Munition für den WaWanips. Genosse Dr. G r a d n a u e r hat kürzlich eine treffliche Agitationsschrift für den Wahlkampf erscheinen lassen(Wahl- kämpf! Die Sozialdemokratie und ihre Gegner. Von Georg Gradnauer . Kaden u. Co., Dresden , Zwingerstr.), die auf ihren 174 Seiten Text eine Fiille wertvollen Materials ent- hält, das allen im Wahlkampf propagandistisch tätigen Gl- nossen wärnlstcns empfohlen werden kann. Wir glauben, die verdienstliche Schrift am besten dadurch kennzeichnen zu können, daß wir ihr folgende Stichproben entnehmen: Nation und Sozialdcmokratit. Es ist absurd, der Sozialdemokratie nachzureden, sie habe kein Verständnis für die Bedeutung der Nation. Wer ist denn über- Haupt„die Nation"? Ist nicht das arbeitende Volk, das sich in der Sozialdemokratie politisch organisiert, selbst ein großer und weseni- licher Teil der Nation? Die gegnerischen Vorwürfe enthalten die abgeschmackte Zumutung in sich, daß das arbeitende Volk gegen sich selb st feindlich gesonnen sei. Vollends lächerlich und ebenso dunrm wie gemein sind aber jene anderen Beschimpfungen, die Sozialdemokratie wolle das Deutsche Reich zerstören usw. Die Sozialdemokratie Deutschlands , wie die Sozialdemokratie jedes anderen Landes ist eine im besten Sinne nationale Partei. Wir haben nicht das mindeste Verlangen danach, mit den„nationalen Parteien" um die Wette in nationalen Phrasen zu schwelgen. Wir halten es vielmehr für unsere Aufgabe, die Volksfeindlichkeit der Politik aufzudecken, die sich bei uns als „nationale Politik" marktschreierisch spreizt. Wir sind aber in Wahrheit national, wenn dieses Wort bedeuten soll, für das Wohl- ergehen der arbeitenden Klassen und Massen das Beste erstreben! Der bewaffnete Frieden als Versicherungsprämie. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Politik des„bewaffneten Friedens" zu immer tolleren Uebergipselungen einer Nation durch die andere, zu immer gewaltigeren Opfern an Geld und Volks- wirtschaftlichen Kräften bei sämtlichen Nationen führt. Schließlich muß aber doch diese verhängnisvolle EntWickelung im u n ge- heuerlich st en Weltkrieg explodieren. Danach könnte der- selbe grausige Tanz der Wettrüstungen von neuem beginnen. Der „bewaffnete Friede" ist in der Tat ein Schrecken ohne Ende. Die Militär- und Marinerüstungen wären fürwahr eine eigenartige„Versicherungsprämie". Eine Prämie, die fort- während höher geschraubt wird! Eine Prämie, die die Kriegsgefahr nicht vermindert, sondern vermehrt! Man fabelt von„Versicherungsprämie", während man immer mehr Pulver zusammenträgt, so daß die Explosion s- gefahr immer größer wird! Die Nutznießer des Wettrüstens. Die llbsitzenden Klassen haben in der Armee und Marine eine günstige Gelegenheit, ihre Söhne mit„standesgemäßen" Berufs- siellungen auszustatten und. zu versorgen. Jede neue Militär- und Marinevorlage bringt ihnen neue Posten und bessere Aussichten auf Karriere und Gehattssteigerung. Dazu kommen unmittelbare ma° tcrielle Vorteile für viele Grundbesitzer und Kapitalisten aus den Lieferungen für die Armee. Die Agrarier erzielen durch den Absatz von Korn, Fleisch, Pferden usw. große und sichere Gewinne. DeS- gleichen fackeln Jahr um Jahr die Kanonen-, Gewehr- und Panzer- Plattenfabrikanten, die Pulverfabriken, die Tuchfabriken, die für den Militärfiskus liefern, enorme Gewinne ein. Man weiß auS den Beratungen der Budgetkommission des Reichstags, wie unver- schä.