Nr. 297.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Ami Morigplas, r. 1983.
Mittwoch. den 20. Dezember 1911.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morinplag, Nr. 1984.
Reichstagswähler! Nur noch zwei Tage liegen die Wählerlisten aus! Sichert Euch durch Einsichtnahme das Wahlrecht!
( post- und Telegraphenverwaltung, 10 Millionen bei der Reichs- Unbefümmert um solche Opfer, unbefümmert um die eisenbahnverwaltung, 79 Millionen aus Zöllen, Steuern und Massenvernichtung von Menschen betreiben die Brotwucher
Der Reichshaushaltsetat für 1912. bibren, 8 Millionen aus den Matrikularbeiträgen und parteien die Striegsheßereien weiter.
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einer Reihe geringerer Posten. Es ist also höchst wahrscheinlich, daß diesmal die wirtlichen Einnahmen den Voranschlag nicht übersteigen werden!
Wähler, gebt ihnen dafür am 12. Januar die Antwort!
Zur Reichstagswahl.
Reichsverbandspleite.
Unserem Chemnizer Parteiblatt, der ,, Volksstimme", folgender Bettelbrief des Liebertschen Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie auf den Redaktionstisch geflogen: Reichsverband gegen die Sozialdemokratie. Hauptstelle.
In ihren beiden letzten Nummern veröffentlicht die Nordd. Allgem. 8eitung" Mitteilungen und eine summarische Uebersicht über den Reichshaushaltsetat für 1912. Wahrscheinlich aber wird sich das finanzielle Bild noch Die Mitteilungen, namentlich soweit sie den Stand der wesentlich ungünstiger gestalten, wenn erst die neuen AusReichsschuld betreffen, sind so verworren gehalten, daß gaben für Heer und Marine in Erscheinung treten werden. sich fein Mensch ein flares Bild zu machen bermag. Eine Denn allem Anschein nach sind diese Mehrausgaben, wie sie Uebersicht über die vorgenommene Schuldentilgung und aus der geforderten Neuverstärkung unseres Heeres und ist ein Vergleich der Schuldentilgung mit den den von den Flottenferen so stürmisch verlangten neuen ihm gegenüberstehenden neuen Anleihe bedarf wird Flottenrüstungen sich ergeben werden, nicht in dem sich erst dann anstellen lassen, wenn der Etat selbst vorliegt. Etatentwurf enthalten. Zwar belaufen sich die Ausgaben für Bei oberflächlichem Lesen der Angaben der Norddeutschen das Heer auf rund 768 Millionen, das heißt zirfa 41 MilAllgem. 8tg." föunte der Uneingeweihte den Eindruck erhalten, lionen mehr als im Jahre 1911, allein diese Steigerung als fei tatsächlich eine absolute Verminderung der Reichs- dürfte lediglich die Mehrausgabe enthalten, die aus der schuld eingetreten. Daß das jedoch nicht der Fall ist, bereits bewilligten Heeresvorlage und höchstenfalls sondern daß einstweilen noch der Anleihebedarf die noch den vermehrten Ansprüchen an den Luft milita. Schuldentilgung erheblich überwiegt, ergibt rismus resultieren. Die Ausgaben für die Marine hinfich aus einer genaueren Betrachtung der Etats bon 1910, gegen belaufen sich auf rund 458 Millionen, also ebensoviel 1911 und 1912. als wie im Jahre 1911. Die Kosten der neuen Flottenvorlage werden also noch den Ausgaben des neuen Etats hinzuzurechnen fein. Dann aber wird der Anleihebedarf auf weit über 100 Millionen steigen! Erleidet also die wirt fchaftliche Konjunftur auch nur die geringste Erschütterung, die, wie ja die faum erft überwundenen mageren Jahre bewiesen haben, sofort ein gewaltiges Minus an Reichs. einnahmen nach sich ziehen würde, so wird das Defizit mit einem Schlage wieder um hunderte von Millionen anschwellen! Die Gefahr neuer Steuern, einer neuen Ausplünderung der Besizlosen, ist also in drohendste Nähe gerückt!
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Daß auch im Jahre 1912 fein Ueberschuß, sondern auch eln Anleihebedarf vorhanden ist, beweist ja die in der Mittwochsnummer des offiziöfen Drgans gegebene Ueber sicht über den Etat. Tanach ist noch der Betrag von Das 43 758 372 Mart durch Anleihe aufzubringen. heißt, diese Anleihe von rund 44 Millionen wird nur dann ausreichen, wenn die zur Schulden tilgung bestimmten 87 Millionen nicht diesem Zwede zugeführt, sondern zur Dedung der Ausgaben des außer ordentlichen Etats verwendet werden, in denen teine Posten für Schuldentilgung enthalten sind. Werden aber die Eine Steigerung haben auch die Ausgaben für die 87 Millionen faftisch zur Schuldentilgung verwandt, Schutzgebiete erfahren. Die Reichszuschüsse für die Schutzso erhöht sich der Anleihebedarf um diesen gleichen gebiete belaufen sich im Jahre 1912 auf 28 596 406 m., das Betrag, also also auf 131 Millionen. Den 87 Millionen find 2 860 655 M. mehr als 1911. Außerdem wird sich die Schuldentilgung würden dann also 87 Millionen Mart Schußgebietsschuld im Jahre 1912 voraussichtlich auf neuer Schulden gegenüberstehen, so daß Schuldentilgung 171%, Millionen belaufen.
