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Noch keine Cntfcheldung über die Beendigung des Formeritreikes! Am Mittwoch, nachmittag 3 Uhr, waren die Streikenden zu einer Versammlung berufen, in der die Entscheidung über die Annahme der von den Vertretern beider Parteien ge- troffenen Vereinbarung gefällt werden sollte. Der Andrang zu der Versammlung war schon frühzeitig ein so stürmischer, daß die am Eingang postierten Stimmzettelverteiler nicht jedem Versammlungsbesucher den Stimmzettel aushändigen konnten. Auch hatte die Polizei das Lokal abgesperrt, so daß einige Hundert der Streikenden kehren Einlaß fanden. Da unter diesen Umständen eine ordentliche und zuverlässige Ab- stimmung nicht zustande kommen konnte, wurde die Versamm- lung aufDonner stag, vormittag IVUhr.ver- tagt; in dieser Versammlung soll dann die Abstimmung durch Zettel vorgenommen werden. Zur Abstimmung liegt vor die folgende Vereinbarung: 8 1. Die tägliche Arbeitszeit beträgt für Former und sämtliche Akkordarbeiter nicht über Z Stunden, für die in Lohn arbeitenden Kernmacher und Putzer nicht über QVs Stunden, für die Hilfsarbeiter nicht über 10 Stunden. Sonn­abends beträgt die Arbeitszeit eine Stunde weniger. § 2. Die Bctreibscinrichtungen find derart zu treffen, daß mit Schluß der durch§ 1 festgesetzten Arbeitszeit die Arbeit beendet ist. § 3. Es wird mit�jedem in der Gießerei beschäftigten Ar- beiter auf seinen Wunsch ein seinen Leistungen entsprechender Stundenlohn vereinbart. Akkordarbeiter erhalten bei Lohnarbeit den Durchschnittsverdienst des letzte» Jahres abzüglich 15 Proz., bei kürzerer Beschäftigungsdauer den DurchfchnittSverdienst während dieser Zeit ebenfalls abzüglich 15 Proz. Steht ein solcher Durchschnittsverdienst noch nicht fest, so wird der Durchfchnittsvcrdienst gleichwertiger Akkordarbeiter ab- züglich 15 Proz. gezahlt. 8 4. Es ist nach Möglichkeit dafür Sorge zu tragen, daß die Akkordarbeiter ihre Arbeit ohne Unterbrechung zu Ende führen können. Die Zeit, während welcher der Akkordarbeiter ohne sein Verschulden am Weiterarbeiten verhindert ist, wird, wenn es mehr wie% Stunde ist, zu einem Lohnsatz vergütet, der seinem Durchschnittsverdicnst nach D 3 entspricht. Auf diese Vergütung hat er jedoch nur dann Anspruch, wenn er der Be- triebsleitung von dem Aufenthalt, den er erleidet, vor Ablauf der ersten% Stunde Kenntnis gegeben und diese auf seine An- frage entschieden hat, daß er nicht aussetzen soll. 8 ö. Bei Uebergabe von neuen Akkordarbeiten ist bei In- angriffnahme derselben der Akkordpreis zu vereinbaren und der Akkordzettel, auf welchem der Akkordpreis sowie Stückzahl und Signum verzeichnet ist, spätestens am anderen Tage vormittags zu übergeben. Auf jeden Fall muß der Akkordzettel in Händen des Formers sein, che die fertige Arbeit seinen Platz verlätzt. Wird über den Äkkordpreis zu Beginn der Arbeit nicht der- handelt und entstehen Streitigkeiten über denselben, so ist dem Arbeiter sein Turchschnittsverdienst zu bezahlen. Ist dagegen zu Beginn der Arbeit verhandelt, eine Einigung über den Akkord- preis aber nicht erzielt worden, so muß die Arbeit in Stundenlohn gemäß 8 3 hergestellt werden. Aenderunge,, der bisherigen Akkordpreise dürfen nur nach vorheriger Verständigung mit den betreffenden Arbeitern vor- genommen werden, anderenfalls gelten die bisherigen Akkorde. 8 6- Anssch utzgntz, an dem der Akkordarbeitcr Schuld hat, wird nicht bezahlt Ausschutzguß, an dem der Akkordarbeiter keine Schuld hat, wird voll bezahlt. Läßt sich die Schuldfrage, selbst unter Hinzuziehung von Sachverständigen beider Parteien, nicht feststellen, so wird der halbe Akkord bezahlt. 