-n das Reich durch die patriotischsten der Patrioten, durch die Krupp, Stumm und andere ausgebeutet worden ist. Kein Wunder, daß Freiherr von Stumm' einmal erklärte:„Es gibt gar keine produktivere Anlage als die Ausgaben für die Armee!" Für die Finna Stumm sind sie sicherlich sehr„produktiv" gewesen! Die Geschädigten. Die Lasten für das volkswirtschaftlich unproduktive Militär- Wesen sind derartig riesenhaft geworden, daß dadurch die Ent- Wickelung vieler für das Volkswohl dringend nötiger Maßnahmen mehr und mehr stockte. Die englische Regierung hat durchaus offen das Problem gestellt: ent- weder Militärrüstungcn— oder Sozialreform, beides zugleich i st unmöglich. Lawinenhaft wachsen die Summen an, die in alle» modernen Staaten von den arbeitenden Massen aufgebracht werden müssen, um die unersättlichen Zlnsprüche des Militarismus und Marinismus zu befriedigen. Infolgedessen sind die Staaten unfähig, für Linderung sozialer Lei- den des Volkes, für die Ausgestaltung von WohlfahrtScin« richtungen, für Kulturaufgaben, die nötigen Aufwendungen zu machen. Könnte zunächst nur die Hälfte der 1!4 Milliarden, die das Deutsche Reich für Militärzwccke ausgibt, für hygienische Maß- nahmen, für Gesundung, Kräftigung und Kultur der Arbeiter- massen verwendet werden, wieviel Heilsames liehe sich da schaffen! Brot- und Fleischwucher. Einen bedeutenden Vorteil von den Kornzöllen haben nur die Großbauern und Großgrundbesitzer. Nach der Statistik von 1307 gab es 262 131 landwirtschaftliche Betriebe mit 23 bis 100 Hektar und 23 566 Betriebe mit mehr als 133 Hektare Diese 285 757 Betriebe umfassen insgesamt mehr als die Hälfte der land - wirtschaftlich benutzten Fläche des Deutschen Reiches. Nicht zu- gunsten der„Landwirtschaft", sondern zugunsten von kaum 330 333 Grundbesitzer» wird das ganze deutsche Boll durch die Hochschutzzölle aufs äußerste gebrandschatzt. Ein Beispiel für den kolossalen Rückgang de? Fleischverbrauchs gibt die amtliche Statistik der Stadt Dresden . Danach ist in Dresden der Gesamtverbrauch an Fleisch aller Art von 72,27 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung im Jahre 1333 auf 58,72 Kilograuim im Jahre 1333, das heißt, um 13,51 Kilogramm, gleich zirka 13 Proz., zurückgegangen. Dabei ist zu beachten, daß in den besser situierten Kreisen der Verbrauch trotz Preissteigerung nicht geringer geworden sein dürfte. Die Minister und Geheimräte, die mit den Agrariern über den„Fleischnotrummel" höhnen, werden ja nicht allzusehr unter den hohen Preisen zu leiden haben. Sie bekommen ihre Gcbälter erhöht, und wenn die Hoshaltung des Königs von Preußen in diesen teueren Zeiten nicht mehr auskommt, so wird die Zivilliste von 15�4 Millionen Mark um 314 Millionen Mark aufgebessert. Unterernährung. Es ist festzustellen, daß die große Masseder arbeiten- den Bevölkerung längst nicht die Ernährung erreicht, die von der Wissenschaft als unbedingt nötig gefordert wird zur Wiederherstellung der Körperkräfte. Es wird auch entfert nicht diejenige Ernährung erreicht, die d e r Staat s e l b st z. B. bei Ernährung seiner Soldaten als Norm aufstellt. Die Wochenration für die Schiffsmannschaften der Marine ist so be- messen, daß pro Woche und pro Kopf ein Aufwand von 8 M. dafür gemacht werden mutz, ohne daß Kosten für Zubereitung, Zutaten usw. eingerechnet sind. Für seine Familie von vier Köpfen, Mann, Frau und zwei Kinder, gleich drei Erwachsenen gerechnet, müßten also 24 Mk. für