Z!r.?97. 28. Zahrgavß.Z. Stiliijf Ks Armrls" ßttlintr Öolltötlatt.Wtwsih. 20 ZeMer tOltpartci- Hngelegenbeiten.für1 1 Zweiter Wahlkreis. Heute, Mittwoch, findetvaS Wassertorviertel eine Handzettelverbreitung statt.DonnerStag, den 21. Dezember, abends8>/z Uhr. Versammlung bei Gliesing, Wassertorstr. 68.Referent: Richard Fischer.Am Donnerstag, den 21. Dezember, findet eineFlugblattverbreitung für den ganzen Kreis statt.Die Genossinnen und Genossen werden gebeten, sich recht zahl»reich zu beteiligen.Mittwoch, den SO., abend« 7 Uhr, treffenden Bezirkslokalen zur Flugblattverbreitung.Der Vorstand.Bohnsdorf. Am zweiten weihnachtSfetertag veranstaltet derAahlverein eine Weihnachtsbescherung.fichFriedenau. Amdie Venoffen inBerliner Nachrichten.Winter» Anfangmeldet der Kalender: aber draußen im Land ist es fast, alswollte der Frühling sein Nahen verkünden. Ueberall an denFrühblühern drängen schwellend und glänzend brauneKnospen. DaS Astwerk steht kahl, aber ein violetter Schim-mer bringt Farbe und Leben in ihr starres Rutengewirr, andas die goldbraunen Nebel der Mittagsstunden schwere.dunkelsilbrige Tropsen gehängt haben. Die Meisen flatternund die Spatzen lärmen, fliegen in zwitschernden Wolkenauf, zerteilen sich, jagen einander: ganz als ob der Frühlingvor der Tür stände...In der Stadt sind ja die Jahreszeiten nicht allzu der»schieden voneinander. Aber draußen, ein paar Kilometerhinter den letzten Schloten, schaut es jetzt noch wunderlicheraus. Der große, graue Strom wälzt seine schweren Wasser.Braunes Röhricht rauscht an seinen Ufern und allerlei Töneklingen in diesem Rauschen mit. Nur selten sichtet daS Augeder Krähen schweren, tiefen Winterflug. Unter dem welkenLaube geht ein Rascheln und Scharren. Und andere Lauteglucksen und schwingen darein. DaS Leben hat sich noch langenicht zur Ruhe gelegt. Frost und Schnee, seine beiden Ketten-schmiede, sind bisher ausgeblieben...Aber anders sieht die Landschaft doch au? als im Herbstoder im Frühjahr. Der Ueberschuß an Feuchtigkeit fehlt ihr.Der Horizont läßt die Konturen nicht zerfließen, macht dieFarben nicht weicher: wohl mildern die Nebel die Kontraste,aber ihr gedämpftes Licht verwischt dennoch nicht ganz dieLinien. Alles ist auf einen mattgrünen Ton gestimmt, überdem ein braunroter Hauch verzittert. Nur der Fluß selbstspannt breit und grau seine gewaltige Fläche. Und auchder mit weißen Wolken leicht getupfte Himmel ist von jenemverwaschenen Blau, daz in großen Flächen gesehen, einenwässrig-grauen Ton annimmt.Am kargen Mittagslicht stehen die alten Kiefernstämmeder Uferwälder da. wie rostige Eisenpfeiler. Ahre Nadel-krönen haben etivaS unsagbar Dünnes und Dürftiges. Mansieht es, daß der Frost noch nicht, durch diese Wälder gegangen,st. aber doch schon das Frösteln. Ueber daS Ufergestrüppschweift der Blick den Strom hinauf und hinunter. Und ausbeiden Seiten recken sich Türme und Schlote empor. Aneinem matten Goldbraun heben sich ihre Konturen aus denNebeln des Dezembertages. Ernst und ragend schauen sieüber Wälder und Wasser, die vergebens des Winters harren.der in diesen Tagen kalendermäßig seinen Anfang nehmen'oll..._v«i der Auslegung der Wählerliste ln der EemeindelibuleGreifeiihancner Siratze benimm» sich einer der in der Mitte de«langen Tische« sitzenden Magistratsbeamten recht eigentümlich.Sobald der Beamte neben Um den Steuerzettel oder die sonstigeLegitimation abgenommen ha«, frag« jener Herr, der die Listennachzuschlagen