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noch gar nicht einig SatüEcr, die Vertiefung auf dieser Strecke des Rheins überhaupt durchführbar ist. Sie steht und fällt mit der Schleuse bei Bingen  . Trotzdem sollen hier Zlbgaben erhoben werden, denen also gar kein Aequivalent gegenübersteht. (Sehr richtig! links.) Damit schließt die Debatte. Der Antrag Oeser wird abge» lehnt. Abg. Gothein(Vp.) beantragt nunmehr, die Beratung über die nächsten Artikel, zu denen Anträge vorliegen, infolge der schlechten Besetzung des HauseS auszusetzen und erklärt, bah er, falls Widerspruch erhoben werde, die B c s ch l u h h i g k e i t deS Hauses bezweifeln würde.(Unruhe rechts. Zuruf: Obstruktion?) Vizepräsident Dr. Schult«: Wäre es nicht möglich» daß Sie die Anträge bis zur dritten Lesung zurückstellen? Abg. Gotbci»: Das könnte ich tun, wenn wir nicht die Er- fahrung gemacht hätten, dah uns dann in der dritten Lesung eine ausgiebige Debatte durch Schluhanträge unmöglich gemacht wird.(Sehr richtig! links.) Vizepräsident Dr. Schultz: Ich bitte Sie, doch ein etwas größeres Zutrauen zum Reichstage zu haben.(Große Heiterkeit.) Abg. Gothein: Ich richte mich nur nach den gemachten Er- fahrungen. Wenn aber die Mehrheitsparteien erklären, dah sie bei der dritten Lesung vollständig freie Diskussion gestatten werden, so bin ich bereit, heute auf die Anträge zu verzichten. Abg: Kreth(k.) gibt eine dahingehende Erklärung für die Kon- servativen ab. Da das Zentrum unter großer Heiterkeit der Linken schweigt, hält Abg. Gothein seinen Antrag aufrecht; die be- treffenden Artikel der Vorlage werden daher von der Tagesordnung abgesetzt. Der übrige Rest des Gesetzes wird ohne wesentliche Debatte erledigt. Angenommen wird eine Resolution Dr. Varen- Horst(Np.), die Regierung zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß bei Ausführung der im Gesetz vorgesehenen Stromarbeiten auf die Jntcresien der Fischerei die weitmöglichste Rücksicht ge- nommen wird. Es folgt die zweite Beratung der Novelle zur Gewerbeordnung. § 114s bestimnit nach den Beschlüssen der Kommission, dah der Bundesrat für bestimmte Gewerbe Lohnbücher oder Arbeits- zettel vorschreiben kann, worin einzutragen sind der Zeitpunkt der Uebertragung der Arbeit, Art und Umfang der Arbeit, bei Akkordarbeit die Stückzahl, ferner die Lohnsätze, die Bedingungen für die Lieferung von Werkzeugen und Stoffen zu den Arbeiten, der Zeitpunkt der Ablieferung, sowie Art und Umfang der abge- lieferten Arbeit, der Lohnbetrag unter Angabe der etwa borge- »oinmenen Abzüge und der Tag der Lohnzahlung. Abg. Stadthagen  (Soz.): Ter 8 1k4s ist vollständig inhaltlos, nachdem unsere An- träge zu der Materie, die früher von der Kommission einstimmig angenommen waren, dann später wieder fallen gelassen ivurden, angeblich, um das Zustandekommen des Gesetzes nicht zu gefährden. Die am 20. Dezember 1907, also vor vier Jahren, vorgelegte Ge- wcrbeordnungsnovelle enthielt bedeutend mehr als das, was jetzt übrig geblieben ist. Sie enthielt die Aufhebung der Kon- kurrenzklausel, die Aenderung der Rechtsverhältnisie der Techniker, Werkmeister usw. All das ist unter den Tisch gefallen, von der ganzen Sozialreform ist absolut nichts übrig geblieben. Gerade das, worauf es dem Arbeiter hauptsächlich ankommt, nämlich die Garantie dafür, dah er