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Nr. 297. 28. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch. 20. Dezember 1911.

Gerichts- Zeitung.

Der Brozek gegen den Bureauaſſiſtenten Otto Lüdide

Das Gericht erlannte mit Rüdsicht auf das raffinierte Vorgehen des Angeklagten dem Antrage des Staatsanwalts gemäß auf 1 Jahr Gefängnis unter Anrechnung von 6 Wochen der erlittenen

Der Weg nach Zion."

Marktpreise von Berlin am 18. Dezember 1911, nach Ermittelung des Stönigl. Polizeipräsidiums. Mar! tballenpreise.( Kleinbandel), 100 Stilogramm Erbien, gelbe, zum Stochen 36,00-50,00. Speilebobnen weige, 40,00-60,00. Linien 40,00-80,00. Startoffeln 8,00-11,00. 1 Kilo­gramm Rindfleisch, von der Reule 1,60-2,40. Rindfleisch, Bauchfletsch 1,20 bis 1,70. Schweinefleisch 1,20-1,80. Stalbfleisch 1,50-2,40. Hammelfletsch 1,30-2,20. Butter 2,60-3,20. 60 Stud Gier 3,80-6,40. I stilogramm Starpfen 1,00-2,40. ale 1,20-2,80. 8ander 1.40-3,60. Hechte 1,20 bis 2,60. Barsche 1,00-2,00. Schlete 1,40-3,20. Bleie 0,80-1,40. 60 Stüd Streble 2,40-24,00.

