deutschen Nnhett Bei Gründung deS Reich». Vor der Junkergierzerbröckelt dieser Kitt. Die letzte Hoffnung, daß diese Verkehrsfeindliche Einrichtung nicht zur Durchführung gelangt, beruhtjetzt auf dem Auslande. Denn durch internationale Verträgeist Holland auf demRhein und Oe st erreich auf deElbe die freie Schiffahrt gewährleistet.. Wird der EntwurGesetz, dann haben die Bethmänner Vollmacht, internationale Verträge mit dem Ausland einzuleiten, durch die dem Nationalwohlstandneue Wunden geschlagen werden. Das nennt man dann»nationalePolitik".Als der Gesetzentwurf am Mittwoch im Reichstage zurzweiten Lefung kam, erklärten zunächst Herr K r e t h fürdie konservative, Herr Zehnter für die Zentrumsparteidie Zustimmung der überwiegenden Mehrheit ihrer Fraktionen.Genosse David wie? unter Beibringung ausführlichen Belegmaterialsnach, in welch blamabler Weise die preußische Regierung durchAnwendung teils terroristischer Mittel, teils durch den Köder vonSondervorteilen die anfänglich opponierenden deutschen Mittelstaatendem Junkerwillen unterworfen hat, rmd erklärte, daß die Sozialdemokratie diese gesetzgeberische Mißgeburt jedenfalls a blehnen würde. Der preusstsche Eisenbahnminister v. Breitenbach uud der württembergische Minister v. P isch ek versuchten dasGesetz zu rechtfertigen, wobei Herr Pischek zugeben mußte, daßWürttemberg seine anfänglich wohlbegründete Oppofition fich durchdas Zugeständnis von Soodervorteilen bei der Neckarkanalisterunghabe abkaufen lassen. Auch der Geheimrat PeterS, der eigentlicheMacher und Verteidiger des Gesetzes, stellte sich in langer Rede demHause vor. Dann wurde die Debatte auf Donnerstag vertagtDas IHarokko-fiWwmmen.WaL wir gestern vorausgesagt haben, ist pünktlich eingetroffen: Das Zentrum hat den im Plenum mit sogroßem Nachdruck bekundeten Standpunkt prompt aufgegebenund stch der Regierung unterworfen. Der Marokko- KongoVertrag soll— so hat die Konmiission beschlossen— demReichstage nicht znr Genehmigung vorgelegt werdenDer fchwarzbiaue Block hat sich zusammengefunden, als esgalt, die Wahrung des Reichstagsrechts zu hindern, und dasZentrum hat stch keinen Moment lang besonnen, einivichtiges Recht der Volksvertretung preiszugeben.uni sich die Regierungsgunst zu erhalten. Jnr Reichstage haben die Herren v. H e r t l i n g und Gröber ihre,, Rechtsüberzeugung" dahin kundgegeben, daß die Verträgezu ihrer Gültigkeit der Zustimmung des Reichstags bedürfen.Und ehe der Hahn ziveimal gekräht hat, haben die ZentrumsHerren die Betätigung ihrer Ueberzeugung verleugnet,nachdem allerdings Herr v. Kiderlen dem Abg. Erzbergerin einer Unterredung das Nötige gesagt hatte. Eine prächtigeBolls Partei, dieses Zentrum lDie Verhandlung i« der Kommisfion.Die Beratung am Mittwoch dreht fich noch ausschließlich um diestaatsrechtliche Frage, ob und in welchem Maße der Reichstag beisolchen Verträgen mitzuwirken hat. Abg. Dr. Spahn sen. bat.alles, waZ geschehen sei. anf sich beruhen zu lassen und derRegierung zuzugestehen, daß sie dom» kiäs gehandelt habe.Staatssekretär Delbrück gibt zu, daß keine Be--Stimmung bekannt sei, die.eS verhindern könnte,Verträge wie das Marokkoablommen dem Reichstage zur Ge-uehmigung vorzulegen. Wenn die Regierung trotzdem davon ab«gesehen habe, den Weg der Gesetzgebung zu beschreiten, so deshalb.ivcil keine Regierung in solch striutjjen Fällen und Situationen aufRechte verzichtet, die ihr