auch wirklich seinen wohlver- dienten Lohn bekommt, ist durch diesen Paragraphen nicht gegeben. Für die Arbeiter ist also das, was hier geschaffen ist, ab- solut wertlos. Die Bestimmungen hringe» vielmehr nur den Bureaukraten Arbeit und bedeuten eine Belästigung der Arbeitgeber. Es ist weniger als weihe Salbe, was hier den Arbeitern geboten wird. Dazu kommt, dah die Redewendung von der Angabe»der etwa vorgenommenen Abzüge" von der Recht- sprechung gleich so ausgelegt werden könnte, als ob solche Lohn- abzüge hier zu lässig wären. Nach§ 394 des Bürgerlichen   Gesetz- buchcs dürfen aber unter 1590 M. Lohn und höhere Löhne kommen in der Kleider- und Wäsche-Konfektion, für die die Lohn- bllcher eingeführt sind, überhaupt nicht vor Abzüge überhaupt nicht erfolgen. Wir protestieren also von vornherein gegen eine solche Auslegung. Gegen den Paragraph an sich haben wir natür- lich nichts einzuwenden.(Bravo  ! bei den Sozialdemokraten.) § 114a wird hierauf angenommen. Es folgt§ 114b. Er bestimmt, dah das Lohnbuch vom Arbeitgeber auf seine Kosten zu beschaffen und dem Arbeiter nach Vollziehung der vorgenommenen Eintragungen kostenfrei auszuhändigen ist., Abg. Albrccht(Soz.): Die Kommission hat hier eine Verböserung beschlossen, die wieder beseitigt werden muh. Es sollen danach die Lohnbücher in der Betriebswerkstätte behalten werden, wenn die Gefahr be- steht, daß sonst Fabrikationsgeheimnisse verraten wenden. Das be- deutet geradezu die Aufhebung des§ 114b, wonach die Lohnbücher kleines feuiUeton Ei» Thcabcr- und Kritikcrkrach in Dresden  . In den Kreisen der Dresdener Theaterwelt erregt ein Streit gegenivärtig Aufsehen, den die Direktoren Witt vom Residenz-Theater und Gordon vom Zentral- Theater gegen die Kritik desDresdener Anzeigers" führen. Der Theaterkritiker Thari vomDresdener Anzeiger" hatte vor kurzem die Aufsührungen in den genannten Theatern einer abfälligen Kritik unterzogen. Daraufhin haben die Direktoren Witt und Gordon dein Dresdener Anzeiger" die Mitteilung zugehen lassen, dah sie Wert darauf legen, dah die Vorstellungen und der Spielplan nicht mehr imDresdener Anzeiger" bekanntgegeben werden. Unter der UeberschristDer Theaterzettel und die Kritik" rechtfertigt derDresdener Anzeiger" das Verhalten seine» Theaterkritikers in folgender Weise: Eugen Thari hat über die Borstellung derSchönen Helena" im Zentral- Theater abfällig geurteilt, Friedrich Kummer   bei Gelegen- heit der Komödie:Ich liebe Dich I" über die Aufsüh- rungen im Residenz-Theater. Zu beiden Kritiken, die in scharfer, doch sachlicher Weise auf empfindliche«iftlerische Mängel in beiden Theatern hinwiesen, find uns schriftlich wie mündlich zahlreiche Zu- stimmungen zugegangen. Den Herren Direktoren Witt vom Residenz- Theater und Gordon'vom Zentral-Thealer haben diese Kriliken offen- bar nicht gefallen. Das ist ja auch nicht der Zweck der Kritik; sie hat vielmehr lediglich die Aufgabe, da» künstlerische Gewiffen wach- zuerhallen und in diesem Sinne ungeschminkt die Wahrheit zu sagen. Natürlich aber werden wir den Direktoren Witt und Gordon gern den Gefallen tun, ihre Theater im Feuilleton und Anzeigenteil unteres Blattes nicht mehr zu erwähnen. Denn Wohltaten soll man niemand aufdrängen. Druck ohne Druckerschwärze. Vor etwa zwölf Jahren rollte einem englischen Ingenieur, der mit