Reform hemm und meide! jene, die geradewegs aufs Ziel loSwollen... .Stände-Ordnung' skatholisch- soziale Zeitschrift in Koblenz ), 19l)S, Hest 21.) Das verräterische Zentrum! »DaS arbeitende Volk muß zum großen Teil durch die agrar» freundliche Politik unserer Zentrumöpartei da? Fleisch entbehren: 1. durch die von unserer Zentrumspartei so entschieden herbei» geführte Zollerhöhung auf einzuführendes Vieh und Fleisch; 2. durch ihr Einverständnis mit der Grenzsperre, um angeblich das deutsche Vieh vor Seuche zu bewahren. Demgegenüber hat das Landwirtschaftsministerium in diesem Jahre im Deutschen Reiche dreimal soviel Viehseuchen festgestellt wie im gesamten Auslande. Der wahre Zweck der Grenzsperre be« steht also nur darin, daß das Vieh zum Nutzen der Agrarier ver» teuert wurde.... Wer hat im Jahre 1902 in der hl. Weihenacht in einer achtzehnstündigen Reichstagssitzung unter Zertrümme» rung der Geschäftsordnung und Entheiligung des WeihnachtSse st es dem arbeitenden Volle in so unerhörter Weise die Lebensmittel verteuert? Vornehmlich unser Zentrum I Wer beantragte die Befreiung der fürstlichen Personen von der ErbschaftS st euer? Nur unser Zentruni l DaS nennt unsere Zentrumspartei :»Schutz den wirtschaftlich Schwachen, und ausgleichende Gerechtigkeit!'... ... Nichts kann klarer, kann logischer sein, unsere Zentrums- parte! hat sich von einer Volkspartei zu einer agrarisch-realtionären Regierungspartei durchgemausert...." (Aus einem Flugblatt, das die Katholiken N. Lammertz und I. Borch sitter im Auitrage einer am 14. Ok« tober lSl)6 in M.-Gladbach stattgetundenen öffentlichen Versammlung katholischer Arbeiter, die Protest erhoben gegen die VerratSpolilik ihrer Partei, verfaßten und verteilen ließen.) Beschimpfung der Landarbeiterinnen durch daS Zentrum. Zentrumsabgeordneter Erz berger in einer Versamm- lung am 16. Dezember in Weisenau (Hessen ): .Denken Sie sich, eine Dienstmagd gebärt ein uneheliches Kind und legt sich auf Kosten der Krankenkasse acht Wochen ins Bett. DaS gefällt der Person so gut. daß sie die Sache das nächste Jahr und vielleicht noch öfter probiert.(Schallendes Ge- lächter!) Die Bäuerin aber, die muß am zehnten Tage spätestens wieder an ihre Arbeit. Aus diesem Grunde und wegen Hoch- Haltung der Sittlichkeit auf dem Lande mußte das Zentrum gegen die achtwöcheutliche Unterstützung stimmen.' Das Zentrum preist die RcichsversicherungSordnung als sein Werk l Das mit Recht l Das Zentrum lehnte nämlich die von den Sozialdemokraten geforderte obligatorische Hebammen- Hilfe ab, das Zentrum setzte die Schwangerschaftsunterstützung für Landarbciterinnen von acht auf vier Wochen herab. Das Zentrum stimmte auch gegen die von der Sozialdemokratie geforderte Einbeziehimg der Frauen und Töchter der kleinen Pächter und Bauern in die Krankenversicherung i Herr Erzbergcr sagt:„Auf dem Lande ist die Unsittlich- keit zu groß I" Run werden die Landarbeiter doch sicher— zentrümlich wählen l_ Zur kelchstagmudl. ReichSverbändlerischeS. Der Reichsverband fährt im Zeichen der ReichStagSwahlen St fort, die bürgerlichen Politiker zu bekämpfen, die mit denv Scharf- machertum und der schwarzblauen Verbrüderung nicht ganz ein- verstanden sind. In der vom 21. Dezember datierten Nr. 5 wendet sich die.Wahlkorrespondenz" des ReichSverbqndeS gegen den Hirsch- Dgpckcrschen Arbeitersckretär Erkelenz, weil dieser in einem „Liberalismus und Arbeiterbewegung" betitelten