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Sit. 297. 28. Iahkgmg. L ßtilajt ks Jdtniärtü" Jftlintr RkKsdlM Mmch, 20. JtjmliK IM Die NshI in Cos Angeles und der ProzeB lilc IJamara. New Sork, 6. Dezember 1911. So ist es denn dem vereinigten bürgerlichen Ordnungs» brei von Los Angeles  . Kalifornien  , durch die Anwendung eines niedrigen Kniffs noch einmal gelungen, sich in der städti- schon Verwaltung zu behaupten. Nach den bis heute abend vorliegenden Depeschen unterlag der sozialistische MayorS» (Bürgermeister-IKandidat Ivb Harriman bei der gestrigen Wahl mit 45 000 gegen 75 000 Stimmen, welche auf den bürgerlichen Sammelkandidaten, den bisherigen Mayor Alexander, fielen. Frohlockend verkündet die gesamte bürgerliche Presse das Wahlresultat als eine Niederlage der Sozialisten. Sind die Demokraten und Republikaner   mit dem Ausgang zufrieden, wir Sozialdemokraten können es erst recht sein, wenn sich auch unsere Hoffnung, die gewaltig ausblühende. 350 000 Ein» wohner zählende Stadt schon Heuer zu erobern nicht er- füllt hat. Bei den im Oktober dieses Lahres abgehaltenen Primär- Wahlen, bei denen es sich darum handelte, welche zwei Bürger- Meisterkandidaten in die engere Wahl gelangen, wurden für den Genossen Harriman 20 185, für Alexander 16 799 und für einen anderen bürgerlichen Bewerber 8191 Stimmen ge- zählt- Allenthalben erregte die riesige Zunahme der sozia- listischen Stimmen, deren ein Jahr vorher nur rund 3000 ab- gegeben worden waren, das größte Aufsehen. Nachdem Kali- fornien im Oktober 1911 den Angehörigen des weiblichen Geschlechts das Wahlrecht verliehen hatte, stieg die Zahl der eingetragenen Wähler von 75 000 im Oktober auf 185 000 im Dezember. Nicht nur Frauen, auch Zehntausende von Männern ließen sich in den letzten Wochen in die Wählerlisten eintragen, um an der Hauptwahl teilzunehmen. Mit jedem Tag schien die Wahl Harrimans unzweisel- hafter zu werden. Noch vor acht Tagen galten die Aussichten Alexanders als trostlos. Da kam am letzten Freitag, vier Tage vor der Wahl, das Geständnis der Brüder Mc Namara. Mit der Nachricht davon trug der Telegraph die Ankün- bigung vom bevorstehenden Sieg Alexanders durch das Land. John I. Mc Namara, Sekretär des Verbandes der Brückenbauer und Eisenkonstruktionsarbeiter, der letzten Frei- tag gestand, daß auf seine Veranlassung die Llewellyn-Elsen- werke bei Los Angeles   am 24. Dezember 1910 teilweise in die Luft gesprengt wurden, erhielt gestern, also am Wahltage. 15 Jahre Zuchthaus, während sein Bruder, der Schriftsetzer James B. Mc Namara, der sich zu der Urheberschaft der am 1. Oktober letzten Jahres im Gebäude derLos Angeles Times  " ersolgten Explosion und damit zum 21 fachen Morde bekannte, zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wurde. Das Leben wurde ihnen geschenkt, um ihn und seinen Bruder kurz vor der Wahl zu einem Geständnis zu bewegen und ein Mittel zur Hintertreibung eines sozialistischen   SiegeS zu er- langen. Der Srnosie Harriman war einer der Verteidiger der Brüder Mc Namara; aber schon seit Wochen hatte er an der Verteidigung keinen aktiven Anteil mehr, da er sich ganz der Agitation widmete. Mochten auch die anderen Verteidiger der Angeklagten in den letzten vierzehn Tagen wissen, daß ihre Klienten der ihnen zur Last gelegten Verbrechen schuldig sind: Harriman wurde von seinen Kollegen über den Sach. verhalt zugegebener Maßen nicht aufgeklärt, obwohl der Pro- zeß in Los Angeles   geführt wurde. Aber gesetzt einmal, Harriman hätte um die