Fernsprecher Amt 6, Nr. 2893. Berlin SW. 11, 15. Dez. 1911. Dessauer Straße 30.
An die Herren Mitglieder und Spender des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie. In unserem Rundschreiben vom November haben wir uns erlaubt, unsere Herren Mitglieder und Spender zur Sammlung für den
Wahlschat
des Reichsverbandes für die nächsten Reichstagswahlen aufzu fordern. Es ist darin gebeten worden, eine besondere Geldsammlung zu veranstalten und die Sammelliste sowie den Ertrag der Sammlung an die Hauptstelle des Reichsverbandes, Berlin SW. 11, Defiauer Str. 30, bis spätestens den 2. Dezember absenden zu wollen. Da wir bisher von Ew. Hochwohlgeboren diese Liste noch nicht zurückerhalten haben, erlauben wir uns hierdurch noch einmal, an diese Angelegenheit ergebenst zu er innern. Die überaus hohen Anforderungen, die bei den bevorstehenden Reichstagswahlen an den Reichsverband gestellt werden, nötigen uns, die Opferwilligfeit unferer Herren Mitglieder und Spender in Anspruch zu nehmen. Wir hoffen uns die Sammelliste deshalb zuversichtlich, daß auch Sie und den bewilligten Betrag möglichst bald überweisen, da der Wahlkampf schon in aller Schärfe eingesezt hat. Für diese Schuld, an deren Indem wir bitten, für Ihre tatkräftige Unterstützung der vaterländischen Sache des Reichsverbandes unseren herzlichsten Dant entgegennehmen zu wollen, zeichnen wir Mit vorzüglicher Hochachtung sehr ergebenft
und vermehrte Anleihe sich gegenseitig aufheben. Das einzig Tilgung durch die Schutzgebiete selbst natürlich gar nicht zu Greifbare und Fattische bleibt also im neuen Etat für 1912 denfen ist, ist aber das Deutsche Reich haftbar, so daß ein Anleihebedarf von rund 44 Millionen! diese Schuldenlast zur Reichsschuld noch hinzu addiert werden
Opfer unerhört!
Mit der famosen Schuldentilgung" in den beiden vor- muß! hergehenden Jahren hat es ja genau die gleiche Bewandtnis. Im Etat für 1910 war eine Anleihe von 172 Millionen vorgesehen. Diese Anleihe hätte sich aber noch um 35,4 Millionen erhöht, wenn nicht der in gleicher Höhe vorgesehene Betrag Die schwarzblauen Blockbrüder wollen durch verbrecherische zur Schuldentilgung zur Verminderung des An- Kriegsheßerei Wahlgeschäfte machen. Vor aller Welt schleuderte leihebedarfs verwendet wurde. Haben also die der Reichskanzler den Hezern solche Beschuldigung ins Gesicht! 35,4 Millionen fattisch zur Schuldentilgung gedient, Trotzdem hetzen die Brotwucherer, die Ritter, Heiligen und so betrug der Anleihebedarf 207 Millionen. Ziehen Panzerplatteninteressenten sfrupellos weiter. Sie wollen einen wir nun von diesen 207 Millionen die 117 Millionen ab, Strieg mit allen seinen Guts- und Blutsopfern. Was Kriege die nach den bekannten Erklärungen des Reichsschapfefretärs fosten, das illustrieren folgende Angaben: Werminth im Jahre 1910 mehr eingegangen sind, so bleibt ein Anleihebedarf von 90 Millionen, oder aber, wenn wir Die Ausgaben für den preußisch- österreichischen davon noch die 35 Millionen Schuldentilgung abrechnen, ein Krieg im Jahre 1866 beliefen sich auf. reines Defizit, ein fattischer Anleihebedarf Der deutsch - französische Krieg foſtete insbon 55 Millionen. gesamt rund.
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Auch im Jahre 1911 foll sich die Mehreinnahme Der russisch - japanische Krieg fostete die Japaner auf 117 Millionen belaufen haben. Der Anleihebedarf aber Russen betrug in diesem Jahre 97 Millionen, so daß ein Ueberschuß Der Donau Monarchie fostete allein die bon 20 Millionen herausfam. Die 89 Millionen„ Schulden- Mobilisierung im Winter 1908/09 etwa tilgung", die für das Jahr 1911 vorgesehen waren, lassen Der glorreiche deutsche Feldzug gegen die wir der Einfachheit halber ganz aus dem Spiele, weil ja für den Fall der Verwendung dieser Summe zur Schuldentilgung sich der Anleihebedarf aus den gleichen Gründen wie im Jahre 1910 um 89 Millionen vermehrt hat. Schuldentilgung und vermehrte Anleihe hoben sich also gegenseitig auf, fönnen deshalb also ganz außer Berechnung bleiben. Nehmen wir aber das Ergebnis der beiden Jahre Der Burenfrieg foftete die Engländer für 1910 und 1911 zusammen, so ergibt sich danach ein reines Defizit, ein wirklicher Anleihebedarf bon 35 Millionen.
