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einer befreundeten Frau vorläufig Unterkommen habe. Ueber die Behandluna und Verpflegung unterwegs, so lange wir auf bayerischem Gebiet waren, will ich schweigen, sie war bayerisch. In Mainz dagegen wurden wir sehr gut behandelt und bekamen gutes Essen. Ich kann mir nicht denken, daß das Pergehen meines Mannes so groß gewesen, daß man uns Unschuldige so grausam bestraft:c." Doch, liebe Frau! Ihr Mann hat sich ein klein wenig an fremdem Eigenthum ver- gangen; und das ist ein Kapitalrerbrechen, das exemplarisch geahndet werden muß. Hätte er durch Gaunereien und Spitzbübereien aller Art sich Millionenerworben", hätte er als herzloser Ausbeuter hunderte und tausende seiner Mit» menschen moralisch und physisch und wirthschaftlich zu Grunde gerichtet, dann, ja dann wäre er eingroßer Herr" geworden, Kommerziell- oder sonstiger Rath gar. So verlangt es näm- lich die göttliche Welt- und damit die heutige Gesellschafts- ordnung. Und wenn einmal so einEhrenmann" sichver- hopaßt" und erwischt wird, dann wird er, wenn erabgereist" war, in erster Klasse zurückgebracht, denn diese Rücksicht er- fordert seineStellung in der Gesellschaft" und wenn er viel- leicht gar verurtheilt wird, dann läßt man ihn auf freiem Fuß, weil das seinesoziale Stellung" erfordert und weil der Ehrenmann" vielleicht gernabreisen" möchte. Trösten Sie sich deshalb, liebe Frau, das muß so sein, sonst wäre ja keine Abwechselung. Wir sind nur begierig, wie auch dieser Fall wieder durch die offiziösen Beschwichtigungsrätheausgeklärt" werden wird. U. Ä. w. g. Der berufene Straßdurger Pokizeipräftdent seichter soll, wie dasBerliner Tageblatt", eine allerdings recht trübe Quelle, meldet, durch Kabinetsordre vom 9. Sep- tauber in den e i n st w e r l i g e n Ruhestand versetzt worden sein. Wenn dasBerliner Tageblatt" nun dafür Stimmung macht, daß man sich mit dieser Maßregel ge- uügen lassen solle, so ist das seine Sache. Ein Beamter, der sich so schwer vergangen hat, wie Herr Feichter, sollte denn doch schärfer angefaßt werden, als durch die Pensio- nirung. Jedenfalls hoffen wir, daß die gegen Feichter an- gestrengte Klage durchgefochten werden wird. Das Kartell der Sächser, die Konservativen unter von Frieseu's Führung, die Natioualliberolen unter Niet- hammer's Schutz und die Sammerfortschrittler unter Stacke's Aegide veröffentlichen im Auftrage von 193 sächsischen Land- tagsmitgliedern einen Aufruf zum Zusammenwirken der drei Parteien gegen die Sozialdemokraten bei den sächsischen Landtagswahlen. Die reaktionäre Brüderschaft wird gegen die Arbeiterklasse mobil gemacht. Unsere Genossen werden dem Kartell die Wege weisen. Erhebungen über die Arbeitslöhne in Deutsch - land betitelt sich der einleitende Aufsatz des zuletzt er- schienenen Vierteljahrs-Hestes zur Statistik des Deutschen Reiches. In demselben wird eine Uebersicht über die von Behörden und Vereinen veranstalteten Aufnahmen zur Lohn- statistik gegeben. Das Bild, das wir erhalten/ ist ein klag- liches. Um eine amtliche Thätigkeit auf dem Gebiete der Lohnstatistik nachzuweisen, wird die Feststellung der orts- üblichen Tagelöhne seitens der Gemeindebehörden, die Nachiveisung der Gesammtsumme der von den Elsenbahnverwaltungen gezahlten Löhne, die Angabe der von der Postverwallung beschäftigten Arbeiter ohne Angabe der Löhne und dergleichen