sofort zahlbare» Teuerungszulage zu lindern. Er fordert weiter alle unteren Beamten zur Selbst- Hilfe auf und empfiehlt ausdrücklich die Bildung von Konsum- vereinen und Emlaussgenossenschaften. Der Erste Deutsche Unterbeamtentag erklärt ferner, dafi 1. eine gröfiere Einheitlichkeit in den Gehalts- und An- stelhmgSverhältnissen möglich und erwünscht ist; 2. einsprechend den verhältnismäßig höheren Mietspreisen für kleinere Wohnungen und dem wegen der durchschnittlich größeren Zahl der Familienmitglieder unbestreitbaren stärkeren WohnungSoedürfniS der unteren Beamten eine diesen Faktoren Rechnung tragende Besserung der Wohnungsgeldzuschüsie recht und billig erscheint; 3. im Hinblick auf die Verhältnisse der mittleren und höheren Beamtenkategorie», bei denen die Unknndbarkeit die Regel bildet, auch bei den unteren Beamten die gleichmäßige Anstellung auf Lebenszeit gerechtfertigt ist; ». das von den unteren Beamten geforderte LeistungSmaß an Dienststunden allgemein einer Verminderung bezw. grundsätzlichen Regelung bedarf, weil bei verschiedenen Verwaltungen eine über- große Anspannung der Kräfte verlangt wird, außerdem bei ein- zelnen Behörden besondere Bestimmungen über das im Höchstfalle zulässige LeistungSmaß noch nicht getroffen sind. Politische(leberkickt. Berlin , den 20. November 1911. Der Wahlkampf in Bayern . Wie telegraphisch aus München gemeldet wird, find die bayerischen LaildtagSwahlen auf den ö. Februar 1312, einen Montag. festgesetzt worden. Weshalb die Regierung einen so späten Termin gewählt hat, ist nicht recht verständlich, denn eS wird unter diesen Uinständen kaum möglich sein, das zweijährige Budget big zum 1. April unter Dach und Fach zu bringen. Wahrscheinlich hat eS sich als schwierig herausgestellt, neben den Wählerlisten für die ReichStagSwahl auch zugleich die für die LandtagSwahlen anzufertigen, oder man wollte verhüten, daß ganz kurz hinter einander die bayerischen Wähler zweimal und dreimal zu wählen hatten. Die Zentrumspartei hat sofort die Agitation mit Eifer auf- genommen. Sie hält überall Versammlungen ab und wirst eine Menge Flugblätter hinaus. Immer wieder behauptet sie, die Mehr- heit des bayerischen Volkes stehe geschlossen hinter ihr. Das ist nichts als Schwindel. Das Zentrum verdankte feine bisherige Machtstellung in Bayern nicht der Tatsache, daß die Mehrheit der Bevölkerung im Jahre 1907 schwarz gewählt hat, sondern den auf die Bedürfnisse des Zentrums zugeschnittenen Wahlrechtsbestimmungen, besonders der Bestimmung, daß die relative Mehrheit zum Gewähltsein genügt. Bei den Hauptwahlen 1907 wurden für Zentrumskandidaten insgesamt 354 999 Stimmen oder 44,19 Proz. aller abgegebenen Stimmen gezählt, für Liberale und Demokraten 193 999 Stimmen oder 24,93 Proz.. für Bündler und Konservative 192 799 oder 12,79 Proz., für die Sozialdemokratie 142 999 Stimmen oder 17,69 Proz. und für„Sonstige und parteilos' 6679 Stimmen oder 9,83 Proz. DaS Zentrum erlangte aber nnt seinen 44,19 Proz. Stimmen 98 von 163, d. i. 69,1 Proz. aller Mandate. ES hätte nach seiner Stinnnenzahl Anspruch auf nur 72 Mandate gehabt. Von den 26, die es zu viel erhalten hat, wurden entzogen: 14 den Liberalen, 9 den Sozialdemokraten, 2 den Bündlern. Ein Mandat wird als parteilos verzeichnet. Anträge auf Einführung des Proporzes auch für die Landtags- wählen sind vom Zentrum fietS höhnisch zurückgewiesen worden, obwohl eS diese Ergänzung des Wahlrechts überall da fordert und gutheißt, wo sie seinen Interessen dient und obwohl eS selbst den Proporz für die Gemeindewahlen in Bayern , sogar im porlamen- tarischen Eilschritt, zur Verabschiedung gebracht hat. Hier nützt er seiner Machtstellung, dort aber hätte er ihr geschadet. Mehr Dreadnoughts. Vor einigen Tagen forderte in der„Täglichen Rundschau' ein Kapitän zur See a. D. v. Pustan eine Novelle zum Floltengesetz, nach welcher an Stelle der alljährlich zu bauenden zwei Dreadnoughts deren drei auf Stapel gelegt werden sollen, bis zwanzig solcher Kreuzer vorhanden sind. Das schien ein Fühler zu sein. Jetzt bringt der„Berliner Lokal-Anzeiger' die nachstehende Notiz: „Den vom Flottenverein und neuerdings während der Be- sprechung des Marokko -Abkommens auch im Reichstage geäußerten Wünschen nach einer verstärkien Flottenrüstung steht die Reichs- niarineverwaltung, wie die„Militärpolitische Korrespondenz" wissen will, jetzt durchaus sympatisch gegenüber. Allerdings dürfte sie das Entgegenkommen kaum in der Einbringung einer neuen Flotten- Vorlage bekunden. Man ist in Marinekreisen der Meinung, daß sich diese Wünsche auch ohne neues Flottenprogramm erfüllen lassen und zwar auf verschiedene Arten. Welchen Weg man wählen wird, darüber sind die Erwägungen noch im Gange. Es kommt der Marineverwaltung in erster Linie daraus an, bei möglichst großer Effeklivwirkung der geplanten Maßregeln daS RcichSbudget so wenig wie möglich zu belasten.' Also eS werden auf alle Fälle neue Panzerkähne gebaut— mit oder ohne Novelle zum Flotiengesetz. Wie unsinnig ein solches Wettrüsten, das sich offensichtlich gegen England richtet, ist. zeigt die Tatsache, daß Sonnabend in Devonport der 24. englische Dreadnought vom Stapel gelassen wurde. Und dieser Koloß wurde erst am 16. Januar d. I. auf Stapel gelegt. Er wird bereits am 1. Januar 19l3 der Flotte einverleibt werden! Läge e» nicht nahe, mit einer Großmacht, die auf maritimem Gebiete nicht einzuholen ist, sich zu verbinden, anstatt gegen sie eine wahnwitzige Flottenrüstung zu inszenieren? Aber wir wissen, wer davon den Nutzen hat. Nur die Panzerplatten- und Geschützfabri- kanten, die Aktionäre der Werften und die sonstigen direkten und in- direkten Interessenten._ Landtagswahlprotcste in Elsaß-Lothringen . Nicht weniger als 16 Einsprüche auf 69 Wahlen sind in der vierzehntägigen Einspruchsfrist nach Beendigung der LandtagSwahlen bei dem mit der Entscheidung der Wahlanfechtungen beauftragten Senat des OberlandeSgerichtS in Colmar i. E- eingelaufen. Die Mehrzahl dieser Proteste richtet sich gegen die Wahl von Zentrums- kandidaten unter unzulässigen Eingriffs der Geistlich- keit, MißbrauchS der Kanzel für die Zwecke der Zentrums- Politik, ja Inanspruchnahme der K i r ch e n g l o ck e n. um den Be- ginn von Zentrumswahlversammlungen anzukündigen usw. Ver- schicdentlich stellten sich am Wahllage Geistliche in Wahllokalen oder vor denselben aus, um im AmtSkleid die Stimmzettelverteilung zu- gnnitcn der Zentrumskandidaten zu beeinflussen, sozialdemokratische Sttmmzettelverteiler zu beleidigen oder durch Schulkinder beleidigen zu laffen und dergleichen mehr. So spazierte in einem Dorfe des Wahlkreises HabSheim-Landier der OnSgeistliche auf der Straße vor dem Wahllokal hin und her und feuerte eine Schar Schulknaben dazu an. den sozialdemostatiswen StimmzettelauSteiler fortwährend zu beschimpfen, dem Wähler, der einen sozialdemokratischen Stimmzettel abnahm, diesen abzuverlangen und den Zettel, wenn sie ihn erlangen konnten, dann unter Gejohle zu zerreißen, zu zertreten oder zu verbrennen. In einem anderen Orte dieses Kreises verkündete der Pfarrer den Gläubigen kurzer- Hand:»Wer den