lich auf den Gedanken, fich mit einem Schlage eine größere Summe fondern des Grauens und Mitleids. In dem Buch stede viel Geldes zu beschaffen und erreichte dies auch auf eine recht raffinierte Romantik, das ganze sei schließlich ein Symbol, der starken Art und Weise. Er erließ. unter Fälschung des Namens des stell- Symbolit, die in dem Buche herrsche, werde eine frasse Realistik bertretenden Bolizeipräsidenten an die sämtlichen Polizeireviere gegenübergestellt, doch hafte dem Buche die Eigenschaft des Un­in Rigdorf eine Verfügung, in der die Reviervorstände an- züchtigen nicht an; die etwa so zu deutenden Stellen würden durch von sämtlichen Gastwirten in Rigdorf die die fünstlerische Symbolik und Romantik des ganzen berdeckt. nahm in der geftrigen Verhandlung dadurch eine überraschende Wen- gewiesen wurden, Gebühr von 1,50 Mart zu erheben, welche angeblich für die Aehnlich äußerten sich der Schriftsteller Julius art und der dung, daß der Angeflagte auf Bureden seiner Berteidiger ein e- ständnis ablegt. Der Angeflagte hatte bald nach seiner Verbaf in den Polizeiakten befindliche Nebenurkunde der Schanttonzeifions Redakteur Friz Engel. Staatsanwalt Dr. Jordan meinte, es tomme nicht darauf tung ein Geständnis abgelegte, das er aber in den späteren Ver- urkunde als Stempelgebühr zu entrichten sei. Bugleich enthielt diese nehmungen und auch jezt vor Gericht widerrief. Es wurde deshalb Verfügung die Anweisung, diese Gebühr an den Bureaudiätar an, ob das Buch fünstlerisch oder nicht fünstlerisch ist, ob es eine Die Rigdorfer Schußleute entwidelten nun moralische Tendenz hat oder nicht, auch nicht darauf, ob es die Sinn der gerichtliche Schreibfachverständige, Rechnungsrat Drogolin, noch Weselowsky abzuliefern. nachträglich mit der Prüfung der in Frage kommenden gefälschten Ur- eine fieberhafte Tätigkeit, um die geforderten Gebühren einzutreiben, lichkeit erregen will; es genüge vollständig, wenn das Buch auf das funden betraut. Diefe Untersuchung ergab die völlige Ueberein- die dann auch in Höhe von 1333 M. an den Angeklagten abgeliefert Scham und Sittlichkeitsgefühl berleßend wirkt. Es handle fich hier stimmung mit der Handschrift des Angeflagten, worauf dieser ein wurden. Die ganze Sache fam zur Entdeckung, als sich mehrere Gast- nicht bloß um einzelne unzüchtige Stellen, sondern um umfassendes Geständnis ablegte. wirte, die von ihrem Vereinssyndikus über die Unzulässigkeit dieser zahlreiche Stellen, die durch Inhalt und Form berleßend In der weiteren Beweisaufnahme wurden noch mehrere ehe- Gebührenforderung belehrt worden waren, beschwerdeführend an wirken. Er beantragte schließlich 100 M. Geldstrafe eventuel zehn Die erste Beschwerdeschrift Tage Gefängnis und Unbrauchbarmachung der noch vorhandenen malige Amtsfollegen des Angeklagten vernommen, die über ihre Wahr- den Polizeipräsidenten selbst wandten. nehmungen bezüglich des Wesens des Angeflagten Angaben machten. fing der Angeklagte selbst ab und beantwortete sie unter Fälschung Exemplare und Blatten. Durch Die weitere Verhandlung wurde unterbrochen, da ein Beifizer, Durch die Aussagen mehrerer Zeugen wurde festgestellt, daß in dem des Namens des Stellvertreters, Regierungsaffeffor feßler. Geschäftsbetriebe des Magistrate tatsächlich grobe unregel einen Zufall kam der Schwindel dann einige Tage später zur Landgerichtsrat 8ie bm am Fieber erkrankt war und der Verband­Nachdem der Angeklagte verhaftet worden lung nicht mehr folgen fonnte. Diese wird am Donnerstag, 9 Uhr, mäßigleiten vorgekommen find. Es wurde unter anderem feft- Senntnis der Behörde. geftellt, daß der Angeklagte mitunter wochenlang dem Betriebe fern war, stellte es sich heraus, daß er auch noch andere umfang fortgesezt werden. geblieben war, ohne daß seine Vorgesezten hiervon etwas erfuhren. reiche Schwindeleien begangen hatte, um sich das Geld zu Ferner blieb er mit feinem Arbeitspensum wodenlang zurüd und be- berschaffen. zablte dann andere Kollegen dafür, daß diese die wichtigen Rückstände aufarbeiteten. An die Geschworenen wurden nach Schluß der Beweisaufnahme nicht weniger wie 47 Schuldfragen gerichtet. Staatsanwaltschaftsrat Banning trat für Bejahung der Schuld- Untersuchungshaft. fragen in vollem Umfange der Anflage ein, während Rechtsanwalt Dr. Schwindt darauf hinwies, daß die Straftaten des Angeklagten dadurch in einem erheblich milderen Lichte erscheinen, daß diese durch die völlig mangelnde Kontrolle und die große Sorglosigkeit, die In der Verhandlung gegen den Verlagsbuchhändler Age in den Berliner Magistratsbureaus zu berrichen scheine, förmlich unter wegen Verbreitung des Münzerschen Romans Der unterſtügt worden feien. Es sei zu wünschen, daß durch die Er. De Weg nach 8ion", über die wir schon in der Sonntagnummer gebniffe diefes Brozesses die maßgebenden Stellen des Magistrats des Vorwärts" berichtet, wurde gestern die Verlefung der von der die Sach Borforge treffen, daß derartige Unregelmäßigkeiten, durch die der Anklagebehörde beanstandeten Stellen beendet und Prof. Dr. Dessoir von der Berliner Stadtiädel ebenso wie die Steuerzabler selbst geschädigt würgen, in verständigen bernommen. Butunft nicht mehr paffieren fönnen. Die Geschworenen bejahten Universität ließ sich u. a. dahin aus: Es sei flar, daß es sich bei die Schuldfragen wegen Betruges und schwerer und ein dem Buch nicht um ein Produkt der Schmuzliteratur handle. Das fader Urfunden fälschung unter Bubilligung mildernder Buch sei fein Meisterwerk der Kunst, von dem man sagen dürfte, daß Umstände. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnises nur von einem blinden Anklageeifer verfannt wird, aber die Frage, ftra fe von vier Jahren. Das Urteil lautete auf vier Jahre ob die Absicht des Verfaffers eine unzüchtige ist und ob dieser Gefängnis unter Anrechnung von sechs Monaten der erlittenen darauf ausgeht, finnlich erregend zu wirken, müsie verneint werden. Untersuchungshaft. Auch wurden dem Angeklagten die Ehrenrechte Der Verfasser trachte nicht danach, die Sinnlichkeit zu verherrlichen, auf fünf Jahre abgesprochen. sondern die Verfommenheit zu schildern. Als Motto tönnte eine Stelle aus dem Roman dienen, die lautet: Sumpf. Sumpf! Das stinkt alles nach Fäulnis und Verderbnis, dabei muß man zugrunde geben! Tas Buch sei im Sinne des Autors unzweifelhaft auf das ber fich durch einen recht raffinierten Streich in den Befit einer Moralische gerichtet und nicht auf das Unmoralische, und die tatsächs größeren Summe gefekt hatte, mußte fich gestern vor dem Straf- liche Wirkung des Buches sei nicht die, daß dadurch die niederen echon richter verantworten. Aus der Untersuchungshaft wurde der Polizei- Inftinfte erregt werden. Es sei in der Handschrift eines Künstlers berg, Adolf 21. 1. Der Mann bat auf Grund feines gefeß­diatar Paul Weselowsky borgeführt, um sich wegen Betruges, geschrieben, auch die bedenklichsten Stellen lichen Nießbrauchs und Verwaltungsrechte einen Anspruch auf Rüdgabe Unterschlagung und Urkundenfälschung im Amte zu verantworten. aus der Sphäre verlegender Gemeinheit herausgehoben, daß der Sachen, falls die Frau ohne geleglichen Grund getrennt lebt. Der Angeflagte war, nachdem er als Zeugfeldwebel vom Militär das, was geschildert wird, unzweifelhaft von einem Dichter 2. Der Drdnungsruf ist ein Disziplinarmittel des Präsidenten.& 8000 m. 7. B. 76. 8 Broz. abgegangen war, 18 Jahre im Kaiserl. Statistischen Amt als für die Seffion. 4. Einen tüchtigen Urat fragen. Fr. S. 100. Bollen Sie gefälligt bei ber Güterfasse des Silfsarbeiter tätig gewesen. Als er hier ausfchied, wurde er von pro Jahr. Hildegard. Ein Mittwoch B. 6. 37. dem Polizeipräfidium in Rigdorf als Bureaubiatar an Anhalter Bahnhofs anfragen. 3. R. 13. Right quachfalbern, gestellt und bezog als folder julegt 150 M. Gehalt. Da er in einer Wiederholen Sie bitte Ihre Frage. fondern einen Arzt fragen. Die Ursachen tönnen verschieden sein. weit über seine Verhältnisse hinausgehenden Weise lebte, geriet er D. S. 86. 1. u. 2. Jm Brieffaften fehlt bazu ber Raum Fordern Ste bald in Schulden und um diese wieder wettzumachen, tam er auf von der Buchhandlung Vorwärts, Lindenstraße 69, die einichlägigen 6. 100. Luther- Mendel- Stiftung, Bantom. Besuche die Jdee, fein Glüd auf dem grünen Raien zu verfuchen. Die Folge billigen Broschüren. war, daß er immer noch mehr in Schulden geriet. Er fam schließ an den Gemeindeborstand.

