AlNaW göFett Fte Ue?en Pofi ein!ffaar SerTreTern?erLeiden antisemitischen Grüppchen den Abgeordneten Gelegen-heit, sich außerhalb des Sitzungssaales über die interessanteSituation auszusprechen. Erst die Rede des Abg. Gröberfand wieder Aufmerksamkeit. Er-hatte es übernommen, dieAnsichten der Zentrumspartei über die staatsrechtliche Frage,ob der Marokkovertrag dem Hause zur Genelimigung vorgelegt werden müßte, darzulegen und kam im Laufe seinerDeduktionen zu dem auch von der Sozialdemokratie einge-nommenen Standpunkt, daß bereits der gegen-wältige Wortlaut der Verfassung die Re-flierung nötige, die Genehmigung desReichstages zu dem Marokko-, wie zu demKongovertrag einzuholen. Dabei maß er dieSchuld, daß von der Regierung jetzt ein gegenteiliger Stand-Punkt eingenommen werde, dem Herrschaftsbedürfnis derBureaukratie zu. Gröber verlangte auch, daß durch neue ge-fetzliche Feststellung die Mitwirkung des Reichstages bei allenderartigen Staatsverträgen unanfechtbar festgestellt würde.Er war allerdings inkonsequent genug, eine Mitwirkung desReichstages bei der Entscheidung über Krieg und Frieden fürunmöglich zu erklären. Dafür müßte nach seiner Auffassungdie Verantwortung dem Kaiser allein überlassen bleiben. Erübersaß dabei oder wollte nicht sehen, daß das wiederum aufeine Befestigung der Selbstherrlichkeit des bureaukratischenRegiments in einer der wichtigsten Lebensfragen der Nationhinauskommt.Der schwer gezüchtigte Herr V. Heydebrand ergriffnunmehr zu sofortiger Verteidigung das Wort. Diese Ver-teidigung fiel äußerst schwach aus. Er versuchte, seineDrohung gegen England als einen Ausfluß gekränkterpatriotischer Gefühle zu beschönigen. Er berief sich untetZustimmung seiner Parteigenossen darauf, daß er im Auf-trage und unter Billigung der � gesamten konservativenFraktion gesprochen habe. Dann nahm er aber auch für sichals Volksvertreter das Recht der freien Kritik sowohl dereigenen Regierung wie dem Ausland gegenüber in Anspruch.Daß der Führer der Junkerpartei, die mit Hilfe dergottgegebenen Autoritäten es bisher verstanden hat, eineMinderheitsherrschaft in Deutschland auszuüben, in seiner Be-drängnis sich in die Gedankengänge des demokra-tischen Parlamentarismus hine ins l ü ch t e t.ist ein äußerst wertvolles Zugeständnis. Die Sozialdemokratiewird nicht verfehlen, es im Kampfe gegen die verderblicheDreieinigkeit: Hofkamarilla, Bureaukratie und Junkertum,nach Kräften zu verwerten. Muß doch überhaupt der un-zweideutig zutage getretene Zersetzungsprozeß des Herr-schenden Regierungsklüngels den Kampf der Sozialdemokra-<ie um die Befreiung des Volkes von dem politischen Druck,untev dem es leidet, gewaltig fördern.tlünifterhrins In Bayern.Aus München wird uns geschrieben:In unserem politisch bisher so idyllisch gemütlichen Bayern istetwas Unerhörtes passiert. Die herrschende Partei desZentrums hat einem Minister den Stuhl ver dieTür gesetzt. In der FinanzauSschutzsitzung vom Mittwoch nahmzu Anfang der Zentrumsführer Dr. Pichler das Wort und erklärteim Austrage seiner Kollegen folgendes:»Das Vorgehen des Herrn BerkehrSministerS in der heutigenund gestrigen Plenarfitzung läßt es uns nicht möglich erscheinen,mit dem Herrn Verkehrsminister noch weiter in der sachlichen Be-ratung des außerordentlichen