sozialdemokratischen Kandidaten wählt, kommt in die Hölle!' Die Schulkinder wurdm massenhaft von den Geistlichen zur Verteilung von Zentrums- flugblättern mit den niedrigsten persönlichen Beschimpfungen und Verleumdungen der sozialdemokratischen Gegenkandidaten benutzt, so auch im Wahlkreise Miilhausen-Land zugunsten des jungen Spahn, der jetzt nach seiner Wahlniederlage den StaatSarbeitern und Beamten verbieten will, sozialdemokratisch zu wählen, der aber als Kandidat in allen Wäblerversammlungen mit einer Leibgarde von Geistlichen in der Soutane erschien und auch nichts dagegen einzu- wenden hatte, daß klerikale Bürgermeister als Wahlvorsteher selbst Arbeiter zur Wahl nicht zuließen, die in der Wählerliste standen, unter dem Vorwande, daß diese Leute drei Jahre in der Gemeinde wohnen müßten, während das Gesetz in Wirklich- keit nur den einjährigen Wohnsitz in der Gemeinde verlangt. Da eS dein sozialdemokratischen Gegenkandidaten Spahns gelang, den Wahlkommissar des Kreises Mülhausen , Regiernngsrat Lieber- mann, zu einem Zirkular an die Bürgermeister des Kreises behufs Abstellung solch gesetzwidriger Uebergriffe für den Rachwahltag zu veranlassen, werden die zwei persönlichen Vorstellungen des sozialdemokratischen Kandidaten zu diesem Zwecke beim Wahlkommissar jetzt in der Zentrumspresse als Beweis dafür angeführt, daß „sozialistische Hofgänger' den„Lauf zum Regie- rungSrat praktizieren' usw.— ES muß erwartet werden, daß der zuständige Senat des Oberlandesgerichts in Colmar bei Prüfung der Wahleinsprüche den Pfaffen, die sich zugunsten des alleinseligmachenden Zentrums alle denkbaren Uebergriffe erlauben, während dem politischen Gegner nicht einmal mehr das Recht der Beschwerde darüber zustehen soll, den Kopf wieder ein wenig zurechtsetzt. Werden nicht auf Grund des festgestellten geistlichen Amtsmißbrauchs ein paar ZenlrumSmandute, die nur dieser unzulässigen Wahl- beeinflusiung zu verdanken sind, kassiert, so treibt es die himmlische Gendarmerie bei den n ä ch st e n Wahlen mit vollem Rechte noch weit schlimmer!_ Landtagsnachwahl in Breslau . Durch einen Gewaltakt der blau-schwarzen Mehrheit deS preußischen Landtages wurde bekanntlich daS Mandat deS fortschrittlichen Abgeordneten Dr. E h le r S- Breslau für ungültig erklärt. Am Montag fand die Ersatzwahl statt, wobei die Reaktionäre einen wohlverdienten Reinfall erlitten. Es wurden abgegeben in der Hauptwahl für Lobe sSoz.) 379, Ehlers(lib.) 596, Vogel(kler.-kons.) 789 Stimmen. In der Stich- wähl erhielt Ehlers 872. Vogel 778 Stimmen. Bei der vorigen Wahl betrug die Mehrheit der liberal-sozialdemokratischen Wahlmänner 15, bei der diesmaligen 94 Stimmen.— Ehlers ist somit gewählt. Nationalliberale Wahlmätzchen. Die Fraktion Drehscheibe hat den Ehrgeiz, in der Anwendung wahltaktischer Kniffe nicht hinter den Zentrumsjesuiten zurückzustehen- So wie diese schickt sie verschiedene ihrer Mitglieder aus, die sie nach allen politischen Richtungen reden läßt, um bei allen politischen Ausfassungen und Strömungen sich anzubiedern und Geschäfte zu machen. Jeder dieser politischen Bauernfänger ist also in der Lage. den„Standpunkt" der nationalliberalen Partei seinem Publikum entsprechend darzustellen. Nach diesem Rezept verfährt jetzt auch der nationatliberale Reichstagsabgeordnete Dr. Weber-Löbau. der in den Leipziger „Neuesten Nachrichten' einen Artikel:„Zum national- liberalen Parteitag' verbricht und darin folgende Leimrute für den „steiheitlich gesinnten' Demokratenspießer legt: Allüberall in den Gemeinden und in den Landtagen ist ein Anwachsen der sozialdemokratischen Wählerstimmen, ein starkes Ein- rücken ihrer Venreter in die einzelnen Gremien zu konstatieren. und das wird nicht eher anders werden, als bis nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich die Gleichberechtigung aller Bürger im Reiche durchgeführt und allen ReichSaiigchörigen ohne Rücksicht auf Geburt und Verniögen die Bahn zur Höhe steigemacht ist. Gewiß kann man den Terrorismus der Sozialdemokratie, ihre alles verhetzende Tätigkeit auf'daS schärfste bekämpfen, und daS wird auch für die Folge zu geschehen haben, aber aus der anderen Seite muß man sich nicht scheuen, die Axt an die Wurzel des Uebels zu legen und ehrlich die Mängel in der Gesetzgebung und Verwaltung zu beseitigen, die immer aufs neue dem Radikalismus den Wind für feine Segel zuführt. Dazu gebrauchen wir Männer, vie un- abhängig und stei, ihrer Ueberzeugung entsprechend, ihren Weg vorangehen und die. ohne Rücksicht nach oben oder unten, ihre Meinung äußern und vertreten. Diese in das Parlament zu cnt- senden, ist Pflicht und Aufgabe der Wähler. Jeder politisch Kundige lacht natürlich über die nationalliberalen Tiraden; aber wie es noch immer dem Zentrum gelingt, große Massen der Arbeiter mit leeren Phrasen einzuseifen, so rechnet auch die nationalliberale Partei darauf, mit solchen freiheitlich angestrichenen Wahlmätzchen den demokratisch angehauchten Mittelbürger dort ein- zusangen, wo der Nationalliberale einem Sozialdemokraten gegen- übersteht._ Hardenscher Hofklatsch. AIS guter Geschäftsmann hat Herr Maximilian Haiden die Er- regung der letzten Tage benutzt, um wieder eine seiner SensationS- Versammlungen abzuhalten. Er trug ihr den ihm von allerlei uniformierten und nichtuniformierten Lakaien vom Hof und auS den Ministerien zugetragenen politischen Hintertreppenllatsch vor. Die „Deutsche Tageszeitung' berichtet darüber unter dem Titel„DaS be- logene deutsche Volk": „Er<Harden> erklärte, das bekannte Telegrainm, daS den im Reichstage anwesenden Kanzler zum Diner nach Potsdam einlud, fei bereits eine kaiserliche Gnadendeinonstration gegen den Kronprinzen gewesen. Das Auswärtige Amt in der Wilhelmstraße habe dem Kaiser telephonisch über die blamable Niederlage Belhmann HollwegS nichts gesagt, wohl aber habe man ihn davon berichtet/ daß der Thronfolger in der Hofloge säße und gegen den Kanzler demonstriere. Auch davon, daß ein sozialdemokratischer Antrag beabsichtigt sei, der Reichstagspräsident möge den jungen Offizier, der auf der Tribüne durch sein leb- hasteS Benehmen die Verhandlungen fortwährend störe, e n t- fernen. Daraufhin habe der Kaiser sofort die telegraphische Einladung an den Kanzler gesandt. Ferner erklärte Harden, er glaube, Belege dafür zu haben, daß trotzdem der Kaiser innerlich gegen Beth mann HollwegS Kolonialpolitik sei. Drittens verbürgte Harden sich dafür, daß die Abtretung des jetzt erhaltenen KongoteilcS bereits Wochen vor Agadir eine mit Frankreich fest abgemachte Tatsache gewesen sei.' Was Harden, der„Konzertpatriot". wie ihn der„SimplicissimuS' in seiner neuesten Nummer nennt, über einen sozialdemokratischen Antrag erzählt, ist U n s i n n. ES ist in der sozialdemokratischen Fraktion niemanden eingefallen, beim Präsidenten die Exmission deö erregten Herrn in der Husaremmiforin aus der Hofloge zu bean- tragen. Ein solcher Antrag wäre auch geschäftSorduungsinäßig kaum möglich, denn eS ist lediglich Sache des Präsidenten, die Ordnung ini Hause aufrecht zu erbalten. Diese Ordnung ist aber durch den Kronprinzen nicht gestört worden. Am allerwenigsten fühlen sich die Sozialdemokraten durch einen jungen, applaudierenden Punzen beeinflußt oder gestört. Junggescllcnstencr in Mecklenburg . _ Der mecklenburgische Landtag nahm heute bei Beratung des Steuergesetzentwurfes den Antrag aus Einführung einer Junggesellen- steuer an. Es sollen unverheiratete über 39 Jahre alte Männer um 25 Proz. höhere Steuern als verheiratete zahlen, wenn sie nicht jür Familienangehörige, die mit ihnen zufammenwohnen. gesetzlich zu sorgen haben. Oefttn'ddn Gegen die Konsumvereine. Die österreichische Regierung hat dem Wgcordneienhaus den Entwurf eines Genossenschaftsgesetzes vorgelegt, der zwar die bis- her unmöglich gewesene Umwandlung der Genossenschaften mit unbeschränkter Haftung in solche m. b. H., die Zusammensetzung der Generalversammlungen durch Delegierte gestattet und die Mit- glieder im Falle des Konkurses vor Vermögenskonsiskation durch die Gläubiger der Genossenschaft schützt, aber auf der anderen Seite den Konsumvereinen schweren Schaden zuzufügen geeignet ist. Es soll wenigstens ein Zehntel des Geschäftsanteils sofort beim Beitritt eingezahlt werden, den Konsumvereinen wird die Errichtung von Zweigniederlassungen verboten und Fabriken sollen sie nur in örtlicher Nähe ihres Sitzes errichten dürfen. An NichtMitglieder darf nicht mehr verkaust werden, sonst tritt Bestrafung ein, und das Spareinlagengeschäft der Konsumvereine wird derartig eingeschränkt, daß es geradezu ein Zutreiben der Sparer an die privat- oder staatskapitalistischen Sparkassen be- deutet. Endlich soll noch— wie demokratisch doch die Herrschenden immer werden, wenn es gegen das Volk geht— jeder einzelne Genossenschafter das Recht erhalten, auf Nichtigkeit der General- Versammlungsbeschlüsse zu klagen und die(gelben nationalen) Minderheiten sollen durch eine Vertretung im Vorstand die Mög- lichkeit zum Stänkern und zur Schädigung der genossenschaftlichen Aktionen erhalten. Bei der agrarisch-zünftlerisch-arbciterfeindlichen Mehrheit des Parlaments bedeutet die Einbringung dieses Ent- Wurfes schon einen schweren Angriff auf die Konsumgenossen- schaften. So kämpft das neue Kabinett Stürgkh gegen die Teucrungl frankreicb. Die Arsenalarbeiter. Paris . 19. November. Wie aus Lorient gemeldet wird, haben die Führer des Syndikats der Arfcnalarbeiter erklärt, daß es sehr ernste Folgen haben werde, falls die Regierung wirklich Strafmaßnahmen ergreifen wolle, weil an Bord des Panzer- kreuzers„Courbet " eine rote Fahne gehißt und die Jnter- nationale gesungen wurde. Die Arbeit ist von den Ar- beitern yur unter der Bedingung wiederaufgenommen worden, daß niemand bestraft werden würde.— Ein Arsenalarbeiter ist wegen Sabotage verhaftet worden. England, Die Debatte um die auswärtige Politik. London , 29. November. Unterhaus. Der Abgeordnete B a r i n g (Unionist) fragte, wann Sir Edward G r e y die versprochene Er- klärung abgeben werde, und ob Premierminister A S q u i t h dem Haufe die Zusicherung geben wolle, daß eine Gelegenheit zu einer ausreichenden Debatte über diese Erklärung ge- währt werden würde. Der Premierminister erwiderte, die Regierung habe mehr alS einmal erklärt, daß sie eifrig darauf bedacht fei, möglich st bald eine Gelegenheit für eins Debatte über die auswärtigen Angelegenheiten zu bieten. Die Regierung habe gedacht, eS möchte besser fein zu warten, bis das Marokkoabkommcn in der französischen Kammer verhandelt worden sei.