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Gewerhrcbaftliches. Der Kampf in der Berliner   JMetalUnduftrie, Die Einigungsverhandlungen zwischen den streitenden Parteien haben gestern vormittag um 10 Uhr im Borsighause, Chausseestraße, begonnen und wurden bis zum späten Abend fortgesetzt. Diesmal handelt es sich nicht allein um den Formerstreik, sondern auch um die seit den letzten VerHand- lungen vorgenommene Aussperrung, die aber den Unter- nehmern selbst schon sehr unbequem geworden ist. Wie eS heißt, sollen die kleinen und mittleren Firmen im Verbände Berliner   Metallindustrieller ihre großen Verbandskollegen heftig gedrängt haben, eine Beendigung der bestehenden Konflikte herbeizuführen. DaS Resultat der Beratungen der Ver- Handlungskommission wird einer Versammlung der streikenden Former und Gießereiarbeiter, die für heute einberufen ist, zur Beschlußfassung unterbreitet werden. Der Streik in der Damenkonfektion. In drei vom Schneiderverband einberufenen, außer- ordentlich zahlreich besuchten Versammlungen, die im großen Saale der Bockbrauerei. Chausseestraße, in den Andreassälen und in Rixdorf bei Hoppe stattfanden, berichteten gestern nach- mittag die Organisattonsvertteter Knoop. Kunze und Frau Reimann über die gescheiterten Verhandlungen mit den Konfektionären. Es wurde zunächst mitgeteilt, daß die Arbeiterschaft der Damenkonfektion in Breslau   am Montag in einer überfüllten Versammlung durch eine einstimmig an- genommene Resolution der Berliner   Kollegenschaft ihre Solidarität kundgegeben hat. DieS verdient umsomehr Beachtung, als es sich in der Mehrheit um Arbeiterinnen und Arbeiter handelt, die bisher den Weg zur Organisatton nicht gefunden hatten, und daß sie nun zum Solidaritätsbewußtsein erwachi sind, ist zu einem guten Teil den Berliner   Konfekttonären zu verdanken. Bei diesen bestand nämlich tatsächlich die Ab- ficht, eine allgemeine Aussperrung in der deutschen   Damenkonfekton zu veranstalten. Mit diesem Plan sind sie nicht durchgedrungen, haben aber damit in anderen Städten eine Erregung unter den Arbeitnehmern hervorgerufen, die nun in Sympathie- und SolidarttätS- erklärungen zum Ausdruck kommt. WaS die Redner über die Verhandlungen selbst und das Angebot der Konfekttonäre ausführten, ließ von neuem erkennen, daß auch in der jetzigen Lage des Kampfes volle Einmütigkeit zwischen dem Schneider- verband und der Meisterorganisatton besteht. Die Redner sagten unter anderem: Erst leugneten die Konfekttonäre. daß vonüblichen" Löhnen in der Damenkonfektion die Rede sein könne, jetzt wollen sie auf dieüblichen" Löhne Zuschläge ge- währen, weigern sich aber, die üblichen Löhne tariflich fest- zulegen. Die gebotenen Zuschläge selbst sind so gering, daß, selbst wenn sie sichergestellt werden könnten, von einem Votteil keine Rede sein könnte. Wollten die Kommissionsvettreter den Versammlungen die Borschläge empfehlen und der Arbeiterschaft einzureden suchen, sie hätte damit etwas erreicht, so wäre das ein Betrug und die Arbeiterschaft würde ihre Vettreter aus- lachen. Die Unternehmer zeigen sich immer wieder so besorgt um die Lage der Heimarbeitettnnen; aber das gehött nur zu ihrem ständigen Bestteben. die beiden großen Gruppen der Streikenden auseinanderzutreiben. Die Zwischenmeister haben sich ja bereits mit den Heimarbeitettnnen geeinigt über das, Was sie zahlen wollen, und, ist es den Unternehmern ernst mit ihrer Sorge um das Los der Heimarbeiterinnen, so brauchen sie sich nur mit den Zwischenmetstern zu einigen. Wie wettlos die Garantten sind, die die Konfekttonäre für die Durchführung ihrer