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Br. 266. 28. Jahrgang. 5. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt Sontag, 12. November 1911.

Gerichts- Zeitung.

Mit anonymen Briefen

Hat der Kupferdruder Paul Jacobsen gearbeitet, der sich geffern bor der Straffammer des Landgerichts I   wegen versuchter Erpressung zu verantworten hatte. Der junge Mann, der aus der Unter­fuchungshaft vorgeführt wurde, ist noch unbestraft. Zufällig hatten den Angeklagten in einem Eisenbahnzuge zwei Schwestern tennen gelernt, die in ihm irrtümlicherweise einen alten Bekannten be­grüßen zu können glaubten. Der Angeklagte, der sich damals Ernst b. Stauffenberg nannte, fand Zutritt zu der Familie der beiden jungen Mädchen und verkehrte mehrfach in deren Wohnung. Als sich die ältere Schwester verheiratete, erhielt sie gleich am Hochzeits­tage einen anonymen Brief, in welchem sie von einem Unbekannten zur Hergabe einer Geldsumme aufgefordert und ihr angedroht wurde, daß bei Nichterfüllung des Gesuchs ihr bißchen Ehre" durch einige pifante Geschichten leicht zertrümmert werden könnte. Die junge Frau, die sich in moralischer Beziehung absolut nichts borzuwerfen hatte, war durch den anonymen Briefschreiber natür­lich start beunruhigt, legte aber den Brief einfach ad acta. Als jedoch nach einiger Zeit ein zweiter Brief ähnlichen Inhalts ein traf, machte sie ihrem jungen Gatten Mitteilung von dem Vor­gefallenen, und beide fahndeten eine Zeitlang vergeblich nach dem Briefschreiber. Inzwischen hatte der Angeklagte, auf den nicht der geringste Verdacht fiel, in der Familie weiter verkehrt, hatte mit Ser jüngeren Schwester verschiedentlich Vergnügungen besucht und war dann einige Beit nach Hamburg   gegangen. Als er wieder zu rüdgekehrt war und hier keine Arbeit fand, erhielt die jüngere Schwester einen solchen Erpresserbrief, mit der Anweisung, das verlangte Geld zu einer bestimmten Stunde nach dem Wartesaal auf dem Anhalter Bahnhof   zu bringen. Die junge Dame begab sich auch dorthin und stieß auf den Angeklagten, der angeblich zufällig dort weilte. Sie sagte ihm nun auf den Kopf zu, der Schreiber des Briefes zu sein, er leugnete zuerst, gab dann aber zu, den Brief wirklich geschrieben zu haben und drückte sein Bedauern darüber aus. Als die beiden noch verhandelten, erschien nach Verabredung der Ehemann der älteren Schwester auf der Bildfläche und ließ den Angeklagten festnehmen. Es lag nun die Vermutung nahe, daß er auch die andern Erpresserbriefe habe schreiben lassen. Da er aber leugnete und auch nicht überführt werden konnte, weil es sich um verschiedene Handschriften handelte, so blieb nur der eine Fall der versuchten Erpressung übrig. Mit Rücksicht auf die beson bere Schamlosigkeit, die der Angeklagte an den Tag gelegt, ver­urteilte ihn der Gerichtshof zu einem Jahre Gefängnis.

Erntefest in Reinidendorf.

