Nr. 272. 28. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 19. November 1911.
aber eine sehr naive Anschauung, daß die Händler die neue Be- sächsische Landwirtschaft kann kaum den dritten Teil des sächsischen lastung nicht in einen Preisaufschlag umsetzen werden. Es ist Bedarfs an Brotgetreide decken. Daraus ergibt sich die außer eine ganz bekannte Erfahrung, daß jede Frachterhöhung ordentliche Wichtigkeit unserer Forderung, daß die Zufuhr 209. Sizung vom Sonnabend, den 18. November. Seiligkeit und Ritterlichkeit glaubt vereinigen zu können, darüber zu Landleute ihrerseits sind außerordentlich daran interessiert, daß die die Preise verteuert. Wenn Graf Praschma es mit seiner nicht noch weiter verkürzt wird. Die kleinen sächsischen
bormittags 11 Uhr.
Am Bundesratstisch: v. Breitenbach.
Die zweite Lesung des Gesezes betr.
Erhebung von Schiffahrtsabgaben
wird fortgesetzt.
Güter.
Ein Antrag Albrecht( Soz.) will dazu noch die Nahrungsund Futtermittel hinzufügen. Ferner ist bestimmt, daß Güter in Schiffen ohne eigene TriebTraft abgabenfrei find bis zu einer Tragfähigkeit der Schiffe von 200 Tonnen auf dem Rhein und seinen Rebenflüssen, 150 Tonnen auf der Weser und Elbe , 100 Tonnen auf den übrigen VerbandsGüter in Schiffen mit eigener Triebfraft sind abgabenfrei bis 60 Tonnen Tragfähigkeit.
flüffen.
Ein Antrag Albrecht( Soz.) will dafür sezen: Auf dem Rhein und Main find Schiffe bis 600 Tonnen, auf den übrigen Nebenflüssen des Rheins sowie auf Weser und Elbe sind Schiffe bis zu 300 Tonnen abgabenfrei.
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Abg. Dr. David( Soz.):
spotten, so bin ich ja überzeugt, daß er die teuren Brotpreise nicht Zufuhr an Futtermitteln nicht verteuert wird. Bei der Leucbesonders empfindet. Aber für die Masse des Voltes bedeuten fie rungsdebatte hat das Zentrum durch den Mund des Dr. Heim eine schwere Last.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) die Notwendigkeit einer Verbilligung der Futtermittel anerkannt. Das Faß der a gratischen Verteuerungspolitit ist bis ezt hat es Gelegenheit, dem Wort die Tat folgen zu lassen. zum Ueberlaufen voll, und jeder Pfennig, der da mehr hineinfommt, Nehmen Sie wenigstens unseren Eventualantrag an.( Lebhafter wird aufs Schwerste empfunden.( Sehr richtig! bei den Beifall links.) § 8 handelt von den Tarifen der Befahrungsabgaben für Sozialdemokraten.) Aus diesen Gründen ist es dringend Abg. Gothein( Vp.): Jm Grunde stellt das Maß von Anteil an notwendig, die Lebensmittel bon der Frachtverteuerung der erstmaligen Festsetzung der Tarife, wie es die vorliegenden Nach Abf. 2 sollen Kohlen und Erze stets in die niedrigste frei zu lassen. Ebenso liegt es vor allem im Interesse der fleinen Anträge für den Reichstag in Anspruch nehmen, geradezu einen Tariftlaffe gehören. Bauern, daß auch die Futtermittel frei bleiben. Es kommen Egzeß von Bescheidenheit dar.( Heiterkeit und Zustimmung links.) da vor allem die kleinen Weinbauern in Betracht, die die Wenn der Ministerialdirektor Peters selbst dies geringe Maß Futtermittel für ihren Wiehstand beziehen. Nun sagt vielleicht die von Mitwirkung ablehnt, so proklamiert er damit erneut die Regierung, sie beabsichtige ohnehin die Futtermittel in der niedrigsten Theorie vom beschränkten Untertanenverstand. Die Bureaukratic Selasse zu fahren. Aber eine Garantie dafür haben wir nicht, denn will eben völlig freie Hand haben. Dabei hat die Bureaukratic bei bis jetzt hat sich die Regierung mit Rücksicht auf die Großagrarier der Aufstellung des Tarifs für die märkischen Wasserstraßen wahr. nicht entschließen können, die Futtermittelzölle aufzuheben. Durch An- haftig das Gegenteil von Geschick und Einsicht bewiesen.