elektrotechnischen Experimenten beschäftigt war, eine Münze fort. Er fing sie auf und drückte sie gegen eine Melalluntertage. zugleich aber auch gegen eine isolierte Leitung. Als er ste hieraus aushob, fand er zu seinem größten Er- staunen an dem Papier, auf dem sie gelegen war. einen braunen Abdruck ihrer Schrift und ihrer Zeichen. Der Ingenieur verwandte zwei Jahre darauf, in aller Tlille die Entdeckung zu vervoll- kommnen. Bor zehn Fahren schon gelang es ihm. auf elek- irischem Wege ein Buch zu drucken ohne Berwendmig von Druckerschwärze. Er wollte aber die Erfindung erst veröffenstichen. wenn sie weiter ausgebaut wäre. Diese Zeit ist, wieTechnical World Magazine" schreibt, nunmehr gekommen. Der vorläufig un- genannte Erfinder hat eine Maschine konstruiert, die auf trockenes, mit Chemikalien präpariertes Papier druckt. Diese chemischen Stoffe sollen sehr billig sein. einstweilen sind sie sein Geheimnis. und es ist nur bekannt, daß sie dem Papier schon während seiner dem Arbeiker nach Einschreibung der Arbeit übergeben iverden müssen, denn der Arbeitgeber wird imme,r behaupten, cs liege eine Gefährdung von Fabrikati«nsge heim nisse n vor. Nach meiner Kenntnis der Tinge ist es aber sehr einfach, die Lohnbücher so zu gestalten, daß diese Gefahr ausgeschloffen ist. Die Arbeitgeber, insbesondere die Konfektionäre, haben alle möglichen Einwendungen gegen die Einführung von Lohn- bücher» erhoben, aber den Einwand, dah durch die Lohnbücher Fabrikgehcimnisse verraten werden könnten, hat kein Arbeitgeber, kein Konfektionär erhoben, diesen Einwand Zu erheben, blieb einem Na tionalliberalen vorbehalten. Mpn kann ja nun sehr leicht sagen, die Bestimmung ist deswegen unbedenklich, weil der Zusatz gemacht worden ist, den beteiligten Arbeitern ist vor Erlaß der Bestimmung Gelegenheit zu geben, sich zu äußern. Aber dieser Zusatz ist vollständig zwecklos. Glauben Sie denn, wenn ein Fabrikant sagt, er will die Lohnbücher einbehalten, weil er fürchtet, cs könnten sonst seine Fabrikgeheünnisse verraten werden, daß dann die Arbeiter sich irgendwie widersetzen könnten? Dieser Zusatz erfüllt also nicht seinen Zweck, es gibt nur den einen Weg, die von der Kommission beschloffqne Bestimmung einfach wieder zu streichen und die Regierungsvorlage wieder herzustellen; denn diese Bestimmung würde ein ungeheures Unrecht gegen die Arbeiter bedeuten, sie würde diese ganze Gesetzgebungsmaterie geradezu wieder illusorisch machen. Ich bitte daher, unseren Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage anzunehmen.(Bravo  ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Evcrling(natl.): In der Kommission hat auch ein Sozial- demokrat die Berechtigung der Bestimmung anerkannt. Zudem sollen ja die beteiligten Arbeiter Gclegenhiit haben, sich vor Erlaß der Bestimmung zu äuhern. Man«darf doch bei der Abfassung eines Gesetzes nicht immer nur an die Arbeitnehmer denken, sondern muh auch an die Arbeitgeber denken, sonst laufen die Arbeiter Gefahr, überhaupt ohne Arbeit dazustehen.