„Ob die» im Laufe dieser Woche geschehen wird', fügte der Premierminister hinzu,„weiß ich nicht, wenn mir auch mit- geteilt worden ist, daß eS nicht wahrscheinlich ist'. Die Regierung ist der Ansicht, daß unter diesen Umständen die Erklärung und die Debatte über die auswärtige Politik im Unterhause nicht länger verschoben werden sollten, und hat Montag, den 27. d. M. für diesen Zweck bestimmt. Sir Edward Grey wird die Debatte mit einer Erklärung eröffnen. pernetu Russische Truppenbewegungen. Teheran , 19. November. Salar ed Dauleh, der wieder zur Offensive übergegangen ist, ist in einem fünf- stündigen Gefecht bei Burudjird geschlagen worden. Seine Verluste sollen öOO, die der RegierungStruppen 50 Mann be- tragen. Der frühere Schah ist nach mehrfachen erfolglosen Ver- suchen, in Asterabad einzudringen, wieder nach Komeschtepe zurückgekehrt. Zweihundert russische Kosaken be- finden sich auf dem Marsche nach Asterabad. Der Regent hat den früheren Premierminister überredet, die Bildung eines neuen Kabinetts zu übernehmen. Das zweite kaukasische Schützenbatalllon ist nach T ä b r i s abmarschiert zur Ablösung des dort befind- lichen ersten Bataillons. Amerika. Ein Attentat. San Domingo , 29. November. Der Präsident der Dominikanischen Republik ist ermordet worden. Huq Indiiftrie und Kandel . Nrauereigewiuue. Der Aufsichtsrat derPatzenhofer Brauerei beschloß in seiner heutigen Sitzung, der Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 14 Proz.(im Vorjahr 12 Proz.) bei Abschreibungen in Höhe von 1 264 979,77 M.(im Vorjahr 1 141 483,23 M.) und einem Vortrag auf neue Rechnung von 89 764.69 M.(im Vorjahr 79359,98 M.) vorzuschlagen. Die Divideudenergebniffe im Kohlenbergbau waren im ab- gelaufenen Geschäftsjahr im allgemeinen besser als im Vorjahre. In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben insgesamt 7i Aktiengesellschaften des Kohlenbergbaues ihre Bilanzen für das letzte Betriebsjahr so veröffentlicht, daß ein Vergleich der Dividende in den letzten beiden Jahren möglich ist. Diese Gesellschaften er- höhten im abgelaufenen Geschäftsjahr ihr Aklienkapital von 424.17 auf 437,99 Millionen Mark. Die gesamte Dividendensuinme stieg von 43,36 auf 45,77 Millionen Mark. In Prozenten des Nominal- kapital« ergibt sich eine Zunahine von 19,2 auf 19,4 Proz. Am günstigsten waren die Geschäftsresultate im Steinkohlen- b e r g b a». Bei 32 Aktiengesellschaften, die ein Grundkapital von 277,88 Millionen Mark repräsentierten, stieg die Durchschnittsdividende von 19,3 auf 19,8 Proz. Für 39 Braunkohlenbergwerks mit 169,92 Millionen Mark Kapital ergibt sich eine Abnahme des durch- schnittlichen DividendenerirageS von l9.9 auf 9,9 Proz. Bei 73 Kohlen- bergwerken läßt sich die Bewegung der Abschreibungen in den letzten beiden Jahren verfolgen. Diese Gesellschaften brachten für daS Jahr 1919 bezw. 19l9/11 bei 495,92 Millionen Mark Aktienkapital ms- gesamt 34.69 Millionen Mark zur Abschreibung. Im Vorjahr stellte sich die Summe der Abschreibungen aus 33,34 Millionen Mark. Die Besserung der Geschäftsresultate, die schon in der Zunahme der Dividende zum Ausdruck kommt, zeigt sich auch in der Bewegung von Reingewinn und Berlusten. Bei 78 Gesellschaften gestalteten sich die Ergebnisse in den letzten beiden Geschäftsjahren wie folgt: Zahl der Aktienkapital Gewinn bez. Verlust ■0"'" Gesellschaften in Millionen Mark iom/ia 71 413,14+ 57,22 1009/10 7 21,62- 1,39 19l0'li 426,86+ 59,65 1910,14 6 21.64— 1,59 Danach ist der Reingewimniberschuß von 65,83 auf 58,97 Millionen Mark gestiegen. In Prozenten deS gesamten Aktien» lapitalS ergibt sich eine Zunahme von 12,81 auf 12,95 Prozent.
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