Lohnerhöhungen bieten, zeigt sich auch in ihren Vorschlägen zur Zusammensetzung der Ueber- wachungskommission. Die soll aus drei Meistern und einer Heimarbeitettn bestehen, und nur praktisch in der Branche tätige Personen will man zulassen; aber andererseits soll ein unparteiischer" Vorsitzender, also doch ein nicht in der Branche tätiger Mann, die Entscheidung in Händen haben, welche Löhne üblich" sind. Organisattonsvertteter. die durch jahrelange Uebung sich besonderes Geschick im Verhandeln erworben haben und unabhängig vom Unternehmertum dastehen, sollen auf jeden Fall ausgeschaltet werden. Ueberhaupt muß es an sich schon als ungehörige Anmaßung bezeichnet werden, der anderen Partei vorschreiben zu wollen, was für Leute sie zur Verttetung ihrer Interessen wählen soll. Es ist ebenso. als wenn man von Arbeitnchmerseite den Konfektionären zu- muten wollte, sie dürften keine Kommerzienräte, die Wohl Geschäftsinhaber sind, sich'aber um die praktische Arbeit nur noch sehr wenig bekümmern, zu ihren Vertretern wählen. Dergleichen Vorschriften zu machen, liegt den Arbeitnehmern natürlich gänzlich fern. Im Laufe des Montags und Dienstags hat sich wieder eine ganze Anzahl von Konfektionären gemeldet, die bereit sind, den Tarif abzuschließen, ein neuer Beweis dafür, daß man in ihren Kreisen die tarifliche Regelung also doch für möglich und unter den obwaltenden Umständen für notwendig erachtet. Inzwischen hat sich aber auch wiederum der Ver- band der Fabrikanten, zwar diesmal nicht an den Arbeitgeberverband für das Damenschneidergewerbe, Wohl aber an die Vorstände der Innung und des Meistervereins, die in enger Verbindung mit dem Meisterverband stehen, ge- wandt und erneute Verhandlungen vorge- schlagen, bei denen die ganze Lohnfrage zur Sprache kommen, und festgestellt werden soll.welcheLLHnein den niedrig st en Genres gezahlt werden. Man kommt also der Forderung des Tarifs schon ein gut Stück weiter entgegen, möchte aber offen- bar nicht mehr mit den bisherigen Kommissionsvertretern verhandeln. Wenn die Unternehmer in so kurzer Frist immer mit neuen Vorschlägen kommen, werden sie auch unserem Ziele immer näherrücken und der Kamps braucht nicht mehr lange zu dauern. Erst haben sie den Montag abgewartet, in der Hofsnung, die Bewegung würde abflauen: darin sahen sie sich getäuscht. Die Streikenden harrten geschlossen aus, und werden ausharren bis das Ziel erreicht ist. Die Einmütig. feit und der unerschütterlich? Wille, den Kampf mit aller Energie fortzusetzen, trat auch in der Diskussion hervor sowie darin, daß die Versammlung sich einstimmig mit der von den Meistern angenommenen, gestern im Vorwärts" veröffentlichten Resolution einverstanden erklärte. In der Bockbrauerei, Chousseestraße. reichte übrigens der große Saal bei weitem nicht aus und es mußten dort zwei Versammlungen nacheinander abgehalten werden, um den Massen der Arbeiterinnen und Arbeiter der Branche Gelegenheit zu geben, den Bericht zu hören und ihre Mei- nung über die Lage zu sagen. Auf das oben erwähnte Ersuchen des Unternehmer- Verbandes um erneute Verhandlungen, haben die Vertreter verantw. Nedakt.: Nicherd Barth, Berlin  . Inseratenteil verantw.e der Meister erwidert, daß sie wohl bereit feien, zu verhandeln. dies aber für sich selbst und allein nicht tun könnten, sondern nur gemeinsam mit den anderen an der Bewegung beteiligten Organisationen. Sie hätten deshalb das Schreiben ihren Arbeitnehmern zur weiteren Erklärung überwiesen. Wie wir erfahren, hat sich die Kommission des Schneider- Verbandes ebenfalls zu erneuten Verhandlungen bereit erklärt und dies