Nahrungsmittelaufwand bereit sein, pro Jahr 1248 M. Aber die Mehrzahl der Arbeiter kann nicht einmal d i e H ä l f t e davon aufwenden, ein großer Teil noch weit weniger. Die Gesundung der Reichsfinanzen. Tatsächlich erweist sich das Gerede von der Gesundung der Reichsfinanzen als eitel Dunst. ES ist ganz selbstverständlich, daß das Reich aus der Unmenge neuer Steuern bedeutende Mchrein- nahmen erzielt. Aber von Gesundung der Reichsfinanzen kann ein verständiger Mensch ernstlich nicht sprechen, wenn diese Mehreinnahmen durch die schwer st e Be- lastung der steuerzahlenden Bevölkerung, durch die Störung weiter E r w e r b s k r e i s e, durch den Ruin ganzer Industrien, durch den Hunger Zehntausen- der von Arbeiterfamilien erkauft werden. ES ist nur ein neues Gaukelspiel, das die Herrschenden jetzt treiben. Wenn sie neue Ausgaben für Heer und Marine fordern und noch mehr, wenn sie vor Reichstagswahlen stehen, dann erklären sie stets: Es ist mit unseren Finanzen vortrefflich bestellt. Sind die Wahlen vorüber, dann kommt das dicke Steuer- ende nach. So war es bisher stets. So wird es sich auch in nächster Zukunft wieder herausstellen! Wer den Nationalreichtum besitzt. Nach R. W i l b r a n d t, Professor in Tübingen , entfallen von den 33 Milliarden, die das heutige deutsche Nationaleinkommen jährlich ausmacht, etwa zehn Milliarden auf Einkommen aus Ber - mögen. Die betreffenden Einkommensbezieher erhalten dadurch für jährlich 13 Milliarden Mark Verfügung über allerlei zu kaufende Ware. Das heißt nichts anderes, als daß„der dritte Teil des GesamtarbeitsprodnktS von denen, welche die gesamten Produkte erarbeiten, an die Besitzer des Einkommens auS Vermögen ab- gegeben wird". Die Arbeitenden leisten von aller Arbeit zwei Drittel für sich selbst, ein Drittel für die Vermögensbesitzer, also jährlich 233 Arbeitstage für sich selbst, und hundert Arbeitstage für die Besitzenden. S t e i n m a n n- B u ch e r hat das gesamte deutsche„Volksvermögen" auf zirka 353 Milliarden eingeschätzt. Wollte man dieses Vermögen auf die Bevölkerung gleichartig ver- teilt denken, so käme auf den Kopf 5333— 5533 M. Vermögen. Die breite Masse des Volkes hat aber so gut wie nichts davon. Es ist ein ungeheurer und stets wachsender Reichtum in ber heutigen Gesellschaft vorhanden, aber er befindet sich zum über- wiegenden Teile in den Händen einer verhältnismäßig kleinen An- zahl von Personen. Ziele des Sozialismus. Wer die Umwälzungen der letzten Menschenalter über- schaut, der wird nicht annehmen können, daß das so stürmisch Gewordene nunmehr zur Dauer bestimmt sei Die Nutznießer des Kapitalismus möchten den gegen- wk� cigen Gesellschastszustand nach Möglichkeit unverändert er- ha'.en. Jedoch es regen sich im Schoßc des Kapitalismus die ÄUuie zu neue» Umwälzungen, es gestalten sich neue Gebilde, die in eine künftige höhere Wirts chasts- und Gesellschaftsordnung hinausweisen. Sowohl die technische Betriebsentwickelung, als der wirtschaftliche, poliitische und kul- turelleAufstiegderArbeiterklasfe bereiten eine Wirtschaftsordnung vor, die die Vorteile und Fortschritte der kapitalistischen Periode beibehält und fortbildet, die aber zu- gleich die ungeheuren Nachteile eben dieser Periode auslöscht, indein sie die Wiedervereinigung der Arbeit mit den Arbeits- Mitteln und den Arbeitserträgen herbeiführt. Da« wäre eine Wirtschaftsordnung, in der der Reichtum an materiellen und kulturellen