(Sehr richtigl bei den Rationalliberalen.) Deshalb wird meine Partei diesmal ein- stimmig(Große Heiterkeit) für den Antrag der Kommission stimmen. Abg. Molkenbuhr(Scsz.): Es wäre doch interessant gewesen, wenn der Abg. Everling uns gesagt hätte, was für FabrikgeheimnUe in ein Lohnbuch ein- geschrieben werden. Ins Lohnbuch komanen die Bestimmungen über den Zeitpunkt der Uebertragung dev Arbeit. Halten Sie das füt ein Fabrikgeheimnis? Dann kommen die Lohnsätze hinein. Da will ich schon zugeben, daß das von einzelnen Fabrikanten als Geheimnis angesehen wird. Wenn das aber vom Gesetz als Fabrikgeheimnis anerkannt würde, könnte das für andere sehr verhängnisvoll werden, denn der Verrat von Fabrikgeheimnissen wird mit bis zu 1590 M. Geldstrafe belegt. Wenn also in einer großen Krankenkasse Zweifel über die Klasse bestehen, in welcher Arbeiter einer bestimmten Fabrik zu versichern sind,' und es sagt dann jemand, mir sind die Löhne doch bekannt, sie betragen so und soviel, so kann er mit 1500 M. bestraft werden, wenn der 8 1145 in dieser Fassung angenommen wird. Bei einem wirklichen Fabrikgeheimnis würde jedermann sofort zugestehen, dah das überhaupt nicht ins Lohnbuch eingetrogen zu werden braucht, denn dem Arbeiter werden Sie doch die Einsicht in das Lohnbuch nicht verwehren wollen. Wvnn aber Bedingungen für die Lieferung von Werkzeugen und Stoffen für den Arbeiter, Bestimmungen über den Zeitpunkt der Ucbergabe und Abnahme, sowie über Art und Umfang der abgelieferten Arbeit und vor allem die Eintragungen über die Lohnbeträge und etwaige Abzüge als Fabrikgeheimnis betrachtet werden sollen, so wird das nur im Interesse solcher Unter- nehmer sein, die sich schämen, öffentlich genannt zu werden, wen sie Hungerlöhne zahlen.(Sehr richtigl bei den Sozialdemokraten.) Abg. Henning(k.): Da die ganze Vorlage den Arbeitgebern strengere Verpflichtungen auferlegt, ist es. berechtigt, ihnen hier eine kleine Erleichterung zu gewähren. Stadthagen   und Molken- buhr wollen bestimmte Fabrikgeheimnisse genannt haben. Es gibt doch unzählige Fabrikgehoimnisse.(Abg. Mol- renbuhr: Nennen Sie nur eins oder zwei.) Solche Dinge kann man nicht ganz bestimmt fassen und werden sie unbestimmt gefaßt, so haben sie keine Bedeutung. Abg. Dr. Pieper(Z.): Die Deutung, die die Sozialdemokraten dem in der Kommission gegebenen Antrag geben, ist in der Fassung desselben nicht begründet. Der Arbeiter kann in, der Betriebs- werkstätte jederzeit in das Lohnbuch Einsicht nehmen, das ist die Auffassung sämtlicher bürgerlicher Vertreter in der Kommission. Falsch ist auch die Auffassung von A l b r e ch t, daß Konfektionsbetriebe von der Bestimmung Gebrauch machen könnten, wenn sie Arbeit nach Hause mitgeben. Wenn man die Arbeit aus dem Betriebe herauszieht, braucht man gewiß das Arbeitsbuch nicht zurückzuhalten. Entstnndon ist die Bestimmung aus dem Bedürfnis der Kammgarnweberei, wo in geschlossenem Betriebe gearbeitet wird. Das Arbeitsbuch, das zugleich Abrech- nungsbuch ist, soll nicht hinausgetragen werden, um nicht den Ge- werkschaften als Grundlage für Lohnftatistikem in den einzelnen Betrieben zu dienen,.(Zustimmung im Zentrum.) -abrilation beigemengt werden. Der bisher fatalste Teil einer Druckmaschine fällt bei diesem neuen Druckverfahren einfach weg: der Zylinder, auf den der Schriftsatz aufgespannt ist. braucht nun nicht mehr durch efne Kombination von Walzen mit Drucker- schwärze versorgt zu werden, sondern der Satz druckt sich aus dem imprägnierten Papier dadurch ab. dah durch den Schriftsatz ein elek- irischer Strom geleitet wird und gleichzeitig das Papier über einen metallenen Untergrund