Gewerfefcbaftlicbcö.Cnglilcker ßcTuch in Deutrcblatid.Ben Stillet, der Vorsitzende der englischen DockersUnion und Mitglied der Sozial Demokraty Party(S. D. P.)weilt gegenwärtig in Deutschland, um in Begleitung des GeNossen I o ch a d e, internationalen Sekretärs des Transportarbeiterwerbandes, die Einrichtungen und das Organisation�shstem der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaftenkennen zu lernen. Unser englischer Genosse nahm bekanntlichin der letzten großen Ausstandsbewegung der Transportarbeiter als Vorkämpfer eine hervorragende Stelle ein. Dersiegreiche Verlauf der Bewegung brachte den verschiedenenUnions einen ganz bedeutenden Mitgliederzuwachs, so beiTilletts Union über 20Ö Proz., bei den anderen beteiligtenOrganisationen nicht viel weniger. Leider ist in Englandeine große Zersplitterung der Kräfte infolge des Bestehenseiner Unzahl Unionen vorhanden. Allein im Transport-geinerbe existieren zwischen 35 und 40 Organisationen. Hierzumüssen noch eine Anzahl sogenannter General LabourersUnions(Organisationen ungelernter Arbeiter) gerechnewerden, die gleichfalls Transportarbeiter aufnehmen. Vondiesen Labourers Unions lcylossen sich im April 1908 nichtweniger denn 9 Organisationen zu einem General LabourersNational Council zusanimen. Die Gasarbeiter-Union undTilletts Dockers Union waren die treibenden Kräfte dieseslosen Zusammenschlusses. Zweck dieser losen Vereinigungwar der endliche Zusammenschluß in einer Einheitsorganisation. Jetzt hat eine Urabstimmung unter den Mitgliederndieser 9 Unionen stattgefunden, die als Resultat ergab, daßmehr als 80 Proz. der Mitglieder für einen sofortigen Zu-fammenschluß zu einer Einheitsorganisation zu haben sind.Diese Organisation wird dann 250 000 Mitglieder zählenNeben dieser Organisation besteht die 1910 gegründete Nario-nal Transport Workers Federation, der jetzt annähernd20 Organisationen mit ungefähr 200 000 Mitgliedern angeschlössen sind, auch sogenannte General Labourers Unions.aber mrr mit der Anzahl der ihnen angehörenden Transportarbeiter. Auch diese Federation wird in absehbarer Zeit zueinem engeren Zusammenschluß kommen müssen. Zunächstwerden wahrscheinlich noch die Eisenbahner den Anschluß andiese Federation vollziehen. Die Verhandlungen dafür sindbereits im Gange. Der Anschluß der Eisenbahner würdeeinen großen Mitgliederzuwachs der Federation bedeutenNatürlich bringt dieser Zusammenschluß der organisierten.Kräfte eine Aenderung der Administration und des Organtsationssystems mit sich. Beides läßt in den englischen Unionsviel zu wünschen übrig. Das wissen die Engländer, die mitoffenen Augen diesen Fortschritt des Zusammenschlusses derOrganisation beobachten, auch sehr genau. Besonders BenTillett ist von der Notwendigkeit des Aufbaues der Organisa-tionen auf industriell-beruflicher und streng zentralistischerBasis überzeugt, und er kämpft dafür. Nun, Ben Tillett istjetzt in Deutschland als Gast des deutschen Transportarbeiter»Verbandes, pm unsere Einrichtungen und das System derdeutschen Arbeiterbewegung kennen zu fernen. Ihm wurdebereitwilligst alles gezeigt und erläutert, und es darf wohlhinzugefügt werden, daß