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rufen hatte. Der Referent, Genosse Ströbel, zeigte, daß die Stein- und Holzlieferanten für ihre 3mede zu gewinnen; sie streben gegenwärtige Teuerung hauptsächlich durch die volksfeindliche Wirt- eine Zentralisation der verschiedenen Verträge, die mit den Bau­schaftspolitik der Regierung veranlaßt ist. Dann beleuchtete er an arbeitern aller Kategorien abgeschlossen werden, an; fie fordern der Hand einer vom Verbande aufgenommenen Statistik die Ver- dazu auf, keinen Vertrag über den 31. März 1913 hinaus laufen zu hältnisse der Rechtsanwaltsangestellten. Danach haben von 1284 laffen; sie treffen alle Maßnahmen, die sie für nötig halten, um die Angestellten in Berlin  ( darunter 297 Lehrlinge und 387 weibliche) Organisation der Bauarbeiter mit einem großen Schlage zu ver­folgende Monatsgehälter: 574 Angestellte unter 50 M., 396 An- nichten. Wie die Arbeiter diesen Gefahren begegnen können, gestellte 51 bis 100 m., 159 Angestellte 100 bis 125 M., 140 An- welche Pflichten sie wirtschaftlich und politisch haben, um den Kapi­gestellte 126 bis 150 M., 127 Angestellte 151 bis 200 M., 88 An- talisten auch im Baugewerbe die geschmiedeten Pläne zu zerstören, gestellte über 200 M. 66 Proz. der männlichen und 72 Broz. der das zeigte der Redner den Versammelten in längeren Ausführun weiblichen Gehilfen verdienen weniger als 100 M. im Monat und gen, wobei er natürlich das Zimmerergewerbe und besonders in 31 Proz. der Bureauvorsteher verdienen nicht einmal 150 Berlin  , in Betracht zog. Neben der Aufforderung, die Organisation Der Referent sowie die Diskussionsredner betonten, daß so niedrige zu stärken und die Tarifbestimmungen, wie den jetzt geltenden Gehälter schon unter normalen Verhältnissen nicht ausreichen, an- achtstündigen Arbeitstag innezuhalten und überall zur An­gesichts der ungeheuren Teuerung aber als völlig ungenügend an- erkennung zu bringen, machte er bestimmte Vorschläge in bezug auf gesehen werden müssen. Eine Aufbesserung sei dringend not- die Stärkung der Stoßkraft des Verbandes, die eingehend diskutiert wendig, doch dürften die Angestellten nicht vergessen, daß nur durch wurden. die Organisation durchgreifende Verbesserungen zu erlangen sind. Die nachstehende Resolution fand einstimmige Annahme:

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Aus aller Welt.

Die Versammlung erkennt den Verband der Bureauangestellten als alleinigen Vertreter ihrer wirtschaftlichen Interessen an. Die Von den Edelſten und Beften. Berliner   Ortsverwaltung des Verbandes wird beauftragt: In der Erkenntnis, daß die Besoldung der Angestellten unter Berücksichti Die frivole Kriegsheße, die Herr von Heydebrand als gung der ungeheueren Steigerung der Lebensmittelpreise zur Be- Sprecher der Junker im Reichstag getrieben, legt es nahe, streitung einer menschenwürdigen Lebenshaltung nicht ausreicht, einmal an der Hand der Geschichte nachzuprüfen, welche Segnun­und in Anbetracht der erheblich erhöhten Einnahmen, welche die gen" Krieg und Junkertum in der Vergangenheit über das Volk Rechtsanwälte durch die Auslagenpauschalierung erlangt haben, gebracht haben. Von den Junkern nach dem dreißigjährigen Kriege bon den in Groß- Berlin prattizierenden Rechtsentwirft der fonservative geachtete Historiker Gustav Freytag  anwälten eine Gehaltsaufbesserung von 15 Pro3.( wie wir dem im Vorwärts- Verlag erschienenen Werk: Wider für alle Angestellten zu fordern. Ferner wird die Ortsverwaltung des Verbandes beauftragt, unbeschadet der Forde- die Pfaffenherrschaft" entnehmen) folgendes Bild: rung auf Einführung einer achtstündigen Arbeitszeit, auf Durch-" Ohne Zweifel führte in der schwachen Zeit seit 1648 das ben führung des Beschlusses des Anwaltvereins, betreffend die Ein- haglichste Leben der wohlhabende Sproß einer alten Fas führung der 8% stündigen Arbeitszeit, zu drängen.- Die Ver- milie, welcher größere Güter sein Eigentum nannte und durch sammelten verpflichten sich, für Ausbreitung der Organisation zu alte Verbindung mit Einflußreichen und Regierenden geschützt war. forgen. Seine Söhne erwarben einträgliche Hofämter oder höhere Offiziersstellen, auch die Töchter, gut ausge­

Weltpolitik und Heimatpolitik.