hat, regelmätzig:.Wie beißt er?" Sollte nicht auchbei dieser Gelegenheit etwa« mehr Höilichkeit angebroch« lein? Esist doch eine Kleinigkeit, zu lagen:.Wi, ist der Name?' oder.Wieheißt der Wähler 1' Oder glaubt der betreffend« Herr, daß er fichArbeitern gegenüber, die ja vorwiegend die Wählerliste einsehen,solche Kommißsprache erlauben darf?Bei Einsichtnahme in die Wählerlist« im Gchulgebäude Schön-hauler Allee 108 fragte ein Beamter«inen Wähler«ach dem Alter.weil er ihn in der Liste mchl fand. Aul die Antwort, daß derWähler da» 26. Lebensjahr zurückgelegt habe, erwidert« der Herr:.Dann sind Li« so noch nicht wahlberechtigt. Doch erst mit27 Jahren.' Er wurde aus leinen Irrtum aufmerksam gemacht.auch andere Herren, die mit ihm znsommensoßen. taten da« gleich«.woraus beim nochmaligen Nachsehen der Name de» Wähler« in derListe gesunden wurde.In einigen Fällen haben Beamte«» abgelehnt. Einsprüche an»zunehmen und nach der Postftraße verwiesen, obwohl der Magistratin seiner amtlichen Bekanntmachung ausdrücklich darauf hingewiesenhat. daß Einsprüche au» an Ort und Stelle angebracht werdenkönnen. In wieder anderen Fällen sind Einsprüche deshalb nichtentgegengenommen worden, weit den Beamten da« vorgedruckleSinipruchssormular unserer Partei nicht behagte. E« wäre notwendig, mit dem ListenauSleguiigSgelchäft Beamte zu betrauen, diedie elementarsten Krnntniffe de» AeichSlagswahlrecht« besitzen.Dem Magistrat muß ferner gelagt werden, daß er für die B«.kannigobe der«uslegungsfrist sehr wenig getan hat. Er hat sichdaraus beschränkt, in dem der breiten Oeffentlichkeil wenig bekannten.Gemeindtblatt' und im Inseratenteil einiger Zeitungen einmal denAu«leguiigSlermin bekannt zu geben, wie da? vor vielen JahrzehntenMode war. Mi« vollem Siecht weist schon die.Volk«- Zeitung'darauf hin. daß«« Vflich, de« Magistrat» sei. Schritt, zu tun. umdie groß« Oeffeutlichleit zu unterrichten. Da« hätte sich durchSäulenanichläge erreichen laffe«. Aber bei unlerem Magistrat mahlendie Mühlen sehr langsam, eh« man fich zu noch so kleinen Reuerungenentschließt.Die stark« vm-ehriing«et ainewatesraphenthrater in«roß.Berlin Hot an den zuständigen Stellen zu Erwägungen gefllhrt, obdie Errichtung solcher Theater nicht der KonzessionSpflicht unter-warfen werden und dir Errichtung von der BcdürfiiiSfrage ab-hängig gemacht werden solle. Die Baupolizei wird in Zukunft beider Errichtung solcher Theater erhöhte Ansorderungen stellen, da dieBauart vieler Kinolheater zu Bedenken Anlaß gibt.Mit de« van der Kirchhofsbahn Wannsee— Stahnsdorf ist voreinige» Wochen begonnen worden. T« wird zurzeit nach Lichtungder Waldtcile. durch die dir Bahn führt, an dem Unterbau der Bahngearbeitet, die zum Teil sehr tief gelegt werden muß. um diePotsdamer Slammbahn unterfahren zu können. Die Bahn, die«ine Verbindung mit dem Zentralfriedhof herstellen soll, wird ünHerbst 1312 fertiggestellt sein.Kaffceverfälschungcu. Mit Verfälschungen de« Kaffee», die inneuerer Zeit vielfach wahrgenommen sind, beschäftigt sich ein Rund-erlaß de« Minister« des Innern, in welchem u. a. ausgeführt wird:.Häufiger werden gerönele Samen von Hülfenfrüchlen. die denKaffeebohnen in der Groß», im Aussehen u.id in der Fov.» ähnlichsind, dem gebrannten, ungemahlenen Kaffee zugesetzt. SolcheMischungen dürfen keinesfalls unter der Bezeichnung.Kaffee" inden Verkehr gebracht werden. Die Leguminosensamen stellen eindem Kaffee fremdartiges Naturerzeugnis dar. das diesem