8 7. Dem Akkordarbeiter muß, bevor Ausschußstllcke be- seitigt werden, Gelegenheit gegeben werden, dieselben zu befich- tigen. Geschieht dies nicht, so mutz die Arbeit den beteiligten Arbeitern voll bezahlt werden. 8 3. Es hat eine möglichst gleichmäßige und gerechte Ber- tcilung der Arbeit stattzufinden. Schlechte Akkorde sind so auf- ziibesscr», daß der Akkordarbeiter seinen DnrchschnitlZverdienst erhält. 8 9- Bei eintretendem Arbeitsmangel soll, bevor Eni- lassungen stattfinden, wenn die Betriebsverhältnisse es erlauben, zunächst möglichst die Arbeitszeit verkürzt werden. § 10. Es sind genügend Hilfskräfte zur Bedienung der Krane, zur Instandhaltung der Trockenkammern, zur Auf- räumung der Gießerei und zur Aufrcchterhaltung des ungestörten Betriebes zur Verfügung zu stellen. 8 11. Die Fabrikleitung hat für genügende Betriebssicher- heit und ausreichende hygienische Einrichtungen(gebahnte Wege, ausreichende Beleuchtung, Heizung, Ventilation, Wascheinrich- tungen) zu sorgen. 8 12. Wo bereits bessere Arbeitsverhältnisse als im obigen vereinbart sind, bestehen, sollen dieselben nicht verschlechtert werden. 8 13. Die Former verpflichten sich, die Modelle vorsichtig zu behandeln. § 14. Die Former und Gießereiarbeiter sind, außer in Krankheitsfällen, nicht berechtigt, ohne Erlaubnis der Betriebs- leitung von der Arbeit fortzubleiben. Erklärung zur Aufnahme in das Protokoll. Im Laufe der Verhandlungen wird festgestellt, daß bei Differenzen eine Kommission seitens des Verbandes Berliner Metallindustricller zusammengetreten ist, die die Streitigkeiten in Gemeinschaft mit Vertretern der Arbeiterorganisation schlichtete. Diese Vcrmittelung, die sich durchaus bewährt hat, soll auch in Zukunft, speziell bei Differenzen, die sich etwa aus dem heute getroffenen Abkommen ergeben, eintreten, und zwar sobald wie möglich, längstens innerhalb 10 Tagen. Die Löhne der Lohn- und Hilfsarbeiter sollen revidiert und in denjenigen Fällen erhöht werden, in denen bisher eine be- sonders niedrige Bezahlung stattfand. Als Norm hierfür wird ein Anfangslohn für Hilfsarbeiter von 40 Pf. pro Stunde bei den jetzigen Zeiten als angemessen bezeichnet. Bei Aufnahme der Arbeit treten diejenigen Lohn-»nd Hilfsarbeiter, welche ihre alte Arbeit wieder erhalten, in die Lohnsätze ein. welche sie bei Beginn des Streiks hatten. Maßregelungen aus Anlaß der Durchführung dieser Ber einbarung dürfen nicht stattfinden. Die Mitglieder der Schlichtungskommission dürfen nur unter Zustimmung der Fabriklcitung entlassen werden. Die Wiedereinstellung der an der Bewegung Beteiligten (Former, Gießereiarbeiter, Dreher, Fräser usw.) findet vom Freitag, den 1. Dezember an nach Maßgabe der Betriebsver hältnisse statt. Bis zum 15. Januar 1912 sollen die bisherigen Arbeiter vorzugsweise wieder eingestellt werden. Ob die Unternehmer am Donnerstag, bevor ein Beschluß der Streikenden vorliegt, aussperren werden, bleibt abzu warten. Unbestimmt ist, ob die Former der Vereinbarung zustimmen werden. Alle Mitteilungen der bürgerlichen Presse, die von einer Einigung sprechen, sind deshalb Kombinationen. Donnerstagabend werden unter allen Umständen 5 0 V e r- s a m m l u n g e n der Metallarbeiter in Berlin stattfinden. Richtigzustellen wäre noch, daß die Verhandlungen nicht unter Vorsitz des Kommerzienrats B o r s i g stattgefunden haben, sondern daß als Unparteiischer ein