Taten der Mc Namaras gewußt, so kleines feuiUeron. Die Lokomstive als Spielzeug. Heber Spielzeug veröffentlicht Paul Mablberg in der Miindbener Wochenschrift.März  ' einen g«. dankenreichen Aufsatz. Mahlberg   geht von der Beobachtung au«. daß da« Kmd an der mechanisch betriebenen Lokomotive erst rechte Freude findet, wenn die Feder kaput ist. und meint, wie eine Loko- motive für Kinder beschaffen sein müßte, könnte man au« der Art ersehen, wie sie selber.3"g" spielen. Eine Lokomotive in voller. freier Fahrt scheint in Kinderaugen eindruckslo» zu sein, wie ja auch wir für die Ueberichnelligkeit der Turbine mit ein paar tausend Umdrehungen kein Auge haben. Schon au« rein optischen Gründen kann wohl ein Kinderauge eine kaum gesehen entschwundene Lokomotive nicht fafien. Di« Lokomotive hat die Funktion, schwere Lasten zu ziehen. Da« kommt am besten zum Ausdruck in dem schwierigen, langsamen, keuchenden Anfahren nach der Ruhe. Nun hat da« Kind offenbar eine Ahnung von dieser Funktion, denn e» erUärt die Zeit ihre« stärksten Ausdruck« in dem Dauer- zustand. Selbst wenn e« eine Blitzlokomotive ist, geht e« langsam. Schritt vor Schritt, den Zug der ein- «ebtldelen Lost im Körper ausdrückend und wirklich einen Wider« land durch da« Abschleißen der Schuhsohlen aus dem Boden hervor- rufend. Dabei unter rbytdmischem lsch. tsch und kurbelnden Be- wegungen mtt den im Ellbogen geknickten Armen. Da» ist da» auf- fallendste, denn e« beweist den Blick für da« Gelenk der Lokomotive. die Stange von Rad zu Rad. Also wird in dem Spielzeug der Ausdruck des Lastenziehenden als Funktion, äußerlich auch da» Ge« lenkige der sichtbaren Kraftonwrndung und hörbar ihr prustende» Sichluftmachen sein müffen. Die Naivität des Kinde« verlangt gerade da» letztere. Kinder und Böller in den Kinderschuhen wollen jede Kraftanstrengung herau« hören, und die Ausübung der Wirkung gilt der Ursache gleich. Nimm eine Feder, hebe fie auf und ächze dabei, und da« Kind glaubt an ihre Schwere. Demokrit   unterscheide« schon zwei Formen der Erkenntnis: die .dumme', rein auf sinnliche EmpfindungSgualitäten gestellte, und die.echte' BerstandeSerkenntniS Man darf nicht vergesien. daß sich da» Kind erst au« jener zu dieser, durch Sammeln finnlicher Er- fabrungen zur Abstraktion entwickeln will. Daß e» an finnlich wahr« nedmbare Dinge noch keine ErkennmiSbegrtffe. wie.schwer',, lieben»- würdig',.gefährlich', oder Schätzungsbegriffe, wie.leuer',.selten' knüpft. Daraui muß beim Spielzeug geachtet werden. Ein Rvdin-Mufeum. da« die Werke diese» Meister» vereinigt. soll in Pari» errichtet werden. Den Anlaß dazu gibt der Um- stand, daß Rodin au» seinem großen Atelier, in dem seinerzeit der Kirche abgenommenen Hotel Biron, demnächst gleich den anderen Mietern ausziehen muh. Eine Reihe betanuter Persönlichkeiten. wie An-'ole Franc«. Mirbeau. Clemenceau   u. a. haben sich für den Plan ausgesprochen, und der.Matin' hat ihn mit großem Tamtam für sein« Kulturmission erklärt. Da aber auch die entgegengesetzte Lösung möglich ist. nämlich die Verteilung der Rodinschen Wette aus die bisher zumeist mit Schund.geschmückten' Pariser Anlagen, so ist auch dem Konkurrenten des.Matin', dem»Journal, Ge» kegenheit zu einem nicht minder begeisterten Appell an daS Kultur- gewiss en der Gegenwart geboten. hätte er durch die Wahrnehmung der Interessen seiner Klienten lediglich seine Pflicht als Verteidiger erfüllt. Nichtsdestoweniger wurde die Schuld der Mc Namara von republikanischen und demokratischen Politikern