er überall, wo er auch hinkommenmöge, mit der größten Freundlichkeit aufgenommen wird.Wir deutschen organisierten Arbeiter haben ein großes Jnter-esse an der Fortentwickelung der englischen politischen und ge-werkschaftlichen Arbeiterbewegung. Der Besuch Ben Tillettswird auf die gegenseitigen freundlichen Beziehungen nichtohne Einfluß bleiben und uns einander noch näher bringen.Lerll« unct Ilmgegencl.Die Scharfschützen auf dem Bureau der Elekro«mechanischen Jndustriegesellschaftin der Chausseestratze haben einen vollen Erfolg erzielt. Der an-geschossene Buchhalter Gericke au« der Scheererstr. U ist leider seinenVerletzungen erlegen. Die von den Hintze-Gardisten übernommeneGepflogenheit der Bewaffnung der.Vorgesetzten' hat ein Opfer ge-fordert.Herr Max Glaser, dem die Arbeiter die Schuld an der Be-waffnuna der Bureaubeamten bei der Firma zuschreiben, bestreitet ineiner Zuschrift an un«. bei der Firma als.Spitzel' angestellt zusein. Das glauben wir gern. So etwas schreibt man ja nicht inden Vertrag.— Im Streik bei Ever Ready habe er.lediglichinr Auftrage der Betriebsleiter dafür gesorgt,daß die Leute fe st ge st eilt worden sind, welche sichstrafbarer Handlungen schuldig gemacht haben'.Ja. Da« nennt man Spitzeldienste leisten!— Klage wegendes Ausdruckes„Achtgroschenjunge' habe er auS Mitleid mitder Familie des Beleidigers nicht erhoben. WunderbarerCharakter, den einmal„strasbare Handlungen' von Streikposten,die nichts gegen ihn unternehmen, zur Denunziation begeistern unddessen Herz von Mitleid schwillt, wenn man ihm selber ein nichtgerade angesehenes Gewerbe vorwirft.Im übrigen sagt Herr Glaser, seine Kollegen im Bureauder Elektrotechnischen Jndustriegesellichaft seien schon vor seinerEinstellung bewaffnet gewesen.— Ist da« richtig, so haben dieArbeiter der Firma noch größere Veranlassung, sich gegen derartigeZustände zu verwahren. Oder sollen sie ebenfalls bewaffnet in dieFabrik kommen? DaS sind ja hinterwäldlerische Zustände!Die Korrektoren und der neue Buchdruckertarif.Auch die Mitglieder des Berliner KorrektorenvereinS, der einSpartenverein im Verbände der Deutschen Buchdrucker ist. nahmenStellung zur Tarifrevision, nachdem sie ein Referat des zweitenVorsitzenden Artur Rüdiger angehört hatten, das in derangeregt verlaufenen Diskussion noch durch den Vorsitzenden derZentralkommission, Friedrich Oberüber, ergänzt wurde. AlleDiskussionsredner gaben ihrem Unmut Ausdruck darüber, daß mandie Anträge ohne Anhörung der Experten einfach abgelehnt habe.Aus der ganzen Behandlung der Anträge sei zu ersehen, daß diebeiderseitigen Vertreter zum mindesten ungenügend unterrichtetgewesen seien. Wenn von einem Prinzipalsvertreter(laut Beschlutz-Protokoll! behauptet werden konnte, daß Proz. aller Korrektorenim Deutschen Reich über Minimum entlohnt seien und 26 Proz.zum Minimum, ohne daß dem widersprochen worden ist, so sei dasallein schon bezeichnend für die..gute" Informierung der Tarif-Vertreter. Nicht 26 Proz.. sondern 26 Korrektoren, also etwa2 Proz. sind nach der Tarifamtsstatistik zum Minimum entlohn:,so daß also etwa 66 Proz. über Minimum entlohnt seien, womitder Hauptantraa wohl zu