zwaräußerst ähnlich, dessen Zusammensetzung und Beschaffenheit dagegenvon derjenigen der Kaffeebohnen durchaus verschieden ist. Bor allemsind die Leguminosensamen frei von dem in den Kaffeebohnen ent-haltenen Koffein, auf welches besonders die anregendenphysiologischen Wirkungen beim Genüsse de? Kaffeegetränk«zurückzutübren sind, so daß schon au« diesem Grundedie Beimischung unter den Begriff der LebenSmittelverfälschungfällt. Andere Verfälschungen deS Kaffees erfolgen beim Handelmit Kaffee in gemahlenem Zustande. Insbesondere wird darübergeklagt, daß Kaffee-Eriotzstoffe oder Gemische dieser mit gemahlenemBohnenkaffee unter täuschenden Phantasiebezeichnungen als Kaffee»Mischungen oder mit einer ganz unzureichenden Deklaration ihrerBeschaffenheit und Zusammensetzung in den Verkehr gebracht werden.So wurden in letzter Zeit in sogenannten Bruchkaffeemischungen bi»zu 30 Proz. Surrogate festgestellt, und zwar vorwiegend Zichorie,Eicheln. Roggen, Rüben, Feigen und Mai». Einige Proben ent»hielten neben verschiedenen Su-rogaten auch noch bi« zu lv Proz.Steine, die in der Farbe den Surrogaten gliche» und infolgedessennicht ohne weitere« wahrnehmbar waren. Die mit der Kontrolledes Nabrungsmittelverkehrs betrauten Stellen, insbesondere dieNabrungsmittcluntersuchungsäniler, sind angewiesen worden, denKasseeversälschungen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden."Der Byzantinismus regt sich wieder. Weil dem Kronprinzender vierte Sohn geboren wurde, überschlägt sich die patriotischePresse..DaS ganze Volk nimmt Anteil an dem freudigen Ereignis,"beißt t» im.Lokal-Anzeiger". Andere Blätter Höchen in ähnlicherWeise den Kaiser an, Behörden fabrizieren Glückwunschdepeichen.Di« Berliner Bevölkerung wurde von dem Familimreiym» durchAusziehen der Standarten und Fahnen auf den öffentlichen Cr-bäuden. durch Glockenläuten der Domkirche und durch Abieuern von72 Kanonenschüssen auf dem Königsplay in Kenntnis gesetzt. DieSchuljugend bekam einen freien Tag. Der Kaiser Mahl, im Zeiche»der Selbstverwaltung, daß der Unterricht in den Schulen von Groß-Berlin und Potsdam auszufallen hat.Adolf Glasbrenner hat dem Prinzenkult folgende« bekannte Gr-dicht gewidmet:Der Hokpoet bei der Geburt eine« Prinzen,Heil un«!Heute morgen gegen dreiviertel auf Elfen.Heil uns!Einem längst gefühlten Bedürfni« abzuhelfen.ieil unslIst dem Volke ein Prinz geboren,Zu Glück und Segen erkoren IHeil uns!Eine Kanone verkündet'S durch ganze Land:Ein Prinz ist geboren von Zicke-Zacke-Zuckerb«»Heil uns!Heil uns!Seine Durchlaucht geruhten bereit» zu schreien,Heil unS lUnd der Natur höchstihr erste« Opfer zu weihen.Heil un«!Söchslsie sind bereits zum Major ernanntnd«ragen da» breite Würdenband!Heil un» ISie haben höchstselbst an der Brust schon gesogenUnd bleiben dem Reiche in Gnaden gewogen lHeil un»!Heil un«ISeine Durchlaucht lassen in diesen Tagen,Heil un»!In böchslibren Apattement« herum Sich tragen,Heil uns!Bald wird der höchste Lutschbeutel genommen.Und bald werden höchstste auch Zähne bekommen,Heil un«!Mit Freuden wollen wir neue Abgaben geben,Erbäli un« der Höchste höchsisie am Leben!Heil un«! Heil un«! Heil un«!Die Teuerungszulage für die städtischen Angestellten«nd Arbelter, welche von den städtischen Körperschaften beschlossen wordenist. toinmi in diesen Tagen zur Suszadlung. Hierzu wird un« ausden Kreil«» der städnichen Arbeiter geschrieben: Der Magistrat hatsich sogenannte.Grundsätze" zurechtgemacht, dir