6ewerkrchaftUche9. Der cbrirtUche �sanuskopf. Die Unwahrhaftigkeit und Arbeiterfeindlichkeik der Christenmänner kommt in dem widerspruchsvollen Verhalten der Brüder in Christo in den Parlamenten recht plastisch in die Erscheinung. In Bayern fordern die Ultramontanen im Landtage die Vernichtung der freien Eisen- bahnerorganisationen. Sie, die sonst heuchlerische Toleranz predigen und über angeblichen freigewerkschaftlichen Terrorismus sich entriisten, erklären im Parlament ganz kategorisch, für jeden Beamten gelte das politische und Wirt- schaftliche Staatsbürgerrccht nur in beschränk- tem Umfange! Kein Beamter dürfe Sozial- demokrat sein! Die Konsequenz solchen Grundsatzes wäre die Maßregelung der in den freien, als sozialdemo- kratisch verdächtigen Eisenbahnerverbänden organisierten Be- amten, zu denen das gesamte Fahrpersonal gehört. Solche Vergewaltigung des Koalitionsrechtes verlangt das Zentrum, um dem christlichen Eisenbahnerverband als ultramontanem Wahlapparat Mitglieder zuzu- treiben. Im Reichstage sprachen die christlichen Gewerkschafts- führer Becker und Behrens den Eisenbahnern das Streik recht vollständig ab und rechtfertigten die Ueberwachung der Eiscnbohnerversammlungen durch höhere Beamte. Das müßten die Beamten sich gefallen lassen! Wie steht es denn mit der Ueberwachung von Pastorenversamm- lungen? Die Pastoren sind sozusagen doch auch Staatsbeamte! Jedenfalls Verteidiger« Gewerkschaftsführer int Interesse der ultramontanen Partei den Grundsatz, daß Eisenbahner von dem gesetzlich gewährleisteten Staatsbürgerrechte nur nach Vorschrift der Behörden Gebrauch machen dürften. Der berühmte ultramontane Führer Freiherr vonHee remann vertrat einen ganz anderen Standpunkt, indem er im Abgeordnetenhause erklärte: ,... Nach meiner Auffassung beruht die Autorität der Staatsgewalt lediglich auf der göttlichen Einsetzung einer Obrig- keit, der gehorcht«Verden soll, für mich gibt es einen anderen Grund a priori nicht. Geht man von oiesem Gesichtspunkte ab, so bleibt nur das Moment der Macht und der Gewalt; wenn Sie diesen Gesichtspunkt für die Autorität nicht haben, so scheint mir, ist jede Revolution gerechtfertigt, sobald sie Aussicht auf Erfolg verheißt T... Fast noch schärfer sprach sich W i n d t h o r st am 10. Ja- nuar 1873 gegen die Staatsallmacht aus. Er rief den Libe- ralen zu: „... Denken Sie sich, daß eine despotische Regierung käme, eine Regierung, die Sie despotisch nennen würden; glauben Sie denn, daß Sie unter allen Umständen dann jedem Gesetz ge- horchen würden? Würden Sie dann nicht fragen: Geht das Gesetz nicht gegen das Urrecht der Menschen, geht eS nicht gegen daS Gewissen, geht es nicht gegen die absoluten Gebote der Frei- heit an?" Und Reichensperger warnte damals— 5. Dezember 1874— also: .... Hüten Sie sich vor dem Prinzip... der absoluten StaatSomnipotenzl Die absolute StaatSomnipotenz ist Bvzanti» niSmuS. Statuieren Sie dieselbe, so werden Sie nichts weiter tun, als dem Reiche das Ende von Byzanz bescheren."