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Hr. 294. 28. Jahrgang. IJfiliip Ks Jotniirlo" Sftlintt lollislilutf. Die Konipiraflonen der portugiesischen Emigranten. Paris , 15. Dezember. (Privattelegramm d.Vorwärts".) Tie heutigeHumanite" veröffentlicht, in der Fortfetzung ihrer Enthüllungen über die Treibereien gegen die portugie- fische Republik, eine Fülle von Details über die von den portn- giesischen Royalisten im Ausland, vor allem in Frankreich be- triebenen Vorbereitungen einer gewaltsamen Restauration. Nach dem Fall des Königtums sammelte sich eine Zahl von Anhängern und besonders Parasiten der Monarchie in Paris , wo sie mit der Jungmannschaft des französischen Legitimismus, den randallustigencarnelots du roy" in Verbindung traten. Im Quartier Latin wurden Konventikel abgehalten, auch wurde Manuel selbst erwartet. Die geplante große Ver- sammlung, in der außer Homen Christo und anderen Portu- giesen auch französische Royalisten sprechen sollten und der die Anwesenheit des Exkönigs besonderen Glanz verliehen hätte, unterblieb aber, da die Veranstalter Wind davon bekommen hatten, daß sich die revolukionärenjungen Garden" für sie interessierten. Statt ihrer fanden im letzten Oktober heim- liche Versammlungen im Hotel Regina und im Grand Hotel statt. Einer dieser Versammlungen im Hotel Regina präsi- dierte Dom Alphons, der Bruder des getöteten Königs Tom Carlos und Onkel Manuels. Unter den teilnehmenden Verschwörern befanden sich A y r e s d'O r n e l l a s. der dem Ministerium Franco angehört hatte, der ehemalige pro- gressistische Minister AzeredoCoutinho.der ehemalige Marineminister Terra Vianna und der reiche Lisfaboner Monarchist Sepulreda. Das Resultat dieser VerHand- lungen war der Beschluß, die schon im dritten Artikel der Humanitd" erwähnte Fünfzigmillionen- a n l e i h e zu betreiben. Die Verhandlungen, die mit dem Bankhaus Dreyfus gepflogen wurden, scheiterten indes. Ein Zeugnis für diese Umtriebe ist ein von der Humanitd" im Faksimile wiedergegebenes Telegramm, das portugiesische Monarchisten Ende Sep- tcinber auf dem Po st amtin Charing Croß(London ) an den Exkönig in Woodnorten aufgaben und das merkwürdigerweise den Weg in die Redaktion derHumanitd" faiii. Es besagt:Telegraphiert Terra Vianna Paris wo- möglich abschließen, anderensalls zurückzuziehen." Schließlich würdigt dieHumanitö" noch die Tätigkeit eines royalistischen Emissärs, eines Oe st erreichers, den sie mit den Anfangsbuchstaben M. B. bezeichnet und der mit seinem vollen Namen Max Buchbinder heißt. Buch- binder hat als Fremdenlegionär den Chinafeldzug mi:- gemacht, war dann bei radikalen französischen Blättern tätig und lebt jetzt in Paris . Er hat sich seinerzeit auch in die g e- einigte sozialistische Partei einschreiben lassen. Am 29. Oktober wurde er an der spanischen Grenze gesehen und ging dann nach Portugal , um den aufständischen Roya- listen Geld zu bringen. Augenblicklich ist er wieder in Paris . Er soll bei der bevorstehenden neuen Unternehmung den Hauptmann C o u c e i r o begleiten. Offiziell bezeichnet er sich alsKriegskorrespondent" eines brasilianischen Blattes. terrorismus der Arbeitgeber. Da die Reaktionäre und Scharfmacher aller Grade gegenwärtig wieder mächtig zum Sturm gegen das Koalitionsrecht blasen, er- scheint eS nicht unangebracht, einmal auf die Methoden hinzuweisen, die diese Schreier über den angeblichen Terrorismus der Sozial- deinokratie in ihrem Kampfe wider die