Ein betrügerischer Polizeibeamter,

würden dadurch

gesagt werde. Bei der Frage der Verlegung des Schamgefühls. müsie gefagt werden, daß das Schamgefühl des Leserkreises, der bei diesem Buch überhaupt in Betracht tomme, nicht so sehr empfindlich ist. Der Künstler habe das Recht, auch den Verfall von fittlichen Sträften zu schildern und der Normalmensch werde wissen, was fünft lerische Qualität ist. Wenn man das Buch gelesen babe, so habe man selbst das Gefühl, als ob man aus einem wüsten Traume erwache, man stehe nicht unter dem Eindruck des verlegten Schamgefühls,

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Briefkaften der Redaktion.

Die furistische Sprechstunde findet 2 tubenrage 69, born bler Treppen Fahrkuhl, wochentäglich von 4% bis 7 lbr abends, Gonnabends,

von 4 bis 6 Uhr abends statt. Jeder für den Briefkasten bestimmten Anfrage ist ein Buchstabe und eine Zahl als Merkzetchen betzufügen. Briefliche Auswort wird nicht erteilt. Anfragen, benen teine Abonnementsqutttung beigefügt tft, werden nicht beantwortet. Ellige Fragen trage man in der Sprechkunde vor. $. J. 38. Benden Sie fich bitte persönlich oder schriftlich an ben Blazvertreter der Kommission Búbring, Berlin N., Rolonieftr. 2 IV. Franz Königsberg. Versuchen Sie es mit einer Anfrage an die Zentral­stelle für private Fürsorge, Berlin, Unter den Linden 16. Montag, Diens tag und Freitag bon 4-7 Uhr. R. 86. Bereine der angefragten Art finden Sie im drehbuch, II. Teil Bartelgenössische sind uns nicht belannt. B. 68. Film- Beitung, Berlin, Leipziger Straße 115/116. R. 45. Leider nicht! J. St. Berlin O., Blankenfeldestraße 10. D. B. 1000. Durch Vermittelung irgend einer Kunstbandlung. Wir haben feine ber angefragten Gelbstüde zur .. 74. Glücksbude. 1907 in der Reuen Belt".