Metallindustrieller aus Halle die Verhandlungen geleitet hat. (SewerKscKaftlicKes. Berlin und llmgegend. Der Streik in der Damenkonfektion. Der Schneidervcrband hatte auf gestern nachmittag für die Arbeiterinnen und Arbeiter der Damenkonfektion drei Versamm- lunge», tn den Germaniasälen, Chausseestraße, den Andreasfestsälen, und für Rixdorf in Hoppes Festsälen, sowie für den Abend noch eine vierte Versammlung nach den Arminhallen einberufen. Der Massenbesuch und die kampffreudige Stimmung zeugten für die Macht und Stärke, die die Gewähr für eine erfolgreiche Durch- führung des Streiks bieten. Den Situationsbericht gaben die Organisationsvertreter Knoop, Käming. Kunze und S q b a t h. Ihre Ausführungen über die allgemeine Lage, über das Verhalten der Konfektionäre wie über die Stellung, die dem- gegenüber eingenommen werden mutz, deckten sich mit dem, was bereits in der Mleisterversammluwg am Dienstag ausgeführt worden ist ein Beweis dafür, daß die beiden großen Gruppen, die diesen Kampf gemeinsam gegen das Unternehmertum führen, sich vollkommen einig sind. Man wird nun erst einmal abwarten, was die Konfektionäre auf das letzte Schreiben antworten und welche Vorschläge sie zu machen haben. Es wurde der dringende Wunsch ausgesprochen, daß mit den Verdächtigungen wie auch mit den Versuchen, die Zwischcnmeister und ihre Arbeitnehmer auseinander zu treiben, Schluß gemacht werde, und zwar im Interesse der Unternehmer selbst, die mit jenem Vorgehen, wie die Tatsachen beweisen, für ihre Zwecke doch nichts erreichen, und daß statt dessen der Versuch gemacht werde, praktische Arbeit zu leisten, mit Vorschlägen zu kommen, die auch diskutiert werden können. Man ist und war von Anfang an auf Arbeitnehmerseite gern bereit, ernst gemeinte Vorschläge zu prüfen; beharren aber die Konfektionäre darauf, mit leeren Versprechungen um die Sache herumkommen zu wollen, so wird es auf der anderen Seite auch für die weitere Dauer des Kampfes nicht an der nötigen Ein- mütigkeit und Ausdauer fehlen. Auf Seiten der Konfektionäre ist es sicherlich nicht so gut bestellt. Wenn wirklich ihre Breslaues und Erfurter Geschäftsfreunde das Versprechen geben, ihre Reisen- den vorläufig nicht auf die Tour zu schicken, so steht jetzt schon fest, daß ein nicht geringer Teil der Berliner Firmen gegen den Willen ihrer Verbandsleitung bereit ist, die Tarife abzuschließen und ihre Reisenden auf die Tour zu schicken. Darauf muß der jlnternehmerverband gefaßt sein/ Die Versammlungen, sämtlich so zahlreich besucht, daß die Säle überfüllt waren, erklärten sich einstimmig mit der von den Meistern angenommenen, im gestrigenVorwärts" veröffentlichten Resolution einverstanden. Inzwischen kommt die Mitteilung, daß der Verband der Mäntelfabrikanten die Vertreter der Meister- und Arbeitnehmer- organisation auf den heutigen Vormittag um Verhandlungen ersucht hat. Eine Vereinbarung ist gestern zwischen der Firma Friedenstein und dem Schneiderverband unter Zustimmung des Vertreters des Arbeitgeberverbandes für das Damenschneider- gewerbe zustande gekommen. Die Firma, eines der ersten und vornehmsten Modellgeschäfte, hat�sich verpflichtet, nur solche Meister zu beschäftigen, die den am 1. September abgeschlossenen Zeitlohn- tarif für die Musterkonfektion anerkennen. Die Tarifvorlage für die Damenkonfektion kommt für diese Firma nicht in Betracht. Wo in einzelnen Geschäften Streikbrecher tätig sind, ist man offenbar außerordentlich besorgt um das Wohl dieser Leute. So wird uns berichtet, daß Herr