( Sehr nahme unseres Antrages fönnen Sie( nach rechts) beweisen, daß Ihnen wahr! links.) Herr Dr. Pfeiffer hat, indem er die Kon= das wohl der fleinen Bauern wirklich am Herzen liegt. Sie würden uns it anzer Wahl in die Debatte 30g, zwar sich als Kunstdurch Zustimmung zu unserem Antrag eine der wirksamsten agitatorischen pfeifer( Große Heiterkeit) erwiesen, zugleich aber auch bewiesen, Waffen gegen dieses Gesez aus der Hand nehmen. Tun Sie es daß die Politik, die er vertritt, aus dem lebten Lochpfeift. nicht, so bleibt es dabei, daß die agrarischen Interessen bei dieser( Stürmische Heiterkeit und Zustimmung linda.) Vorlage die ausschlaggebenden find. Vorlage die ausschlaggebenden sind. Ferner bitte ich Sie, auch unserem anderen Antrag zuzustimmen. Die fleinen Schiffe Abg. Pfeiffer( 3) tritt für die Interessen der Flößerei ein und haben von den Verbesserungen der Flußläufe nichts und müssen Wir halten unseren Antrag, zumal er den großen Vorzug der richtet dabei die schärfsten Angriffe auf den neugewählten Abgeord- deshalb abgabenfrei bleiben. Schiffe bis 600 Tonnen fönn en Vollständigkeit hat, für entschieden besser, als den fortschrittlichen neten für Konstanz , Schmid. Er wolle für seine Ausführungen auch heute schon den Rhein hinauffahren bis Mannheim ohne und bitten daher erneut um seine Annahme. Wir sind indessen beTeine Bahlen anführen, denn Herr Schmid habe gestern bewiesen, irgendwelche Schwierigkeit. Unser Antrag entspricht also nur der reit, im Fall seiner Ablehnung für den fortschrittlichen Antrag zu daß das sehr gefährlich sei. Entweder hat der Abg. Schmid Gerechtigkeit.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) stimmen. Man hat wieder die Frage aufgeworfen, wer die Kosten eine granitne Stirn, so hart wie die Kacheln, die aus dem Abg. Deser( Vp.) begründet einen Antrag, bei der erstmaligen Kosten auf die Konsumenten abzuwälzen, und selbstzu tragen habe. Selbstredend werden die Schiffer versuchen, die Gestein seiner Heimat gebrochen werden( Stürmische Zurufe links, Präsident Graf Schwerin erhebt sich, greift aber nicht ein) oder Verteilung der Güter auf die einzelnen Tarifklassen die Güter- redend werden die Konsumenten sich dagegen wehren. Ob mit er weiß nicht, wie der Wahlkampf in Konstanz von den Gegnern einteilung der Eisenbahnfrachttarife zum Anhalt zu nehmen. Erfolg, bleibe dahingestellt. Sie werden sich vermutlich gegen des Zentrums geführt ist. Nicht nur mit Lügen und ungeheurer Futtermittel müssen in die unterste Tarifklasse aufgenommen leine und mittlere Schiffer beffer wehren, als Verlogenheit ist dort gearbeitet, sondern mit einer wahren Ele- werden. Der Ausdruck" Nahrungsmittel" in dem Antrag Albrecht phantiasis( elefantengroßem Anwachfen) von Bosheit.( Lebhafte Unit au weitgehend, hochwertige Nahrungsmittel gehören nicht gegen die großen Schiffer. In jeder Weise wird die Lage der kleinen Schiffer verschlechtert werden. Darum eben haben ruhe lints, Bustimmung im Zentrum.) Aber mit Herrn Schmid in die unterste Tarifklasse. Man sollte statt" Nahrungsmittel nur wir unseren Antrag auf Freilassung der Schiffe bis 300 bezw. und den 2iberalen wird an anderer Stelle abgerechnet werden. Protgetreide" ſetzen.- Die Ausnahmen für die Kleinschiffahrt 600 Tonnen gestellt. Die Tonnenzahl mag nicht immer ein sicherer ( Lebhafter Beifall im Zentrum.) Abg. Haußmann( Vp.): Die Ausführungen des Vorredners Parteien, die sich immer als die berufenen Mittelstands- Maßstab sein; in den meisten Fällen wird sie es aber sein. Also faffungslose Aeußerungen des tiefften retter ausgeben, uns im Stich gelassen. Der sozial- gerade die Anhänger der Mittelstandspolitik sollten für unseren n- Unmutes über die Niederlage von Ronstan 3.( Sehr demokratische Antrag verbessert ja die Vorlage in dieser Rich- trag stimmen.( Pravo! bei den Sozialdemokraten.) Die Debatte schließt. In einer persönlichen Be. richtig! links.) Dabei ist er zu Worten übergegangen, die am tung, aber er hat doch auch einen kapitalistischen Schwanz, der ihm merkung erklärt wenigsten geeignet sind, einem neu eintretenden Mitglied des Hauses 600 Tonnen abgabenfrei lassen, also auch die der großen Reedereien. abgeschnitten werden muß( Heiterkeit). Er will alle Schiffe bis zu als als Muster parlamentarischer Redeweise vorgeführt zu werden.( Sehr In dieser Hinsicht sollte der Antrag eine andere Fassung erhalten, wahr! links.) Was den zur Beratung stehenden Paragraphen an langt, so ist hier bestimmt, daß eine Erhöhung der Tariffäge auf dann könnten meine Freunde dafür stimmen. das Doppelte und mehr nur durch Reichsgesetz bestimmt werden tann.