von Los Angeles   in den letzten Tagen vor der Wahl zu einer ge- hässigen und unerhörten Hetze gegen Harriman ausgenutzt. Gewerbsmäßige Beutepolitiker. Fabrikanten und Kauf. leute hatten den öffentlichen Ankläger, den Distriktsanwalt Frederick, bearbeitet, daß dieser den Angeklagten Milde ver- sprach, wenn sie sich k u r z vor der Wahl zu einem Ge. ständnis bequemten. Der Trick gelang und erfüllte seinen Zweck. Nur Sozialisten stimmten für Harriman: die diesem als einem der Verteidiger der Mc Namara zugesagte und bei der Primärwahl im Oktober auch geleistete Hilfe der nicht sozialistischen Gewerkschafter blieb aus. Daraus erwuchs der eine Vorteil, daß die gestrige Wahl Aufschluß über die Stärke der Sozialisten«n Los Angeles   gab. Aber immerhin, Harri- man wurde geschlagen; und darin liegt die einzige politische Bedeutung des Prozesses gegen die Mc Namaras. Diese den Sozialisten an die Rockschöße zu hängen, hat noch nie- mand versucht. Beide Mc Namaras sind gut katholisch, trugen bei ihrer Verhaftung Heiligenbilder auf der Brust, sind Iren, in Fenier-Tradihonen ausgewachsen und insofern zu terroristischer Verschwörung disponiert. John I. Mc Na- mara war allezeit eifriger Demokrat. Allerdmgs haben sich die Sozialisten, und vielleicht mit größerer Energie als die Reingewerkschafter, der Brüder Mc Namara angenommen und an der Aufbringung der für die Verteidigung erforderlichen Summen mitgewirkt. Läßt sich daraus unseren Genossen ein Vorwurf machen? Mit nichten I Ohne finanziellen Beistand wären die Mc NamaraS von vornherein so gut wie wehrlos gewesen. Hat der Ange- klagte unter allen Umständen ein Recht auf angemessene Ver- teidigjjng, muß er bis zum Nachweise seiner Schuld als un- schuldig betrachtet werden so lagen im speziellen Falle, ganz abgesehen von den Unschuldsbeteuerungen der Brüder Mc Na- mara und der von deren Bekannten gehegten Ueberzeugung von der Schuldlosigkeit der Angeklagten, zahlreiche IHver- wiegende Momente vor, welche zum Mißtrauen gegen das Vorgehen der Distriktsanwaltschast Los Angeles   geradezu herausforderten. Ohne Einhaltung deS gesetzlichen AuslieferungSver- fahrens, unter Verletzung deS den Angeschuldigten ver- fassungsmäßig gewährleisteten RechtS wurde John I. Mc Na- mara auf Veranlassung und unter Mitwirkung des Hilfs- DistriktsanwaltS Ford von LoS Angeles   und des Privat- detektivs Burns in verbrecherischer Weise aus dem Staate Indiana   nach dem Staate Kalifornien   transportiert, nachdem er in Indianapolis   verhaftet worden war. Selbst der Bundes- senator Borah, welcher seinerzeit die Anklagen gegen die aus Colorado   nach Idaho   entführten Genossen Moyer, Haywood und Pettibone vertrat, mußte im Bundesparlament die Un- gesetzlichkeit des Transports John I. Mc Namaras zugeben. Und auch nach dem Geständnis der Mc Namaras erklärte der Distriktsanwalt von Indianapolis  , der Detektiv Burns und sein Mitangeklagter würden wegen Menschenraubs, begangen an John I. Mc Namara prozessiert und nach dem Zuchthaus geschickt. Wozu, mußte man sich fragen, die Begehung des Verbrechens, wenn sich die Auslieferung des Angeklagten auf Grund eines ernsthasten Belastungsmaterials auf dem gesetz- lichen Wege erreichen ließ? John I. Mc Namara wurde wegen der Explosion im Ti«nes"-Gebäude zu Los Angeles   und wegen 21 fachen Mor- des in Anklagezustand versetzt und verhaftet, obwohl er nur einige Tage vor der VerÜbung der Untat im Hotel Edyertvn zu Rochester. Nsv Aork, wohnte und in der kurzen Zwtschen- zeit gar nicht nach