Von einer wirklichen Verminderung der Schuldenlast tann also gar feine Rede sein. Die Aufzählung der Schuldentilgung ohne gleichzeitige Gegenüberstellung des erhöhten Anleihebedarfs ist nichts als eine plumpe Taschenspielerei, die nur auf die Täuschung des ahnungslosen Bublifums berechnet sein tann.
Eingeborenen in unserem füdafrikanischen Schußgebiet im Winter 1903/04 erforderte Jtaltens Ranbzug nach Tripolis fostete in den ersten 5 Wochen pro Tag fast 2 Millionen Lire, man schäßt die Gesamtkosten, wenn der Krieg ein Jahr dauert, auf
jeden unterworfenen Buren 60 000 m., im ganzen
Weit mehr würde ein Strieg zwischen Deutsch land und einem anderen europäischen Lande toften. Nach der Berechnung des Generals der Infanterie 8. D. v. Blume müßte Deutschland für einen einjährigen Krieg aufwenden.
Pro Kopf der Einwohner Deutschlands 92 M. pro fünftöpfige Familie Diese Kosten ergeben sich ohne die von der der Bevölkerung zu leistende Naturalverpflegung.
Mart
Der Vorstand des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie.
Dr. Bovenschen.
b. Liebert, Generalleutnant z. D., M. d. R. Der Brief bestätigt, was uns fürzlich von einem mit der Finanzlage des Liebertschen Reichsverbandes Vertrauten mitgeteilt wurde, daß der Verband die von ihm für die Reichstagswahl gesammelten Mittel bereits nahezu aufgebraucht hat und neue Beträge nur spärlich einlaufen, da einerseits die Geldspenden, die früher größtenteils in die unkontrollierbare Kasse des Reichsverbandes flossen, jetzt meist 1 324 000 000 dem Wahlfonds der Konservativen und Scharfmacher, d. h. des Zentralverbandes deutscher Industrieller oder auch der 10 000 000 000 Kasse des Hansabundes zugeführt werden. Für die schönen 3 120 000 000 Zwecke des ehrsamen Reichsverbandes bleibt wenig übrig. Nur 5 600 000 000 die Einfältigen vom Geiste" steuern noch; die etwas Gescheiteren sind nach und nach zu der Ueberzeugung gefommen, 500 000 000 baß die alberne Agitations- und Beschimpfungsmethode des Liebertschen Rächerforps wenig Wirfungsfraft besißt und im Grunde nur den Zwed hat, einigen politischen Gernegroßen 400 000 000 ein gewisses Relief zu geben.
Um Geld aufzutreiben, ist bereits die Leitung des baterländischen Verbandes der Liebertmänner auf einen recht schlauen Trick verfallen. Sie sendet an die Gutsbesiger und größeren 1 600 000 000 Landwirte Zuſchriften hinaus, in denen sie diesen in beweglichen, überschwenglichen Worten die große Gefahr schildert, die ihnen durch die sozialdemokratische Landagitation, beson3 000 000 000 ders durch den Verband der Land-, Wald- und Weinbergsarbeiter, droht, um dann schließlich als bestes Gegenmittel gegen die ,, ungeheure Gefahr" und die herannahende ,, Katastrophe" die Einsendung von möglichst hohen Geldbeiträgen an den A. Schaaffhausen schen Bankverein, Berlin W. 8, Französische Str. 53/54, zu empfehlen. So 6 000 000 000 heißt in es z. B. der furiosen Jeremiade, die gegen die Behauptung des Landbündlerführers recht seltsam 460 absticht, die Sozialdemokratie hätte bisher vergeblich versucht, auf dem platten Lande festen Fuß zu fassen:
Daß unsere Reichsfinanzen noch feineswegs.gefundet" sind, beweist ja die Tatsache, daß auch im Etat für 1912 noch ein Anleihebedarf von 43 Millionen vorhanden ist, trozdem die Reichseinnahmen in dem neuen Etat sehr hoch beranschlagt worden sind. Rechnet der Etat für 1912 doch Andere Militärschriftsteller schäßen die Kosten mit einer Mehreinnahme von 140 Millionen eines zufünftigen Krieges noch höher, auf gegenüber dem Etat, für 1911. Dieser Mehrertrag setzt sich 20 Millionen Mark pro Tag oder für einen hauptsächlich zusammen aus rund 47 Millionen bei der Reichs- Strieg mit 1jähriger Dauer auf 7 000 000 000-8 000 000 000
Wenn man aber bedenkt, daß die Landarbeiter, die zum größten Teil im Hause ihres Arbeitgebers wohnen und dort beföftigt werden, schwieriger zu organisieren sind, als Industriearbeiter, die an das Heim des Brotherrn überhaupt nicht gefesselt find, dann muß man leider zu der Ueberzeugung tommen, daß auch auf dem Lande die Sozialdemokratie fi einsunisten be