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Den großen Saal des Café Gärtner am Bahnhof Bellebue ſtattet, bergrößerten den Kreis seiner Freunde". Neben diesen füllte am Freitag eine von Frauen und Männern zahlreich besuchte wohlfituierten Adligen gab es freilich auch zahlreiche Berarmte, die Versammlung, die dem Vortrage der Genossin Klara Bettin ihre Kriegsbeute ebenso rasch durchgebracht hatten, wie sie erworben über Weltpolitik und Heimatpolitik lauschte. Es war eine von den worden war. Solche Verarmte ritten in Koppeln von Hof zu Hof. Genoffen des ersten Wahlkreises einberufene Wählerversammlung, als lästige Schmarozer fielen sie in der Nachbarschaft ein, und die starke Teilnahme der Frauen bewies wieder einmal, daß wo auf einem Gut ein Fest gefeiert wurde, wo sie Vorräte in Küche auch sie sich eigentlich als Wähler fühlen, wenngleich sie es ja noch und Keller witterten. Wehe dem neuen Bekannten, den sie an nicht sein können. In ihrem fast zweistündigen Vortrage gab die drittem Orte kennen gelernt hatten; sie waren sogleich bei der Hand, Rednerin in packenden Worten, jedoch gegründet auf wissenschaft­Jene furchtbare Brandkatastrophe, die sich bei einem Erntefest licher Erkenntnis der Tatsachen, ein Bild von dem Wesen der Welt- ihn auf einen oder acht Tage zu begleiten. Wo sie eingefallen ereignet und den Tod eines Kindes zur Folge gehabt hatte, hat zu politit, ihren Zusammenhängen mit dem Kapitalismus und mit der waren, fostete es die größte Mühe, fie fortzubringen. In einem Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen den Fu- inneren Politik sowie von ihren Folgen für das Volk und das ge- ihrem Umgange nicht wählerisch, tranken und rauften sie wohl mit ragehändler Helmut Wendt aus Reinickendorf   geführt. Dieses hat famte ausgebeutete Proletariat, das sobiel man auch bemüht den Bauern in der Schenke... wenn sie einmal nach der Stadt jebt eine überraschende Wendung genommen. Wie seinerzeit ge- war, es zu widerlegen- doch der Verelendung anheimgegeben tamen, lagen sie in den schlechtesten Herbergen, ihre Sprache war meldet, hatte der Bürgerverein Reinidendorf- West am 3. September wird. Die Rednerin wies hier namentlich auf die ungeheure Zu- roh, boll Stallausdrücken und Flüchen; von den dieses Jahres, einem Sonntage, ein Erntefest veranstaltet, bei nahme der Berufsarbeit verheirateter Frauen hin. Scharf und in Gebräuchen der Gauner war ihnen Bedenkliches in Rede welchem ein großer Umzug unter Vorantritt eines Musikchors Worten voller Entrüstung geißelte sie die Kriegsheßereien, wie sie und Gewohnheiten übergegangen, sie rochen mehr nach ihrem stattfand. In dem Zuge befanden sich mehrere mit Heu und Stroh in der bürgerlichen Bresse und jüngst in der Brandrede Heydebrands" Finkeljochem", als für andere angenehm war; sie selbst waren beladene Wagen, auf denen sich die Kinder nach Herzenslust zutage getreten sind, erwähnte auch die entsetzlichen Greueltaten tummelten. Die allgemeine Freude und Lustigkeit wurde plötzlich in Tripolis  , verschwieg jedoch nicht, daß andere sogenannte zivili- umpe, bei aller Raufsucht ohne festen Mut, sie wurden allge. durch einen durch die Unvorsichtigkeit eines der Beteiligten herbei- fierte Staaten, und nicht zum wenigsten Deutschland  , sich ähnlicher mein für eine Sandplage gehalten und von solchen, welche geführten Unglüdsfall jäh unterbrochen. Aus einem von Kindern Greuel schuldig gemacht haben, und daß die Grundursache davon die etwas zu verlieren hatten, mit Schmeißfliegen verglichen... befeßten Wagen züngelten plößlich große Flammen hervor und kapitalistische Weltwirtschaft ist, die, weil den ausgebeuteten Maffen aber sie waren bei alledem hochmütige, durchaus aristokratisch im Nu standen die einzelnen Strohgarben in hellen Flammen. Die im eigenen Lande die Kaufkraft für die von ihnen produzierten gesinnte Gesellen." erwachsenen Personen retteten sich durch schnelles Abspringen, wäh- Waren vorenthalten wird, auch die abscheulichsten Mittel anwendet, Allmählich fanden diese Krippenreiter ein Unterkommen. Schon rend unter den Kindern eine furchtbare Panit entstand. Der neue Absatzgebiete zu erobern. Auf die Manifestation des Kron- damals übte der adlige Bettler den Brauch, sein Wappen durch Maurer Gorgius hatte die Geistesgegenwart, mehrere Kinder aus prinzen im