begründen gewesen wäre. Einzelne An-träge sind überhaupt nicht verhandelt und einer von ganz falschenVoraussetzungen ausgehend beurteilt und abgelehnt worden. Ausder Versammlung heraus kam der Wunsch, auch im„Vorwärts"einen Vcrsammlungsbericht zu veröffentlichen, in dem die nach.stehende einstinimig angenomme Resolution mit aufgenommenwerden soll:„Die Berliner Korrektoren bedauern es, dah dieäußerst bescheidenen Anträge der Korrektoren zum Tarif keinerleiBeachtung gefunden haben. Sie empfinden es als unwürdigeZurücksetzung, daß der Tarifausschuß die zur Verfügung gestelltenKorrektorenexperten nicht angehört hat-, denn nur dadurch konnteder Tarifausschuß zu seinem nicht-iachgemäßen Urteil-und zurAblehnung der tariflich logischen Forderungen der Korrektoren ge-langen. Die Berliner Korrektoren hätten vom Zentralvorstandund von den Gehilfenvertretern eine bessere Unkerstützuitg ihrerberechtigten Wünsche erwartet."Achtung, Lithographen und Steindruck«! Die Firma SelmarBayer, Berlin, hat am Sonnabend, den 11. November, nachdemsie im Laufe dieser Woche dem Schutzverbande beigetreten ist, alleLithographen und Steindrucker ausgesperrt. Die Kollegen in denPrivatlithographien und Lohndruckereien sind hiermit angewiesen, abMontag, den 13. November, jede Arbeit für die Firma S. Bayerohne Rücksicht auf den Aufgabetermin zu verweigern.Die Filialen l und HI.Achtung, Tapezierer! Wegen Nichtanerkennung des Tarifs gesperrt: Rudolf H e r tz o g, Breite Straße. Wegen Streikarbeitfür diese Firma: D o m e h e r, Brunnenstr. S2; Sattel, Kott-buser Ufer 36; Z e l l m a n n, Bartelstr. 12. Wegen Maßregelungder Verbandskollegen: Neumann, Königsberg« Str. 28.Verbandsleitung der Tapezierer.Achtung» Tapezierer! Die Sperre über die Firma Gerloffin Zehdenick besteht weiter. Ein Aaent Koch sucht Arbeitswillige in Berlin und Umgegend. Jedes Arbeitsangebot ist striktezurückzuweisen._ Der Vorstand.Zu dem Konflikt in dem Patzenhofer Brauerei-� Ausschank.Von dem Oekonom des Patzenhofer Brauerei-AuSschanks in derFriedrichstr. 71 wird versucht, die Maßregelungen so darzustellen, alsob die zwei zuletzt entlassenen Kellner selbst auf die Wiederaufnahmeder Arbeit verzichtet hätten. Diese Behauptung ist völlig unzwtreffend. Tatsache ist, daß die beiden Kellner ebenso wie die fünfzehn vordem gemaßregelten Kellner deshalb nicht weiter arbeitendurften, weil sie der Organisation angehören. Dasselbe trifft auchaus einen Kellner zu. der längere Zeit krank war und gestern zurWiederaufnahme der Arbeit sich gemeldet hatte. Auch diesem wurdeerklärt, daß er deshalb nicht wieder eingestellt würde, weil er derOrganisation angehöre._Die Wahlen zur Bäck«- Jnnungskrankcnkasse in Rixdorf findenam Montagnachmittag 4 Uhr in Rixdorf, Bergstr. 