Nr. 274. 28. Jahrgang.
2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwo, 2. Novembre 191.
Die Maschinenarbeiter in der Holz- ntreiberei, welche feils von ben Unternehmern, teils auch von ben
industrie.
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Erst wenige Jahrzehnte sind verflossen, seitdem sich die Maschine in der Holzindustrie, oder richtiger in ihrem wichtigsten Zweige, der Tischlerei, Eingang verschafft hat, aber seither ist sie in ständigem Vordringen begriffen. Im Jahre 1895 wurden bei der Gewerbezählung in der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe 18 921 Motorenbetriebe mit 203 238 Pferdestärken gezählt, im Jahre 1907 aber 36 899 Motorenbetriebe mit 408 025 Pferdeſtärken. Die Zahl der Motorenbetriebe hat sich also in den 12 Jahren verdoppelt, während in den drei großen Gewerbeabteilungen ( Gärtnerei und Tierzucht, Industrie, Bergbau und Baugewerbe und Handel und Verkehr) die Zahl der Motorenbetriebe im gleichen Zeitraum nur eine Steigerung um 64,9 Proz. erfahren hat. Die Bedienung der Holzbearbeitungsmaschine- Hobelmaschine, Kreis- und Bandsäge, Fräse usw. wurde ursprünglich allgemein von dem Tischler besorgt, der, wenn er sein Material an der Maschine borgerichtet hatte, das Arbeitsstück an der Hobelbank fertigstellte. In dieser Beziehung ist seither eine starke Aenderung eingetreten. Den altväterlichen Zustand, daß der Bankarbeiter die Holzbearbeitungsmaschine benüßt, trifft man heute nur noch in kleinen Betrieben und in rüdständigen Gegenden. Die Regel ist, daß an jeder Maschine ein ständiger Maschinenarbeiter steht. Diese Spezialarbeiter rekrutieren sich zum Teil aus ehemaligen Banktischlern, die gewissermaßen die Elite der Maschinenarbeiter abgeben. Daneben trifft man aber auch Arbeiter an den Maschinen, die ehemals einen anderen Beruf erlernt haben, oder auch ungelernte Arbeiter, die vorher auf dem Holzplatz oder mit sonstigen Handarbeiten in der Holzindustrie beschäftigt waren. Eine reguläre Lehrzeit zur Ausbildung an den Maschinen ist nicht üblich. Oft werden dem neuangestellten Arbeiter nur die allernotwendigsten Handgriffe gezeigt und er versucht dann auf eigene Faust sein Glück. Nicht selten macht aber eine Verlegung der Laufbahn des Neulings als Maschinenarbeiter ein schnelles unfreiwilliges Ende.
Die Zahl der Holzbearbeitungsmaschinisten ist statistisch nicht erfaßt. Daß fie recht erheblich ist, kann man daraus schließen, daß bei der Gewerbezählung im Jahre 1907 in der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe unter anderem gezählt wurden: 101 928 Kreis, Band- ust. Sägen, 34 786 Hobelmaschinen, 25 888 Fräs= maschinen, 25 867 Bohrmaschinen, 21 087 Schleif- und Poliermaschinen, 20 457 Sägegatter usw. Ist auch die Zahl der Maschinenarbeiter mit der der hier genannten Maschinen nicht identisch, so darf aus der Menge der vorhandenen Maschinen geschlossen tverden, daß die Holzbearbeitungsmaschinisten ein recht beträchtliches Kontingent zu den Holzarbeitern stellen. Ein sehr erheblicher Teil der Maschinenarbeiter ist nicht organisiert, denn der zuständigen Organisation, dem Deutschen Holzarbeiterverband, ge= hörten nach der Zählung am Schluß des vorigen Jahres nur zirka 12 000 Maschinenarbeiter an. Die Lohn und Arbeitsbedingungen find im großen und ganzen denen der Tischler gleich. Wo Verträge abgeschlossen sind, sind die Lohnsäze der Maschinenarbeiter mancherorts um ein geringes höher, an anderen Orten aber auch etwas niedriger normiert als die der Tischler. Das erklärt sich zum Teil aus dem verschiedenartigen Rekrutierungsgebiet der Maschinenarbeiter, die, wie bereits erwähnt, zum Tarif hochqualifizierte Tischler, zum Teil aber angelernte Tagelöhner find. Sehr elende Lohn- und Arbeitsbedingungen findet man bei den Arbeiteru in den Sägewerken in Ost- und Westpreußen , in Bayern , im Schwarzwald usw. Arbeitszeiten von 14 bis 18 Stunden und entsprechend niedrige Löhne sind dort noch an der Tagesordnung. Mit dem Fortschreiten der Organisation in diesen zurückgebliebenen Gegenden macht sich aber auch hier eine Besserung bemerklich.
