abgedroschensten Geschichtslügen muthig wiederholt unddie Sozialdemokratie die Ehe u. s. w. zerstören läßt, darbei Herrn Stöcker nicht Wunder nehmen. Er ist nichtwählerisch in den Waffen, die er gegen die Arbeitevbewegung führt, und so kommt es ihm nicht darauf an,die bekannte UmHäutung des Herrn Schäffle von der„Quintessenz" zur„Einsichtslosigkeit" nicht etwa gegen dasStreberthum und die Bismarckknechtschaft, sondern gegenuns ins Feld zu führen. Daß wir keine Chauvinistensind, sondern die Solidarität der Proletarier aller Länderbetonen, daß die Arbeiterbewegung nicht im Schlepptaueines Kirchenthums sich befindet, das wird uns ebenfallszum Vorwurfe gemacht. Wir ertragen diesen Vorwurfgerne. Herr Stöcker, von der„Nächstenliebe" redend, dasist ein schönes Bild.Was er will, ist kurz gesagt der stramm monarchischregierte Klassenstaat mit hochkirchlicher Färbung, die Herr-schaft der Bourgeoisie im Schatten des Altars. Die Ar-beiter wissen, was sie von diesem Stöcker-Jdeal zu haltenhaben.Volikislhe Aeberstcktf.Berlin, den 23. März.Die Rechnungslegung über den Welfenfondsfindet in recht eigenthümlicher Weise statt. Alljährlich legtder preußische Ministerpräsident persönlich dem KönigeRechnung über diese Verwendung der Einkünfte, und all-jährlich erbittet er sich vom Könige eine AllerhöchsteKabinetsordre, welche die nachgewiesene Verwendung gut-heißt. Sobald diese Ordre ergangen ist, werden sofort alleBelege der Rechnungslegung verbrannt,nur diese Ordre wird zu den Akten genommen, und so alleinist es möglich, daß die einzelnen Aufwendungen nach Zielund Herkommen durchaus geheim bleiben können.Das, schreibt die„Vossische Zeitung" treffend, erinnertmehr an ein morgenländisches Sultanat, als an eineneuropäischen Verfassungsstaat.—Es würde gut sein, wenn für eine kräftige Agitationin jener Gegend gesorgt würde— der Boden ist günstig,und, indem wir dem Antisemitismus eine seiner festestenStellungen entreißen, gewinnen wir für uns eine vortreff-liche Position, von der aus wir weitere Eroberungennamentlich auch unter der Landbevölkerung machen können.—Durch das Glied, womit du gesündigt hast, sollst dugestraft werden! Der Welfenfonds, welcher in voll-kommenerer Weise als irgend eine andere Einrichtung oderMaßregel,'die Sünden des Bismarck'schen Regiments in sichgewiffermaßen verkörpert— der Urbrunnen der Reptil-und Spitzel wirth schaft mit ihrer beispiellosen Korruption, scheint berufen, den Tag des Ge-richts über das Bismarck'sche System und seinen Haupt-träger herbeizuführen. Wir reden von dem Bötticher-Vor-schuß. Daß Fürst Bismarck einem preußischen und deutschenMinister aus dem Welfenfonds eine größere Geldsumme„vorgestreckt",— wenn nicht gar, was fast sicher erscheint,„geschenkt"— hat, ist eine feststehende Tyatsache. Ebensofest steht es, daß diese Handlung eine gesetzwidrigeund strafbare war. Neulich wurde ein untergeordneterBeamter zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt, weil er amEnde des Monats einer ihm anvertrauten Kasse seinen, amfolgenden Tag fälligen Gehalt eigenmächtig entnommen hatte.Wie ungleich schuldiger ist die Entnahme jener Summe ausdem Welfenfonds!Und wer bürgt dafür, daß die 360 000 M., welche FürstBismarck dem Herrn von Bötticher aushändigen ließ, umihn, wie allgemein angenommen wird, an seine Person zufesseln— wer bürgt dafür, daß dies die einzige, gesetz-widrig entnommene Summe war? Wodurch unterscheidet sichdiese Bismarck'sche Praxis von der russischen Praxis, die demSelbstherrscher und seinen Agenten erlaubt, mit den öffent-lichen Fonds nach Belieben umzuspringen?Deutschland ist aber noch nicht