147, statt. DieGenoffen und Genossinnen werden gebeten, die Bäckereiangestelltenbeiderlei Geschlechts. speziell auch die Frühstücksfrauen.darauf hinzuweisen, wie wichtig es für sie ist, ihr Wahlrecht auS-zuüben und die Liste des Zentralverbande» deräckereiarbeiter zu unterstützen IDer Kutscherstreik bei Richter.Bei dem Streik der Vieh- und Fleischtransportkutscher von derZinna Richter, Frankfurter Allee 44. bestätigt sich wieder die alteErfahrung, daß die Polizei sich berufen und verpflichtet fühlt, dembedrängten Unternehmer hilfreich beizustehen. Wird doch geradezubehauptet, daß neben uniformierten auch geheime Schutzleute dieWagen begleiten sollen.Was aber am meisten erbittert, ist die Art. wie die Polizeigegen die Streikenden vorgeht. Sobald sich ein Streikposten blickenläßt, wird er sistiert und zur Wache gebracht. Bei den Verhaftungenmacht sich auch der Buchhalter von Richter höchst auffällig und un-angenehm bemerkbar. Dieser Herr wandelt in Begleitung von Schutz-leuten die Straßen auf und ab und bewirkt, sobald er einenstreikenden Kutscher gewahr wird, dessen Festnahme. Auf der Polizei-wache soll verschiedenen Sistierten augedrohi worden sein, daß man sieöfort noch dem Alexanderplatz in Untersuchungshaft bringenwürde, wenn sie sich nochmals seben ließen.Tatsächlich sind denn auch am Sonnabend in früher Morgen-tunde fünf Kutscher in ihren Wohnungen— zwei davon wohnen ineinem der Firma Richter gehörigen Hause— verhaftet und inUntersuchungshaft abgeführt worden. Der Grund zu dieser Maß-regel ist ihnen nicht mitgeteilt worden. Der Transportarbeiter«verband hat sofort Schritte unternommen, um die Haftentlassung zubewirken.Wie provokatorisch übrigens die aus Wismar importiertenArbeitswilligen in der Gegend des Richtersche» Grundstücks auftreten.beweist folgendes Vorkommnis: Ani Freitagabend in der zehntenStunde erschien in dem Lokal von R ä tz o l d in der Rigaer Straße,wo die Streikposten sich aufhalten, ungefähr 12 dieser Streikbrechermit Stöcken und Knütteln ausgerüstet— zu welchem Zweck ist nichtchwer zu erraten. Da die Streikposten aber nicht mehr anwesendwaren, in dem Lokal sich außerdem eine genügende Anzahl andererGäste befanden und der Wirt den Ankommenden keine Getränke der-abfolgte, zogen diese wieder ab.Die streikenden Kutscher werden fich durch all das nicht abhaltenlassen, de» aufgezwungenen Kampf zur Verteidigung ihres KoalitionS-rechtes gegen die Firma Richter auch weiterhin mit Nach-druck durchzuführen. Sie werden sich auch durch dieMaßnahmen der Polizei nicht vom streng gesetzlichen Bodenabdrängen lassen, dafür sorgt schon lhre gewerkschaftlicheSchulung und Erziehung, wie ja auch der Verband seineMitglieder immer und immer wieder eindringlich warnt, sich au«ihrer Reserve herauslocken zu lassen. Den Gefallen werden sie ihrenGegnern nicht erweisen.Wie uns weiter mitgeteilt wird, wurde gestern abend in derachten Stunde in der Ebertystraße sogar ein älterer Mann, derSachenhändler Schmidt, von einem der durch Arbeitswillige ge-ührten Wagen überfahren, so daß ihm beide Beine schwer ge-quetscht worden sind. Trotz der vielen Schutzleute also kein Schutzdes Publikums!Oeutkches Reich.Zur Tabakarbeiteraussperrung.Die TabakarbeiterauSsperrung, die sich nun nicht allein auf dieorganisierten Zigarrenbetriebe iit der Provinz Westfalen, den Be-zirken Osnabrück, Lippe� Detmold und Woldeck erstreckt, sondern auchausgedehnt wurde auf die organisierten Zigarrenarbeiter in Ham-burg-Altona und Bremen und Umgegend, dauert fort, da der West-älische Zigarrenfabrikantenverband es