 8. November zu besprechen, geschah eS unter der Voraussetzung, daß das zur Beurteilung erforderliche Mawrial dem Reichslage auch recht- zeitig vorgelegt würde.(Zustimmung.) Da» ist bisher nicht geschehen. Nachdem die Verhandlungen über Marokko so lange Zeit erfordert haben, kann der Reichstag wohl für sich einen Tag zur Prüfung in Anspruch nehmen. Ein sachlicher Schaden kann dadurch nicht entstehen. Herr Basiermann wies auf die Gleichzeitigkeit der Verhandlungen im französischen Parlament hin. So viel ich weiß, tvird auch dort die Verhandlung auf einen Tag verschoben. Das ist allerdings nicht entscheidend, aber entscheidend ist. daß wir so viel Zeit verlangen müssen, daß eine gründliche Prüfung des amtlichen Materials möglrb ist.(Zustimmung.) Abg. Dr. Baflenoarni(natl.): Als der Präsident verkündete. das Marokkoabkommen fei eingegangen, war eS auch auf dein Bureau zum Studium erhältlich. Bei der Dürftigkeit der Vorlage, bei der jede Begründung und jedes Kartenmaterinl fehlt, nehme ich an, daß gerade diese Vorlage beim Studium besondere Schwierige keilen nicht bereiten kann. Nachdem aber Herr Gröber gesagt hat, eS ist zu prüfen, ob die Vorlage nur zur Kenntnis zu nehmen ist oder ob dies nicht genügt und sie dem Reichstage zur Genehmigung vorgelegt werden muß. bin ich so erfreut darüber, daß ich gern nach- gebe und meinen Widerspruch zurückziehe.(Lebhafte Heiterkeit und Zustimmung.)„*.. Abg. Bebel(Soz.): GeschäftSordnungSmäßig möglich ist eS. schon morgen in die Verhandlung einzutreten, denn wir sollen ja nach der Ansicht der Regierung die Vorlage nur zur Kenntnis nehmen. ES ist auch richtig, daß der Seniorenkonvent gewünscht hat, sobald als möglich nach den Ferien in die Beratung des MarotkoabkommenS einzutreten. Aber ich meinerseits muß auch' erklären, daß ich dann nur unter der Voraussetzung zugestimmt habe, daß wir auch wirkliches Material zur Beratung bekommen.(Sehr richtig I) Ich habe mir auch das Aktenstück verschafft, das uns heute abend überreicht werden soll und ich bin überrascht, was uns da geboten wird oder vielmehr nicht geboten wird.(Hört! hört l) ES steht fest, daß das Abkommen endgültig nur erledigt werden kann durch die Zu- ftimmung der französischen Kammer. Insoweit sind wir bereits ganz erheblich benachteiligt(Sehr richtig I>, und nun kommt hinzu, daß wir beraten sollen ohne Motive, ja sogar ohne Karte.(Hörtl hört!) Der Abgang des Herrn v. L i n d e q u i st beweist doch, daß be- deutende Meinungsverschiedenheiten über dies- Dinge in der Re- gierung selbst bestanden haben. Meinen Sie, daß man der französischen Kammer ein solches Aktenstück anbieten würde?(Leb- hafte Zustimmung.) Sie würde es aus jeden Fall zurück- weisen, würde verlangen, daß ihr daS gan�e Material vorgelegt wird und sie würde eS bekommen.(Sehr richtig I> Ich bin schon deshalb für die Verschiebung ans Donnerstag, damit sich die Fraktionen unter einander verständigen können, ob wir Über- ?aupt in eine Verhandlung deS Marokkoab- ornrnen« eintreten, ehe wir daS ganze Material haben.(Heitere Iusiinimung.) Präsident Gras Schwerin-Löwitz: Nachdem Herr Bassermann seinen Widerspruch zurückgezogen hat, bleibt eS also bei meinem Vorschlag. Schluß 8'/« Uhr.__ Der„Hvant)" über De fclicc. Rom , den 4. November. An leitender Stelle veröffentlicht der.Avanti' vom 1. November einen Artikel über den sozialistischen Abgeordneten De Felice, der, wie bekannt, augenblicklich als Kriegs» berichter st atter bürgerlicher Blätter in Tripo- litanien weilt und von hier ans begeisterte Berichte über die Kriegstaten der italienischen Truppen sendet. Der Artikel weist zu- nächst die Verleumdungen zurück, die De Felice verdächtigen wollten. an kapitalistischen Spekulationen in der neue» Kolonie beteiligt zu sein. Jeder wisse, daß De Felice blutarm sei und in seinem langen politischen Lebe» genug Gelegenheit gehabt hätte, sich durch seinen politischen Einfluß zu bereichern, falls er