—— Damals befanden sich die Ultramontanen allerdings in der Opposition gegen die Regierung, jetzt bilden sie die aus- schlaggebende Partei und huldigen nun dem Grundsatz der �StaatSomnipotenz nach— ihrem Kommando! Ja, heute inszeniert das Zentrum, das den Eisenbahnern das Streik» recht abspricht, weil die bayerische Regierung nicht zu- gunsten des Ultramontanismus das Koalitionsrecht der Eisen- bahner und Beamten wider Gesetz und Recht einfach voll- ständig illusorisch machen will, einen regelrechten, fein organi- straff durchgeführten Parlamentsstreik— um den nicht «mllfährigen Minister zu stürzen. Und die christlichen Ge- werkschaftsführer stehen vollständig unter dem Einfluß dieser DemagogSnpartei; sie sind deren gehorsame Knechte, sie fun- gteren als Totengräber des Koalitions- und Vereinsrechtes! Berlln und Urngegend. Zm» Streik in den Grost -Bcrliner Gisengiehereie». Die Aussperrung der ftonner und Gießtteiarbeiler in Branden- b» r g bei der Firma Gebrüder W i e m a n n, die wegen Verweigerung Berliner Streikarbeit erfolgte, ist aufgehoben. Die Differenzen sind zur Zufriedenheit der Arbeiter erledigt und haben die Ausgesperrten gestern'Mittwoch) die Arbeit in vollem Umfange wieder aufgenommen. Die Firma hat sich bereit erklärt, alle Modelle, von denen nachgewiesen wird, daß sie au» den be- streikten Berliner Betrieben stammen, zurückzusenden. iiur Zigarrenarbeiterbewegung in Groh-Berlin . Mehr und mehr umwogt ein furchtbar harter Existenzkampf die orgairisierte Tnbakarbeiterschaft. Im Westen kämpfen 10 000 und mehr gegen die koalitionsfeindlichen Zigarrenmagnaten einen Opfer- vollen, aber freudigen Kampf. Hier in der Reichshauptstadt müssen die Zigarrenarbeiter sich oft noch mit Löhnen begnügen, die den westfälischen Löhnen an Niedrigkeit kaum nachstehen. Gibt eS doch auch jetzt noch Löhne von 5.50 M. pro Mille für Relleii. so bei W i e g a n d. Lychener Straße 13, Ahrens. Köpe nicker Straße ISö. Krummhan er, Neue Höchste. 9. Diese und andere Finnen mit ähnlichen Löhnen scheinen immer „och der Meinung zu sein, daß sie in dieser tiefgreifenden Bewegung keine Stellung zu nehmen brauchen. Die nächste Zeit wird oben bezeichneten Firmen die Ueberzeugung beibringen, daß diese Meinung eine irrige«var. Die Arbeiterschaft kann und darf es nicht dulden, daß solche Löhne, wie angeführt, noch länger hier in Berlin Geltung behalten. Und für die zunächst inleressierlen Kollegen ist es eine Pflicht der Selbilerhaltinig und der Selbi'tachlung.- sich in solchen Fragen mit dem VerbondSbureau in Berbindnna zu setzen, damit wir solche Firmen aus dem Dunkel an» Li»l zr-hen. Aber Ihr. Kollegen und Kolleginnen, die Ihr unter solchen Löhnen noch leidet, lretet, sofern es nicht schon geschehen, alle wie ein Mann in den Verband.# Er wird Euch ein Helfer,«in Schutz und ein S-t-irn, sein. Auf und hinein in den Deirtschen Tabal- orbeiter-Berband I Arbeiter, Rauchet! Beachtet die Veröffentlichungen im „Vorivärt-Z". Kaust nur dort, wo die grünen Plakate, unterzeichnet Altvin Schulze, aushängen. Der Vertrauensmann der Tabakarbeiter. OeutfAea Reich. Für eine sofortige Lohnbctuegung der Ruhrbergleute erklärte sich eine der am Sonnlag im Ruhrgebiete abgehaltenen Bergarbeiterversammlungen. In der Versammlung in Lünen , die von über 1000 Personen besucht war.«vurde nach dem Referat des Redakieurd Pokorny eine Resolurio» angenommen, in der die Vorstände der Bergarbeiterorganisationen aufgefordert werden, so- fori Lohnforderungen zu forinilliere» und den i» Frage kommenden Instanzen zu unterbreiten. Die Bergarbeiter werden weiter in der Resolution aufgefordert, sich der Organisation anzuschließen, um da- durch den Beweis zu erbringen, daß es ihnen mit der Lohn- bewegung vitter ernst sei. Diese Resolutton ist den Vorständen der vier in Frage kommenden Bergarbeiterorganisationen zugestellt worden._ Zur