ablehnte, die von derlleunertommission aufgestellten Einigungsvorschläge anzunehmen.Diese Vorschläge, die sich auf alle in die Bewegung einbezogenenBetriebe beziehen, lauten:1. Für Zigarrenmacher. Die Löhne für Anfertigungvon Zigarren werden pro Tausend und bei Lohnsätzen bis zu10 M. um 66 Pf., bei Lohnsätzen über 16 bis 14 M. um 75 Pf.,bei Lohnsätzen über 14 bis 18 M. um 1 M. und bei Lohnsätzenüber 18 M. um 1.25 M. erhöht. Für Anfertigung von Zigarilloswerden die Lohnsätze bis 7 M. um 36 Pf., und bei Lohnsätzenicher 7 M. um 56 Pf.«höht. Gleiche Sorten erhalten gleicheLohnzulagen nach dem höheren Satze.(Anmerkung: Es handeltsich um gleiche Sorten, die an verschiedenen Orten mit ungleichenLöhnen hergestellt werden.)2. Für Zigarrensortierer. Die Löhne der Sortiererwerden pro Tausend bei Lohnsätzen bis 1,26 M. um 16 Pf., undbei Lohnsätzen über 1,26 M. um 15 Pf. erhöht. Bei'/»-Packungsind die Lohnsätze um 26 Pf., bei'/«»Packung um 36 Pf. proTausend höher zu setzcn.als bei»/«»-Packung. Für Schußzigarreusollen mindestens 56 Pf. pro Tausend gezahlt werden, wenn sichmehr als 16 Proz. Schuß aus der Partie ergeben.3. Für sonstige Arbeiter. Die im Akkordlohn beschäf-tigten Kistenmacher, Bekleber und Fertigmacher sowie Zurichterund Zurichterinnen erhalten Lohnzulagen von!6 Proz. und dieim Wochenlohn beschäftigten sonstigen Arbfeit«, Packer und Zurichter 2 M. und die im Wochenlohn beschäftigten sonstigen Ar-beiterinnen und Zurichterinnen eine Mark pro Woche.4. Sonstige Verbesserungen. Für Abladen und Auf.laden der Tabake und Tabakfabrikate usw. wird ein Stundenlohnvon mindestens 35 Pf. gezahlt. Die Kalfaktororbciten(Reinigen,Heizen usw.) werden von den im Wochenlohn beschäftigten Ar-Heitern ausgeführt.Die in diesen Einigungsvorschlägen vorgesehenen Lohnverbesse-rungen sollten am 1. Januar 1612 in Kraft treten. Herr Linden-Verantw Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.: Tb Ollvckr, Berlin. Druck u. Verlag �Vorwärts Buchdr.u Verlagsanftalt Paul Singer& Co., Berlin SW.bferg, geschäftsführende» Vorftandsnnkglied de» kvestfäkischen Zi-garrenfabrikantcnverbandes übernahm die Verpflichtung, im Unter-nehmerverbonde dahin zu wirken, daß an Stelle der in den meistenBetrieben bestehenden monatlichen Lohnzahlung für die städtischenBetriebe die achttägige, für alle anderen Betriebe die 14tägigc Lohn-zahlung eingeführt werde.Die Ablehnung dieser Einigungsvorschläge ist nun um so ver-wunderlicher, als Herr Hindenberg nicht allein an dem Zustande-kommen dieser Vorschläge recht tätig mithalf, sondern auch erklärte,für die Annahme dieser Vorschläge im Vorstande des Unternehmer-Verbandes und im Unternehmerverband selbst wirken zu wollen.Die Ablehnung der Vorschläge beweist nun, daß der westfälische Zi-garrenfabrikantenverband in rücksichtsloser Weise den Kampf gegendie Tabakarbeiterorganisationen zu führen gedenkt. Besonders sindes die westfälischen Zigarrenfirmen, die zum großen Nachteil derHamburger und Bremer Firmen in diesem Kampf gegen die Ar-beiter sich hervortun. Mehr als 13 666 Tabakarbciter, darunter5666 Arbeiterinnen, sind ausgesperrt, sie sind genötigt, unter schwe-ren Opfern um ihre Existenz zu kämpfen. Die Unterstützung durchdie gesamte Arbeiterschaft Deutschlands ist deshalb besonders er-forderlich!