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Minifterialdirektor Peters betont, daß Reichstag und Bundesrat jederzeit in der Lage seien, das Gefes, also auch die Höhe der Tarife zu ändern.
Abg. Dr. David( Soz.):
Es ist bereits das dritte Mal, daß vom Zentrum bei dieser Beratung ganz unmotiviert die Konstanzer Wahl hineingezogen worden ist. Das ist allerdings ein Beweis von der Größe feines Schmerzes darüber.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ich glaube, daß diefer Schmerz jest in Bayern noch größer werden wird.( Buruf im Zentrum: Abwarten!) Was die Wahrhaftigkeit des Zentrums in der Agitation
wünschten wir erheblicher, als in der Vorlage; leider haben die
Abg. Stolle( Soz.):
Unser Antrag, die Futtermittel in die niedrigste Tariflaffe zu nehmen, entspricht vor allem dem Interesse der fleinen Landwirte; das Zentrum und die Konser= batiben geben sich ja stets für so warme Freunde der Landwirt schaft aus. Sie haben jest Gelegenheit, das zu beweisen, inbem sie für unseren Antrag stimmen.( Bustimmung bei den Sozialdemokratem.) Weiter verlangen wir, die kleinen Schiffer abgabenfrei zu lassen. Den fleinen Leuten das Leben noch mehr zu erschweren, tann doch nicht die Aufgabe des Reichstages und der Parteien sein. Wenn Sie, die Sie sich immer für Mittelstandsfreunde ausgeben, dies wirklich find, so müssen Sie unseren Anträgen zustimmen.( Bravo! bei den Sozialdemokraten.)
anlangt, so werden wir später noch Gelegenheit haben, das Sünden Abg. Hausmann- Hannover( natl.): Herr Pfeiffer sollte register des Zentrums in dieser Beziehung aufzurollen, da sind wir seinem schweren Herzen doch an anderer Stelle Luft machen( Sehr um Material nicht verlegen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemo- richtig! links). Im übrigen beantrage ich, in dem§ 8 hinter der fraten.) Was den vorliegenden Paragraphen anlangt, so steht Weser noch die Aller zu nennen, die ja ins Wefergebiet gehört. die Festsetzung der Abgaben dem Reiche au. Der Reichs- Es läuft ein Eventualantrag Oeser( Vp.) ein, Brotgetreide tag muß also bei Tarifänderungen auf jeden Fall gefragt und Futtermittel" in die niedrigste Tariftlaffe aufzunehmen. werden. Im übrigen bitte ich Sie um Annahme unferer Anträge. Ministerialdirektor Peters wendet sich gegen die Anträge; Wir haben immer wieder betonen hören, es handle fich bei diesem es gibt teine Grenze für die Größe der Schiffe, bei der man sagen Gesetz gar nicht um agrarische Tendenzen. Graf Braich ma glaubte kann, der Besitzer gehört dem Mittelstand an. Wenn übrigens der wizig zu sein, als er mir vorhielt, ich sollte meinen Wählern in Konsument durch die Abgaben getroffen wird, wie die Antragsteller Mainz borrechnen, um wieviel die einzelne Semmel durch die Fracht- ja auch behaupten, so leiden die kleinen Schiffer ja nicht unter den berteuerung im Breise steigen wird. Er versuchte, aus der Abgaben. relativen Niedrigkeit der Tariffäße den Schluß herzuleiten, daß Abg. Günther( Vp.): 87 Proz. der Zenfiten im Königreich nun die Konsumenten feine Wirkung spüren würden. Es ist Sachsen haben ein Einkommen nicht über 1600 Mart. Die
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mir eine„ Stirn von Granit wie vom Hohentwie!" zugeschrieben. Abg. Schmid- Konstanz( natl.): Der Abg. Dr. Pfeiffer hat Ich habe dazu zu bemerken, daß der Hohentwiel keinen Granit enthält.( Stürmische Heiterkeit.) Niemals habe ich behauptet, daß ich auch, wenn ich gewollt hätte, Zentrumsabgeordneter hätte sein fönnen.( Sört! hört! links.) Ich habe schon im Wahlkampfe diese Bentrumslüge zurückgewiesen.( Lebhafter Beifall links.)
