offctfe und MtcRe Anfrage in Berlin verschafft fjal, Sa HON einmal der deutsche Botschafter in London nicht unter- richtet war. Bedeutsamer aber ist es, daß Sir Edward Grey eine durchaus versöhnliche Rede gehalten hat, die jedem scharfen Wort sorgsam auswich und die Bereitwilligkeit der englischen Regierung deutlich zu erkennen gab, zu einer Besserung derdeutsch-englischenBeziehungen beizutragen. Grey betonte, daßeskeinegeheimenAbmachungen mit Frankreich gäbe. Das Gerede von einem englisch - französischen Defensiv- und Offensivbündnis, das seine Spitze gegen Deutschland richte, ist also völlig unwahr. Der Minister erklärte ausdrücklich, daß England keiner Handlung Frankreichs oder Rußlands , die Deutschland provozieren könnte, Unterstützungen leihen würde und schloß mit dem Wunsche Englands, mit Deutschland auf gleichem Fuße zu leben. Wenn er hinzufügte, daß guch Deutschland Sorge tragen sollte, keine Besorgnisse im Auslande zu erregen— die einzige kritische Bemerkung, die sich auf die törichte„Agadir ". aktion bezieht—, so hat er nur ausgesprochen, was der dringende Wunsch des größten Teils des deutschen Volkes ist. An der deutschen Regierung ist es nun, eine Politik einzuschlagen, welche die von den arbeitenden Massen Teutschlands, Englands und Frankreichs einmütig geforderte Beseitigung der Spannung zwischen den großen Kulturnationen herbeiführt. Das organisierte Proletariat dieser Länder wird alle Kraft daran setzen, entgegen den Treibereien der Rüstungsfanatiker und Kriegshetzern ihre Regierungen zu f r i e d l i ch e r Politik zu zwingen. Lond»n, 27. November. Im Unterhause begann heute die De« vatte über die auswärtige Politik. Sir Edward Brey erklärte, er wolle sich auf die jüngsten Marokkoverhandlungen beschränken. Der Gegenstand sei so wichtig, so ernst und im«ugenblick noch so heikel, daß«Z für ihn äußerst ungelegen wäre, andere Fragen damit zu vermengen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er gerne bis zum«bfchluß der Debatten im ftanzöfischen -und deutschen Parlament gewartet, bevor er irgend etwas über die Frage gesagt hätte. Aber in Deutschland sei bereits so viel darüber gesprochen worden, insbesondere in den jüngsten Darlegungen des deutschen Staatssekretärs des Auswärtigen, daß er sich selbst auf die Gefahr hin, die Debatten zu stören, die in Frankreich und Deutschland noch stattfinden müßten, verpflichtet fühle, eine ziemlich vollständige Erklärung abzugeben. Er wünsche auf die Empfindlichkeiten und Schwierigkeiten der öffent- lichen Meinung in Frankreich und Deutschland jede Rücksicht zu nehmen. Aber, fuhr Grey fort, e» ist bereits so viel über uns dort gesprochen worden, daß wir dieselbe Rückficht auf unsere eigene öffentliche Meinung nehmen müssen. Man werde es sicherlich im Auslände verstehen, das was geschehen sei, es für England unmöglich mache, eine vollständige Er- klärung noch länger hinauszuschieben. Er werde also einen Bericht über die Unterhandlungen zu geben haben, die im Sommer zwischen ihm und dem deutschen Botschafter stattgefunden hätten. Er wolle beginnen mit einer Erzählung dessen, was zwischen England und Deutschlairb im Sommer vorgegangen sei; dann wolle er untersuchen, waS der wirkliche Grund der zwischen Deutschland und England durch die marokkanische Frage �bervorgerufeaen Spannung gewesen sei, es habe sich bezüglich dieser Spannung im Sommer so viel Mißtrauen und Gerede angesammelt, daß es die Gemüter in beiden Ländern mehr als je zuvor erregt und aufgereizt