Ungerechtigkeitenärgster Art mit sich bringen und daher belle Empörung unter denArbeitern hervorgerufen haben. Schon in dem Beschluß selbst sst jadie Su«schalluiig der ledigen Arbeiter ganz unbegründet: denn sie,die zumeist in Schlafstellen bei fremden Leuten wobnen, leidenebenfalls unter der Teuerung Ganz sinnlo« ist e«, wenn.nur der-heiratete Personen", denen Verwitwete und Geschiedene gleich ge-achtet werden sollen, die Teuerungszulage von 40 M. erhalten.gleichviel, ob sie Kinder habrn oder nicht, während Ledige, welchealte Eltern oder jüngere Geschwister miiernähren. nicht« bekommen.Ausgeschlossen von der Zulage sind ferner alle solche Personen, welcheNaiuralverpfleaung oder Deputat beziehen. In dieser Bestimmung er«strahlt die Weisheu der Berliner Ratsherren ganz besonder«.belle".Demnach müssen die verbeirateten Pfleger in den Kranken- und Irren-unstallen der Stadt, welche man nicht au« dem Kost- und Logis-verhälini« entlassen hat und mit einein Barlohn von monatlich4V. 50 bi« 100 Mark abipeist, auf die Beihilfe verzichten. Undgerade hier wird die Zulage iebr nötig gebraucht; denn Frau undKinder dieser Pfleger müssen Hungeekünstler sein, wenn st» vonden genannte» Löhnen existieren wollen. Dasselbe gilt für die mitDeputat entlohulen Rieselfeldarbeiter. Mit einem Barlohn von sageund schreibe pro Tag t.20 M. im Winter und>.80 M. im Sommerund einer Naturalle>st»»g im Wem von 300 M pro Jahr erreichtein solcher Deputant noch nicht einmal einen JahreSgesamtlohn von300 M.: Magistratu» dält trotzdem bei solchem Janimerlohndie Zulage sür überflüssig. Ebenso ist e« mit den Gut«-arbeiterinnen, welche pro Tag 80 Pf. bezw. l.20 M. varlohn undpro Jahr 200 M. Naturallohn erhallen. Eine Witwe unter ihnen, dieetliche hungrige Mäuler zu stopfen ha«, ist nach dem unersorschlichenRatschluß der sladlberlinischen Sozialpolitiker der Teuerungszulagenicht wip�ig. Die Ding» klingen unglaublich, sind aber leiderwahr. Ein Schildbürgerstückchen ohnegleichen ist die Methode.welche man für die Feststellung der Jahreslöhn« zusammen-gedoktert hat. E« wird da nicht etwa der tatsächliche Jahre«-verdienst zugrunde gelegt, sondern«in ganz Schlauer im Rathaus«hat folgeiide« miSgesponnen: Ermittelt wird der Verdiensteinschließlich Ueberstunden usw. s!) au» dem Vierteljahr vom ld. Scp-tember bis 15. Dezember, der dann mit 4 multipliner« wird— undfertig ist der Jabreelohn. Dabei ha« sich nun ergeben, daß Arbeiter.die zwar sonst einen sehr niedrigen Stundenloh» haben, im letztenVierteljahr stark zu Ueberstunden oder Sonntagsdienst herangezogenwurden und in demselben etwas mehr als 500 M. verdienten.Durch die schematische Multiplikation werden ihnen 2000 M. LohnherauSgerecknet, obwohl sie tatsächlich dieses� Jahreseinkommennickt entfernt erreichen. Nichtsdestoweniger enthält man ihnen dieTeuerungszulage vor! Dadurch tritt z. B. da» Kuriosum zutage, daßArbeiter, welche 38 Pf. Stundenlohn haben, aber im letzten Viertel-£ihr Ueberstunden schinden mußten(wie eS beim Straßenbau amlexanderplotz der Fall war), die Zulage nickt erhallen, tvährendanderen Arbeitern mit regelmäßigem und weit höherem Stunden-lohn diese ausgezahlt wird. Auch in den Gasrevieren wird so ver»fahren. Ein starkes Stück von Ungerechtigkeit in auch dieBestimmung, daß den Beamten mrt weniger als 2000 M.Einkommen die Rebenbezüge nickt angerechnet werden, anderer«seit» aber den Arbeitern die Ueberzeitarbeit auf Heller undPfennig in Aniatz gebrockt wird. Wie