zu der Menschensorte gehört hätte, die solchen Schmutz nicht der» schmähen. Trotzdem, heißt es in dem Artikel weiter, kann man aber nicht umhin, mit Befremden und Schmerz die wachsenden Zeichen von De Felicrs Kriegsbegeisterung zu verfolgen. Der von ihm geleitete. C o rri e re di Catania� steht heute in der Beurteilung der Tripolisaffäre keinem nationalistischen Blatte nach Zu Anfang trugen die Berichte De FeliceS noch gelegentliche Spuren sozialistischer Auffassung und sozialistischer Kritik. Heute hat das ganz und gar aufgehört. Ja, als in der Presse der Vorschlag auf tauchte, den Krieg durch Anerkennung der türkischen Oberhoheit über Tripolitanien zu enden, veröffentlichte De Felice einen Artikel in dem von ihm geleiteten Blatte, der den Titel»Annexion oder Revolution' trug. In diesem wird mit den heftigsten Worten die Möglichkeit zurückgewiesen, daß Italien sich auf Veranlassung der europäischen Groß mächte mit dem bloßen Protektorat über Tripolitanien begnügen könnte. „Welch unerhörte moralische Niederlage für uns. wenn wir eine derartige Demütigung erfahren müßten I Wehe, wenn die Negierung das wagte I Allein wir Sozialisten, so weit wir Vertreter des AnnexionSgedankenS sind, würden genügen, um das Feuer zu ent- flammen, das man hier, wo so viele Tapfere vor Freude und Enthusiasmus über die baldige Austreibung der Türken aus diesen fruchtbaren Gefilden glühen, mit einem Schlage auslöschen möchte. um irgend einem uneingestehbaren internationalen Druck Rechnung zu tragen. Daraus könnte man nur mit der Revolution am- worten! Und ich als erster würde zu ihr aufrufen und sie nähren, ich, der ich in Erkenntnis der ungeheueren Vorteile der Besetzung TripolilanienS den Mut und die Offenheit hatte. die energische und entscheidende Aktion zu loben, durch die unsere geschichtlichen, ethischen, ökonomischen und polifischen Rechte auf das andere Ufer des Mittelmeeres, auf die natürliche Fort> setzung des italienischen Bodens zur Geltung gebracht werden sollten. Und an dem Tage, an dem man der Türkei irgend ein auch mir scheinbares Recht der Oberhoheit über diese nunmehr uns ge. hörenden Länder zugestehen würde, würde ich nicht zögern, die italienische Regierung der Feigheit und des Hochverrots zu b� schuldigen und überall die Notwendigkelt des AufstandeS zu predigen.' Nach Aniührung dieses Zitats meint der Artikel, daß selbst der wütendste Nationalist nicht so weit ginge wie De Felice. Die Drohung der Revolulion mit Hilfe der Sozialisten, die Ber treter des AnnexionSgedankenS sind, müsse als dumme Prahlerei von der Regierung verlacht werden, denn dieser Sozialisten gäbe eS recht, recht wenige.„Was fällt Dir ein, Gei»osse De Felice', fährt der Artikel fort,„wenn Du wirklich noch Sozialist bist, so mußt Du verstehen, daß die Besetzung nicht im Interesse des Proletariats erfolgt, daS in Sizilien wie in Tripolitanien in gleicher Weise aus gebeutet sein wird, sondern im Interesse der großen Kapitalisten und des Banco di Roma... Siehst Du denn nicht ein, Genosse De Felice, daß Du auf falscher Straße bist? Wieviel besser wäre eS, Du kämst ins Vaterland zurück, um Deine Kampfstellung in- mitten des unglücklichen Proletariats SüditalienS wieder ein- zunehmen, dem Brot, Licht und ErkeiliitniS so not tun I Tripolitanien ist hier, Genosse De Felice, wo eS an Gerechtigkeit. an Schulen, Straßen, Trinkwasser. Licht, Hygiene fehlt; hier, wo das Latifundium, wie die Wüste der von Dir ersehnten Ländereien alles beherrscht; hier, wo die unwissenden und versklavten Massen noch die Cholera auf Brunnenvergistung zurückführen und an Vorurteil und Aberglauben den Türken nichts nachgeben, die wir mit der Kaiione zivilisieren wollen. Wenn wir einst unser teures Vaterland wirklich gesittet und groß sehen werden. dann ist eS immer noch Zeit, wenn die Notwendigkeit es heischt, an Kolonialexpansionen zu denken. Heute nicht, heute ist eS ein Ver> brechen am Vaterlande, ein Verbrechen an der Menschheit!'