habe, obwohl die Krisis, welcher Art sie nun auch gewesen sein mag, vorüber ist, werde ich mich bemühen, jene Erregung zu mildern, nicht dadurch, daß ich verkleinere, waS wirklich ernsthaft gewesen ist, sondern dadurch, daß ich versuche, eine getreue Darstellung der Situation zu geben. Der dritte Teil von dem, was ich sagen möchte, wird allgemeine Bemerkungen über die auswärtige Politik bringen und eine Antwort auf gewisse Abschnitte der Reden des deutschen Reichskanzlers sein, die mir ein hoffnungsvolles Bvrzeichea zu sein scheinen. Grey schloß seine einleitenden Bemerkungen mit folgenden Worten: wenn in dem früheren Teil meiner Erklärung Dinge ent- halten zu sein scheinen, die keine hoffnungsvolle oder versöhnliche EntWickelung vorsprechen, so bitte ich das HauS, zu bedenken, daß, wenn ich richtigstelle, was schwierig und störend gewesen ist, ich dies nicht in der Absicht tue, es hervor zu heben oder zu verewigen, sondern in der Wsicht, eS aus dem Wege zu räumen. Der d eut sch e S t a a tS se kr etä r des Auswärtigen Amtes hat bereits nicht eine vollständige, aber eine ausgedehnte Aufklärung über da? gegeben, was in der Unterredung zwischen dem deutschen Botschafter in London und mir vorgegangen ist. Im diplomatischen Verkehr ist eS sehr ungewöhnlich, einen Be- richt über Unterredungen zu veröffentlichen, ohne vorher den anderen Teilnehmer zu befragen. In diesem Fall wußte ich nichts, bis Ich den veröffentlichten Bericht zu lesen bekam. Ich verstehe, daß die Anforderungen der Lage in Deutschland eS unmöglich ge- macht haben, daß ich vorher befragt wurde. Wenn ich befragt worden wäre, so würde ich sicherlich keine Einwendung erhoben haben. Ich erhebe keine Beschwerde darüber, aber eS wurde mir dadurch die Notwendigkeit auferlegt, aufzuklären, was nach meiner Ansicht dem HauS über den Anteil, den wir an der Angelegenheit genommen haben, mitgeteilt werden muß. Der deutsche Reichskanzler und der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen Amts haben bereits ein Mißverständnis er- l e d i g t. Man hat in einigen Kreisen angenommen, daß Deutsch- land gegen die französische Aktion. daS heißt gegen den Marsch nach Fez überhaupt protestiert und daß Frankreich angesichts eine» deutschen Proteste? auf dem Marsch bestanden habe. Die deutsche Regierung hat dargelegt, waS die deutsche Ansicht wirklich gewesen ist, und ich habe keinen Kominentar dazn zu geben und keine Kritik daran zu üben. Meine Erzählung beginnt also mit dem I. Juli. An diesem Tage kam der deutsche Botschafter auf da? AuS- wärtige Amt und machte folgende Mitteilung.(Es folgt die be- kannte, auch von der„Rordd. Allg. Ztg." veröffentlichte Note.) Der „Panther" war, glaube ich, damals auf dem Wege nach Agadir . Aber in der Erläuterung des Botschafters, welche diese Erklärung legleitete, war noch mehr enthalten. Diese Mitteilung war begleitet von einer Erläuterung, die erkennen lieh, daß die deutsche R e- gierung eine Rückkehr zum Statusquo in Marokko als zweifelhaft, wenn nicht als unmöglich betrachtete und das, was sie im Auge faßte, eine definitive Lösung der marokkani- schcn Frage zwischen Deutschland . Frankreich und Spanien war. Die Mitteilung wurde am Sonnabend gemacht, und sie ließ darauf schließen, daß das ins Auge gefaßte wirkliche Ziel eine definitive Lösung der ganzen marokkanischen Frage war. Am folgenden Mo». tag teilte ich dem deutschen Botschafter mit, daß ich mit dem Kremiermini st ergesp. rochen habe, und daß wir die durch die Entsendung 