In der Abstimmung werden sämtliche Anträge abfür Schiffe bis 150 Tonnen vorgesehene Abgabenfreiheit außer auf gelehnt mit Ausnahme des Antrags Hausmann( natl.), die eser und Ibe auch auf der Aller eintreten zu lassen. Im übrigen wird§ 8 unverändert angenommen.
beschlossenen Tarife nach Ablauf von sechs Monatenfcit § 10 verpflichtet die Eingelstaaten, die von den Stromberbänden der Verkündung in Kraft zu feßen.
sechs Monaten seit der Verständigung" zu streichen. Abg. v. Strombed( 3.) beantragt, die Worte nach Ablauf von
Ministerialdirektor Peters und Abg. Deser( Vp.) befürworten den Antrag, der sodann angenommen wird.
Nach§ 11 sollen bis zur Herstellung der geplanten Fahrwassertiefe auf dem Rhein von Mannheim bis St. Goar und der Elbe nur Drei Viertel der beschlossenen Höhe der Abgaben erhoben werden.
Abg. Defer( Bp.) befürwortet einen Antrag, statt brei Viertel" zu sehen die Hälfte".. Ministerialdirektor Peters wendet sich gegen den Antrag. Abg. Gerstenberger( 8.) bekämpft gleichfalls den Antrag, die Rheingegend habe auf jeden Fall Vorteil durch das Gesek infolge der Kanalisierung der Nebenflüsse des Rheins.
Abg. Dr. David( Soz.):
Wir stimmen dem Antrag Deser zu. Die Techniker sind sich uns noch zugänglich sind, und aus der ganzen geologischen Ge- im süd- und mitteldeutschen Gebirgslande häufiger vor sich, wie die staltung der Erdoberfläche recht sichere Schlüsse auf das ziehen, was Erderschütterungen zeigen. Müssen sich doch die gebirgsbildenden unterhalb jener dünnen Schale vor sich geht, die den glühend heißen Kräfte besonders in solchen Gebirgen häufiger betätigen, die einen Grdfern umschließt. Diese feste Schale ist oft mit jener des Eis reichgegliederten Aufbau von Bergen und Höhenzügen bereits ausberglichen worden; aber das Verhältnis ist tein richtiges, da der weisen. Auf der ganzen Erde ist das zu beobachten, und ein Land, Die Erderschütterung, von der Donnerstag abend ganz Süd- abgekühlte Teil der Erbfugel im Vergleich zu ihrer Gesamtmasse in dem es weit und breit Erhöhungen des Erdbodens nicht gibt, und Mitteldeutschland betroffen wurde, scheint die stärkste gewesen ungleich dünner ist als die Eierschale zum Ei. Ja, sie ist im Ver- pflegt auch fast niemals Erdbeben zu erleben, wie Rußland, dessen zu sein, die man in Deutschland seit langen Jahren erlebt hat. Wohl hältnis noch dünner als das feine Häutchen, das unterhalb der ungeheure Tiefebene bisher nie eine Erschütterung erlebt hat find Erdbeben in unserem Vaterlande nichts so seltenes; es braucht festen Schale das Eiweiß umschließt, mag sie immerhin 30 bis natürlich, soweit neuzeitliche Erinnerungen zurückführen. nur an die Erschütterungen erinnert zu werden, die vor gerade drei 40 Kilometer Mächtigkeit haben. Aber in jener Tiefe muß schon Mit Hilfe der seismographischen Aufzeichnungen wird es geJahcen, im Herbst 1908, im sächsischen Vogtlande und den ant- längst jedes Mineral in flüssigem oder dampfförmigem Zustande lingen, ziemlich genau das Zentrum des deutschen Bebens vom bera grenzenden Gebieten auftraten und mif Unterbrechungen Wochen vorhanden sein, denn bei der in solcher Tiefe herrschenden Hiße ist gangenen Donnerstag zu ermitteln.