Sammlung von NnterftützungSbeitröien für die ausgesperrten Tabakarbeiter und-Arbeiterinnen fordert nunmehr auch der Gesamt« verband der christlichen Gewerkschaften auf. Die Unternehmer mögen daraus ersehen, daß ihr rigoroses Vorgehen die Arbeiterschaft auch bis in die Kreise empört hat, auf die man sich den freien Gewerk- schasten gegenüber gern stützen möchte. Christliche Agitationsweise. An die Arbeiter der Oheimgrube bei Kattowitz wurden kürzlich Handzettel mit folgendem Inhalt verteilt: .Achtung l. Achtung I Bergarbeiter, Schloffer, Schmiede, Maschinisten usw. Sonntag, den b. November, nachmittags 3 Uhr, im Saale de? Herrn Kolebay(Alles Schützenhaus) in Kattowitz , Nicolai- sttaße, findet eine BelegschaftSversammlung der Oheimgrube statt, wozu alle christlich denkenden Arbeiter der Oheimgrube hier- mit geladen sind. Arbeiter I Kollegen I Der Beamte Kreitz bei der Zentralkaffe in Bochum des alten tozialdemokrttlischen Bergarbeiterverbandes hat über 3ö 000(Taufend) Mark gestohlen. Der Einberufet.� Der Verbreiter dieser famosen Versammlungseinladung ist ein gewiffer Kowalczyk, Beamter deS Zentrumsgewerkvereins der Bergarbeiter in Oberschlesten. Daß eS dieser Mensch fertig bekommt. ausgerechnet für eme BelegschaftSversammlung eine folche Einladung zu erlassen, kennzeichnet die Agitationsmeibode der hiesigen.Christen" zur Genüge. Die.Bcrgarbeiter-Zcitung" wirst Kowalczyt vor, daß er früher selbst Mein und Dein mcht habe unterscheiden können. Er ist also ganz dazu berufen, anderer Leute Unehrlichkeit auszunutzen, um Arbeiter in die christlichen Fangnetze zu treiben. Der Eid des Arbeitswilligeu. In einer vor dem Landgericht Leipzig verhandelten Straffache wegen Streikvergehcn« beschwor der als Kronzeuge der Staats- anwaltschast vernommene Arbeitswillige Schloffer Fischer, daß er noch nie vorbesttast sei. Da der Arbeitswillige mit seiner den Streikenden belastenden Aussage den Angaben anderer Zeugen direkt gegenüber stand, wurde, um die Glaubwürdigkeit des Arbeitswilligen zu ergründen, dessen Strafregisterauszug herbeigezogen, der die über« raschende Tatsache ergab, daß der Zeuge bereits fünfmal wegen Diebstahls. Hehlerei und BettelnS vorbesttast ist. Auf nochmaliges Vorhalten stotterte daS.nützliche Element", er könne sich nicht mehr darauf besinnen, eS feien wahrscheinlich Jugendeseleien gewesen. Der Mann sieht feiner Besttafung wegen Meineides entgegen. Der an- gebliche Streiksünder mußte freigesprochen werden. Katholische Arbeitervereine und die Gelbe». Auf dem vor kurzem abgehaltenen achten Delegiertentag der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine der Diözese Augs- bürg führte der Diözefanpräfe» Domvikar Lindermeyer unter anderem folgendes aus: .Das VeihälmiS der katholischen Arbeitervereine zu den gelben Vereinen ist noch dasselbe wie auf dem letzten Delegiertentag. Man muß bei neueintreienden jungen Mitgliedern anders ver- fahren, wie bei alten Mitgliedern, die schon längere Zeit dem Verein angehören. Den ersteren muß man beim Eintritt in den katholischen Arbeiterverein begreislich machen: entweder bei uns oder bei den anderen. Ich habe im Vorjahre gesagt, wir müffen unsere Taktik gegenüber den gelben Vereinen den örtlichen und persönlichen Verhältnissen einigermaßen anpassen.... Ich glaube, liaß wir leine Ursache haben, den Standpunkt hsute zu andern. Wir lasten die gelben Gewerkschaftler ruhig in unseren vereinen." Gewiß, die Gelben