organisierte Arbeiterschaft selbst anwenden. Von den Mitteln, die hier angewendet und den Wegen, die dabei eingeschlagen werden, geben unter anderem die Geheimstatuten der Arbeitgeberverbände Auskunft. Sie richten sich fast durchweg gegen das Gesetz und kündigen Erpresiungen an, ohne daß sich ein Staatsanwalt darum kümmert. Wir er- «nnern an das Geheimschreiben des Verbandes der Textil- industriellen, das wir vor 12 Jahren veröffentlichten. In gleicher Weise hat der Verband der Arbeitgeber der sächsischen Textil- industrie eine Satzung zusammengebaut. Die ausdrücklich als vertraulich bezeichneten jüngeren Satzungen dieses Verbandes hat ein freundlicher Wind der Leipziger Volkszeitung" zugetragen. Sie fangen mit dem Eiapopeia von demgedeihlichen Zusammenwirken von Arbeit- gebern und Arbeitern" an, das der Verband sich als Zweck gesetzt habe. Was darunter zu verstehen ist, sagt deutlich§ 1, in dem es heißt, daß sich das geheime Vorgehen der Unternehmer erstrecken soll auf: 1. Nichtaufnahme von Arbeitern, welche unberechtigt die Arbeit eingestellt haben oder über welche von der Hauptversammlung einer Verbandsgruppe die Sperre verhängt worden ist. 2. Ablehnung von Forderungen der Arbeiter einzelner Be- triebe, die Arbeitszeit einseitig unter die jetzt bei der betreffenden Gruppe(Branche) übliche herabzusetzen. 3. Ablehnung von Forderungen, welche die in den Betrieben nötige Disziplin und die Bestimmung über Aufnahme und Eni- lassung der Arbeiter den Arbeitgebern unmöglich machen oder er- schweren würden. 4. Schutz und Unterstützung Arbeitswilliger. b. Gewährung von Unterstützungen an Mitglieder für durch unberechtigte Arbeitseinstellungen erwachsende Verluste nach Maß- gäbe der Verbandsbestimmungen. 6. Einrichtung und Ausdehnung von Arbeitsnachweise» der Arbeitgeber. Es wird weiter beabsichtigt: 7. Die Streikklausel nach Möglichkeit durchzuführen. Um dieses hehre Ziel, die Erringung der unbeschränkten Unter- nehmerh�rrschaft, zu erreichen, müssen die Scharfmacher natürlich die übrigen, und namentlich die kleinen Unternehmer, fest an der Kandare haben. Deshalb bestimmen die Satzungen über die Mit- gliedschaft, daß jedes Verbandsmitglied als Garantie für die Ein- Haltung der statutarischen Bestimmungen und der Verbandsbeschlüsse einen sogenannten Ehrenschein oder was den Machern jedenfalls noch angenehmer ist einen Sichtwechsel ohne Datum in Höhe von 10 M. für jeden beschäftigten Arbeiter hinterlegt; das Datum des Wechsels auszufüllen ist der Vorstand berechtigt, sobald ein Mitglied nicht Order pariert. Dabei hat nach Z 4 jedes Mitglied sichden Beschlüssen der Haupwersammlung widerspruchslos zu unterwerfen", und bei seinem Ausscheiden aus dem Verbände hat er keinerlei Anspruch auf das Verbandsvermögen. Weiter aber müssen sich die Mitglieder jeder Selbstständigkeit gegenüber ihren Arbeitern begeben; derHerr im Hause" wird der Scharfmacher- verband. 8 8 der Satzungen bestimmt dies in allen Einzelheiten und sagt zum Schluß: Ein in Arbeiterschwierigkeiten verwickeltes Mitglied ist berechtigt, an den betreffenden Verhandlungen des Vorstandes und des Streikausschusses teilzunehmen. Die Beschlußfassung findet in seiner Abwesenheit statt." Im Falle von Arbeitsstreitigkeiten setzt der Vorstand einen sogenannten Streikausschuß(§ 9) ein, der nun das Regiment im Hause des Unternehmers antritt. Weigert sich dann ein also seiner Würde alsHerr im Hause" entsetztes Verbandsmitglied, den An- ordnungen