dem Fabrikantenverband mitgeteilt. Jedenfalls werden die Unternehmer sich nun bequemen müssen, wieder mit denselben Vertretern wie bisher zu verhandeln, und da sie in der Sache selbst ja auf dem Wege des Entgegen- kommens sind, wird das Zustandebringen der neuen Ver- Handlungen wohl nicht an dieser Nebenfrage scheitern. Aufsehen erregt hat der Zwischenmeister und Hausbesitzer P e tz o l d in Rixdorf. Hasenheide 92. Er hatte durch Zeitungsannonce Bügler gesucht, und da kamen dann auch Konsektionsarbeiterinnen in größerer Anzahl zu ihm. um zu sehen, ob der Mann nicht auch Mamsells brauchte. Der aber rief, wie uns berichtet wird, die Polizei und ließ, offenbar ohne jeden Grund, drei Arbeiterinnen zur Wache bringen, die er wegen Hausfriedensbruch   verklagen will, obwohl sie sich in keiner Weise geweigert hatten, sein Haus zu verlassen, als sie sahen, daß es mit der Arbeit bei ihm nichts ist. Der Mann wird jedenfalls mit seiner Klage kein Glück haben. *** Gestern abend beschäftigte sich auch eine vom Verein Frauenwohl und Frauenstimmrecht" einberufene öffentliche Versammlung in denArmiuhallen" mit dem Streit. Auf der Tagesordnung standHeimarbeitsschutz und Konfektionsstreik" und als Referenten sprachen der Reichstagsabgeordncte Robert Schmidt und dann Fräulein L ü d e r s. Der erste Redner schilderte eingehend die Schäden der Heimarbeit sowie die geringen Fortschritte und großen Mängel des nun vom Reichstag be- ichlossenen Hausarbeitsgesetzes. Des weiteren erörterte der R.dner die Frage der tariflichen Lohnregelung in der Damenkoni ektion und wies nach, wie unzutreffend das Gerede der Unternehmer von dertechnischen Unmöglichkeit" des Tarife? ist. Haben doch auch die Unternehmer in anderen Berufen, wo jetzt seit langen Iahren Tarifverträge durchgeführt sind, früher für die betreffenden Berufe ebenso hartnäckig dasselbe behauptet, wie z. B. die Unternehmer im Baugewerbe unter Berufung auf die große Verschiedenheit der Bauten. Lohntarife für ganz unmöglich erklärten, ebenso die Unter- nehmer in der Holzindustrie und in so vielen Industrien, wo man eS nun immer wieder erlebt, daß, wenn die Arbeiter einmal eine Zeitlang ohne Tarif arbeiten möchten, die Arbeitgeber sogar einen Kampf nicht scheuen, um einen neuen Tarif zu erlangen. Der Redner erinnerte namentlich an die Möbelindustrie mit ihrem außerordentlichen Reichtum in Art und Form des Produkts, die kein Hindernis der tariflichen Regelung der Löhne bilden. Durch das HauSarbeitsgesetz konnte für die Regelung der Lohnfrage nichts erreicht werden, da die betreffenden Anträge abgelehnt wurden. Durch die eigene Kraft der Organisation muh die Regelung ge- schaffen werden, und in diesem Kampf für den Tarif verdient eS nun die Arbeiterschaft der Damenkonfektion, mit aller Energie unterstützt zu werden. Im selben Sinne äußerte sich über den Streik auch Fräulein Lüders, die besonders die Entwicklung und die gegenwärtige Lage des Kampfes schilderte. Die Ver­sammlung schloß mrt der Annahme erner Resolution, in der die Anwesenden sich verpflichten, die Streikenden in jeder Weise zu unterstützen, und Bedauern darüber ausgesprochen wird, daß das Hausarbeitsgesetz keine Lohnregelung bietet. Dw Canffrage der Buchdruck cmbilfsarbeiter. Der Tarif für die im Buchdruckgewerbe beschäftigten HilfS- arbeiter und-Arbeiterinnen läuft am 31. Dezember ab. Der Tattf besteht aus einem für ganz Deutschland   geltenden Teil, den sogenannten Allgemeinen Bestimmungen, und aus öttlichen Tanfen, welche die Lohnhöhe festsetzen und von den örtlichen Organisation?