gehören in die katholischen Arbeiter- vereine. Wo« hätten diese der gelben Unternehmerschutztruppe auch vorzuwerfen? Sie find miteinander so nahe verwandt, daß ein Unterschied zwischen ihnen kaum noch zu bemerken ist. Ausland. f Der Streik der Sttasjenreirnger in New Dork hat für diese eine Wendung zum Schlimmen genommen. Es ist der Verwaltung gelungen, angeblich 2500 Streikbrecher zu engagieren. Ob diese ausreichen werden. die notwendige Arbeit zu leisten, muß ab- gewartet werden. In den letzten Tagen hatte sich der Unrat derart angehäuft, daß man die Zahl der zu seiner Beseitigung notwendigen Mannschaften auf 10 000 schätzte. Versammlungen. Gegen den Raub der Sonntagsruhe. Im großen Saal der Feftsäle«Alt-Berli n", Blumen» straße 10, ftind am Dienstag eine vom Zentralverband der Hand- lungsgehilfen einberufene öffentliche Versammlung statt, in der Stadtverordneter Adolf Ritter über das Thema referierte: „Die Sonntagsruhe in Gefahr." In der Versammlung, die sehr gut besucht war, überwogen die weiblichen Angestellten. Der Referent behandelte einleitend die Frage der Sonntags- ruhe im allgemeinen und hob dann die bedauerliche Tatsache her- vor, daß derartige Ausnahmen, wie sie getroffen worden seien, zugelaffen würden. Dadurch würden die in der Lebens- und Ge- nutzmittelbranche beschäftigten Angestellten ganz erheblich in ihrer Sonntagsruhe beeinträchtigt, bzw. bletb« für sie der Zustand, wie er vordem bestanden hat. Sodann ging Redner auf die Festsetzungen betreffs des Heiligabends ein, worüber in den letzten Tagen schon der„Vorwärts" berichtet hat. Der Vortrag fand lebhafteste Zu- stimmung seitens der Anwesenden. In der Diskussion vertrat der Sekretär de»„Textil-Detaillisten. Vereins", Herr Dr. Flemminger, den Standpunkt feiner Auf- traggeber. Diese haben gegen den früheren Schluß am Heiligabend in jchärfftcr Weise gearbeitet, obgleich die Zahl ihrer Mitglieder nur 230 beträgt. Urban widerlegte denn auch diesen Herrn sehr treffend und schilderte dann besonders noch wie widersinnig verfahren werde. indem schon 3 Wochen vor Weihnachten die Lebens- und Genuß» mittelgeschäfte an Sonntagen bis ö Uhr abends geöffnet sein dürfen, obgleich doch 8 Wochen vorher niemand schon Lebensmittel u. dgl. einkaufe. Auch mißb, II igte es Urban, daß die Angestellten bei Hahn, Israel und Tietz bei den Umzügen sogar an Sanntagen hätten arbeiten muffen, wodurch ihre freie Zeit auch noch beschränkt tzwrden sei. In seinem Schlußwort wies Ritter darauf hin, daß, wenn die Handlungsgehilfe» zur vollständigen Sonntagsruhe gelangen wollten, sie sich Mann für Mann iin Zentralverband der Handlungsgehilfen und-Gehilfinnen organisieren müßten. Nachstehende Resolution wurde einstimmig angenommen: „Die vom Zentralverband der Handlungsgehilfen tmd»Gehilfinnen Deutschlands , Bezirk Berlin , einberufen«, am 14. N» vember 1911 in den Festsälen Alt. Berlin tagende, zahlreich be» uchte Hcmdlungsgehilfenversammlung erhebt mit aller Eni- chiedenheit Protest gegen die von dem Herrn Polizeipräsidenten ür die drei letzten Sonntage vor Weihnachten angeordnete Be- eitigung der Sonntagsnih«. Die Versammlung ist der Meinung, daß ein Bedürfnis für die Zulassung von drei Ausnahme Sonntagen durchaus nicht vor. liegt und, wenn überhaupt eine Notwendigkeit vorhanden wäre, die" Zulassung eines Ausnahme-SonntageS vollständig genügt hätte. Die Versammlung weist die maßlose, übertriebene und den Tatsachen direkt