durch die historische Entwickelung und durchdie Praxis gegeben sind.Abgeordneter Genosse Ledebour trat lebhast für den sozial-demokratischen Antrag ein; aus den Ausführungen de» Staats-selretärS sei zu entnehmen, daß auch die Regierung einsehe, daß diegeschichtliche Entstehung und der Wortlaut der Verfassung die Ge-uehmigung der Verträge durch den Reichstag bedingen. Niemandwolle einen Konflikt i die Sozialdemokraten schon deshalb nicht, weilsie erwarten, daß die Mehrheit des Reichstages die sozialdemo-kratischen Anträge annehmen würde. Der Reichstag würdesich sehr viel vergeben, wenn er in einer sowichtigen Sache vor der Regierung zurückweiche.Sehr bedenklich sei der PafsuS im Antrage des Zentrums und derFreisinnigen, daß die angestrebte Gesetzgebung auf Grenz-berichtigungen keine Anwendung finden soll; denn die Regle-rung würde durch diese Bestimmung freie Hand erhalten, selbst großeGebietsteile„berichtigen" zu können.Staatssekretär Delbrück gab eine Darstellung, was er unterGrenzberichtigungen versieht. Er betont nochmals, daß die Re-gicrung beim Abschluß des Marokkovertrages, wie auch früher,korrekt verfahrei,, für die Zukunft aber bereit sei, mit dem Reichs-rage eine Verständigung über anderweitige Abgrenzung derRechte zwischen Regierung und Reichstag herbeizuführen.Abg. Dietrich erkennt nicht an, daß der Reichstag ein Rechthabe, die Genehmigung der Verträge zu fordern. Die K o n f e r-v a ti v r n lehnten deshalb den naNonafliberalen Antrag ab, dagegenwürden sie dem Antrage des Zentrums und der Frei-sinnigen ihre Ziistimmug geben.— Abg. Arendt ist froh,daß der Reichstag bisher k e i n G e n e h m i g» n g S r e ch t bei derErwerbung oder Abtretung von Kolonialgebiet hätte,»sonst hätteDeutschland wahrscheinlich heute noch keine Kolonien". Arendt�vill den gemeinsamen Anträgen deS ZenwuinS und der Kreiflnnigenzustimmen.Abg. Wiemer stellte fest, daß die Konservativen in derKommission einen anderen Standpunkt einnehmen als der Ab-geordnete v. Heydebrand im Plenum, der dem Reichstage keineRechte bei Kolonialabtrrtimgen oder-Erwerbungen einräumen wollle.Abg. Inn ck gibt die Neigung der Nationalliberalen bekannt.für eine Resolution zu stimmen, die eine Verständigung mitder Regierung herbeisührt. Abg. Gröber kommt nach längerenstaatsrechtlichen Betrachtungen zu dem Schluß, daß die Regierungdem Reichsiage einen erfreulichen und kaum erhofften Vorschlaggemacht habe. Die von den meisten Parteien ausgesprochene Bereit-Willigkeit, dem Antrage der Freisinnigen und deS Zentrums ihreZustimmung zu geben, der ein neues Recht fordere, bedeute die An-erkennung, daßbrsher ein anderes Recht bestanden habe. Dr. Junckbade fich mit seiner RückzugSrede selbst ins Gesicht geschlagen.—Abg. Ledebour bemerkt hierzu: Wenn Dr. Junck sich ins Gesichtgeschlagen haben soll mit der in Aussicht gestellten Zustimmung zuemcr Vermittelungöresolution, so habe Abg. Gröber sich linksund rechts geohrfeigt. Denn Gröber habe im Plenumunter einem großen Aufwand juristischen Scharfsinns und unter demBeifall der linken Seite des Hauses nachgewiesen, daß der Reichs-tagmitFugundRechtdie Genehmigung der Ver-träge fordern könne. Jetzt spreche Herr Gröber aber plötzlichganz anders und konstruiere für die Regierung das Recht, selb-ständig den Marokkovertrag abschließen zu können. Die Sozial-demokraten fordern eine Verfassungsänderung derart.daß alle Verträge mit