Gcwerhfcbaftlichca. Generalstreik der bntifcboi Bergarbeiter. Die Konferenz der britischen Bergarbeiterverbände, die am 14. und 15. d. Mts. in London tagte, beschloß mit einer Mehrheit von 128 000 Stimmen, die Urabstimmung über den Beginn des Generalstreiks bis zum 20. Dezember zu vertagen. Inzwischen sollen die Unternehmer zu einer nationalen Konferenz mit der Vertretung der Bergarbciterföderation eingeladen werden, um die Lohnsrage zu besprechen. Auf der Konferenz wurde berichtet, daß die Bergwerks- besitzer in Mittel-England prinzipiell den Minimallohn be- willigten, dagegen haben die Bergwerksbesitzer in Nord- England und Schottland ziemlich unbedingt die Minimal- lohnforderung abgelehnt, während die Bergwerksbesitzcr in Süd-Wales die Forderung unbedingt abgelehnt haben.' Die Stimmung in der Konferenz war eine sehr erregte; ins- besondere waren die walisischen Bergarbeiter über die Haltung der Bergwerksbesitzer außerordentlich erbittert. Die Stimmung für einen Generalstreik ist unter den britischen Bergleuten s e h r stark verbreitet._ Berlin und Qmgcgend. Dreherstreit bei der A. E.-G. Aus Anlaß des Formerstreiks haben die Dreher in dem Werk Huttenstraße der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft am Donnerstag- vormittag die Arbeit niedergelegt. Es streiken rund 400 Dreher, wodurch 300 Drehbänke außer Betrieb gesetzt sind. Kündigung des Tarifvertrages im Herren« Mastschneidcrgewerbe. Einer Mitgliederversammlung der Filiale Berlin I des Schneiderverbandes, die am Mittwoch den großen Saal des Ge- Werkschaftshauses fällte, lag ein Antrag der Ortsverwaltung, sowie der Kommission und der Vertrauensleute der Herren-Matzbranche vor, dieser Branche für das kommende Frühjahr die Genehmigung zu einer Lohnbewegung zu erteilen, so daß der Tarif am 1. De- zember gekündigt wird und gemäß der festgesetzten Kündigungsfrist am 1. März 1912 abgelaufen ist. Der geltende Tarif besteht seit dem Jahre 1907. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Lage derart geändert, daß ein starkes Mißverhältnis zwischen den Löhnen und den Kosten der Lebenshaltung eingetreten ist. Bei den einzureichen- den Forderungen handelt es sich vor allem um eine Lohnerhöhung, die auf die einzelnen Stücke bis zu 10 Proz. ausmacht, um freie Lieferung der Furnituren und um Verkürzung der Arbeitszeit auf neun Stunden. Die verschiedenen Positionen des Entwurfs sind so bemessen, daß mit irgendwelchem Recht von unannehmbaren oder unmäßigen Forderungen nicht die Rede sein kann.— An die Ausführungen des Filialvorsitzenden Kunze über diesen Punkt schloß sich eine rege Diskussion, in der es sich zeigte, daß man in den Kreisen der Herrenmaßschneider hier und da die Forderungen als zu niedrig angesetzt erachtet. Uebrigens wird über die Einreichung des Tarisentwurfs endgültig in einer demnächst stattfindenden Hcrrenmaßschneiderversammlung beschlossen werden. Die Mit- gliedcrversammlung gab schließlich einstimmig ihre Genehmigung zu der geplanten Lohnbewegung, bei der der von der Kommission ausgearbeitete Entwurf als Grundlage gelten soll. Rechtsanwalt Dr. Heinemann hielt in der Versammlung einen lehrreichen und anregenden Vortrag über den neuen Straf- gesetzentwurf und die bevorstehenden Reichstagswahlen Achtung, Töpfpr! Die am Mittwoch, den 15. November, abge- haltene Bauvertrauensmänner-Versammlung beschloß auf Grund des OrtSstatuts, daß jeder Berliner Verbandskollcge 4 Marken im Werte von 25 Pf. für die ausgesperrten Tabakarbeiter zu ent- nehmen hat. Die Marken sind von der nächsten Woche ab in den Zahlstellen zu haben. Jedoch sind die Bauvertrauensmänner ver- pflichtet, schon