— In allen Parteikreisen wird diese Stellungnahme deS.Avanti' mit Genugtuung degrüßt werden. Es war in der Tat Zeit, daß von maßgebender Stelle ein Wort zum Falle De Felice gesprochei» wurde. Im allgemeinen hört man selbst unter Sozialisten viel fach De FeliceS Ueberzeugungstreue und seinen Bekennermut lobe», aber schließlich gründet sich die Zugehörigkeit zu einer Partei doch nicht bloß auf moralische Eigenschaften. Wenn heute ein namhafter Parreigenosse plötzlich zu einem begeisterten Bekenner, sagen wir deS MarienkultuS, würde und in katboliilben Blättern den Tiefsinn der MuttergotteSmysterien priese und verherrlichte, so würde der an den Tag gelegte Mut etwa derselbe sein und doch dürfte niemand auS ihm daS Recht weiterer Parteizugehörigkeit ableiten. Zur Partei gehört, wer ihr Programm annnnmt. Wer aber schreibt und handelt wie De Felice, der hat entweder mit diesem Programm bewußt und klar gebrochen und dann sollte er sich eine andere Partei suchen, oder er vereinigt seine Kriegsbegeisterung mit diesem Programm, und dann muß man ihm dringend raten, einen tüchtige» Irrenarzt zu konsultieren. Auf alle Fälle ist die Partei keine Menagerie für Ucberzeugungsakrobaten. Da De Felice nicht organisierter Partei- genösse ist, eben weil in Catania überhaupt keine Parteisektion besteht, können die praktischen Folgen deS hier ausgeführten Gedankens nicht zu seinem Ausschluß aus de? Partei führen. Wohl sollte sich aber die sozialistische Pchrla mentSfraktion. der De Felice angehört und durch die er überhaupt ausschließlich mit der Partei Beziehung hat, überlegen, ob sie De Felice weiter zu ihren Mitgliedern zählen kann. Man sagt, daß gegen den Ausschluß die Toleranz inS Gewicht falle, die die Fraktion gegen F e r r i und dann gegen B i s s o l a t i an den Tag gelegt hat. Hierüber ist zu bemerken, daß Ferris Seitensprünge und sein Nationalismus zu einer Zeit einsetzten, als er bereits aus dem aktiven Leben der Partei ganz ausgeschieden war. Außer» dem gingen seine«eußerungen denn doch lange nickt so weit, wie De FeliceS. Schließlich war im Fall Ferri eine zuständige Instanz da, die ihn nicht verurteilt hat. nämlich di« römische Parteisektion auf der einen und seine Wähler in Gonzaga auf der anderen Seite. Beide haben unserer Ansicht nach Unrecht getan, aber jeden» falls entlasten sie die Parlamentsfraktion. Was den Fall Bissolati betrifft, so steht er doch aus einem ganz anderen Blatte. Was Bissolati getan hat, das glaubt er im Ei»klang mit dem Partei- Programm getan zu haben; seine Absichten und Ziele waren sozio» listisch, und wenn er sich in Mitteln und Wegen vergriffen hat, so bandelt eS fick um einen Mißgriff in der Erkenntnis. Bei De Felice baden aber Mittel und Ziele aufgehört, sozialistisch zu sein, seine Wertung und seine Idealität ist nicht mehr die unsere, seine ganze Gedantenwelt ist eins mit der der herrschenden Klassen. Die Kon- sequenz auS dieser Umwandlung sollte er selbst als erster zieben. Entgeht sie ihm in diesen Tagen halluzinatorischer Aufgeregtbeit, so sollte, unseres Erachtens, die ParlamentSfraktion De FeliceS Ent- fernung vom Boden deS Sozialismus zur Kenntnis nehmen. Der Parteitag der Statutenrevislon. Paris , 2. November. (Eig. Ber.) Der gestern und heute abgehaltene außerordentliche Kongreß der geeinigten Partei hat sich ausschließlich mit der Revision des Parteistatuts beschäftigt. Einschneidende Aenderungen der Organi- sation sind hierbei nicht getroffen worden. Ein großer Teil der Diskussion vrehie sich um Detairftagen vtck um Fragen tn®e» schäftSordnung, und nur bei der Diskussion der Stellung der Tepu- tierten in den Vertretungskörpern der Partei kam es zu einer bedeutsamen Debatte. Der Kongreß war gut beschickt. Von 84 Föderationen waren 78 vertreten, die über 338 Shandate verfügten. Unvertreten waren nur ganz kleine Föderationen. Die Debatte über die Zulassung der Deputierten in die