*) Daß die Wirkung der Grhindurch andauerten. Bordem war das gleiche Gebiet im Oktober ein anderer Aggregatzustand physikalisch nicht mehr denkbar. Der schütterung sich auf ein so weites Gebiet erstreckt, scheint darauf hinund November 1887 die Stätte zahlreicher Erderschütterungen, und Wefühlungsprozeß, den die Erde seit Jahrmillionen durchmacht zudeuten, daß der Anlaß zu dem Beben von erheblicher Bedeutung die damalige Bebenperiode dauerte nicht weniger als 37 Tage. Von und der niemals zum Stillstand kommt, muß natürlich, wesentliche war, daß im Innern der Erde sich diesmal besonders große Veranderen Gebieten Deutschlands werden besonders Ober- und Mittel. Veränderungen in der äußeren Form der relativ so ungemein schiebungen vollzogen haben, deren Wirkung einen großen Teil der rhein sowie das Alpenvorland von Erderschütterungen häufiger be- dünnen festen Kruste bewirken. Denn die Massen ziehen sich bei Erdkruste Mitteleuropas in Bewegung fette. Wohl unterschieden troffen, während im nord- und oftdeutschen Tieflande Erdbeben der Temperaturerniedrigung zusammen; dadurch wird die äußere werden muß allerdings zwischen der direkten Wirkung des Erdstoßes teils gar nicht vorkommen, teils sehr selten und äußerst schwach Hülle, die bereits erkaltet ist, zu weit und zeigt das Bestreben, sich und seiner Registrierung durch den Seismographen, den überaus find. in Falten zu legen. Man dente sich einen Apfel, der langsam empfindlichen Meßapparat, dessen Pendel genau die Schwingungen Wirft man einen Blick auf die physikalische Karte Mitteleuropas, so vertrocknet und einschrumpft und dessen ehedem so glatte straff- der Erdoberfläche durch Ausschläge wiedergibt. Denn jedes Beben ficht man, wenn man die Gebiete zusammenstellt, die von dem jüngsten gespannte Schale infolgedessen runzlig wird. Nun, unsere Mutter pflanzt sich wellenförmig um die ganze Erde herum fort; bei einigen Erdbeben heimgesucht worden sind, augenblicklich, daß sich das Erde ist schon eine recht alte Dame, und so nimmt es nicht wunder, der starten Erderschütterungen, die die Geschichte kennt, wie z. B. Bebengebiet beinahe genau mit dem ober- und mitteldeutschen Ge- daß ihr Antlik recht viele Runzeln und Falten zeigt. Diese Runzeln bei der Stratatau- Katastrophe in der Sundastraße im Jahre 1883, birgslande deckt. Die nördlichsten Ausläufer wurden in Hessen, und Falten sind die Gebirge, die Höhenzüge und Täler der lief diese Erschütterungswelle mehrere Male rings um die Erde, Proving und Königreich Sachsen wahrgenommen; Rajjel, Erde. Uns Erdensöhnen erscheint es in unserem so winzig furzen was sich genau am Seismographen wahrnehmen ließ. Bugleich mit Wagdeburg und alle bezeichnen etwa die nördlichste Grenze Leben, als ob Berge und Täler, Länder und Meere unverrückbar der rings um die Erde laufenden Welle überträgt sich die Erschütte des von der Erschütterung betroffenen Gebietes. Im Süden ist sie für alle Zeiten festständen. In Wirklichkeit tritt aber niemals ein rung aber auch durch Schwingungen, die auf direktem Wege durch weit über die Landesgrenzen hinaus bis nach Mailand wahrge- Stillstand in der Umgestaltung der Erdoberfläche ein; wäre unser den Mittelpunkt der Erde verlaufen. Je größer der Zeitunterschied nommen worden, und auch aus der Schweiz liegen Meldungen Leben statt nach Jahren nach Jahrtausenden zu messen, wir würden zwischen der Registrierung beider Erschütterungswellen durch den über Erdbeben vor. Demgemäß scheinen auch die Alpen in Mit mit Staunen wahrnehmen, ivie sich das Antlik der Erde fort und Seismographen ist, desto größer ist auch die Entfernung des Bebenleidenschaft gezogen zu sein; wir wissen ja, daß gerade an den Aus- fort verändert. herdes von dem Orte, an dem der Erdstoß registriert wird. Aus Täufern dieses gewaltigen europäischen Gebirgszuges Erdbeben feine Es ist begreiflich, daß die Veränderungen der Erdkruste da am