widersprechende Agitation einiger Detaillisten- vereine mit Tintrüstung zurück im» bedauert, baß der Herl Polizeipräsident diesem Treiben durch Verlängerung der Ber- kaufszeit für den 24. Dezember bis um 4 Uhr Rechnung getragen hat. Daß trotz dieses Entgegenkommens die Detaillistenvereine nicht zufriedengestellt sind und noch eine weitere Verlängerung fordern, ist ein Beweis für die Versammelten, in welch rücksichts- loser und gewissenloser Weise mit der Gesundheit der Angestellten gespielt wird. Nicht energisch genug kann diese? Verhalten zurückgewiesen werden und die Versammelten erwarten von dem Herrn Polizeipräsidenten als Autwort darauf mindestens die Be- seittgung der Ausnahmebestimmung für den 24.� Dezember. Tag und Nacht werden die meisten Angestellten in den Wochen vor Weihnachten ohne angemessene Pausen in der un- verantwortlichsten Weise beschäftigt. Im Interesse der dadurch bis auf das äußerste gefährdeten Gesundheit erheben die Ver- sammelten energischen Einspruch und fordern nicht nur die� Be- seitigung der Ausnahmetage, sondern der Sonntagsarbeit über» Haupt." Herr Dr. Flemminger hatte sich der Abstimmung enthalte». Leseabende. Wilmersdorf-Halensee. Freitag abend 814 Uhr bei Schilling, Lauenburger Straße 20. Gen. Hagen spricht über den Hausarztverein. L,ctzU Nachrichten. Mandatsvermchrung und Kammerauslösung. Brüssel, 15. November. In der heutigen Kammersißung gab der Kabinettschef deBroqueville eine kurze Erklärung ab, indem er mitteilte, daß er. obgleich die genaue Zahl der Volkszählung noch nicht feststehe, da einige Gemeinden noch ausstehen, dennoch versichern könne, daß auf Grund dieser Volkszählung die Zahl der Abgeordneten auf 184 oder 186 e r h ö h t werden wird. Ferner führte der Kabinetts- chef aus, daß die Regierung entschlossen sei, dem Könige einen Gesetzentwurf über die Auflösung des Parlaments zu unterbreiten. Diese Erklärung wurde von der gesamten Linken mit lebhaftem Beifall aufgenommen. De Broqueville fügte noch hinzu, die Regierung wünsche selber den Tag zu wählen, an welchem sie das Auflösungsdekret dem Parlamente vorlegen werde und kündigte an, daß die Kammer sich in dringender Weise mit der Prüfung der Nationalvcrteidigung sowie des Etats zu befassen habe. Bezüglich der Nationalver- teidigung äußerte der Minister, daß die belgische Armee auf derselben Höhe stehen müsse, wie die anderer Staaten, womit er lebhaften Applaus von allen Bänken des Hauses erntete. Aus der französischen Deputirrtenkammer. P.riS, 16. November. (W. T. B.) Die Deputierten- kämmet beschloß mit 337 gegen 232 Stimmen eine Abänderung der Geschäftsordnung, wonach zur Beschleunigung namentlich der Budgetberatung in Zukunft nur das erste Budget jeder Legislatur- Periode in öffentlicher Sitzung erörtert werden soll. Abgesehen von den Generaldebatten und mit Ausnahme der Finanzgesctze werden die folgenden Budgets in den Sitzungen der General- kommission beraten werden, und die Deputierten sollen nur bis zu einet Viertelstunde das Wort behalten. Die Kammer nahm sodann mit 360 gegen 210 Stimmen eine Bestimmung an, durch die die Anwesenheitslisten abgeschafft werden. Die Lage in Persien . London , 16. November. Wie das„Reuterfche Bureau" meldet, fetzte die russische Note, in der von P e r s i e n eine Eni- schuldignng für den bei der Beschlagnahme der Besitzung Schua es SaltanehS vorgekommenen Zwischenfall verlangt wird, eine Frist von 48 Stunden für