angeführt. All' dies beweist aber nichts anderes, als daß uns eine Lohnstatistik voll- ständig fehlt, daß wir geradezu noch alles auf diesem Gebiet zu thun haben. So traurig es ist, so ehrt es zugleich die Arbeiterschaft sehr, daß die von ihr ausgeführten Lohn- fiatistiken, so ungenügend sie auch sind, mehr Klarheit über die sozialen Verhältnisse verbreitet haben, als die amtliche Statistik. Ottspolizei«nd Maximalnrbeitstag. Unter diesem Titel veröffentlicht Dr. K. Oldcnberg in der Nr. 35 der Blätter für soziale Praxis" einen Aufsatz, in dem darauf aufmerksam gemacht wird, daß nach Lage der jetzigen Gesetz- gedung die Polizeibehörden in viel weiter gehenderem Maße, als dies thacsächlich geschieht, auf die Regulirnng der Arbeitsverhältnisse und zivar besonders der Länge des Ar- beitetages einwirken könnten. In dem angeführten Artikel heißt es u.a.: Tie Novelle zur Gewerbe-Ordnung vom I, Juni 1891 (Arbeileischutzgcsetz) ist in ihrer Tragweite im einzelnen an- scheinend bei weitem noch nicht genug bekannt. Dies gilt nicht tn letzter Linie von den tzK läOa bis e, die an die Stelle des§ 130 der alten Gewerbe-Ordnung getreten sind. Schon nach dem alten§ 130 konnte die Polizeibehörde im Verfüglings- wege für die Arbeiter einzelner Gewerbebetriebe ober im Ver- ordmingswege für die Arbeiter eines ganzen Geiverbszweigs alles das verbieten, was ihrer Ansicht nach mit Rücksicht auf die besondere Beschassenheit des betreffenden Gewerbe- betriebs oder der Betriebsstätte für den Arbeiter gesundheiis- schädlich war, sofern nur die Forljührung des Betriebs dann noch technisch möglich blieb, und sosern nicht schon der Bundes- rath den betreffenden Gewerbszweig für das ganze Reichs- gebiet reglemeutirt hatte. Die Norelle vön 1891 hat diese Besugniß hauptsächlich nach zwei Seilen erweitert: einmal darf nun die Polizei auch da zu gunsten des Arbeiters ein- greifen, wo es sich nicht um die Gesundheit des Arbeiters handelt, sondern um die Bewahrung der guten Sitte» und des Ansiandes(Trennung der Geschlechter, Ankleide- und Waschräume. Bedürsniß-Anstalten), und zweitens braucht die zu bekämpfende Gesundheitsschädlichkeit nicht mehr mit der besonderen Beschaffenheit des bttreffendSn Gewerbebetriebs zu­sammenzuhängen." Der Herr Verfasser ist der Meinung, daß die Orts- Pokizeibehvrden von ihren Befugnissen gewiß viel öfter Ge- brauch machen würden, wenn sie mit denselben betraut wären, eine Annahme, der wir, ausrichtig gestanden, bei der Art, wie bei uns die Gemeindeverwaltungen zusammen ge- setzt sind, mit sehr starken Zweifeln gegenüber stehen. Jndeß keine Regel ohne Ausnahme und so kann auch Herr Dr. Oldenbcrg berichten, daß mindestens in einem Falle eine Polizeibehörde von der fragltche» Besugniß schon Gebrauch gemacht hat, und zwar eine preußische. Tie mir, so heißt es in dem Artikel, bei der Korrektur dieser Zöllen zugehenden Jahresberichte der preußischen FabrikinsveklioN siit 1892 erzählen auf Seite 100 von einer Maschinenfabrik der Provinz Sachsen , die wegen andauernder Uebei Häufung mit Aufträgen eine große Zahl von Lehrlingen Tag und Nacht beschäsligl«:Da alle güt­lichen Vorstellungen nicht halfen, so wurde eine polizeiliche Verfügung auf grund des ß 130"(soll heißen 120c)der Gewerbe-Ordnung herbeigeführt, wonach diese Arbeiter nicht länger als 12 Stunden beschäftigt werden und die Tag- und Nachlschichten wöchentlich abwechseln sollten."