dem Zeitunterschied läßt sich mit ziemlich großer Genauigkeit dre Seltenheit sind. So hat Wien, das den östlichsten Endpunkt der stärksten sind, wo sie am wenigsten befestigt ist, wo gewissermaßen Entfernung bemessen; so konnte man an den deutschen ErdbebenAlpen darstellt, erst im vorigen Jahre ein stärkeres Beben erlebt. Die Versteifung des festen Erdgewölbes noch nicht den Grad der warten bei der Katastrophe von Messina im Jahre 1908 ohne Es liegt auf der Hand, daß eine Erderschütterung von so aus- Sicherheit erreicht hat wie an der Oberfläche: nämlich an ihrer weiteres mit großer Sicherheit auf ein Beben im südlichsten Italien gedehnter Verbreitung feine lokalen Ursachen haben kann. Unter unteren Seite. Hier müssen durch die Abfühlung notgedrungen schließen, viele Stunden, bevor die ersten knappen Drahtmeldungen ben drei Arten von Beben, die die Wissenschaft unterscheidet, Faltungen, Berrungen, Berschiebungen im Gestein eintreten, die von dem furchtbaren Ereignis nach Deutschland gelangten. kommen deshalb zwei von vornherein nicht in Betracht. Es kann infolge der Zentrifugalkraft von Zeit zu Zeit zu gewaltsamen Um- Erderschütterungen von so verhängnisvollen Folgen, wie sie fich weder um ein vulkanisches noch um ein Einsturzbeben handeln; lagerungen führen. Es müssen sich Hohlräume bilden, in die von besonders Süditalien, Japan, Turkestan und andere Länder so oft tätige Bultane gibt es in Mitteleuropa nicht, und auch bei einem oben her die Gesteinsmassen nachstürzen; es müssen ungeheure heimgesucht haben, find in Deutschland seit historischer Zeit nidit Einsturzbeben ist ein so weiter Wirkungsfreis unmöglich. Diese Pressungen und Schiebungen der Gesteinsmassen eintreten, die vorgekommen und wohl auch niemals mehr zu fürchten. Denn im lekteren Erderschütterungen fommen überhaupt nur selten und schließlich durch irgendeinen geringen äußeren Anstoß zur Aus- Gegensatze zu den genannten, geologisch noch jungfräulichen Ge meist in den gleichen Gebieten, z. B. im Karst vor, und sie ent- bildung kommen. Von der Größe der Gebiete, in denen solche bieten, in denen im Innern der Erde noch alles im Gären und stehen durch Einstürze der festen Erdfruste über unterirdischen unterirdischen Umlagerungen stattfinden, können wir uns feine Werden ist, stellt Mitteleuropa ein im wesentlichen schon lange zur Höhlungen von mehr oder weniger großer Ausdehnung. So bleibt Borstellungen machen; wir wissen nicht einmal, in welchen Tiefen Ruhe gekommenes Revier der Erde dar, in dem es wohl ab und zu nur eine Art von Beben übrig, die denn auch die häufigste und der Erde jene Gesteinseinstürze erfolgen. Früher glaubte man noch ein wenig grout und rumort, in dem wir aber vor lu meist folgenschwerjte ist: ein tettonisches Erdbeben, wie es in allerdings, daß die Erdbebenherde außerordentlich tief zu suchen wälzungen, die so gewaltig sind, daß katastrophale Wirkungen entDeutschland überhaupt ausschließlich die tektonischen Beben sind, seien; von dieser Anschauung ist man aber aus guten Gründen ab- stehen, wohl für alle Zeiten bewahrt sind. bie den Boden unter unseren Füßen zum Wanken bringen. Wir können zwar nicht mil voller Sicherheit wissen, was tief im Schoße unserer Mutter Erde vorgeht. Wir können aber aus unferen Wahrnehmungen in jenen Schichten der Erdkrufte, die
gekommen und man nimmt heute übereinstimmend an, daß der Anstoß zu den Erderschütterungen von einein Gebiet ausgeht, das ganz nahe der Oberfläche zu suchen ist.
Solche Umlagerungen unterirdischer Schichten gehen nun auch