EtatS fortzufahren. Ich beantragedeshalb, diesen Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen unddie weitere Verhandlung zu vertagen."Der überraschte Minister bemerkte, daß er sich seine Antwort mdieser Sache vorläufig vorbehalten müsse. Darauf wurde die Sitzungvertagt.Bei dem»Vorgehen' de? BerkehrSministerS drehte es sich ein--mal darum, daß er während der gegen ihn gerichtetenAngrrff e des Zentrumsabgeordneten Oswald sichaus dem Hause entfernte und daß er sodann amnächsten Tage mit deutlichem Hinweis auf diechristli�en Arbeitervertreter sich damit ver-teidigte, baß auch Abgeordnete in dieser Hin»sich t s ich einiges vorzuwerfen hätten.Das dke tatsächlichen Vorgänge, woraus sich die Ministerkrifisentwickelte. ES hat nichts Tragisches, aber etwas Tragikomisches,daß derselbe Minister, der gerade erst in einer wichtigen prinzipiellenFrage dem Zentrum zwar nicht ganz, aber stark dreiviertel zu willenwar, und der des letzten Viertels wegen gestürzt werden sollte, abernicht gestürzt wurde, nun infolge seiner eigenen parlamentarischenUngeschicklichkeit über einen Strohhalm gestolpert ist.Das Zentrum hat in den behandelten Fragen— Eisenbahner-erlaß und politische Gleichberechtigung der Sozialdemokratie sowieBezahlung der StaatSarbeiter— durchaus unrecht. Aber in dervorliegenden Angelegenheit deS parlamentarischen TakteS undder Wahrung der Würde und Rechte der Volksvertretunggegenüber der Regierung ist eS im Recht. ES ist imRecht mit dem Verlangen, daß ein Minister anwesendzu sew hat, wenn Gegenstände seines Ressorts besprochenwerden. Es ist im Recht, wenn eS eine Ungehörigleit. darin erblickt, daß ein Minister das HauS verläßt in dem Augen-blick, wo ein Abgeordneter an seiner Tätigkeit Kritik übt. Es istim Siecht, wenn es die Kritik eine? Ministers an der Tätigkeit derAbgeordneten zurückweist. Und wenn das Zentrum im Bewußtseinseiner Macht die Tappigkeit eine» ihm aus anderen und wichtigerenGründen mißliebigen und verhaßten Ministers benützt, um durchpolitische Achterklärung und Prollamierung eines parlamentarischenStreiks diesen Minister zn beseitigen, so haben wir Sozialdemokratenals Anhänger des parlamentarischen Regierungssystems nichts da-gegen einzuwenden, obwohl es einer starken politischen Parteiwürdiger wäre, den Ministersturz nicht aus dem Hinterhalt, sondernim ehrlichen, offenen Kampfe um wichtige grundsätzliche Fragen zubetreiben.Das Parlament durfte erwarten, daß der Mini st er-Präsident in der heutigen Sitzung eine Erklärungabgibt und die Sitzungen unterbrochen werden, bis die Angelegen-heil in irgend einer Form ihre Regelung gefunden hat. Das Ab-geordnetenhauS beginnt morgen bei Beratung des Etats des Aeußerndie GeneraldiSkusston über die politische Lage und dabei weiß keinMensch, ob daS Gesamtministerium überhaupt noch intakt ist.Es schwirren natürlich die allerverschiedensten Gerüchte überdie Art der Lösung und Beendigung dieser Miuisterlrisis.Die Vorsichtigen glauben an eine Aussöhnung des Verkehrsministersmit dem Zentrum, die ganz Kühnen sprechen schon von einer De-misfion des Gesamtministeriums, das bereits seine Solidarität mitdem VerlehrSminister bekundet hatte, und einer Auflösung des Par-laments. Der Lösung am nächsten dürften die Propheten