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Nr. 273. 28. IahrMz. 1. KilM des Lmälls" Kerlim AldsdlM Dienstag, 21. November l9U. Em der Partei. Der Protest gegeu den Krieg. In Wien fand Ende voriger Woche eine imposante Protestversammlung gegen den italienisch-türkischen Krieg statt. Es sprachen Genosse Pernerstorser und Genosse Daszynski , ferner der italienische Genosse Oliv a und für das türkische und armenische Proletariat Genosse Michael Varandian. Die Versammlung war eine mächtige Manifestation für die Zivilisation und die Kultur gegen die Barbarei und die Bestialität, für die Solidarität der Proletarier aller Länder gegen die Mordgier der Beherrscher der Welt des Kapitalismus . In den glänzenden Reden wurde dargetan, dah sich der Kapitalismus mit der Kolonialpolitik selbst das Grab schaufelt und daß. je wütender die Profitjäger durch die Welt rasen, desto früher auch ihre auf bestialische Gewalt aufgebaute Herr- schast gestürzt werden wird. Angehörige verschiedener Nationen haben in der Versammlung gesprochen, darunter auch ein Bürger der Türkei , und sie alle waren Anwalte des einen großen Gedankens. Eine entsprechende Resolution wurde einstimmig an- genommen. Eine überfüllte Versammlung beschäftigte sich in Hanau a. M. mit dem italienischen Abenteuer in Tripolis und protestierte in schärfster Weise gegen den Krieg. Kommniialwahlfirg. Bei den Stadtverordnetenwahlen in K ö n i g S b e r g i. Pr. ge-> lang es unseren Genossen, mit großer Mehrheit im ersten, dritten, vierten und sechsten Wahlbezirk zehn Mandate zu erobern. Im zweiten Wahlbezirk konnten sich die Liberalen nur mit 24 Stimmen Mehrheit behaupten. Bei der Stadtverordnetenwahl in F ü r st e n w a l d e a. d. Spree wurden am Sonntag die sieben sozialdemokratischen Kandidaten mit etwa 1050 Stimmen gegen ungefähr 1L0 gegnerische Stimmen gewählt. Unsere Genossen haben nunmehr alle 12 Sitze der dritten Abteilung im Stadtparlament inne. Nach dreitägigem heißen Wablkampf, in welchem die vereinigten Gegner unter Anwendung des schärfsten Terrors die verzweifeltesten Anstrengungen machten, uns niederzuringen, siegten in H a n a u a. M. die sozialdemokratischen Stadtverordnetenkandidaten Beyer, Daßbach, Diesmann und Henzen mit 34 Stimmen Mehrheit, ebenso im ein- gemeindeten Stadtteil Kesselstadt unser Genosse Stephan mit b9 Stimmen Majorität. In Evind, einem Borort von Dortmund , siegten unsere Ge- nassen bei der Gemeindevertreterwahl über die vereinigten Gegner Zechenpartei, Zentrum und Polen . Wir erhielten 644 Stimmen, die Gegner 411. Zur Wahl standen zwei Mandate, von denen uns eins schon gehörte, das zweite neu erobert wurde. Ebenfalls siegten unsere Genossen in Hestedde mit großer Mehrheit über Zentrum und Liberale. Einen weiteren Wahlsieg erfochten unsere Genossen in D e l l w i g- H o l t e. In Massen siegte die Sozialdemokratie mit 229 Stimmen über die Zechenpartei, die 147 Stimmen erhielt. 8o2iaieg. Jugendbewegung. - ljf.B» Der verbotene Goethe. In �riedriSsfelde bei Berlin sollte bei einer festlichen Veranstaltung der Arbeiterjugend Herr Julius Bab einen Vortrag über Goethe halten. Aber die Behörde konnte ein solch frevelhaftes Beginnen nicht zulassen. ES wurde vom Redner ein Unter- r i ch t s s ch e i n verlangt, nach einer alten Bestimmung von 1334. Der Vortrag wurde verboten, Rezitation und Gelang wurden gnädigst gestatter. Aber bei den Rezitationen auö GoetheS Werken wurde von den überwachenden Beamten nachgeblättert und genau