Verwaltungskommission eröffnete Genosse Roland. Er legte dar. daß die Funktion der Kommission nur durch die Praxis, aber durch keinen präzisen Text hestimmt werde. Der Parteitag genüge nicht, um die Partei zu leiten, der National- rat, der immer nur einen Tag beisammenbleibe, sei auf eins administrative Tätigkeit beschränkt. So sei es gekommen, daß sich eine verborgene Parteileitung entwickelt habe— in der Fraktion und der Presse. Wir wollen nicht, daß die Depu- tierten einen Organismus außerhalb der Partei bilden. Sie ge- hören in sie hinein. ES ist wahr, daß seinerzeit bei der Einigung der Partei den Memanistcn die Fernhaltung der Deputierten von der Parteivertretung zugesichert wurde. Aber seither haben viele Angehörige dieser Richtung ihre Ansicht geändert. Wir brauchen einen ZentrvlorganiSmuS mit Autorität und Verantwortlichkeit. Du cos de la Haille, der für den StawSquo spricht, wendet sich gegen Rolands Auffassung, daß die Partei krank sei. Sait der Einigung ist sie von 30 000 aus 70 000 Mitglieder gestiegen. Man vergleicht diese Ziffer mit der der deutschen Sozialdemokratie. Aber ist der Kontrast nicht noch größer, wenn man die C. G. T. mit den deutschen Gewerkschaften vergleicht? Im Nationalrat sind die zentralen Körperschaften durch die 22 Mit- glicder der VevwaltungSkommisfion und die 12 Vertreter der Frak- tion repräsentiert. Kämen noch mehr Deputierte hinein, wäre ein allzu großer Einfluß der Deputierten zu befürchten. Eine Ver- stärkung der Autorität der Parteivertretung widerspreche dem französischen Temperament und würde Parteizwistigkeiten hervor- rufen. Uhry me-int, die Schwäche der Partei komme nicht vom Fehlen einer Zentralleitung, sondern vom Weiterbestand der alten Fraktionen in der Form der„Tendenzen", die einander zu majori- sieren suchen. V a i l l a n t: Man sagt, die Partei werde nicht geleitet. Aber dies ist eben ihr Verdienst, daß sie sich s e l b st leitet. Be- handeln wir nicht gleich einer Akademie die Fragen Föderalismus und Zentralismus! Ich selbst war seinerzeit für die Zulassung der Deputierten in die Verwaltungskommission. Die Frage wird viel- leicht bald einer einmütigen Lösung sähig sein. Wer in diesem Augenblick fordert eS die Rücksicht auf die Partcieinheit, die gegen- über den Allemanisten eingegangene Verpflichtung zu erfüllen. Die Partei wird so lange nicht lebendig sein, als die„Tendenzen" fortbestehen. Ich gehöre nicht zu denen, die, bevor sie hierher- gekommen sind, an Sonderversammlungen teilgenommen haben.(Lauche ruft: Auch nicht an Banketten?— was eine Anspielung auf die von der Redaktion des„Socialisme " alljährlich organisierte Zusammenkunft der guesdistischen Gruppe ist). Wenn wir nicht mehr leisten konnten, so ist nicht die VerwaltungSkom- Mission, sondern die Partei selbst daran schuld. Wer haben wie nickt angcsickts der Kriegsdrohung die Kommission die-Manifesta- tion im Aero-Park im Verein mit der C. G. T. organisieren ge- sehen? In jeder sozialistiscken Organisation hängt die Kraft der Mtion vom Kontakt zwischen den führenden Genossen und der Masse ab. Dies zeigt uns auch das deutsche Beispiel. Auch der deutsche Parteivorstand ist nur eine Verwaltungskommission, und in Jena find gegen ihn die gleichen Kritiken ausgesprochen worden, wie hier gegen unsere Kommission. Man findet den Nationalrat überflüssig, ober K a u t s k h hat ihn in der„Neuen Zeit" den deutschen Genossen als empfthlenswerte Institution hin- gestellt. Das WackStum der Partei hängt vom Verschwinden der Tendenzen ab. Ihre Einigkeit fordert aber die Aufrcchterhaltung des Statusquo.