des Vorstandes bezw. des Streikausschusses Folge zu leisten,so verzichtet es dam-it auf den Schutz des Verbandes und die eventuell zu gewährende Unterstützung". Außerdem aber kann auch der Ausschluß aus dem Verbände eingeleitet werden. Auf dieeventuell zu gewährende Unterstützung" haben die Mitglieder keinen Rechtsanspruch, vielmehr entscheidet über die Gewährung der Vorstandnach billigem Ermessen" und nach denvorhandenen Mitteln". Diesen nur in ihren allerwesentlichsten Teilen wiedergegebenen Satzungen schließen sich würdig sogenannte Verhaltungsvorschriften für die Mitglieder an. Vor allem wird der schon tote«Herr im kleines feuilleton. Wie die Kinder über den Krieg denken. Im März 1909, als der Krieg zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien beinahe unvermeidlich schien, wurde in einigen österreichischen und ungarischen Schulen eine Enguete über den Krieg veranstaltet. Ohne auf ihre Ergebnisse, die jetzt in längeren Ausführungen von derZeitschrist für Philo- sophie und Pädagogik" wiedergegeben werden, im einzelnen� ein- zuaehen, seien hier einige Aeußerungen der kleinsten der befragten Schüler Jungen von 10 bis 12 Jahren mitgeteilt. In ihrer Naivität liegt mitunter eine beißende Schärfe. Auf die Frage: was ist der Krieg? liefen folgende Antworten ein:Eine Art Schlägerei";wenn die Menschen gemordet werden; große Rauferei zweier Länder";ein großes Blutbad";wenn zwei Könige aufeinander böse werden";Raufen mit Säbel und Kanone�; Schießerei";eine sehr unnütze� Sache; eine lange Tragödie; brüderlicher Streit":Revolution". Auf die weitere Frage: Warum ist der Krieg gut? wurde ge- antwortet:gut ist der Krieg, wenn wir ihn nicht verlierep";gut für den, der keine Kugel in den Leib bekommt";der Krieg ist gut, ivenn jene gewinnen, denen man Böses zugefügt hat";weil man ordentlich dreinschlagen(puffen) kann. Ueber die Nachteile des Krieges urteilen die kleinen Politiker:das Land wird wegge- nommen";viel Geld wird ausgegeben; ,/daS Haus wird bom« bardiert";nur wenige haben Lust, in den Krieg zu ziehe,,";eS gibt Leute, die für ihr Leben fürchten!»her Krieg ist ein Hin- morden unserer Mitmenschen";meine Bruder wurden sterben". Wer wird nicht zugeben, daß in manchen dieser Aeußerungen der Kleinen viel mehr Weisheit steckt, als in den patriotischen Per- herrlichungen des Krieges, wie sie besonders im verslossenen/ Som- wer massenweise unternommen und verbreitet wurden. Di» Würger von Ssaratow. Rußland ist das Land der Sekten; ihre Zahl ist Legion, wenngleich die Regierung von joher den Ab­fall von der Staatskirche mit eiserner Strenge herfolgt hat. Viele russische Sekten zeichnen sich durch bestialische Zugellofigke»t aus, Mährend ander« die Askese bis zur Selbstverstümmelung und Selbst- cntleibung treiben. Dieser Tage kam man in Ssaratow einer neuen Sekte auf die Spur, die schon seit fünfzehn Jahren bestehen soll. Die Mitglieder der Sekte dürfen zur Wahrung ihres Seelen. heilS nicht älter als sechzig Johre werden. Leute, d,e dieses.llter -Machen, werden von ihren Glaubensgenossen erwürgt, und zwar i» Bethairse. während die Anwesenden Psalmen singen und Gebete .Vor einigen Monaten verschwand in einem Vororte SsarawloS er Hausbesitzer Kabantin. Seine Angehörigen sagten, er habe««ne Akgerfahrt in ein fernes Waldklostcr unternommen doch wurde »ch Verschwinden des Alten von den Rachbarn viel besprochen, und �feßlich wurde auch die Polizei aufmerksam, die in Erfahrung ichU, daß der Sohn