Reichstage eingehend, erinnerte sie daran, wie jener den Flammen hervorzuziehen, er sprang bann, als er glaubte, daß junge Mann und Manschettenknopferfinder seinerzeit von den Heirat mit einer reichen Bürgerlichen   neu zu bera sich niemand mehr auf dem brennenden Wagen befand, von diesem Elenden redete, daß aber diese Glenden" am Webstuhl der Zeit golden. Sehr groß war auch die Zahl der Benefizien und Bräs herunter. Als dann die Trümmer des Wagens zusammenfielen, fizen, das strahlende Kleid der Zukunft zu weben. Die Rednerin benden, der Sinekuren und arbeitslosen Stellen in Kapiteln und bemerkte man zum allgemeinen Entsetzen, daß sich noch ein Kind schloß mit einem zündenden Aufruf zum Wahlkampf und zum Orden, in denen sich adlige Hungerleider gründlich herausfüttern in der glühenden Lohe befand. Es war dies der 3jährige Frib Kampf gegen die gesamte bürgerliche Ordnung, für die Demokratie fonnten. Gewaltig war auch die Zahl der zu vergebenden Hof. Stubid, der nach wenigen Minuten infolge der furchtbaren Brand im vollsten Sinne des Wortes, deren Konsequenz die republikanische chargen, die ihren Mann bequem ernährten. Es gab wohl wunden verstarb. Die Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen Staatsform ist. Nach dem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen fünf- bis sechshundert Hofhaltungen in Deutschland  , dazu fünf­an, die dazu führten, daß gegen den Führer des Unglüdswagens, Vortrage meldeten sich Gegner troß aller Aufforderung nicht zum zehnhundert reichsritterschaftliche Häuser, also sicher weit mehr als den Furagehändler Wendt, ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Wort. Es sprach dann der Kandidat des Kreises, Genosse Wil. Tötung anhängig gemacht wurde. Die Fahrlässigkeit des W. sollte helm Dümelt, der in furzen, aber padenden Worten den Lug fünftausend Hofämter und Chargen. Aus den wüsten Krippen­darin liegen, daß er entgegen eines ausbrüdlichen Verbots auf dem und Trug geißelte, der mit dem Geschwäb von nationaler Ehre und reitern mit ihrem Stalljargon wurden parfümierse, fran. Wagen geraucht hatte. Wendt bestritt jede Schuld und ließ den Christentum getrieben wird, auch die kriegshegerische Wahlmache 8ösisch parlierende Hofschranzen. Sie famen dadurch Beweis dafür antreten, daß nicht er, wohl aber verschiedene andere des Heydebrand und seiner Helfershelfer erwähnte und wie folgt freilich in Gefahr, so niederträchtig zu werden, daß die Gemein Personen, die sich auf dem Wagen befunden hatten, geraucht hatten. schloß: Wir dürfen es nicht dulden, daß diese verrottete Gesellschaft heiten der armen Krippenreiter dagegen als Tugenden erschienen". Außerdem wurde der Nachweis dafür geführt, daß die Achsen des noch weiter ihr Spiel treibt. Die Junker sind nichts anderes als Es war die Zeit, wo die adlige Mutter ihre Tochter mit Wagens, der direkt aus der Schmiede gekommen war, sich heiß ge- Ausbeuter, und die Heiligen nichts als die Himmelsgendarmen, die Freuden selbst in die Arme eines liederlichen Fürsten  laufen hatten, da die Wagenschmiere infolge der seinerzeit herr diese Ausbeuter ſchüßen. Nichtswürdig wäre die Arbeiterschaft führte, und wo der Hofmann seine Gattin dem Fürsten schenden Hiße eingetrodnet war. Da die Möglichkeit bestand, daß wenn sie sich solch Treiben ruhig gefallen lassen wollte. Darum auf fich die Papiergirlanden des Wagens an den heißgelaufenen Achsen zum Kampf gegen die ganze ausbeutende bürgerliche Gesellschaft gegen Bezahlung überließ". Den Unterhalt aber für diese Drohnen hatte zur Hauptsache entzündet hatten, wurde von der Berteidigung des W. der Antrag Der Vorsitzende, Genoffe Täterow, ermahnte zu eifrigster gestellt, das Verfahren gegen ihn einzustellen, da er hierfür nicht Tätigkeit für die Wahlen und forderte zur Maffenbeteiligung an die ärmste und geplagteste Volksklasse aufzubringen: der Bauern berantwortlich zu machen sei. Das Gericht entsprach diesem An- der Sonntagsversammlung, die für den ersten Kreis bei Dräfel in stand. Ihn schlug der junkerliche Gutsherr in immer tiefer ins trage und stellte das Verfahren gegen Wendtein. der Neuen Friedrich- Straße stattfindet, auf. Die Versammlung Fleisch schneidende Fesseln. Vier Fünftel der deutschen   Bauern schloß mit Hochrufen auf die Partei. wurden unter das Joch der hörigkeit gebeugt. Der Bauer