Vortrag nicht etwa die Sozialdemokratie gelobt, sondern beiläufig nur die Behauptung � aufgestellt hat. daß die dcuischen Unternehmer knauseriger seien als die englische Bourgeoisie. Dieser Behauptung muß der vom deutschen Großunternehmer» tum unterhaltene Reichsverband natürlich entgegentreten. Er bc- sorgt das Geschäft nach Vorschrift und fällt mit folgenden, der Ver- körperung von Bildung und Besitz durchaus angemessenen Schelt- Worten über Herrn Erkelenz her: »Genau wie Bebel und die Seinen streicht er das Ausland, vor allem England, auf Kosten des Vaterlandes heraus und beschimpft seine eigenen Volksgenossen, die sich er- dreisten, etwas zu besitzen und die Volksaufhetzung abzulehnen."» Nachdem auf diese Weise der Hirsch-Dunckersche Harmonie« freund vom Reichsverband erledigt worden ist, kriegt ein Göttinger Professor, Dr. Busset mit Namen, sein Teil. Herr Busset hat in einer Versammlung der Nationalliberalen gesagt, daß die Sozialdemokratie nicht richtig bekämpft werde. Die„Wahlkorrc- spondenz" fühlt sich dadurch getroffen und schilt den Professor, daß er eine„ziemlich krause Weisheit" vorgetragen habe. Nur ein deutscher Professor, dem die Sozialdemokratie trotz seiner Ge- lehrtheit ein Buch mit sieben Siegeln geblieben sei. könne ein so verkehrtes Urteil über die Umfwrzpartei haben! •• • Wählen die Poftunterbeamten r,t? Die antisemitische.Staatsbürgerzeitung" erklärte letzthin, daß die Unterbeamten, vornehmlich die der Postverwaltung, fast durch. weg einen roten Stimmzettel abgeben, ohne deshalb sozialdemo- kratisch zu sein. Die Schuld an diesem Zustand wurde von dem antisemitischen Blatt der PoslbeNvaltung und ihrer mangelnden sozialpolitischen Fürsorge zugeschrieben. Darauf antwortet nun die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", daß die erste Behauptung der „StaatsbürgerzeiluNg" eine schwere Verunglimpfung und Deleidi- gung dcS ehrenwerten Standes der Unterbeamten fei. Die Aue- führungen der.Staatsbürgerzeitung" hätten aber auch eine völlige Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse bewiesen, da die Post- unterbeamten nicht ungünstiger gestellt seien, als alle anderen Unterbeamten der Reichs- und preußischen Ressorts. Daß man die freie Ausübung des geheimen Wahlrechts als eine Herabsetzung des.ehrenwerten Standes der Unterbeamten" hin- stellt, wird die Unterbeamten noch nicht dazu bestimmen, die Teue- rungSpolitik der Zollwucherer und ihrer Verbündeten zu unter- stützen und'die Gelüste der Arbeiterfemde nach einer Antastung des KoalitionSrcchteS durch Abgabe schwarz-blauer Stimmzettel zu ermutigen! • Tie ReichStagSwahl ist geheim! Dieser VersassungSbestintmung will auch die mecklenburgische � Regierung zum Durchbruch verhelfen. Die Regierung in Schwerin hat über hie Beschaffenheit der Wahlurnen folgendes I wiiüflU „In Ansehung ber Wahlurnen wird noch besonders darauf hingewiesen, daß hierzu nur solche genügend großen Gefäß? zu verwenden sind, welche es gestattsn, die Umschläge mit den Stimm- zetteln durch den Spalt im Deckel des Behältnisses so einzuwerfen, daß ein Aufeinanderschichten der Wahlumschläge unmög- lich ist. Suppenterrinen. Zigarrenkisten und dergleichen dürfen hiernach nicht zur Verwendung kommen." »» » Kinder in der Wahlbewegung. Aus Luckau im Wahlkreise Kalau-Luckau wird unS berichtet: Hier kann man die Beobachtung machen, daß schulpflichtige Kinder zum Verteilen der Flugblätter des ReichSverbandcS