ersichtlich, ist daS Ganzewieder einmal echt berlinische Sozialpolitik, und wird es Ausgabeder betroffenen Arbeiter sein, sich energisch gegen die gekennzeichnetenunhaltbaren Dinge zu wehren. Der Verband der Gemeindearberterhat denn auch— wie wir hören— die nötigen Schritte dazu ein»geleitet.Da» Märkisch» Musen« der Stadt verlin bleibt am Sonntag,den 24. Dezember, am ersten WeihnachtSseiertage und am Neujahrs-tage geschlossen. Am zweiten Weibnachtsfeiertage und am Sonntag,den 31. Dezember, ist es von 3— S Uhr geöffnet.Der städtisch« Seefischverkauf findet mit Rücksicht auf die Weih-nachlszeit bi« zum Jahresschluß nicht mehr statt.Der vorschriftsmäßige Nohrstock.Gegen einen Lehrer der 280. Knaben-Gemeindeschule(Frankfurter Allee), der mit seinen Schülern nicht ohne Prügel fertigzu werden vermag, halte der Vater eine« von diese», Lehrer ge-vrügelten Jungen die Schuldepuiaratio» angerufen. Er teilt u»Jjetzt den Bescheid mit, den die Gchuldeputation ihm hat zukommenlasten und gibt un« auch Kennlni« von dem Arztattest, da« erseiner Beschwerde beigefügt haite. Die Meinung des BaterS. daßdie Angelegenheit von Interesse auch für andere Eltern sei.erscheint unS zutreffend. Leider kennen wir nicht den Wort-laut keiner Beschwerde, weil er keine Abschrift von ibr zurück-behalten hat. ES ist aber aus dem diesmal etwas ausführlichenBescheid der Schuld-puiation mit hinreichender Denrlichkei» zuersehen, um wa» e« sich handelt. Genügen wird e«, daß wir ledig-lich die Schriftstücke wiedergeben.Der Arzt, der den jetzt Ujährigen Jungen nach der Ab-strofung untersucht halte, bescheinigte in seinem Attest das folgendeErgebrn«:.Der objektive Befund ergibt bei dem Knaben eine großeMenge längerer und kürzerer Striemen auf dem Rücken besonders,am Gesäß und sogar eine Verletzung hinter dem linken Ohr. Ichbemerke, daß es sich in diesem Falle überdies»och um einen anstarker Nervosität leidenden Knaben handelt."Als der Vater die Sacke weiter verfolgte, bemühte der Lebrersich, ihn zu beschwichtigen. Er kam ihm zu diesem Zweck sogar indle Wobnung, und al« die Visite nickt den gewünschten Erfolg hatte,wurde später noch durck eine Mittelsperson um Rücknahme derBeschwerde ersucht. Der Vater hielt d>e Beschwerde ausreckt undwurde schließlich von der Schuldeputation durch folgendeAulwort überrascht:.Die von dem zuständigen Sckullnspcftor geführte Unter-snchnng Ihrer Beschwerde vom 24. Oktober l3>1 über den LehrerHerrn Elzemann hat so gende« ergeben: Ihr Sohn ist nicht wegender freilich ledr hoben Fedleizahl seine» Diktat« gezüchtigt, son«dem weil er von seinem Nackbar abgeschrieben haue. Daß dieZüchtigung derber ausgefallen ist, als sie ursprünglich beabsicktigtwar, liegt allein an dem jeder Sckulzucht Hohn sprechenden Wider-stand, den der Knabe dem ersten Hieb entgegensetzte. Er ivurde aus denRücken geschlagen, weil der Lehrer so Vorsicht, g war, den frühereuBruch zu berücksichtigeu; sonst wäre daS Geiaß gewählt worden.Er Hai nach dem eiiistimmigrn Zengni« des Lehrer« und der Klassemir vier Hiebe mit einem niäßig dicken und vorschriftsmäßigenRohrstock erhalten: die größere Zahl der Striemen erklärt sichdaraus, daß jeder Hieb aus beiden Leiten de« Rücken« in Er-scheinung getreten ist. Die Verletzung hinter dem Ohr lowie denblauen Fleck ani Gesäß hat er sich selbst bei seinem Widerstanddurch Stoßen an der Bank, über die er sich warf, zugezogen; dabeikann mich seine Hose zerrissen sein. Von Nervosität de« Knabenist