verfolgt, ob auch Wort für Wort stinune und nichts hinzugesetzt werde. Wie wäre es denn, wenn die preußische Regierung ein Gesetz erließe, da« der Arbeiterjugend jede Beschäftigung mit den deutsche» Klassikern bei scharfer Strafe verböle? Mit ihrer Nadelstiwpolitik kommt sie ja doch nickt weit. Die Arbeiterjugend läßt sich von den Schikanen der borussiichen Bureaukralie nicht ins Bockshorn jagen. kleines feuiUeron. Kleistworte..Die größten Wunder militärischer Disziplin, die der Gegenstand des Erstaunens aller Kenner waren, wurden der Gegenstand meiner herzlichsten Verachtung; die Offiziere hielt ich für so viele Ezerziermeister. die Soldaten für so viele Sklaven, und wenn das ganze Regiment seine Künste machte, schien eS mir als ein lebendiges Monument der Tyrannei." .Ick verackte den ganzen Bettel von Adel und Stand, zu dem cS jdas Amt) verhelfen kann." .Wenn er(der König ) meiner nicht bedarf, so bedarf ich seiner noch weit weniger. Denn mir möchte cS nicht schwer fallen, eine» anderen König zu finden, ihm aber, sich andere Untertanen auf- zusucken." .Am Hofe teilt man die Meiischen ein wie ehemals die Chemiker die Meialle, nämlich in solche, die sich dehnen und strecken lasten, und in solche, die dies nickt tun. Die ersten werden dann fleißig mit dem Hammer der Willkür gestopft, die andern aber, wie die Halbmctalle als unbrauchbar verworfen." Müuchener Kuustkneipeit. Unter den Münchener Kunstkneipcn ist der.SereniisimuS", eine Kolonie aus Preußisch- Berlin . Kopf an Kopf, wenig Einheimische, aber norddeutsche.Ausländer" füllen die abgeiremiten Stuben. Wir lehnen uns an die rote Rupsenwmid. an der durcheinander Kirlkaluren und Köpfe hängen. Hinter der Wand steht da« Klavier. Einer spielt einen neuen Walzer und versuckl in die Flachheit dieses Dinges mufikaliiche Gedanken hineinzulegen, die stören. Eine französische Sängerin singt ihre Nummern, asthmatische Leidenschaft keucht durch die Töne. Gemeine, witzlose Schmarren kommen an unser Obr. ES finoet sich kein Temperament, das etwa PoliliickeS in Witz und Ironie zu bespiegeln vermag, zur Pointe verschärfte. In Unterhosen und Krawatten, Schürzcnbänder» und Busen verlvüblt sich der Spaß. Dankbare Leute freuen sich darüber. Der radierte Kinderlcib an der roten Wand räkelt sich tiefer in die Sofaweiche hinein. Der Dunst der Menschen. Zigarren und Getränke verwebt sick dichter. Da ertönt lautes Klatschen, Schreien. Eine tiefe, weiche Stimme beginnt zu singen, munter, rein und dunkel, sie stößt sich nicht, gleitet sicher, alle Menschen erquickend, da- hin. Man erhebt sich von den Slühlen, drängt sich zur Wand, hinter der die Künstlerin sieht. ES wird getuschelt, denn der lange, dünne Man» am Klavier, mit den abstehenden Ohren, dem rotblonden, scharfen, preußischen Burcaukralenkopf. das ist der Ministersohn, der zur Bohöme.herabgesunlen" ist. Diese schlichte Sängerin ist seine Frau. Ihre Stimme ist mcht groß, viel größer ist gesunde Natürlichkeit und Talent an ihr. Wäre sie weniger begabt, sie würde zum Star. Da schlägt sie die Hände ineinander, ihr Körper tanzt und wiegt sich in dem engen schwarzen, einfachen Rock und der Bluse. Der am Klavier begleitet leiS und singt die zweite Stimme. Die schwache Vertragsbrüchige Modelle? DaS Artistenpaar, Geschwister Otto, sind mit dem Phitographen R. Smukalski, Inhaber desBera"-Atelier für photographische Kunst, einen Vertrag eingegangen, wonach sie gegen je 125 M. Monatslohn die Verpflichtung übernahmen, für dezente Photo- graphische