kommen.die verkünden, daß der Verkehsminister v. Frauendorfer qls Sünden-bock in die Wüste geschickt wird, während seine Kollegen auf ihrengepolsterten Ministerseffeln gemütlich weiter sitzen.! Nach unserer Auffassung gibt eS mtt eine richtige und be»friedigende Lösung dieser Krisis: Das jetzige M i n i st e r i u mtritt ab und macht einem ZentrumsministeriumPlatz. Eine Partei, die mit 98 Stimmen nahezueine' Zweidrittelmajorität im Parlamente be-sitzt, ist nicht nur zur Herrschaft berechtigt,sondern zur Herrschaft verpflichtet. Erst wenn dasZentrum nicht nur alle Vorteile einer Mehrheitspartei einheimst,sondern auch alle Verantwortung einer solchen innerhalb der Re-gierung trägt, ist eine klare und wahre politische Situation inBayern geschaffen. Wir Sozialdemokraten wünschen sie.»» �Inzwischen hat sich doch das bayerische Ministerium zu der An-ficht durchgerungen, daß es nicht umhin kann, öffentlich auf die Er-llärung deS Dr. Pichler zu antworten. Wie telegraphisch ausMünchen gemeldet wird, nahm in der Freitagssitzung der Abgeordneten-kammer der Ministerpräsident Freiherr v. Podwils daS Wort, umfolgende Erklärung im Namen der Gesamtregierung abzugeben H„Im Finanzausschuß vom 8. November wurde vom Vertreterder Mehrheitspartei die Erklärung abgegeben, daß diese wegender Stellungnahme des VerkehrSministers zurzeit nicht in der Lagesei, in der sachlichen Behandlung der Postulate deS Verkehrs-Ministeriums fortzufahren. Darauf hat der Finanzausschuß denBeschluß gesaßt, den Gegenstand bis auf weiteres von der Tages-ordnung abzusetzen. Meine Herren! Der Herr Staatsminister rürVerkehrsangelegenheiten hat die rein sachlichen Gründe,aus welchen er veranlaßt war, die Sitzung der Kammeram 7. November vor Schluß zu verlassen, bereits hier im Hausemitgeteilt und auch darauf hingewiesen, daß die MeinungS-Verschiedenheit zwischen ihm und dem ersten Vizepräsidenten aufein Mißverständnis zurückzuführen sei. Auf diese Erklärung wird.hiermit ausdrücklich Bezug genommen. Der Beschluß deS Finanz-ousschuffes vom 8. November geht hiernach von nicht zutreffendenVoraussetzungen aus, und die königliche Staatsregierung gibt sichder Erwartung hin, daß die Beratung in diesen Ausschuffe nunmehrwieder aufgenommen werde."Das ist zweifellos eine Verbeugung des Ministeriums vor demZentrum; aber eS ist fraglich, ob dieses fich damit begnügen wird.Bevor Freiherr v. PodewilS seine Erklärung abgab, hatte nämlichder ZentrumSredner verkündet, daß die Zentrumsfraktion den vonDr. Pichler im Finanzausschuß proklamierten Eisenbahnbudgetstreikeinhellig gebilligt habe und nötigenfalls aus dem Verhalten derRegierung und des BerkehrSministerS die parlamentarischen Kon-sequenzen ziehen werde.Wahrscheinlich wird heute, am Sonnabend, daS Zentrum aufdie Erklärung des Ministerpräfidenten antworten.ver llrieg.Die Lahmlegung der italienischen Streitkräfte im„amiek-tierten" Tripolis läßt von Tag zu Tag die Gefahr drohenderwerden, daß das italienische Geschwader in aller-nächster Zeit seine schweren Schiffsgeschütze aufeinentür-? i s ch e n Hafen oder auf eine Insel im Aegäi-schen Meere richten wird. Die öffentliche Meinung unddie Presse Italiens hat sich schon vollständig an diesen Ge-danken gewöhnt und die italienische Regierung wird ebensosehr