Schnitzer von der Firma Schnitzer u. Lewin, Kronenstraße, in höchst eigener Person seine per Auto heimwärts fahrenden Arbeitswilligen begleitet. Daß außerdem noch eine Anzahl leicht erkennbarer Kriminalbeamten vor dem Hause zu finden ist, darf nicht wundernehmen. Der Zwischenmeister A l i s a t, Brunnenstraße 62, gibt durch Anschlag an das HauStor bekannt, daß er mit seinen Leuten einen Tarif abgeschlossen habe und der Streik somit für ihn beendet sei. Das ist eine unsinnige Behauptung. Wann der Streik beendet wird, darüber hat selbstverständlich nicht Herr Alisat zu be- stimmen, sondern die Gesamtheit der Meister und Arbeitnehmer. In dem UnternehmerorganDer Confectionair" wird be- hauptet, daßnoch niemals ein Streik in so frivoler Weise vom Zaun gebrochen ist wie dieser". Das ist ja eine altbekannte Phrase, die bei jedem größeren Streik in der Unternehmerpresse immer wiederkehrt. Im übrigen kann derConfectionair" seinen Aerger darüber nicht verbergen, daß der Streik sich diesmal nicht, wie es 1896 der Fall war, auch gegen die Zwischenmeister richtet, sondern daß diese nun gemeinschaftlich mit der Arbeiterschaft der Branche vorgehen, und um, wenn irgend möglich, diese Einmütig- keit zu stören, schreibt das Blatt, daß die Zwischenmeister noch keine Garantie dafür geboten hätten, daß die Lohnerhöhungen auch tatsächlich zum Teil den Heimarbeiterinnen zugute kommen. Das ist nicht wahr. Wir haben bereits in der Sonnabendnummer desVorwärts" gezeigt, wie die Tarifvorlage, über die die Kon- fektionäre nicht verhandeln wollen, gestaltet ist, und daß darin auch die Lohnsätze der Heimarbeiterinnen festgelegt sind. Die Zwischenmeister haben sich ihren Arbeitnehmern gegenüber bereits auf diesen Tarif verpflichtet, so daß es eben nur noch an den Kon- fektionären liegt, den Tarif zur Geltung zu bringen. Das Unter- nehmerorgan behauptet ferner, daß Zwischenmeister 6000 bis 10 000 Mark das Jahr verdienen, währendvon sozialdemokratischer Seite" angestellte Verwaltungsbeamte der Krankenkassen sich mit 2000 bis 3000 M. begnügen müßten, daß die Löhne in der Mäntel- konfektion seit dem Jahre 1896 um teilweise bis zu 100 Proz. erhöht worden seien, und daß ständige Heimarbeiterinnen 18 bis 25 M. die Woche verdienten. Daß es unter den Zwischenmeistcrn einige Großindustrielle gibt, die recht hohe Einkommen erzielen, ist gewiß nicht zu bezweifeln, es sind das aber wohl Ausnahmen. Was die Wochenvcrdicnste der Arbeiterinnen anbetrifft, so schrieb derConfectionair" in seiner Tonnerstagnummer noch von 21 bis 45, ja 60 M., in der neuesten Nummer ist er auf 18 bis 25 M. herabgegangen, und ivenn das so weitergeht, wird man allmählich auf den richtigen Satz kommen. Wo eine Arbeiterin Löhne von 25 M. nach Hause trägt, handelt es sich um Fälle, wo die ganze Familie hilft. Im Anschluß an seine Angaben über die Heim- arbeiterlöhne behauptet das Blatt,«s könne täglich aus den Büchern nachgewiesen werden, daß diePhrasen von den Hungerlöhnen" in keiner Weise den Tatsachen entsprechen. Merkwürdig, was die Herren alles in ihren Büchern haben! Uebrigens legt die Arbeiterschaft gar keinen Wert darauf, mit vielem Reden von den Hungerlöhnen etwa an die Oeffentlichkeit oder gar an das bekannte gute Herz der Unternehmer appellieren zu wossett. Sie weiß vielmehr, Laß auf dergleichen nichts zu geben ist, sondern daß die Macht entscheidet, und da der Streik in einem Umfang und mit einer Einmütigkeit geführt wird, der alle Erwartungen übersteigt, können die Kämpfenden auch des Sieges