in dieser Woche mit der Sammlung zu beginnen und hat jeder in Arbeit stehende Kollege für diese Woche mindestens eine Marke zu nehmen. Die VerMhidsleitung. Achtung, Klavierarbeiter! In der Pianofabrik von B e ch st e i n befinden sich seit dem 8. November 60 Klügelzusammensetzer und 8 Flügelstimmer im A u S st a n d e. Den Anlaß hierzu gab die Entlassung der Flügelstimmer, welche die.Dreistigkeit' besaßen, bei den horrenden Wochenlöhnen von 30 bis 33 M.. wie fie im Lech- steinscken Betriebe für Stimmer üblich sind, Lohnforderungen zu stellen. Nock einer kurzen Abfertigung durch den Fabrikdirektor erhielten sie als Antwort dte Entlassung. Daraus reichten auch die Flügelzusammensetzer Forderungen ein. Diese glaubten sich zu einem solchen Vorgehen um so mehr berechtigt, da seit 28 Jahren eine Erhöhung der Akkordpreise nicht stattgefunden hat. obwohl im Laufe der Zeit verschiedentlich Mehrarbeiten zu den Akkorden hinzu- gekommen sind. Da die Bewilligung dieser Forderungen abgelehnt wurde, find sie zur Arbeitsniederlegung geschruten. Wenn der Streik der Fliigelzusammensetzer noch länger andauert, werden sehr wahrscheinlich auch noch andere Gruppen des Bechsteinschen Betriebes in den Ausstand treten. Obwohl die Firma Bechstein als die größte und angesehenste in der deutschen Musikinstrumenten- industcie gilt, ist sie bezüglich der Lohn- und Arbeitsverhältnisse eine der rückständigsten Firmen. Nun ist ja in den letzten Jahren bei verschiedenen Millionenfirmen der Holzindustrie, die über nicht minder große Kapitalien verfügten wie die Firma Bechstein , die Macht des Kapitals an der Solidarität der Arbeiter gescheitert. Auch die Firma Bechstein wird einsehen lernen, daß man in der heutigen Zeit die Arbeiter nicht mehr wie willenlose Sklaven behandeln darf. Um den Bechsteinschen Arbeitern in ihrem berechtigten Vorgehen (gl einem Siege zu verhelfen, ersuchen wir in allen Orten streng auf ede Fernhaltung des Zuzuges zu achtenl Die Branchenleitung der Klavierarbeiter. Arveiterfreltndlich« Blätter werden um Ab« druck gebeten. Achtung, Gastwirtsgehilfen'. Zwischen dem neuen Inhaber der .Warschauer Vierhallen', Warschauer Straße 73, Herrn Kol- latsch n y, und dem Verband deutscher Gastwirtsgehilfen ist es zum Abschluß eines befriedigenden Vertragsverhältnisses ge- kommen.— Die seinerzeit über dieses Lokal verhängte Sperre ist hiermit aufgehoben. Verband deutscher GastwirtSgehilfen. Konflikt im Papenhofer-AuSschaak, Friedrichstraße. Die Diffe- renzen sind durch Verhandlungen mit der Organisation, dem Ver- bände deutscher GastwirtSgehilfen, beigelegt. Die entlassenen 17 Kellner sind sämtlich unter den vor einiger Zeit getroffenen Ver- ainbarungen wieder eingestellt. Verband deutscher GastwirtSgehilfen, OrtSverwalwng Berlin L Deutfcbea Reick). Sin Vorspiel zu den ReichstagSwahlen. Laut Bekanntmachung des Oberbergamts zu Dortmund find die Berg-GewerbegerichtSwahlen für das gesamte Ruhr« kohlenrevier auf den S. Dezember angesetzt. Gleichzeitig ist eine neue Wahlordnung herausgegeben, wonach die Abgrenzung der Wahl- bezirke nicht mehr nach politischen Gemeinden, sondern nach Schacht» anlagen zu erfolgen hat. Bei dem früheren Zustande konnte als Beisitzer auch solch Arbeiter fungieren, der nicht bei derselben Zeche arbeitete, also nicht unter der Fuchtel und Botmäßigkeit derselben stand. Jetzt können nur noch solche Arbeiter gewählt werden, die bei der Schachtanlage arbeiten. Die Aenderuug hat de? weiteren zur Folge, daß sämtliche Beisitzer ausscheiden, deren Wahlzeit am LI. Dezember noch nicht abgelaufen ist. Die Wahl hat insofern Lerantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.; eine besondere Bedeutung, als sie im Revier das eigentliche Vorspiel zu den Reichstagswahlen ist._ HusUnd. Die Erb- und Betonarbeiter in Kopenhagen haben am Diens- tag die Arbeit eingestellt. Der Streik umfaßt rund 3000 Mann. Der alte Tarifvertrag, gekündigt von den Unternehmern, war eigentlich schon am 1. April dieses Jahres abgelaufen. Seitdem ist immer von neuem verhandelt worden, aber die Unternehmer be- standen hartnäckig auf eine Verschlechterung der Lohn- und Arbeits- Verhältnisse, daß den Aroeitern kein anderer Ausweg als die Ar- beitsniederlcgung übrig blieb._ Die katholischen Organisationen in Italien « Rom , den 12. November 1911. sEig. Ber.) Auf Grund einer vor drei Jahren begonnenen Enquete veröffent- licht das italienische Reichsarbensamt soeben einen dicken Band über die Enuvickelung und den Bestand der katholischen Organisalionen in Italien . Der geschichtlicheUeberblick reicht bis zum Jahre 1874 zurück, in dem die ersten kaiholiichen Kongresse stattfanden, die sicki mit der Arbeiterfrage beichänigien. Im Jahre 1891, auf dem Kongreß von V i c e n z a, konnte die katholische Bewegung bereits mir 284 Arbeitervereinen rechnen, die rund 73000 Mil- glieder zähllen. Im Jahre 1891 bestimmte die blno�clios. rerrnn novarum, daß die Kcnholiken Arbeiter und Unternehmer in derselben Organisation vereinigen sollten, aber in der Praxis bewährte sich diese Form nicht, so daß schon die nachfolgenden Kongresse sie ernstlich diskutierten, bis sie in Toronto 1901 und in Bologna 1903 definitiv aufgegeben wurde. Inzwischen halte die Organisation besonders auf dem Gebiet des Genossenichaflswesens und der landwirtschaftlichen Hilfsiassen Forlschritte gemacht. Im Jahre 1907 bestanden nicht weniger als 1303 von Katholiken gc- leitete landwirtschaftliche Hilfskassen. Die eigentliche Gewerkschafrs- bewegung, die ihre Organisationen.Verbände zur Hebung der Arbeiter' nannte il,sxüs di miglioramento), im Gegensatz zu den freien Gewerkschaften, die auch Widerstandsverbände<i,sgüs di rssislso�a) heißen, setzt erst im Jahre 1900 ein-und erfuhr bis zum Jahre 1903 einen bedeutenden Aufschwung, genau wie die freie Gewerkschattsbewegung in derselben Periode. Es folgte dann eine Zeit des Stillstandes, an der auch die Schwierig- keilen Schuld trugen, die der Vatikan der Bewegung entgegen- stellte. Mit dem Jahre 1907 setzt eine strengere Zentralisierung ein, und eS wurde ein Zentralverband der Hilsskassen, ein anderer der landwirtschastlichen Unterftützungskassen, eine Zentrale der landwirt- schaftlichen Kooperativen und ein Sekretariat der Arbeiterberufs- verbände gegründet. Innerhalb der Gewerkschaftsbewegung selbst»st die Zusaimiienfassling nach Berufszweigen und die Gründung von Zentcnlverbäiiden für die einzelnen Industrien erst vor etwa einem Jahre in Angriff genommen worden. Die Enquete selbst gibt den Stand der katholischen G e w e r k» schaftsbewegung zu Ende des Jabres 1910 wieder. ES be- standen damals 374 katholische Gewerkschaften mit 104 614 Mit- gliedern, von denen 67 466 industrielle und 37 148 landwirlschaft- liche Arbeiter waren. Von allen Industrien stellt die Textil- Industrie mit 33 402 Mitgliedern das größte Rontingent. Bis jetzt existieren Zentralverbände nur im Textilgewerbe und unter den katholischen Eisenbahnern. Diese letzten zählen aber nur 6047 Mil- lieber, also etwa ein Zehntel der Zahl, die die freie Eisenbahner- gewerlschast aufweist. Am stärksten ist die katholische GewerlschafiS« bewegung in der Lombardei und in Venetien , gering in Sizilien , in Piemont, in der Emilia und den Marken, während sie in den anderen Landschaften ganz fehlt. Interessant ist. daß in Rom und im Latium leine katholische» Gewerkschaften bestehen. Die starke Beteiligung Venetiens erklärt sich aus dem starken Klerikalismus dieser Landschaft, während die hohe Organisienenzahl der Lombardei in der großen Verbreitung der Textilindustrie eine teilweise Erklärung findet. Was den konfessionellen Charakter dieser katholischen Gewerkschaften betrifft, so ist er ziemlich bescheiden und nicht allzu intolerant. Von der Verpflichtung zur Osterbeichte ist gar nicht die Rede, höchstens findet sich mal hier und da eine Gewerkschaft, die gewohnheitsmäßiges Fluchen und Trinken als AusschließungS- grund ansieht. Im ganzen begnügen sich diese Organisationen damit, in ihrem Statut fcstzlisetzen, daß ihre Aktion im Einklang mit dem katholischen Glauben zu stehen habe. Was das Finanzwesen betrifft, so waren nur für weniger als ein Drittel, für 107 Gewerkschaften. Angaben erhältlich. Diese besaßen insgesamt ein Patrimonium von rund 80 000 Lire, eine JahreSeinnahme von 83 670 und eine Ausgabe von 62 543 Lire. Die Beiträge find gering, von 20 Centesiml bis 8 Lire jährlich. Die größte Zahl der Mitglieder leisten Jahresbeiträge zwischen 0,50 und 2 Lire. Was die Ausgaben betrifft,� so gehen 36 Prozent für die Verwaltung drauf, 24 Prozent für Streiks und Agitationen, 14 Pro- zent für die Propaganda, 9 für Bildungszwecke, 8 für Arbeitslosen- Unterstützung und 6 Prozent für den Arbeitsnachweis. Ein Ueberblick über die Streikbewegung zeigt, daß im ganzen in 115 Fällen katholische Gewerkschaften beteiligt waren. Die Bewegungen, die 43 000 Arbeiter betrafen, endeten m der Mehrzahl zugunsten der Streikenden. Was das katholische VenossensSaftSwesen betrifft, so befanden sich zu Ende des vorigen JahreS 57 Arbeitsgenossen- schaften, 64 Kollcktivpachlungen, 250 Konsumvereine und 487 land- wirtschaftliche Genossenschaften, insgesamt 573 Kooperativen mit 50 937 Mitgliedern. Die Zahl der katholischen Hilfsvereine betrug 799. Bekannt ist die Mitgliederzahl nur für 665 und betrug 88 500. Diese Vereine sind hauptsächlich Krankenversicherungskassen auf Gegen- seitigkeit. Nicht weniger als 99 Proz. zahlen Krankengelder, 16 Proz. haben eigene Aerzte, 33 Proz. geben Invaliden«, 13 Proz. Altersunterstützungen. An landwirtschaftlichen Hilfskassen bestanden 942 mit 94 188 Mitgliedern. Der Kassenbestand wurde für 700 Kassen erhoben und ergab 39 Millionen Depots und 31 Millionen Darlehen bei einem genossenschaftlichen Kapital von 274 Millionen. Alle diese Institutionen, auch die der Genossenschaftsbanken, haben eine Zentrale, deren Sitz Bergamo ist. Im ganzen berichtet die Veröffentlichung über 3013 klerikale Organisationen mit insgesamt 346 863 Mitgliedern, unter diesen waren 102 293 industrielle Arbeiter und 115 603 landwirtschaftliche Arbeiter. Die übrigen gehörten dem Kleinbürgertum an. Die Statistik zeigt also, daß die Klerikalen auch in Italien noch über ganz beachtenswerte Kräfte gebieten. In der Industrie finden sie ihr OrganisationSmaterial vor allem unter den Frauen und Minder- jährigen. Ihren Einfluß auf die landwirtschaftliche Bevölkerung be- haupten sie besonders durch�das Gcnosienichafts- und Hilsskassen« wesen, in dem sie vor den Sozialisien den großen Borteil haben, über bedeutende Kavitalien zu verfügen. Uebrigens ist es unverkenn- bar, daß die katholische Arbeiterbewegung in Italien in letzter Zeil einen nicht unweseittlichen Ausschwung erfahren hat. Hub Induftm und Handel. Börsenkrach in belgischen Kolonialpapieren. � Die geheimnisvollen Andeutungen des französischen Minister- Präsidenten, wonach zwischen Frankreich und Deutschland noch weitere Geschäste in Afrika abzuwickeln wären, sind zuerst auf eine in Aussicht stehende Aufteilung des jetzt zu Belgien gehörenden Kongo st aats gedeutet worden, während jetzt eher eine Erwer- bung und Verteilung der portugiesischen Besitzungen als wahrscheinlich gilt. Immerhin haben die ersten Vermutungen, die ein Aufhören der jetzigen Vorzugsstellung der belgischen Gesell- schaften im Kongobcckcn erwarten ließen, zu einem kolossalen Klach in den„Werten' dieser Monopol- und Spekulationsunternehmun- gen geführt. Der..Peuple ' stellt di, Kurse dieser Papiere vom Th. Glocke. Berlin . Druck». Verla, tVorlvnrisBnch'dr.il Lerwgßmfftait 7. November der Fahre 1910 und 1911 zusammen. Dabei«geben sich Rückgänge von 50 bis zu 2100 von dem Kurse des Vorjahre?, knapp 10 bis beinahe 70 Proz. dieses Kurses. Auf die insgesamt rund 1 360 000 Stücke der verschiedenen an der Börse gehandelten Papiere berechnet, beträgt der Minderwort nicht weniger als 367 369 000 Frank. Der„Peuple " nimmt sogar eine Wertminde- rung um rund 400Millionen Frank an I Da die in reellen Produktions- und Verkehrsmitteln, Materialien, Landeserzcug- nissen usw. verkörperten Werte auch durch eine Aenderung der Oberherrschaft so gut wie gar nicht betroffen werden, zeigt dieser Kurssturz recht deutlich, wie der„Wert" dieser Kolonialpapiere — wie übrigens auch des größten Teils der übrigen, wenn auch nickt in gleichem Maße— nur zum kleinsten Teil in wirklich vor- haudenen. wenigstens möglicherweise produktiven Unterlagen menschlickier Tätigkeit verkörpert ist, zum weitaus größten Teil aber nichts anderes ist als die v o r w e g g e n o m m e n e K a p i t a- l i s i e r u n g der aus unbezahlten Leistungen der Ein- geborenen oder übertölpelter Kolonisten fließender Gewinne. Darin besteht eben die„wunderbare Empfindlichkeit" der Börse für alle Schwankungen des politischen Barometers, daß es viel weniger Gegenstände von reellem Nutzwert als kapitalisierte Er- Wartungen auf-reichlich fliehenden unverdienten Gewinn sind, die in den Kursen der an der Börse gehandelten Papiere zum Ausdruck kommen. Gewinne der amerikanischen Bahnen. Die Gesamtlänge der ver« sckiedencn Eiicnbabnen der Vereimglen Staaten betrug am 30. Juni 1911 225 067 amerikanische Meilen(a 1609 Meter). Die durchschnitt- licken Bruttoeinnabnien per Tag und per Meile beliefen sich auf 32.87 Dollar, während sich die durchschnittlichen Ausgaben auf 22.53 Dollar per Meile und per Tag belieken, so daß eine Netto- einnähme von 10,29 Dollar per Meile und per Tag sich ergibt. Nack Abzug von Steuern»sw. blieb den EUenbabnkönigen die Summe von 742 Millionen Dollar. Tieie Summe ist so gering, daß die Harriman und Genossen alle Ursache haben, durch Nieder« Haltung der Löhne die Eisenbahner in den Streik zu treibe» l HctzU ffocbrlcbtcn. Die Teuerungsdcbatte in Oesterreich . Wien , 16. November. (W. T. B.) Zu Beginn der heutigen Sitzung des TeuerungSauSschusseS erklärte Ministerprä- sident Graf Stürgkh, es wäre eine durchaus irrtümliche Auffassung, wenn man seine in der Teuerungsdebatte ab- gegebene Erklärung, in der er dem Haufe die Annahm« von An- trägen, die mit der Rechtsauffaffung der Regierung nicht überein- stimmen, nicht empfohlen habe, als Eingriff in die Präro» gative des Hauses oder gar als Mißachtung betrach« ten würde. Die Regierung habe aus echt konstitutiv» nellem Empfinden(?) heraus offen und loyal(?) dem Hause gegenüber ihren Standpunkt dargelegt. Der Ausschuß beschloß mit großer Mehrheit, über die in der letzten Sitzung gestellten Protestanträge gegen dir Rede de? Ministerpräsidenten zur Tagesordnung überzugehe». Die BerfassungSänderung abgelehnt. Haag, 18. November. (W. T. B.) Die Kammer hat den Antrag der Sozialisten und den der u n i o n i st i f ch e n und der demokratischen Liberalen, welche die Dringlichkeit für eine Verfassungsänderung zugunsten des allgemeinen Stimmrechts fordern, abgelehnt. Die Revolution in China . Peking . 16. November.(Meldung des Reuterschen Bureaus.) Nach Konsularberichtcn sind 36 660 Mann in Hangtschau stehender Truppen zu den Revolutionären übergegangen, haben die Truppen in Nanking und Tschinkiang geschlagen und befinden sich jetzt auf dem Marsche nach Nanking , wo eine große Schlacht er«. wartet wird. Ein kaiserliche» Edikt gibt bekannt, daß sich da» neue Kabinett AuanschikaiS gebildet hat und veröffentlicht die Namen der Präsidenten und Vizepräsidenten jedes Portefeuille». Da» Kabinett enthält auch einige M a n d s ch u s, aber keine Adligen. Auf die Einladung LiyuanhengS sind die Vertreter aller leicht erreichbaren Provinzen am 13. und 14. November in Schanghai zusammengetreten und haben über die Lage be- raten. Im Anschluß daran hat Liyuanheng die Konsuln in Hankau davon in Kenntnis gesetzt, daß die republikanischen Staaten ver« treter zu einer Zentralregierung gewählt hätten, die in Wutschang eingerichtet werde, und die Konsuln dringend ersucht, die ver- einigten Staaten anzuerkennen. Rosevelt als Beschützer des Stahltrusts. Sie» Dort, 16. November. In Leitartikeln de».Outlock' greift Roosevelt die Politik der gegenwärtigen Regierung scharf au, die das Truftwesen durch Auflösung oder gerichtliche Verfolgungen in Ordnung bringen wolle. Roosevelt erklärt dos für einen klein« l i ch e n, aber schädlichen Versuch, die Industrien in den ver» verblichen Wettstreit des achtzehnten Jahrhunderts zurückzuwerfen. Für die großen Korporationen, die den Gesetzen gehorchen, inSbeson- dere für den Stahltrust, ist der Artikel im ganzen eher günstig. Seine Frau und Mutter erstochen. Immenstadt , 16. November. (W. T. B.) Im nahen Mar« t i n s z« l l erstach der Oekonom F o r st e r seine Frau und Mutter. Nach der Tat zündete der Täter, der in der Trunkenheit gehandelt haben will, sein HauS an._ Ein blutiges Familiendrama. Wien , 16. November. (B. H. ) Im Hause deS Sektionschefs Baron Holzknecht hat sich heute nachmittag ein entsetzliches Familiendrama ereignet. Um die Tochter deS Sektionschefs hatte sich ein Beamter, ein gewisser Dr. von M a t k o w i ch. beworben, der jedoch mit seiner Werbung ab» g e w i e s en wurde. Heute nachmittag erschien Dr. v. Mat» kowich in der Wohnung des Barons Holzknecht und verübte einen Rkvolvcranschlag gegen die Tochter Marie des Scktions» chefs. Die beiden anderen Kinder desselben, der 17 jährige Georg und der etwas jüngere Robert, waren zufällig im Zimmer anwesend. Auch sie schoß der Rasende nieder. Fräu- lein Holzknccht und ihr Bruder Georg waren auf der Stelle tot, Robert starb nach kurzer Zeit. Die näheren Umstände der Tat sind noch nicht völlig aufgeklärt. Wie eS heißt, hat Mat« kowich Selbstmord begangen. Zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Jnsterburg, 18. November. Der Fleischergeselle Fvanz Müller in Königsberg i. Pr., der im Mai d.IS. an Familie Gschwendtner in Schirwindt aus Rache ein Paket mit Sprengkörpern gesandt hatte, bei dessen Oeffnung Frau Gschwendtner und deren Tockster schwer verletzt wurden, ist heute vom Schwurgericht in Jnsterburg zu sechs Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehr- Verlust verurteilt worden. Paul Singer ä Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. vntrrhaltungSbl.
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