der Schule nickt« bekannt geworden, auch hat der Sckularztniemals«ine eventuell erforderliche Züchtigung uittersagt. Auch istIhre Behauplimg ganz umutreffmd, der Lehrer habe den Kindernverboten, zu Hause über ihnen zuteil gewordene Züchtigungen zureden. Daß die Züchiigung Ihres Sodne« für ihn keine gesund-heilschSdlichcn Folgen gehabt bat. vielmehr eine ersprießliche er»zieherische Wiikung ausübte, geht auch au« dem sehr artigen, aberdurchaus heiteren und unbefangenen Wesen hervor, da« er amTage danach, am Sonnabend, in der Sckule zeigte. Wir sehendeshalb keine Veranlassung, gegen den Lehrer disziplinarische Maß»nahmen zu veranlassen. Hirsekorn."Die Antwort ist, wie gesagt, diesmal etwa« ausführlicher, alsSchuldeputationSbefcheide ionst zu fein pflegen. Zu wünschen wäreallerdings noch, daß die Schuldeputalion dem Baier auch mitgeteiltbälle, worin»der jeder Sckulzucht Hohn sprechendeWiderstand" bestand. Maiicher Lehrer hält«S schon für Widerstand, wenn der Zögling, den er prügeln will, seinen Körper dem.vorlchiiftSniäßigeii Robrstock" nickt willig geniig darbietet. Auchdarüber bälle die Schuldeputation sich äußern sollen, wieso infolgede« Widerstaude«.die Züchtigung derber ausgefallen"ist. Soll au« diesen Worten herausaele'en werden, daß der Lehrer,um auck den Widerstand noch zu bestrafen, mebr Prügel ausgeteiltHobe, ol» er anfänglich beabsichtigt hatte? Denn zu der.derberauSgelallenen Züchtigung" wird ja die Schuldeputation nichtdie Verletzung hinter dem Obr und den blauen Fleckam Gefäß zählen, die noch ihrem Bescheid gar nickt dem Stockde« Lehrer», sondern dem Widerstande des Jungen zuzu-schreiben find.Auffallen muß schließlich noch, daß von einer Nervositätde« Knaben, dir der Arzt— nicht der Schularzt, sondernein Privatarzt in seinem Attest ausdrücklich hervorhebt und sogaral« stark bezeichnet,.der Schule nicht« bekannt ge-worden' ist. Ueber diese Angabe de« SchuldepniationS»belchetde« haben wir unS noch mehr gewundert, nachdem wir durchpersönlich« Unterredung mit dem Jungen einen Eiuvnick gewonnenhaben, der un« da« Urleil de» Arzte« vollauf zu bestätigen schien.Der Gegensatz zwischen der sebr bestimmt vorgetragenen Ansicht desPrivatarztes und den Beobachtungen der Lehrer und gewiß auch desSchulärzte«, die keine Nei vositäl bemerkten, ist so sonderbar, daß manannehmen möchte, die Schuldeputalion habe daraufhin den Knaben so-son durch den Schularzt speziell bezüglich der behaupteten Nervosiintuntersuchen lassen. Untersucht wurde er in der Tat von deinSchularzt, nackdem der voter sein, Besckwerde abgeschickt hatte, undder Arzt sagte dem Jungen, von den Schlägen sei ja sckon nicht«mehr zu sehen. Da« war etwa 14 Tage nach jener Abstralung.Aber van einer Untersuchung auch wegen Nervosität sagt die Schul-deputotion lein Wort, und sie weiß von der Mitwirkung eine«Schulärzte« nur zu berichten, daß dieser.niemals eineeventuell erforderliche Züchtigung untersagt"habe. Hierzu teilt die Mutter un« mit. daß der Knabe, al« ervor jetzt 7'/, Jahren eingeschult worden war und damalseinem Schularzt vorgestellt wurde, von ihm sofort alsnervö» bezeichnet worden sei. Auch habe jener Schularzt ihrgeraten, da» Kind nicht zuschlagen.Nach alledem muß die Antwort der Schuldeputation, trotz ihremWortreichtum, von den Eltern des Knaben alt durchaus unbefnedigendempfunden werden. Auf den Gang solcher Untersuchungen und aufdie Erteilung der Bescheide haben, wie belannt, die sozialdemokratischen