Rußland, obgleich FürstBismarck sich ein Vierteljahrhnndert lang eifrigst bemüht hat,russische Zustände bei uns einzuführen— nach deutschemkräften in sich gespürt, als in einer Soutane Raum habendurften. Warum sollte er diesen Antrieben nicht folgen,nicht auf seinen botanischen Studien, zu denen seit seinenKnabenjahren sein vereinsamtes Herz ihn gezogen, seine Zu-kunft gründen, nicht sein ganzes Leben der Erforschung derWelt widmen, die mit ihren blühenden Thälern und grünenHöhen, ihren rasch dahinbrausenden Wassern und stillleuchtenden Fernern so herrlich vor ihm lag? Ja, waruninicht? Aber er hatte nicht den Muth gehabt, mit seinemWunsche vor die stahlharten Augen des Vaters zu treten.Nannten sie ihn nicht daheim spöttisch das Kräuterweibl?Andeutungen, die er gegen Lisei gemacht, waren von ihr nichtverstanden worden. Wie hätte er auf Verständniß beidem Vater hoffen dürfen, der überdies nur seine schnelleAbfindung wollte? Er hatte seinen Wunsch erstickt. Jetztschalt er sich einen Feigling, dem es nur an Muth gefehlthätte, um den Kampf mit dem Dasein zu wagen. Erdachte an den Landrichter von St. Vigit, vor dessen josephi-nischen Ideen, beiläufig, er nur gestern von Herrn Atollen-becher gewarnt worden war, obgleich der hochwürdige Herrselber den Umgang mit ihm nicht scheute und an bestimmtenTagen mit ihm im Herrenstübl des Stern am Bostontischesaß. Herr Zengerl, so hieß er, war wie Hannes der Sohneine? Bauers und ebenfalls zum Theologen bestimmt ge-wesen. Aber er hatte den Muth besessen, seiner eigenenNeigung zu folgen, trotzdem der Vater seine Hand von ihmabgezogen, hatte sich durch eigene Kraft unter schwerenEntbehrungen emporgearbeitet und war jetzt ein glücklicherGatte und Vater. Seine Frau war Erzieherin in einemadeligen Hause gewesen.Verzagt ließ Hannes den Kopf aus die Brust sinken undwandte sich von der Brücke. Für ihn gab es kein solchesGlück; er hatte es verscherzt.Er kam nach Hause. Seine Stube lag im oberen Ge-schösse. Lisei hatte gemeint, es schicke sich nicht mehr fürihn, daß er als geistlicher Herr noch wie in seiner Schülerzeitmit Ambras die Kammer im Giebel theile. Er war nichtmehr der nur geduldete jüngere Sohn, sondern der HerrKurat, dessen Anwesenheit dem Klosterhofe zur Ehre gereichte. Lisei hatte ihm die Stube so schmuck hergerichtet,Gesetz ist die Handlung Bismarcks ungesetzlich, und wir fragenWo ist der Staatsanwalt?Wenn sich Staatsanwälte fanden, die den GrafenArnim anklagten, weil er einen werthlosen Sessel, wel-cher der Gesandtschaft gehörte, mit seinen Privatmöbeln ver-wechselt hatte, so wird sich hier, wo es sich um Hundert-tausende handelt und um einen handgreiflich ungesetzlichen,auf kein— Versehen zurückzuführenden Akt— die gesetzlicheHandhabe doch sicherlich finden lassen.Oder steht Fürst Bismarck über dem Gesetz?—Der Kaiser hat, wie die Zeitungen berichten, Herrnvon Bötticher und dessen Frau einen einstündigen Besuchgemacht, auch Herr von Caprivi hat Herrn von Böttichereinen Besuch abgestattet. Wer aus diesen Mittheilungenableiten will, daß die Stellung des Herrn von Böttichereine gesicherte ist, hat vergessen, daß Herr von Lucius undHerr von Goßler wenige Tage vor ihrer Entlassung denKaiser bei sich zu Gaste gesehen haben. Man wird Herrnvon Bötticher nicht jetzt gehen lasten, ihn aber bald gehenheißen.—Den Reichstag loben zu können, haben wir selten Veranlassung, eine Ausnahme macht die Wahlprüfungs.Kommission, welcher dreizehn Atonale nach dem Wahltagenur noch nenn Mandate zur Prüfung übrig blieben, unterdenen sich zwei Nachwahlen, die der Herren Witte undMüllensiefen, befinden.—Die Meldung, daß der Kaiser demnächst mit demFürsten Bismarck bei Waldersee in Hamburg zusammen-treffen soll, wird jetzt entschieden dementirt. Wir haben derNachricht von Anfang an keinen Glauben geschenkt.—Fürst Bismarck ist zum Kreistags-Abgeordneten vonLauenburg gewählt worden. Für den„Herzog von Lauen-bürg" bedeutet dies wohl kein Avancement.—Erleichterungen des Pastztvanges sollen nach einervon der„Norddeutschen Allgememen Zeitung" übernommenenMeldung der„Allgemeinen Reichs-Korrespondenz" nahe be-vorstehen.—Die Londoner„Times" läßt sich aus Philadelphia vom21. d. melden: Die Verhandlungen mit Teutschland wegenWiederzulassung der Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches machen keine Fortschritte. Das WashingtonerKabinet erwägt die Angelegenheit, und Präsident Harrisonwird wahrscheinlich schließlich den deutschen Rübenzucker miteinem Wieoervergeltungszoll belegen, falls Deutschland dasVerbot der Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches nichtwieder aufhebt.Hierzu bemerkt Wolfis Tclegraphenbureau:Nach unseren Informationen schweben überhaupt keinebezüglichen Verhandlungen— was vorstehende Meldungerledigen dürfte.— Die deutsche Rcichsregierung scheint dem-nach trotz der Beweise, die für die UnHaltbarkeit der Sperreerbracht worden sind, auf ihrem Standpunkt beharrenzu wollen. Es scheint uns dies aber moralisch und wirthschaftlich so verwerflich, daß wir trotz des eingestandenoffiziösen Charakters des Wolst'schen Bureaus diese Nachrichtvorerst noch bezweifeln wollen.—Tie Jagdkommission des Herrenhauses ist mitfolgenden großen Jägern und Wildzüchtern besetzt worden,welche die„Freis. Ztg." untenstehend ihrem Range nachgeordnet hat:Herzog von Ujest, freier Standesherr und Fideikommiß-besitzer; Fürst Putbus, Besitzer des Familien-FldeikommissesPutbus; Fürst Pleß, freier Standesherr und Oberjäger-meister, Flveikommißbcsitzer im Fürftenthum Pleß und derfreien Standesherrschaft Fürstenstein; Fürst zu Isenburgund Büdingen, Besitzer der reichsunmittelbareu AemterBirstein und Langenselbold; Prinz Hohenlohe- Jngelfingen,Fideikommißbesitzer; Graf Finck von Finckenstein- Madlitz,"ideikommißbesitzer; Graf Brühl, freier Standesherr undideikommißbesitzer s Graf v. d. Schulenburg- Lieberose,_>tandesherr und Fideikommißbesitzer; Graf Mirbach, Fideikommißbesitzer; v. Alvensleben, Oberforstmeister, Mirglieddes Hofjagd-Amtes; v. Klitzing, Rittergutsbesitzer; v. Beth-mann-Hollweg, Rittergutsbesitzer. Ferner als Rechtsgelehrtedie Professoren Dr. Hinschius und Dr. Dcrnburg.Es wäre, wie die„Freis. Ztg." treffend hierzu bemerkt,als in ihren Kräften stand und ihm vor allen Dingen ihreLieblings-Blumentöpfe vor die Fenster gestellt. So stattlichhatte Hannes noch nie gewohnt, weder in seinem Pensionatin Brixen, wo er in einer kleinen, unheizbaren Dachkammerhatte schlafen müssen, noch ins Innsbruck. Aber er legtewenig Werth auf seine äußere Umgebung und sein körper-liches Behagen, und so setzte er sich auch jetzt, ohne seinenassen Kleider zu wechseln, an den Tisch, den seine Her-barien bedeckten, und lehnte das Gesicht in die beiden auf-gestützten Hände. Umsonst hatte er Kirchenväter undCasuisten, Moralphilosophie, Dogmatik, Kirchengcschichte,Hermeneutik auf sein Herz gehäuft. Mit einem Schlagehatte es den ganzen Tumulus auseinandergeworfen. Aberes war zu spät. Seine Gelübde banden ihn, Gelübde,welche von dem Priester fordern, daß er mehr als ein Menschein soll.„Mehr!" rief es bitter in seiner Brust. WelcheAnmaßung, es sein zu wollen, welche Selbsttäuschung, esein zu können! Ist es nicht ein Hohn auf die Gottheit,durch ein Gelübde gewaltsam auseinanderreißen zu wollen,waS sie als ein einig Wesen schuf? Verbietet sie derBlume, der sie den Wohlgeruch gab, zu duften? Gab ihmdie Gottheit das Herz, so konnte sie nicht von ihm fordern,daß er es tödte. Das war nicht der Gott des Evangeliumsder Liebe, der solches von ihm heischte; das war der düsteresehova, der Gott der Wüste, vor deffen Feuerathem nichtsebendes zu bestehen vermag. Aber selbst er schickteAbraham einen Widder, als der fromme Zelot das Opfer-messer auf sein Liebstes zückte. Nein, der Gott, zu dessenDiensten er geweilst war, konnte ein solches Opfer von ihmnicht verlangen. Wer verlangte es?Ein Abgrund von Gedanken that sich vor ihm auf.Ihn schwindelte. Alles schwankte. Fast taumelnd erhob er'ich und riß ein Fenster aus.„Es ist das Fieber," murmelteer und athmete die kühle, einströmende Luft mit tiefenügen. Plötzlich schrak er zusammen. Eine männlicheiestalt kam durch den däminernden Abend aus den Hofzugeschritten und er erkannte seinen Bruder. Weshalb hätteer mit seinem Schöpfer gehadert, gegen sein Gelübde getobtund die Berechtigung seiner Kirche angezweifelt? Es halfihm ja nichts, wenn er auch seine Ketten brach: Stasiinteressant, eine Statistik aufzunehmen darüber, wie vieleHirsche und Wildschweine die Mitglieder dieser Kommissionzusammen ungefähr vertreten in ihren ausgedehnten Jagd-bezirken. Gleichzeitig wäre es auch von Interesse, festzu-stellen, inwieweit das Hochwild dieser Herren eingehegt istoder seine Aesung auf den Baucrnäckern der Nachbarschaftfindet. Nach Fug und Stecht ist Gras Brühl zum Vorsitzen-den dieser Jagdkommission gewählt worden. Es ist diesderselbe Herr, welcher einst seinen Abscheu aussprach vorden„Krämern, Juden und Postschreibcrn", welche denStandesherren in der Ausübung der Jagd Konkurrenz zumachen trachten.—Die Allgemeine Reichs- Korrespondenz macht Mitthei-langen über Schiesiübungen mit der Maxime-1Nordenfelt'schen selbstthätigen Kanone,!die in Gegenwart des Kaisers vorgenommen wurden. ZurBedienung derselben ist nur ein Mann nöthig, welcher ineiner Minute«vtt Schüsse abfeuern kann.Ja, wir haben es ungeheuer weit gebracht! �Freilich nur inder Menscheiwernichtung.—Die„billige" Maurer- und Steinmetzenarbeitkommt zum großen Theil aus der Marburgcre g e n d, im ehemaligen Kurhessen. Es sind dort vieleSandsteinbrüche— Iber Lahrstandstein ist von vorzüglicherGüte—, und die zahlreichen Arbeiter haben sich bis jetztnoch nicht selbständig organisirt. Die dortige Gegend ist,wie man uns mittheilr, sowohl von der Sozialdemokratie alsvon den Fachvereinen bisher arg vernachlässigt worden, unddie, meist von den Dörfern stammende Arbeiterbevölkerunghat sich von den Antisemiten kapern lassen, deren vor-nehmster Hetz-Häuptling— Alimenten-Böckel— bekanntlichin Marburg wohnt.Die„Kölnische Zeitung" läßt sich von einem will-fährigen Herrn einen Bericht über die Lage der Weberim Glatzcr Gebirge schreiben, in welchem der Nothstandgeleugnet wird, der Nothstand, der von der Regierung, denBeamten und Zeitungen öffentlich zugestanden wurde. Nachder„Köln. Ztg." haben eben nur die Großgrundbesitzer unddie Kartelle über die wirthschaftliche Nothlage zu klagen,während die Arbeiter in den Bergwerken und Fabriken, inden Hausindustrien und auf den Rittergütern in beneidens-werther Lage sich befinden. Pfui!Der 18. März wurde in vielen Orten Deutschlandsund auch von den deutschen Arbeitern im Auslande, so inParis, London, Brüssel gefeiert, meist nahmen auch dieausländischen Genoffen an der Feier dieses vornehmstenGedenktages unserer Partei theil. Der Raum unseresBlattes gestattet es leider nicht, die zahlreichen an uns ge-langten Berichte über die am 18. März stattgefundenenVersammlungen zu veröffentlichen.—Es verlautet, daß die Einberufung des österreichische«Reichsrathes auf den 11. April festgesetzt ist. Hinsichtlichder künftigen Majoritätsbildung wird in unterrichtetenKreisen versichert, dieselbe werde nur mit Hilfe der vereinig-ten Linken stattfinden, da Graf Hohenwart, der Führer derKonservativen, ohne die Jungczechen eine Mawrität zubilden außer Stands fei, Graf Taaffs aber jmit den Jungczechen weder regieren könne noch wolle.—rWir haben schon gemeldet, daß die österreichischen.speziell die nordböhmischen Fabrikanten beschloffen haben,sich der Kundgebung der österreichischen Arbeiteram 1. Mai zu widersetzen. Auch die Regierung scheintdieselbe Absicht zu haben, denn ein offiziöses Blatt derösterreichischen Regierung, das„Prager Abendblatt", warntdie Arbeiter nachdrücklichst vor der Agitation für die Feieram 1. Mai und hebt hervor, für die sozialpolitischen Ziele,welche durch diese Feier verfolgt würden, werde durch dieMaifeier ohne die Zustimmung des Arbeitgebers nichts er-reicht, da für die Faktoren, von welchen die Erfüllung derForderungen abhänge, nur StaatSrücksichten und nichtwohungen maßgebend seien.Man scheint im Gegensatze zum vorigen Jahre, woman die Arbeiter gewähren ließ, in diesem Jahre den Kampsmit allen Mitteln, welche Ausbeutern und einer vorurtheils-losen Polizei zur Verfügung stehen, aufnehmen zu wollen.Die schlechte Geschäftslage läßt das Vorgehen der öfter-war und blieb für ihn verloren; denn sie liebte seinenBruder. Und mit dieser Qual im Busen sollte er fort-leben? Aechzend warf er sich wieder vor seinem Tische aufden Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Ver-zweiflung wühlte ihm durch Herz und Hirn.Dunkelheit umgab ihn, Fieberfrost durchschüttelte ihn.Erschöpft suchte er endlich sein Bett auf, aber der Schlafloh ihn, und er hörte durch die Stille der Nacht die Wand-uhr in der Stube des Vaters die halben und ganzenStunden schlagen. Das Blut rollte ihm heiß und schwerdurch die Adern und sein Denken verwirrte sich zuphantastischen Bildern, über die er keine Gewalt hatte.Immer aver durchriß sie wieder das stechende Bewußtseineiner unerwiderten Liebe. Dann brütete er darüber, wieer so lange neben Stasi hatte hinlcben können, ohne seinHerz zu entdecken, bis neue Phantasien ihn gefangenwhmen. Wie anders wäre es gekommen, wenn er frühereiner Liebe sich bewußt worden wäre! Dann trüge er nichtdie Tonsur; dann würde die Liebe den Muth ihm verliehenhaben, sich seinen eigenen Weg durch das Leben zu bahnen,und er zweifelte nicht, daß es ihm gelungen wäre, dannauch Stasi's- Herz zu gewinnen. Das Wenn ist die Regen-bogeubrücke, auf welcher der Unglückliche von der Erdein den Himmel steigen zu können vermeint. Hannesvergegenwärtigte sich die traulichen Stunden, die ermit Stasi verbracht hatte. War sie doch immer so liebu ihm geivcsen und er sah ihre sauften braunen Augen-terne mit Lächeln und Staunen auf sich gerichtet, währender ihr den Organismus einer Pflanze zeigte und dozirte.Plötzlich fand er sich in die Oede des Hochgebirges versetzt.Er hatte sich verirrt und suchte vergebens einen Ausweg.Welche Richtung er auch in dem Labyrinth der grauenFelsenblöcke einschlug, überall gelangte er an jähe Ab-Ilürze. Ter Angstschweiß brach ihm aus. Da erscholleine Stimme:„Pflücke von den Alpenrosen dort; siewerden Dir den Weg zeigen!" Er sah nicht weit von sichein Gebüsch voller Blüthen, das er zuvor nicht bemerkthatte und that, wie ihm geheißen. Mit dem blühendenZweige in der Hand, begann er seine Wanderungvon Neuem, und jetzt entdeckte er einen Abstieg, der»u