Außerordentlich groß ist die Unfallgefahr an den Holzbearbeitungsmaschinen. In den amtlichen Unfallstatistiken tritt das allerdings nicht sehr in Erscheinung, denn nach diesen erleiden nur etwa 4 bis 5 Proz. der in der Holzindustrte beschäftigten Arbeiter jährlich einen Unfall. Zieht man aber die Maschinenarbeiter allein in Betracht, dann ergeben sich ganz andere Unfallziffern. Bei einer im Jahre 1904/05 von den Berliner Maschinenarbeitern aufgenommenen Statistik ergab sich, daß in diesem Jahre 57,24 Prog. der Berufsgenossen einen Unfall erlitten. Aehnliche Ergebnisse zeitigten auch andere Aufnahmen. Diese Zahlen machen es erklärlich, daß ein Maschinenarbeiter, der seinen Beruf schon einige Jahre ausübt, und noch im Besitz seiner sämtlichen Finger ist, als ein Glücksfind betrachtet wird. Eine Abstimmung in einer Berliner Maschinenarbeiterversammlung, die im letzten Winter photographisch aufgenommen wurde, um auf der Dresdener Hygieneausstellung ausgestellt zu werden, zeigt einen Wald von verstümmelten Handen. Und das sind immer noch verhältnismäßig glimpfliche Verlegungen. Nur zu oft besorgt die Maschine ihr Wert so gründlich, daß der Verletzte dauernd zum völligen Krüppel wird.
werbeinspektoren in dieser Beziehung eine sehr unangebrachte Nachwalten. Viele Unfälle werden verursacht durch unvernünftige Tischlern ausgeht, die in ihrem Akkord durch die Maschinenarbeit nicht aufgehalten werden wollen.
Aus der Frauenbewegung.
Für und wider die Ehe.
Sehr häufig find die Klagen über die unzulängliche Revision Frau Grete Meisel- Heß stellte in einem Vortrag über dieses der Betriebe. Die Gewerbeinspektoren lassen sich oft jahrelang nicht Thema die Institution der Ehe in den Mittelpunkt der Kritik. schen und viele von den Herren besitzen eine so geringe Spezial- Sie analysiert zuerst die Momente, die die Ehe vor allen anderen kenntnis, daß ihnen offensichtliche Mängel entgehen und es den Verbindungen auszeichnen und sieht in dem Moment der offiziell Unternehmern leicht fällt, sie zu täuschen. Die vorherige Anmeldung erklärten, gemeinsamen Repräsentation eines sexual und sozial des kontrollierenden Beamten scheint noch sehr im Schwange zu liche Prinzip, welches sie für einen hohen Kulturfaktor erberbündeten Paares von Mann und Weib das eigentliche ehesein, wie die rechtzeitige Herrichtung der Betriebe für den bevorstehenden Besuch erkennen läßt. Es ist aber anzunehmen, daß diese klärt. Sie analysiert in eingehender Weise die Gefahren der LiebesAnmeldung auf freundnachbarliche Liebesdienste, welche sich die Un- gemeinschaft als Experiment, also der freien Liebe". Neben dem ternehmer gegenseitig erweisen, zurückzuführen ist. Zur Beratung fozialen Moment bezeichnet die Rebnerin ala zweiten Kolossalder Unfallverhütungsvorschriften find auf Grund des Unfallversiche pfeiler der Che das Suggestionsmoment der Ehe, das Gefühl der rungsgesetzes auch Arbeiter gewählt. Unter den Delegierten waren Verbundenheit, das schlechterdings unerseßlich ist. Diese beiden verschiedene solcher Kommissionsmitglieder, die schon vor Jahren Momente bilden den Wert der Ehe, darum soll und wird sie immer gewählt wurden, aber noch nie eine Einberufung zu einer Sigung das Streben der Menschen bleiben. Diese Gebundenheit darf aber erhalten haben. Ein sehr wunder Punkt sind die Erhauftoren. Es nicht erpreßt werden durch alle möglichen Konjunkturen, die mit gibt Betriebe mit gut funktionierender Staubabsaugung, in der dem Wesen der Sache nichts zu schaffen haben, und jene Menschen, Mehrzahl der Betriebe ist diese aber unbekannt. die diesen Glückszustand dauernder und freiwilliger sexual- sozialer
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„ Die Entwickelung der zahlreichen Betriebsarten in der Holzindustrie bedingt eine stetige Steigerung in der Verwendung von Maschinen zur Bearbeitung des Holzes. Diese Maschinen haben bei Nichtanwendung genügender Sicherheitsmaßnahmen wegen ihrer technischen Konstruktion und Betriebsweise besonders schwere Berlegungen und Verstümmelungen der sie bedienenden Arbeiter im Gefolge, so daß die vermehrte Anwendung dieser maschinellen Arbeitsmittel auch eine sich täglich steigernde Gefahr für Leben und Gesundheit der Holzarbeiter in den Maschinenbetrieben mit fich bringt. Da die Unfallziffern sich ständig erhöhen und die bisherigen gesetzlichen Vorschriften und Anordnungen der Berufsgenossenschaften zum Schuße der Arbeiter in den Holzbearbeitungsfabriken, Sägewerken und ähnlichen Betrieben sich als völlig unzureichend erwiesen haben, fordert aus allen diesen Gründen die Konferenz:
Die Unfallverhütungstechnik ist heute soweit vorgeschritten, daß Dauergemeinschaft nicht erreichen, dürfen deswegen ihres Gees möglich ist, auch die gefährlichen Holzbearbeitungsmaschinen schlechtslebens nicht beraubt werden. Die Rednerin zitiert das nahezu gefahrlos zu machen, aber Arbeiterknochen sind billig, Motto ihres Buches" Die sexuelle Krise":" Feste und dauernde und so unterbleiben die notwendigsten Schutzmaßnahmen. Ihre Monogamie ist ein ausgezeichneter Zustand, weil er die Energien Wünsche und Forderungen in bezug auf den Unfallschuh legte die des Menschen für andere außerhalb der Erotik liegende hohe AufKonferenz wieder in der nachstehenden, von Raith- München einge- gaben schont. Aber als erste Starte ist die richtige Monogamie brachten wohl nicht im Lebensspiel zu ziehen." Das Recht auf eine durch die Resolution. Verhältnisse eventuell sich ergebende Aufeinanderfolge jeweilig schaftlich anerkannt werden. Die schlimmste Folge der herrschenden monogamer Beziehungen muß auch außerhalb der Che gesellMoral, welche heute das freie Verhältnis brandmarkt, sei die Nötigung zur Hintertreibung der natürlichen Fruchtbarkeit, wodurch die echte Auslese durchkreuzt werde, während die verfälschte Auslese flott ihr Spiel treiben könne. Dadurch werde die Entwicklungsmöglichkeit der Art( Gattung, Raffe) zu immer höheren Exemplaren durchkreuzt. Nicht gegen die Che als Institution werde also gekämpft, sondern nur dafür, daß einer unerwünschten Ehe ein erwünschtes freies Verhältnis, auch wenn es die Ehe nicht bietet, borgezogen werden könne und dürfe, ohne Gefahren für die Beteiligten. Frau Meisel- Heß führt aus, daß man die Ehe sogar erfinden müßte, wenn sie nicht bestände, und daß nur der terroristische Absolutismus, mit dem sie das ganze Geschlechtsleben unter ihr Schema zu bringen sich anmaßt, zur Reform der sexuellen Ethik drängt. Sie schildert die Verheerungen, die die erzwungene Askese besonders auf die Frau ausübt, und die unheilvolle Kontrafelettion, die sich gerade dadurch ausbreite, daß die reife Jugend von der Fortpflanzung vielfach abgeschnitten ist, und der Mann erst zur Fortpflanzung gelangt, wenn er den Höhepunkt biologischer Reife und Kraft überschritten hat. Sie charakterisiert die echte weibliche Sehnsucht nach Mutterschaft, die unter den heutigen Verhältnissen, die die Ehe aus echter Neigung vielfach erschweren, häufig nicht zu ihrem Rechte gelangt. Sie fordert gesellschaftliche Maßnahmen, die den Eltern die Kinder aufziehen helfen. Die Mittel dazu sollten durch Steuern, die in späteren Jahren, zur Zeit der vollen Erwerbsfähigkeit geleistet würden, hereingebracht werden. Keines falls dürften die beiden Momente det späten Beugung und der späten Erwerbsfähigkeit zusammenfallen, wenn wirklich vom der Grzeugung eines immer höher qualifizierten Nachwuchses die Rede sein soll. Das hieße, die Ehe und die Fortpflanzung wirksamer begünstigen, als wenn man die Schutzmittel verbietet.
A. Von den Berufsgenossenschaften: Vermehrung der Aufsichts- und Kontrollorgane in der Weise, daß wiederholte und gründliche Revisionen sämtlicher der Berufs. genossenschaft unterstellten Betriebe alljährlich möglich sind. Anstellung von Betriebskontrolleuren aus den Kreisen der Maschinenarbeiter.
Erweiterung der Vorschriften über Anbringung von Schuß borrichtungen an Holzbearbeitungsmaschinen und strengere Maßnahmen zur Durchführung dieser Vorschriften. Anwendung hoher und wiederholter Geldstrafen gegen Unter. nehmer, die den erlassenen Vorschriften zuwiderhandeln.
B. Von der Gewerbeinspektion: Veranstaltung von Vorträgen über Arbeiterschuß und wirt. same Anwendung von praktischen Schuhvorrichtungen in Arbeiter freisen. Buziehung von Maschinenarbeitern bei Revision der Betriebe. C. Bon der Gesetzgebung: Vermehrung der Aufsichtsorgane bei den Gewerbeinspet tionen, um eine gründliche und wiederholte Revision aller der selben unterstellten Betriebe zu ermöglichen. Anstellung von Gewerbebeamten aus den Kreisen der Ar
beiter.
Festsetzung eines Marimalarbeitstages von 10 Stunden für alle Betriebe der Holzindustrie und Herabsetzung desselben innerhalb gefeßlich zu bestimmender Frist auf täglich 8 Stunden. Gänzliches Verbot der Frauenarbeit an Holzbearbeitungsmaschinen, in Sägewerfen und Holzlagerpläßen.
Berbot der Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und Lehrlinge unter. 17 Jahren an den Maschinen. Gewährung polizeilicher Strafbefugnis an die zur Beaufsichtigung der Betriebe angestellten Gewerbe- und Aufsichts
beamten.
0
Einführung von Pflichtunterrichtstursen für alle Arbeiter an Holzbearbeitungsmaschinen über Unfallverhütung an den Ma: schinen und Anwendung der vorgeschriebenen Schuhvorrichtungen." Nach einem Referat von Dollesche I. München über das Rechtsstreitverfahren in der Unfallversicherung und die Unfall. rentenfestseßung" wurden noch einige organisatorische Fragen er Den Kampf gegen die Unfallgefahren hat der Deutsche Holz- ledigt. So wurde beschlossen, im Deutschen Holzarbeiterverband arbeiterverband schon lange auf seine Fahnen geschrieben, und die eine 8entraltommission der Maschinenarbeiter mit dem in vielen Orten bestehenden Sektionen der Maschinenarbeiter haben Sibe in München einzusehen. Sie soll zugleich als 8entral ihn seither schon mit anerkennenswerter Energie und nicht erfolg- stelle für den Unfallschuh in der Holzindustrie gelten. Zu los geführt. Um die gemachten Erfahrungen auf dem Gebiet aus dem Zweck soll sie die oben erwähnte Ausstellung in ihre Verwalzutauschen und gewissermaßen ein Programm für ein planmäßiges tung nehmen, fie fortdauernd vervollständigen und sie zu einer Arbeiten aufzustellen, hat der Vorstand des Deutschen Holzarbeiter an derausstellung für den Arbeiterschutz in der Holz verbandes eine Konferenz der Maschinenarbeiter, industrie ausgestalten. Schneidemüller, Säger usw. einberufen, die vom 12. bis Der Verlauf der Konferenz läßt erwarten, daß die Arbeit, die 14. November in München getagt hat. Mit der Konferenz ver- fie geleistet, von dauerndem Werte sein wird. Die Maschinenarbeibunden war eine Ausstellung für Unfallschuh, in welcher ter werden ihr möglichstes tun, daß der Appell, mit dem Raith sein eine große Zahl von recht mangelhaften, aber auch einige muster- Referat schloß, nicht vergeblich verhallt: haft eingerichtete Maschinenwerkstätten im Bilde vorgeführt wurden. Die Menge Photographien von berstümmelten Händen gewährten zwar keinen freundlichen Anblick, zeigten aber recht drastisch die Gefahren, welchen die Maschinenarbeiter stündlich ausgesetzt sind. Anerkennenswerterweise haben auch die zuständigen behördlichen Organe dem Kampf der Arbeiter gegen die Unfallgefahren das erforderliche Interesse entgegengebracht. An der Konferenz nahmen mehrere Mitglieder der bayerischen Gewerbeinspektion, unter ihnen der bayerische Landesgewerbearzt sowie Vertreter der Bayerischen und der Süddeutschen Holzberufs= genossenschaft, teil, die sehr aufmerksam den Verhandlungen folgten.