des verschwundenen Kobankin der»Ober- kfter" der Würger sei. Die Polizei drang nachts in das Kaban- 'che HauS ein und man fand unter dem Bette des jungen �Ka In, ein kunstvoll maskierte Falltür, die in einen untenrdischen Gang führte, der sich schließlich zu einem großen Raum erweiterte. Der Raum ist mit uralten Heiligenbildern. Kirchengeräten und Gebetbüchern reich ausgestattet. Das ist der Versammlungsort der Würger. Nach hartnäckigem Leugnen gestand endlich Kabankin, daß sein Vater nicht mehr am Leben sei und daß man ihn im Pferdestall begraben habe. Man fand an der bezeichneten Stelle den Leichnam des Alten, der aber so stark-verwest war, daß die Todesursache nicht mehr festgestellt werden konnte. Auf die Frage, woran der Alte gestorben, gaben seine Angehörigen ausweichende Antworten, sie wiederholten immer, er sei nach Gottes Ratschluß aus dem Leben geschieden. Auf weitere Spuren ist die Polizei bisher nicht gestoßen; sie konnte nur feststellen, daß nachts das Kabankinsche Haus von zahlreichen Männern und Frauen besucht wurde und daß in den letzten vier Jahren in einigen Familien der Stadt mehrere alte Leute spurlos verschwunden sind. Abziehbilder von Originalgemälden. AuS München wird be- richtet: Ein Kunstanstaltsdirektor und«in Ingenieur haben ein neues Verfahren erfunden, nach dem von Farbendrucken jeder Art au» löslichem Untergrunde ein Mittelding zwischen Oelgemälde und Farbendruck hergestellt werden kann. Das Bild wird mit einer präparierten Schicht überzogen und der alte Untergrund entfernt, woraus die jetzt das Bild tragende Schicht durch geeignete Pressun- gen auf Leinwand oder einen anderen Untergrund in der Art der Abziehbilder aufgezogen wird. Das so entstandene neue Bild sieht angeblich infolge der Hcrauspressung der Leinwand dem handge- malten Original viel ähnlicher als der bisherige glatte Farbendruck. Die Erfinder haben auf ihr Verfahren, dem sie die Bezeichnung Artochromie" gaben, bereits Patente genommen und eine Aktien- gesellschaft gegründet. Der Knoten im Taschentuch. Wenn man eine Sache nicht ver- gessen will, macht man sich einen Knoten in» Taschentuch. Die wenigsten jedoch wissen, daß dieser Knoten seine Geschichte hat. Der Knoten ist der Vorlaufer der Schrift gewesen; bei fast alle» Natur. Völkern dient er als Zählungs- und Abrechnungsmittel. Die JnkaS in Peru haben sogar eine höchst sinnreiche Knotenschrift entwickelt. Von der Farbe, der Beschaffenheit und Anzahl der Knoten, der Reihenfolge der Fäden, ihren Verfchlingungen und ihrer Eni- fernung von der Hauptschnur hängt der Sinn ab. Etwas AehnlicheS ist der mit Venusmuscheln und Tonperlen verzierte Wampum- gürtel der nordamerikanischen Indianer, der als Dokument über Bündnis- und Friedensschlüsse dient, und daS Tabu der Südsee» insulaner. Um BegrSbniSplätze und Kultstätten vor unbefugtem Betreten zu schützen, umhegte man fi« mit einem Faden, in den man unter bestimmten Zeremonien Knoten und Fetische ein- knüpfte. Damit war die Stättetabu", d. h. unverletzlich geworden. Es ist eben etwas Geheimnisvolles um den Knoten, den nur der Kundige lösen kann; kein Wunder, daß man in ihm bald einen Zauberknoten erblickte. Die Medizinmänner der Lappen und Finnen können angeblich durch einen Zauberknoten oder durch Nestelknüpfen" den Wind hervorzaubern oder den Sturm be- ruhigen. Zu besonderer Bedeutung ist der gordisch« Knoten ge» Hause" noch einmal totgeschlagen, ein Beweis dafür, welch großes Gewicht die