Los Angeles   gelangen konnte. Am Abend Wieso wird«an satt? Man wird geneigt sein, diese Frage dabin zu beantworten, daß da« Gesübl der Sättigung von der An« füllung des Magen» mit Speisen herrührt. Doch man kann da»- lelbe Gefühl wenn auch vorübergehend hervorrufen, wenn man dem Magen Dinge, die keine Nährkraft haben, etwa die be- rühmte Suppe mit Kieselsteinen, schlucken läßt. ES mifft also ein rein physikalischer Zusammenhang zwischen Mageninhalt und Magen- schlauch bestehen, der da« SäitiaungSgefühl auslöst. Versuche, die über diese Frage von Prof. Neisset und Dr. Bräuning vorgenommen und in der Münch..Mediz. Wochenschrift' veröffentlicht wurden, er- gaben sehr intereffante Resultate. E» zeigte sich ein Unterschied in den Stoffmengen. die zum Eintritt de» EättigungSgefühlS nötig waren, je nach der Konsistenz der Nahrung. Wurde Kartoffelbrei ge- reicht, so trat Sättigung ein. wenn 2S0 Kubikzentimeter verzehn waren. bei Zuführung von Wasser aber wurden NX) Kubikzentimeter erfordert. Die Ursach« davon ist, wie man au» Röntgenaufnahmen weiß, daß das Waffet schneller den tiefften Punkt deS Magens erreicht. Dem Kartoffelbrei stellt sich der Druck de» Magen» entgegen, der die Nahrung nur langsam etwa in drei Minuten nach unten vor» dringen läßt. Je stärker diese Magenzusammenziebung. die so- genannte.Peristole', ist, um so schneller tritt daS Sättigungsgefühl ein. Diese Peristole wird ausgelöst durch den Schluckakt. Daraus folgt, daß. wenn man bei der Ernährung den Schluckatt umgeht. die Penstole gar nicht und da» SälttgunaSgefühl erst später ein- tritt Die Vermutung Prof. Neiffer« bestättgte sich. Denn die Personen, die mit Schlundsonde ihr« Nahrung erhielten, gaben erst viel später an. sott zu sein. Bon diesen physiologischen Boraängen zu krankhaften Erscheinungen ist nur ein Schritt. Erhöht sich durch irgend einen Umstand der Druck, dem der Magen ausgesetzt ist, so wird sich vorzeitig das SätligungSgefühl einstellen, viel früher, als die für die Erhaltung des Körpers not- wendtge Nahrungsmenge in ihn gelangt ist. Such die« vermochten die Unteriucher experimentell zu belegen. Sie erhöhten den Druck im Magen duriß äußere» Schnüren und daS SätligungSgefühl stellte sich sehr bald em. So magern zahlreiche Personen besonder» weib- lichen Geschlecht» starl ab, weil da» zu frühe Eintreten der Sättigung «ine genügende Nahrungsaufnahme verhindert. Wurde da» Tragen schnürender Kleidung, besonder« de» Korsett», verboten, so trat häufig eine Besierung ein. Erhöhte ein« innere Ursache den Druck im Innern de« Magen», so tonnte man«in« Besserung erzielen, indem man die Kranken die Nahrung im Liegen nehmen ließ. Die Firtschritte de» Fernsprecher». Eine Statistik au» den fünf Ländetn. die sich der weitesten Verbreitung de» Telephon» er- freuen, veranschaulicht mit zisfernmäßiger Deutlichkeit, welch enorm« Fortschritte da» Fernsprechwesen in den letzten 2k> Jahren gemacht hat. An erster Stelle stehen die Bereinigt«« Staaten, die im vergangenen Jahre 6 WO 000 Fernsprechslellen aufwiesen, die lisch Milliarden Gespräche vermittelten, während im Jahr« 1890 deren nur OdOOOO gezählt wurden. In derselben Periode stieg die Zahl der Apparate in� Deutschland   von 47 000 auf 870 000 mit lsch Milliarden Gesprächen, und England kam von 20 000 auf 600 000 Apparate, war aber gesprächiger, da diese 1800 Millionen Gespräche vermittelten. Di« klein« Schweiz   steht mit einer Ver- mehrung von 20 000 auf 170 000 an vierter Stelle. Ihre Gespräche bezifferten sich im