Aufnahmen Modell zu stehen. Vom Berkauf ihrer Bilder sollten sie 2 Proz. Provision erhalten. Im Vertrage war bestimmt, daß sich die Geschwister Otto während der Dauer des Vertrages von keinem anderen Photographen, insbesondere nicht von einem Konkurrenzunternehmen, photographieren lassen dürfen, widrigen- falls sie eine Vertragsstrafe von 500 M. verwirkt haben. Dieser Vertrag wurde nun einseitig von S. gelöst, nachdem er die Ersah- rung gemacht hatte, daß die Aufnahmen, die er zunächst von einer der berden Modelldamen machte, keinen Absatz fanden. Die Repro- duktionsanstalten lehnten den Kauf mit der Motivierung ab, daß es ein schon altes Modell sei, ein Kunde legte sogar einige Serien mit demselben Kopfe vor. Die Geschwister Otto ließen sich jedoch die fristlose Lösung des Vertrages nicht gefallen und wandten sich rechtsuchend an das Gewerbe- grricht, vor dein gestern der Rechtsstreit zur Verhandlung kam. Hier wendete der Beklagte Vertragsbruch der Klägerinnen ein. der da- durch begangen sei, daß sich dieselben dem Vertrage zuwider ander- weitig haben photographieren lassen. Die Klügerinnen bestritten, daß dies während der Vcrtragszeit geschehen sei. Sie haben sich Anfang Mai photographieren lassen, also vor dem erst im September geschlossenen Vertrag mit dem Beklagten. Der Beklagte hatte einige seiner Konkurrenten als Zeugen aufgeboten, um den Vertragsbruch der Klägerinnen zu beweisen. Der Beweis mißlang ihm jedoch völlig. Nun machte er eine neue Einrede geltend. Er erblicke einen Vertragsbruch der Klägerinnen darin, daß diese, nachdem er sie entlassen hatte, sich nicht hier in Berlin zu seiner Verfügung ge- halten haben, sondern zu ihren Eltern nach Stettin gereist waren. Die Klägerinnen legten dar, daß diese Reise unter dem Druck der mißlichen Verhältnisse, in die sie durch die fristlose Lösung des Vertrages durch den Beklagten geraten waren, unumgänglich war. Das Gericht sprach den Klägerinnen die geforderte Entschädigung von je 125 M. zu, desgleichen für die vom Beklagten photographierte Klägerin 20 M. Provision nebst der durch die Terminswahrnehmung entstandenen Reisekosten von 9,40 M. Simulantenkoller. Die Verdächtigung der Arbeiter als Simulanten ist bei ein- zelnen Aerzten geradezu zur fixen Idee ausgeartet. Man kann bei ihnen sagen:.Alles, was ich nicht definieren kann, sehe ich als Simulation an." Einen geradezu skandalösen Fall übertriebener Simnlantenschnüffelei wollen wir in nachfolgendem schildern. Der Arbeiter Ferd. M. in Pilgramsreuth suchte am 15. Juni dieses Jahres den Kassenarzt Dr. G. in R. auf und bat um einen Krankenschein. Seine Klagen dem Arzt gegenüber warenAppetit- losigkeit" undkreuzschmerzcu". Der Arzt Dr. G. teilt darauf der Betriebskrankenkasse der Firma B. H. in W. mit: Der sich heute krankmeldende Ferd. M. aus P. leidet an Kreuzschmerzen und Appetitlosigkeit. Unfallanzeige ist nicht zu erstatten. Die Aufnahme in? Distriktskrankenhaus ist nicht nötig. Die Krankheit dauert bot aus sichtlich Tage. K..... 15. Juni 1911. M. übertreibt stark» ist nicht als arbeitsunfähig zu bc- trachten. Dr. G..." So Herr Dr. G. Am 16. Juni mußte M. indessen, da sich sein Zustand sehr verschlimmert hatte, in das Krankenhaus aufgenommen werden. Die Krankheit machte so rapid? Fortschritte, daß M. am 19. Juni verstarb. Dr. G.. der amtierende Betriebskrankenkassen- arzt, muß vom Simulantenkollcr befallen sein. Hätte er den Klagen des Arbeiters Gehör geschenkt, dann hätte er wohl die Krankheit festzustellen vermocht. Und vielleicht wäre das Leben des M. zu retten gewesen. Indessen, was interessiert die Er- zählung des Arbeiters den Herrn Dw. G. Seine Meinung ist fertig, der Mannübertreibt stark". Vielleicht ist M. gar an der starken Uebertreibung zugrunde gegangen? Die Angehörigen des M. stellten bei der Staatsanwaltschaft in H. gegen Dr. G Strafantrag wegen fahrlässiger Tötung. Leider hat die Staats anwaltschaft ein Verfahren gegen Dr. G. abgelehnt, da die Er> Mitteilungen ergeben haben, daß den Dr. G. ein strafbarer Voo wurf nicht trifft. Der Bescheid ist außerordentlich zu bedauern. Hätte ein Kur- Pfuscher so wie der Kassenarzt gehandelt, so wäre mit Recht gegen Nachdichtung der Heineschen Grenadiere wird verziehe», denn die Töne deS Weibes erfüllten den rauschenden Oualm um Mitternacht mit Kunst. Alle genießen ergriffen. Wie revolutionär daS klingt: Allans, oukauts, äs la patrie... Der preußische Ministersohn Joachim Delbrück singt mit seiner Frau, der Bretllkünstlerin.... Der Schwiegerpapa Staatssekretär schafft nicht solche Freuden!... Die lebten Maoris . Die Regierung von Neuseeland , die schon so viele sortichriltliche Reformen durchgeführt, hat vermöge ihrer vorzüglichen Anordnungen auch die schwere Ausgabe gelöst, die von der Gefahr deS AussterbenS bedrohten Ureinwohner des Archipels. die Rasse der Maoris, vor dem Untergange zu bewahren. Ueber diesen wichtigen Erfolg, der eigentlich zum erstenmal einer primitiven Rasse ein neues, zukunstsreicheS Leben in zivilisierten Formen erschließt, berichtet V. Forbin in derNature". DaS Schicksal der Maoris schien bereits besiegelt. Die Urbevölkerung zählte um 1825, alS die ersten europäischen Kolonisten eintrafen. gegen 100 000 Seelen, die sich in inneren Kriegen aufrieben. Di« mit der Religion ü> engem Zusammenhang stehende Menschenfrefferei forderte zahllose Opfer, und dazu kam noch der energische Kampf, den die Maoris, diese höchststehende Rasse der großen polynesischen Völkerfamilie, gegen die Fremden eröffneten. Als 1870 ihre Unterwerfung Vollendel war, wületen der SlkoholismuS und Krankheiten, die von den Weißen eingeschleppt waren, unter ihren Reihen. Die erste Volkszählung, die 1374 durchgeführt wurde, ergab, daß nur»och 45 470 Seelen vorbanden waren. Und nun ging es von Jahr zu Jahr bergab. 1896 belief sich die Zahl der Maoris nur noch auf 39 854. Da aber setzten die energische» Maßnahmen der neuseeländischen Regierung ein, und sie waren von einem überraschenden Erfolge gekrönt. Seit dem Jahre 1900 hat die Bevölkerung in stetiger Weise zugenommen und belauft sich heule auf 50 000, hat also etwa den Stand von 1870 wieder erreicht. Dieser Aufschwung ist um so höher anzuschlagen, als die anderen polynesischen Rassen mit Ausnahme der Neulaledonier einer raschen Vernichtung entgegengehen. Die Neuseeländer , die zum größten Teil schottischen Ursprungs sind, haben keine Mühe gescheut, mn die Ureinwohner zu ihrer Kultur emporzuheben. Sie sorglen dafür, daß die Maoris m ihren alten Lebensformen weiter existieren konnten, erkannten aus- drücklich ihre Selbständigkeit an, staileten sie mit dem Wahlrecht aus und räumten ihnen vier Sitze im Parlament der Kolonie ein. So war denn der Abgrund, der während der Kämpfe zwischen Ein­wanderern und Urbewohnern sich aufgetan hatte, allmählich über« brückt, ja völlig ausgefüllt. Die Schulen bevölkerien sich mit Ein« geborenen; die Maoris lernten ihre gesuiidheilSschädlichen Sitten aufgebe». So assimilieren sich denn allmählich die Maoris der neuen Kultur; viel« von ihnen haben die Universität besucht, und die Söhne von Kannibalen haben RegiernngSämter inne und wirken im Dienste der Zivilisalion. ihn ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Hat ein Arzt weniger zu vertreten als ein Kurpfuscher? Soll der Simulantenkoller etwa den Arzt cutschuldigen? Ist es nicht eine fahrlässig verschuldete Unkenntnis eines Arztes, die schtoere Krank; heit eines Arbeiters nicht zu erkennen und Heilbehandlung dura? Simulationsverdächtigungen zu ersetzen? Dringend zu wünschen wäre, daß gegen den ablehnenden Bescheid bis in die höchste In- stanz Beschwerde eingelegt wird. Oder sollte die ärztliche Wissenschaft nicht mehr feststellen können, daß die grobe Fahrlässigkeit des Arztes, das Unterlassen rechtzeitiger Unterbringung in einem Krankenhause, den Tod b?- schleunigt hat? Ist die ärztliche Kunst so rückständig, weil das Opfer äztlichen Simulantenkollers ein Arbeiter war?. Gerichts-Leitung. Fällt ein Obrrschweizer unter das Ausnahmegesetz gegen Gesinde? Das Gesetz vom 24. April 1854 betreffend die Verletzung.der Dienstpflichten des Gesindes und der ländlichen Arbeiter sollte der Oberschweizer Witte übertreten haben. Er war bei einem Ritter- gutSbesitzer in der Gegend von Königsberg i. Pr. angestellt uno bezog außer Deputat und Wohnung auch Geldentschädigung. Ihm unterstand die ganze Milchwirtschast des Gutes und er hatte mehrere Schweizer unter sich. Es mißfiel dem Gutsbesitzer, daß er sich auf große offene Milchkannen setzte. Der Gutsbesitzer untersagte ihm daS mehrmals. Als es doch wieder vorkam, stellte der Dienstherr gemäß Z 1 deS genannten Gesetzes Strafantrag wegen hartnäckigen Ungehorsams. Das Landgericht Königevc-q als Berufungsinstanz verurteilte auch W. zu einer Geldstrott, indem er davon ausging, daß er unter die Personen dr- 8 2a des Gesetzes falle. Danach finden die Bestimmungen des 8 1 auch Anwendung auf das Verhältnis zwischen dem Besitzer eine- Landgutes oder einer anderen Land- oder Forstwirtschaft sowie den von ihm zur Aufficht über die WirtschaftSarbciten bestellten Pe: sonen und solchen Dienstleuten, welche gegen Gewährung ei".. Wohnung in dem ihm gehörigen oder auf dem Gute befindlich, n Gebäuden und gegen einen im voraus bestimmten Lohn behufs der Bewirtschaftung angenommen sind. Das Sammergericht hob dieser Tage auf die Revision des An­geklagten das Urteil auf und verwies die Sache zu nochmalig:« Verhandlung an die Vorinstanz zurück. Es müsse nachgeprüft werden, so wurde ausgeführt, ob Angeklagter nicht zu HauS- ofsizianten im Sinne des 5. Titels. Teil 2 des Allgemeinen Land­rechts gehöre. Die Hausoffizianten seien den Strafvorschristen de-, Gesetzes vom 24. April 1854 nicht unterworfen. Klag, gegen dieTribüne" Vor dem Schöffengericht Berlin -Mtt« stand gestern Verhand- lungStermin an in der Privatklagc, die der Kriminalkommiss?« a. D. Carl von Tresckow gegen den Redakteur derTribüne", Karl Schneidt angestrengt hatte. Anlaß zur Klage hatten Behauptungen gegeben, die Herr Schneidt in einer Wochenplauderei unter der UeberschriftWas der Spottvogel pfiff" über die Person des Privat- klägerS aufgestellt hatte. Die Verhandlung endete mit einenj-Byr gleich. Der Angeklagte nahm in einer Srkkarung die in dem AtPin enthaltenen Angriffe gegen den Privatkläger nnt dem Ausdruck dc Bedauerns zurück, da sie sich in jeder Beziehung als Unzutttfsen erwiesen haben. Der Angeklagte übernahm auch dick Kostest" bc- Verfahrens einschließlich