-- Die Berhängung des Ausnahmezustandes über Prag und Umgebung. In unserer gestrige» Nummer machten wir auf das vollstäüdige Mißlingen der Täaffe'schcn Nationalitäten-Versöhnnngspolitik aufmerksam, die sich nun durch politische Verfolgungen zu halten sucht. Was wir gestern sagten, bestätigt heute ein Telegramm des Wolff'schen Depeschenbureaus: Prag , 13. September. Die amtlichePrager Zeitung" begründet die heule veröffentlichten Ausnahme-Ver- fügungen mit der maßlosen Verhetzung der Bevölkerung durch eine rücksichtslose Fraktton, welche, unbesorgt um die Zukunft des Volkes, die Leidenschaften entflamme und Terroris- mus ausübe, gegen Individuen, Stände und Nationalitäten Hetze, die Mitwirkung unruhiger Elemente anderer Par- teien suche, gegen die Behörden zur Auflehnung er- muntere und selbst vor der Majestät deS Monarchen nicht Halt mache. Indem das Blatt ferner auf die wiederholt vorgekommenen Ruhestörungen, die Bedrohungen der Sicher- heit von Personen und Eigenthum, auf die Mißachtung gegen die Behörden und die Verunglimpfung von Abzeichen staat­licher Hoheitsrechte hinweist, erklärt es, daß die gewöhnlichen Mittel der Regierungsgewalt nicht mehr ausreichend gewesen und die gesetzlich zulässigen Einschränkungen der Preßfreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechtes erforderlich geworden seien, uni der Nothwendigkeit, zum Schutze der Ordnung schärfere Mittel anzuwenden, vorzubeugen. Daher seien die betreffenden Ausnahme-Verfügungen für die Stadt Prag und deren Umgebung getroffen worden, von wo aus die Bewegung geleitet werde und wo die Wirkungen derselben am ficht- barsten hervortreten. Das Blatt schließt mit dem Ausdrucke der Zuversicht, daß der ordnungsliebende Theil der Bevölkerung die Bemühungen der Behörden zur Hintauhaltung gewissen- loser Verhetzungen unterstütze» werde. Graf Taaffe hat von dem merkwürdigen Rechte, das die österreichische Verfassung den Ministerien und oberen Verwaltungsbehörden einräumt, wieder einmal Gebrauch gemacht, es hat den Ausnahmezustand über Prag und Um- gebung verhängt. Bis der Reichsrath zusammentritt, bleiben die Staatsgrundgesetze aufgehoben und der österreichische Reichsrath dürfte die ministerielle Verordnung bestätigen. Die Verhängung des Ausnahmezustandes wirkt schärfer als der kleine Belagerungszustand des seligen Sozialistengesetzes. Das Versammlungsrecht wird auf ein Minimum reduzirt, die Polizei kann das Erscheinen von Zeitungen verbieten, das Briefgeheimniß darf verletzt werden, an stelle der Ge« schworenen-Gcrichte treten die willfährigen gelehrten Richter. Die österreichische Regierung hat wie die deutsche er- fahren, daß die Ausnahmegesetze ihre Wirkung verfehlen, sie wird dies auch diesmal erfahren. Die Verbitterung gegen die Regierung wird zunehmen, der Haß der Czechen gegen die Deutschen wird sich steigern. Schon einmal, vor einem Vierteljahrhundert, hat ein damals liberales Ministerium, dem Graf Taaffe, der jetzige Konservative, auch angehörte, den Ausnahmezustand über Böhmen ver- hängt. Statt aber die Czechen zu schwächen, waren sie gestärkt aus den Verfolgungen hervorgegangen. Damals gab es noch keine sozialdemokratische Partei in Böhmen , heute trifft auch unsere Partei der gegen die Jungtczechen geführte Schlag und wahrscheinlich rücksichtsloser und euer- gischer, obgleich die Sozialdemokraten