6eS„Panther" nach Agadir geschaffene Eiiuativn als so wichti« betrachteten, daß sie in einer Sitzung des Kabinetts erörtert werden müßte. Ich wollte bis zu dieser Kabinettssitzung nichts weiter sagen, aber ich möchte, daß die deutsche Regierung so- fort erfahre, daß nach unserer Ansicht die Lage ernst und wichtig sei. Ich sah den deutschen Botschafter am 4. Juli wieder und sagte, ich müsse ihm mitteilen, daß unsere Haltung bezüglich Ma- rokkos keine uninteressierte sein könne. Wir müßten unsere Ver- tragsverpflichtungen gegen Frankreich und unsere eigenen Interessen in Marokko in Betracht ziehen. Wir seien der Ansicht, daß durch die Entsendung eines deutschen Kriegsschiffes nach Agadir eine neue Situation geschaffen sei. Die künftige EntWickelungen könnten vielleicht die britischen Interessen direkter berühren, als sie bisher berührt worden seien, und daher könnten wir keine neuen ArranzcmentS anerkennen, zu denen man ohne uns gelangen könnte. Ich machte es g a n z k l a r. daß diese Mitteilung und die von mir gebrauchten Worte genau diejenigen von Seiner Majestät Regierung seien. Nun folgte eine Periode des Schweigens. Der deutsche Botschafter hatte keinen Auftrag, mir irgendeine Bemerkung bezüglich meiner Mitteilung zu machen, und wir erhielten keine Mitteilung von der deutschen Regierung über das, was ihre Wünsäpe und Ziele seien oder woran sie gedacht habe,� als sie von einer definitiven Lösung des marokkanischen Pro- blems sprach. Das war die wirklich wichtige Frage. Aus anderen Kreisen gelangten einige Mitteilungen an uns, die uns besorgen ließen, daß die von Deutschland ins Auge gefaßte Regelung eine Teilung Marokko » sein könnte, und zwar durch Verhandlungen, zu denen man uns nicht hinzuzuziehen beabsichtigte. ES ist natürlich vollständig richtig, daß wir uns in Marokko durch daS. Abkommen mit Frankreich von 1904 politisch desinteressiert hatten, aber beim Abschluß dieses Ab- kommens hatte die frühere britische Regierung gewisse wirt- schaftliche und strategische Bedingungen stipuliert. Diese hätten durch ein« neue Regelung bezüglich Marokkos gestört werden können, und daS war der Grund, warum wir uns über das beunruhigten, waS geschehen könnte. Der britische Botschafter in Berlin hatte am 12. Juli Gelegenheit, den deutschen Staatsselrc- tär des Auswärtigen Amts über einige weniger wichtige Fragen zu sprechen, und ergriff die Gelegenheit, zu sagen, daß einmal von einer Unterhaltung zu Dreien zwischen Deutschland , Frankreich und Spanien gesprochen worden sei, woraus zn schließen wäre, daß wir davon«uSgeschlossen werden sollte». Der Staatssekretär sagte nnserem Bot- schafter, er möge uns nnltellen. daß niemals irgend ein Gedanke a n eine solche Unterhaltung existiert habe. Aber ausgenommen diese negative Erklärung enhielten wir von der deutschen Regierung keine weitere Mitteilung. Etwas später hieß eS in der P r e s se. daß die deutsche Regierung mit Bezug auf Französisch-Kongo Forderungen von einer Ausdehnung gestellt habe, daß offenbar weder die französische Regierung noch die französische Kammer hätte zustimmen können, und ich wurde besorgt wegen der künftigen EntWickelung der Marokko - frage. Ich sprach daher am 21. Juli mit dem deutschen Botschafter urtd sagte ihm, ich möchte keinen Zweifel darüber bestehen lassen, daß unser Stillschweigen nicht so verstanden werden dürfe, als ob wir an der marokkanischen Frage nicht daS Interesse nehmen würden, das m unserer E r- klärungvom4. Juli ausgesprochen worden war. Wir hätten gewußt, daß eine Berichtigung der Grenze von Französisch-Kongo als Grundlage für die Verhandlungen mit Frankreich vorgeschlagen worden sei. Wir hielten eS für möglich, daß auf dieser Basis eine Berständigung zwischen Deutschland und Frankreich er- reicht werden könnte, welche die britischen Interessen nicht berührte. Wir würden uns sehr freuen, wenn die» gelingen sollte, und in der Hoffnung, daß dies geschehe, hätten wir uns bisher beiseite gehalten. Aber ich sei ängstlich geworden durch Mitteilungen, die Tags zuvor über die von der deutschen Regierung an die fran- zösische gestellten Forderungen erschienen seien. Forderungen, welche tatsächlich keine Grenzberichtigung, sondern eine Abtretung von Französisch-Kongo bedeuteten und denen offenbar die französische Regierung unmög- lich zustimmen könnte. Ich hätte gehört, daß die Verhandlungen noch«ndanern und ich hoffte noch, daß sie zu einem befriedigenden Resultat führen würden. Aber ich könnte keinen Zweifel darüber lassen, daß eine sehr verwirrende Situation entstehen würde, wenn sie erfolglos verlaufen sollten. Ich be- merkte dem deutschen Botschafter, daß die Deutschen in dem ge- schlossenen Hafen Agadir sich befänden, daß sie nach Gerüchten, die unter den Eingeborenen verbreitet seien, Mannschaften lau- beten und mit den Stämmen verhandelten, so daß sie nach allen,, was wir wüßten, Konzessionen daselbst erwerben könnten und daß sogar die deutsche Flagge in Agadir gehißt sein könnte. daS der passendste Hafen für eine Flottenbasis an jener Küste sei. Es lasse sich nicht sagen, bis zu welchem Grade die Situation zu unserem Nachteil sich ändern könnte, und wenn die Verhandlungen mit Frankreich scheiterten, würden wir gezwungen sein» etwas zum Schutz der britischen Interessen zu tun und unsererseits an drn Erörterungen teilzunehmen. Je länger die Deutschen in Agadir blieben, um so größer sei die Gefahr, daß sie einen Stand der Dinge schaffen, der eS für sie noch schwieriger machen würde, sich zurückzuziehen und für uns noch notwendiger, irgend einen Schritt zum Schutz der britischen Interessen zu unternehmen. Ich hätte all dies sagen wollen, solange wir noch die Hoffnung hegten, daß die Verhandlungen mit Frank reich erfolgreich sein würden. Wenn ich das jetzt nicht täte, könnte es später zur Erbitterung führen, wenn die deutsche Re- gierung durch unser Stillschweigen zu der Annahme verführt worden wäre, daß wir keinJnteresseander Sache hätten. Der deutsche Botschafter war nicht in der Lage, mir irgend eine Aufklärung zu geben, wies aber die Annahme zu- rück, daß. was ich als mögliche Schädigung der britischen Jnter- essen bezeichnet hafte, wirklich stattgefunden habe, er sei gewiß, seine Regierung habe nicht die Absicht. Handelsmono- pole zu erwerben und unsere Interessen in unfairer Weise zu schädigen. Darauf bemerkte ich, die Tatsache, daß Deutschland einen geschlossenen Hofen weiter besetzt halte, schließe wenigstens ein Monopol für kommerzielle Möglichkeiten in sich., Im Laufe diese» Tages, des 21. Juli, sagte mir Lloyd George , er habe bei einem wichtigen Anlasse im Mansionhouse am Abend zu sprechen, er beriet mit dem Premier mini st er und mir, was gesagt werden sollte, es war 14 Tag«, nachdem die letzte öfsenkliche MiiteilltNg über Marokko hie? gtittachi Korben war, und diese Mitteilung war lediglich die sehr kurze Darlegung gewesen, die von dem Premierminister in diesem Hause vorgebracht war, wir waren ängstlich gespannt(suxious) aus den Weg, auf dem die Dinge sich entwickelten, und wir alle fühlten, daß, wenn ein Kabinettsmiuister ersten Ranges bei einem so förmlichen Anlasse kein Wort über auswärtige Angelegenheiten sage, das überall zu einer Irreführung der öffentlichen Meinung Veranlassung geben würde, was ich an diesem Tage dem deutschen Botschafter in bezug auf Agadir und die Verhandlungen mit Frankreich gesagt hatte, war offenbar nur für den diplomatischen Weg geeignet. Der Schatz- Kanzler nahm deshalb in seiner Rede in mehr allgemeinen Aus- drücken auf die Lage bezug. Was er gesagt hat. ist in Erinne- rung. Die Ausführungen Lloyd Georges verlangten keiner- lei Vorrang oder Borherrschaft für uns in internationalen Angc- legenheiten, keinerlei Drohung im Sinne des Wortes„Hände weg" gegen irgendjemand oder irgendwohin. Sie brachten nicht zum Ausdruck, daß irgend eine spezielle Forderung oder irgend welche Ansprüche auf feiten Deutschlands mit britischen Interessen nicht zu vereinbaren wären. Ihre Bedeutung(purport) war, daß, wo britische Interessen be- rührt würden, wir nicht behandelt werden dürfen, als ob wir nicht mitzählen. Wenn die Zeit je kommt, wo das nicht gesagt werden darf, werden wir aufgehört haben, zu existieren, wenigstens als eine Großmacht. Tatsächlich waren die ersten deutschen Be- sprechungen der Rede, die mir zu Gesicht kamen, so, wie man sie natürlicherweise erwarten durste. Ein deutsches konser» vatives Blatt sagte, daß, wenn das Wort Deutschland statt des Wortes England gesetzt würde, die Rebe von einen« deutschen Minister hätte gehalten sein können. Aber der Wortlaut der Rede war bald vergessen, und eine Art Legende wuchs um sie empor. Zum Beispiel hörte ich einige Wochen später von einem Deut- schen, der zu seinem englischen Freunde gegen die Rede protestierte, Als man ihm aber einen Bericht zu lesen gab, sagte er, daß das- jenige, wogegen man sich in Deutschland gewandt habe, nicht die Rede selbst sei, sondern die Tatsache, daß sie zu einem Zeitpunkt gehalten wurde, als Frankreich und Deutschland im Begriffe waren, zu einem Einverständnis zu kommen, und daß sie die Vorhand- lungen gestört habe. Gerade das Gegenteil ist wahr, bezug- lich des Zeitpunktes, zu dem die Rede gehalten wurde, drei Tag: nach der Rede Lloyd Georges, besuchte mich der deutsche Bot- s ch a f t e r und teilte mir mit, daß die deutschen Absichten bei der Entsendung eines Schiffes nach Agadir sich nicht ge- ändert hätten. Nicht ein Mann sei dort gelandet worden, die deutsche Regierung bedaure, daß man den Insinuationen über die Absichten Deutschlands Glauben schenkte, die von feindseliger Seite herrührten. Deutschland habe nie daran gedacht, einen Hafen für seine Flotte an der marokkanischen Küste zu schaffen und werde niemals daran denken, solche Gedanken seien Halluzinatio- n e n. WaS die Verhandlungen mit Frankreich betreffe, so sei die deutsche Regierung, wofern ihre Forderungen etwas hochgespannt seien, bereit, Konzessionen zu machen, sowohl in Marokko als auch in anderen kolonialen Angelegenheiten, aber der chauvinistische Ton der französischen und eineS Teiles der brist- schen Presse, die Deutschland mit einer Einmischung der Freunde Frankreichs bedrohten, sei nicht dazu angetan, eine Beilegung zu fördern. Auf diese Erklärung des Botschaftern erwiderte ich, es sei wahrscheinlich, daß ich im Parlament befragt werden würde, was in Agadir vorgeht. Ich möchte daher gern wissen, ob ich aut- Worten könne, daß die deutsche Regierung mich benachrichtigt habe, baß nicht ein