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Int. Hygiene­Ausstellung Dresden 1911,

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Anlässlich der Einführung unserer ,, Milka Exquisit, feinster Butterersatz, Tafel­margarine, sind uns so viel schmeichelhafte Anerkennunges über die vorzügliche Qualität derselben zugegangen, dass wir uns veranlasst sehen, an dieser Stelle dem geehrten Berliner Publikum unseren Dank auszusprechen. Da die Nachfrage unsere höchsten Erwartungen ganz bedeutend übertraf, war es uns nicht immer mög­lich, die einzelnen Verkaufsstellen rechtzeitig mit neuer Ware zu versehen, so dass wohl hier und da das Publikum bei Nachfrage etwas warten musste, was wir zu entschuldigen bitten. Jedenfalls freuen wir uns, mit unserer Milka Exquisit" den Geschmack des Berliner Publikums richtig getroffen zu haben.

Eine Verbraucherin unserer Milka Exquisit schreibt uns soeben einen Brief, welchen wir im Wortlaut folgen lassen:

Hawanhopis An die

Milka- Nährmittel- Fabrik G. m. b. H., Pratau a. E. odran Da Ihre Milka Exquisit ein vorzüglicher Ersatz für die teure Natur­butter ist und sie auch wirklich gut schmeckt, möchten wir an dieser Stelle unserer Anerkennung Ausdruck verleihen. Hoffend, dass es Ihnen Freude macht, werd' ich es in Reimen folgen lassen:

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MILKA

Tafel- Margau

Endlich gibt es Vollersats Für die Butter der Natur, Doch das schönste ist dabei, Sie kost' neunzig Pfennig nur; Früber war's' ne liebe Not, Ging's zum Früb- und Abend brot.

Beh' noch immer meines Gatten Miene,

Wenn er sprach: ,, Das is doch 1594382 wieder Margarine".

Denn schon bei dem ersten Biß Merkte er es ganz gewiß, Und er sagte zu mir. Bitte Streich' mir diese nicht auf ess meine Schnitte."

Darauf ging er wutentbrannt In das nächste Restaurant, Und ich ging mit meinem Jammer Ratios in die Speisekammer. Butter soll ich kaufen für Eins fantsg.

Sonst bekomm' ich wen'ger

Kostgeld künftig.

Also sprach der böse Mann, Als er später wieder kam; Dieses geht auf keinen Fall, Ich versuch' es noch einmal! Da sah ich denn in diesen Tagen Auf der Straße Ihre Milka Wagen,

Kanfte 1 Pfund Milks Exquisit, Dachte sagend, was wohl heat geschieht; Staunend ssh ion dann am Abend, Wie mein Mann mich dran eria bend Mat der Milka exquisit auf seiner Bahnitte, Und es folgt die swerte- dritte. Als er dann gesättigt war, Lobt der Sohlemmer sie sogar: So, das war on Hochgennẞ", Sagte er sodann zum Schluß, Dieses wollt' ich mich besilen Ihnen gerne mitzuteilen.

gez. Helene G., Berlin,

Wir glaubten der Dame nicht besser danken zu können, als indem wir ihr hübsches Gedicht hier zum Abdruck bringen.

Hochachtend

Milka- Nährmittel- Fabrik G. m. b. H.

,, Milka Exquisit" ist ein hervorragend feiner Butterersatz( Tafel- Margarine); wird täglich frisch mit Zusatz von süsser Sahne hergestellt. Man verlange ausdrücklich Milka Exquisit" mit der Schutzmarke. Zu haben in den Kolonialwaren- und Mehlgeschätten.

MILKA Die sämtl. Verkaufsstellen sind durch neben MILKA

Tafel- Margatim

stehende Schilder u. Plakate gekennzeichnet

Tafel- Marqada