Die Ehre eines toten Schwindlers.

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Bor zwei Jahren vergiftete sich der konservative Ehrenmann", Sentralverband ber Dachbeder. Die Verwaltungsstelle hielt zahlte den 8ehnten von all seinen Erträgniffen. Oft hatte er Kaufmann und Sparkassenrendant Brüggemann in Schötmar   am Sonntag ihre Generalversammlung ab. Nach einem mit großem ihn doppelt zu zahlen, erst für den Gutsherrn, dann für den ( Lippe  ), kurz nachdem ihm die größten Schwindeleien nachgewiesen Interesse und Peifall aufgenommenen Referat des Genossen Geist Iichen. Auch bei Besitzveränderungen hatte er dem Guts. worden waren. Er hatte 10, 15 Jahre hindurch unter dem Deck- Wissel über:" Die Reichsversicherungsordnung" erstattete der herrn zu steuern. Wollte das Kind eines Hörigen zum Hand. Bestand vom 2. Quartal 1911 wert oder einem anderen Beruf übertreten, so mußte er mit mantel seiner Frömmigkeit und konservativen Wohlanständigkeit Kassierer den Kassenbericht. große Unterschlagungen verübt, deren Gesamtbetrag mehrere 2974,18 M., Einnahmen und Bestand insgesamt 13 054,73 M., Aus- schwerem Gelde freigekauft werden. Kein Bauer durfte ohne Vorwissen des Gutsherrn über Nacht aus dem Dorfe bleiben. Hunderttausend Mart   ausmachte. Nach seiner Entlarbung bean- gabe 9366,37 M., Bestand zum 4. Quartal 1911 3688,36. In der Diskussion wurde ein Bosten für Reinigung des Orts­Viel schlimmer als die direkten Abgaben waren die Handa tragte der Ziegeleibefizer Quent in Schötmar   die Wiederaufnahme eines Verfahrens, in dem er vor 12 Jahren wegen Beleidigung bureaus, das der Zentralvorstand eingerichtet hat, bemängelt. Es und Spanndienste, die sich oft so häuften, daß den Bauern Brüggemanns zu 600 M. Geldstrafe verurteilt worden war. Er wurde gesagt, wenn die Zentrale ein Bureau einrichte, möge sie auch hatte die Schwindlernatur des allgemein geachteten Ehrenmannes" die Kosten dafür tragen. Ein Antrag zu dieser Sache wurde durch selten ein Tag zu eigener Arbeit übrig blieb. Auch Weib und Kind schon in den neunziger Jahren erfannt und ihm in berechtigter Ent- Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Von dem Bestand der waren fronpflichtig. Der Bauer war berpflichtet, seinem Herrn rüstung vorgeworfen, er, Br., sei aus lauter Lügen zusammen- Filialtasse in der Höhe von 3688,36 M. wurde auf Vorschlag und bei Gutsbauten unentgeltlich mit seinem Gespann alle ge­gesetzt. Das Gericht glaubte damals diese resolute Charakterisie- Antrag von Görnig beschlossen, 1000 M. in den Reservefonds wünschten Dienste zu leisten. Er mußte für ihn Botengänge machen. Er hatte der Reihe nach die Nach two a che für den Edel­rung mit jener schweren Geldstrafe ahnden zu müssen, indem es überzuführen. Eine kurze Debatte löfte die Frage aus, wie der Vorfißende hof zu stellen. Er war verpflichtet, bei den Jagden seiner Herrschaft davon ausging, daß ein so geachteter Mann ganz energisch vor Dafür verheerte ihm das Verunglimpfungen geschützt werden müsse. In dem Wiederauf- von dem Adressenschreiben und dem Versand des Fachorgans ent- Treiberdienste zu leisten. nahmeverfahren sprach fürzlich dasselbe Gericht ein freisprechendes lastet werden könnte. Die Versammlung überließ die Regelung massenhafte Wild seine ärmlichen Saaten. Wehe ihm, wenn Urteil aus. Damit war aber die Staatsanwaltschaft nicht einver- dieser Angelegenheit dem Vorstand, der Mittel und Wege finden standen, fie legte Berufung ein und begründete diese in der Ber  - werde, wie die Frage zur Zufriedenheit der Kollegen gelöst werden handlung vor dem Landgerichte Detmold   mit dem Hinweise darauf, tann.- daß man eine solche Beleidigung auch einem Menschen wie Brügge­mann nicht zufügen dürfe, ohne gegen das Gefeß zu verstoßen. Eine Geldstrafe von 50 M. wegen formaler Beleidigung sei durch aus am Blaze. Dem Landgerichte ging dieser Formalismus aller­dings zu weit, es bestätigte das freisprechende Urteil des Schöffen­gerichts und belastete die Staatskasse mit den Kosten der verun­glüdten Aftion, weil der Beweis der Wahrheit in vollem Umfange erbracht sei, mit anderen Worten, an der Lügenhaftigkeit des toten Schwindlers nicht mehr gezweifelt werden könne.