Gütern nicht einzelnen Klassen, sondern allen Ar- beitenden gehört. Das wäre der Triumph der Genossenschaft- lichkeit, der Gerechtigkeit! Zur Reichstagswal)!. Der Wahlkampf in Baden . Die Nachwahl in Konstanz hat einen Vorgeschmack davon ge- geben, wie in Baden der allgemeine Wahlkampf geführt werden wird. Die heftige Agitation und die gewaltige Aufpeitschung der Wähler hat im Konstanzer Kreise eine Wahlbeteiligung von 93 bis 35 Proz. zuwege gebracht. Von den 14 Reichstagswahlkreisen Badens gehörten nach den Wahlen von 1337 dem Zentrum 3, den Sozialdemokraten 3. den Nationalliberalen 2 und den Konservativen 1 Kreis. Stimmen entfielen auf: Zentrum....... 138 863 liberalen Block..... 133 336 Sozialdemokratie.... 93386 Konservative...,. 24 697 Von den Wahlkreisen, die das Zentrum zu verteidigen hat, sind zwei bombensicher, Tanberbischofsheim und Bühl — Rastatt , in welchen die Abgeordneten Zehnter-Heidclberg und Lender-Sasbach 63 und 66 Proz. aller abgegebenen Stimmen erhielten. In den anderen Kreisen stehen die Aktien nicht besonders gut; gefährdet ist das Zentrum vor allem im 2. Kreis(Donaueschingen— Villingen— Triberg). 1937 erhielt der jetzige Abgeordnete Dusfner 11 911 Stimmen, der liberale Blockkandidat 3863 und der Sozial- demokrat 2253 Stimmen. In der Stichwahl holte Duffner das Mandat mit 12 589 Stimmen, während sein liberaler Gegner 11 114 Stimmen erhielt. Diesmal kandidiert der Gutsbesitzer Duff- ner für das Zentrum wieder. Die Liberalen haben den Rechts- anwalt R o m b a ch aus Offenburg , unsere Parteigenossen den Arbeitersekretär M a r tz l o f f aus Freiburg aufgestellt. Richtet sich in der Stichwahl die Spitze gegen den schwarzblauen Block, dann kann dieser Kreis dem Zentrum abgenommen werden. Günstiger liegen seine Chancen im 3. Kreis(Waldshut— Säckingen— Schopfheim). Dort standen bei der letzten Wahl 13 433 Zentrumsstimmen 13 733 Stimmen der Liberalen und Sozialdemo- kraten gegenüber. Die Textilindustrie ist im 3. Kreis stark ver- treten und wir dürfen deshalb auf eine erhebliche Stimmenzunahmc für den sozialdemokratischen Kandidaten rechnen. Kommt eS zur Stichwahl, dann ist der Llusgang für das Zentrum auch zweifelhaft. Recht kompliziert liegen die Verhältnisse im 5. Kreis(Frei- bürg— Emmendingen— Waldkirch). 1937 fielen auf den Zentrums- kandidatcn, den Bäckermeister und jetzigen Abgeordneten Hauser, 13 435 Stimmen, auf seinen liberalen Gegenkandidaten 13 519, auf unseren Parteigenossen Kräuter 6282 Stimmen. In der Stich- wähl siel Hauser das Mandat mit 15 532 gegen 12 587 liberale Stimmen zu. Diesmal kandidiert von sozialdemokratischer Seite der Parteisekretär Engler-Freiburg. Hauser ist wieder aufgestellt. Der liberale Block präsentiert den Professor v. Schulze-Gäver- nitz, und vor einigen Tagen ist noch eine reichsparteiliche Kan- didatur in der Person des Freiburger Konsuls und früheren Kruppschen Beamten S ch i n z i n g e r auf den Plan getreten. Ge- lingt es, den sozialdemokratischen Kandidatcn in die Stichwahl zu bringen, dann ist ein sozialdemokratischer Sieg nicht ausgc- schlössen. Der 6. Kreis(Euenheim— Lahr— Wolfach) wird von dem ba- dischen Zentrumsführer Fehrenbach vertreten. Er hat 1937 den Kreis im ersten Wahlgang mit 11435 gegen 7834 demokratische und 2427 sozialkemokrakische«fkumen femanw«, WH W» MV eS zur Stichwahl kommen, denn Fehrenbach ist ei» etfriger Reffte« worter der Reichsfinanzreform, von der er erst jüngst sagte, tt(ei stolz darauf, daß er sie mit beschlossen habe; unter gleich« Hau ständen würde er genau so handeln wie im Sommer 1333. Äw* habe gerade die badischen Landtagswahlen bewiesen, daß die ktnft« stehenden Wühler in Sachen der Finanzreform keine» Spaß bau stehen. Entscheidend kann die Sozialdemokratie auch eingreife» k« 7. Kreis(Offenburg -Oberkirch -Kehl >, wo sich 1937 das Zentrum miß 11 849 Stimmen gegen 8734 liberale und 2554 sozialdemokratische Stimmen behauptete.