vergangenen Jahre auf 310 000. E» folgt endlich> Frankreich  . daS vor 10 Jahren 16 000 Apparate und 1010 197 000' vor Weihnachten letzten Jahres, da die LIewellyn-Eisenwerke in die Luft flogen, befand er sich nach dem unverdächtigen Zeugnis des republikanischen Legislaturmitglieds Kecly in Indianapolis  , Tausende von Meilen von Los Angeles   ent- fernt. Von der VerÜbung, nickt nur von der Anstiftung dieses Verbrechens durch Mc Namara war anfangs die Rede. Zudem war von Anfang an klar, daß das Gebäude der Los AngelesTimes" durch eine Gasexplosion zerstört wurde. Erst seit letzten Freitag weiß man infolge des Geständnisses James B. Mc Namaras, daß durch die Explosion einer Dynamitpatrone Gas entzündet wurde. Auffallen mußte es auch, daß der Verleger der Los AngelesTimes" im voraus eine Reservedruckerei eingerichtet hatte und sein Blatt ohne Störung weiter erscheinen lassen konnte. Das gibt noch heute zu denken, zumal da Mc Manigle. der geständige Mit- schuldige der Mc Namaras schon lange vorher gegen ein Tageshonorar von sieben Dollars im Dienste des Detektivs Burns stand und die?iolle des Lockspitzels gespielt zu haben scheint. So oft von feiten oder auf Betreiben der Unternehmer Anklagen wie die gegen die Mc Namaras erhobenen gegen hervorragend tätige Gewerkschafter laut werden, liegt allge­mein Veranlassung zu dem Verdachte vor. daß es sich um eine Verschwörung handelt, um in den Verhafteten die or- ganisierte Arbeiterschaft zu treffen. Bände ließen sich in dieser Hinsicht auf Grund gerichtlicher Akten über das ver- werfliche Treiben der Großkapitalisten und der Unternehmer- verbände schreiben. Die bekannte Affäre Moyer, Haynwood, Pettibone ist noch in aller Gedächtnis.>- Erst am 13. Oktober dieses Jahres, um einen Fall aus der jüngsten Vergangenheit anzuführen, setzte der Richter Peare in Middletown. Connec- ticut, vier Arbeiter auf freien Fuß und nannte die aufge- baute Anklage ein Fabrikat der Privatdetektive. Die vier Leute waren beschuldlgt, im August bei Maremas einen Zug der New Haven-Bahn böswillig zum Entgleisen gebracht und einen Mord verübt zu haben. Die Bahnverwaltung hatte zur Zeit der Verübung des angeblichen Derbrechens Diffe- renzen mit einem Teile ihrer Arbeiter. Burns selbst mußte erst kürzlich zugeben, daß man De- tektiven das schlimmste zutrauen müsse: er hat damit sich selbst ein treffendes Leumundszeugnis ausgestellt. Je länger der am 11. Oktober dieses Jahres begonnene Prozeß dauerte, um so mehr mußte sich angesichts der Art der Verhandlungsleitung durch den Richter Bordwell die Ueberzeugung befestigen, daß die Angeklagten ohne Rücksicht auf ihre Schuld oder Nichtschuld an den Galgen gebracht werden sollen. Kein Wunder, daß, wie die übrige gesamte Arbeiterschaft und ein erheblicher Teil des Bürgertums auch die Sozialisten den Unschuldsverteuerungen der Brüder Mc Namara Glaube«» schenkte. Daß er sich tatkräftig für die Verteidigung eineS politischen Gegners, dem er vergewaltigt glaubte, ins Zeug legte, stellt dem amerikanischen   Sozialismus ein gutes Zeug- nis aus. JamöS B. Mc Namara bestreitet auch jetzt, nach feiner Verurteilung, da er nichts mehr zu befürchten hat. die Absicht zu morden. Er habe, erklärt er. nur den als Gewerkschafts- Hasser berüchtigten Zeitungsverleger Otis schädigen uiid' zur Einnahme einer anderen Haltung veranlasien wollen. Un- glücklicherweise sei die Explosion zu früh erfolgt und habe den Tod von 21 Personen verursacht. Sonderbar mutet die sittliche Empörung an. welche die ganze