ver- wendet werden. Als die Kinder nach ihrem Auftraggeber gefragt wurden, gaben sie den Herrn Rektor der Knabenschule, Rhien, an. Nicht genug damit, daß dieser Herr die Kinder in Luckau zum Flugblattvcrteilen verwendet, auch vom Schulbesuch werden sie dispensiert, um nach den umliegenden. Dörfern Flugblätter zu tragen. Billige Wahlarbcitl Wucher unck SsÄsIäemoliratie. Der..nationale'.patriotische" OrdnungSbrei, dieS konserllatiö- antisemitisch-nationalliberale-ZentrumSgemisch, lebt von Lügen. Faustdicker, in breitester Oeffentlichkcit länyst widerlegter Schwindel über die Sozialdemokratie kehrt in ihren Flugschristen und Zeitungen immer wieder. Die perfide Absicht, die damit verfolgt wird, ist klar. Man hofft, durch die schamlose Wiederholung alberner Erfindungen die Aufmerksamkeit der Wähler abzulenken vom Ernst der wirtschaftlichwi, durch die Beutepolitiker vermehrten Notlage. von den Gelüsten der bürgerlichen Parteien nach neuen Beutezügen auf die Taschen des arbeitenden Volke? und von ihren Plänen gegen die fchmvlen Rechte de? Volkes. Daneben handeln die auf die Dummheit der Albernsien spekulierenden BerleumdungSpolitiker nach dem alten Gaunersatz: Verleumde dreist, hängen bleibt immer etwa». Wir greifen heute eine der frechen Wahllügrn heraus. Sie geht dahin: die T»zi«Hc»»?r»tie hebe»exen die Wuchergcfehe ge- stimmt. Aktcnmäßig fest steht, daß die Sozialdemokratie für beide Wuchergcsctze(18M und 1803) gestimmt Hai. Wir legen dieS noch- malS an der Hand der stenographischen! Berichte dar. DaS erste Wuchrrzefeh ist im Jahre 1880 im Reichstage bc- handelt. Zu diesem durchaus unzulänglichen Wuchergesetz nahm von sozialdemokratischer Seite nur der Abgeordnete K a y s e r das Wort. Er führte in der Sitzung des Reichstages vom 20. April 1880 aus(S. 835 Sten. Ber.): .Meine Herren, ich nehme-nur deshalb daS Wort, weil iu einem Teil der gegnerischen Presse zur Zeit unserer Wehrliflzkeit (bekanntlich waren damals die soziavemokratifchen Zeidiingen durch daS SozialistenFefetz unterdrückt) uns Vorwürfe gemacht worden, daß wir gar nickt unsere Stellung zu dieser Frage ilorlegen und un» gar nicht dieser Sack)« anzu- nehmen scheinen." Zum Schluß führte der Abgeordnete Kavser dann auS(S. 837 Sten. Ber. Sp. 1): „Wenn ich zum Schluß komme, so gelange>ch zu dem 3ie- sultat, daß. so sehr ich überzeugt bin. daß in der heutigen Gesell- schaft die Tätigkeit, die Notlay« des Nebenenenschen auSylckeuten, sonst ringsum bestehen bleibt, ich doch trotz aller meiner Bedenken mich mit der Vorlage befreunde. Ich wiederhole, ich habe große Bedenken gegen die Rechtsprechung, weil der Richter daS richtige Verständnis für daS lrvs Wucher ist, nicht hat. Aber trotz aller Bedenken erkläre ich, daß' ich hier, wo mir die'roheste und abfcheu- lichfte Form der Ausbeutung entgegentritt, zur Beseitigung dieser Form beitragen will. Ich halte daS Gesetz fiir ein solche?, daS den Aermeren vor dem Reichen so viel als möglich schützen soll und welches eine Rücksichtnahnit zu sein scheint auf die öffent- tiche Meinung, die wir in den vergangenen Jahren durch unsere Agitation, indem wir ja fortwährend auf daS Unrecht der AuS- beutung des notleidenden Menschen aufmerksam machten, hervor- gerufen haben. Ich werde also für daS Gesetz stimmrn." Dementsprechend stimmte Kahsrr und stimmten sämtliche so- zialdemokratischen Abgeordnete, Sie bei der Abstimmung zugegen waren, für das Wuchergesetz vsm Jahre 188V. Wie steht eS mit der Wuchergesetznsdelle»»» Jahre 1893? Die Stellung der sozialdemokratischen Fraktion zur Wucher- gesetznovelle von 1803 kennzeichneten im Plenum des Reichstags Frohme(Sten. Der. S. 655. 