— Somit wäre die Situation für das Zen- trum, soweit es sich um seine bisherigen Wahlkreise handelt, ge- zeichnet. Das Zentrum will nun freilich auch mit aller Gewalt den Konstanzer Kreis zurückerobern und es will auch in den Kreisen, wo es auf eigene Erfolge nicht rechnen kann, entscheidenden©in- fluß üben im Sinne der Parole:„Unter allen Umständen gegen die Sozialdemokratie und den Groß« block!" Das Zentrum unterstützt deshalb im 9. Kreis(Durlach — Pforzheim ) den rechtsstehenden Nationalliberalen Wittum, im 13. Kreis(Karlsruhe — Bruchsal ) den Konservativen v. G e m m i n- gen, um diese Kreise der Sozialdemokratie abzunehmen. Im 13. Kreis(Sinsheim— Bretten— Eppingen) stimmt das Zentrum für den Konservativen Rupp, um diesen Kreis gegen de» liberalen Block zu festigen, und im 12. Kreis tritt es mit einer eigenen Kan- didatur auf, um sie eventuell als AuStauschhilfe für einen anderen Kreis benutzen zu können. Der liberale Block hat zunächst seine zwei Mandate in Lörrach — Mülheim und in Heidelberg zu halten. Den ersteren Kreis vertritt im Reichstag der Weingutsbesitzer Dr. Blankenhorn, der 1937 in der Hauptwahl 7741 Stimmen erhielt; ihm standen gegenüber daS Zentrum mit 6253, die Sozial- demokratie mit 3445 und der Freisinn mit 1914 Stimmen. In der Stichwahl bekam Blankenhorn 11 133, sein Zentrumsgegner 9334 Stimmen. Ein heißer Kampf wird in Heidelberg entbrennen. Bei der letzten Wahl fielen auf den nationalliberalen Oberamtmann Beck 11 135 Stimmen, auf den mit dem Zentrum verbündeten Konser - vativen 8483 und auf den sozialdemokratischen Kandidaten 6713 Stimmen. In der Stichwahl behauptete Beck den Wahlkreis mit 14 685 gegen 9287 zentrümlich-konservative Stimmen. Diesmal wird die Stichwahl wahrscheinlich zwischen Nationalliberalen und Sozialdemokraten auszusechten sein. Zentrum und Konservative gehen getrennt vor, um dies Resultat bestimmt zu erreichen und um dann die Nationalliberalen in die Zwangslage zu bringen, daß sie Hilfe von den Schwarzblauen erbitten müssen. Den einzigen Konservativen aus Baden sandte der 13 Kreis; er wurde 1937 mi: Zentrumshilfe getvählt und erhielt 13 553 Stimmen, gegen 7781 liberale und 2862 sozialdemokratische Stimmen. Die Sozialdemokratie hat drei Mandate zu verteidigen, das Mannheimer Mandat(11. KreiS ), daS Genosse Dr. Frank 1937 im ersten Wahlgang mit 25 969 gegen 16 933 liberale und 8173 Zentrumsstimoien holte. Inzwischen ist die Industrialisierung Mannheims noch weiter vorgeschritten und die Hochburg der ba- dischen Sozialdemokratie hat sich erst bei den jüngsten Gemeinde- wählen in einem glänzenden Lichte gezeigt. An dem sicheren Siege Dr. Franks schon in der Hauptwahl ist also nicht zu zweifeln. Im 9. Kreis(Durlach — Pforzheim ) erhielt Genosse Eich- Horn im Jahre 1937 in der Hauptwahl 15 883, sein national- liberaler Gegner 12 393 und der Zentrumskandidat 6892 Stimmen. In der Stichwahl trug Eichhorn mit 17 387 Stimmen über den jetzt wieder