fremden«Staaten durch denReichstag genehmigt werden müssen.Nach laiigerer lebhafter Auseinandersetzung zwischen National-liberalen und Konservatiben wurde zur Abstimmung geschritten.Der gemeinsame Antrag des Zentrums und der Frei-sinnige ir wurde einstimmig angenommen. Der vonden Sozialdemokraten in diesem Antrage beanstandete zweite Satzwurde gegen 6 Stimmen abgelehnt. Der Antrag der National»liberalen wurde mit 16 Stimmen der Rechten und desZentrums gegen 10 Stimmen der Linken abgelehnt. Derozialdem v krat is che Antrag, der einen ähnlichen Wort-laut hat wie der nationalliverale, wurde mit allen gegen 8 Stimmenabgelehnt. Der weitere sozialdemokratische Antrag, der von denVerbündeten Regierungen einen Gesetzentwurf fordert, wonach inZukunft alle Verträge mit fremden Staaten zu ihrer Gültigkeitder Genehmigung des Reichstages bedürfen, wurde mit 16 gegen10 Stimmen abgelehnt.Der angenommene Antrag Hertking-Müller-Meiningen hatfolgenden Wortlaut:§1des Schutzgebietsgesetzes vom 10. September 1902erhält folgenden Absatz 2: Zum Erwerb und zur Abtretungeines Schutzgebietes oder von Teilen eines solchen bedares eines Reichsgesetz« S. Diese Vorschrift findet aus Grenzberichtigungen keine Anwendung.Die Debatte geht Donnerstag weiter.Deutschland»nd die spanischen Kolonien.Die Madrider Zeitung»Correspondencia de ESpana' erklärt,Spanien müffe zu der Zahlung, die Deutschland vonFrankreich zugestanden worden sei, beitragen. Aberes wäre ungerechtfertigt, daß Spanien eine Kompensation zahle, diein keinem Verhältnis stände zu den Vorteilen, die es erlangenwerde.In einem gewissen Widerspruch zu dieser Meldung, die zugibt,daß Deutschland von Spanien koloniale Abtretungen zu erwarten hat, steht ein Dementi desJmparcial", das bestreitet, daß zurzeit zwischen Berlin und MadridVerhandlungen im Gange feien bezüglich einer A b-tretung von Spanisch-Guinea und Fernando Po anDeutschland._Der Krieg.Die Lage ist heute noch genau so unklar wie gesternAuf der einen Seite wird weiter von bevorstehenden FriedensVerhandlungen berichtet, während nach einer anderen Meldungeine starke italienische Flotte in den Dardanellen gesichtet seinsoll. Auf jeden Fall hat sich die italienische Regierung ineine Sackgasse verrannt, in die sie bei Verlegung des Kriegs-schanplatzes auf europäisches Gebiet noch tiefer hineingeratenwürde. Es ist daher kein Wunder, wenn die kriegsbegeisterteStimmung in Italien allmählich umzuschlagen beginnt undeinem gewissen Pessimismus Platz macht. Anstatt die Schuldaber in den Fehlern der eigenen Regierung zu suchen, machtman jetzt alle Welt für die Mißerfolge verantwortlich. Soist man schlecht auf England und Frankreich zusprechen, weil diese die Waffen-, Munitions- und Proviantzufuhr für die Türken über die ägyptische und tunesischeGrenze nicht verhindert haben sollen. Auf den Dreibundsbruderund Erbfeind Oesterreich ist man zornig, weil er das größte"emmnis fiir einen Vorstoß im ägäischen Meere bildet, und'eutschland wirst man einseittge Begünstigung der Türkenvor. Die Verantwortung für all diese Komplikattonen trägtaber die italienische Regierung allein, die in ihrer imperialistischen Großmannssucht sich in ein koloniales Abenteuergestürzt hat. von dem nur die Kolonialspekulanten, die Kriegslieferanten, das Reederkapital und dergleichen Vorteil haben.Das Volk, wird aber neben den Blutopfern ein vollgerütteltMaß von neuen Lasten zu seiner alten Bürde hinzu erhalten.Es ist angesichts dieser Situation kein Wunder, daß die Regierung eine parlamentarische Erörterung der trtpolitantschenAffäre mit ihren Begleiterscheinungen zu vermeiden sucht unddie Kammer erst im nächsten Frühjahr einberufen will.Verstärkung der italienischen Aktion?Rom, 11. November.