1842). Kunert(Sten. Ber. S. 20591 und Stadthagen (Sten. Ber. S. 1842, 1846. 1041. 1943, 2053. 2065, 2069), in der Kommission Frohme und Stadthagen . Sie erklärten, daß das Gesetz zur Bekämpfung de» Wucher» und der Ausbeutung in jeder Form durchaus nicht genüge und nicht genügen könne, die heutige Gesellschaftsordnung sei nicht imstande, den Wucher zu be- seitigen, da sie auf der Ausbeutung de» Menschen durch den Men- schen aufgebaut sei. Wenn aber auch der Wucher erst aufhören könne in dem Augenblick, wo die Ausbeutung durch VcrgefSll- fchaftung der Arbeitsmittel in sozialdemokratischem Sinne unmög- lich werde, s» könne doch«och innerhalb der heutigen GesellschaftS- ordnung viel mehr zur Beseitigung be» verderblichen, verwerflichen nnd verächtlichen Wucher» geschehen, als der Gesetzentwurf vor- schlage. E» sei möglich und erforderlich, auch den nicht gewohnhcitö- und gewerbsmäßigen Wucher, auch den ArbeitßvertragSwucher, wie er sich in der Ausbeutung de» Arbeiter» durch besonders niedrige Löhne, durch Koalitionsbeschränkungen usw. zeige, ferner den MietS-, den Agenten» und vermittler«, den Grund» und Boden-, den Pfandleih -, den Zoll- und Steuerwucher zu treffen und durch Richter, die aus dem Volk genommen und durch dasselbe gewählt seien, gegen die arbeitende Klasse gerichteten Wucher zu treffen. Die sozialdemokratischen Abgeordneten stellten nach dieser Richtung hin in der Kommission und im Plenum Anträge. Wiewohl die meisten derselben abgelehnt wurden, stimmten die Sozialdemo- krateu, Mann für Mann, grschlvssen für da« Gesetz, das wenigstens den Anfang dazu machte, den Wucher als etwas Unmoralisches zu kennzeichnen. Ueber die Stellung der Sozialdemokraten zu dieser Wucher» gesetznovelle äußerte sich recht charakteristisch der damalige Vorsitzende der Wuchergesetzkommisfion, nachmaliger Präsident deS Reichstages, der ZentrumSabgeordnete Freiherr v. Buol-Bercnberg (S. 1851 der Sten. Ber.) auf eine Aeußerung des Herrn v. Bar. Mitgliedes der freisinnigen Partei, die gegen das Gesetz eintrat: „Der Herr Borredner hat neu vorgebracht, daß wir un» zu hüten hätten, Gesetze zu machen, die»ine Verstärkung des sozia- listischrn Gedanken» seien und daß uns schon der Umstand stutzig machen müßte, daß die S»zi«lde»ikr»tea sich für diesen Gesetz» «ntwurf s» sehr in» Zeug werfen. Ich muß gestehen, daS schreckt mich nicht ab. Ich prüfe und entscheide objektiv...; indem wir den berechtigten Kern der Sozialdemokratie auS der Welt zu schassen suchen und ihre Forderungen, soweit sie berechtigt sind, befriedigen, stützen und fördern wir nicht, sondern bekämpfen wir den sozialistischen Gedanken am wirffamsten. Wenn der Herr Vorredner aber daran noch die Bemerkung geknüpft hat. man müßte noch einen Schritt weiter gehen und dem Antrag Stadt- Hägen beistimmen, dan der Wucher durch BvlkSgerichte abgeurteilt werde, so crTläre ich jetzt schon, daß ich auch ohne diese Bemerkung aus diesen Punkt zu kommen gedachte, und zwar zu- stimmend. Ich hätte gar nicht» dagegen, sondern im Gegenteil, ich würde eö sogar für zweckmäßig halten." Von llc-e Abstlmmungen tvaren zlver kfl? zlveiker Lesung namentlich, nämlich die Abstimmung über den Hauptparagraphe» dcS Gesetzes§ 302e