- instanzen vereinbart werden, nachdem die Allgemeinen Bestimmun. gen durch zentrale Verhandlungen festgelegt sind. Die Beratung der Allgemeinen Bestimmungen hat kürzlich in Leipzig   statt- gefunden. Ueber den Verlauf derselben berichtete Moritz am Sonntag in einer Versammlung der Berliner   Buchdruckerei-Hilfs- arbeiter und-Arbeiterinnen. Er führte unter anderem auS: Während die Arbeiter keine Forderungen auf matettelle Verbesie- rungen gestellt hatten, sondern sich mit einer Festlegung der bereits bestehenden Verhältniffe begnügen wollten, hatten die Peinzipale eine umfangreiche Vorlage eingereicht, die in verschiedenen Punkten wesentliche Verschlechterungen der bestehenden Ar- beitSverhältnisie forderte. Die Anträge kamen nur zum Teil zur Beratung, denn die Verhandlungen scheiterten schon an der Frage der Arbeitszeit. Die Unternehmer verlangten zunächst, daß die Hilfsarbeiter täglich eine halbe Stunde länger ar- beiten als die Buchdrucker. AIS   die Arbeiter das ent- schieden ablehnten, erklärten sich die Unternehmer wohl bereit, die wöchentliche Arbeitszeit auf S4, schließlich auch auf 53 Stunden festzusetzen, jedoch unter der Bedingung, daß die Tarifbcstimmung gestrichen werde, welche besagt, daß g ü n st i ge r e, als die im Tarif angegebenen Arbeitsbedingungen nicht verschlechtert werden dürfen. Eine Aushebung dieser Bestimmung würde für einen großen Teil der Arbeiter und Arbeiterinnen eine Verschlechterung hinsichtlich der Arbeitszeit in sichere Aussicht gestellt haben. Aus diesem Grunde konnten die Arbeitervertreter der Streichung der betreffenden Bestimmung <§14 deS Tarifs) unter keinen Umständen zustimmen. Darauf er- klärten die Prinzipale die Verhandlungen als gescheitert. WaS wird nun geschehen? Wird am 1. Januar eine tattflose Zeit ein- treten? Wir glauben, sagte der Redner, daß das letzte Wort in der Tariffrage noch nicht gesprochen ist. Jedenfalls wird das Tarifamt der Buchdrucker vermittelnd eingreifen. Sollte es zu neuen Ver- Handlungen kommen, dann werden die Unternehmer wohl nicht wieder solche Anträge stellen, die für uns unannehmbar sind, denn unser festes Zusammenhalten muß sie belehrt haben, daß sie mit den lediglich ihren Interessen dienenden Forderungen nicht durch- kommen. Doch verlaflen können wir uns nicht auf eine Lösung der Tariffrage in diesem Sinne. Deshalb müssen wir für alle Fälle unsere Vorbereitungen tresfen. Wir werden den Berliner   Prin- zipalen unsere Tarifvorlage einsenden und fragen, ob sie in örtliche Verhandlungen mit unS eintreten wollen. Lehnen sie das ab, dann werden wir den einzelnen Firmen unsere Forderungen unter- breiten und alles versuchen, um mit ihnen vom 1. Januar ab in ein neues TarifverhältmS zu kommen. Inzwischen ist es Pflicht der Kollegen, die Organisation zu stärken und für alle Fälle gerüstet zu sein. Die Ausführungen deS Referenten fanden ungeteilten Beifall. Einstimmig wurde eine Resolution angenommen, welche sagt: »Die von 2000 Personen besuchte Versammlung nimmt Kennt- niS von den Verhandlungen über die allgemeinen Bestimmungen. Die Versammelten sind empört über die Zumutung der Prin- zipale, die ohnehin schon sehr schlechten Arbeitsverhältnisse der Hilfsarbeiterschaft noch mehr zu verschlechtern, sie hoffen aber. daß eS dem Einfluß der einsichtigeren Prinzipale gelingen werde. trotzdem einen Tarifvertrag mit der Hilfsarbeiterschast zustande zu bringen, um den Frieden im Gewerbe für die nächste Zeit zu sichern. Die Versammelten sprechen ihren Vertretern bei den Leipziger   Verhandlungen ihre volle Anerkennung für ihr korrektes Verhalten aus und erwarten, daß dieselben auch fernerhin jeder Verschlechterung ihre Zustimmung versagen. Die Versammelten zih.Glscke. Berlin  . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.lt Verlagsanstalt erklären,»en Kampffan»»!« fekler«eise gn stärken ob» tu«n- bettacht der nun eingetretenen Situation für die Ablieferung der beschlossenen Extrabciträge mit aller Energie Sorge zu ttagen." Auch in München   beschäftigte sich eine Versammlung i« Frau- ziSkanerkeller mit der gleichen Materie. Dort berichtete Gauleiter Albert S ch m i d über das Scheitern der Verhandlungen. Er streifte alle Vcrschlechterungsanträge der Unternehmer und kam zu dem Schlüsse, daß es bei so reaktionären Anschauungen der Unternehmer im Buchdruckgewerbe jedenfalls im Interesse der Gesamtarbeiter- schaft gelegen hätte, die Verhandlungen abzubrechen. Genosse Werthmann sprach in gleichem Sinne für die in Frage kommen- den Transportarbeiter usw. Die Ausführungen der beiden Redner wurden mit Begeisterung aufgenommen und folgender Resolution einmütig zugestimmt: Die heute tagende demonstrativ besuchte Versammlung der unter den Tarif für das Buchdruckereihilfspersonal fallenden Ar- beiter und Arbeiterinnen nimmt Kenntnis von dem Scheitern des Tarifs bei Beratung der allgemeinen Bestimmungen in Leipzig   und begrüßt die die Arbeiterinteressen wahrende Stellung- nähme der Vertreter des Hilfsarbeiterverbandes. Gegenüber den ungeheuerlichen Verfchlechterungsanträgen der Unternehmer des Buchdruckgewerbes, die nur Verpflichtungen ohne jede Rechte den Hilfsarbeitern und-Arbeiterinnen aufbürden wollten, war an eine Fortsetzung und Erweiterung des Tarifverhältnisses nicht mehr zu denken. Trotz des Scheiterns des Tarises in Leipzig  beauftragt die heutige Versammlung die leitenden Personen der bei dem Münchener Tarif in Betracht kommenden Verbände, un- gesäumt die Forderungen der Arbeiter und Arbeiterinnen bei dem Verein Münchener Buchdruckereibesitzer einzureichen und bei der bereits im gegenseitigen Einverständnis festgesetzten Verband- lung zu versuchen, den gewerblichen Frieden für das Buchdruck- gewerbe in München   auch für die Zukunft aufrecht zu erhalten. Wie schon in der Versammlung vom 9. Augusi versprechen auch heute die Anwesenden, allen in der nächsten Zeit seitens der Ver- waltungen der Organisationen ergehenden Anordnungen strikte nachzukommen, und sollten auch in München   die Verhandlungen scheitern, dann in dem der Arbeiterschaft aufgedrängten Kampfe unentwegt zu ihrem Verbände zu stehen." Ein Drosch ke n hrerstrcit. Königsberg   i. Pr., 5. Dezember.  (Privattekegramm deSVorwärts".) Heute früh haben die Taxameterkutscher und Chauffeure der hiesigen Fuhrgeschäfte ihre Tätigkeit ein­gestellt. um gegen die harten Polizeivorschriftcn, die in letzter Zeit verfügt wurden, zu protestieren. Beteiligt an dieker Maßnahme sind die drei größten Königsberger Brttiebe: Königsberger Fuhrgesellschaft, Königsberger Droschkenbesitzer- verein, die Königsberger Antomobildroschken-Betriebsgesellschast sowie die größere Anzahl der kleinen Fuhrwerksbesitzcr. Hetzte l�achricbtcn. Aus der französischen   Deputiertenkammer. Paris  , 5. Dezember. D a m o u r begründete in der heutigen Sitzung der Kammer einen Antrag, der die Regierung auffordert, die Veröffentlichung eines GelbbncheS über die franzSsssch-dentsche« Verhandlungen zu beschleunigen. Das Abkommen müsse mit mög- lichst geringer Verzögerung in der Kammer besprochen werden. Dazu sei es nötig, daß die Kammer alles Material zur Beurtei- lung des marokkanisches Teiles des Abkommens besitze. I a u r e S und Charles Venoist unterstützten den« Antrag. Der Minister deS Aeußeren