bürgerliche Presse über das gewiß verabscheuungs- würdige Treiben der Mc Namaras aufbringt. Fast bei jedem großen Streik werden bewaffnete Scabs auf die Ausständigen losgelassen: staatliche Konstablerhorden wurden zur Nieder» werfung feiernder Arbeiter organisiert. Beinahe bei allen Apparate besaß, die 265% Millionen Gespräche vermittelten. WaS da» Verhältnis der Telephonstellen zu der Zahl der Einwohner an- betrifft, so kommen auf 1000 Köpfe in den Vereinigten Staaten 82  , in der Schweiz   31, in Deutschland   14, in England 13% und in Frankreich   S Stellen._ Notizen. Hugo Lubliner   ist am DienSwg in Berlin   im Alter von 65 Jahren gestorben. Er war schon halb vergessen, wenn auch kürzlich erst ein neue» Lustspiel von ihm im königlichen Schauspiol- hause herausgebracht wurde. In den siebziger und achtziger Jahren war Lubliner, der erst nach seinen größeren Erfolgen vom Kaufmann zum Bühnenslvriftsteller überging, neben Lindau  , Blumenthal   und Moser der typische Bettreter de» deutschen   Lustspiels. Von den Fran- zosen war die saubere Technik des Konversationsstücks übernommen, da» L. mit deutschem Gemüt, bescheidenem Witz und jüdischer Sentimentalität erfüllte. Der Schritt vom schlichten bürgerlichen UnterhaltungSstück zum sozialen Drama, den L. mit dem Arbeiter» drama.Der kommende Tag' unternahm, führte nicht zum Ziel. -- Der Sänger Burrian, der der Dresdener königlichen Oper kontraktbrüchig geworden war lal» Don Juan   auf Reisen), wurde in der Berufung zu 30000 M. Konventialstrafe verurteilt. (Hoffentlich darf er die wenigstens in Dresden   absingen.) Niemand nahm Sergernis... Die Nackttänzerin v t l l a n y. die von der Münchener   Polizei neulich ihrem natürlichen Berufe entrissen wurde, ist jetzt außer Verfolgung gesetzt worden. Unter den 2700 Personen, die ihrem angeblich unsittlichen Einfluß unterlegen waren, hatte niemand Aergernis genommen. Da« Observatorium auf Teneriffa  , da» bisher nur zur Ausführung von erdphhsikalischen Studien und Luft- beobachtungen dient«, wird seine Messungen jetzt auch auf die Erd- beben-Erscheinungen ausdehnen. Ueber die Abschaffung der Briefmarlen be- richtet Georg Schmied! in denDokumenten de» Fortschritts'. Nach einer Berechnung eines Statistikers beträgt der Verbrauch an Brief- marken aus der ganzen Welt jährlich etwa 40 Milliarden Stück. Jede» dieser Wettzeichen«rforoert von dem Airgenblicke der Her- stellung bis zu feiner Entwettung 5 Minuten. DaS sind 400 Millionen Arbeitstage bei ochlstündiger Arbeitszeit. DaS Jahr zu 300 Arbeitslagen gerechnet, ist ein Heer von I 300 000 Menschen zur Bewältigung dieser Arbeit nötig. Die bayerische Regierung hat nun seit Februar 1910 die Barfrankierung statt der Briefmarken bei gleichattigen Moffensendungen: Katalogen, PreiSverzeichniffen, Zeitungen u. a. eingeführt. Die Sendungen, die gezählt oder ge- wogen werden, erhalten statt der Marke einen Franko st empel. Einen Wettbewerb für Arbeitermöbrl erläßt die Berliner   Kommission für vorbildliche Arbeiter- Wohnungen gemeinsam mit dem Verband deutscher  Kun st gewerbezeichner. Der Wettbewerb, zu dem nur Mit- glieder deS Verbände« zugelaffen sind, gilt für je eine Wohnung von einem Zimmer und Küche und von zwei Zimmern und Küche. Die Preise für die ganze Einrichtung darf 550 und 800 M. nicht über- schreiten. Für die Küche werden möglichst neue Typen angestrebt. Alle Entwürfe werden im Berliner   GewerkschafiShauS ausgestellt. Alle« Nähere durch den Lsrband Berlin   SO. 19, Wusterhausen  « Straß» 12.