läuft. Es können sämtliche Farben deS Regen- bogens hergestellt werden je nach der Art des Metalls und der dem Papier beigemischten Chemikalien. Außerdem sollen aber auch Kunstwerke in den feinsten Farbenabtöminaen reproduziert werden, und zwar in solcher Vollendung, dah man sie von erstklassigen Photo- graphien kaum unterscheiden kann. Theater. Neues Schauspielhaus: Agnes Bernauer  . Trauerspiel von Friedrich Hebbel  . DaS Wetk wurde letzten Winter vor den Mitgliedern der Freien Volksbühne   im Neuen Schauspielhause aufgeführt und machte starken Eindruck. Die gute Darstellung ist noch sorgsamer in ällen Szenen ausgefeilt und durch neu angeworbene Kräfte glücklich bereichert. Man wird nicht leicht eine Schauspielerin finden, die die Aiiinut und stolze Eeclenhoheit von Hebbels schöner Baderslochter so wie Erika von Wagner veranschaulicht. Man glaubte dieser AgNeS den Zauber, den sie auf die Männer ausübt. Den Höhepunkt erreichte sie in der Szene, wo sie, vom Vater herbeigerufen, in flammender Entrüstung den Antrag Törrings, dem herzoglichen Werber als Geliebte zu folgen, zurückweist und befreiten HerzenS aufjubelt, als Albrecht ins Zimmer stürmt und sich von dem Verdachte des Unwertes reinigt. Herr Loehr, gleichfalls ein neues Milglied, deklamierte den un­gestümen Prinzen, den man stch freilich jugendlicher vorstellt, mit Kraft und Feuer. Urberralchcnd fein traf K o b e r in der kleinen Rolle des Badergehilfen den Ton hingebend schwär», ilcher Ver- ehrung. Vor allem aber die Figuren der beiden Allen, die für das Siück von nicht geringerer BedeuluUti als die des Liebespaares sind. Der schlicht verstündige ehrenwertr Bernauer und der kalt- herzig rnilokraliiche, aus feinen Fiirstcns>fl,chten das Recht zu offen- kundigem Justizmord herleilende Herzog Ernst gelangten durch die Herren Lind und H a r t a u zu höchst lebendig-individueller Prägung. Im Bild, dnS sie enlwarfen. schloß sich Zug um Zug zum Ganzen. Ja, Hartau legte in die schillernden Sophismen, mit denen der Dichter die blutige Gewalttat als einen Akt geschichtlicher Not- wendigkeit zu rechtfertigen sucht, eine solche Wärme innerer Ueber- zengtheit, dah das Gefühl im Augenblick beinahe überredet wurde. Eine malerische Jnszenierug der Massenjzenin erhöhten die Wirkung. Notizen. »»-Vorträge. Im Institut für Meereskunde (Georgenstrahe 34/30) spricht Dienstag Dr. R. Hennig über das Abg. SchmiSt-Altenburg'(Rp.f pokemisierk gegen bis AuSfüss- rungen von Albrecht und Molkenbuhr. Abg. Albrecht(Soz.)? Herr Everling will einen Widerspruch zwischen S t a d't h a g e n und mir konstruieren, weil Stadthagen   sagte, der§ 114a sei nichts wert. Stellt mmi> sich auf den, Standpunkt einer großzügigen Sozialpolitik, so ist er in der Tat ein absolutes Nichts, weil der Bundesrat ja nur für die Konfektions- und Wäschearbeiter davon Gebrauch gemacht hat und auch in Zukunft dem Bundesrat der Erlaß der Bestimmungen von Lohnbüchern überlassem ist. Tie Lohnbücher stehen hier nur auf dem Papier, im großen und ganzen sind sie nicht eingeführt. Weiter behauptet Herr Everling, ein Mitglied meiner Partei habe sich für den Zusatz der Kommission erklart. Mir ist das nicht bekannt. Ferner ist gesagt, es sind in der Kommission Fälle angeführt, wo das Herausgeben der Lohnbücher zu Unzuträglichkeiten geführt habe, namentlich in einer Kammgarmveberei. Der Konkurrent könnte dadurch erfahren, was für Zutaten zu einem bestimmten Stoff herausgegeben werden, und wie also der Stoff angefertigt wird. Glauben Sie denn, daß das ohne das Lohnbuch heute als Geheimnis gewahrt wird? Der Konkurrent braucht sich ja nur mit dem betreffenden Arbeiter in- Verbindung zu setzen, oder eS komnit ein Arbeiter seiner Fabrik mit einem der anderen zusammen und sie sprechen darüber, was für Zutaten sie, bekommen oder noch ein- facher, der Konkurrent kauft sich ein Stück des betref- senden Kammgarns und läßt es untersuchen. Weiter ist. gesagt worden, es sähe ganz so aus, als ob wir nur deshalb die Lohnbücher forderten, weil wir durch sie stati- stische Aufrechnungen machen wollten. Das können wir heute schon» Wir wissen, wie die Lohnverhältnisse in den einzelnen Fabriken sind, darauf kommt es uns nicht an. Aber im Grund» genommen sollte Dr. Pieper sich doch freuen, wenn Klarhei» über die Lohnverhält wisse geschaffen würde. Das ist ja die Ursache dieses Gesetzes und seine Aufgabe» Wollen Sie diese Klarheit nicht und wollen Sie, wenn Hungerlöhne be- zahlt werden, daß das ein Geheimnis de» Be» triebes bleibt? Sie sagen, der Arbeiter bekommt daß Lohnbuch ja jederzeit in? Betriebe. Das Lohnbuch soll aber zugleich Abrechnungsbuch sein, und zufolge unserer elenden VolksMile ist der Arbeiter nicht so geschult, daß er in wenigen Minuten das Buch nachrechnen kann. Er muß cs zu Hause haben, um cs mit Muße durchsehen zu können. Würde er eS in der Fabrik auch nur wenige Male in der Woche verlangen, dann würde es bald heißen, das scheint ja ein Stänker zu sein und er wird hinausgcscknniffen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenn der Arbiter auch das Gefühl hat, daß ihm in der Abrechnung Unrecht geschieht, wird er deshalb das Unrecht lieber leiden, als das Lohnbuch noch einmal zu fordarn» Wir bleiben auf dem Standpunkt bestehen, daß alle Ihre Einwände auf Phantastereien be- ruhen und bitten Sie, diesen Zusatz abzulehnen.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Abg. M-lkenbuhr(Soz.). Bei dem großen Konfektionsarbeiterstreik wurde als einer der schlimmsten Uebelstände beklagt, dah die Arbeiter bei der Ueber- nähme der Arbeit sich nicht klar sind über das, was sie machen sollen, daß sie zum Beispiel voraussetzen, ein Stück soll so und. so gemacht werden und dafür hätten sie 3 M. zu be- kommen, während man ihnear nur 2 M. geben null. Deshalb sagte man. es muß vorher das Verhältnis klargestellt sein, der Arbeiter mutz wissen, was er zu liefern hat und welchen Lohn er bekommt. Darüber Klarheit zu schaffen, sollte der Zweck des Lohnbuches sein. Es ist nun durch BundeSratsverordnun-g eingeführt, aber eS existiert mehr auf dem Papier als in Wirklichkeit. Im Bei- rat für Arveiterslatistik haben wir Erhebungen darüber angestellt, aber nicht einen einzigen Konfektionär gefunden, der ein vorschrifts- mäßiges Lohnbuch hat.(Hört! hört! bei dem Sozialdemokraten.) Hat der Arbeiter das Lohnbuch nicht in Händen, so ist sein Zweck verfehlt. Ter Unternehmer kann ja auch bei der Uebergabe der Arbeit vergessen Habens dein Arbeiter noch eine bestimmte Mit- teilung zu machen, und es ist leicht möglich daß er das noch ins Lohnbuch einträgt, wenn cs in seinen Händen bleibt, während der Arbeiter die Arbeit natürlich nur dem erhaltenen Auf» trage gemäß abliefert. Dann ist von Lohnstatistiken gesprochen. Wird sie auf Grund von Lohnbüchern getrieben, so wird sie vollkommener und richtiger sein. Das wäre gewiß kein Unglück. Es ist das ja auch nicht eine spezifische Arbeit von Gewerkichaften, sondern cs gibt auch Gewerbeinspektoren und auch sonst Gelehrte, die sich mit Lohnstatistike» befassen, um die sozialen Verhältnisse klar- zulegen. Wenn die Lohnbücher dazu benutzt würden, wäre das sicherlich kein Unglück. Aber ich gebe zu, der Zweck der Löhnbücher ist es nicht, daß mit ihrer Hilfe Statistik getrieben wird, sondern ihr Zweck ist, daß der Arbeiter bei der Uebernahme der Arbeit darüber klar ist, was für einen Lohn er erhält, und das kann er deutsche Seekabelnetz, Freitag Dr. Joachim v. Pfeil über Wirtschaft» liche Möglichkeiten und Aussichten in Marokko  . Der Deutsche  M onisten-B und veranstaltet am Mittwoch einen Vortragsabend über das Thema:Der Monismus und feine Ideale" im Blüthner« Saal, Lützowftraße 70. um 8 Uhr. Eine Klei ft- Feier wird am Sonntag, den 19. d. M.. abends 8'/z Uhr im Schiller-Saal. Charlottenburg  , ver- anstaltet. Theaterchronik. Zu den im NeuenKöniglichea Operntheater am Dienstag und vom Donnerstag bis Sonn» tag stattfindenden Gastspielen von Adolf Christian». Sophie W a ch n e r und Adele S a n d r o ck erhalten die Mitglieder der Gewerkschaften sowie der beiden Freien Volksbühnen Eintiittskarten zu bedeutend ermäßigten Preisen. Die BillettauS- gäbe findet von Sonntag, den 19, an n u r bei Paul Horich, Enge!- ufer 15. statt. Im ZirkuS Schumann geht am Freitag die letzte Aufführung der, O r e st t e" vor sich. Die Berliner   Theater find in eine Epoche der Unruhe und des Direkiionswechsels eingetreten. DaS Neue Operetten-Theater wird jetzt auch Charakter und Direktion wechseln. Rudolf Lothar   und Ernst W e l i s ch. der Regisseur des Reuen Schauipielhauses, übernehmen eS vom 1. September 1912 ab als. Komödienhaus'. Man wird selbstverständlich das moderne Lustspiel pflegen, das bekanntlich nicht existier«. Ein bloßes Vergiülgungs-Theater mehr! DaS Neue Operetien-Thearer wird in anderer Gestalt erhalten bleiben. Die Neue Sezession eröffnete ihre vierte Ausstellung am Sonnabend(Potsdamer Str. 122). Neben den Berlinern stellen auch Mnnchcner und Parisei auS. Neben den nach neuen Ge- swltungen(vom Naturalismus weg) ringenden, rein malerischen Tendenzen machen sich bloß dekorative Künste und schlechtweg Un- faßbar-WirreS geltend. Verbotenes Drama. Karl Böttchers soziales Drama.Ausgewiesen!', das zur Zeit des A't-7nahmegeseveS spielt, früher jahrelang wegen angeblicher. Gefährdung der öffent- lichen Ordnung" polizeilich v»'rboten war, dann aber freigegeben wurde, wurde neuerdings in Krefeld   verboten. Di« Bevölkerung Italiens   betrug nach der provisorischen Ermittelung der am 10. Juni borgenommenen Volks- zählung 34 686 053(ohne die vorübergehend au» dem Königreich Abwesenden). Das bedeutet gegen die letzte Zählung vom 10. Februar 1901 eine Zunahme von 2 211 400, also 6,81 Proz. in 10 Jahren und 4 Monaten. Die Inbetriebnahme de» Panamakanals wird voraussichtlich wenigstens«in Jahr früher erfolgen, als man bisher angenommen. 1906 war als Datum der Vollendung von dem Internationalen Jngenieurverei» der 1. Januar 191b angesetzt worden.