die Antwort. Diese Frist sei Montag- nacht abgelaufen. Rußland werde noch ein Bataillon nach Täbri» senden, um die dortigen russischen Truppen auf die Stärk« zu bringen, die sie vor einigen Monaten vor der Zurückziehung eines Teils der Truppen hatten. Dem Vernehmen nach wird Rußland beim Ausbleiben einer befriedigenden Antwort zweihundert Kosaken nach Astrabad schicken, um die Konsulatswache zu ver- stärken im Hinblick auf die dortigen Unruhen und die Gefähr- dung der Stadt. Ferner sollen auch noch Truppen nach G h i l a m und Ta l i sch gesandt werden, wo Persien gleichfalls nicht fähig(?) fei. die Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Expeditionen würden in jedem Falle nur die Aufgabe haben, die Ordnung wiederherzustellen und aufrecht zu erhalten, ein Verfahren, das nicht als Okkupation im gewöhnlichen Sinne des Wortes betrachtet werden dürfe. Petersburg, 16. November. Die russische Regierung hat für den Fall der Nichterfüllung aller in der Note an Perffen gestellten Forderungen die Absendung der schon bereitgestellten Truppenabteilung nach Kaswin beschlossen, deren weiteres Per» halten von den Umständen an Ort und Stelle abhängig ist, Die Revolution in China . New Kork, 16. November. Der World wird aus W a f h i n g. ton gemeldet: Auf die ersten Anzeichen, daß die Revolutionäre oder die Kaiserlichen die Fremden nicht beschützen können, werden die Vereinigten Staaten in China intervenieren. Diese Mitteilung ist von einer maßgebenden Persönlichkeit gemacht war- den. Aus derselben Quelle kommt die Erklärung, daß die Ver- einigten Staaten bereit seien, 10 000 Mann auf chinesische« Boden zu landen und die ganze astatische Flotte in chinesischen Gewässern zu konzentrieren. Peking , 16. November. (Meldung des Rcuterfchen Bureau S.) Ein Edikt befiehlt dem Mandschugeneral in Jehol Puting, sein Amt niederzulegen. Der ehemalige Vizekönig der Mandschurei , Hsiliang, wird an seine Stelle treten. Die Ernennung HsiliangS wird als ein Hinweis«uf eine etwaige Verlegung des Hofes nach Jehel angesehen. Die Provinzialversammlung von TschiN beschloß, eine Denkschrift zugunsten der Errichtung der Republik mit Auanschikai alS Präsideut an den Thron ,n richten. Zur LandkasiSersatzwahl in Düsseldorf . Düsseldorf . 16. November.<W. T. B.) In der heutigen Wahl. männerwahl für die Landtagsersatzwahl für den verftor» denen Geheimen Justizrat Dr. Kirsch wurden sämtliche vom Jen- trum aufgestellten 361 Wahlmanner. 324 vom Stadtfrei» und 2? vom Landkreis, gewählt. Von den anderen Parteien waren keine Wahlmänner aufgestellt. Der Kandidat der Zentrumspartei ist Bürgermeister a. D. David. Bilderdiebstähle i» München . München , 16. November. Wie die P o l i, ei direkti o n mitteilt, sind— vermutlich in einer der letzten Nächte— in dem Lustschlößchen in Schleißheim 22 Gemälde au» dem Nahmen ge- schnitten und entwendet worden. Von dem Täter ist bis jetzt nicht» bekannt. Die Gemälde, die zum Teil von großem künstlerischen und historischen Wert sind, stellen u. a. dar: Eine Leopardenjagd, eine Wildschweinjagd, eine Bärenhetze, Landschaften, Tierstückc und dreizehn Stilleben von Peter Horemans. Paul Singer E Co.. Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen n.UnterhaltungSbl. Verantw. Redalt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: ZH. Glocke. Berlin . Druck u. Perlag: Vorwärts Buchdr.u Perlagsanslalt
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