(Eig. Ber.) Die gerüchtweise laut ge-wordene Nachricht von der Einberufung zweier weiteren Jahrgänge von Reservisten ist begreiflicherweise Grund zu nicht ge-ringer Beunruhigung. Man fragt sich, was in aller Welt manmit einem neuen Kontingent von rund 160 900 Mann anfangenwill. Die Nachricht ist offiziell dementiert. Man darf sie wederdurch Telephon noch durch Telegramm mitteilen, ja, eö wurde sogarden Journalisten verwehrt, sie auf diesem Wege zu dementieren.Trotzdem glauben Eingeweihte zu wissen, daß die Einberufungdemnächst erfolgen werde. Da auch die nichtoffiziellen Nachrichtenaus Tripolitanien nichts von einem Bedürfnis nach Verstärkungenverlauten lassen, so legt die Nachricht einer weiteren Mobilisierungden Gedanken an mögliche europäische Komplikationen nahe.Der.Llvauti" macht darauf aufmerksam, daß Lord Kitchenerbei dem Krieg im Sudan erst nach zwei Jahren einen Zug insInnere unternahm. Bis auf einige durch den Kriegsrausch un-zurechnungsfähig gewordene Blätter ist sich die ganze Presse überden Ernst und die Gefahr deS Vordringens nach dem Süden klarDie Frage der Transportmittel bietet unüberwindliche Schwierig-ketten. Es ist ganz unmöglich(worauf der»Vorwärts" schon ganzzu Anfang des Unternehmens hingewiesen hatte) in Nordafrikaoviel Kamele zu requirieren, als zur Beförderung eines Heeres,einer Lebensmittel und des Trinkwassers nötig wären. Wollteman jetzt zu Beginn der Regenzeit einen Zug ins Innere wagen.o würde man hiermit ein Pendant zu dem ersten großen Fehlerdes Generals Caneva liefern, der darin bestanden hat, nach derBesetzung von Tripolis nicht die foforfige Entwaffnung der Araberzu fordern.Die eigentliche Bedrohung des italienischen Okkupationsheeresliegt nicht in den Türken und nicht in den Arabern, sondern in derCholera. Der Berichterstatter des„Avanti" schreibt, daß nacheinem bedeutenden Rückgang in der Sterblichkeit eine plötzlicheVerschlimmerung der Seuche eingetreten ist. Zahlreiche Soldatenund Offiziere sollen in den letzten Ofiobertagen an Cholera ge-torben sein. Die Seuche wird hauptsächlich durch den Genuß vonDatteln und durch schlechtes Trinkwasser verbreitet. Außerdemleiden die italienischen Truppen jetzt stark unter dem Durst. Unterallen Umständen herrscht an der Küste Mangel an gutem Trink-wasser; zum Ucberfluß haben nun die Araber überall, wo ihnendies möglich war, die Leichen in die Brunnen geworfen.Der„Avanti" spricht von einem Gerücht über oft er-reichische Mobilisierung, und andererseits hört manvon bedeutenden TruppendiSlozierungen an der österreichischenGrenze. Sollte es fich um einen Vorstoß gegen Serbien undNovi Bazar handeln? So ist der internationale Horizont trübeund drohend und der italienische wahrhaftig nicht hell. Freilichdementiert die Regierung alle Anleihegerüchte, aber esliegt auf der Hand, daß die heutige Kriegslage Hunderte von Mil-lionen verschlingt und Ausgaben fordert, denen man auf die Dauernicht mit normalen Mitteln gerecht werden kann.Die Scharmützel vor Tripolis.Tripolis, 14. November.(Meldung der„Agenzia Stefani'.)Gestern nachmittag und abend versuchte der Feind in der Oaseunter Ausnutzung des schlechten Wetters die italienischenStellungen anzugreifen, wurde aber durch das Feuerder Batterie Hamidie zurückgeschlagen. � In der Nacht wurde dieitalienische Stellung bei Sidi Messri durch Artillerie und In-änterie verstärkt und mit elektrischen Scheinwerfern ausgerüstet.Heute vormittag wiederholten sich die gewohnten Scharmützel ander Front bei Bumeliana und Sidi Messri. Der strömende Regenhält atyDie Lage in d'er Cyrenaika.Tripolis, 15. November.(Meldung der„Agenzia Stefani".)In Benghasi entdeckte die Kavallerie während eines Erkundi-gungsrittes nach dem Innern noch eine Niederlage von Waffenund Munition, die die Türken während ihres Rückzuges eingegrabenhatten. Während der Nacht vom 13. auf den 14. d. M. IvurdeDerna(dessen bor einiger Zeit gemeldete Einnahme durch dieTürken fich nicht bestätigt hat) von Südwesten angegriffen. DerFeind wurde mit Verlusten zurückgeschlagen. Die Italiener hatten�wei Verwundete.Die Einrichtung der verschiedenen Verwaltungsdienste machtFortschritte; man sorgt regelmäßig für Verteilung pon Lebensmitteln an die Eingeborenen.Die Kevolullon in China.Juanschikai Ministerpräsident.Peking, 14. November.(Meldung des Reuterschen BureauS.)Ein heute erlassenes Edikt befiehlt Juanschikai, mit Rücksichtauf das Wohl deS Landes das Amt des Mini st erpräsiden-ten zu übernehmen, obwohl er die Annahme wiederholt ernst-Haft(?) abgelehnt hat. Ein anderes Edikt befiehlt den Vizekönigenund Gouverneuren aller Provinzen, drei bis fünf fähige Vertreterauszusuchen, die nach Peking kommen sollen, um über den Standder Dinge Ratschläge zu geben. Juanschikai hatte heute eineAudienz bei der Kaiserin-Witwe und dem Regenten. Die Regie-rung ist infolge Geldmangels in größter Verlegenheit, da sichdie ausländischen Kapitalisten noch immer zurückhalten. Manfürchtet, daß die Monatszinsen im Betrage von 69 000 PfundSterling von der englisch-deutschen 160 Millionen-Anleihe desJahres 1898. die am 6. Dezember fällig sind, die Veranlassung seinwerden, daß China zum ersten Male seine Verpflichtungen nichterfüllen kann, da die Likin-Zollstationen, deren Einnahmen für dieAnleihe bürgen, von den Revolutionären besetzt gehalten werden.Eine Proklamation an die Fremden.Schanghai, 14. November.(Meldung des Reuterschen Bureau».)Der republikanische Minister des Aeußern Wu»t i n g f a n g richtete an die Fremden, die er als„die aus-ländischen Freunde" bezeichnet, eine Kundgebung, in der er auf derNotwendigkeit der Abdankung der Mandschu-Dynastie besteht undden Schutz rechtmäßig begründeter Ansprüche sowie Erfüllung derauswärtigen Verpflichtungen Chinas seitens der Republikaner zu-sichert.Die revolutionäre Bewegung.London, 15. November.„Daily Mail" meldet auS Tientsinvon gestern: General Chang, der Befehlshaber der nördlichenTruppen, der kürzlich geringschätzig von Juanschikai gesprochenhatte, hat von einem Unbekannten, man vermutet von einemAgenten Juanschilais, einen Schuß in das Handgelenk erhalten.Chang hatte sich unter einem angenommenen Namen in der briti-scheu Niederlassung verborgen gehalten, bis er gestern sein In-kognito fallen ließ.— Dasselbe Blatt meldet aus H a n k a u vom14. November: Zeitweise wird noch immer von beiden Seiten heftigmit Artillerie geschossen. Die Kaiserlichen erleiden die größerenVerluste, während die Revolutionäre vorwärtsdrängen. Die letzte-ren haben die Zölle der Provinz Hunan.— Nach einem TelegrammdeS„Daily Telegraph" aus Peking von gestern bestätigen privateMeldungen, daß die Dokohama Specie Bank dem Vizeköuig derMandschurei zwei Millionen Pfund Sterling geliehen Hätzpolitilcbe(leberllcbt.Berlin, den 16. November 1911.Konservative Gemütsverstimmung.Die Konservativen befinden sich in recht gedrückter Stim-mung. Sie können den Regierungsapparat bei den nächstenWahlen nicht entbehren und möchten es deshalb mit BethmannHollweg und dem hinter ihm stehenden Kaiser nicht verderben;andererseits aber wissen sie, daß sie sich wenigstens pro tormngegen die scharfen Angriffe des Kanzlers verwahren und dieseals völlig unberechtigt zurückweisen müssen, wenn sie nicht denNimbus als herrschende, den Gang der Regierungspolitik be-stimmende Partei in Preußen einbüßen wollen. In dieser unan-genehmen Lage ist augenscheinlich die Parleitung darauf der-fallen, durch kuriose manifestartige Stilübungen ihr Ansehenwiederherzustellen. So veröffentlicht die„Konserv. Korresp."folgende parteiamtliche Verwahrung gegen Herrn v. BethmannHollweg:»Der Herr Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat seinen Redenim Reichstage noch einige Erllärungen in der»Norddeutschen All-gemeinen Zeitung" hinzufügen lassen.ES wird darin die Meinung vertreten, daß er e» als seinePflicht habe erachten müssen, daS Land und die Parteien»zur Be-sonnenheii zurückzurufen", schädlichen Wirkungen angeblicher»chauvinistischer Aussprüche" vorzubeugen und daS Marokko-abkommen von.phantastischen Ansprüchen und wahltaktischen Rück-sichten' freizumachen, die bei mehr als einer Partei zu der un-günstigen Aufnahme des Werkes beigetragen hätten.Wa» die konservative Partei anlangt, so hat ihr Redner andem Abkommen selbst nur eine da« Maß deS sachlich Zuläsfigenmit keinem Worte überschreitende Krittt geübt. Sie empfindeteö als eine schwere Kränkung, wenn ihr vor-geworfen wird, sie habe eine nationale Snge-legenheit zum Anlaß eines wahltaktischenManöver? benutzt. Nach ihrer Vergangenheit sollte diekonservative Partei gegen solche Vorwürfe geschützt sein.Wenn der leitende Staatsmann es als unberechtigt erklärt,daß auch der Redner der konservativen Partei im Namen seinerpolitischen Freunde gegen die unser nationales Existenz- undSelbstbestimmungsrecht einengende und von der deutschen Regierungjedenfalls öffentlich nicht mit genügender Deutlichkeit beantwotteieKundgebung der englischen Staatsmänner aus dem nationalenGewissen heran» Abwehr übte, so muß nochmals lebhast bedauertwerden, daß der durch unser Volk gehende nationaleSchwung so wenrg erkannt und benutzt wird.Wir wissen ans zahlreichen Kundgebungen, daß die Mitgliederder konservativen Gesamtpartei im Deutschen Reiche den Stand-punkt der Reichstagsfraktion vollkommen teilen"Interessant ist übrigens, daß auch Freiherr v. Zedlitz alsFührer der RelchSpartei.m roten„Tag" gegen Her™ v. Bech-mann Hollweg vom Leder zieht und dessen Vorstoß gegenHerrn v. Heydebrand»einen Fehler von noch nichtL1 � e/u r a r VLi«.r 0 c 1* e" nennt, zugleich aber diegünsttge Gelegenheit benutzt, auch dem ihm wenig sympathischenkleinen Generalfeldmarzchall der Konservativen ein paar Fuß-trttto zu applizieren. So meint er zum Beispiel:»Ganz so überrascht wie andere hat mich der scharfe Zusammen-stoß zwischen dem Reichskanzler und Herrn v. Heydebrand nicht.Ich habe mich längst darüber gewundert, daß