sicher sein._ Diewohlwollende Große Berliner". Die Große Berliner Straßenbahn bat am 1. d. MtS. ihr Wohl- wollendes Herz den Angestelllen gegenüber gezeigt, indem sie zum Feste des Friedens vier Famitienväler auf daS Straßenpflaster ge- warfen hat, die nichls weiter verbrochen haben, als ihre ficie Meinung zu bekunden. Angestellte, die 16, 10 und 6 Jahre der Gesellschaft für wenig Lohn treue Dienste geleistet haben. Sie sind wiederum ein Öpier deS Denunziationswesen?, welches im Betriebe mit Hilfe desgelben Vereins" gezüchtet wird, geworden. Kein Protokoll, keine Gegenüberstellung, ohne Beweise, lediglich auf die Angaben dertreuen" Bedientesten hin, wie Geheimrat Dr. Micke sagte. Wie sehen dieseGetreuen" ans? Nicht durch besondere Leistung, nicht weil dieselben als zufriedsne Lämmer in Frage kommen, sondern durch Schmarotzerei sind dieselben in den Geruch der Getreuen" gekommen. Und die Pensionskasse der Straßenbahner?. Dieselbe besteht wiederum nur fürMucker" und dennoch nennt sich dieGroße Berliner"wohlwollende" Gesellschaft. Berichtigung. In unserem gestrigen Bericht über den Streik bei der Firma Beckistein haben sich einige kleine Fehler eingeschlichen. So be- trägt die wöchenlliche Arbeitszeit der Holzarbeiter in Berlin nicht 55, sondern 51 Stunden. Weiter ist nicht richtig, daß der größte Teil der Bechsteinschen Arbeiter nicht organisiert sei. Das war aller- dings leider früher der Fall, hat sich aber jetzt erfreulicherweise derart geändert, daß die große Mehrheit der bei der Firma Beschäftigten organisiert ist._ Achtung. Töpfer! Betreffs der Sperre Gustav DameS ist an­zuführen, daß der Bauherr des bestreikten Baues Ernst Fabritz beißt, Gastwirt ist und in Berlin 0., Schreinerstraße 83, wohnt. Letzterer erklärte, er hätte dem Töpfermeister Dames die Arbeit entzogen, und verlangte darum von uns Kollegen, um den Bau in eigener Regie fertigzustellen. Unsererseits wurde darauf erklärt, er solle die Ge maßregelten einstellen. Dies zu tun, weigerte er sich aber ganz entschieden. Daraus müssen wir entnehmen, daß er nur die Verhältnisse verschleiern wollte. Wir warnen also unsere Kollegen, bei Fabritz in Arbeit zu treten. Die Verbandsleitung. Oentfebes Reich. Massenvevhnftungen von Streikenden in Magdeburg . Bei dem Streik der Mühlenarbeiter auf der Hildenbrand» schen Mühle in Magdeburg verhaftete Mittwoch früh die Polizei, die mit einem riesigen Aufgebot erschienen war, die Streikleitung und etwa 30 Streikende aus dem Verkehrslokal der Streikenden heraus. Die Streikenden sollen sich angeblich gegenüber den Arbeitswilligen strafbarer Vergehen schuldig gemacht haben._ Ueber das Scheitern der Tarifverhandlungen zwischen den Vertretern des Deutschen Buchdruckervereins und denen des Verbandes der Buchdruckerei-Hilfsarbeiter wird noch berichtet: Die von den Vertretern der Buvdruckereibesitzer gestellten Anträge bezweckten fast ausschließlich Verschlechterungen der bisher bestandenen Arbeitsbedingungen, darunter Verlängerung der Arbeitszeit, ursprünglich um täglich eine halbe Stunde, be« deutende Personalein schränkungen an vorhandenen er- probten Maschinenstistemen, Reduzierung der Ueber« st u n d e n z u s ch l ä g e um 25 Proz. bei Sonntogsarbeit, Haft- Pflicht der Organisationen für Tartsverletzungen und Streichung der bestehenden Solidaritälsklausel. wonach vom Hilfspersonal Streikbreckerdienste bei Ausständen der- Wandler Berufe wegen Ein- und Durchführung von Tarifen nicht verlangt werden dürfen. Ganz besonderen Wert legten die