(Beifall.) DaS Gegenprojekt Braemer, da» die Aufbebitng de? Ratio- nalratS, die Verstärkung der Autorität der Verwaltungskommission, und die Abhaltung von zwei Parteitagen im Jahre vorsieht, wird mit 212 gegen 110 Stimmen abgelehnt. Die 87 Enthaltungen ent- fallen fast ganz auf die gueSdistische Nord föderation. Die Wir- kung diese? Verhaltens hat sich im weiteren Verlauf des Partei- tageS darin gezeigt, daß die verärgerten Guesdisten der Seine» föderation die Anträge der Nordsöderation zu Fall brockten. In der weiterdauernden Diskussion über die Spezialfrage de? Eintritts der Deputierten in die Verwaltungskommission verweist L e b u s auf die auSlündisckcn Brndcrparteien. Bebel, Adler, JglesiaS usw. sitzen in den Parteivorständen. Wenn wir einem Ge- nossen daS Vertrauen entgegenbringen, ihn inS Parlament zu wählen, sollen wir nickt das Vertrauen zu ihm haben, ihn in die Verwaltung der Partei zu berusen? Renaudel findet den biherigen Zustand vollständig logisch. Auf dem Kongreß, der der leitende OrganiAnruS der Partei ist, gibt eS keinen Untersckied zwnckcn den Genossen. Der Nationalrat aber hat eine praktische Funktion. Er bat die Beschlüsse der Partei- tage auszuführen, darum� sind die Körperschaften, die sie in ver- antwortltckcr Tätigkeit täglich anzuwenden haben, in ihm als Kollektivitäten vertreten. NebrigenS ist der Forderung der Genossen deS Nordens sckon insoweit Rechnung getragen, daß Vertreter der Fraktion den Sitzungen der Vcrwaltungskommissionen beiwohnen und gemischte Sitzungen stattfinden. Auch nimmt daS Bureau der Partei an den FraktionSsihungen teil. Bracke: Gerade dtejenigen. die sick über die„Tendenzen" beklagen, macken sie hier lebendig, indem sie uns die von den Alle- manisten gestellte Bedingung entgegenhalten. Der„Parti Socialiste de France" hat damals der Einigkeit seine Opposition gegen die Kollektivvertretung der Fraktion zum Opfer gebracht. Man bat doch eine Partei gegründet, die ihre Satzungen nach ihren Ersah- rungen zu ändern das Recht hat. Heute beraubt man die Partoi der Dienste derjenigen, die ihr die würdigsten geschienen haben; man setzt sie abseits und— muß sie doch suchen, wenn man ein Manifest ausputzen will. Auch ich will gleich den Akten vom P. O. S. R.(Allemanisten) keine Devntierienherrschast. Wer ebendarum will ich einen Zustand abschaffen, der die Partei von den Deputierten inS Scklepptau nehmen läßt, womit vielleicht viele Deputierte zufrieden sind. � Leiden unsere deutschen Genossen etwa darunter, daß vier ReicfiStagSohgeortmete im Parteivorstand sitzen? Unsere deutschen Genossen haben so die Aktion der Fraktion und der Partei„unifiziert". Dorm oh befürchtet, daß die Deputierten im Nationalrat rmd besonders in der Adniinistrativkommission eine herrschende Stellung erlangen würden. Wenn die Organisation der Arbeitermassen stark wäre, wäre der Antrag nickt gefährlich. Aber man übersehe deck; nicht die Unpopularität deS Parlamentarismus in den Massen. Die Annahme des Antrages würde als Unterjochung der Partei durch die Parlamentarier gedeutet werden.. JaureS war be, der Gründung der geeinigten Partei für die Zulassung der Deputierten. Wer er hält sich durch die gegen. über den Allemai,»ten eingegangene Verpflichtung für gebunden. Wenn diese Gruppe als Organismus nicht mehr besteht, so besteht doch ihre Denkweise weiter fort. Wenn eS möglich wäre, die Zahl der Deputierten in der Verwaltungskommission zu beschränken, so nicht im Nationalrat, wohin jede Föderation ihren Delegierten unabhängig entsendet. Auch ist die Arbeit im französischen Par. lament viel aufreibender als>m Deutschen Reichstag, so daß es den Deputierten unmöglich wäre, allen Sitzungen der Kommission bei- zuwohnen, was die Bedeutung der dort gefaßten Beschlüsse schwächen tvuröL. GueSde glaubt nicht, daß die parlamentarische Arbeit die erste Sorge der Deputierten sei. Die Sauptsach- ist die Arb-eit in der Partei, auch ftir die Deputierten. Was in den Vor- zimmern der Bourgeoisie, als welche sich daö Parlament darstellt. vorgeht, ist nicht so wichtig zu nehmen. Nicht dort haben wir unsere Kräfte aufzubrauchen. Wir schulden sie ganz und vor allem der Partei. Dos Parlament ist nur eine T r i b ü n e. die Partei ist da?
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten