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Str. 270. 28. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sito, 17. Nouember 1911.

Stadtverordneten- Verfammlung.

84, Sigung vom Donnerstag, den 16. November,

nachmittas 5 Uhr.

Vorsteher Michelet eröffnet die Sigung nach 5% Uhr mit einem ehrenden Nachruf für den verstorbenen Geh. Medizinalrat Professor Dr. Bernhard Fränkel.

Zur Beschlußfassung steht zunächst die schon im Juni d. J. der Bersammlung zugegangene Anleihevorlage,

wonach für die 5 Jahre vom 1. April 1909 bis 1914 ein Stredit von 323 Millionen Mark verlangt wird. Die Vorlage ist am 22. Juni einem Ausschuß überwiesen worden, der vom 8. September bis zum 8. November 5 Sibungen abgehalten und, wie wir bereits berichtet,

hat.

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den Anleihebetrag um 35 Millionen auf 288 Millionen ermäßigt Die Anleihe foll mit Proz. oder mehr verzinst, mit 2 Prog. getilgt werden; die auszugebenden Schuldverschreibungen sollen auf 5000, 2000, 1000, 500, 200, 100 M. Iauten. Für den Ankauf eines Geländes für den Engros- Obst- und Gemüsemarkt sind im Kapitel Markthallenverwaltung" Mil­

lionen Mark ausgeworfen.

رو

Freitag,

tigen Sozialdemokraten legen hier eine unbegreifliche Breite von 19 Meter nicht. Der Verkehr von Heinersdorf , Kurzsichtigkeit an den Tag. Französisch- Buchholz , Pankow und Neu- Weißenfee hat sich immer stärker entwickelt und ergießt sich hauptsächlich durch die Prenzlauer Straße.

Der Posten von 7% Millionen wird aus der Anleihe gestrichen, im übrigen alles nach den Ausschußanträgen bewil ligt und der Gesamtbetrag der Anleihe auf 281 Millionen

festgefekt.

Die 1ozialdemokratische Fraktion beantragt:

" Den Magistrat zu ersuchen, für die Förderung und schnelle Abwickelung des Wahlgeschäfts bei den bevorstehenden Reichstags= wahlen eine

würde

,, amtliche Wahlkarte"

Stadtv. Galland hält die Verbreiterung von 12 auf 19 Meter für völlig ausreichend.

Stadtv. Werner( N. L.) tritt im Gegensatz zu Mar Schulz auch für 19 Meter ein.

Aus der Frauenbewegung.

Eine Groteske.

Stadtrat Dr. Frank: Wir haben Untergrundbahnen auch in biel engeren Straßen, z. B. in der Niederwallstraße. Mit der Heranziehung der Adjazenten auf Grund des§ 9 des Kommunal­an fämtliche eingeschriebene Reichstagswähler abgabengefeßes haben wir nur wenig verlodende Erfahrungen ge­der sechs Berliner Reichstagswahlkreise zur macht.( Bustimmung.) Ausgabe zu bringen, wie sie bei den preußischen Land- Stadtv. Gremer( A. 2.) spricht sich heute für 19 Meter, Stadtv. tagswahlen und bei den Stadtverordnetenwahlen Kyllmann( Fr. Fr.) dagegen für den Antrag Thieme aus. bisher verwendet worden sind." Nach wiederholter Auszählung wird vom Bureau verkündet, Stadtv. Pfannkuch( Soz.): Wir geben uns der angenehmen daß der Antrag Thieme abgelehnt, dagegen die Magistrats­Hoffnung hin, daß unser Antrag einstimmige Annahme vorlage angenommen ist. Die Mehrheit ist augenscheinlich eine findet. Der Antrag ist lediglich aus praktischen Gesichts- verschwindend geringe. punkten gestellt worden und entbehrt jeder politischen Unter­Schluß gegen 8 Uhr. fage. Will man eine solche gewaltsam konstruieren, dann könnte das nur in der Richtung geschehen, daß die Nukanwendung aus dem Antrag sich in der Richtung der Förderung der Wahlpflicht betvegt. Die bürgerlichen Parteien sind doch sonst immer der Meinung, die nicht an der Urne erschienenen Wähler seien Stadtv Jacobi( A. 2.): Wir beantragen, diese Position zu ihnen zuzuzählen, da die Sozialdemokratie auch den letzten Mann Das unvermeidliche Fräulein Lichnewsta, das die Marotte streichen. Wahrscheinlich ist wieder an das vor 2 Jahren schon von an die Wahlurne bringe. Unser Antrag soll nun gerade dazu kultiviert, sich, liberal" zu nennen, hat sich fürzlich wieder zweimal der Versammlung abgelehnte Projekt an der Paulstraße gedacht; Faulen wir haben aber schon damals beschlossen, daß die gesamten Engros bienen, die au len an die Urne zu ziehen. Wir sind also in Positur gefeßt. Erst erließ die Dame einen fulminanten Auf­nicht so ängstlich, geschlagen zu werden. Wir können momentan ruf im nationalliberal- alldeutschen Jargon für Militarismus, markthallen an der Kniprodestraße und zwar schleunigst errichtet bei der Einführung der Wahlpflicht Schaden erleiden, auf die Dauer Marinefererei, Kolonial- und Weltmachtspolitik. Es hat schon werden sollen. Stadtrat Wenzky: Wir haben gefunden, daß wir an der Knipkeit nicht durch Strafen angehalten, sondern dazu erzogen deutsche Säbelrasseleien begeistert. Der neueste Streich der Dame Stadtrat Wenzky: Wir haben gefunden, daß wir an der Snip nicht. Wir meinen, das Volk müsse zur politischen Mündig- einen starten Strich ins Eigenartige", wenn eine Frau fich für all­rodestraße mit Millionen feineswegs ausreichen werden; das versucht unser Antrag. twürden. Für den Bahnanschluß allein wären 20 Morgen erforder­Bichnewska wirkt aber direkt grotest- tomisch. Sie fordert alle- lich. Es schweben Berhandlungen, über die ich im Moment mich Schulpläne aufgenommen wird. Um diese Erziehung noch besser zu Reichstagswahlkampf alle Kräfte in den Dienst des Freisinns- Es ist ja noch in weiter Ferne, daß die Bürgerkunde in unsere liberalen Frauen von Groß- Berlin auf, in dem bevorstehenden natürlich nicht ausführlich verbreiten tann. Der Magistrat bittet betreiben, möchte ich darauf hinweisen, daß der Magistrat bei Be Sie, ihm freie Hand zu lassen und demgemäß der Einstellung zuzu- fanntgabe der Wahlergebnisse im Gemeindeblatt gut tun gegen Sozialdemokratie und der Demokratie zu stellen, damit der stimmen. 1. Berliner Reichstagswahlkreis der Volkspartei erhalten bleibe. Stadtv. Hinge( Soz.): Wie öfters die wichtigsten Dinge ver­auch die Wahlziffern anzugeben, Für jeden politisch denkenden Menschen ist der Berliner Frei­fchleppt werden können, das beweist die Geschichte der Erbauung unserer Großmarkthallen. Schon vor acht Jahren ist das Gelände was er diesmal unterlassen hat. finn die unzuverlässigste Partei in der Frage der Frauenforde­Bevor die Sozialdemokratie zur an der Kniprodestraße und Landsberger Allee für Markthallen- Beteiligung an den Kommunal- und Landtagswahlen überging, war rungen. Riberal sein, soll doch bedeuten, für Freiheit streben. Gibt und Schlachthofzwede angetauft worden. Schon 1900 hatten sich die die Wahlbeteiligung eine geradezu blamable, und in der es aber eine Partei, die den Grundsatz der Liberalität ganz all­Schlächter darüber beschwert, daß sie in der jebigen Halle teinen ersten Zeit haben auch wir unter den Parteigenossen Mühe gehabt, gemein und in bezug auf die Gleichberechtigung der Frauen gröb­Raum fänden, daß die Verlegung ihres Großmarties dringend not- das Vorurteil gegen die Beteiligung zu überwinden. Diese Beit licher verletzt hat, als der Berliner Freifinn? Die Volkspartei tvendig sei. Die Subfommission der Markthallendeputation erklärte liegt aber hinter uns, und von Wahl zu Wahl steigt die Beteiligungs- lehnte ab, die Forderung der politischen Gleichberechtigung der das Terrain an der Landsberger Allee für außerordentlich ziffer. Unser Antrag ist auch praktisch ausführbar, denn Frauen in ihr Programm aufzunehmen; sie wollte gnädigst ge= geeignet. Im Jahre 1901 forderte der Polizeipräsident seiner was wir verlangen, ist bei den kommunalen und Landtags- statten, daß Frauen zu kommunalen Ehrenämtern berufen werden. feits zur Verlegung der Zentralmarkthallen auf; er hat von Mai wahlen schon in lebung. Was da recht ist, muß bei den Der Berliner Freifinn ist noch reaktionärer als die Volkspartei; bis Januar auf Antwort warten müssen, aber die Antwort lautete Reichstagswahlen billig sein. Die Zusendung einer Wahl­dann sehr präzise dahin, daß die Deputation nicht nur den Fleisch aufforderung an den eingeschriebenen Wähler ist allerdings eine er ist auch ein Gegner der Frauen in der Kommune. Da kommt engrosmarkt, sondern auch den Obst- und Gemüsegroßmarkt nach Wahnung, die Wahlpflicht auszuüben. Zahlreiche Wähler nun das Fräulein Lich newska und fordert die der Oftgrenze des städtischen Weichbildes verlegen werde. Das ist sind aus allerlei Gründen nicht in der Lage, die Wahllisten nach- Frauen auf, für einen Herrn Kaempf, der auch der gloriosen nun bald 10 Jahre her. Es sind ja dann auch die Projekte in die zusehen; durch die Zusendung der Wahlfarten wird ihnen zur Ge- Reichsversicherungsordnung mit der Verhöhnung der Witwen, Wege geleitet worden. Schwierigkeiten machten die Eisen wißheit, daß sie in der Liste stehen. Mit solcher Einrichtung wird Waisen und Schwangeren zugestimmt hat, einzutreten. Und die bahnanlagen; 1904 wurden 4000 M. für die Bearbeitung des auch das Wahlgeschäft sehr erleichtert. Hilfe soll geleistet werden gegen die Sozialdemokratie, Projektes bewilligt. Zum Studium der Verhältnisse in anderen Mit diesen furzen Ausführungen glaube ich Sie überzeugt zu die Partei, die immer und überall für die Gleichberechtigung Großstädten entsandten wir eine Deputation nach Budapest , haben, daß wir uns von politischen Interessen völlig frei der Frauen eingetreten ist! Das nennt sich liberal". Unter dem Wien , Köln , Hamburg , Hannover usw. Es handelte sich wußten; der Antrag dient, wenn er. verwirklicht wird, allen Par- Fähnlein des Fräulein Lich new sta stehen nur ein paar Damen, bei den Projekten immer um das gesamte Gelände, das für teien gleichmäßig.( Buruf.) Die Organisation der Sozialdemo- die das Bedürfnis hegen, als Vereinsgrößen eine Rolle zu spielen, Markthallenzwede reserviert war, also einschließlich der 20 Morgen fratie ist eine gute und funktioniert namentlich hier in für den Eisenbahnanschluß, welche heute noch der Schlachthofver- Berlin sehr befriedigend; in unserem einseitigen Interesse und die ganze Partei besteht nur aus brillierenden Vorstands­waltung gehören, aber uns doch jeden Augenblick übereignet werden ist der Antrag also nicht gestellt, sondern er soll dazu helfen, die damen. Der Aufruf richtet sich in Wirklichkeit an die Damen der Lönnen. Wir haben im ganzen dort 155 000 Quadratmeter, wovon indolente Masse aufzurütteln. Ein Hindernis kann der Ausführung Konservativen und Nationalliberalen. Der Liberalismus ist nur 25 000 im Laufe der Zeit an die Eisenbahn abgetreten worden sind; nicht entgegenstehen, namentlich auch kein finanzielles. Wegen der 130 00 stehen uns also noch immer zur Verfügung. erforderlichen Geldbewilligung beantrage ich leberweisung an Wir müssen ein großes Terrain zur Verfügung haben, das er einen Ausschuß von zehn Mitgliedern. geben auch die Denkschriften des Direktors der Markthallenberical­fung. Das Bedürfnis der Eisenbahnanschlüsse hat leider nur zum geringsten Teil befriedigt werden können; der Zufuhr­wir haben jetzt über 1100 Großhändler hat sich eben ganz außerordentlich gehoben. Nun fommt man immer wieder auf das Paulstraßenprojekt zurück. Selbst wenn man dort mit einem Etagenbau rechnet, ist das Terrain zu klein; der Eisen­bahnanschluß soll uns nur mietweise gegeben werden, und auch dieser reicht nicht entfernt aus. 1909 haben wir das Paulstraßenprojekt endgültig r- rworfen. Die Bauverwaltung ist denn auch mit der Ausarbeitung eines

verkehr

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liberalen

ein Aushängeschild. Wenn Bethmann Sollweg und andere Handlanger aus dem Ministerium bei der Stadtverordnetenwahl Herrn Kaempf als Vertrauensmann erforen, weshalb sollen die Stadtrat Bohm: Der Magistrat hat sich mit dem Antrage Damen der Junter und Junkergenossen nicht auch für den Freifinn noch nicht beschäftigt. Bei den Reichstagswahlen ist seit un- mobilisiert werden? So ist's recht. Beffer als wie durch die Mache deutlicher Zeit der Termin so spät bekannt geworden, daß zwischen der liberalen" Damen konnte der Freifinn gar nicht charakterisiert der Auslegung der Listen und der Wahl teine Zeit für die Herstellung und Versendung der Wahlkarten geblieben wäre. Diesmal werden. Die Antwort wird und darf nicht ausbleiben, unsere Ges würde es ja gehen. Die Kosten würden 25-26 000 m. betragen. nofsinnen werden ihre Schuldigkeit tun! Persönlich glaubte ich, daß mit dem Antrage nicht viel gewonnen ( Wiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage.) würde; es ist bisher auch ohne diese Zusendung ganz gut gegangen. Bedenklich würde es auch sein, wenn die Zusendung einmal geschähe, ein andermal nicht. Dem Wunsche der Bekanntgabe der Wahl­statistik wird der Magistrat entsprechen.

Stadtv. Pfannkuch: Die Bedenken des Magistratsvertreters er­scheinen mir nicht durchschlagend. Ich glaube, ich kann dem Magistrat versprechen, daß wir in

Gesamtprojektes für bie Sniprodestraße beauftragt worden. Es wurden 6 Pavillons für Obst und Gemüse, 3 für Fleisch projektiert; mehr wird zunächst nicht gebraucht. An der Paulstraße sind bloß 170 Meter Straßenfront; wenn die Straße dem Verkehr zweckmäßig dienen soll, bleibt für die Markt­halle selbst herzlich wenig übrig. Für den Etagenbau eignet sich der Markthallenbetriebe besitzen; die können ja auch eine Offerte machen. verkehr nicht, denn die Fuhrwerke wollen schnell be- und entladen sein. Die Deputation hat sich entschieden gegen den Etagenbau ausgesprochen, während man sich mit dem Bau von Galerien abgefunden hat, obwohl das Publikum auch heute noch absolut nicht heraufzubekommen ist. Wenn wir etwas Großzügiges leisten wollen, für billige Nahrungsmittel sorgen wollen, fönnen wir das nur auf einem ausreichenden Terrain, wie dem an der Aniprodestraße, das auch gar nicht so schlecht gelegen ist, wie man es hinzustellen liebt. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als endlich zur Ausführung unseres Beschlusses von 1909 zu schreiten. Die fleinen Obst- und Gemüsehändler aus dem Often würden mit 150-200 Waggons täglich bis nach der Paulstraße fahren müſſen; ob sie das tun werden, ist sehr zweifelhaft.

unserer Druckerei die Karten rechtzeitig herstellen werden. ( Seiterfeit.) Außerdem haben wir ja bier Kollegen, die Druderei­

Stadtrat Bohm: Es handelt sich auch um das Ausschreiben, das Aufkleben der Marken und das Kollationieren, und das erfordert doch ein paar Tage.

Stadtv. Galland( A. 2.): Die Opportunitätsfrage tommt gar nicht in Betracht; aber es liegt ein Gemeindebeschluß vor, und nur Beträge für solche sollen in die Anleihe eingestellt werden. Die 74 Millionen sollen wir hier für etwas einstellen, was noch

in Wolfenfududsheim schwebt.

Stadtv. Pfannkuch: Alle diese Schwierigkeiten sind sehr leicht zu beheben, wenn man will; ich glaube, es wird gehen. Der Antrag geht an einen Ausschuß von 10 Mitgliedern. Für die gegenwärtig in Amt befindlichen

hat

Fachlehrerinnen an den Gemeindeschulen

Bersammlungen

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Beranstaltungen.

Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Am Montag, den 20. November, spricht Wally Bepler über das Thema: ..Mutterschaft und Beruf" in Kellers Neue Philharmonic, Köpenider Straße 96/97. Sonntag, den 26. November, nach­mittags 4 Uhr, im Blüthnersaal, Lüßowstr. 76: 2. Konzert zur Liszt - Feier. Billetts a 50 Pf. find im Verein und in den Bahlstellen zu haben.

Aus aller Welt.

Die Kirche hat einen guten Magen.

Die Nachfolger des Nazareners, der nicht wußte, wo er fein Haupt hinlegen sollte, verstehen vortrefflich, den Wert irdischer Güter zu schäßen. Und wenn sie auch predigen, daß es leichter fei, daß ein Kamel durch ein Nadelör gehe, ehe denn ein Reicher in den

der Magistrat, um Ungleichheiten und Härten zu beseitigen, auf Wunsch der Versammlung neue Bestimmungen über die Be- weltlicher Couleur die irdische Glückseligkeit angenehmer, als ber

rechnung ihres Dienstalters getroffen.

Die Vorlage wird ohne Debatte angenommen. Die Rentier- Müllerschen Eheleute haben die Stadt Berlin zur Erbin eingefebt; die Zinsen des auf rund 150 000 Mark ermittelten Nachlaßvermögens sollen dauernd als Stiftung zur Unterhaltung der städtischen" Wärmehallen in Berlin ver­wendet werden. Der Magistrat will die Erbschaft annehmen. Die Versammlung stimmt zu.

Wie

Simmel komme, so ist doch offenbar den Frommen geistlicher wie trostreiche Wechsel auf eine ungewisse 8ukunft. die Kirche und ihre Fürsten die Anhäufung von Schäßen, die Motten und Rost zerfressen, zu ihrer Lebensaufgabe machen, erweist wieder einmal eine Statistit, die sich auf die katholische Kirche in Desterreich bezieht. Danach hat sich das Kirchenvermögen von 598,5 Millionen Kronen im Jahre 1880 auf über eine Oberbürgermeister Kirschner: Ich bedauere auch ungemein, daß Milliarde Kronen im Jahre 1909 vermehrt. Wohl­Dem Verlangen der Versammlung, die Prenzlauer die Angelegenheit noch nicht weiter vorgeschritten ist. Die Martt Hallendeputation hat sich aber überzeugt, daß die Kosten- Straße auf 24 Meter zu verbreiten, erklärt der Magiftrat nach gemerkt ist das nur das offizielle Vermögen der katholischen erneuter Erwägung nicht nachkommen zu können; er erneuert Stirche in Desterreich. Die großen Kirchenfürsten haben daneben noch anschläge für die Kniprodestraße start über­fchritten werden würden, und erwägt, ob sich nicht die Groß- feinen am 5. Oftober abgelehnten Vorschlag einer Verbreiterung ein riefiges Brivatvermögen, find Großagrarier bom reinsten Wasser. So bezieht der Bischof von Olmig ein jährliches Einkommen markthalle teilen ließe, der Obst- und Gemüsemarit an eine andere auf 19 Meter, Steell berlegt werden könnte, wo neben dem Bahn- auch Wasser- Stadtv. Mag Schulz( N. L.): Die Eigentümer und sonstigen von etwa bier Millionen Kronen, fein Grundbesig beträgt anschluß vorhanden ist. Es schweben wegen der Paulstraße er- Interessenten in der Gegend sind durchaus für Ablehnung des 50 000 ettar an Feldern, Wiefen und Wäldern. Auch der neute Verhandlungen, die möglicherweise Erfolg versprechen. neuesten Magistratsvorschlags. Die Verbreiterung der Straße foll Bischof von Prag gehört mit" nur" 40 000 ettar Grund­Streichen Sie die Position heute, so haben wir eventuell später einen riesigen Verkehr aufnehmen, von dessen rascher Entwickelung eigentum immer noch zur notleidenden Landwirtschaft. nicht mehr freie Hand und wären um die erforderlichen Mittel man noch vor wenigen Jahren ebensowenig eine Ahnung hatte, wie Ewig wahr bleibt das Wort des Altmeisters Goethe: Die von der rapiden Bebauung des Bößow- Gilfa- Viertels. Die berlegen. Stabtv. Jacobi wendet sich gegen die Magistratsvertreter. fegung der Breite auf nur 19 Meter ist eine unbegreifliche Kurz- Kirch' allein, meine lieben Frauen, kann ungerechtes Gut ver Kofte der Bahnanschluß mehr als beranschlagt, so hätte eine ent- fichtigkeit und eine Verfündigung gegen die Zukunft. sprechende Erhöhung des Anleihebetrages gefordert werden müssen. Stadtv. Manaffe( Soz.): Der Magistrat hat sich weder Anleihen auf Vorrat zu bewilligen, sei man nicht gewohnt. dem Ausschuß, noch dem Plenum der Versammlung ge= Stadtv. nge: Die Mehraufwendungen an der Sniprodestraße fügt; wir leiden unter diesem Zweikammersystem außerordent­könnten sich doch höchstens auf die zurzeit noch der Schlachthofver- lich. Der Magistrat wird daran schuld sein, wenn in Zukunft waltung gehörigen 50 000 Quadratmeter beziehen. An der Paul auch in der Prenzlauer Straße Zustände eintreten werden, straße wird man doch nicht etwa billiger bauen können als wie wir sie zu unserem großen Schaden in anderen Straßen ge­an der Kniprodestraße. Hier kostet der Quadratmeter 28 M., an der habt haben. Bei der Verbreiterung auf 24 Meter bringen die Paulstraße aber 84 M.; an eine Verzinsung ist in der Paulstraße Anliegerbeiträge den herausgerechneten Mehrkostenbetrag von nicht zu denken. In der Kniprodestraße genügt auch ein Verwal- 1075 000 M. erheblich herunter. Neue Gründe haben keinen tungsgebäude. Auch wir bitten, feine Anleihe auf Vorrat 3wed; es handelt sich einfach um eine Frage des Geldbeutels. Bu bewilligen. Aus Sparsamteitsrücksichten, gerade um nicht in Zukunft zu ver­Stadtv. Mommsen( Fr. Fr.): Um alle diese Fragen handelt schwenden, müssen wir jetzt auf 24 Meter stehen bleiben. es fich jetzt gar nicht. Wir sollen lediglich dem Magistrat die Stadtv. Thieme( Fr. Fr.): Nach diesen Ausführungen brauche Freiheit des Handelns ermöglichen, nicht aber ihm den Weg dazu ich unseren Antrag, bei unserem früheren Entschlusse zu beharren, berlegen. In der Vorlage steht eine Menge von Dingen, für die taum noch weiter zu begründen. In ganz kurzer Zeit wird die Gemeindebeschlüsse noch nicht vorliegen. Die sonst so weitsich- Untergrundbahn dort durchgeführt werden, dafür genügt eine

dauen."

Herenverbannung.

Wie die in Wien erscheinende Beitschrift Freie Schule" bes richtet, spielte sich vor dem Bezirksgericht Tamsweg ( Stronland Salzburg) ein für die Aufklärung im zwanzigsten Jahrhundert recht charakteristischer Prozeß ab. Ein Bauer aus unternberg flagte wegen Beleidigung gegen eine Dienstmagd, weil diese ihn und seine Frau beschuldigt hatte, die ühe ihres Arbeitgebers ber hegt zu haben. Das Tollste in dem Prozeß aber ist das Auf­treten des Ortspfarrers Hathager, der als Beuge gewisser­maßen einen Sachverständigen für Segenwesen dar­stellte. In seinem Beugnis gab er die Möglichkeit einer ererei oder Verwünschung zu. Zweimal habe er in den Stallungen des betreffenden Bauern die Hegen verbannt und die Kühe gefegnet. Heiliges Rindsvieh!