Druckerei- besitzer auf die Streichung einer bisher gültigen Schutz« bestimmung, wonach bestehende bessere Bedingungen in Lohn und Arbeitszeit durch den Tarif nicht verschlechtert werden dürfen. Darauf einzugehen, war den Vertretern des Hilfsarbeiter» Verbandes unmöglich, weil keinerlei Gewähr dafür geboten werden konnte, daß auf der anderen Seite ausreichende Lohnaufbesserungen bei den örtlichen Tarifabschlüsiei, bewilligt werden. Deswegen mußten die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen werde«. Letzte JVachricbten. Landtagsersatzwahl in Crailsheim . Crailsheim , 29. November. (Privattelegramm de?Vor- wärt".) Bei der heutigen Ersatzwahl zum w ü r t t e m» bergischen Landtag im Oberamt Crailsheim erhielten Lang(Bauernbund) 1398, S ch a e f f e r(Volkspartei) 1163, R e u s ch(Deutschpartei) 825, Beinkaenipen(Sozial- demokrat) 665 und G r o e b e r(Zentrum) 227 Stimmen. Aus dem österreichischen Abgeordnetenhaus. Wien , 29. November. (W. T. B.) Justizminister Dr. Ritter v. Hochenburger, während dessen Rede die bereits gemeldeten Lärmszenen sich abspielten, legte eingehend die Schwierig- leiten dar, welche für die Justizverwaltung hinsichtlich der Be- sevnng der Richterstellen in Böhmen bestanden. Er erinnerte daran, wie sich unter dem Einfluß gewisser radikaler Schkagworte die deutschen Juristen eine Zeitlang vom Staatsdienst ferngehalten, bis die vernünftigere(!) Auffassung Platz gegriffen habe, daß man, um beachtet zu werden, sich nicht in den Schmollwinkel stellen dürfe. (Zustimmung.) Aber auch später, fuhr der Minister fort, blieb der Zuzug deutscher Juristen zur richterlichen Laufbahn noch immer spärlich und völlig ungenügend. Dies führte zur Durch- setzung des deutschen Sprachgebiets mit Richtern tschechischer Zunge (Zwischenrufe), die es ab und zu an der erforderlichen Zurück- Haltung fehlen ließen, weit häufiger aber es nicht verstanden, mit der bodenständigen Bevölkerung die richtige Fühlung zu gewinnen. Im deutschen Sprachgebiet erblickte man in dieser Durch- setzung eine politische Maßregel, eine gewissermaßen von Staats» wegen betriebene Forderung der vorausgesetzten Machterweite- rungsbestrebungen der leitenden politischen Kreise des tschechischen Volkes. Eine weitere Erschwerung der Stellenbesetzung in Böhmen bildet der starke Rückgang in den erforderlichen Sprachkenntnissen 'owohl bei den deutschen, als auch bei den tschechischen Richtern. Geboten war tunlichste Einschränkung der Versetzung von Richtern tschechischer Zunge in das deutsche Sprachgebiet. Geboten war ober auch die tunlichste Forderung der Toppclsprachigkeit durch eine Bevorzugung jener Richter, die neben sachlicher Tüchtigkeit da* noch für sich haben, daß sie beide Landessprachen in Schrift und Wort vollkommen beherrschen. Der Minister gelangte an dem Schluß, daß die beantragten Beschlüsse sachlich verfehlt und recht« lich unzulässig seien(Hört, hört!), er stelle daher an das Haus das dringende Ersuchen, sich gegen die Dringlichkeit auszusprechen.(Lebhafter Beifall und Heilrufe.) Beendeter Ausstand. Antwerpen , 29. November. (W. T. B.) Der Ausstand km hiesigen Hafen ist beendet. Die Seeleute haben die Be» dingungen der Reeder auf die Tauer von drei Jahren angenommen. nachdem ihre Forderungen bis aus Nebensächliches bewiB'Gt worden sind. verantlp. Nedakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil veranttzw ZH. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Verlagsanstalt PaülSingeräcCo.,BerlinLVV. Hierzu Z Beilage»«.yutrrhaltimgtl»