Scharfmacher auf die unbedingte Herrschaft des ja wieder von ihnen beherrschten Verbandes legen. Die Verhaltungs- Vorschriften bestimmen darüber noch im einzelnen unter anderem: Ohne eingeholte Zustimmung des Verbandes bezw. des Streikausschusses sind keine wie immer geartete Zugeständnisse an die Streikenden zu machen. Sämtliche Verbandsmitglieder sind verpflichtet, die während eines Streiks von dem Vorsitzenden bezw. Strcikausschusse ge- troffenen Anordnungen, soweit sie diesen angehen, zu befolgen, besonders wenn es sich um Nichtaufnahme ausständiger oder aus- gesperrter Arbeiter handelt. Niemals ist mit betriebsfremden Arbeiterführern zu ver- handeln. Die Bcrmittelung der Behörden, der Gewerbeschiedsgerichte» der Gewerbeinspektorcn, ist mit dem Hinweis darauf abzulehnen» daß dieses Aufgabe des Verbandes sei. Alle Mitteilungen über den Streik an die Konkurrenz, die Arbeitsnachweise, die Zeitungen sowie etwa nötige öffentliche Berichtigungen sind dem Vorstand zu überlassen. Der Vorstand muß durch diese Mitteilung(über die Art der Beendigung der Streitigkeit) in der Lage sein, etwaigen Erfolgsberichten der gegnerischen Blätter in der befreundeten Presse bestimmt entgegentreten zu können." Dann fordern die Verhaltungsvorschriften noch, daß ein mit seinen" Arbeitern in Streitigkeiten geratener Unternehmer sofort eine Liste der ausständigen Arbeiter an den Vorstand einzusenden hat, damit sofort die trockene Guillotine der schwarzen Liste prompt arbeiten kann. Das Statut dieses Jndustriellenverbandes und die Satzungen der übrigen Verbände sind nicht anders offenbart die Herrschast der Jndustriebarone im Lager der koalierten Ausbeuter. Die kleinen Unternehmer sind in den Händen der großen, was sich auch noch in dem Abstimmungsmodus dieses Verbandes ausdrückt, der den Großindustriellen bis zu seckH Stimmen zuteilt. Die In- dustriellenverbände sind eben nichts weiter als Instrumente der Industriekapitäne, die mit ihrer Hilfe einmal die Arbeiter nieder- zwingen möchten, dann aber auch ihre kleineren Konkurrenten im Zaume halten wollen, wenn es denen unter anderem einfallen sollte, Forderungen der Arbeiter zu bewilligen, was entweder auf etwas vorhandene sozialpolitische Einsicht oder zumeist auf die sehr berechtigte Besorgnis zurückzuführen ist, daß eine längere Still- legung ihrer nicht besonders kapitalstarken Betriebe der ganzen Unternehmerherrlichkeit ein vorzeitiges Ende machen könnte. Das Eintreiben von Ehrenscheinen und Sichtwechseln für den oben angegebenen Zweck ist nach der Judikatur des Reichsgerichts Erpressung, das Ausstellenlassen Erpressungsversuch. Nach der Judikatur des Reichsgerichts, das heißt nach der gegen Arbeiter geübten Rechtsprechung. Das zu Erpressungen durch solche Statuten organisierte Unternehmertum hält sich für straffrei und bleibt straffrei, weil es im Besitz der politischen Macht ist und die Ansichten der Anklagebehörde, die Arbeitgeber für straflos hält, weil die Ansicht des preußischen Justizministers a. D. Schönstedt für Deutschland gilt. Nach dieser beherrscht bekanntlich das Terenzsche Spottwort auf eine parteiische Justiz als Rechtsgrund- satz das deutsche Recht:Wenn zwei dasselbe tun, so ist eS nicht dasselbe." Gegen den Terrorismus der Arbeitgeber und gegen Klassen- justiz gilt es, am 12. Januar Stellung zu nehmen.,, ,, Soziales. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1910. DaS Kaiserliche Statistische Amt hat dioser Tage die enbglll- tigen Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 veröffent- licht. Die Zählung hat demnach für das Deutsche Reich eine orts- anwesende Bevölkerung von 64 925 993 Einwohnern ergeben, dar- unter 32 040 166 oder 40,35 Proz. männlichen und 32 885 827 oder 50,65 Proz. weiblichen Geschlechts. Wird diese Bevölkerung in Be- ziehung gesetzt zu dem Flächeninhalt des Reiches, der nach den neuesten Ermittelungen ausschließlich der großen Wasserflächen (Haffe, Bodden) 540 857,62 Quadratkilometer beträgt, so ergibt sich auf den Quadratkilometer durchschnittlich 120,04 Personen. Auf langt, den der phrygische König Gorbius so kunstvoll aus dem Bast des Kornelbaums knüpfte, daß als Preis für die Lösung ein« Welt- Herrschaft winkte! Alexander, der Mann der Tat, hat ihn auf seinem Perserzuge mit dem Schwerte zerhauen. Naturgemäß hat sich noch lange mit dem Knoten die Vor« stellung von etwas Geheimnisvollem, schwer Lösbarem verbunden. Im Mittelalter war es Brauch, daß die Zeugen außer ihrer Unter­schrift noch einen Knoten in einen Riemen, der der Urkunde ange- heftet war, knüpften. Daher stammt für die Zeugen der Name nodatores(Knotenknüpfer). Sagt man doch noch jetzt: einen Ver- trag festmachen. Auch Rätselfragen nannte man Knoten. Goethe sagte einmal:Da sitzt der Knoten!" Ueberhaupt war früher das Wort Knoten viel gebräuchlicher als heutzutage. Manche Reste haben sich allerdings noch erhalten. Notizen. Theaterchronik. Im Kgl. Schauspiel Hause ist ick» folge von Erkrankungen die Aufführung von Hebbels N i b e l u n- gen verschoben worden. Der erste Abend findet Sonntag und der zweite Donnerstag statt. Ein neues Drama Hauptmann».Gabriel Schillin gSFluch t". gelangt im Januarheft derNeuen Rund» schau" vollständig zum Abdruck. Ein Meyerbeer-Denkmal ist nach Ansicht einiger Leute so ziemlich daS wichtigste, was uns in Berlin fehlt. Sie haben deshalb ein Komitee gebildet, Unterschriften gesammelt und einen Aufruf erlassen. Um weiteren Komitees, denen gerade kein Denkmalswürdiger einfällt, behilflich zu sein, hat sich in unserer Redaktion ein Ausschutz gebildet, der gern Namen und Vorschläge zur Verfügung stellt. Das Schauspielhaus der Wiener Freieck Volksbühne. Die Mitgliederzahl der Wiener Freien Volks- bühne ist in den letzten Jahren so stark angewachsen, daß schon seit längerer Zeit an die Erbauung eines besonderen, den Zwecken der Volksbühne dienenden Theaters gedacht werden konnte. Die Vor- arbeiten sind nunmehr so weit fortgeschritten, daß mit dem Bau im kommenden Frühjahr begonnen wird und die Eröffnung des neuen Hauses bereits im Herbst 1912 erfolgen kann. Das Haus wird nach den Plänen der Architekten Oscar Kaufmann und Eugen von Felgel erbaut. In dem neuen Theater wird das moderne Drama, das Wiener Stück sowie die klassische Dichtung gepflegt werden. _ Mahler-Stiftung. Ein Kreis von Musikern und Freunden dcS verstorbenen Komponisten Mahler hat eine Stiftung in» Leben gerufen, die talentvollen, mittellosen Musikern zur Unterstützung und zur Förderung ihre» Schaffens dienen soll. Als Sammelstelle in Deutschland dient das Konzertbureau Gutmann, Berlin -München . Varus, VaruS, wo bist Du abgeblieben? Zum 191. Male wird verkündet, daß jetzt der Ort im Begriff ist, sich auffinden zu lassen, wo der selige Varus von den Germanen die mit den Preußen nicht ohne weiteres zu verwechseln sind geschlagen wurde. Diesmal soll die Schlachfftätte nicht im Tepto» burger Wald, sondern irgendwo bei Dortmund liegen