nicht den Anlaß zur Verhängung der Ausnahmeverfügung gegeben haben. Aver der Schlag wird von der Prager Sozialdemokratie ebenso abprallen wie vor 9 Jahren von der Wiener. Für das Ministerium Taaffe , das zur Versöhnung der Nationalitäten berufen wurde, bedeutet der Prager Aus- nahmezustand den Bankerott. Es wird bald aus dem Amte scheiden. Ob schon beim Zusammentritte des Reichsrathes, hängt davon ab, ob die Liberalen männlich aufzutreten ver- stehen werden. Seit dem Jahre 1873 war für die Deutsch - Liberalen die Situation nicht so günstig wie jetzt. Aber die Partei wird nicht von Männern geführt, die mit Energie und ohne Rücksicht auf die Wünsche der Krone vorzugehen verstehen. Unseren Genossen kann eS gleich sein, ob Graf Taaffe oder Herr v. Plener die Polizei und Staatsanwälte gegen sie hetzt und ans die internationalen Beziehungen Oester- reichs hätte ein Ministerwc chsel auch keine Einwirkung. Belgien . Unser BruderorgauLe Peuple "(Das Volk) macht auf eine Gefahr, die den sozialistischen Produktiv-Assoziationen und Konsumvereinen droht, auf- merksam. Bekanntlich gedeiht in Belgien ganz besonders die Genosse nschasts-Bäckerei. Dies hat den Neid der Kapitalisten erweckt, und, wie derPeuple " mittheilt, gründet jetzt die Privatspekulation überall Bäckereien, die auch Assoziationen genannt werden und die zu billigerem Preis verkaufen, als die Arbeiter- Bäckereien, die aus diese Weis« zu Grunde gerichtet werden sollen. DerPeuple " warnt die Arbeiter, in die Falle zu gehen, und mahnt sie zu kräftiger Unterstützung der Arbeiter- Genossenschaften durch Kundschaft und Propaganda. Frankreich . DieKleine Republik" vom gestrigen Tage bringt an der Spitze einen bcmerkensiverthen Leit- artikel aus der Feder des Abgeordneten für Carmaux: I a u r e z. Es wird darin zunächst ähnlich wie durch Daillant aufs nachdrücklichste für die, wohl von keinem ehrlichen Sozialisten mehr bestrittene Nothwendigkeit der Einigung aller sozialistischen Kräfte eingetreten. Und dos Weiteren befürwortet Jaurez, im Hinblick auf die letzten Wahlen, wo in so vielen Wahlkreisen die Sozialisten durch die Landbevölkerung geschlagen wurden, eine s y st e- matische Landagitation, und zu deren Unter- stützung einen parlamentarischen Földzug im Interesse der Land-Bevökerüng. Die Sozialisten müßten den Bauern durch die That bc- weisen, daß ihnen da» Wohl derselben am Herzen liegt. Das ist ein Schritt in der richtige» Richtung. Namentlich seit dem vorjährigen Kongreß in Marseille haben die französischen Sozialisten zwar viel Arbeit auf die Landagitation verwandt, aber es ist noch lange nicht genug geschehen; und ein parlamentarisches Vorgehen, wie Jaurez es fordert, hätte auch den Vorthcil, de» Bauern zu zeigen, daß es de» Herrn Bourgeois, die ihnen �vor den Wahlen zu schmeicheln pflegen, weil sie denBruder Bauer" alsStimmvieh" brauchen, nicht einfällt,.etwas Ernstliches für sie zu thun. In der nämlichen Nummer derKleinen Republik" wird nachstehender Brief Guesde's veröffentlicht: Es ist unwahr, daß in Roubair meine Wahl mit dem Rufe:Nieder mit dein Vaterland" begrüßt worden wäre. Unter den 0300 Arbeitern, die, indem sie mich in die Kammer schickten, damit ausdrücken wollten, daß Frankreich an der Spitze der internationale» sozialistischen Bewegung stehen soll, war dieser, wie Sie es nennenFrevelthat" und wie ich es nennen würdeAlbernheit" kein