auf ihr zu Anfang des Raubzuges gegebenes Versprechen,den Stawsquo auf dem Balkan zu erhalten, pfeifen, wie sieauf die Grundsätze des Völkerrechtes und der Humanitätpfeift. Wie es heißt, wollen die Mächte eine gemeinsameAktion gegen Italien unternehmen, wenn bei Beschießungeines türkischen Hafens Leben und Eigentum fremder Staats-angehörigen zu Schadet! kommt; ob es aber zu einer solchenGemeinsamkeit kommt und ob sich Italien gütlich zuredenläßt, ist noch sehr die Frage. Auch in der Türkei rechnet mansehr stark mit einem Angriff der italienischen Flotte und trifftentsprechende militärische Maßnahmen.Zu der offiziellen Mitteilung Italiens über die Annexionvon Tripolis hat sich bis jetzt noch keine Regierung geäußert,ebensowenig wie zu dem von der Türkei dagegen eingelegtenProteste.Inzwischen dauern die Kämpfe und Scharmützel vorTripolis weiter an. Selbst wenn' man den Siegesnachrichtenaus beiden Lagern sehr skeptisch gegenüber steht und stehenmuß, ist doch der Kampfesmut und die Aktionsfähigkeit dertürkischen Truppenleitung zu konstatieren. Und das sind die-selben Türken, von denen nach italienischen offiziösen Mel»düngen Tausende getötet und verwundet sein sollen, denendutzendweise Kanonen und Maschinengewehre abgenommensind, die von der Cholera und den Blattern dezimiert unddurch Zwistigkeiten mit den Arabern arg geschwächt sein sollen.Die italienischen Offiziösen scheinen gar nicht zu merken, daßsie durch ihre notgedrungenen Meldungen von täglichenKämpfen mi-t den Türken ihre früheren Schwindelnachrichtenselbst an den Pranger stellen.Die italienische Flotte im Negäischtn Meer.Benediz. 10. November. Hiesigen Blättern wird aus Rom gemeldet, daß das Eindringen der italienischen Flotte in das AegäischeMeer beschloffen ist. Gestern wurden zwischen den Geschwadern,die vor einigen Tagen mit unbe st immter Order auSge-laufen find, und der Hasenstation St. Augusta auf Sizilien Funken-telegramme gewechselt.Türkische Abwehrvorbereitttngen.Konstantinvpel, 10. November. Die türkische Bevölkerung vonLemnos. Mytilene, E h i o S und R h o d o S erhielt Waffenund Munition zur Abwehr eines etwa italienischen Angriffs. Samt«liche türlische Militär- und Zivilärzte erhielten die Einberufung. DieReservisten halten Waffenübungen ab.»Echo de Paris" meldet aus Rom: Die kriegerischen Vorverei-iungen der Türkei in Mytilene werden in fieberhafter Tätigkeit sott-gesetzt. Die türkische Bevölkerung, welche nicht imstande ist. Waffenzu tragen, hat sich ins Innere zurückgezogen. Die übrige Bevölke-rung wird mit aller Energie ausgebildet. Die Garnison von ChioSwurde in Voraussicht eines italienischen Angriffes auf 4000 Mannerhöht. Der Golf von Saloniki wurde mit schwerkalibrigenGeschützen besetzt und die dortigen Munitionsvorräte ergänzt.Nene Kämpfe vor Tripolis.Rom, 10. November. Die„Agenzia Stefani" meldet ausTripolis unter dem heutigen Tage 2 Uhr morgens: Gestern kames zu wiederholten Angriffen durch kleine arabische Abteilungen, diesich gegen die italienische Ostfront richteten. Da Anzeichen vorhandenwaren, daß sich stärkere Abteilungen gegen den italienischenlinken Flügel zum Angriff sammelten, ging daS 13. Infanterie-Regiment zum Angriff vor und nahm eine von etwa S00 Arabernbesetzte Stellung. Als sich