Mann gelandet worden sei. Der Botschafter bat mich dann, über diese Unterredung nicht eher eine öffentliche Erklärung abzugeben, als bis er Zeit gefunden, mit seiner Regierung in Ver- bindung zu treten. Am nächsten Tage besuchte mich der deutsche Botschafter wiederum und sagte mir, daß seine Mitteilung vom Tage vorher vertraulich sei und daß die deutsche Regierung ihre Zustimmung nicht geben könne, daß im Parlamente davon Gebrauch gemacht werde. In bezug- auf die Rede Lloyd Georges machte er mir dann die Mitteilung, welche jetzt von dem deutschen Staatssekretär deS Auswärtigen veröffentlicht worden ist. Diese Mitteilung war eine scharfe Kritik und zwar mehr an der Wirkung der Rede auf die Presse, als an dem Inhalt der Rede selbst. Aber sie war außerordentlich steif im Tone und ich hielt eS für notwendig, zu sagen, da die Rede mir keinen Anlaß zur Klage zu geben scheine, sei die Tatsache, daß sie in Deutschland Ueberraschung hervorgerufen habe, an sich eine Rechtfertigung der Rede, denn sie hätte keine Heber- raschung hervorrufen können, wenn nicht in Deutschland eine gewisse Neigung zu dem Gedanken bestanden hätte, daß man uns nicht zu brachten brauche. Die Rede Lloyd Ge» orgeS hatte nichts gefordert außer daß wir berechtigt seien, als eine der großen Nationen betrachtet zu werden. Sie hatte keinen Borrang beansprucht und hatte nicht einmal angedeutet, daß eine Krise bestände. Sie handelte in allgemeinen Ausdrücken von entfernten Möglichkeiten. Die deutsche Regierung hat erklärt. eS vertrage sich nach der Rede des Schatzkanzlers nicht mit ihrer Würde, darüber Erklärungen zu geben. was in Agadir vorgehe. Ich fand, daß der Ton ihrer Mitteilung es unvereinbar mit unserer Würde machte. Erklä- rungen über die Rede abzugeben. An dieser Stelle möchte ich dem HauS sagen, daß Erklärungen über das, was in Agadir stattgefunden hatte, mir natürlich von dem deutschen Botschafter gegeben worden waren, aber das öffentliche Erklärungen nicht gegeben werden konnten. Ich fügte in meiner Unterredung mit dem Botschafter hin- zu, daß durch nichts, waS gesagt worden sei oder gesagt«verden würde, beabsichtigt werde, die Unterhandlungen zwischen Deutsch land und Frankreich in Verwirrung zu bringen. Wir hegten im Gegenteil den aufrichtigen Wunsch, tzaß zum Erfolge führen möchten, aber der Ton der deutschen Mitteilung sei sehr un- erfreudlich(unkavcmrable) sowohl für Frankreich als kür uns, und mache eS klarer als je, daß eine sehr schwierige Situativ» entstehen würde, wenn die Verhandlungen Deutschlands mit Frank- reich nicht zum Erfolge führen sollten; auf diesem Standpunkt blieb die Angelegenheit bis zum 27. Juli. Der deutsche Bot- schafter machte an diesem Tage folgende Mitteilung:„Wir hegen die Zuversicht, daß Sir Edward Grey durch unsere sehr offene und aufrichtige Mitteilung djx Ueberzeugung gewonnen hat, daß unsere Besprechungen mit Frankreich im jetzigen Augenblick die britischen Interessen n i ch t b e r ü h r c n. Wir verlassen uns auf des Ministers große Loyalität, die er so oft bezeigt hat. daß er eS möglich finden wird, diese Tatsach« im Parla- ment festzustellen, ohne jedoch irgendwelche Einzelheiten unserer vertraulichen Mitteilung zu geben. Wir bestätigen mit Vergnügen dcS Ministers Erklärung, haß er«in Abkvmmen zwischen Deutschland und Frankreich wünsch� find vollkommen überzeugt. daß dies sich als eine sehv gr,f}e Förderung der Fortschritte der Verhandlungen erweisen wir� �
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