einziger fähig. Das, was man gerufen haben könnte als Antwort auf die wochenlangen bis zum Revolver getriebenen Heraus- forderungen. warNieder mit den Vaterlandssimpel»".") Aber dem Journalle Temps", das die Auflösung der Patrioten- Liga freudig begrüßte, brauchen wir nicht zu erklären, wie die schlimmsten Feinde des Vaterlandes diejenigen sind, di seine Fahne als Reklame und zum Geschäft benutzen. Da derTemps" einstimmt in den Chor derCocarde" der Norton und Ducret, um die 2ö00 Frks., welche die Sozial- demokratie Deutschlands der französischen Arbeiterpartei ge- schickt hat, zu denunziren, füge ich noch hinzu, daß diese Empörung höchst ergötzlich ist, von einer Presse, die mit italienischem und russischem Gold überreich begossen wird, jedesmal, wenn es sich darum handelt, in der Form von An- leihe die französischer Ersparnisse wegzustibiyen. Wenden Sie sich doch um. meine Herren Bourgeois, die Sie die letzte Kundgebung der Arbeiter-Solidarität gegen de» Sozialismus und seine Gewählten ausbeuten wollen; dann wird man die SO 000 Fr. sehen, die Sie für Ihre Kandidaten 1889 von dem preußischen Bankier Hirsch erhielten, sowie die 200 000 Fr., die Sie immer zu Wahlzwecken, 1809 von dem Italiener Cernuschi, erhielten und einstrichen. Und mit einer solchen Vergangenheit, wo Bourgeois- Republikaner und Reaktionäre stets über die Grenzen hinweg, gemeinschaftliche Sache und Kasse gemacht haben, wagen Sie uns den Beistand eines Liebknecht vorzuwerfen, der seinem kräftigen Widerspruch gegen die Annexion von Elsaß-Lothringen zwei Jahre Festung verdankte, eines Bebel, den das patriotische Straßburg soeben gewählt hat; und was reden Sbe voneiner Rechtfertigung" auf der Tribüne"? Gehen Sie nur auf die Tribüne, wenn Sie den Kopf gonz und gar verlieren wollen. Wir haben keine Angst davor. Bei diesem Stelldichein wie bei jedem anderen werden wir sein, auf Arbeiterehre! Nicht die-Sozialisten werden als Besiegte hervorgehen, sondern das arme Bourgeois-Frankreich, über welches das ernste und monarchische England lachen wird, in dem sich keinTemps" fand, der nur den Gedanken gehabt hätte, von den sezesstonistisch- irländischen Parlaments-Abgeordneten über dir Millionen für die Wahlschlachten aus den Vereinigten Staaten von Amerika Rechenschaft zu verlangen. Haben Sie die Güte, diesen berichtigenden Brief z» ver- öffentlichen und nehmen Sie meinen französischen und inter - nationalen Gruß! JuleS Guesde , Abgeordneter von Roubaix . Die Einweihung des Denkmals, das auf dem Pöre- Lachaise dem Kommunegeneral Eudes errichtet wurde, war, den vorliegenden Zeitungsberichten nach, eine groß- artige Kundgebung. Alle sozialistischen Gruppen waren vertreten, und am Grab des braven Kommnnards reichten sich alle die Hand, so daß die Feier sich zu einem Ver- brüderungsfest des revolutionären Sozialismus ge- staltete. Unter den Rednern befanden sich Guesde und Vaillant. Und mit den Hochrufen auf die Kommune mischten sich die Hochrufe ans die internationale Sozialdemokratie, was die deutschen Herren Chauvinisten, die aus unseren französischen Brüdern durchaus Chauvinisten machen wollen, sich nierken mögen. Den Panamiften geht es vortrefflich. Charles de Lesseps ist gestern i» Freiheit gesetzt worden. Zum Fall terz wird derKölnischen Volks-Ztg." geschrieben: Frau ornelius Herz bewohnt mit Tochter ihre Villa in Aix-les- Bains , von