und über Artikel 4. Die Abstimmung über §- 302- befindet sich Seite 1907 der stenographischen Berichte über die Sitzung vom 18. April 1593. Sämtliche sozialdemokratische Ab- geordnete stimmten mit ja. In der Abstimmung über Artikel 4 stimmten die Sozialdemokraten(mit den Nationalliberalen und den Frikonservativen Gamp und von Stumm) gegen Artikel 4. weil dessen Fassung unannehmbar war. DaS sahen die Antragsteller selbst ein. darauf wurde zwischen zweiter und dritter Lesung eine andere Fassung für Artikel 4 in einer freien, von allen Parteien besuchten Kommission vereinbart. Diese Fassung war von Stadt- Hagen vorgeschlagen. Sie wurde von den Abgeordneten v. Buol(Z.), Düsing(natl.), Gicse(k.), Hahn(k.), Rintelcn(Z.) und Singer (Soz.) al? Antrag auf Sir. 191 der amtlichen Drucksachen einge- bracht. Für diese zum Gesetz erhobene Fassung stimmten natür» lich auch die Sozialdemokraten. Ebenso stimmten sie bei der Schluß» abstimmung für das gesamte Wuchergesetz von 1893. Wann ist die jetzt wieder aufgewärmte Lüge über die Ab« stimmung der Sozialdemokraten zu den Wuchergesetzcn inS Leben gerufen? Im Jahre 1897 erschien sie in Nr. 74 der vom Pastor Hülle redigierten Flugblattfabrik und in dem„Politischen Handbuch für nationallibrrale Wähler" S. 538 und 551 unseres Wissens das erstemal. Sofort nagelte der„Vorwärts" die Lügen fest. Die Blätter der verschiedensten Parteirichtungen, auch die„National» zeitung", gaben darauf im Herbst 1897 z», daß die Sozialdemo- kratie stets gegen Wucher aufgetreten und für die beiden Wucher- gcfetze eingetreten ist. Nur der evangelische, vor kurzem verstorbene Pastor Engel vom„Reichsboten" verharrte in seinem Kampf mit der Wahrheit. Ter„Vorwärts" hängte diese„Unverfrorenheit zu lügen und zum Lügen aufzufordern" am 17. Oktober 1897 niedriger und führte die in Betracht kommenden Seiten der stenographischen Berichte an. Nunmehr gab auch der Pastor Engel sein Beharren in der Unwahrheit auf. Ter Hülle-Echwindcl kam auch im Reichstage zur Sprache. Dort erklärte der Staatssekretär Graf v. Posadoweky am 13. Dezem- bcr 1897(Seite 175, Spalte B, Zeile 19 bis 14 von unten): Nachdem ich eine Angab! Zitate aus den Hülleschcn Schriften in den Zeitungen gelesen habe, habe ich mir allerdings gesagt. baß einzelne Behauptungen darin sind, die ich für tatsächlich un- richtig halte, w-.e z. B. die Behauptung, die Sozialdemokratie habe den Wucher begünstigt. Da? ist eine Bchauptnng, die absolut nicht aufrecht zu erhalten ist. Tann verstummte unseres Wissens die Mär über die ablehnende Haltung der Sozialdemokratie zum Wuchergesetz. Sie tauchte 1903 in einigen Lügenflugblättern wieder auf. Der Sekretär dcS Ab» geordneten Freiherrn Hehl zu Herrnsheim verleitete diesen, am LS. Januar 1904(Seite 520 L der sten. Ber.) folgenden Blödsinn zu verzapfen: „Die Sozialdemokratie hat im Jahre 1891 sogar gegen daS Wuchergesetz gestimmt. TaS. meine Herren, ist mir daS aller» auffälligste. TaS versteht auch der sozialdemokratische Arbeiter nicht, warum die Sozialdemokratie gegen da? Wuchergesetz gestimmt hat." Ihm wurde unbarmherzig im Reichstage am 13. Februar 1904 (Stenographischer Bericht Seite 945— 950) und am 15. Februar (Stenographischer Bericht Seite 975 und 976)„an der Hand der Akten dargelegt, daß seine Behauptungen Wort für Wort, von Anfang bis zu Ende, das absolute, akienmätzig nackjweisbare Gegenteil der Wahrheit" waren. Die Zeitungen aller Richtungen