kandidierenden Stadtrat Wittum den Sieg davon, der 14 764 Stimmen erhielt. Unser Parteisekretär Trinks wird keinen leichten Stand haben, denn es ist nicht zu zweifeln, daß die Zen- trumswähler der Parole gegen die Sozialdemokratie und für den Nationalliberalen folgen werden, den Nationalliberalen, der sich seines katholischen Glaubens rühmt und im Wahlkamps damit ar- beitet, daß seine Tochter in einem katholischen Institut erzogen ist. Den 13. Kreis(Karlsruhe — Bruchsal ) vertritt seit 1898 Gen. Ad. Geck. 1937 bekam er in der Hauptwahl l4 433 Stimmen, der Freisinnige 11 482, der Zentrumskandidat 9569 und der Konser- vative 2684 Stimmen. In der Stichwahl schlug Geck seinen Gegner mit 17 366 Stimmen. Auf den letzteren waren 16 243 Stimmen entfallen. Das Zentrum verzichtet diesmal trotz seiner hohen Stimmenzahl auf einen eigenen Kandidaten, da es der Sozial- demokratie auch dieses Mandat mit allen Mitteln abjagen möchte. Seine Stimmen fallen restlos dem Straßburger Kreisdircktor v. G e m m i n g e n zu, der der konservativen Partei angehört und sich unter den Gründern der neuen elsässischen Reichspartei be- findet. Mit diesem dürfte Genosse Geck in die Stichwahl gelangen, deren Ausgang dann von den Liberalen abhängt. Auf. die Rechts- liberalen ist nicht allzuviel Verlaß, deshalb wird auch hier die Gewähr eines Sieges in einer starken Steigerung der sozialdemo- kratischen Stimmen liegen. In Baden hat die Finanzreform und die sonstigen Taten de? schwarzblauen Blocks den Boden für weitere Erfolge der Sozial- demokratie sehr gut vorbereitet, was sich schon bei den Landtags- wählen von 1933 in einem Stimmenzuwachs von 36 333 und in einem Gewinn von acht Mandaten offenbarte. Selbst bei den Blockwohlen 1937 behauptete die badische Sozialdemokratie ihre drei Mandate und vermehrte ihre Stimmenzahl um 21 333(29 Proz.)— sie kann also mit großer Zuversicht in den Wahlkampf ziehen. »» » Die Demokratische Bereinigung in Frankfurt a. M. faßte den Beschluß, für die ReichStagswahl keinen eigenen Kan- didaten aufzustellen, sondern gleich im ersten Wahlgang für den Sozialdemokraten zu stimmen.— Die„Deutsche Tageszeitung" bemerkt zu der Meldung: DaS ist wenigstens offen und ehrlich! ** * Fortschrittlich-nationalliverale Einigung im Rheinland . Im Rheinland ist, wie der„Berg . Thürmer" mitteilt, eine Einigung zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittlichen Volkspartei zustande gekommen in den Wahlkreisen Lennep-Mett- mann, Düsseldorf , Solingen , Neuß-Grevenbroich, Bonn -Rheinbach und Elberfeld -Barmen. Wahrscheinlich ist die Einigung für Aachen - Stadt und Eupen -Aachen -Land. Von diesen Wahlkreisen haben fortschrittliche Kandidaten Solingen , Lennep und voraussichtlich Aachen -Stadt. Die Nationalliberalen werden von den Fortschritt- lern unterstützt in Düsseldorf , Neuß , Bonn , Elberfeld -Barmen und voraussichtlich Eupen -Aachen -Land. Neue Kandidaturen. Der Hirsch-Duncker-Sekretär Erkelenz ist als gemein- samer liberaler Kandidat für G i e ß e n- N i d d a aufgestellt worden. An Stelle des Herzogs von Arenberg kandidiert in Beckum — ein Bäckermeister F r e r ck e. In Hamm -Soest tritt der Bund der Landwirte für— den nationalliberalen Kauf- mann Schulen bürg ein. Friedberg -Büdingen will der Bäckermeister Schröder als Zentrumskandidat unserem Ge- nossen B u s o l d abnehmen. Das Solinger Mandat soll als gemeinsamer liberaler Kandidat Rechtsanwalt Biesantz dem