_Ein Scharfmacher in der Brauindustrie.An Scharfmacherei und Verdächtigung der organisierten Ar-beiter leistet sich der Syndikus der Norddeutschen Brauerei-Vereinigung, Rechtsanwalt Schmidt- Bielefeld, in einem Artikelin der„Tageszeitung für Brauereien" mehr, als darin bisher wohlgeleistet worden ist. In diesem Artikel behandelt RechtsanwaltSchmidt den vor kurzem siegreich beendeten Kampf der Brauerei-arbeiter in Bremen mit der Brem« Brauersozietät, der Unter-nehmerorganisation. Schmidt war dort Verhandlungs- und Wort-führer der Unternehmer und seine der Arbeiterorganisation gegen-über beliebte Strategie hat elend Schiffbruch gelitten.» Deshalbnimmt er Veranlassung, seinem gequälten Herzen Luft zu machen.Bekanntlich hatten d:e Bremer Brauereiunternehmer sich vonlassen, Leute, die selbst von ihrem Lieferanten als Lumpenbezeichnet wurden. Eine Probe ihrer„Qualität" legten dieHintzcbrüder ja auch in der Kaiserbrauerei ab, wo sie sich gegen-seitig halbtot schlugen, so daß eine Anzahl nach dem Gefängnisgebracht, andere in Polizeigewahrsam genommen werden mußten.Da diese Arbeitswilligen mit Revolvern und Knüppeln bewaffnetivaren, war es kein Wunder, wenn si« Aufläufe verursachten. Undso kam es auch, daß halbwüchsige Burschen sich an ihnen rieben undschließlich auch Sachen verübten, die am allerwenigsten die Streiken-den billigten.Die Dummenjungenstreiche denunziert nun RechtsanwaltSchmidt als„offenen Aufruhr" und„Landfriedensbruch", machtdann der Bremer Polizei den Vorwurf, daß sie nicht energischgenug vorgegangen sei und jammert, daß es in Bremen gänzlichan berittenen Schutzleuten mangele. Zu dieser unberechtigtenDenunziation gesellt Rechtsanivalt Schmidt eine leichtfertige Per-leumdung der Arbeiterorganisationen. Ausdrücklich will er nichtbehaupten, daß die Streikenden den„offenen Aufruhr" und„Land-friedcnsbruch" begangen hätten, aber:„die Organisationen wissen eben ganz genau, daß sie ihre eigenenLeute, die man möglicherweise erkennen und zur Anzeige bringenkönnte, nicht vorzuschicken brauchen; ihnen stehen ja stets in aus-giebigster Weise Hilsstruppen in der gesamten übrigen Arbeiter-schaft und dem stets mit dieser gegen den Arbeitgeber sympathi»sierenden Janhagel in reichstem Maße zur Verfügung."Aber Herr Schmidt geht noch weiter. Sein Sehnen geht nachBeseitigung des Koalitionsrechtes, nach Verbot des Streiks undBoykotts und größerem Schutz der Arbeitswilligen. Er schreibt:„Alle die schönen Theorien über die wirtschaftliche Berechti-gung des Boykotts und des Streiks als Kampfmittel sind inBremen glatt aä sdgurclum geführt, und es hat sich wieder ein-mal an einem treffenden Beispiel gezeigt, daß der Schutz derArbeitswilligen, wie ihn§ 153 der Gewerbeordnung vorschreibt,einfach auf dem Papier steht."Schmidt zeigt deshalb auch große Liebe zu den Hintzebrüdernund besonders zu' deren Lieferanten und nimmt sie in Schutz, diedurch die maßlose Verhetzung der sozialdemokratischen Presse undgewisser sogenannter bürgerlicher Blätter... in manchen Kreisender öffentlichen Meinung