mußten daS damals zugeben. Der Hottentottenblock im Jahre 1907 wärmte in einem in der Offizin des„Berliner LokalanzeigerS" gedruckten, wohl au» dem Bülow-Sammelsonds bezahlten Flugblatt, als dessen Verleger ein Herr Paul Köhler, Berlin L�V.ll, zeichnete, dennoch die alte Lügen» mar auf. Ter„Vorwärts" nagelte daS Schwindelblatt an. Der freche Schwindel verstummte. Zum Leben ist er wieder von dem führenden Organ der Zcntrumspartei, der„Germania ", gerufen. Das geschah 1009, bald nachdem das Zentrum sich den Konservativen als Vasallen verschrieben hatte. Und jetzt gehen die edlen Schnapsbrüder, Zentrum wie Konservative, in mehreren Flugblättern mit der Lüge über die Stellung der Sozialdemokratie zu den Wuchergesetzen abermals hausieren. Ein englisches Sprich- wort sagt: Wenn er an einer Lüge ersiicken könnte, so müßte er jetzt erstickt sein. Der„nationale",„patriotische" Ordnungsbrei, dessen Haupttruppe jetzt daö Zentrum stellt, lebt von Lügen. Darum ist er an den Hunderten, von ihm in die Welt gesetzten, noch nicht erstickt. Und mit solchem Lügenpack muß sich die Sozialdemokratie immer von neuem herumschlagen. PolitLfcKe(leberllckr. Berlin , den 27. Dezember 1911. Ei» zutreffendes Urteil des Zentrums über die Kouservativen. | Die Konservativen sind Talmipatrioten, treten nur für die Interessen der Großen, gegen die Interessen des Kleinbauern, des Kleinhändlers und der Arbeiter ein. W-r den Konservativen Wahl» Hilfe leistet, bewirkt, daß das Geld des Volkes bald vollständig in die Tasche der Großgrundbesitzer und der Unternehmer gleitet— daS ist die zutreffende Ansicht deS Zentrums von ehemal». Seit zehn Jahren und heute freilich leeren Konservative und Zentrum!» leute gemeinschaftlich die Taschen des erwerbstätigen Volkes zugunsten der reichen Großgnlndbesitzer. Großunternehmer nnd Börsenleute und wenden sich gegen die schmälest Rechte des Mittelstandes nnd der Arbeiterklasse. Die Ansicht des Zentrum? über die Konservativen bleibt trotzdem zutreffend, ist heute nur auch auf daS Zentrum auszudehnen. Die ehemalige Anficht de» Zentrums über seinen konservativen Blockbruder ist mehrfach in Won und Schrift niedergelegt. Zitiert fei nachstehender PassuS auS einem Wablflugblatt vom Jahre 1898 zugunsten des damaligen Zentrumskandidaten Pfarrers Dr. Stephan im Kreise Niederbarnim . DoN heißt e! wörtlich: .Bei früheren Wahlen habt Ihr vielleicht aus Patriotismus konservativ gestimmt. Für da? ärmere Volk war dies ein Unglück, weil diese nur die Interessen der Vornehnieren vertreten und die Besserung der Loge des gewöhnlichen Manne? mit allem Nachdruck aufhalten. Wähler Niederbarnims, ein falscher Patriortömus! Und habt Ihr gesehen, was ein solcher Patriotismus einbringt? Wenn Ihr weiter in diefer Weise patriotisch seid, kommt nach und nach Euer Geld voll- ständig in die Taschen der Konservativen und Großunternehmer. Selten hat die konservative Partei ein Gesetz begünstigt, da? der zunehmenden Notlage deS Volkes, des Arbeiters, de» Kleinbauern, des Kleinhändlers ge- steuert hätte.' Sehr treffende Worte. Und mit diesen Ausbeutern der Wirt- schaftlichen Notlage und politischen Rechtlosigkeit des Volke? geht daS Zentrum als eifriger Helfershelfer Hand in Hand. Wer die Ausplünderung und Verheenmg Deutschlands durch die Ritter und Heiligen hemmen und beseitigen will, muß am 12. Januar sozial- demokratisch wählen.
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