" Im Namen der Hinterbliebenen unserer Berufskollegen, die die Maschine erschlagen, der Tausende von Kollegen, denen diese ihre gesunden Glieder zermalmt, im Namen der gesamten Maschinisten und Säger, die täglich den drohenden Gefahren entgegens treten müssen, erheben wir unsere Forderungen, in dem Bewußtfein, an einem gemeinsamen Werte sozialer Fürsorge, Humanität und Menschlichfeit mitzuarbeiten."
Frau Meisel- Heß charakterisiert dann verschiedene Reforms vorschläge und bezeichnet den Vorschlag von Meredith auf" Probe ehe" als besonders flach, weil er das wertvollste Moment der Ehe, das Gefühl der dauernden Verbundenheit, ausschließt. Sie teilt die Reformvorschläge in solche, die mit dem Prinzip der Monogamie brechen und jene, welche es bei aller Freiheit der Beziehungen erhalten zu sehen wünschen. Sie erklärt, daß sie nur dieses lettere Prinzip, welches die Monogamie als das unentbehrlichste Jdeal erhalten sehen will, anerkenne. Sie gebraucht das Wort Ideal" in philofopischem Sinne als die Intarnation von Idee( der platonischen Eidea), welche zielweisend wirkt. Die Bekämpfung der doppelten Moral werde gewöhnlich falsch verstanden. Es handelt sich weder darum, daß das Weib die Freiheiten der Ausschaveifung begehre, noch daß der Mann in Astese lebe bis zur Ehe, sondern, die Wahrheit liege in der Mitte. Weder Astese noch débauche sei anzustreben, aber die Möglichkeit erotischen Erlebens müsse sowohl für den Mann wie für die Frau gefordert werden. Sie führt aus, deprabiert, sondern im Gegenteil, hohe fittliche Biele verfolge. daß der seruelle Reformtampf nicht dem Genuß gelte, der die Seele Mit den Forderungen nach Freiheit gehen Hand in Hand folche der Beschränkung, der strengsten Selbstzucht, im Hinblick auf das Wohl und Wehe der Nachkommenschaft.
Das aufgerollte Problem ist vorwiegend ein bürgerliches und wurde auch von Frau Meisel- Heß besonders hinsichtlich der Gefühlsfeite als solches behandelt. Für das Proletariat, das teine astetischen, alten Jungfern fennt und feine verbrauchte Mannestraft, die grauhaarig und fahlköpfig zur Ehe wie zu einem letzten Mittel greift, kommt die Ehe vorwiegend als wirtschaftliches Problem in Frage. Die Beziehungen der Geschlechter untereinander sind beim Proletariat- biel gesündere als in der bürgerlichen Gesellschaft. Nur das Prostituiertenheer, das sich als Folge der bürgerlichen Ghetorruption aus dem Proletariat rekrutiert, zieht das Proletariat in Mitleidenschaft. Nur der Befreiungstampf des Proletariats aus tapitalistischer Knechtung wird für die Ehe den Boden bereiten, auf dem sie sich zum Wohle der gesamten Menschheit zu dem Jdeal entwideln fann, wie es auch Frau Meisel- Heß ihren Ausführungen zugrunde legte.
ah Gerichts- Zeitung.
Die Folgen einer Siftierung.
Nach einem Getvitterregen war ein Teil der Yorckstraße überschwemmt. Jungens pantschten im Wasser, einige von ihnen begingen in jugendlicher Ausgelassenheit Handlungen, welche die Polizei als Unfug betrachtet und dagegen einschritt. Zahlreiche NeuAus Induftrie und Bandel. gierige standen auf der Straße und amüsierten sich über den ver. meintlichen Unfug der Knaben, sowie über die Jagd, welche Schußs Gewinne der Berliner Elektrizitätsgesellschaften. leute mit Hilfe großer Jungens auf die kleinen Uebeltäter" mach Die Hauptreferate wurden von Jaet- Berlin und Anton ten. Unter dem Publikum befanden sich Fran Golfe und ihre Raith- München gehalten. Ersterer hatte es übernommen, die Die dem Aufsichtsrat der Siemens u. Halste Attien: Mutter, Frau Knoop. Die Tochter machte zu der Mutter eine Be Unfallgefahren der Maschinenarbeiter zu schildern, während lez- gesellschaft in seiner gestrigen Sißung vorgelegte Bilanz zeigt die Gesetzgebung, an die Gewerbeinspektion und an die Berufs- jahr, aus welchem nach dem Vorschlag der Verwaltung wieder eine doch die Blauen die Jungens felber aus dem Waffer holen." Darauf terer die Forderungen formulierte, welche die Maschinenabeiter an einen Reingewinn von 12 328 743 m. gegen 11 504 258 M. im Vor- merkung worin die Worte vorkomen:" Der Junge mit der blau- und weiß gestreiften Jacke". Polizeiwachtmeister Riedel verstand: Laßt genossenschaften stellen. Beide Referate waren klar, verständlich Dividende von 12 Broz. ausgeschüttet werden soll. Dem Spezial- ergriff Riedel die Frau Golte und führte sie nach der Polizeiwache. und gehaltreich und von den aufgestellten Forderungen kann kein reservefonds sollen 2 200 000 m. gegen 1 500 000 m. und dem Dis- Frau Golfe soll dem Beamten Widerstand geleistet haben. Das Sachtenner behaupten, daß sie übertrieben seien. Das Material, pofitionsfonds 350 000. überwiesen und außerdem 800 000. Schöffengericht hat sie deswegen zu 30 M. Geldstrafe verurteilt. welches die Referenten vorbrachten, wurde in der umfangreichen, gegen 700 000 m. für Gratifitationen an Angestellte und Arbeiter Frau Snoop ist wegen Beleidigung eines Schußmannes zu 10 M. aber streng fachlichen Diskussion wirksam ergänzt. Hier kamen die verwandt werden. Der Vortrag auf neue Rechnung beträgt berurteilt worden. Sie soll, als sie auf der Polizeiwache nach ihrer Männer zum Wort, welche die Gefahren der Maschine aus dem 1084 970 m. Tochter fragen wollte, einen Schuhmann geschimpft haben. täglichen Umgang mit ihr fennen. Und was sie berichteten, ist weit Dem Aufsichtsrat der Siemens Schudertwerte Infolge Berufung der Angeklagten wurde die Sache gestern vor schlimmer, als viele, die den Dingen weniger nahestehen, bisher an- G. m. b. H. wurde in seiner gestrigen Sitzung der Geschäftsbericht dem Landgericht II verhandelt. Nach Angabe der Angeklagten liegt nahmen. Die notwendigsten Schußvorrichtungen an den Maschinen und die Bilanz pro 31. Juli 1911 borgelegt. Der Reingewinn wird hier ein Fall vor, wo nicht die Schußleute, sondern die beiden fehlten oft ganz oder sie sind nicht gebrauchsfähig. Vorrichtungen, mit 13 430 067 m. gegen 10 602 481 M. im Vorjahr ausgewiesen. Es Frauen schwer beleidigt, die Mutter sogar förperlich schwer verlegt wie die runde Messerwelle an der Hobelmaschine, welche die fürchter wurde beschloffen, den Gesellschaftern die Verteilung einer Divi- ist, worauf dann aber nicht die schuldigen Schuyleute, sondern die lichen Handverstümmelungen, die beim Gebrauch der seitherigen dende von 10 Proz., wie im Vorjahre, und die Ueberweisung von beiden Frauen angeklagt worden sind. Vierkantwelle öfters vorkamen, erfolgreich verhindert, werden viel- 2 500 000. an einen neu zu bildenden Reservefonds in Vorschlag Frau Golfe sagt, der Schußmann Bonert, der sie gemeinschaftfach aus Ersparnisrücksichten nicht angeschafft. Während die Süd- zu bringen. Ferner sollen 1 300 000 M. für Gratifikationen an An- lich mit dem Wachtmeister Riedel sistierte, habe sie so feft gepact, westdeutsche Holzberufsgenossenschaft durch energisches Vorgehen gestellte und Arbeiter verwendet und 350 000 M. dem Dispositions- daß ihre Bluse aufriß, so daß sie mit entblößter Brust weitergeführt die Einführung der runden Messerwelle in allen Betrieben er- fonds zugeführt werden, Auf neue Rechnung werden 280 067 M. wurde. Sie habe gebeten, man möge fie loslassen, damit sie die awungen hat, lassen andere Berufsgenossenschaften und auch Ge- borgetragen Blufe zumachen könne. Das sei ihr verweigert worden. Dann habe