die Bataillone von dort wieder zurück-zogen, wurden sie auf dem Marsche von neuem vom Feindeangegriffen. Die Bataillone gingen ihrerseits noch einmalvor. Mit Einbruch der Dunkelheit zog sich der Feind zunick.Das 11. Bersaglicri- Regiment unteniahm aus seiner Stellungeinen Vorstoß, um die Plänkler deS Feindes zu vertreiben.Auf dem Äußersten rechten Flügel ging ein Bataillon aus dieOase Zanzur vor, fand aSer keinen Widerstand. Ein« Abteilungvon der Stärke eines Bataillons und einer Eskadron gkng«isteinigen Geschützen bis jenseits der Oase Ainzara vor und triebentgegenkommende feindliche Reiter zurück. Die italienischen Schiffeüberwachen die Küste in der Richtung auf die tunesische Grenze.Sie beschossen einige von Bewaffneten geleitete Karawanen und zer-störten die Kaserne bei Romich..Um die Stadt vor der Cholera zu schützen, hat man in denGatten außerhalb der Stadt ungefähr 2000 Eingeborene unter-gebracht und fie gewaschen und neu gelleidet. Man verwendetgroße Sorgfalt auf die Ueberwachung des Trinkwassers und hateinen Plan entworfen, die Wasserleitung von Bu Meliana zu ver»bessern. Aus Benghasi wird durch Funkspruch gemeldet, daß sichdort sowie bei Derna und Tobruk nichts Neues ereignet hat.Die Komödie wird immer toller!Tripolis, 10. November.(Meldung der„Agenzia Stesani'.) DieScheichs und Notabeln der Araber von Tripolis haben dieInitiative ergriffen(!) zu einem Protest gegen die Verleum»düngen der italienischen Soldaten durch die europäischePresse, ferner haben sie nach der Kundmachung der Annexion anden König von Italien spontan eine Depesche gerichtet, in der sieihren Dank und ihre Treue zum Ausdruck bringe».Sie Revolution in China.Die Revolution in China.Nur spärlich sind die Nachrichten, die heute von den ver-schiedenen Schauplätzen der revolutionären Bewegung vor-liegen. An dem Sieg der Revolution ist aber nicht mehr zuzweifeln und aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Hof ausPeking geflüchtet. Aber es wird ihm schwer werden, einesichere Zufluchtsstätte zu finden, denn auch im Norden, in derHeimat der Mandschudynastie, beginnt es zu gären. Be-denklich ist hierbei nur, daß es, wenn der revolutionäreSturmwind über die Mandschurei dahinbraust, sehrleicht zu einem EingreifenJapans und Rußlandskommen kann. Dadurch würde aber das Verhalten derChinesen zu den Fremden in den Revolutionszentren in ver-hängnisvoller Weise beeinflußt werden.Die Flucht deS Hofes.Peking, 10. November.»New Dork Herald' Berichtet: DerKaiser sei. guten Informationen zufolge, heimlich aus demkaiserlichen Palaste am Donnerstag stüh 2 Uhr unterFührung der Kaiserin-Mutter geflohen. Die Flucht sei in einemder Wagen erfolgt, die von dem Regenten zum Transpott vonWettsachen in Bereitschaft gehalten wurden. Die Nachricht wird vonder Regierung dementiett, in politischen Kreisen hält man sie aberfür glaubwürdig.Die kaiserlichen Truppen in Tfitflkar haben gemeutert. Diechinesische Regierung befürchtet infolgedeffen neue diplomatisch«Schwierigkeiten mit Rußland und Japan.Der Vizekönig der Mandschurei ist in gehetmniS«voller Weise verschwunden. Die Revolutionäre besetzten in Futshe»den RegierungSpalast, die Bank und daS Telegraphenamt. DieStadt steht teilweise in Flammen, und in den Straßen wird ge-kämpft. Die kaiserlichen Truppen setzen den Revolutionären energi-schen Widerstand entgegen. Für die fremden Konzesfionen bestehtkeine Gefahr.Die Revolutto« in der Mandschurei.Mulden, 10. November.