diskreditiert" sind.Ilm das Bild vollständig zu machen, sei darauf hingewiesen.daß Herr Schmidt höhnt über das„beliebte Schlagwort der Ar-beiter..., die durch diese Gesetzgebung bedingte allgemeineTeuerung müsse in Gestalt höherer Löhne wieder ausgeglichenwerden". Diese. stellt er in Parallele mit der Erhöhung der Bei-träge zu der GcwerkschaftSkasse.Herr Schmidt ist reif für den Reichsverband!Tie Mainzer Straßenbalin« standen seit Januar diesesJahres in einer Bewegung um Verkürzung der Arbeitszeit. Diebisherige durchschnittliche Arbeitszeit betrug täglich lg Stunden.Gefordert wurde die neunstündige tägliche Arbeitszeit. Die Er-ledigung der Forderung wurde aber von der Direktion und derBürgermeisterei unausgesetzt verschleppt. Die Situation hatte sichdaher schon erheblich zugespitzt, die Arbeiterousfchußmitgliedcrhatten bereits schon ihre Aemter niedergelegt, und die Direktionhatte es abgelehnt, mit einer gewählten Kommission und demGauleiter des Gemeindearbeiterverbandes zu verhandeln Imletzten Augenblick ordnete aber die Bürgermeisterei die Wahl einerneuen Kommission an. mit der dann verbandelt wurde, �ieBürgermeisterei gestand dabei eine Verkürzung der Arbeitszeit'umeine halbe Stunde pro Tag zu. Die Kommission berichtete dannin ein« uberfüllten Versammlung über den Gang der Verband.lungen, dem eine sehr lebhafte Debatte folgte. Schließlich V-lanoteeine von der VcrbandSleitung unterbreitete Resolution-ur An-nähme, in der gesagt ist. daß das Personal zunächst' mit dem ge-machten Zugeständnis vorlieb nehmen will, grundsätzlich aber auchfernerhin an der Forderung der neunstündigen täglichen Arbeit«.zeit festhält. Weiter wird Erlangt, daß jeder achte Tag dienstlein soll, wabrend bisher nur jeder zehnte Tag frei ist 5S-. galb.Mmd ge Verkürzung ist bereits mit dem 1. Nove n'r in Kraftgetreten und kommt etwa 156 Mann zugute. 1Hetzte IVachHcbteti.Die Antwort der MöchteKonstantinopel, 11. November. /Meld. d. w' k t Telea�-Korr-Machte ,n ihrer Antwort auf den Protest der Pfortegegen die Annexionserklnrung. sie könnten sich„ich, vor Veendigungdes Krieges aussprechen.— aus derselben Quelle verlautet,haben sich die meisten Mächte gegenüber dem Protest der Pfortegegen italienische Grausamkeiten ziemlich zurücklialtend gezeig«unter Hinweis auf ihre Neutralität, sie hätten jedoch ver-fprochen. zu gegebener Zeit Vors ellunge» zu erheben.Die Prügelei wird fortgesetzt.Wien. 11. November.(P C.) Der Abgeordnete Hummer.der bekanntlich gestern von dem Abgeordneten Mali! mit einerHundepeitsche°t--ck.ert wurde, hat h�te den Abgeordneten Jro.einen Parteigenossen Mal:kS. zum Duell gefordert.Schwerer Bauunfall.Schwäbisch-Gmand 11. November.(Pr.-E.) Heute Pormittaggegen 11 Uhr stürzte von dem Neubau des Kaufmanns Königan der Joha.in.skirche aus noch nich. aufgeklärten Ursachen dieDecke des ersten«tocks� e.n Drei Prrs°..en wurden von demMauerwerk begraben. Der Kaufmann König erlitt schwere Ver-letzungen an Kopf und Händen, einem Maurer wurden beideBein- abgeschlag-,,. Em Arbeiter erlitt schwere Quetschwunden und einen komplizierten Armbruch. Die drei Verletztenwurden ms Hospital gebracht.Hierzu(5 Beilagen.