Der Weddingprozeß vor dem Reichsgericht Am Freitag verwarf das Reichsgericht die Revision gegen das im Weddingprozeß am 25. Januar gefällte Urteil. In der Revision war im wesentlichen die Ablehnung von Beweisanträgen gerügt.

Versammlungen.

Gehaltsaufbefferung der Anwaltsangestellten forderte eine öffentliche Versammlung, die der Verband der Bureauangestellten am Donnerstag nach den Arminhallen" be­

Ueber die Firma Wernide, Habsburger Ufer, brachte ein Arbeiter Klagen vor. Die Schußvorrichtungen ließen zu wünschen übrig, wer auf Durchführung der Schußvorrichtungen dringe, werde entlassen. Nach Erledigung interner Angelegenheiten war die Ver­fammlung zu Ende.

er sich des Wildschadens eigenmächtig zu erwehren suchte! Nicht einmal Zäune durfte er aufrichten, damit die Hirsche und Sauen des Gutsherrn sich reichlich fattfressen konnten! Bei der Hezjagd ging der Troß mitten durch die Saaten. Sogar die Hasenjagd verdarb dem Bauer die Felder, seitdem die Reiter mit Windhunden die Saaten durchstöberten und zerstampften! Zentralverband der Zimmerer. 8ahlstelle Berlin  . Der Männerftolz vor... Prinzenwillen. Bahlstellenversammlung, die am Donnerstagabend im Gewerk- Einem Danziger Dichterling scheint es zu Stopfe gestiegen schaftshause stattfand, lag die Abrechnung vom 3. Quartal 1911 bor. zu sein, daß Wilhelm II.   feinen Weltesten auf einige Beit nach Die Zentralfasse bilanziert in Einnahme und Ausgabe mit 32 045,25 Danzig   fchickte und ihn dort mit dem Kommando des Leib­Mart. Als Arbeitslosenunterstützung zahlte die Zentralkasse 674,50 Sufaren- Regiments betraut hat. In Danziger Papierläden wird Mark aus. Die Bilanz der Lokalkaffe zeigt die Summe von 70 334,83 M. Als Zuschuß zur Arbeitslosenunterstützung zahlte die feit dieser Zeit eine Ansichtspostkarte gehandelt, die außer dem Lokaltasse 188 M. aus. Am Schlusse des 3. Quartals 1911 zeigte Bildnis des Kronprinzenpaares auch die Villa wiedergibt, in der die die Lokaltasse einen Bestand von 56 114,69 m. Die Zahl der Mit- jungen Leute Quartier genommen haben. Unter dem ganzen finden glieder der Bahlstelle betrug zur gleichen Zeit 2521. Der Vor- fich folgende fchaurig- schöne Verse: figende Witt hielt dann den Versammelten einen Vortrag über " Gewerkschaftliche Tagesfragen". Der Redner machte darauf auf­merksam, daß die Unternehmer im Baugewerbe einen großen An­griff auf die Gewerkschaften der Bauarbeiter für das Jahr 1913 vorbereiten. Die Unternehmer rüsten unausgefeßt und sammeln einen Wehrschatz" von einer Million Mark an; sie versuchen, die

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In ferneren Tagen noch wird man sagen: Hier nahm Quartier als Reiteroberst,

Eh' Kron' ihn schmückte und Sorge brüdte, Der Deutsche Kaiser Wilhelm ber Dritte In feines treuen Bolles Mitte.