(Meldung der Petersburger Tekegr'Agentur.) Die Zögling« der Schulen richteten an den Bizekönig dieForderung, die Mandschurei für autonom zu erklären«wa» vom Bizekönig abgelehnt wurde. Die Schulen wurdendarauf von der Polizei besetzt und die japanische Polizeiersucht, die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten. Die Bevölkerung ist sehr erregt gegen den Mzekönig, eS werden ernsteUnruhen befürchtet. Mehrere kaiserliche Prinzen find inkognitohier eingetroffen.Kanto» für unabhängig erklärt.Hongkong, 9. November.(Meldung de« Reuterfchen Bureaus.)Um großes Blutvergießen zu vermeiden, fügte sich der Bizekönig derErklärung der Unabhängigkeit von Kanton. Der Vize-könig sucht ein Asyl in Hongkong.Japanische Trnppensendnng nach China.Peking, 10. November. Nach hier eingetroffenen Nachrichten au»Tokio hat die japanische Regierung zwei TranSportdampfer gesternvon Dokohama abgesandt mit 3000 feldmarschmäßig ausgerüstetenTruppen, die wahrscheinlich für den Norden von Ehina bestimmt sind.Politische(leberllckt.Berlin, den 10. November 1911,Die schönen Wahlurnen.Aus Anlaß der bevorstehenden Neuwählen zum Reichs-tage hat der preußische Minister des Innern eine Verfügungan die Regierungspräsidenten ergehen lassen, in der er überdie Wahlurnen ausführt:»Bereits in meinen Erlaffen vom 15. Mai 1903 und 18. Januar1907 ist auf die Notwendigkeit hingewiesen, nach Einführniig derWahlzettelumschläge erheblich geräumigere Gefäßeals Wahlurnen zu verwenden, als bisher vielfach üblichgewesen. Trotzdem ist im Reichstage auch nach den letztenWahlen verschiedentlich zur Sprache gebracht, daß in einzelnenFällen gänzlich ungeeignete Gefäße, wie Suppenterrinen, Zigarren-listen usw. als Wahlurnen benutzt worden seien.— Die Ver-Wendung derartiger Gefäße muß künftig grundsätzlich ver-mieden werden. ES ist� auf die Bereitstellung solcker g e-nügend großer Gesäße als Wahlurnen Bedacht zunehmen, bei denen die Möglichkeit eines willlürlichen Auf-einanderschichtenS der ZählknvertS nicht vorliegt und die es ge-statten, die Umschläge mit den Stimmzetteln durch einen Spaltim Deckel einzuwerfen und den Deckel des Gesäßes bis zuirnSchluß der Wahlhandlung geschlossen zu halten. Es mußvermieden werden, durch Verwendung unzulänglicher Wahlmncnund durch die Art und Weise ihrer Benutzung begründete Be-schwerden über versuchte Verletzung des Wahlgeheimnisses hervor-zurufen, durch welche die Gültigkeit der Wahlen gefährdet wird.'Der Erlaß ist zweifellos gut gemeint, die Agrarier werdenaber nicht daran denken, ihm Rechnung zu tragen. DemUnfug, der mit der Verwendung völlig ungeeigneter Gefäßeals Wahlurnen getrieben wird, kann nur dadurch gesteuertwerden, daß die Bundesstaaten einheitliche Wahl-urnen anschaffen und sie den Gemeinden zur Verfügungstellen. Für solche Zwecke hat man jedoch keine Mittel.Keine Fenerbestattnng in Bayern.München, den 9. November.Die liberale Fraktion hat eine Interpellation in der bayerischenAbgeordnetenkammer eingebracht wegen der Zulasiung der Feuer-bestattung. Die liberalen Abgeordneten Dr. Günther und später