de SelveS erklärte, er befände sich mit Da- mour in Uebereinstimmung über die Dringlichkeit der Velprechung dcS Abkommens. Er sei bereit, alle erforderlichen Aufklärungen zu geben, aber die Veröffentlichung eines GelbbucheS erfordere lange Zeit und man könne davon die Besprechung des Abkommens nicht abhängig machen. Ministerpräsident C a i l l a u x sprach in dem gleichen Sinne und erklärte, Gründe der auswärtigen Politik sowie die damit eng verbundene Würde der Kammer(?) widersetzten sich einer Veröffentlichung, die übrigens keine Regierung verweigett habe. Caillaux   stellte hierauf die Vertrauensfrage über den Antrag Damour. Der Antrag wurde mit 342 gegen 110 Sti»- men abgelehnt. Gegen die Politik Caillaux  . Pari«, 5. Dezember.  (W. T. B.) Der Botschafter Geoffray ist heute abend nach Madrid   abgereist und die Marokkover- Handlungen mit der spanischen   Regierung werden sofort nach seiner Ankunft beginnen. DieLiberi 6" greift den Mi- nisterpräsidenten Caillaux heftig an, weil er für die Berstiin- digung mit Spanien   allzu große Opfer bringe und durch die über- eilte Entsendung Geossrays nach Madrid   die öffentliche Meinung und das Parlament vor eine vollendete Tatsache stellen wolle. Auch dasJournal des TebatS" kritisiert in überaus scharfer Weise die äußere Politik Caillaux  , die den Gegnern der Entente cordiale in die Hände gearbeitet, die Spanier bei den Verhandlun- gen mit Deutschland   zur Seite geschoben und dadurch deren Miß- trauen wachgerufen habe, was sich bei den bevorstehenden Verhandlungen schwer rächen werde. Die Kammer möge das M i» n i st e r i u m darüber zur Rechenschaft ziehen, allerdings erst nach der Abstimmung über das deutsch  -französische Abkommen, daS leider nicht mehr verbessert werden könne. Die Botschaft an den Kongreß. Washington  , 5. Dezember. Die jährliche Botschaft des Präsidenten Taft wurde heute dem Kongreß übermittelt. Sie handelt nur von der Truflfrage und gibt bekannt, daß noch einige andere Boischaslen über wichtige Gegenstände folgen werden. Räch- dem er auf die Entscheidungen bezüglich der Standard Oil Eompanu und des Tabaktrusis hingewiesen, erklärt Taft, nur in den letzten paar Jabren sei die schwere Hand des Gesetzes auf die großen ungesetzlichen Ringe gelegt worden. Die Gerichte hätten bisher gezögert. Uebertreter ins Gefängnis zu schicken, da jedoch daS Vergehen besser erkannt sei, so würden die Gerichte auch zur Ver- hängung von Gefängnisstrafen kommen. Es sei nicht beabsichtigt, die Anhäufung großer Kapitalien zum Zweck der Herab- setzung der Produktionskosten und der Preise zu verhindern; das Antitrustgesetz richte sich nur gegen die Vereinigung von K a» pital zum Zweck der Unterdrückung der Konkurrenz und der Aufrichtung von Monopolen. Taft ist für ein ErgänznngSgrsetz, welche» die unlauteren Konkurrenz Methoden darlegt und rügt. Er empfiehlt er» neut, ein allgemeines Gesetz, welches die freiwillige Bildung von Korporationen zum Zwecke des Handel? zwischen den einzelueu Staaten sowie mit dem Ausland regelt. Er schlägt vor. die Einrich- tung eines VundeSbureaus oder einer Kommission im Handelsomt, dem in zweifelhaften Fällen die Firmen, die Vereinbarungen be- absichtigen. ihre Pläne unterbreiten sollen, und das die endgültige Ueberwachung über die Ausgabe von Aktien und Bonds ausüben solle. Diesem Bureau könnte sehr wohl die Verpflichtung auserlegt werden, die Gerichtshöfe bei der Auflösung respektive der Wieder» aufrichtung von Trust» innerhalb der bur.desgcsetzlichen Grenzen zu unterstützen. ßaül Singer ä: Co., Berlin   LlV. Hierzu 3 Beilggcn u.Untcrhaltungsbl