der die Siegel abgenommen sind, weil das Ver- fahren gegen Herz eingestellt ist. Die französische Staatsschuld betrug im Jahre 1869 12 931 215 591 Franken, 1874, nach dem Kriege und der Zahlung der Kriegsentschädigung, 23 49ö 993 994 Franken, 1884 27 354 969 933 und 1891 39 481 158 926 Franken. Während 15 Friedensjahren hat die sranzösische Staats- schuld um 7 Milliarden zugenommen. Der Militarismus und die Kolonialpolitik tragen hieran die Schuld, denn Frankreich hätte ohne Militarismus und KolouialpolUik keinen Heller Staatsschulden zu machen brauchen und dabei doch sein Volksschulwesen aus die heutige Höhe bringen, seine Kulturaufgab en erfüllen können. Diesseits ivie jenseits der Vogesen darf der Ruf nicht verstummen: Nieder mit dem Militarismus! Nieder mit der Abenteurerpolitik! England und Rnstland. Das russische Reich, dessen Eroberungspolitik sich an den englischen Interessen stößt und in dem englischen Weltreich sein Haupthinderniß findet, hat in jüngster Zeit, durch Gründung einer Flotten- station im Mittelmeer , den Traditionen der englischen Politik einen schweren Schlag versetzt. Es hat sich für das Zurückdrängen seines Einflusses auf der Balkanhalbinsel entschädigt ans Kosten Englands, seines mächtigsten Feindes. Und die Franzosen haben den Russen dabei dienst- willig Vorschub geleistet. Wie konnte Rußland das wagen, da doch England durch ein kräftiges Wort die russische Flotte aus dem Mittelländischen Meere wegblasen kann? Die Antwort heißt: G l a d st o n e. Gladstone ist ein strenggläubiger, bigotter Christ, und er hat seit seiner Jugend und das ist vielleicht der einzige Gedanke und das einzige Gefühl, dem er in seinem langen und wandlnngsreichen Leben treu geblieben ist einen ingrimmigen fanatischen Haß auf die ungläubigenheidnischen" Türken, und eine merkwürdige Vorliebe für Rußland , das er berufen glaubt, die Türken aus Europa zu vertreibest. Seine Politik Rußland gegen- über ist daher das genaue Gegentheil der traditionellen Politik Englands. Jedesmal, wenn Gladstone am Ruder war, wurde die russische Politik keck und tanzte John Bull auf der Nase herum wie das jetzt geschieht. Frei- lich, das geht nur bis zu einem gewissen Punkt, und würde dieser überschritten, so bräche der Zorn des englischen Volks in lodernden Flammen aiis, Gmstoiis flöge in die Luft und der Zar hätte es mit dem englischen V o l k zu thun. Inzwischen sticht Rußland dem englischen Reich überall Verlegenheiten zu bereiten. Man erinnert sich der jüngsten Krawatte in Indien . Wie man nun erfährt, haben die- selben ganz ähnlich begonnen, wie der furchtbare Sipoy- Aufstand des Jahres 1357. Zu diesem bildete den Grund oder Vorwand der Gebranch von Schweinefett bei Zu- bereitung der Patronen. Die Hindus dürfen nämlich nach ihren Religionsvorschriften überhaupt keine thierische Kost, die indischen Muhamedaner kein Schweinefleisch oder Schweine- fett genießen, oder attch nur an die Lippen bringen. Die Er- bitternng wurde damals durch russische Agenten genährt, ganz wie es jetzt unzweifelhaft der Fall ist. Diesmal hat den Anlaß zur Aufreizung das Schlachten von Kühen ge- geben es hat sich ein sogenannter Kuhschutzverein ge- gründet, der seine Spitze gegen die Engländer richtet und hinter dem Rußland steht. Nach den letzten Berichten ist die Gährnng im Wachsen. ") Patriot a rds falschen Patrioten von patrie, Vaterland.