des Honorars für den gegnerischen Rechts­anwalt in Höhe von 200 Mark. BestechungSbehauptung? Wegen Beleidigung des Stadtverordneten Meißner und des Verwaltungsdirektors des Städtischen Vieh- und Schlachthofes hatte sich gestern der Kaufmann August Hilguer vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte zu verantworten. Der Angeklagte besaß vor etwa drei Jahren ein Grundstück, welches an das Gelände des Viehhofe.. grenzte und wohl als Spckulationsobjekt angesehen wurde, da wohc anzunehmen war. daß das Grundstück von der Liehhofsverwalttinn angelaust werden würde. Es fanden auch daraus bezügliche Bcr- Handlungen mit dem Stadtv. Meißner als Kurator und dem Dirck- tor Golttz statt, die sich aber zerschlugen. Aus Aerger hierüber hat der Angeklagte schwer beleidigende Aeußerungen über die beiden letzt- genannten Herren gemacht, die etwa so gelautet haben:Die Hund- Theater. Berliner Theater: Die Ahnengalerie von Stein und Heller. Die dürftigen, in den beide» ersten Akte» erheblich langweiligen Schwan kszenen fanden ein äußerst dankbares Publilum. Dem im Duell angeschosieneu Enkel eines 90jährige», anscheinend total verblödeten Grafen, der an der Spitze einer Kissen trogenden Lakaiemchor unter Harmonikaklängen alltäglich einen Umzug in dem Ahnenschlosse hält, passiert es. daß er sich in seine Krankenwärterin bis zu HeiralSwüiische» verliebt und dementsprechend, über Standes- dünkel, aristokratische Degeneration, Auffrischung durch bürgerliches Blut umstürzlerisch usw. zu philosophieren anhebt. Außer au dem Slaniinällesten hat er auch an seinem Bater und seinem in eigener blanblütiger Standesehe erze«gten Sohne abschreckende Beleg- exemplare für dies« Theorien, wogegen seine Tochter zu Berlobungs- zwecken mit der herkömmlichen Normaliutelligenz von Schwank- Backfischen ausgestattet ist. Mühselig reihen sich recht abgegriffene Späßchen aneinander, bis dann im letzten Aufzuge eine Art von Originaltrick ausgespielt wird, wobei der Unsinn sich zu momen- taner Komi! steigert. Der Großpapa entpuppt sich nämlich als eiu gerissener Simulant, der nur ans Ruhesehnsucht und Bequemlichkeit, um den ewigen Diskussionen mit seiner eigensinnigen besseren Hälfte zu entgehen, den unzurechnungsfähigen Idioten mimt und sich im Geheimen über die lieben Anvec wandten weidlich lustig macht. Natürlich schlägt er sich, als es zum Klappen kommt, auf feines Enkels Seite und dekretiert in dem Familienrate. daß Eberhard trotz femeS MeSalliaiicevergehenS das Majorat bc- halten soll. Dem mit bürgerlichem Blut« ausgefrischten Helden bleibe» also die peinlichen Notwendigkeiten bürgerlicher Arbeit wenigstens erspart. ES wurde hübsch gespielt. Den Alten gab Direktor Meinhard. Julia Serba die Krankenschwester, Herr Sternberg einen bilrschlkosen Mediziner, der die Komtesse heim- geführt._ dt. Notizen. Kuu st bortrag verbunden mit Führung. Am Freitag, den 24. November, abends 8 Uhr, spricht Robert Breuer in der Vereinigung bildender Künstler(Juryfreie Kunstschau). PotS- damer Straße 39/39». Die Zahl der Teilnehmer ist aus 100 be- grenzt. Einlaßkarten zu 45 Ps. sind im Bureau des Gewerk- schaftShauscS und im Zigarrengeschäft von Paul Horsch, Engel» ufer 16, z» haben. Der Verein für Frauen und Mädchen ver- anstaltct sein zweites Liszt-Konzert am 26. November, nachmittags 4 Uhr. mi Blüthner -Saal. Lützowstr. 76. Mitwirkende: Blüthncr- Orchester(Leiter: Oskar Fried ) Frau Elisabeth Böhm von Endert(kgl. Hofopernsängerin) Leo Kestenberg (Klavier).